MKL1888:Afrika
[148] Afrika (hierzu drei Karten: Fluß- und Gebirgssysteme, Staatenkarte und Karte der Forschungsreisen), der fast insulare südwestliche Teil der Alten Welt (bei den Alten Libyen und Äthiopien), der lange dem Europäer verschlossen gewesen, indem sich Natur und Mensch vereinigten, ihm den Eingang in das Innere, seit den Zeiten des Altertums ein Land der Rätsel und Wunder, zu verwehren. Hafenarmut, verderbliches Klima an den Küsten, eine in Sprache und Sitten fremde Bevölkerung, im S. verwildert durch Jahrhunderte alten Sklavenhandel, im N. fanatisiert durch einen noch ältern Glaubenskrieg gegen die christliche Welt des südlichen Europa, waren Hindernisse, die nur durch das Zusammenwirken dreier der kräftigsten Hebel, welche menschliche Thatkraft zu verstärken im stande sind: des kaufmännischen Egoismus, des wissenschaftlichen Ehrgeizes und der religiösen Hingebung, zuletzt überwunden werden konnten, und ihnen verdanken wir unsre gegenwärtige, immerhin noch unvollkommene Kenntnis Afrikas.
- Grenzen Seite 148
- Bodengestaltung 149
- Gewässer 151
- Geognostisches 153
- Klima, Regen 157
- Pflanzenwelt 159
- Tierwelt Seite 162
- Bevölkerung 163
- Religionen 166
- Gewerbe, Handel 166
- Staatliche Einteilung 168
- Entdeckungsgeschichte 169
Grenzen. Von dem im N. liegenden Europa durch ein Binnenmeer, das Mittelländische, und die an ihrer schmälsten Stelle noch nicht 15 km breite Straße von Gibraltar, im W. vom Kap Spartel bis zum Kap der Guten Hoffnung von Amerika durch den inselarmen, breiten Atlantischen Ozean, im O. von Asien durch den Indischen Ozean und seine Fortsetzungen, den Busen von Aden, das Rote Meer und den Meerbusen von Suez, getrennt, hängt A. nur mit dem Festland von Asien durch die 126 km breite, jetzt vom Kanal durchschnittene Landenge von Suez zusammen. Vom Kap Blanco (37°21′ nördl.
[Ξ]
AFRIKA. Fluß- und Gebirgssysteme. Maßstab 1 : 50 000 000. |
[Datumsangabe:] XII. 86. |
[Ξ]
AFRIKA POLITISCHE ÜBERSICHT Maßstab 1 : 38.000000 |
[Inset 1:] DAS DEUTSCHE REICH Im Maßstab d. Hauptkarte [Inset 2:] DIE KAPVERDISCHEN INSELN. [Datumsangabe:] XI. 87. |
[149] Br.) im N. bis zum Kap Agulhas oder Nadelkap (34°49′ südl. Br.) im S. besitzt es eine Länge von 8015 km (1080 Meilen), vom Kap Verde (0°7′ östl. L.) im W. bis zum Kap Gardafui (68°54′ östl. L.) eine Breite von 7790 km (1050 Meilen). Gegen 2/3 des Ganzen liegen auf der nördlichen, 1/3 auf der südlichen Halbkugel. Seine Größe beträgt 29,826,922 qkm (541,623 QM.). A. behauptet unter den Erdteilen die dritte Stelle sowohl durch seine Größe (nach Asien und Amerika) als seine Volkszahl (nach Asien und Europa); vgl. die tabellarische Übersicht S. 168.
Was die horizontale Gliederung Afrikas betrifft, so hat es unter allen Erdteilen den einfachsten Umriß. Das Somalland ist seine einzige Halbinsel; die beiden Syrten (Meerbusen von Sydra und Gabis) im N., der Busen von Guinea mit den Baien von Benin und Biafra im W. sind seine einzigen größern Golfe, zu denen nur um die Nordwest- und um die Südküste herum eine Reihe kleiner Baien (Walfisch-, Tafel-, Falsche, Delagoabai u. a. m.) hinzukommt. So ist Afrikas Gestalt ungemein einfach, es hat nur 3500 Meilen Küstenlänge, also 1 Meile derselben auf je 127 QM., während in Europa 1 Meile Küstenlänge 37 QM. entspricht. Jene tiefen Golfe sind dabei hafenarm und ungesund, nur in den westlichen münden schiffbare Ströme; daher hat diese ganze Küstengestaltung wesentlichen Anteil an der Verschlossenheit des Innern. Auch die Inseln stellen keine Bereicherung des Kontinents dar; sie sind, mit Ausnahme der einer wüsten Küste gegenüberliegenden Kanarischen Inseln und der Inseln in der Guineabai, zu weit von den Küsten entfernt, und die größte unter ihnen, das durch die Straße von Mosambik davon getrennte Madagaskar, wird in Wahrheit durch den Äquatorialstrom des Indischen Ozeans (s. Meer) noch weiter davon entfernt, als die Breite jener Straße (an 300 km) beträgt.
Auch die vertikale Gliederung Afrikas weist, ähnlich der horizontalen, eine große Einförmigkeit auf. Große Gebirgssysteme und ausgedehnte Tieflandschaften gibt es nicht, und ebenso ist der Wechsel zwischen Hoch- und Tiefland, wie er in Asien, Europa und Amerika sich findet, nicht anzutreffen. A. ist ein ungeheures Hochplateau, das wieder aus mehreren kleinen Plateaus besteht. Diese bilden zwei Erhebungsstufen, eine nördliche und eine südliche. Die letztere weist entschieden die höchsten und ausgedehntesten Massenerhebungen auf, so daß man mit Recht von einem südlichen Hochland (Hochafrika) zu sprechen gewohnt ist. Als Grenzlinie zwischen den beiden Plateaustufen kann der Lauf des Binuë und Schari, soweit der letztere uns bekannt ist, angenommen werden, als deren östliche Fortsetzung der Nil bis zum Einfluß des Atbara gelten kann. Das Verhältnis der Erhebungen der beiden Plateaustufen zu einander ist wie 2:5. Die höchsten Erhebungen finden sich im O. des Kontinents, und man kann den nördlichen Teil Afrikas sehr wohl mit einer schiefen Ebene vergleichen. Eine charakteristische Eigentümlichkeit der Gebirgsrichtung Afrikas sind Randgebirge, welche parallel mit den Küsten streichen und sich über die mittlere Höhe des zentralen Plateaus erheben. Ganz besonders ist dies bei der südlichen Plateaustufe an deren West- und Ostrand zu merken, dann aber auch bei der nördlichen in Oberguinea, den Senegalländern, in Marokko und Algerien, ferner am Roten Meer und am Nordrand des Somallands. Zwischen diesen Randgebirgen ist das ganze Areal des Kontinents mit einer zusammenhängenden Hochlandsmasse angefüllt, und dadurch unterscheidet sich A. eben von den übrigen Erdteilen in seiner Natur als orographisches Individuum. Die mittlere Höhe Afrikas soll 662 m, dagegen die von Europa nur 300 m betragen. Eigentliche größere Tieflandschaften gibt es in A. nicht, wohl aber lassen sich in der Erstreckung des Kontinents von N. nach S. auf den beiden Plateaustufen einige Erhebungslücken unterscheiden: auf dem nördlichen großen Plateau zunächst das Becken des Tsadsees (244 m), das von keinem großen Umfang ist, auf dem südlichen das Becken des mittlern Congo (460 m), den ganzen mächtigen Bogen des Stroms füllend, dann jenes des Ngamisees (930 m). Die mittlere Höhe der Landschaften um den Tsad wird auf ca. 630 m, jene der Grenzgebiete des Congo auf 1200 m und die des Ngami auf 1100–1200 m angegeben. Wie Asien, hat auch A. die merkwürdige Erscheinung der Depressionen (Bodensenkungen unter den Meeresspiegel). Die wichtigsten sind: die der algerischen Schotts (19 m), die am nördlichen Rande der Libyschen Wüste: Bir Resam (10 m) und Siwah (29 m), und jene in der Umgebung der Seen Abhabad und Asal am Ostrand von Abessinien (61 m unter Meer). Außerdem gibt es am Meeressaum Tieflandschaften von ganz geringer Breite, als deren bedeutendste zu nennen sind: die zwischen der Mündung des Senegal und Draa, ferner jene im S. der Großen Syrte, die bis zum Nildelta sich erstreckt und dieses noch in sich vereinigt, endlich jene am Nigerdelta und an der nördlichen Suaheliküste. Wollte man daher ein Profil Afrikas konstruieren, so würde man sowohl in der Richtung von N. nach S. als auch von W. nach O. ein Ansteigen des Hochlands in je fünf Erhebungsstufen zu verzeichnen haben. Man kann annehmen, daß das Massiv Afrikas in einer sehr frühen geologischen Periode durch kosmische Kräfte aus dem Weltmeer gehoben worden sei. Gegenwärtig sind Hebungserscheinungen der Uferränder beobachtet worden an der Nordwestküste zwischen dem Kap Ghir und der Straße von Gibraltar, an der tunesischen Küste, im Golf von Suez, zwischen Suakin und Massaua, dann zwischen dem Tana und Sambesi. Senkungserscheinungen verzeichnet man dagegen an der Großen Syrte und an den Nilmündungen. Im Innern des Kontinents hat man eine Hebung des Ostufers des Tsadsees beobachtet und wird aus der Hebung des Spiegels des Tanganjika auf eine Senkung seiner Uferränder schließen dürfen.
Bei Betrachtung der orographischen Verhältnisse fassen wir zunächst das Atlassystem, dann die Plateauzonen der Sahara und des Sudân, endlich die des zentralen, südafrikanischen und abessinischen Hochlandes ins Auge.
