Geschenke sowie die über dieselben und über ehrenvolle Namenerwähnung andrer Schüler ausgestellten Urkunden. Alljährlich am gleichen Tage ward die sehnlich erwartete Feier wiederholt, und die Akten des Hauptstaatsarchivs nennen uns die glücklichen Empfänger. Unter ihnen erscheinen natürlich auch die obengenannten Meister, zum Teil sogar mehrmals.
Die treffliche Organisation der Dresdner Akademie und der bedeutende Ruf vieler ihrer Lehrer erwarben der Kunstanstalt gerade in dem behandelten Zeitraume weit über Sachsens Grenzen hinaus großes Ansehen. Dies geht deutlich aus dem stetigen Zuwachs an auswärtigen Schülern hervor, von dem wiederum die Ausstellungen Zeugnis ablegen. Besonders stark war der Zuzug aus dem Norden Deutschlands. Auf diese Weise ist – um nur ein Beispiel anzuführen – die jetzt von Alfred Lichtwark so erhobene Hamburger Malerschule damals in Dresden begründet worden. Denn ihre Hauptvertreter: Philipp Otto Runge, Johann Faber, Heinrich Stuhlmann, Julius Louis Ascher, Julius Oldach, Friedrich Wasmann, Robert Schneider aus Dresden, Carl Koopmann, Franz Heesch(e), Adolph Löser u. v. a. – sie alle haben in Dresden ihre Ausbildung teils genossen, teils vertieft, und manches treffliche Werk ihrer Hand sah man damals schon auf den Dresdner Ausstellungen.[1]
Man darf indessen die Bedeutung dieser Schülerarbeiten nicht überschätzen. Neben manchem Wertvollen ging – wie überall, so auch bei den Ausstellungen jener drei Jahrzehnte – viel Mittelgut, ja Minderwertiges einher, und schon die Zeitgenossen verschwiegen das nicht. 1803 z. B. bezeichnete man eben deshalb das kleinere Hinterzimmer als das „Siberien für verbrecherische Kunstwerke“, in dem allerdings auch einige unschuldig Verbannte schmachten mußten.
Während man diesen Zimmern wenig oder gar keine Beachtung schenkte, wandte man seine Aufmerksamkeit um so eifriger den Arbeiten der akademischen Lehrer zu. Deren Werke wurden auch in den Berichten fast allein genauer gewürdigt und glichen bisweilen Orten der Wallfahrt. Um das Interesse frisch zu erhalten, gebrauchten einige der Professoren – denn nur solchen stand dies offenbar frei – eine Art List, indem sie die ausgestellten Kunstwerke nach einiger Zeit durch neue ersetzten. Wiederholt ist in den Berichten von Gegenständen die Rede, die erst später zur Ausstellung kamen, also in den offiziellen Katalogen nicht mehr verzeichnet sind. Nicht alle Professoren beschickten jedes Jahr die Ausstellung. Schon 1805 gab dies Anlaß zur Beschwerde, und es wurden damals als Gegenmaßregeln die Einziehung der Pensionen und die pekuniäre und ideelle Unterstützung jüngerer Kräfte vorgeschlagen.
Denn an tüchtigem Nachwuchs hat es nicht gefehlt. Die Dresdner Kunst hat damals nie stagniert.
So sehen wir, wie auf den verschiedenen Gebieten der Malerei sich überall neues Leben regt. Die Historienmalerei hatte zu Beginn der Periode ihre Hauptvertreter in J. D. Schubert, einem Schüler des Landschaftsmalers Klaß, († 1822), und in Joseph Grassi, der zugleich vielbewunderte Porträte schuf. Beide Gebiete pflegte hier seit 1803 der kurz vorher mit dem Weimarer Goethepreis ausgezeichnete Ferdinand Hartmann. 1805 kam der weitgereiste Gerhard von Kügelgen zu bleibendem Aufenthalte nach Dresden, wo er 1820 seinen Tod durch Mörderhand fand. Drei Jahre nach Kügelgens Ankunft kehrte Friedrich Matthäi aus Italien an seine Bildungsstätte zurück. Er wurde in der Folgezeit einer der einflußreichsten und beliebtesten Lehrer, dessen vielkopierte Zeichnungen, die sogenannten ,Matthäischen Halbakte‘, noch im Zeichensaale der Akademie aufbewahrt werden. Gerade dieser Meister, der auch als Direktor der Gemäldegalerie später außerordentliche Bedeutung erlangt hat (Neuerwerbungen, Kataloge, Palmaroli!), verdiente es, eingehend nach seinem künstlerischen Wirken gewürdigt zu werden. (Auf der Berliner Jahrhundert- Ausstellung suchte man vergeblich ein Werk von ihm). In späteren Jahren übernahmen ehemalige Schüler der Akademie, wie Moritz Retzsch, Heinrich Arnold und Heinrich Näcke, das Lehramt für Historienmalerei an ihrer alma mater. In Leipzig vertraten Joh. Friedr. Aug. Tischbein († 1812) und nach dessen Tode Veit Hans Schnorr von Carolsfeld diesen Kunstzweig. Alle die genannten Geschichtsmaler haben zugleich im Fache des Porträts gearbeitet, das damals noch an Anton Graff († 1813) seinen berühmtesten Meister
hatte. Künstler wie Traug. Leber. Pochmann († 1830),
- ↑ Die meisten der obengenannten Maler waren kürzlich auf der Deutschen Jahrhundert-Ausstellung in Berlin vertreten. Hier noch einiges zur Ergänzung: Über Runges Dresdner Aufenthalt vgl. „Hinterlassene Schriften von Philipp Otto Runge, Mahler. Herausgeg. von dessen ältestem Bruder“ (2 Teile, Hamb. 1840 f.), namentlich II., S. 71–267. J. L. Ascher besuchte 1821, gleichzeitig mit J. Oldach, die Kunstschule und studierte 1822 und 1823 bei den Professoren Hartmann und Matthäi. Wasmann war 1825 bis 1827, Stuhlmann 1830 (und 1831) in Dresden. Robert Schneider, ein geborener Dresdner, war 1825 bis 1831 Zögling der Akademie: 1825 und 1826 gehörte er der Kunstschule, 1830 (und 1831) der dritten, obersten Klasse an. Koopmannstudierte 1820 bis 1822 in Dresden; dann ging er nach Rom, beschickte aber von dort aus noch 1825 die Ausstellung; vgl. über ihn (Wilh. v. Kügelgen), „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“ (Leipz., Wöpke, 2. Aufl. 1899) S. 407 ff. Über Oldach s. Rietschel a. a. O. S. 60 f. u. 71; ebenda S. 61 f. 63, 71 über K. J. Milde. J. Faber ist erwähnt bei Runge a. a. O. II. S. 99.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/104&oldid=- (Version vom 9.1.2025)