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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/138

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ist[1]. Ohne auf die verwickelte Geschichte der Zölle in Freiberg hier näher einzugehen, wollen wir nur bemerken, daß erst im Jahre 1444 die Stadt Freiberg durch Kauf in ihren vollen Besitz gelangte[2].

Um 1372 wurde ferner ein Zolltarif in das Stadtbuch von Grimma eingetragen; er erfuhr wesentliche Veränderungen, als Markgraf Wilhelm I. am 20. Mai 1390 der Stadt das Recht zur Erhebung eines „neuen“ Zolls verlieh, war also vielleicht auch vorher schon städtisch[3].

Derselbe Markgraf verlieh am 30. Oktober 1404 der Stadt Oschatz den Zoll, den sie von den bisherigen Lehnsbesitzern Gebhard von Heynitz, Ambrosius Wolfframstorff und Meiner Gast, Bürger zu Oschatz, gekauft hatte, und gibt in dieser Urkunde auch die Zollsätze an, die wir unten mitteilen wollen, da die Urkunde bisher noch ungedruckt ist[4].

Fügen wir einen im Jahre 1442 niedergeschriebenen und mit späteren Zusätzen versehenen Zolltarif der Stadt Chemnitz[5] und etwa den Großenhainer Geleits- und Wegegeldtarif von 1462[6] hinzu, so dürften die aus dem Mittelalter erhaltenen Zolltarife unseres Landes erschöpft sein; doch ist nicht ausgeschlossen, daß sich noch weitere auffinden lassen, besonders wenn man die im 16. Jahrhundert und später niedergeschriebenen Zolltarife darauf hin untersuchen wollte, welche älteren Bestandteile in ihnen nachweisbar sind.

Bisher nicht veröffentlicht war ein ausführlicher Zolltarif für die Stadt Dresden, der wohl im 2. oder 3. Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts niedergeschrieben worden ist. Er findet sich in dem ältesten, Anfang 1404 angelegten Stadtbuche von Dresden[7], über das ich seiner Zeit an dieser Stelle ausführlich berichtet habe[8], und zwar unmittelbar hinter der Abschrift eines Schreibens der Städte Bautzen, Görlitz, Zittau, Löbau und Lauban an den Dresdner Rat vom 30. April 1415, in welchem dieser über den Inhalt einer noch zur Zeit Markgraf Wilhelms I. geschlossenen Vereinbarung wegen des Frachtverkehrs auf der hohen Landstraße unterrichtet wird; man hat also wohl in diesem Schreiben den Anlaß zur Eintragung des Zolltarifs zu sehen. Diese wird, obwohl sie von anderer Hand als die Abschrift des Schreibens herrührt, bald nach 1415, jedenfalls aber vor 1436, mit welchem Jahre das Stadtbuch schließt, erfolgt sein.

Schon Markgraf Heinrich der Erlauchte hatte am 19. November 1271 die Stadt Dresden von einem ihm zustehenden Zolle, dem sogenannten Marktzolle (theloneum nostrum in civitate Dresden, quod marctzol vocatur), also doch wohl von einer auf Kauf und Verkauf gesetzten Abgabe, gegen eine Beisteuer von 10 Mark zum Bau des Klosters Seußlitz befreit[9]. Doch hatten die Landesherren noch andere Zölle in Dresden, die, wie anderwärts, so auch hier an Private verliehen wurden; um die Mitte des 14. Jahrhunderts sehen wir den angesehenen Bürger Niclaus Münzmeister im Besitz eines solchen Zolles. Dieser bekannte am 28. September 1343[10]:

daz ich den burgern und der stat zcu Dresden von mine zcolle vorkouft habe, daz alle dye, dye der stat rotis unde rechtis phlegin, keynen zcol sullin gebin. Vurit abir eyn burger vremde gut, dovon sal man zcollin. Ouch habe ich in vorkauft, daz alle daz getreyde, daz man zcu marcte brengit, keynen zcol sal gebin; waz man abir hye koufit unde in eyn andir gerichte vurit adir daz hye durchget, daz sal zcollin.

Wir haben diese Sätze ganz wiedergegeben, weil sie fast wörtlich in unserm Zolltarif (§ 2 u. 3) Aufnahme gefunden haben.

Weiter ist für seine Entstehung von Interesse, daß die Markgrafen Friedrich der Strenge und Balthasar dem Rate am 15. Juli 1361 den Salzhandel überließen[11]. Der Rat übte ihn nicht selbst, sondern nahm eine Abgabe von den Fuhrleuten, die das Salz zum Verkauf brachten; die Höhe dieser Abgabe regelt § 1 unseres Tarifs.

Für die Entstehungszeit der übrigen Abschnitte des Tarifs fehlt es an Anhaltspunkten. Wenn die

systematische Anordnung der einzelnen Bestimmungen


  1. Gedruckt bei Ermisch, Das Freiberger Stadtrecht S. 267 ff. (auch Cod. dipl. Sax. II. 14, 154).
  2. 1444 Nov. 19, Cod. dipl. Sax. II. 12, 166.
  3. Cod. dipl. Sax. II 15, 28, 45.
  4. Orig.-Perg. im Hauptstaatsarchiv Dresden Dep. O. Nr. 30 (kurz erwähnt in C. S. Hoffmanns Histor. Beschreibung der Stadt, des Amts und der Diözese Oschatz I. 236). Der Tarif lautet: Czum irsten von iczlichim weytwayne (Wagen mit Waid) eynen Misnischen groschin, von dem lederwayne czwene groschin, von dem wachswayne vierdehalbin groschin, von eynem gelusenten (sic!) salczwayne hyndene vnde vorne acht heller, von eynem spiczenwayne (sic!) sechs heller, von eynem salczkarren vier heller, von eynem wayne der spiczerie furit vier heller, von eynem wayne der czentenergut furit vierdehalbin groschin, von iczlichim tuche vier heller, von eynem rubenwayne (Wagen mit Rüben) vier heller, von eynem virteil wyns czwene groschin, von eynem halbin fudir birs sechs heller, von eynem iczlichin rynde vier heller unde von iczlichim schaffe unde swyne czwene heller und von iczlichir pfiffen ols vir groschin.
  5. Cod. dipl. Sax. II. 6, 105. Vgl. Mitteilungen des Vereins für Chemnitzer Geschichte 4, 197.
  6. Schuberth, Chronik der Stadt Großenhain S. 174 f.
  7. Hauptstaatsarchiv Dresden Loc. 8586. Stadtbuch von Dresden 1404–1437 Fol. 53.
  8. Dresdner Geschichtsblätter Jahrg. I. Nr. 4 S. 45 ff.
  9. Cod. dipl. Sax. II. 5, 1. Vgl. Richter, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte von Dresden I. 272.
  10. Cod. dipl. Sax. II. 5, 39.
  11. Cod. dipl. Sax. II. 5, 43.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/138&oldid=- (Version vom 20.2.2025)