Was man unter dem Atlas (s. d.) gemeinhin begreift, ist keine einheitliche, ohne Unterbrechung fortlaufende Bergkette, sondern ein System von Bergketten, Hochplateaus und isolierten Bergmassiven, das sich vom Kap Nun bis zum Kap Bon erstreckt. Die Hauptkette, der marokkanische Atlas, erhebt sich mit dem Kap Ghir aus dem Atlantischen Ozean und zieht sich 30 km breit, von vielen Nebenketten begleitet, bis zum Dschebel Aiaschin, wo sie in ein 80–150 km breites Hochplateau übergeht, das gegen NO. streicht. Der Nordabfall desselben ist das algerische, mit Salzsümpfen (Schotts) bedeckte Steppenplateau, das sich in dem als „Tell“ bekannten fruchtbaren Land zum Mittelmeer herabsenkt, [150] während der Südabhang teils in steilen, stufenförmigen Absätzen, teils in langgestreckten, unwirtlichen Abhängen in die Sahara übergeht. Die mittlere Kammhöhe der Hauptkette des Atlas beträgt 1200–1500 m. Einzelne Erhebungen derselben steigen bis zu 3900 m an. Von Pässen ist der von Bidauan, welchen die Karawanen von Marokko nach den Nigerländern benutzen, dann der Paß Tisint el Rint (2589 m), den Rohlfs beging, erwähnenswert. In einer Höhe von 2600–3500 m finden sich noch Pässe, welche erstiegen werden müssen, wenn man nach der Oase Tafilet gelangen will. Gegen SO. vom Dschebel Aiaschin streicht ein Gebirgszug, der eine im S. des Hauptkamms mit diesem parallel streichende Nebenkette, den Antiatlas, mit dem eigentlichen Atlas verbindet. Keiner der Gipfel des Atlas reicht bis zur Schneegrenze hinauf, und schon im Mai erscheinen die höchsten Spitzen schneefrei. Die östliche Fortsetzung des Atlas vom Dschebel Aiaschin ist ein von 170 km Breite im W. zu 80 km im O. abfallendes Hochplateau, aus dessen Südrand die Massive des Dschebel Amur und des Dschebel Aurês hervorragen, das aber keinen scharf begrenzten Nordrand hat. Auf diesem Plateau, dessen mittlere Seehöhe im westlichen Teil 1100, im mittlern 900, im östlichen 780 m beträgt, finden sich die Schotts (s. d.), deren Region sich bis in die Nähe des Golfs von Gabis zieht. Die Plateaustufe der Sahara (s. d.) zeigt keineswegs eine kontinuierliche Sanddünenregion, sondern sie hat ein mannigfach gegliedertes Bodenrelief. Das Plateau durchziehen isolierte Bergzüge, gewaltige Höhenmassive, und dessen Oberfläche besteht teils aus Sanddünen und Sandflächen, teils aus Gebirgs- und Felsmassen, Steppen, Weiden, kleinern Flächen von Felsblöcken (Charaschaflandschaften), steinichten, wasserlosen Hochflächen (Hamadas und Sserirs), endlich aus Oasen und Kulturland. Ungefähr in der Mitte der Sahara befinden sich drei mächtige Erhebungssysteme: das Bergland der Tuareg (Ahaggar oder Hogarland), das Alpenland Aïr oder Asben und Tibesti oder Tu. Der Charakter der Sahara im W. des Tuareglands bis an den Ozean, Senegal und Niger ist der einer Hamada, welche durch Dünenregionen geteilt ist. In der Mitte der Fläche ist eine Einsenkung, aus einem steinsalzreichen Dünenkomplex bestehend (El Dschuf), mit einer Seehöhe von 100 m. Beinahe am Westrand der Hamada findet sich das Bergland von Adrar, das aus mehreren Reihen von S. nach N. streichender, durch breite, dünenerfüllte Thäler voneinander getrennter Höhenzüge besteht, und jenes von Taganet. Die Höhe der Sanddünen übersteigt selten 100–150 m, erreicht aber in der Aregregion eine Höhe von 200–220 m bei einem Umfang von 4–6 km an der Basis. Die Gebirgsmassen der Sahara treten im Hochland Ahaggar, welches eine ausgedehnte ellipsoide Hochfläche darstellt, deren Gipfel vulkanischer Natur sein sollen, dann im Bergland Aïr oder Asben, das aus fünf größern Berggruppen von 100 km Breite und 1800 m höchster absoluter Höhe besteht und von wildem landschaftlichen Charakter ist, ferner im Bergland Tibesti, dessen Mittelpunkt, das Tarsogebirge, bei 2041 m kulminiert, klar zu Tage. Nach S. zu löst sich die Hauptkette des Tarso in eine größere Anzahl von kleinern Ketten auf und fällt gegen N. steiler ab als gegen S. Die von den Syrten über Mursuk nach Tibesti reichende Hamada, die Bergketten von Tibesti und deren Ausläufer bilden die Scheidewand zwischen der westlichen Sahara und der Libyschen Wüste. Das Areal der letztern steigt vom Mittelländischen Meer gegen S. stetig an, so daß Kufra z. B. schon in 400 m Seehöhe liegt. Am Nordrand der Libyschen Wüste findet sich die schon berührte Depression. Nordwestlich von dem Depressionsgebiet steigt das Wüstenland wieder zu dem Plateau von Barka an (400–600 m). Der südöstliche Teil der Libyschen Wüste bildet eine gleichmäßig ausgebreitete, steinichte Hochebene, in welche mehrere Oasen eingesenkt sind. Die meisten Hamadas und Sserirs der Sahara bestehen aus Thon, der manchmal fast zu Stein erhärtet ist und eine rötliche Farbe hat. Die Farbe des Dünensandes ist gelblichbraun. Die ungeheuern Sandflächen der Libyschen Wüste gleichen einem mit berghohen Wogen erfüllten Ozean. Das Kulturland findet sich nur in den zahlreichen Oasen (s. d.), welche sich allüberall in der Sahara bilden, wo genügend Wasser vorhanden ist.
Im S. des Saharagebiets dehnt sich, vom Roten Meer beginnend, bis an den Atlantischen Ozean in einer Länge von 4600 km Länge die Plateauzone des Sudân aus. Das Land südlich von der Sahara steigt, soweit es der Kenntnis erschlossen ist, fortwährend an, und auch von Senegambien aus ist eine Steigung des Bodens gegen O. zu bemerken. Durch die Senke des Tsadsees ist der Sudân in zwei Hälften geteilt. Er repräsentiert eine Hochfläche, auf der im östlichen Teil das Hochlandsmassiv des Dschebel Marra, das Hauptgebirge Dâr Fûrs (ca. 1500 m), im westlichen Teil das isolierte Massiv des Mendif (1900 m) und ferner am Westrand das Bergland des noch unerforschten Kong (1300 m) aufgebaut sind. Der Abfall derselben gegen die Fläche des Hochplateaus ist meist ein terrassenförmiger. Die Breite der drei Massive ist keine große. Im O. ist der Sudân eine grasreiche Ebene, im zentralen Teil und im W. eine sehr fruchtbare Landschaft und Wohnplatz der eigentlichen Neger.
Südlich der Einsenkung des Binuë- und Scharithals dehnt sich bis an die Südspitze Afrikas die gewaltige südafrikanische Plateaustufe aus. Eine natürliche Teilung erfährt dieselbe durch die Wasserscheide zwischen dem Sambesi und Congo in eine nördliche und eine südliche Hälfte. Die erstere faßt man unter der Bezeichnung des zentralafrikanischen, letztere unter dem Namen des südafrikanischen Hochlands zusammen. Die höchsten Erhebungen des erstern sind an den großen Seen zu suchen (Gambaragara 4250 m, Ufumbiro 3658 m). Vom W. steigt in dem mit undurchdringlicher Waldvegetation bedeckten Congobecken das Terrain stetig gegen O. an und ist im N. vom Nyassasee zwischen dem Äquator und dem 10.° südl. Br. durchschnittlich ca. 1500–2000 m hoch. Der Westrand des Plateaus wird von der Mündung des Quanza bis zum Golf von Benin durch mit der Küste parallel streichende Höhenzüge, die Serras (bis 1800 m hoch), gebildet. Im äußersten Nordwesten erhebt sich am Rande des Ozeans der isolierte vulkanische Gebirgsstock Camerun (bis 4000 m). Im S. der Landschaft Adamáua wurde von den Reisenden gleichfalls ein hohes Massiv erblickt, das indessen noch nicht erforscht werden konnte. Am Südrand dieses Plateaus finden sich gleichfalls hohe Berge (Babisagebirge 2000 m, südlich vom Bangweolo; Milandsche, Zombaberg 2500 m, am Schirwasee; die Munboyaberge, über 2500 m, am Tanganjika). Am Ostrand des zentralafrikanischen Plateaus gruppieren sich die isolierten Massen des Kilima [151] Ndscharo (5694 m) und des Kenia (5400 m), und ihre nördlichen, noch nicht erforschten Nachbarn am Baringosee sollen gleichfalls über 1500 m hoch sein. Unmittelbar am Äquator finden sich also die höchsten Erhebungen des Kontinents. Leider ist die zentralafrikanische Plateaustufe noch sehr unvollkommen bekannt. Die Berglandschaften in der Umgebung der großen Seen sind sämtlich waldreich und haben ein gesundes, herrliches Klima.
Das südafrikanische Plateauland ist eine Hochebene von durchschnittlich 1200 m Höhe, die terrassenförmig und steil zur Küste der beiden Ozeane abfällt. Vom S. ausgehend, hat man, um das Plateau des Hochlands zu gewinnen, drei Randketten zu überschreiten, welche ebenso viele Terrassen nach dem Meer hin begrenzen. Die erste dieser Terrassen (80–100 m Höhe) trägt Berge von 1000–1500 m Höhe, die zweite, die sogen. Karroo (d. h. die harte), ragt wie eine Festungsmauer empor und ist nur auf den schlundartig geöffneten Pässen zu erreichen. Sie trägt Längsketten, die nach SO. streichen und bis 2300 m hoch werden (Seven Weeks Poort 2325 m, Coxcomb 1753 m). Von der Karroo gelangt man endlich nördlich auf die öde Große Karroo (1100 m Seehöhe), die von einem ockerfarbigen, aus Sand und Thon bestehenden Boden gebildet wird, der im Sommer zur Festigkeit der Ziegel ausdorrt und wenige Meter unter der Oberfläche festes Gestein birgt. Wenige Tage nach einem Regenfall und namentlich in der Regenzeit keimen alle die unzähligen Zwiebelgewächse, welche der steinharte Boden einschließt, und die Hochebene verwandelt sich in einen lachenden Blumenteppich und in ein wogendes Grasmeer, das von großen Wildherden belebt ist. Am nördlichen Rande der Großen Karroo erheben sich abermals Gebirge (1500–1800 m hoch), so die Roggeveld- und im S. die Nieuweveldberge, die Schneeberge (Spitzkop 2500 m). Im NO. beginnt ein den Oranje begleitender Gebirgszug, aus den Rhinoster-, Bambeos- und Stormbergen (1800m) bestehend, die sich weiterhin als Kathlamba oder Drakenberge bis an den Limpopo fortsetzen (Mauchspitze 2675 m). Der Westrand des südafrikanischen Hochlandes ist gleichfalls von zum Meer steil abfallenden Terrassen gebildet. Eine merkwürdige Bildung ist der 1082 m hohe Tafelberg in der Nähe der Kapstadt. Im allgemeinen steigen die Berge dieser Terrassen bis 1500 m hinan. Nördlich vom Oranje zieht eine Küstenterrasse bis zum Cunene hin. Nur im Damaland greifen drei kleinere Plateaustufen tiefer nach dem Innern hinein, ohne jedoch höher als 1200 m anzusteigen. Das zwischen den beschriebenen Randgebirgen befindliche Land trägt den Charakter großer Einförmigkeit, wiewohl es nicht eine gleichmäßig platte Hochebene ist. Im westlichen Dama- und Hereroland sind Gipfel von 2600 m Höhe. Die Kalahari (s. d.) ist eine vorwiegend mit niedrigem Buschwerk bewachsene Steppe mit nur sehr geringen Sanddünenkomplexen (Karri-Karri).
