ein Schüler Graffs, ferner Carl Rösler und der vielbeschäftigte Carl Vogel von Vogelstein übernahmen erfolgreich dessen Erbe, wie auch der Vater des Letztgenannten, Christ. Leber. Vogel († 1816), durch reizende Kinderbildnisse sich eines wohlverdienten Ruhmes erfreute. Als Schöpfer von Pastellporträten sei der Hofmaler und Akademielehrer Joh. Heinr. Schmidt († 1829), als solcher von Miniaturbildnissen der schon erwähnte Moritz Retzsch mit Auszeichnung genannt. – Historie und Genre zugleich pflegte zu Anfang des Jahrhunderts Johann Eleazar Zeißig-Schenau († 1806), von dem u. a. das Krumpholz-Museum in Großschönau – wo sich jetzt auch des Künstlers Grabstein befindet – beachtenswerte Arbeiten birgt. – Die Landschaftsmalerei, in der damals ein jetzt vergessener Meister, Friedrich Christian Klaß († 1827), besonders aber Johann Christian Klengel († 1824) und dessen Schüler C. G. Traug. Faber glänzten, erhielt in dieser Periode bedeutsame Anregungen. Sie gingen vom Norden aus: von dem jetzt fast übermäßig gefeierten Caspar David Friedrich und seit 1818 auch von dessen Freunde, dem Norweger Johann Christian Claußen Dahl. – Auf dem beschränkten Gebiete der Frucht-, Blumen- und Stillebenmalerei war besonders Caroline Friederike Friedrich, Ehrenmitglied der Dresdner Kunstakademie, tätig († 1815), die in Ther. Richter eine ausgezeichnete Schülerin hatte, auch mehrere Schüler ausbildete. – In der Technik der Zeichnung – vorzüglich der in Sepia – nahm der Professor Jakob Seydelmann eine der ersten Stellen ein.
Wie schon aus dieser kurzen Übersicht hervorgeht, war in der Zeit von 1801 bis 1830 die Malerei die an der Akademie hervorragendst gepflegte Kunst. Mit ihr kann sich nur annähernd die Kupferstecherkunst messen, zwar nicht der Zahl, wohl aber der Bedeutung ihrer Vertreter nach. Zu Anfang des Jahrhunderts wirkten noch zwei Italiener als Lehrer dieser Kunst an der Akademie: Gius. Canale († 1802 als Hofkupferstecher) und Gius. Camerata († 1803), jener in Rom (unter Cav. Benefiale), dieser in Venedig und Wien gebildet. Canale stellte noch als Achtzigjähriger (1801) aus. Er unterwies u. a. den späteren Hofkupferstecher Chr. Friedr. Stölzel († 1815), der wiederum des Meisters Art auf seinen Sohn Chr. Ernst Stölzel und auf den nachherigen Akademieprofessor J. Gotth Seiffert († 1824) übertrug. Camerata hatte in den Professoren Chr. Gottl. Schultze († 1819) und Ephr. Gottl. Krüger seine bedeutendsten Schüler. In italienischer Schule, unter Lor. Zucchi, war auch der Hofkupferstecher Carl Gottl. Raspe († 1807) gebildet, der sich im Fache des Porträtstiches auszeichnete, aber keinen hervorragenden Schüler zog. Alle bisher genannten Meister pflegten fast ausschließlich den Stich von Historien und Bildnissen und waren durch derartige Leistungen auf den Ausstellungen vertreten. – Neben dieser italienischen Schule eroberte aber bald die französische ihre Stellung, und zwar vorzugsweise auf dem Gebiete des Landschaftsstiches. Schon der obengenannte Schultze hatte seine Ausbildung bei dem berühmten J. G. Wille in Paris vollendet, dessen Arbeiten durch „unübertroffene Reinheit und treffliche Wiedergabe des Helldunkels“ glänzten. Bei Wille lernte auch der Hauptmeister des Landschaftsstiches, Adrian Zingg († 1816), ein in zeichnerischer Hinsicht durch Ludwig Richters ungünstiges Urteil lange schlechtrenommierter Künstler, den man aber in der Gegenwart wieder richtig einschätzen lernt. Zingg hat zahlreiche, tüchtige Schüler gebildet, von denen Chr. Aug. Günther († 1824), J. Ph. Veith, Joh. A. Darnstedt und Carl Aug. Richter, der Vater Ludwigs, selbst wieder als Lehrer an der Akademie tätig waren und ihres Meisters Lehren auf ihre Zöglinge fortpflanzten: so Darnstedt auf J. G. A. Frenzel, den späteren Direktor des Kupferstichkabinets; Veith auf den trefflichen Landschafter Chr. Gottl. Hammer. Zinggs Einfluß beherrschte in dem ganzen behandelten Zeitraume den Landschaftstich und ebenso die Landschaftszeichnung; denn der Künstler selbst wie seine Schüler haben einen reichen Schatz zarter Sepiazeichnungen (meist Darstellungen aus Dresdens Umgebung und den übrigen Teilen Sachsens) hinterlassen, die noch heute von feinsinnigen Kennern gesucht werden.
Die Bildhauerkunst hatte in dieser Zeit an der Akademie einen einzigen Vertreter: den Hofbildhauer Joh. Fr. S. N. Pettrich. Dieser, in Casanovas Schule aufgewachsen, lebte noch ganz in den klassizistischen Traditionen, denen er in Gelegenheitsarbeiten, fast nie in eigenen größeren Werken, Ausdruck verlieh. Auf das herbe Urteil, das Pettrichs Schüler Rietschel über diesen fällte, ist oben schon hingewiesen.
Der Klassizismus galt auch der Baukunst noch fast ausschließlich als Leitstern. Was Krubsacius, in seiner Weise verdienstvoll, gelehrt hatte, ward durch dessen Schüler, den Hofbaumeister Hölzer – bis 1814 den einzigen Lehrer der Architektur an der Akademie – fortgepflanzt, wenn auch in teilweise gemilderter Form. So blieben die Verhältnisse auch nach der Begründung der Bauschule; denn der an Hölzers Stelle tretende Professor C. A. B. Siegel war ebenfalls von Krubsacius ausgebildet. Erst seit 1827 kam durch die Berufung Joseph Thürmers ein frischer Geist in diese erstarrten Formen: die Renaissance hielt in der Dresdner Architektur ihren Einzug. Leider war es dem Künstler, dessen farbige Zeichnungen römischer und griechischer Bauwerke jedesmal mit Auszeichnung genannt wurden, nur wenige Jahre vergönnt, an der Akademie zu wirken; schon 1833 ereilte ihn der Tod.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/105&oldid=- (Version vom 10.1.2025)