RE:Edessa 2
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Stadt in Osroene im Norden Mesopotamiens, früher Urhai, jetzt Orfa | |||
Band V,2 (1905) S. 1933–1938 | |||
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2) Edessa in Osroene. Der einheimische Name von Stadt und Landschaft ist Urhai (arab. Ruba, jetzt Orfa), bei Plin. n. h. V 85. VI 25. 117. 129 in verschiedenen Corruptelen erhalten, aus denen Detlefsen mit Recht überall Arabes Orroei (bezw. Orrhoei) hergestellt hat; ebenso schreibt die Grabschrift des Prinzen Abgar (Bd. I S. 95 Nr. 11) CIL VI 1797[1] (Dessau 857) principis Orrhenoru(m) ferner Dio durchweg (Ὄρροηvoi) und Steph. Byz. s. Βάτναι. Vielleicht steckt der Name auch in dem von Isidor. Charac. mans. Parth. 1 zwischen Euphrat und Belichos aufgeführten Fort mit Quelle Μάννου Ὄρρα Αὐυρήθ. Sonst ist die gewöhnliche Form Osroene (auch CIL VI 1377[2] = Dessau 1098), die lediglich auf Assimilation an den persischen Namen Osroes = Chosraw beruht (s. u.).
Daß an der Stelle von E. schon ein älterer Ort gelegen hat, ist zweifellos, wenn er auch vor der makedonischen Zeit nicht nachweisbar ist. Seleukos I. hat, wie er überall in Mesopotamien aus den älteren dorfartigen Ansiedlungen Griechenstädte schuf, so auch Orrhoe in die makedonische Stadt E. verwandelt, die ihren Namen der ähnlich am Rande der Berge in wasserreicher Ebene gelegenen Hauptstadt Makedoniens verdankte (Appian. Syr. 57. Euseb. chron. a. Abr. 1715 [302 v. Chr.] = Sync. p. 520 = Cedren. I p. 292. Malalas p. 418. Steph. Byz. s. Ἔδεσσα, πόλις Συρίας, διὰ τὴν τῶν ὑδάτων ῥύμην οὕτω κληθεῖσα ἀπὸ τῆς ἐν Μακεδονίᾳ). Zeitweilig hat sie auch den Namen Antiochia an der Kallirrhoe, dem gleich zu erwähnenden Quellteich, geführt (Steph. Byz. Ἀντιόχεια ... ὀγδόη ἡ ἐπὶ τῆς Καλλιρρόης λίμνης. Plin. V 86 Arabia supra dicta [nämlich Orroeon] habet oppida Edessam, quae quondam Antiochia dicebatur, Callirrhoen a fonte nominatam). Unter diesem Namen erscheint sie auf Bronzemünzen unter Antiochos IV. Epiphanes (Αντιοχεων των επι Καλλιροηι, s. Babelon Catalogue des monn. gr., [1934] les Rois de Syrie, S. CII und 77f.); so wird sie, wie so viele andere hellenistische Städte, von diesem hergestellt oder erweitert und umbenannt worden sein. Malalas Angabe p. 418, Seleukos Nikator habe die Stadt zuerst Ἀντιόχεια ἡ μιξοβάρβαρος, dann nach einer Überschwemmung E. genannt, hat gar keinen Wert.