Das Alpenland von Abessinien ragt wie eine Burg am Ostrand der nördlichen afrikanischen Plateaufläche empor und nimmt in der Richtung von N. nach S. stetig an Breite zu. Der Abfall nach O. geschieht in steilen, mauerartigen Stufen, während der Abfall nach W. ein allmählicher ist. Die ganze Hochfläche (ca. 220,000 qkm) ist mit zahlreichen Berghöhen besetzt, und die höchsten Erhebungen desselben befinden sich im W. und in der Mitte desselben (Josephberg 4197 m, Ras Daschan und Ankua 4620 m, Layata 4532 m, Buahit 4510 m, Barotschwaha 4504 m, Abu Jared 4483 m). Alle Flüsse entspringen in großer Seehöhe. Ihre Betten sind in das Hochlandsmassiv tief eingeschnitten. Gegen S. setzt sich das abessinische Hochland in den Berglandschaften von Kaffa und Enarea fort in einer mittlern Höhe von 2–3000 m. Auch gegen O. hin am Nordrand der Somalhalbinsel reicht das Hochland in ziemlich bedeutender Höhe gegen das Kap Gardafui. – Im N. des abessinischen Hochlands reicht von der Küste des Roten Meers bis in die Nähe der ägyptischen Hauptstadt ein wild zerklüftetes, von zahlreichen trocknen Flußbetten (Wadis) durchfurchtes Randgebirge, das im Dschebel Soturba, seinem Hauptgipfel, 2103 m Höhe erreicht. Von Abu Hamed zieht sich die tiefe und fruchtbare Thalrinne des Nils gegen N., die von zwei mäßigen Bergketten, der libyschen und arabischen, begleitet wird.
Die Bodenbeschaffenheit der afrikanischen Inseln ist zumeist eine gebirgige; viele derselben (Azoren, Kanaren etc.) zeigen auch Spuren vulkanischer Thätigkeit. Die Rieseninsel Madagaskar (s. d.) bildet an ihrer Ost- und Nordseite eine hohe gebirgige Region (1000–1500 m), im W. und S. aber eine weite Ebene. Die Gebirge sind zum Teil reichbewaldet und erheben sich bis zu 3000 m Höhe.
Die klimatischen Verschiedenheiten in Verbindung mit dem Bau des Bodens bedingen in A. große Gegensätze in den hydrographischen Verhältnissen. Das Atlassystem gestattet nur die Bildung kleiner Küstenflüsse, wie Scheliff, Tafna, Isly u. a., und zahlreicher Binnenflüsse, welche teils in den geschlossenen Längenthälern des mittlern Algerien von Salzseen (sogen. Sebchas oder Schotts) aufgenommen werden, teils nach S. in die Niederung des Wadi Righ heraustreten und in den dortigen Salzseen und Sümpfen sich verlieren. Die Regenarmut des Wüstengürtels ist Ursache, daß fließende Gewässer hier zu den Seltenheiten gehören; der bei Nun in den Atlantischen Ozean mündende Wadi Draa mit dem Sakiet ist der einzige bekannte Fluß dieser Zone. Dagegen ist hier das Gebiet der Regenbäche (Wadi, im O. Chor genannt), die bei einem Gewitterregen plötzlich zu verheerender Größe anschwellen, um ebenso rasch wieder zu versiegen. Ganz anders, wo der tropische Regen mit seiner Wasserfülle regelmäßig eintritt; in diesem breiten Tropengürtel besitzt A. eine große Zahl mächtiger Ströme und ausgedehnter Binnenseen und steht an Wasserreichtum keinem andern Erdteil nach. Alle schwellen zu gewissen Zeiten infolge dieser regelmäßigen Regen an. Nach dem Mittelmeer führt aus dieser Zone nur der Nil hinaus, während zahlreiche Flüsse in den Atlantischen und Indischen Ozean münden. Der Nil (s. d.) hat unter den Flüssen Afrikas den längsten Lauf. Unter 5° nördl. Br. tritt er aus dem Gebirgsland hervor und durchfließt dann weite Ebenen, bis er unter Chartum in die Gebirge der Nubischen Wüste eintritt, um sie in mächtigen Windungen zu durchlaufen und bei Assuân nach Ägypten einzutreten; unterhalb Kairo teilt er sich in die zwei das Nildelta umfassenden Arme, den von Rosette und Damiette. Der Name Nil ist erst bei Chartum gebräuchlich, wo er sich aus den beiden großen Quellflüssen Bahr el Abiad und Bahr el Azrak (dem Weißen und Blauen Nil) sammelt. Unterhalb der Vereinigung nimmt er nur noch einen großen Zufluß, den Atbara (Takazzé), aus Abessinien auf. Atbara und Bahr el Azrak (in Abessinien Abaí genannt) führen die [152] Gewässer der Nord- und Ostabdachung des letztgenannten Landes dem Nil zu. Größer ist das Gebiet des Weißen Flusses, der als Bahr el Dschebel aus dem Lande der Bari heraustritt. Langsam schleichend, zahlreiche große und kleine Strominseln einschließend, fließt er nach N., nur hier und da von höhern Ufern begrenzt, zur Regenzeit weit und breit die Niederungen überschwemmend. Etwa unter 9° nördl. Br., wo er sich östlich wendet, empfängt er links den weit aus dem westlichen Innern kommenden, durch zahlreiche große Zuflüsse gespeisten Gazellenfluß (Bahr el Gazal) und bald darauf rechts aus Abessinien und den Gallaländern den Sobat. Unter 3° nördl. Br. etwa tritt er aus dem nördlichen Ende des Mwutan hervor, des großen, 1864 von Baker entdeckten Sees. Doch ist dies keineswegs der Quellsee. Er empfängt vielmehr im Victoria-Nil den Abfluß eines zweiten, südöstlich gelegenen Sees, des 1858 von Speke entdeckten Ukerewe, und diesem strömt wieder der aus dem Akanyaru (Alexandrasee) kommende, von Stanley entdeckte Kagera zu. Das Gefälle des riesigen Stroms ist im ganzen sehr gering, aber ungleich; von Chartum bis Wadi Halfa beträgt es 320 m, von da bis Assuân 37 m, von da bis Kairo 103 m und von Kairo zum Meer endlich im Durchschnitt 9 m. Sein im Altertum schon bewundertes Anschwellen tritt in Assuân Ende Juni, in Kairo Anfang Juli ein und ist eine Folge des Anschwellens der abessinischen Ströme, zumal des Blauen Nils und des Atbara samt Zuflüssen (Setit, Salâm, Angrab, Rahad, Dinder). Der plötzliche Wassersturz dieser durch dreimonatlichen Regen angeschwollenen Ströme, die eine ungeheure Menge fruchtbaren Schlammes aus den Hochlanden mit sich führen, veranlaßt die jährliche Überschwemmung Unterägyptens und das Absetzen des fruchtbaren Nilschlammes, der ein „Geschenk Abessiniens“ ist. Andre abessinische Flüsse sind ohne Ausfluß, verlaufen sich in Seen oder Sümpfe; so der größte Fluß Schoas, der Hawasch. Größere und kleinere wenig bekannte Flüsse finden sich an der Somal- und Suaheliküste. Die Ströme der Ostküste kommen zum Teil tief aus dem Innern, zeichnen sich durch gefährliche Barren vor der Mündung aus und besitzen fast alle Stromschnellen und Katarakte, welche eine ergiebige Entwickelung der Schiffahrt verhindern. Die wichtigsten derselben (von N. nach S.) sind: der Dschubb, Tana, Pangani, Lufidschi, Rufuma. Ihre Quellen sind noch nicht erforscht. Denselben Charakter zeigt der größte, unter 18° südl. Br. durch ein Delta in den Indischen Ozean mündende südafrikanische Fluß, der Sambesi (s. d.), dessen Quellgebiet bis zum Westrand Hochafrikas, wo er als Liba aus dem Dilolosumpf abfließt, und bis zum N. des Innern reicht, wo sein andrer Quellfluß, der Liambaye (Kobompo), im Lande der Balunda entspringt. Unterhalb der Mündung des Tschobe betritt der Strom das Bergland der Batoka, wo er die großartigen Moasiwatunja- oder Victoriafälle bildet, empfängt später den von N. kommenden Schire, den Ausfluß des Nyassasees, und tritt dann aus der Felsspalte des Lupatagebirges in ein weites Thal ein, um endlich, in viele Arme geteilt, das Meer zu erreichen. Wie der Nil, schwellen auch der Liambaye und seine Nebenflüsse durch die tropischen Regen an und überschwemmen weithin das Land. Südlich vom Sambesi führt der Limpopo (Krokodilfluß) die Gewässer aus Transvaal und vom Ostgehänge des Matoppogebirges zur Sofalaküste hinaus. Geringer ist der Wasserreichtum südlich vom Wendekreis, doch kommen zahlreiche Küstenflüsse von dem Kranz des kapischen Hochlands zur Küste, darunter der Tugela in Natal, der Große Fischfluß im Kapland, während sich die auf dem innern Gehänge der Umwallung entspringenden Flüsse zum Oranjefluß (Gariep) sammeln. Letzterer entsteht aus zwei von den Drakenbergen kommenden Quellflüssen, dem Nu Gariep und dem Kai Gariep oder Baal, und ist der bedeutendste Fluß des Kaplands, das er (auf der Nordgrenze) beinahe seiner ganzen Breite nach von O. nach W. in tiefem Felsenthal durchzieht, ohne dem Lande die Segnungen eines großen Stroms zu bringen. Das Hochland der Dama schickt seine Gewässer teils zum Oranjefluß, teils nach kurzem Lauf ins Meer (Swakop); andre versiegen in den Steppen des Innern (Omuramba, Omatuko). Vom 18.