MKL1888:Eisleben
[485] Eisleben (Islebia), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Hauptstadt des Mansfelder Seekreises und ehemals der Grafschaft Mansfeld, liegt im W. des Süßen und des Salzigen Sees, an der Linie Halle-Nordhausen-Münden der Preußischen Staatsbahn und besteht aus der Altstadt, Neustadt
Wappen von Eisleben. | |
und 3 Vorstädten. Die Stadt hat 4 evang. Kirchen (darunter die Andreaskirche mit Denkmälern der alten Grafen von Mansfeld und die Peter-Paulkirche mit dem Taufstein, an dem Luther getauft worden sein soll), eine kath. Kirche sowie eine Synagoge, eine Schloßruine, ein Gymnasium (von Luther zwei Tage vor seinem Tod gestiftet), ein Realprogymnasium, ein Schullehrerseminar, eine Bergschule, 2 Bürgerschulen und (1880) 18,187 Einw., darunter 740 Katholiken und 126 Juden. Das Geburtshaus Luthers in der Dr. Lutherstraße brannte 1689 bis auf das untere Stockwerk ab, wurde aber durch milde Beiträge wieder aufgebaut und 1693 zur Freischule für arme Waisen eingerichtet. Bei der Reformationsfeier 1817 nahm Friedrich Wilhelm III. das Haus in seinen beständigen Schutz, so daß dasselbe für immer in seiner Form erhalten werden soll; die Freischule (Lutherschule) wurde mit festem Einkommen ausgestattet und mit einem Schullehrerseminar verbunden. Das Haus enthält mancherlei Reliquien von Luther. Am Marktplatz steht das Bronzestandbild Luthers von Siemering, enthüllt 10. Nov. 1883. Die Stadt ist Sitz eines Amtsgerichts sowie der Direktion der Mansfeldischen kupferschieferbauenden Gewerkschaft (s. d.) und hat wichtigen Bergbau auf Kupfer und Silber, zwei Kupferhütten, Gartenbau und Samenhandel. – Die Altstadt von E. kommt urkundlich schon 974 vor; sie erhielt 1045 Münz-, Markt- und Zollrechte und gehörte den Grafen von Mansfeld. Am 10. Nov. 1483 wurde hier Luther geboren, der am 18. Febr. 1546 auch hier starb. Nachdem E. während der Bauernunruhen 1525 zum Teil zerstört worden war, wurde die Neustadt angelegt. Von 1531 bis 1710 wurde eine Linie der Grafen von Mansfeld nach E. benannt. 1579 ward hier der Eislebensche Tauschrezeß zwischen Kursachsen und dem Erzstift Magdeburg abgeschlossen. Nach dem Aussterben der Grafen von Mansfeld 1780 kam E. an Sachsen und 1815 an Preußen. Vgl. Größler, Urkundliche Geschichte Eislebens [486] bis zum Ende des 12. Jahrhunderts (Halle 1875); „Chronicon Islebiense“ (hrsg. von Größler und Sommer, Eisl. 1882).
[281] Eisleben, (1885) 23,175 Einw.