Zum Inhalt springen

RE:Receptio nominis

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
korrigiert  
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
t.t. im röm. Strafprozeß
Band I A,1 (1914) S. 354355
Bildergalerie im Original
Register I A,1 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|I A,1|354|355|Receptio nominis|[[REAutor]]|RE:Receptio nominis}}        

Receptio nominis gehört dem römischen Strafprozeß an (doch findet sich das Substantiv receptio in den Quellen in dieser Verbindung nicht). Nomen recipere ist im Quaestionenverfahren (schon für die frühere Zeit Liv. IX 26. XXXVIII 55) die auf die delatio nominis (s. d.) und das iusiurandum calumniae (s. den Art. Calumnia) des Anklägers erfolgende Annahme der Anklage seitens des Vorsitzenden des Schwurgerichts, die ihren Ausdruck findet in der Eintragung des Angeschuldigten in das Verzeichnis der Angeklagten (tabulae. Cic. pro Cluent. 31, 86; epist. VIII 8, 3). Der Angeschuldigte wird damit zum reus; vgl. z. B. Cic. Verr. II 38. 41. 42. IV 19. Senec. lud. de morte Claud. 14; auch nomen accipere Cic. de inv. II 19. 58; inter (in) reos referre Cic. Phil. II 23. [355] 56. Verr. V 42. 109; inter reos recipere Tac. ann. III 70. XIII 10. Dig. XLVIII 2, 12, 1 (das Gegenstück ist die exemtio nominis ,Lex Acilia I. 5 ['Bruns Fontes VII 59]. Cic. Verr. IV 19. Dig. XLVIII 2, 11, 2. 16, 12, s. den Art. Abolitio). Im gleichen Sinn erscheint im Extraordinarverfahren reum und inter reos recipere, so z. B. Dig. XLVIII 3, 2, 2. 5, 12, 2; eod. 16, 1. 40, 2. Cod. Iust. IX 9, 14. Ammian. XXVIII 1, 49. Dabei ist hier grundsätzlich Voraussetzung für die Zulassung einer Anklage wegen eines crimen publicum (die in Form eines libellus inscriptionis [Dig. XLVIII 2, 3 pr. 5, 2, 8] eingereicht oder auch zu Protokoll [Cod. Iust. IX 2, 8] erklärt werden kann), daß der Ankläger für den Fall, daß er die Schuld des Angeklagten nicht beweist, die Strafe der Talion übernimmt, Symmach. epist. X 70. Cod. Theod. IX 1, 8; eod. 11. 14 (vinculum inscriptionis) = Cod. Iust. IX 2, 13 (vinculum subscriptionis), Cod. Theod. IX 3, 4. 2, 3 = Cod. Iust. IX 3, 2 und einen fideiussor de exercenda lite stellt: Cod. Iust. IX 1, 3, auch Cod. Iust. IX 45, 1; vgl. auch den Art. Inscriptio. Die r. inter reos enthält einen endgültigen Entscheid des Beamten über die formelle Zulässigkeit der Anklage, so daß Praescriptionen des Angeklagten in dieser Richtung ausgeschlossen sind, Dig. XLVIII 5, 15, 7. 16, 7 pr. Quint. decl. 250; vgl. Rudorff Röm. Rechtsgeschichte II 431. Über weitere Folgen der r. n. s. den Art. Reatus. Geib Geschichte d. röm. Criminalprozesses 285. 557. Zumpt Criminalprozeß d. röm. Rep. 157. Mommsen Röm. Strafrecht 383ff. 387. Daremberg-Saglio Dict. des antiqu. s. iudicia publicia 651. 656 und reus. Maynz in Nouv. rev. hist. de droit VI (1882) 8. Padeletti-Holtzendorff Lehrbuch d. Röm. Rechtsgeschichte 273.

[Eger. ]