Als das durch die römischen Intriguen geschwächte Seleukidenreich in den Partherkriegen 145–129 v. Chr. zu Grunde ging, haben sich wie überall in Mesopotamien, so auch in Osroene arabische Häuptlinge festgesetzt. Den Gründer der Dynastie nennt Procop. bell. Pers. I 17 Osroes, die Chronik des Dionysios von Tellmaḥrê (bei v. Gutschmid Unters. über die Gesch. des Kgr. Osroene, Mém. de l’ac. de St. Petersbourg VII sér. Tom. XXV 1887 S. 4) Orhâi Sohn des Ḥewjâ (d. i. der Schlange) – beides sind nur Eponymen der Landschaft. Ob aber Arjaw (d. i. aramaeisch ,der Löwe‘, nicht der iranische Name Ariaios), den die syrisch geschriebene ,Lehre des Apostels Addaios‘ (The Doctrine of Addai, ed. Philipps 1876 p. 46) als Ahnherrn des Königshauses nennt, wirklich historisch ist, wie v. Gutschmid a. a. O. annimmt, und nicht vielmehr der zweite Name der Königsliste mit dem arabischen Namen Ἁbdû Sohn des Maz'ûr (nach v. Gutschmid 127–120 v. Chr.) in Wirklichkeit der Reichsgründer gewesen ist, ist recht fraglich. Die folgenden Könige tragen meist arabische und aramaeische Namen (Bekr, Abgar, Ma'nu), dazwischen einige iranische unter Einwirkung ihrer parthischen Oberherrn. Bei den Griechen und Römern werden sie und ihre Untertanen oft als Araber bezeichnet, so z. B. bei Plinius an den citierten Stellen, ferner Plut. Luc. 25. Fest. brev. 14 (phylarchi Saracenorum in Osroene superati cessere, unter Lucullus). Plut. Crass. 21. Tac. ann. VI 44. XII 12. 14. Wir werden annehmen dürfen, daß der Beduinenstamm, der in Osroene eindrang, zunächst die Herrschaft behauptete und das Heer bildete, allmählich aber in die untertänige aramaeische Bevölkerung aufgegangen ist.
Das Fürstentum Osroene mit der Hauptstadt E. stand zunächst unter parthischer, dann zur Zeit des Tigranes unter armenischer Oberhoheit; durch Lucullus und Pompeius wurde es den Römern untertan. Fortan erscheint es bei fast allen Kriegen, welche die Römer mit den Parthern geführt haben, und zwar mehrfach mit schwankender Haltung, so beim Feldzug des Crassus, im J. 49 n. Chr. (Tac. ann. XII 12ff.), beim Feldzug Traians (Dio LXVIII 18. 21). Offenbar neigten die Dynasten im Herzen zu den Arsakiden und gehorchten Rom nur weil sie mußten. Nach Traians Siegen (116) empörten sich die unterworfenen Gebiete in seinem Rücken, darunter auch E. Sein Feldherr Lusius Quietus hat die Stadt erobert und eingeäschert (Dio LXVIII 30) und die Dynastie abgesetzt; doch wurde sie von Hadrian 118 wieder hergestellt. Ähnlich gingen die Dinge bei dem Partherkrieg des Marcus und Verus (161–165), wo die Könige Ma'nu VIII. und Wâ’il Münzen mit aramaeischer Schrift prägten und E. vom römischen Heere berannt wurde (Lucian. de hist. conscr. 22). Mit der Wiederherstellung der römischen Oberhoheit wird dann auch die Sprache der Münzen wieder griechisch. Caracalla hat [1935] dann, als er auf seinem Partherkrieg 216 nach E. kam, den letzten Abgaros abgesetzt (Dio LXXVII 12. 14. Dionys von Tellmahrê bei v. Gutschmid S. 7); beim Aufbruch nach Karrhac wurde der Kaiser 217 ermordet (Dio LXXVIII 5. Eutrop. VIII 20. Hist. Aug. Carac. 6. 7). Seitdem war Osroene (bis auf eine vorübergehende Wiederherstellung des Fürstentums unter Gordian III.) römische Provinz, und E. erhielt die Titel Colonia und Metropolis (auf Münzen Κολ. Μητ. Με(σοποταμιας) Εδεσσα u. ä.).
