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MKL1888:Zingerle

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Zingerle“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Zingerle“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 914
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Zingerle. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 914. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Zingerle (Version vom 19.01.2025)

[914] Zingerle, 1) Pius (eigentlich Jakob), kath. Theolog und Orientalist, geb. 17. März 1801 zu Meran, trat 1819 in das Benediktinerstift Marienberg im Vintschgau, studierte in Innsbruck Theologie, wurde 1824 Kooperator in Platt im Passeierthal, 1830 Professor am Gymnasium zu Meran, 1850 dessen Direktor. 1862–65 war er Professor der arabischen und syrischen Sprache an der Universität zu Rom und zuletzt auch Skriptor der vatikanischen Bibliothek. Nach seiner Rückkehr wirkte er bis 1871 wieder am Gymnasium zu Meran und trat darauf in das Kloster Marienberg ein, als dessen Prior er, seit 1871 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien, 10. Jan. 1881 starb. Z. trieb vorzugsweise die arabische und syrische Sprache, übersetzte daraus: „Ephrams ausgewählte Schriften“ (Innsbr. 1830–37, 6 Bde.), „Harfenklänge vom Libanon“ (das. 1840), „Das syrische Festbrevier“ (Villing. 1846), „Marienrosen aus Damaskus“ (Innsbr. 1853), „Sechs Homilien des heil. Jakob von Serug“ (Bonn 1867) u. a. und gab die „Chrestomathia syriaca“ (Rom 1871) sowie ein „Lexicon syriacum“ (das. 1873) heraus. Auch veröffentlichte er unter anderm „Gedichte“ (Innsbr. 1843) und „Über die morgenländischen Elemente in der deutschen Poesie“ (Bozen 1862).

2) Ignaz Vinzenz, Dichter und Schriftsteller, Neffe des vorigen, geb. 6. Juni 1825 zu Meran, begann in Trient 1842 seine philosophischen Studien, trat dann in das Benediktinerstift zu Marienberg ein, kehrte aber bald wieder in die Welt zurück, lebte seit 1846 meist in Brixen, wurde 1848 Professor am Gymnasium zu Innsbruck und 1859 Professor der deutschen Sprache und Litteratur an der dortigen Universität. Auch ist er (seit 1869) korrespondierendes Mitglied der Wiener Akademie der Wissenschaften. Z. hat sich vornehmlich um die Heimatskunde Tirols verdient sowie auch als Dichter ehrenvoll bekannt gemacht. Als letzterer veröffentlichte er: „Frühlingszeitlose“, Zeitgedichte (Innsbr. 1848); „Von den Alpen“, Zeitgedichte (das. 1850); „Gedichte“ (das. 1853); „Die Müllerin“, Dorfgeschichte (das. 1853); „Der Bauer von Longvall“ (Frankf. 1874); „Erzählungen aus dem Burggrafenamte“ (das. 1884). Aus der großen Zahl seiner ethnographischen, litterarischen, historischen und litterarhistorischen Schriften heben wir hervor: „Sagen aus Tirol“ (Innsbr. 1850); „König Laurin“ (das. 1850); „Tirols Anteil an der deutschen Nationallitteratur im Mittelalter“, Programm (das. 1851); „Tirol. Natur, Geschichte und Sage im Spiegel deutscher Dichtung“ (das. 1852); „Kinder- und Hausmärchen aus Tirol“ (das. 1852; 2. Aufl., Gera 1870); „Kinder- und Hausmärchen aus Süddeutschland“ (Regensb. 1854); „Von den heiligen drei Königen“ (Innsbr. 1854); „Die Oswald-Legende und ihre Beziehung zur deutschen Mythologie“ (Stuttg. 1855); „Die Personen- und Taufnamen Tirols“ (Innsbr. 1855); „Sitten, Bräuche und Meinungen des Tiroler Volkes“ (2. Aufl., das. 1871); „Barbara Pachlerin, die Sarnthaler Hexe etc.“ (das. 1858); „Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol“ (das. 1859); „Johannissegen und Gertrudenminne“ (Wien 1862); „Die Sagen von Margareta, der Maultasche“ (Innsbr. 1863); „Die deutschen Sprichwörter im Mittelalter“ (Wien 1864); „Die Allitteration bei mittelhochdeutschen Dichtern“ (das. 1864); „Findlinge“ (das. 1867–70, 2 Bde.); „Das deutsche Kinderspiel im Mittelalter“ (2. Aufl., Innsbr. 1873); „Lusernisches Wörterbuch“ (das. 1869); „Das Urbarbuch des Klosters zu Sonnenburg“ (Wien 1868); „Oswald von Wolkenstein“ (das. 1870); „Hans Vintler“ (das. 1871); „Schildereien aus Tirol“ (das. 1877, neue Folge 1888). Mit Inama-Sternegg besorgte er die Herausgabe der „Tirolischen Weistümer“ (Wien 1875 bis 1888, Bd. 1–4).