Zum Inhalt springen

Seite:DasVierteBuchEsraGermanGunkelKautzsch2.djvu/67

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gesehen hast, daß ein Berg ohne Menschenhände losgehauen ward. 37 Er aber, mein Sohn, wird den Völkern, die wider ihn gezogen sind, ihre Sünden strafen[1] — die[2] sind dem Wetter gleich — ; er wird ihnen ihre bösen Anschläge und ihre künftigen Qualen vorhalten — 38 die[3] sind wie das Feuer —, dann wird er sie mühelos vernichten ’durch‘[4] sein Geheiß — das gleicht der Flamme.

39 Wenn du ihn aber ein anderes, friedliches Heer zu sich hast ’rufen und‘[5] sammeln sehen, 40 das sind die zehn Stämme, die aus ihrem Lande fortgeführt sind in den Tagen König Josias[6], ’die‘[7] Salmanassar, König der Assyrier, gefangen genommen hat; er brachte sie über den Fluß[8], so wurden sie in ein anderes Land verpflanzt. 41 Da faßten sie selber den Plan[9], die Menge der Heiden zu verlassen und in ein Land, noch weiter in die Ferne zu ziehen, wo noch nie das menschliche Geschlecht gewohnt hatte[10], 42 damit sie dort wenigstens[11] ihre Satzungen bewahrten, die sie im eigenen Lande nicht gehalten. 43 So zogen sie durch schmale Furten des Euphratflusses ein. 44 Denn der Höchste that Wunder an ihnen und hielt die Quellen des Flusses an, bis sie hinüber waren[12]. 45 Zu jenem Lande ’aber‘[13] war der Weg anderthalb Jahre weit; das Land aber heißt Arzaret[14]. 46 Daselbst haben sie dann gewohnt bis in die letzte Zeit; jetzt aber, ’da sie abermals kommen sollen‘[15], 47 ’wird‘[16] der Höchste abermals die Quellen des Flusses ’anhalten‘, damit sie herüberkönnen[17]. Deshalb hast du ein Heer, friedlich gesammelt, gesehen. — 48 Zugleich aber [sind es][18] auch diejenigen, die übergeblieben sind aus deinem Volke, die sich auf meinem heiligen Gebiete finden[19]. 49 Dann also, wann er das Heer der versammelten Heiden vernichten wird, wird er das Volk [Israel], so viel davon übrig ist, beschirmen. 50 Dann wird er ihnen noch viele große[20] Wunder zeigen.

51 Da sprach ich: Herr Gott, zeige mir, weshalb ich den Mann aus dem Herzen des Meeres habe aufsteigen sehen. Er sprach zu mir: 52 Wie niemand erforschen noch erfahren kann, was in des Meeres Tiefen ist[21], so kann niemand der Erdenbewohner meinen Sohn schauen noch seine Gefährten[22], es sei denn zur Stunde ’seines‘[23] Tags.

53 Dies ist die Deutung des Traums, den du gesehen hast. Deshalb aber ist dir, dir ganz allein, dies offenbart[24],

54 weil du das Eigene verlassen,
dich dem Meinigen[25] gewidmet
und nach meinem Gesetze geforscht hast;

  1. ἐλέγξει τὰ προσελθόντα ἔθνη τὰς ἀσεβείας αὐτῶν.
  2. Diese Deutungen passen nicht eben gut; doch ist der Text nicht zu ändern; ein ähnlicher Fall 12,18.
  3. Diese Deutungen passen nicht eben gut; doch ist der Text nicht zu ändern; ein ähnlicher Fall 12,18.
  4. Syr per legem.
  5. Syr (Ar¹) advocantem et colligentem.
  6. Lat M Oseae, Lat S A* Syr Ar² Josiae. Historisch richtig wäre natürlich Hosea; doch kann Josia bereits ein Fehler des hebr. Verf. sein; vgl. Ap. Bar. 1,1.
  7. „quem“ Mißverständnis des hebr. אֲשֶׁר (Wellhausen).
  8. D. h. den Euphrat הַנָּהָר.
  9. Wörtlich: da gaben sie sich selber den Rat.
  10. Daß die 10 Stämme so weit, in unbekannter Ferne wohnen, nimmt man deshalb an, weil man sie in den bekannten Ländern nicht findet.
  11. גַּם־שָׁם.
  12. Jos. 3,15f. — Dies soll erklären, warum man zu den 10 Stämmen nicht gelangen kann.
  13. Vgl. zu 6,8.
  14. = אַרֶץ אַחֶרֶת terra alia Dt. 29, 27; vgl. oben V. 40 (Schiller-Szinessy, vgl. Schürer³ II, 357. A. 39) — Syr (Ar²) Arzaph ארזף.
  15. Syr cum futurum est, ut venirent; vgl. Aeth Ar¹.².
  16. Syr·(Aeth) prohibebit.
  17. Jes. 11,15f.
  18. Syr ergänzt, dem Sinne nach nicht unrichtig, salvabuntur.
  19. Dieser Satz scheint eine nachträgliche Hinzufügung zum Stoffe zu sein.
  20. נִפְלָאוֹת רַבּוֹת גְּדֹלוֹת.
  21. Ob dies wirklich die ursprünglich im Stoffe angelegte Deutung ist, erscheint sehr zweifelhaft. Daß der Zug überliefert ist, mag man daher vermuten, weil er sehr seltsam ist: nach der eschatologischen Dogmatik kommt der Christus vom Himmel, nicht aus dem Meere. Wenn der Stoff mythologischer Art ist, so liegt der Gedanke an einen Gestirngott nahe, der aus dem Meer auftaucht, zum Himmelsberg emporsteigt, seine Feinde mit seinen glühenden Strahlen verbrennt und dann sein Friedensreich stiftet.
  22. Das ist das Heer der Engel, die ihn begleiten.
  23. Syr (Aeth Ar¹.² Arm) in die eius; die jüd. Tradition redet häufig von „den Tagen des Messias“.
  24. Griech. Konstruktion, etwa: ἐφωτίσθης ταῦτα (Hilg.).
  25. Lat circa mea = πρὸς τὰ ἐμά ἐσχόλασας.
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Gunkel (Übersetzer): Das vierte Buch Esra. Mohr Siebeck, Tübingen 1900, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DasVierteBuchEsraGermanGunkelKautzsch2.djvu/67&oldid=- (Version vom 30.6.2018)