E. liegt am Rande der Gebirgszüge, welche sich im Norden Mesopotamiens vom Euphrat, südlich vom oberen Tigris, bis zum Masiosgebirge hinziehen und die Grenze gegen Armenien bilden, in einer auf drei Seiten von Bergen umschlossenen Talebene, die sich nach Süden öffnet. Im Gegensatz zu der umliegenden Steppenlandschaft ist sie äußerst wasserreich und fruchtbar. Über die Topographie gibt außer den syrischen Quellen (vor allem die Edessenische Chronik, herausgeg. von Hallier in den Texten und Unters. zur altchristl. Literatur von Gebhardt und Harnack IX 1, 1892. Iosua Stylites ed. Wright 1882) namentlich Procop. bell. Pers. I 17. II 12. 26ff.; de aedif. II 7 reiche Nachrichten. Von neueren hat Karsten Niebuhr Reisebeschreibung II (1778) 406ff. eine kurze Schilderung und eine flüchtige Kartenskizze gegeben, die G. Hoffmann in Wrights Iosua Stylites verbessert hat; die eingehendste mir bekannte Schilderung gibt Sachau Reise in Syrien und Mesopotamien 189ff.; vgl. dazu Sachau Edessenische Inschriften ZDMG XXXVI 1882, 142ff. Das Stadtgebiet ist hüglig und im Südwesten von der innerhalb der Stadtmauer gelegenen Citadelle beherrscht, die von einem weit höheren Berge (jetzt Nimruddagh) überragt ist, von dem sie ein tiefer in den Fels gehauener Graben trennt. In alter Zeit war der Berg nur durch eine schwache Umwallung geschützt und daher bei einer Belagerung sehr gefährlich; Iustinian hat ihn dann stark befestigt (Procop. Pers. II 27; de aedif. II 7). Mehrere Stadttore nennt Procop. Pers. II 27. Durch die Stadt fließt der wasserreiche Fluß Daiṣân ,der Springer‘ gr. Skirtos, der nach der edessenischen Chronik ,25 Bachläufe von allen Seiten her in sich aufnahm‘ und durch die Mauer in einem mit Schleusen versehenen Kanal floß. Namentlich im Frühjahr steigt das Wasser und richtete oft große Verheerungen an, zumal das Bett auf der einen Seite durch steile Anhöhen eingeengt war und dadurch gegen die Wohnhäuser in dem ebenen Teile der Stadt gedrängt wurde. Vier große Überschwemmungen, bei denen zahlreiche Häuser einstürzten und Tausende von Menschen umkamen, verzeichnet die edessenische Chronik unter den J. 201 n. Chr. (diesmal ausnahmsweise im November; die Chronik gibt detaillierte Angaben aus den Aufzeichnungen im königlichen Archiv), 303, 413 und 525; namentlich die letztere, unter Kaiser Iustinus, wird auch sonst oft erwähnt (Malalas p. 418. Cedrenus I p. 639 = Leo gramm. chron. p. 124. Euagr. hist. eccl. IV 8. Procop. de aedif. II 7). Außerdem liegen im Süden zwei große Quellteiche, deren Abflüsse die Stadt durchziehen; der eine ist die Kallirrhoe der Alten, jetzt Birket Ibrahim ,Abrahamsteich‘ [die [1936] Muslimen setzen die Opferung Isaaks hierher], dessen Fische noch jetzt als hochheilig gelten – ein Überrest des syrischen Fischcultus, der offenbar zu der irrtümlichen Identiflcierung von E. mit Bambyke-Hierapolis bei Strab. XVI 748 den Anlaß gegeben hat. Die Flüsse von E. münden in den Belichos; aber ihr Wasser wird jetzt durch die Gräben der Felder und Gärten vor der Stadt fast völlig absorbiert. Bauten der Könige, der ,Palast Abgars des Großen‘ (d. i. wahrscheinlich Abgar V. der Schwarze 4 v. Chr. bis 50 n. Chr.), der bei der Überschwemmung 201 einstürzte und von Abgar IX. als Sommerpalast wiederhergestellt wurde, der von diesem erbaute Winterpalast auf der Burg, Säulenhallen, ein wahrscheinlich von Abgar IX. erbautes Hippodrom (auf den Zeitgenossen Christi übertragen bei Procop. Pers. II 12) u. a. werden in der Chronik und sonst erwähnt. In der Burg lag das Archiv, aus dem Iulius Africanus und die Chronik Nachrichten entnommen haben. Auch Euseb. hist. eccl. I 13 beruft sich auf dasselbe für den angeblichen Briefwechsel zwischen Abgar und Christus – μαρτυρίαν ἐκ τῶν κατὰ Ἔδεσσαν τὸ τηνικαῦτα βασιλευομένην πόλιν γραμματοφυλακείων ληφθεῖσαν ·’ ἐν γοῦν ταῖς αὐτόθι δημοσίοις χάρταις τοῖς τὰ παλαιὰ καὶ τὰ ἀμφὶ τὸν Ἄβγαρον περιέχονσι ...; aus diesem Archiv (απὸ τῶν ἀρχείων) sollen die in syrischer Sprache geschriebenen Briefe entnommen sein, die Eusebios in griechischer Übersetzung wiedergibt. Sehr mit Unrecht beziehen die Neueren, wie Hallier Edess. Chron. 49ff. Harnack Chronol. der altchristl. Literatur II 161f., die Angaben auf ein kirchliches Archiv, gegen den klaren Wortlaut des Eusebios. Später trat das kirchliche Archiv an seine Stelle.
