MKL1888:Zingĭber
[914] Zingĭber Roscoe (Ingwer), Gattung aus der Familie der Zingiberaceen, Stauden mit kriechenden, gegliederten, fleischigen Wurzelstöcken, einjährigen, bis 2 m hohen Stengeln, welche von den Scheiden der zweizeiligen Blätter umgeben werden, kurz- und [915] dichtährigen Blütenständen auf halb unterirdischem oder verlängertem Schaft, gelben, weißen oder roten, sehr vergänglichen Blüten und fast beerenartiger, dreifächeriger, vielsamiger Fruchtkapsel. Etwa 20 Arten in Südasien, wenige in Afrika und Japan. Z. officinale Rosc. (s. Tafel „Gewürzpflanzen“), mit 1 m hohem Stengel, 16 cm langen, lanzettlichen Blättern und fast kopfförmigen Blütenähren mit ziegeldachförmigen, umgekehrt eirunden Deckblättern, drei grünlichgelben, braunviolett punktierten und gestreiften Blumenblättern und einer purpurroten, gelblich punktierten, blumenblattartigen Lippe, ist vermutlich in Südasien (vielleicht in China) heimisch, in wildem Zustand nicht bekannt, aber durch Kultur seit alter Zeit daselbst und in Westindien, Südamerika, an der tropischen Westküste Afrikas und in Queensland in verschiedenen Spielarten verbreitet. Man benutzt vom Ingwer die Nebenwurzelstöcke oder Seitenknollen, welche sich nach dem Absterben des Hauptwurzelstocks als horizontale, über 10 cm lange, etwas abgeplattete, oft gabelige Äste, welche ihrerseits wieder einseitig oder zweizeilig fast handförmig verästelt oder wenigstens mit entsprechenden höckerartigen, breiten Trieben besetzt sind. Diese sehr charakteristisch gestalteten Rhizome sind mit runzeligem, grauem, lockerm Kork bedeckt, welcher sehr häufig abgescheuert oder abgeschält ist und dann die dunklere oder durch Zubereitung weißliche, längsgestreifte Mittelrinde zu Tage treten läßt. Der Ingwer bricht leicht und sehr uneben, er riecht angenehm aromatisch, schmeckt, besonders in der Rinde, feurig gewürzhaft und enthält in guten Sorten bis 2,2 Proz. hellgelbes ätherisches Öl und ein brennend schmeckendes Harz. Man unterscheidet ungeschälten schwarzen oder Barbados-Ingwer, nur auf den flachen Seiten geschälten bengalischen und ganz geschälten und dann meist durch Chlor oder Kalkwasser gebleichten weißen oder Jamaica-Ingwer; am wertvollsten ist der Jamaica-, demnächst der Kotschinchina-Ingwer. Der Barbados- und Jamaica-Ingwer hat den ostindischen fast ganz verdrängt. Aus China, Jamaica und Barbados kommt auch in Zucker eingemachter Ingwer in den Handel. Man benutzt den Ingwer als Küchengewürz, in der Konditorei, Bäckerei, zu Likören und in England zu Ingwerbier; als Arzneimittel (Digestivum und Carminativum) wird er nur noch selten angewandt. In Indien war er seit den ältesten Zeiten bekannt (Sanskritname sringavera); Römer und Griechen benutzten ihn als Gewürz, und im Mittelalter spielte er eine bedeutende Rolle in den Handelsbeziehungen zwischen Europa und dem Osten; auch der in Zucker eingemachte Ingwer war damals sehr beliebt. Die Ingwerpflanze scheint schon Marco Polo bekannt gewesen zu sein, und Montecorvino beschrieb sie um 1292. Mendoza brachte den Ingwer aus Ostindien nach Amerika, und 1585 exportierte ihn bereits Santo Domingo, 1654 Barbados; nach Renny soll schon 1547 Ingwer aus Westindien nach Spanien verschifft worden sein. 1797 lieferte Jamaica 36,000 Ztr., während in neuerer Zeit die westindische Produktion sehr bedeutend gesunken ist. 1872 wurden nach England 32,174 Ztr. gebracht, davon 13,310 Ztr. aus Ostindien.