° südl. Br. bis zum Senegal ist die Zahl der Ströme groß. Der noch wenig gekannte Cunene in Benguela, der Coanza in Angola entspringen aus dem sumpfigen Wasserscheiderücken und durchziehen dann weite, wellenförmige Hochebenen, ehe sie die tiefern Stufen durchbrechen; ihre untere Strecke ist felsig und voller Katarakte und verwehrt die Schiffahrt ins Innere. Unter 6° südl. Br. mündet in den Atlantischen Ozean der gewaltige Congo (Lualaba im Oberlauf), einer der Riesenströme der Erde. Er bringt eine ungeheure Wassermasse mit und zeigt an manchen Stellen der Mündung 400 m Tiefe; noch 100 km oberhalb der Mündung hat er eine Breite von 3000 m, eine Tiefe von 20 m. Er wurde zuerst von H. Stanley in dem mächtigen Bogen, den er bis über den Äquator hinaus bildet, befahren, nachdem bereits Livingstone seinen Oberlauf, den Lualaba, entdeckt hatte. Seine nur im obern Lauf erforschten Nebenflüsse von S. her sind der Quango, der Kassai, Sankuru, Lomâni u. a. m. Der Ogowe (Ogowai), im untern Lauf in viele Arme sich teilend und ein wahres Labyrinth von Inseln bildend, und der Gabon (eigentlich ein Ästuarium) sind uns erst in jüngster Zeit bekannter geworden; es wiederholen sich bei ihnen die Verhältnisse der südlichen Flüsse. Kürzer ist der Lauf des Calabarstroms, welcher in die Biafrabai mündet. Aus dem Hochland von Oberguinea stammen eine Anzahl größerer Ströme (Casamanza, Rio Nuñez, der Große und Kleine Scarcies, der Rokelle, der Kamaranka, der St. Paul-Fluß u. a. m.) und zahlreiche kleinere Küstenflüsse. Unter allen bleibt aber der Niger (richtiger Nigir) der größte, wichtigste und berühmteste. Er entspringt am Lomaberg im Kong aus den Quellflüssen Tembi und Falico und tritt als Dscholiba in die Ebene, in der er sich ganz wie der Weiße Nil in seinem obern Lauf oftmals teilt, um seine Arme, oft erst nach sehr langem Lauf, wieder zu verbinden; endlich löst er sich in ein Netz von Armen und Ästen auf, die, besonders zur Regenzeit weit ins Land reichend (so bis Bambarra), sein Wasser weithin verteilen. Bis Timbuktu, wo er sich ostwärts wendet und an der Grenze der Wüste hinläuft, reicht diese Bildung. Schon oberhalb Timbuktu ändert er den Namen; Mayo balleo, Eghireu, Issa sind seine neuen Namen. Wo er sich von W. nach S. wendet und Say genannt wird, da beginnen die zahlreichen Stromschnellen, die von Bussa aufwärts die Bergfahrt selbst in Barken bis jetzt unmöglich machten; bis Rabba (9° nördl. Br.) wird er mit Dampfern befahren. Aus der malerischen Thalenge von Egga tritt er, [153] nun Kuara genannt, heraus in die Küstenniederungen, zuletzt sich in zahlreiche Arme zerteilend, von denen der Nun der wichtigste ist. Sein waldbedecktes Deltaland und sein unterer Lauf gehören zu den ungesundesten Küstenländern der Erde. Zuflüsse erhält er nur in seinem obern und untern Lauf; hier gibt es Zuflüsse aus W. und aus O., von Sokoto und Adamáua; der wichtigste derselben ist der Binuë (Tschadda), der bis zu den Grenzen Adamáuas hinauf befahren wurde. Zu den zahlreichen Küstenflüssen der Guineaküste gehört der Volta. Der Rio Grande, Gambia und Senegal haben ihre Quellen in geringer Entfernung voneinander. Auch von ihnen besitzen die beiden letztern bedeutende Katarakte, wo sie aus dem Gebirge heraustreten; dagegen ist ihr unterer Lauf schleichend, und nur in den Regenmonaten sind sie bis zum Fuß der Gebirge schiffbar. Nördlich von der Senegalmündung ist noch der Draa erwähnenswert.
Zu diesen Meeresgebieten kommen ausgedehnte Binnengebiete hinzu. Im nördlichen Tiefland ist das Gebiet des Tsadsees (244 m Seehöhe) im Sudân, der von W. den Komadugu, von S. her den Schari empfängt, einen der längsten Ströme Binnenafrikas. Östlich davon liegt der Fittrisee mit dem Batha als Zufluß aus Wadaï und südöstlich der Irosee, in welchen der Bahr es Salamat mündet. Ausgedehnter noch sind diese Binnengebiete im Innern Hochafrikas, wo uns die Neuzeit eine Reihe interessanter großer Seen kennen gelehrt hat, denen an Bedeutung nur noch das System der kanadischen Seen in Nordamerika gleichkommt. Diese ostafrikanischen Seen erstrecken sich von 3° nördl. Br. bis 15° südl. Br., mithin über 18 Breitengrade, in einer durchschnittlichen Entfernung von 890 km westlich von der Küste des Indischen Ozeans. Sie beginnen im S. mit dem Schirwa- oder Tamanduasee (598 m ü. M.), der ohne bekannten Ausfluß ist. Nördlich von ihm dehnt sich, von Bergen und Hochlanden umsäumt, der 370 km lange Nyassa (463 m ü. M.) aus; sein Abfluß nach S. ist der kataraktenreiche Schire, ein Nebenfluß des Sambesi. Nordwestlich, 450 km vom Nyassa, treffen wir auf den 1867 von Livingstone erforschten Bangweolosee (1124 m Seehöhe), welcher den Tschambesi aufnimmt, nördlich von diesem den Moero-Okatasee, den der Lualaba durchströmt, und der den Kalangasi aufnimmt. Eine größere Reihe kleinerer Seen nördlich vom Moerosee kann hier übergangen werden. Dagegen ist von großer Wichtigkeit der langgestreckte Tanganjikasee. Auch er ist von Hochlanden umgeben, etwa 705 km lang, durchschnittlich 74 km breit und 860 m ü. M. gelegen; seine überschüssigen Gewässer führt der Lukuga zum Lualaba. Die eigentlichen großen Nilseen sind der Ukerewe (1275 m ü. M.), 1858 von Speke entdeckt, und der durch den Victoria-Nil mit ihm verbundene, westlich gelegene, 1864 von Baker entdeckte Mwutan (762 m ü. M.). Südlich vom Mwutan fand Stanley ein großes Seebecken, den Luta Nzige, von dem es noch ungewiß ist, welche Erstreckung er hat, und noch weiter südlich den Akanyaru. Am Südende des Tanganjika fand Thomson den Hikwa- oder Leopoldsee. In Südafrika sammelt eine Reihe von Gewässern der Ngamisee (893 m), so den Tioge, und fließt in den äußerst erweiterten Salzpfannenkomplex. Am Ostrand Abessiniens mündet in den Aussasee der Hawasch. Der im Congobecken befindliche Mukambasee hat sich als ein sehr kleines Seebecken herausgestellt. Andre große Seebecken, wie Kassongo, Samburu, Baringo, sind in ihrer Existenz von der Forschung noch nicht konstatiert. In Nordafrika ziehen sich an der Plateaustufe des Atlas die Schotts, deren größtes, das Schott el Melrhir, mit dem Mittelmeer verbunden werden soll. Abessinien hat das bedeutende Becken des Tana- oder Dembeasees (1859 m), dem der Blaue Nil als Abaí entströmt. Der Quellsee des Sambesi ist der 1445 m ü. M. gelegene Dilolo. Künstliche Wasserwege finden sich im afrikanischen Kontinent bis jetzt nur in Ägypten (die wichtigsten: Suez-, Josephs-, Mahmudiehkanal).
Der geognostisch (freilich zum größten Teil nur sehr oberflächlich) bekannte Teil Afrikas fällt so ziemlich mit unsrer geographischen Kenntnis des Erdteils zusammen. Danach erscheint A. im Innern weit gegliederter, als man es seinem einfachen Küstenumriß nach erwarten sollte; sein geognostischer Bau ist aber dennoch nach den großen Linien eines einfachen Plans angelegt.
Das Küstenland von Tanger bis Tunis vermittelt durch seinen geologischen Bau ebensosehr wie durch seine Lage den Übergang zu Europa. Die kristallinischen Schiefergebirge, aus Gneis, granatführendem Glimmer- und Chloritschiefer, körnigem Marmor (auf der Grenze gegen den Chloritschiefer häufig mit Magneteisensteinlagern) bestehend, treten, wie die sie begleitenden Granite und Diorite, vereinzelt auf an vielen Stellen der Küste zwischen Tanger und Bone und wie an der Küste, so auch im Innern als schmale Streifen und Ellipsen von neptunischen Bildungen umringt. In Begleitung dieses Schiefergebirges sehen wir steil aufgerichtetes Übergangsgebirge, aus Thon- und Kalkthonschiefer, Grauwacke und Quarzit und aus Kalksteinen zusammengesetzt. Die orthoceratitenführenden Kalksteine des Rifs werden als älteres, silurisches, die roten Sandsteine daselbst als devonisches oder jüngeres Übergangsgebirge angesprochen. Porphyre und Erzgänge (Gold bei Sus) treten in beiden auf, vorzüglich im Übergangsgebirge. Die Trias, die im süd- und mitteleuropäischen Gebirgssystem eine so große Rolle spielt, ist in A. noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen worden. Dagegen finden wir Lias und Jura ähnlich entwickelt wie in den Alpen und die Kreideformation in ihrer ganzen reichen Entwickelung, vor allem auch mit dem Hippuritenkalk; ferner Nummulitengebirge und die ganze Reihe des jüngern Tertiärgebirges, selbst mit Braunkohlenflözen und bei Oran mit berühmten fischreichen Infusorienmergeln, bis hinauf zum jüngsten Meereskalkstein der Küste und zu den Diluvialablagerungen der Ebenen des Binnenlandes mit urweltlichen Büffeln und zu den Alluvionen der Neuzeit. Auch im Innern haben sich marine Bildungen aus sehr junger Zeit gefunden. Durch Südalgerien zieht sich eine Einsenkung, an deren Rändern die Schalen gegenwärtig noch im Mittelmeer lebender Konchylien häufig lagern, demnach offenbar noch in sehr später Zeit ein in das Innere des Landes eingreifender Meerbusen. Auch in der Plastik des Bodens schließt sich Nordafrika an Europa an. An der Küste herrscht durch die Aufrichtung und Zusammenfaltung der Schichten der Charakter eines vielgegliederten Gebirgslandes voll enger Spaltenthäler und zahlreicher Mulden, in denen die jungen Bildungen lagern. Durch das ganze Land herrscht, wie an der Küste in den Ketten des Atlas, die Richtung der Hauptalpen von ONO. nach WSW., so in [154] der Richtung der tiefen Längenthäler der Schotts; sie herrscht weit in die Sahara hinein und ist ostwärts die Richtung aller Wadis südlich von Tripolis. Das Nordwestgebiet Afrikas hat mannigfache Erzlagerstätten, liefert schönen Marmor und besitzt Reichtum an Steinsalz. Vulkanische Thätigkeit hat in Nordafrika in der mitteltertiären Zeit stattgefunden. Reiche Schwefelablagerungen wurden wohl durch schwefelwasserstoffreiche Quellen erzeugt, und noch heute besitzt Algerien in den Hammam Meskutim Thermen (95° C.), die zu den heißesten der Erde gehören.