Unter dem Hellenismus der oberen Schichten hatte sich bei der Masse der Bevölkerung immer das Aramaeertum gehalten, das hier wie anderswo dann auch die herrschenden Araber absorbierte. Der Fall des Seleukidenreichs bezeichnet den Beginn der Reaktion, mit dem Partherkrieg des Marcus und Verus gelangt sie östlich vom Euphrat überall zum Siege (vgl. die erwähnten aramaeischen Münzen dieser Zeit). Mächtig gefördert wurde sie durch das Eindringen des Christentums. Dasselbe ist früh nach E. gelangt; nach alter Überlieferung ist der Apostel Judas Jacobi (mit Thomas und Thaddaeus zusammengeworfen) hier begraben, und zwar in Britio Edessenorum, worin Harnack S.-Ber. Akad. Berl. 1904. 910ff. ,die Burg (aram. birthâ) von E. erkannt hat. Nachweisbar sind osroenische Gemeinden zuerst um 190 (Euseb. hist. eccl. V 23, 4); im J. 201 zerstört die Überschwemmung auch die christliche Kirche. Bald darauf ist König Abgar IX. zum Christentum übergetreten und hat der Kastration im Kult der Atargatis (Tar'ate, griech. Ῥέα) ein Ende gemacht, indem er den Selbstverstümmlern die Hände abhauen ließ (Bardesanes, book of the laws of countries, bei Cureton Spicil. syr. 31f. = 20 des syr. Textes). Seiner Zeit gehört der bekannte Gnostiker Bardesanes an (s. d.); auch Iulius Africanus hat an seinem Hof verkehrt. Eine im nächsten Jahrhundert entstandene Legende hat seine Bekehrung auf Abgar V., den Zeitgenossen Christi, übertragen (vgl. Lipsius Die edessen. Abgarsage 1880); der Apostel Judas = [1937] Thomas sendet an ihn den Thaddaeus (so Euseb.) oder Addaios (so die doctrina Addaei usw.). Doch wurde das Heidentum nicht ausgerottet; in der Mitte der Stadt stand noch lange der grosse Altar, dessen Priester Scharbil später Christ und unter Decius oder Valerian Märtyrer wurde (s. Lipsius S. 9. 42). Die Angabe über Atargatis und der große Fischteich zeigen, daß die Kulte E.s mit denen der übrigen Syrer identisch waren. Sonst erwähnen die Christen noch den Kult des Nebo und Bel (doctr. Addaei p. 31. Jacob v. Serug ZDMG XXIX 111. 131). Was in der Angabe Melitons (Cureton Spicil. syr. 44 = 25) ,die Leute von Mesopotamien verehrten die Hebräerin Kutbi, weil sie den Bekru, den Fürsten von Urhai, von seinen Feinden befreite‘, stecken mag, ist nicht bekannt. Nach dem vollen Siege des Christentums wird E. der Hauptsitz der syrisch-christlichen Gelehrsamkeit, deren Grundlage die Übertragung der Bibel und zahlreicher griechischer Schriften ins Aramaeische bildete; die syrische Schriftsprache ist bekanntlich der Dialekt von E. Auch auf Armenien und dessen kulturelle, religiöse und literarische Entwickelung hat E. großen Einfluß ausgeübt. Die Bischofsliste (als Bischofssitz und μητρόπλις auch in der Bistumsliste des Georgios Cyprius ed. Gelzer p. 45, ferner in der Liste der Patres Nicaeni ed. Gelzer p. 20f. u. a.) ist in den syrischen Quellen erhalten. Auf die innere Geschichte der edessenischen Kirche können wir hier nicht eingehen. Die christliche Kirche, im J. 313 von Bischof Koinos (oder Konnas) erbaut, stand am großen Fischteich (jetzt in eine Moschee umgebaut). Überreste christlicher Ansiedlungen (Einsiedlerzellen, Klöster) finden sich zahlreich auf den Nimrud-dagh.
