MKL1888:Hexenbesen
[505] Hexenbesen (Wetter-, Donnerbüsche, Donnerbesen), abnorme Bildungen an Bäumen, welche in einer Astwucherung bestehen, indem an irgend einem Punkt eines Astes eine ungewöhnliche Menge Knospen angelegt werden, welche sich alle zu wirklichen Zweigen ausbilden und so einen kleinen dichten Strauch in der sonst locker verzweigten Krone darstellen, oder indem, wie beim H. der Tanne, von einem Ast ein Zweig kräftig und gerade aufwärts wächst, mit allseitig gewendeten kurzen Nadeln besetzt ist und dicht stehende horizontale Zweiglein treibt, gleichsam wie ein aufgepflanztes kleines Tannenbäumchen. H. kommen an vielen Laubhölzern sowie an Nadelbäumen, besonders an Weißtannen, Fichten und Kiefern, vor. Es liegen ihnen aber nicht überall gleiche Ursachen zu Grunde. Bis jetzt ist die Erscheinung mit Sicherheit nur in einem einzigen Fall auf ihre Ursache zurückgeführt worden, nämlich beim H. der Tanne, welcher nach de Bary durch einen Schmarotzerpilz aus der Ordnung der Rostpilze, Aecidium elatinum A. et S., hervorgebracht wird, der außer dieser Mißbildung auch den Krebs der Tanne verursacht, daher die H. hier oft an den Krebsstellen hervorbrechen. Sein Mycelium lebt in den Zweigen und Nadeln des Hexenbesens und bildet an der Oberfläche der letztern oft seine Fruktifikation (s. Rostpilze). In andern Fällen mögen vielleicht auch Pilze, in manchen aber wahrscheinlich andre Ursachen, besonders äußere Verletzungen, zu Grunde liegen. Wenn die Endknospen durch Tiere abgebissen, abgebrochen oder sonst zerstört sind, entsteht unterhalb der Stelle nicht selten reichlichere Zweigbildung; auch hat man unterhalb der Veredelungsstellen von Bäumen ähnliche Bildungen beobachtet.