Domitius. Die Gens Domitia ist plebeisch; einzelne ausdrückliche Angaben (Cic. ad Att. IV 16, 6. Liv. ep. XIII. XXXV 10, 10), die Bekleidung der plebeischen Ämter durch ihre Angehörigen und andere Thatsachen lassen dies als unumstösslich sicher erscheinen; frühestens durch Augustus sind die Domitier in den Patriciat aufgenommen worden (vgl. Mommsen Röm. Forsch. I 73f.). Das Familiengrab der Domitier lag auf dem Pincio (Suet. Nero 50). Ex gente Domitia duae familiae claruerunt, Calvinorum et Aenobarborum (Suet. Nero 1). Die Calvini sind zuerst im Zeitalter der Kriege mit den Samniten und Tarentinern zum Consulat gelangt (vgl. Nr. 42 und seinen Sohn Nr. 45), dann durch zwei Jahrhunderte in völliges Dunkel zurückgetreten bis auf M. Calvinus Nr. 44, sind mit dessen Sohn in der Zeit des Überganges zur Monarchie wieder zu hohem Ansehen emporgestiegen, aber mit ihm im Mannesstamme auch wieder ausgestorben (vgl. Nr. 43). Einen Abriss der Geschichte der Ahenobarbi giebt Suet. Nero 1: Aenobarbi auctorem originis itemque cognominis habent L. Domitium, cui rure quondam revertenti iuvenes gemini augustiore forma ex occursu imperasse traduntur, nuntiaret senatui ac populo victoriam, de qua incertum adhuc erat; atque in fidem maiestatis adeo permulsisse malas, ut e nigro rutilum aerique adsimilem capillum redderent. Quod insigne mansit et in posteris eius, ac magna pars rutila barba fuerunt. Da Sueton weiterhin sagt: Primum secundumque ac tertium Aenobarborum Lucios, sequentes rursus tres ex ordine Gnaeos accepimus, und da die Fasti Capitolini den ersten zum Consulat gelangten Cn. Ahenobarbus, auf den in der That zwei gleichnamige folgen, als L. f. L. n. bezeichnen, so müsste Sueton den auctor originis itemque cognominis als dessen Urgrossvater und [1314] ungefähr als Zeitgenossen der ältesten Calvini verzeichnet gefunden haben. Plut. Aem. Paull. 25, 3 erzählt dagegen, dass jenes Wunder sich schon bei dem Erscheinen der Dioskuren in Rom nach der Schlacht am See Regillus ereignet habe, während Cicero, Livius und Dionys bei dieser Gelegenheit nichts davon erwähnen. Wahrscheinlich ist diese Erzählung in den ersten Jahren nach Caesars Ermordung aufgebracht worden, als die meisten Parteiführer sich einen mythischen Ursprung beilegten und auch Cn. Ahenobarbus den bärtigen Kopf seines Ahnherrn auf seine Münzen setzte (vgl. u. Nr. 23. Bernoulli Röm. Ikonogr. I 24). Der Ableitung des Beinamens von dem rötlichen Haar und Bart der meisten Domitier stehen keine Bedenken entgegen, denn noch Nero war subflavo capillo (Suet. Nero 51), und möglich wäre es, dass das Cognomen drei Generationen vor dem ersten bekannten Ahenobarbus aufgekommen ist. Ausser von der Farbe des Bartes wird es übrigens auch von dessen Rauhheit (= barba dura) abgeleitet (Corp. gloss. Lat. V 339, 34. 439, 53). Die ältere Form Ahenobarbus ist später durch die contrahierte Aenobarbus verdrängt, aber im Beginn der Kaiserzeit wieder zu Ehren gebracht worden, so dass sie z. B. auf den eben erwähnten Münzen und in den Fasti Cap. steht (vgl. über die griechischen Inschriften Dittenberger Syll.² 327 Anm. 2). Die einzigen bei den Ahenobarbi üblichen Vornamen sind Cn. und L. (vgl. Suet. Nero 1); ihre Tribus ist die Fabia (SC. bei Cic. ad fam. VIII 8, 5. 6). Über ihre Geschichte bemerkt Vell. II 10, 2: Notetur Domitiae familiae peculiaris quaedam et ut clarissima, ita artata numero felicitas. Septem ante hunc nobilissimae simplicitatis iuvenem, Cn. Domitium, (Nr. 25) fuere, singuli omnino parentibus geniti, sed omnes ad consulatum sacerdotiaque, ad triumphi autem paene omnes pervenerunt insignia; hier ist die Reihe der Consuln richtig gezählt, während die übrigen Angaben übertrieben sind. Ebenso kommen bei Sueton Ungenauigkeiten vor, z. B. dass er den Consul von 658 = 96, mit dem er die Reihe der berühmten Ahenobarbi beginnt und den schon Cicero (Cornel. II 6 bei Ascon. p. 71) als clarissimus vir, clarissimo patre, avo, maioribus rühmte, mit seinem Vater vermengt. Über seine Aufzählung der Ehren des Geschlechtes vgl. Mommsen Röm. Forsch. I 73, 5, über die Münzen der Ahenobarbi republicanischer Zeit Bahrfeldt Ztschr. f. Numism. XIX 53–71. Als eine der angesehensten Familien der plebeischen Nobilität standen die Ahenobarbi im letzten Jahrhundert der Republik stets auf seiten der Senatspartei, machten aber nach Begründung des Principats mit dem neuen Machthaber ihren Frieden.