Das nordafrikanische Wüstenplateau ist nur an seinem Ostrand, in der Libyschen Wüste, fachmännisch durchforscht worden; sonst sind nur die großen Karawanenstraßen von Tripolis nach dem Sudân und von Marokko nach Timbuktu, resp. die von denselben berührten Landschaften verhältnismäßig gut bekannt. Das ungeheure Gebiet, dessen östliche natürliche geologische Grenze der aus altkristallinischem Gestein bestehende Gebirgszug längs der Küste des Roten Meers bildet, war in quaternärer Zeit keineswegs vom Ozean bedeckt, wie man früher anzunehmen geneigt war. Nahezu horizontale Lagerung der Schichten- und Gesteinsnatur (Sandsteine herrschen durch den ganzen Süden, an dem Nordrand Kalksteine) erzeugt bei der Regenarmut dieser Zone jene furchtbar dürren, glühenden Hochebenen, die Hamadas genannt werden. Alle Höhen sind Wüste, und auch die weiten Niederungen zwischen den Hamadas bieten glühend heiße Ebenen dar. Nur wo in den Thälern und Thalkesseln die Unterlagen, auf welchen sich das Wasser sammelt, zu Tage treten, gibt es natürliche Quellen, meist aber gegrabene, oft sehr tiefe Brunnen, und durch sie verbreitet sich Fruchtbarkeit über die Wüste. In Ägypten lagert der nubische Sandstein horizontal auf dem kristallinischen Gebirge und umgibt, ebenso gelagert, die Ausläufer des arabischen Bergzugs nach W. Merkwürdig sind in ihm die kugeligen Eisensandsteinkonkretionen, die, im Innern oft hohl wie Bomben, besonders bei Korosko die Ebene bedecken. Über diesem Sandstein lagert ein grobkörniger, oft sehr eisenreicher jüngerer Sandstein. Der untere Sandstein reicht von der Bajudawüste bis nach Ägypten hinein und lieferte in der Thalenge von Edfu das feinkörnige Material für die Bauten Oberägyptens. Von dort bis Theben senkt er sich allmählich, und der ihn überragende Kalkstein reicht endlich bis in die Tiefe des Thals. Im S. und N. bildet der Sandstein geschlossene Plateaus mit brunnenreichen Wadis. Zwischen Wadi Halfa aber und Korosko ist das ganze Plateau in zahllose Tafelberge, in abgestutzte und spitze Kegel zerstückelt. Von Theben abwärts bestehen die Thalränder aus Kalksteinen, bis gegen Siut aus älterer Kreide, von da bis zum Mokkatam aus Nummulitenkalksteinen. Letztere gehören zu jenem merkwürdigen Zug versteinerungsreicher Kalk- und Sandsteine, die vom Meerbusen von Biscaya bis zum Fuß des Himalaja sich verfolgen lassen, überall gleichen Typus der Versteinerungen (Nummuliten) zeigend. Sie sind das Baumaterial der Pyramiden von Gizeh. Außer Bausteinen hat das Nummulitengebirge auch ausgezeichneten Alabaster geliefert. Die niedern Plateaus der Landenge von Suez bildet dann ein junger tertiärer, versteinerungsarmer Sandstein und die Küste als jüngstes marines Gestein der Meereskalkstein, dessen Bildung noch fortgeht. Im Nilthal sind vor allem die Ablagerungen des Nilschlammes von Interesse, welche die Thalsohle des Nils und die weite Ebene Unterägyptens bildeten und noch fortdauernd erhöhen. Er ist ein dunkel aschgrauer Lehm, reich an organischen Stoffen und unorganischen Salzen. Mit Ausnahme der Nilalluvionen lassen sich die genannten Bildungen auch nach O. und W. bis in die Wüste verfolgen. Nur der Nummulitenkalk fehlt an der Seite des Roten Meers gänzlich, und jüngeres Tertiärgebirge mit Schwefelablagerungen und der Korallenkalk der Küste folgen dort unmittelbar auf die Kreide. In der Libyschen Wüste reicht die Nordgrenze des Sandsteins bis zur Oase von Dachel, östlich von Theben, nördlich davon der Kreidekalkstein bis zur Kleinen Oase; dann folgt, wie im Nilthal, der Nummulitenkalk und diesem (in der Oase Siwa) Thon, welcher Gips und Steinsalz führt, und ein jüngerer versteinerungsreicher Tertiärkalk. Über ein etwa 100 m hohes Plateau desselben gelangt man an der Küste zum jüngsten Meeressandstein. Die Natronseen der Makariuswüste gehören der Zone dieses Tertiärgebirges über dem Nummulitenkalk an. Von diesen Formationen Ägyptens reicht das Nummulitengebirge noch nach Barka hinüber, dann tritt es erst in Algerien wieder auf. Aus dem Innern Afrikas ist noch kein nummulitisches Gestein bekannt. Den geognostischen Bau der Sahara kennen wir von Tripolis bis zum Tsadsee. Von den Ufern des letztern über die Kalksteinplatte von Kanem gelangt man, allmählich sanft ansteigend, zur dürren Tintümnawüste und erreicht mit ihr schwarzen Sandstein, der fast bis nach Mursuk das herrschende Gestein bleibt. Darauf folgt das Kalksteinplateau von Mursuk mit salzigem Boden und bei Mofen mit mächtiger Salzablagerung im thonigen Gebirge sowie weiter nördlich bis zum Wadi el Schati eine zum Teil steinige, von weißem Flugsand bedeckte Wüste, überall mit Salzinkrustationen auf dem Boden der Wadis. Über felsigen Boden führt der Weg weiter bis zu seiner tiefsten Einsenkung, dem Wadi Häran. Hier fand Barth Granitklippen, während südlich und nördlich der schwarze Sandstein der Wüste sich ausbreitete, in welchem Overweg die Versteinerungen des devonischen Übergangsgebirges entdeckte. Über diese Schichtenfolge geht der Weg steil aufwärts zum breiten, steinigen, wasserlosen Wüstenplateau der Hamadas, das auf eine weite Strecke von schwarzem Sandstein gebildet wird, worauf eine Zone folgt, wo gelber Feuerstein und roter Kalkstein den Boden bedecken, bis endlich das Gebiet der sicher bestimmten Kreide mit zahlreichen Wadis beginnt und man schließlich an den fruchtbaren Rand des Wüstenplateaus, zu den Ghurianbergen über Tripolis, gelangt, welche der Kreideformation angehören. Hoch über dem Plateaurand erhebt sich der Phonolithkegel des Takul. Sehr verschieden vom Weg über Bilma ist der Weg von Mursuk über Ghat. Hier erhebt sich über den schwarzen Sandstein ein weites, von tiefen Wadis und Thalkesseln durchzogenes Kalksteinplateau mit den Versteinerungen des Kohlengebirges oder jüngern Übergangsgebirges, ein Land ganz von dem Charakter des Karstes, welches sich endlich zu zwei wilden, felsigen Gebirgszügen erhebt, die das von S. nach N. ziehende, tief eingesenkte Thal von Ghat (Rhat) einschließen. Im ganzen Gebiet ist die Lagerung horizontal.
Das granitische Hochland erhebt sich offenbar wie eine große Insel aus dem Wüstenozean, umgeben von paläozoischen Gesteinen, seit diese über den [155] Spiegel des Meers sich erhoben, niemals wieder vom Meer bedeckt. Wie Aïr, so soll auch Wadjana im O. granitisch sein (während Tibesti ein durchaus dolomitisches Land ist). Auch der Westen der Sahara zeigt ähnliche Verhältnisse, Panet fand in Adrar unter dem Sandstein Granit und dunkle quarzige Schiefer hervortretend, überragt von Basaltkuppen. In Schinghit tritt ein zweiter Granitzug unter dem salzführenden Sandsteingebirge hervor, und umherliegende Trachytbruchstücke machen es wahrscheinlich, daß der hoch über das Land sich erhebende Iridschi ein Trachytdom ist. Das östlich davon sich mauerförmig erhebende Hochland Wadân läßt ebenfalls auf eine ähnliche Erhebung schließen. Unter den übrigen Unterbrechungen des an vielen Orten durch großartige Felsbildung ausgezeichneten Sandsteinplateaus ist noch Guenater zu merken. Auch an den Seiten dieser Route finden sich wichtige Steinsalzablagerungen, so besonders in der großen Einsenkung El Dschuf („Leib der Wüste“) die wichtigste aller dieser Ablagerungen, die das reine, wenn auch schwarz gefärbte Kristallsalz von Taudeni liefert. Nähern Aufschluß über die geognostischen Verhältnisse der westlichen Sahara haben wir von Lenz, der als einziger Geolog dieselbe durchzog, zu erwarten. – Nach allem Angeführten erscheint die Wüste nicht mehr als der einförmige Sandozean, für den man sie früher angesehen, vielmehr als eine Reihe ausgedehnter Plateaus von meist mäßiger Höhe, die im N. vorherrschend aus Kalkstein, im S. aus Sandsteinen gebildet sind, und über die sich granitische Gebirge erheben, durchbrochen und überragt zum Teil von basaltischen und trachytischen Gesteinen. Aber die stetig fortgehende Verwitterung der Sandsteine liefert losen Sand, den die Winde in die Niederungen zusammentreiben und so im Lauf der Zeit zu Dünenreihen, ja zu wahren Bergen beweglichen Flugsandes aufgehäuft haben.