Hier liegt auch ein großer Grabbau, der nach einer bilinguen Inschrift (Sachau ZDMG XXXVI 145, in CIG 4670 unvollständig nach Moltkes Kopie; vgl. Nöldeke ZDMG XXXVI 665) von Ama-šamš (Magd der Sonne), Frau des Sared Sohnes des Ma'nu Ἀμασσαμσης Σαρεδου του Μαννου γυνη errichtet ist, vermutlich einer Angehörigen des Königshauses. In der Stadt stehen von Überresten des Altertums (abgesehen von Resten, die in späteren Umbauten erhalten sind; einige christliche Inschriften bei Sachau a. a. O. Nöldeke a. a. O. 668) nur noch zwei hohe Säulen auf der Zitadelle; eine trägt eine stark beschädigte aramaeische Inschrift, nach der sie von einer Königin Šalmat, Tochter des Ma'nû, errichtet ist (Sachau a. a. O. 153ff.).
Durch die Fruchtbarkeit seines Gebiets und seine Lage am Kreuzungspunkt zahlreicher Straßen (Itin. Ant. p. 184–192) ist E. immer eine bedeutende Stadt geblieben. Als Grenzfestung des römischen Reiches spielt es in allen Kriegen mit den Sassaniden eine bedeutende Rolle. Es galt für uneinnehmbar – nach späterer Legende dank dem Brief und dem wunderbaren Bilde Christi, das über dem Tor angebracht war und von dem die Sage früh die Legende berichtete, die später auf Veronica übertragen ist (s. darüber Lipsius Die edessen. Abgarsage, und v. Dobschütz Christusbilder, Texte und Unters. XVIII) – und in der Tat hat es weder Kavâdh (503ff.) noch Chosraw I. (540ff.) trotz wiederholter Versuche [1938] zu nehmen vermocht. Iustinian hat die Stadt nach der Überschwemmung vom J. 525 wieder aufgebaut und durch umfassende Strombauten zu schützen gesucht (Prokop. de aedif. II 7 u. a.; die Angabe des Malalas p. 419, daß Iustinus sie aufgebaut und Iustinopolis genannt habe, ist Verwechselung mit Anazarbos, s. Theophanes p. 263) – doch fand 668 wieder eine verheerende Überschwemmung statt, Theoph. p. 537 – und später durch starke Quadermauern befestigt, Prokop. a. a. O., welche die Grundlage der noch jetzt völlig aufrecht stehenden Mauern und Türme bilden. Im J. 608 ist sie trotzdem von den Persern erobert worden (Chron. pasch. 699), aber von Herakleios in dem großen Kriege gegen Persien 622–629 wiedergewonnen. Wenige Jahre später, 639, fiel sie mit ganz Syrien und Mesopotamien in die Hände der Araber (die Details bei Theophanes p. 517. 521ff. und bei den arabischen Historikern).
Die weitere Geschichte E.s gehört nicht hieher. Erwähnt sei nur, daß Romanos Lekapenos im J. 942, als er die Macht des Römerreiches noch einmal wieder nach Mesopotamien ausdehnte, sich das wundertätige Christusbild ausliefem ließ und im Triumph nach Constantinopel führte (Euagr. hist. eccl. IV 27. Cedren. I 312 u. a.). Bekannt ist die Bedeutung, die E. noch einmal auf kurze Zeit in den Kreuzzügen gewonnen hat. Gegenwärtig ist Urfa noch immer eine volkreiche Stadt. Es soll 6000 Häuser enthalten, und die Einwohner schätzt Sachau auf mindestens 50 000, darunter 12 000 armenische und syrisch-jacobitische Christen.
Einen Abriss der Geschichte E.s gibt R. Duval Histoire politique, religieuse et littéraire d’Édesse jusqu’ à la première croisade, in Journal asiatique, 8. série T. XVIII u. XIX 1891f.