Was die geognostischen Verhältnisse der Plateauzone des Sudân betrifft, so kennen wir dieselben nur im O. und in der Mitte genauer. Eine Diluvialebene breitet sich, östlich vom arabischen Gebirgszug begrenzt, im N. des Nordabfalls Abessiniens, im S. der Sandstein- und Granitwüsten Nubiens aus, westwärts ohne Unterbrechung durch Kordofan nach Dar Fur und im S. längs des Weißen Nils weit in das Herz Afrikas ziehend. Erst unter 4° nördl. Br. erreichte man auf der Fahrt nilaufwärts das kristallinische Schiefergebirge mit Magneteisensteinlagern im Bergland der Bari. Für Nordkordofan ist eisenschüssiger Sand und Thon voll Raseneisenstein von großer Wichtigkeit, indem die dortigen Eingebornen ihr Eisen daraus gewinnen. Aus diesen weiten Ebenen taucht das kristallinische Grundgebirge in vielen Inseln von den verschiedensten Dimensionen und Höhen hervor, von den kleinsten Felsbuckeln bis zu schroffen Bergen und Gebirgszügen, oft von höchst pittoresken Formen. In Senaar sind diese Granitinseln ungemein zahlreich, aber klein und unbedeutend, höchstens 250 m hoch. Als größere Berginseln, von kleinern umgeben, erheben sich die Berge Kordofans und das Takalegebirge, an dessen Südgehängen sich die goldführenden Alluvionen finden, wie im gegenüberliegenden Fazogl, und wo von den Nubanegern auch schon lange Gold gewaschen worden ist. In der nordöstlichen Richtung des Takale liegen die Granitbänke, über welche der Nil noch eine Stromschnelle bildet. Dar Fur und Wadaï sowie das Bergland von Bagirmi und das kupferreiche Dar Fertit sind wahrscheinlich ähnliche Gebirgsinseln wie Kordofan, liefern Eisen und Kupfer, letzteres vor allem zu El Hofra südlich von Dar Fur. Vom Niam-Niamland wissen wir, daß es der Anfang einer Sandsteinplatte von etwa 800 m durchschnittlicher Höhe ist, die sich bis zum untern Niger zu erstrecken scheint. Aus ihr treten inselartig vereinzelte Granithügel von 300 m relativer Höhe hervor. Im W. betreten wir mit Bagirmi wieder das Gebiet positiver Thatsachen. Das Land um den Tsadsee ist hiernach der tiefste Teil der nördlichen Depression; nur 244 m ü. M. gelegen, ist er von Niederungen umgeben, die tief nach S. ins Gebiet des Schari eindringen. Westwärts steigt dagegen das Land etwas wellenförmig bis zu 380–480 m Meereshöhe an, um sich als weites Plateau zum Niger fortzusetzen. In den Niederungen herrscht vielfach der dunkelschwarze Moorboden (Ferki) als jüngste fortgehende Bildung; am Tsad und auf den in ihm liegenden Inseln hat man Kalksteine beobachtet. Westlich vom See verdecken Sand und Thon zum großen Teil die Unterlage, bis von Sokoto an der Sandstein der Wüste das niedrige Plateau bis zum Niger bildet, dessen Uferwände bei Ssai Kalk- und Sandstein bilden. Zahlreiche Trockenthäler durchziehen die niedere Sandsteinkette, und in einem derselben, dem Foghathal, gibt der salzreiche Thon der Thaltiefe Anlaß zu Salzbereitung. Aus diesem weiten Gebiet sedimentärer Bildungen erhebt sich auch hier wie im O. der Granit in niedern Felskämmen und kleinen Hügeln zu Berggruppen (Natronseen südöstlich von Sinder) und kleinern Gebirgen, ja südlich vom Tsadsee zu dem weit nach N. vorspringenden, von einer granitischen Basis sich erhebenden Gebirgsland von Wandala (Mandara). Auch ist letzteres von vereinzelt sich erhebenden Granitinseln umgeben, wie auch die horizontalen Auflagerungen von rotem Sandstein dem granitischen Terrain nicht fehlen. Barths Nigerfahrt wie sein Weg von Ssai über die tafelförmig gestalteten Homboriberge nach Timbuktu zeigen uns überall den gleichen Bau. Im N. des Niger und auf seinem südlichen Lauf tritt wiederholt das Plateau des schwarzen Sandsteins und damit verbundener Kalke auf. Zwischen diesen Sandsteinzonen erscheint trennend der Granit, und er ist es vorzugsweise, welcher das Flußbett durch seine Felsen verengert und die Stromschnellen bildet.
Als ein kristallinisches Gebirge erscheint das Gebirgsland von Oberguinea, in welchem die Granitzüge in den malerischen Formen hervortreten, die auch sonst den Granit charakterisieren. Mächtige Grünsteingänge, Hypersthenfels, Diorit, Porphyr sind im Gebiet der Granite und kristallinischen Schiefer bekannt; von Metallen finden sich Eisen und Gold, letzteres an der Goldküste, vor allem aber in Bambuk und Buré, deren Goldwäschen weithin berühmt sind. Basaltische Felsmassen kennt man an den westlichen Küsten in weiter Ausdehnung, doch sind die angeblichen vulkanischen Krater im Innern Senegambiens zweifelhaft. Von versteinerungführenden Bildungen hat man jurassische am Außenrand von Senegambien angetroffen. Sandsteine findet man im Innern und an der Küste. Am innern Golf von Biafra, auf Fernando Po und St. Thomas treten vulkanische Gebilde in den Vordergrund. Auch hier erheben sich über einer granitischen Basis basaltische und trachytische Piks, zum Teil noch mit fortdauernder vulkanischer Thätigkeit. Der Mendif repräsentiert wiederum ein granitisches Massiv.
[156] Die geognostischen Verhältnisse des zentralafrikanischen Hochplateaus sind uns nur sehr mangelhaft bekannt. Die Hauptmasse des Hochplateaus ist Granit, der, häufig zersetzt (roter und grauer Thon), durch das Vorkommen großer, runder Blöcke gekennzeichnet ist. Zwischen Nyassa und Tanganjika stehen isolierte Berge aus Thonschiefer und Gneis, am Südende des Tanganjika tritt bunter Sandstein auf. Zwischen den großen Äquatorialseen dehnen sich Lager kristallinischen Schiefers und Granits aus. Den Ostrand des Plateaus bilden ältere und jüngere Eruptivgesteine. Die ganze Masse des Kilima Ndscharo soll aus Lava bestehen; Trachyt, Basalt, Obsidian treten in dessen Nähe auf. Den Westrand des zentralafrikanischen Plateaus bildet vom Massiv des Camerun bis Benguela ein zusammenhängendes Gneisgebirge (Gneis, Glimmerschiefer, Thonschiefer). Der Stock des Camerun ist vulkanisch. Das westafrikanische Schiefergebirge wird nach Pechuel-Loesche von einer ausgezeichnet entwickelten Reihe kristallinischer Schiefer gebildet: Schiefer, Glimmerschiefer und Quarzit, welche von W. nach O. aufeinander folgen, und denen Quarzsandstein vorangeht. Das dem Gebirge vorliegende Hügelland ist Lateritgebiet.
In Südafrika treten Granit und kristallinisches Schiefergebirge zusammenhängend im O. und W., vereinzelt an der Südküste als Unterlage einer mächtigen Schichtenfolge versteinerungführender Sedimentbildungen auf, deren der Küste paralleler konzentrischer Verlauf das merkwürdig regelmäßige terrassenförmige Ansteigen des Kaplands bewirkt. Die fast horizontale, nur wenig gegen das Innere des Landes geneigte Lage der Schichten, die Mauer- und Tafelform der Berge, Lagerung und Gesteinsnatur sind Ursache der Wasserarmut. Nur die tiefern Schichten gehören marinen Bildungen der Übergangsperiode an, darüber folgt das Steinkohlengebirge und jener seinem Alter nach noch nicht bestimmte Sandstein; in der buschigen Kalahariwüste und am mittlern Sambesi finden sich als jüngste Bildungen Süßwasserkalke. Schon nach der Zeit des devonischen Übergangsgebirges wurde Südafrika, soweit wir es kennen, Festland, so daß alle spätern Meeresbildungen nur an der Außenseite dieses alten Kontinents lagern. Während an der Südküste der Granit nur vereinzelt auftritt und mit gangförmigen Ausläufern in den Gneis, Glimmerschiefer und Thonschiefer, die steil aufgerichtet sind, eindringt, von dem Sandstein des devonischen Übergangsgebirges horizontal überlagert, sind Granit und kristallinisches Schiefergebirge dagegen auf jeder Route von der Westküste ins Innere durchschnitten worden; man kennt ihr Vorkommen bis zu den Inseln des Guineabusens. An nutzbaren Mineralien hat sich das Hochland Südafrikas sehr reich erwiesen. Dama- und Namaqualand sind durch ihre Kupfererze, die in frühern Jahren zur Ausfuhr gelangten, bekannt geworden; auch reiches Eisenerz, das verarbeitet wird, Silber, Gold etc. kommen dort vor. Eine bedeutende einheimische Eisenindustrie hat sich bei den Batoka am Sambesi, rings um die großen Quellseen des Nils und in Usanga an der Ostküste entwickelt. Sind auch Steinkohlen aufgefunden worden, so beutet man sie doch nirgends in größerm Maßstab aus. Das Kapland hat sowohl die jüngere Kohle mit Lepidodendron, Kalamiten etc. als die ältere anthracitische; man hat Kohlenflöze bei Pieter-Maritzburg in Natal und bei Tete am Sambesi aufgeschlossen. Salz ist weitverbreitet: am Sambesi, in den Salzpfannen der Transvaalrepublik und Kalahariwüste, in Angola. Gold, schon früher von den Portugiesen südlich vom Sambesi und in Sofala ausgebeutet, ist auch in Natal und Transvaal, jedoch nicht in lohnender Menge, gefunden worden. Endlich gesellte sich seit 1869 zu den bisherigen Mineralschätzen Afrikas in ungeahnter Menge der Diamant am Vaalfluß, und zwar im Sand und Geschiebe des Flusses wie an seinen Ufern. Als eruptive Gesteine treten dort Quarzporphyr und Grünstein auf, marine Kalksteine flankieren die Diamantfelder; doch ist das Muttergestein derselben bis jetzt noch nicht entdeckt worden. So reich Südafrika auch an Spuren älterer vulkanischer Thätigkeit ist, so äußert sich dieselbe doch heute nur in heißen Quellen, besonders Schwefelquellen, im Damaland, in Natal, Transvaal und bei Tete.
Unter den Hochländern, welche sich im NO. Südafrikas erheben, ist uns das abessinische Hochland in geologischer Beziehung durch Blanford, Sadebeck, Rochet d’Héricourt u. a. bekannt geworden. Die Grundlage des Gebiets bildet der Granit, der von kristallinischen Schiefern überlagert wird, die in mannigfacher Aufeinanderfolge sich zeigen. Es sind Gneis, Glimmerschiefer, Hornblendeschiefer, Talk- und Thonschiefer. Eruptive Gesteine, Granit, Porphyr, Melaphyr, Basalt haben an manchen Stellen diese Schiefer durchbrochen und bilden die höchsten Spitzen. Thon- und Sandsteine bedecken die Schiefer und bilden die Thoneisensteinplateaus. Diese Decken fallen in den Thaleinschnitten oft bis zu 1000 m mit senkrechten, jähen Wänden ab, was jedenfalls damit zusammenhängt, daß sie der zerstörenden Einwirkung des Wassers weniger Widerstand entgegensetzten als die kristallinischen Gesteine. Steudner hält sie für vulkanischen Ursprungs, Sadebeck bringt sie in Zusammenhang mit dem Ausbruch der Eruptivgesteine. Von vulkanischen Ausbrüchen ist allerdings nichts geschichtlich bekannt, außer einem einzigen Aschenfall, den die Chroniken erwähnen; dagegen gibt es sehr kohlensäurereiche Mineralquellen und Erdbeben als die letzten Ausläufer vulkanischer Thätigkeit im Innern Abessiniens. Anders in den weitern Umgebungen des Hochplateaus, zumal im posttertiären Gebiet, den Aden series Blanfords. Zahlreich finden sich Lavaströme, doleritische und trachytische, in Begleitung von Obsidian und Bimsstein, im Küstenland und auf dem untern Gehänge des östlichen Randgebirges. Auch Vulkankegel sind längs der ganzen Küste häufig; einer derselben, der Vulkan von Erteadi an der Danakilküste, hatte im Mai und September 1861 sogar Ausbrüche.
Der weite Vorsprung Afrikas gegen O., das Land der Somal, ist im Innern noch wenig bekannt; doch treten auch hier, den Geschieben nach, Gneis, Glimmerschiefer, Hornblendegestein etc. in weiter Verbreitung auf. Das der Ostecke vorliegende Sokotora ist eine granitische Insel. Wie das Hochland bis Gardafui nach O. fortsetzt, so nördlich von Abessinien bis zum Ende des Meerbusens von Suez. Der arabische Gebirgszug, welcher längs der ganzen Küste des Roten Meers verläuft, besteht seiner größten Ausdehnung nach aus kristallinischen Gesteinen. Mächtige Züge von roten Porphyren, von Syenit und Diorit treten im Granit auf, und Züge von Gneis, Glimmerschiefer, chloritischen Schiefern (in den Zubarabergen die einst berühmte Lagerstätte von Smaragden) gliedern das granitische Gebirge weiter ab. Gänge junger Granite [157] und Grünsteingänge sind häufig. Die Hauptrichtung dieser Gesteinszüge geht von NO. nach SW., nach welcher Richtung auch Ausläufer des Gebirges nach SW. herein in die Sandsteinwüste Nubiens und nördlich davon bis an die Katarakte von Assuân (Syene) ziehen. In Nubien hat das Gebirge die größte Breite; von da verschmälert es sich allmählich, zu beiden Seiten eingefaßt von den Sandsteinen oder Kalksteinen Ägyptens, die überall auf die kristallinische Unterlage horizontal aufgelagert sind und so beweisen, daß lange vor ihrer Bildung schon das Gebirgsland die gegenwärtigen Umrisse besaß.
Eine geologische Skizze von Ost-Zentralafrika hat Thomson entworfen. Die Region an der Sansibarküste von 1° bis etwa 36° östl. L. v. Gr. bedecken nach dieser roter, kalkhaltiger Sandstein, Kalkstein und Kohle, gelegentlich Laven und eingesprengte Felsarten. Eine schmale Schicht metamorphischer Grauwacke, Thonschiefer und Gneis, die sich namentlich zum Tanganjikasee ausbreitet, trennt diese von der gewaltigen Granitmasse, die gegen das Zentrum des Kontinents hin, besonders gegen N. zum Ukerewe und Mwutan, sich zieht. Am Tanganjika und Moero, besonders im W. des erstern, breiten sich Sandsteinbildungen dieser Seenregion aus.
Madagaskar ist noch von keinem Geologen von Fach erforscht worden. Doch hat man übereinstimmend beobachtet, daß den mittlern, nördlichen und östlichen Teil der Rieseninsel primäre und vulkanische Gesteinsarten bilden. Granit, Gneis und Basalt kommen in der Hochlandsregion überall vor, während die Tiefregion Ablagerungen der spätern Tertiär- und der Sekundärzeit aufweist.
Werfen wir nach den gegebenen Thatsachen einen Rückblick auf die geologische Entwickelungsgeschichte Afrikas, so finden wir eine auffallend große Verbreitung des sogen. Urgebirges, der kristallinischen Schiefer und des Granits, und wir dürfen wohl annehmen, daß zur Zeit der Bildung des Übergangsgebirges große Teile Afrikas als Urgebirgsinseln über dem Meer hervorragten, in deren Umkreis sich die paläozoischen Gesteine ablagerten. Aber schon mit dem Ende der jüngern Übergangszeit bildete sich ein großes zusammenhängendes Festland durch Massenerhebung, welches zum großen Teil niemals wieder vom Meer bedeckt wurde. In Südafrika ging eine der großartigsten Porphyreruptionen Hand in Hand mit dieser Hebung. Die Flora des Steinkohlengebirges siedelte sich auf dem neuen Festland an, und in einer spätern Zeit folgte eine Fauna zum Teil kolossaler Reptilien im S., ebenso isoliert von der Reptilienwelt Europas, wie es damals der afrikanische Kontinent war. Eine lange Zeit der Ruhe scheint gefolgt zu sein. Keine Versteinerung der Formationen des Muschelkalks, des marinen Keupers wurde bis jetzt in A. gefunden, die uns die Meeresbedeckung irgend eines Teils des Kontinents in jenen langen Bildungszeiten der Erde bezeugen könnte. Erst mit Lias und Jura beginnt eine Zeit der Senkung; sie betraf anfänglich nur den äußersten gegenwärtigen Küstensaum im NW., vom Ende der jurassischen Zeit an finden wir aber den ganzen Norden in Senkung begriffen, so daß die jüngern Glieder der Kreide weit tiefer nach S. reichen als die ältern. In dieser Periode sehen wir den ganzen Norden Afrikas, einige schmale Inselchen aus Ur- und Übergangsgebirge wohl ausgenommen, bis tief in die Sahara, Barka, Ägypten und Nubien vom Meer bedeckt. Im O. erhob sich damals das Arabische Gebirge als weit nach N. vorspringende Halbinsel mit zahlreichen tiefen Fjorden, in welche das Kreidemeer eindrang. Daß auch der Süden und Osten Afrikas in dieser Zeit eine Senkung erfuhr, beweist die Umsäumung der Küste durch einen schmalen, wenn auch stellenweise unterbrochenen Streifen von Kreidegebilden. Die Beschränkung des Nummulitengebirges auf das Küstenland des Atlas, auf Barka und das nördliche Ägypten beweist uns eine der Senkung folgende neue, entgegengesetzte Bewegung des Bodens. Die nun beginnende Zeit der trachytischen und basaltischen Eruptionen war für A. eine Zeit großartiger, aber partieller Hebungen und Senkungen, in deren Folge das Meer wieder in viele Buchten von N. her eindrang, so in Algerien. Gewiß nicht ohne innern Zusammenhang sehen wir die Hochlande Afrikas, in welchen die Trachyte und Basalte die erhabensten Gipfelhöhen des Erdteils bilden, in den Umgebungen seiner größten Depression. In dieser Zeit erscheinen zugleich die Süßwasserseen im Innern des Südens wie des Nordens in ihrem größten Umfang und die Süßwasserkalke bildend, in deren Mitte wir gegenwärtig die Seen finden, denn die Hebung des einen Teils war mit Senkung benachbarter Teile verbunden. Endlich folgte am Ende der Tertiärzeit der gewaltsame Abschluß der lange zuvor begonnenen Hebung des Atlassystems gleichzeitig mit der Bildung der Alpen, und Afrikas Gestalt in ihrem gegenwärtigen Umriß war vollendet, wenn auch im N. und O. das langsame Ansteigen des Kontinents noch fortdauerte, das endlich den Wad Righ vom Meer abschloß und A. in Landverbindung mit Asien brachte. Und noch bis auf diese Tage finden wir Ostafrikas Küste in dieser langsamen Hebung begriffen, wie uns die mit Korallenkalk umsäumten Ostküsten des Kontinents und der meisten seiner im O. vorliegenden Inseln von Sokotora bis nach Madagaskar beweisen. Der vulkanischen Thätigkeit, die in der Tertiärzeit ihren Anfang nahm und ihre höchste Energie besaß, verdankt A. seine höchsten Höhen im O. wie im W. und die meisten seiner Inseln; nur die Inseln im O. (mit Ausnahme der Maskarenen) bestehen vorherrschend aus kristallinischen Gesteinen mit untergeordneten altvulkanischen Erhebungen. Die Maskarenen und die Inseln des Atlantischen Ozeans dagegen verdanken (mit Ausnahme weniger in der Guineabai) sämtlich ihr Dasein vulkanischer Thätigkeit; es sind basaltische Inseln, viele mit Trachyterhebungen, und auf diese allein finden wir noch, von dem ostafrikanischen Vulkan Erteadi abgesehen, die gegenwärtige vulkanische Thätigkeit des Erdteils beschränkt (Azoren, Kanaren, Kapverdische Inseln, Réunion).
Afrikas geographische Lage und Gestaltung machen es zum verhältnismäßig wärmsten Teil der Erde; nur 1/5 des Erdteils gehört der wärmern gemäßigten Zone, 4/5 der heißen an, und von 900 Meilen Länge, auf welche der Äquator das Festland durchschneidet, kommen 500 Meilen auf A. Die wärmsten Striche liegen aber nicht unter dem Äquator, sondern nördlich und südlich von demselben. Der Wärmeäquator mit 27,5° C. mittlerer Jahrestemperatur läuft ca. 5° nördlich vom Erdäquator hin. Der mittlere Barometerstand in der Gegend des Äquators ist 758 mm. Zu den heißesten Gegenden gehören Nubien und die südlichen Küsten des Roten [158] Meers, wo die Extreme der Lufttemperatur 54–56° C. erreichen, ferner Senegambien, wo eine Temperatur bis 52½° C. beobachtet worden ist. Nur wenige Punkte des südöstlichen Asien erreichen eine gleiche Wärme. Die Temperatur der Ostküste des tropischen A. ist höher als die der Westküste. Auf den weiten pflanzenleeren Flächen steigert sich durch Insolation die Wärme bis über 50° C., und der Sand des Bodens erreicht einen solchen Grad von Hitze, daß man darin Eier hart zu sieden vermag. Wie sich aber am Tag die Wärme steigert, so sinkt sie umgekehrt des Nachts durch die Ausstrahlung gegen den klaren Himmel, so daß oft einem unerträglich heißen Tag eine kühle, ja kalte Nacht folgt. Temperaturdifferenzen von 12° sind nicht selten, und so kommt es, daß selbst im Sudân oftmals im Winter des Nachts eine dünne Eisschicht das Wasser bedeckt. An den Küsten wirkt der Wechsel von Land- und Seewind erfrischend, und es erheben sich viele Gegenden in kühlere Luftschichten, vor allen der Rand des weiten, großen Hochlandes von Südafrika, wodurch die der geographischen Lage entsprechende Wärme gemildert wird. Manche von den Gebirgsländern erreichen eine solche Höhe, daß, obgleich ganz A. der Regenzone angehört, doch in jedem Winter die Berge mit Schnee bedeckt sind. Selbst noch in der nördlichen Sahara kommt Schnee vorübergehend, auch bei mäßiger Erhebung, vor. Dort waren −5° C. die größten beobachteten Kältegrade.
Die Verteilung des Regens hängt auf das innigste mit der Richtung der Winde zusammen. Nach den Windrichtungen zerfällt A. in fünf große Gürtel: in den der Kalmen oder Windstillen, in die beiden ihn im N. und S. begrenzenden Gürtel, in denen der Wind regelmäßig gegen die Äquatorialgegenden weht, in die des Nordost- und Südostpassats, welche zusammen die sogen. Tropenzone vom 30.° nördl. bis 30.° südl. Br. umfassen, und in die beiden außertropischen Gebiete der Länder am Mittelmeer und des Kaplands. Im tropischen Gebiet folgt der Regen der Sonne, d. h. die Regenzeit setzt ein, wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat, während in dem außertropischen Gebiet Afrikas beim niedrigsten Stande der Sonne Winterregen eintritt. Nur im Kalmengürtel hat A. in allen Monaten des Jahrs Regen, in allen übrigen Gegenden wechselt trockne Zeit mit Regenzeit ab. Wo dieser Wechsel scharf hervortritt, da finden sich die Wüsten und Steppen, in denen während der trocknen Jahreszeit die Quellen versiegen, die ganze Pflanzenwelt abstirbt und nur an den Flußufern ein grüner Baum- und Kräuterstreifen bleibt. Selbst das fruchtbarste Land wird hier allein durch künstliche Bewässerung anbaufähig; aber durch den Regen werden auch die im Boden schlummernden Keime wieder zu neuem Leben geweckt, und alles bedeckt sich schnell mit frischem Grün. Im N. und S. ist diese Zeit des befruchtenden Regens der Winter, im tropischen A. der Sommer. Der Gang der Sonne bringt es mit sich, daß die Gegenden in der Nähe der Wendekreise eine Regen- und eine trockne Zeit, die dem Äquator näher gelegenen aber einen zweifachen Wechsel, zwei Regenzeiten haben, während im Kalmengürtel der Äquatorialgegend Regen in allen Monaten des Jahrs fällt. Der Gürtel der Windstillen in der Äquatorialgegend ist den Seefahrern längst bekannt; seit Dampierre nennt man das Meer im O. von Oberguinea von den dort täglich vorkommenden Gewittern die Donnersee. Auf dem Festland gehören hierher die Küsten von der Biafrabai bis zum Gabun im W. und die des Somallands im O. Von größerer Ausdehnung sind die beiden Gürtel des Nordost- und Südostpassats, in denen regelmäßig die Luft nach den Gegenden hinweht, wo die durch die senkrechten Sonnenstrahlen erwärmte Luft aufsteigt, um als Südwest im N., als Nordwest im S. abzufließen. Die Grenzen dieses Gürtels wechseln mit dem Stande der Sonne, so daß der Nordostpassat im Sommer weiter gegen die Pole reicht als im Winter. Die Küste Ostafrikas und seine Inseln nehmen teil an den regelmäßigen Winden des Indischen Ozeans, den sogen. Monsunen; diese reichen bis Mosambik. Auch an der Westküste und zwar von der Nigermündung bis Senegambien weht ein solcher Südwestmonsun vom Meer her von Ende Mai bis September und bringt dem Land Regen. In dieser Zone fällt, wo nicht an höhern Gebirgen die Feuchtigkeit sich niederschlägt, wie im südlichen A., und dadurch Regenarmut im Innern veranlaßt wird, zur Zeit, wenn die Sonne am höchsten steht, meist täglich der Regen in ungeheuern Güssen, oft begleitet von elektrischen Entladungen, nieder. Barth berichtet, daß zu Kuka mitten im Binnenland zwölf Regengüsse während des Monats August mehr als 30 Zoll Regen lieferten, eine Regenmenge so groß, wie sie während des ganzen Jahrs in der Kapkolonie fällt. Im S. des Äquators scheidet sich der Passatgürtel deutlich in einen nördlichen Gürtel mit zwei Regenzeiten und einen südlichen mit einer einzigen. An der Sansibarküste regnet es vom März bis Mai und vom Oktober bis Dezember; am Sambesi im Innern vom Oktober bis November und wiederum im Februar und März; ebenso zu Loanda. Hier reicht diese Zone zweifachen Sommerregens vom 5. bis 15.° südl. Br. Im Damaland, in der Kalahariwüste und von Sofala bis zur Delagoabai ist die Regenzeit einfach. Vom Sambesi bis zum innern Rande des südlichen Randgebirges empfängt aber nur der Außenrand regelmäßigen Regen, während der mittlere Teil an großer Dürre leidet, ähnlich der Sahara, und nur seiner geognostischen Struktur, seiner Beckennatur größern Vegetationsreichtum verdankt. Im N. kennt man bis jetzt nur die einfache Zeit des Sommerregens in Guinea von der Biafrabai bis nach Senegambien; dort führt der Südwestwind den Sommerregen bis zu den Kapverdischen Inseln. Im Innern gehören Sudân, Adamáua, Wadaï, Dar Fur, Kordofan, Südnubien in diese Zone; ja, an der Küste des Roten Meers reicht der Sommerregen bis Suakin, während nördlich davon das ganze Jahr hindurch Nordwind herrscht. Das hoch gelegene Abessinien hat allerdings eine doppelte Regenzeit, eine Zeit lange dauernden Sommerregens vom Juli bis September und eine kurze Frühlingsregenperiode im Februar und März. Alle Ströme, welche in dem Gebiet tropischer Regen entspringen, zeigen ein periodisches Steigen und Fallen; viele verwandeln sich infolge der mächtigen Verdunstung während der trocknen Zeit in eine Reihe von Lachen. Nördlich von dieser Zone des Sommerregens wird A. seiner ganzen Breite nach von einem Wüstengürtel durchzogen, der sich hinüber nach Asien fortsetzt. Der lange trockne Kontinentalwind, als welcher der Nordostpassat weit über Asien herein nach A. zieht, zuletzt in einen reinen Ostwind übergehend, ist Ursache der Regenarmut und der daraus folgenden Verödung dieses Teils der Erde. Im Winter wehen diese trocknen Wüstenwinde bis Senegambien, dort bekannt als [159] Harmattan. Wenn es auch in manchen Strichen zuweilen ein ganzes Jahr lang gar nicht regnet, so gibt es doch meist vereinzelte Gewitter, oft mit den heftigsten Regengüssen, und es sammeln sich daher selbst in dieser Zone Wasser in der Tiefe; ja, in langen Zwischenräumen füllen sich selbst vorübergehend die Betten von Regenbächen (Wadis), um aber bald wieder zu versiegen. Die Mittelmeerländer, einschließlich Unterägypten, gehören dem Gürtel des Winterregens an. Hier gibt es zwei Jahreszeiten, einen trocknen, regenfreien Sommer und einen gewitterreichen Regenwinter. Wie dieser Wechsel zusammenhängt mit der Windrichtung, zeigt uns Teneriffa. Vom Mai bis Oktober bringen die hier wie in allen Mittelmeerländern von Marokko bis Suez herrschenden trocknen Nordost- und Nordwinde (die Etesiae der Alten) Trockenheit; aber sowie die Sonne niedersinkt, sinkt auch der auf der Höhe des Piks fortdauernd wehende, aus der Äquatorialgegend kommende Südwestwind nieder und bringt vom November bis März Regen. In Südafrika hat man drei wesentlich verschiedene Regenzonen unterschieden: die Küstenzone mit sehr günstigen Regenverhältnissen, einen Gürtel der Tafelländer mit wenig Regenfall und der daraus resultierenden Austrocknung der Landschaften und einen dritten Gürtel zwischen 22 und 27° südl.[WS 1] Br., der in zwei Hälften zerfällt, eine östliche, das fruchtbare, regenreiche Transvaal umfassend, und eine westliche, die unwirtliche Kalahari bildend. Die afrikanischen Inseln haben fast alle Seeklima. Von den verderblichen kalten Schneestürmen im Atlasland erzählen die Winterfeldzüge der Franzosen in Algerien. Auf den Hochgebirgen Abessiniens fällt bis 2900 m Höhe bloß Regen, von da bis 4200 m Regen und Hagel und erst darüber Schnee, der nur in Vertiefungen einige Tage liegen bleibt, während der Pik von Teneriffa (über 3200 m) drei volle Monate in Schnee eingehüllt ist. In den Tropen trifft der Frost in die trockne Zeit; aber im Großnamaqualand ist dickes Eis vom Mai bis Juli etwas Gewöhnliches, ebenso kommt auf dem Plateau des Damalands bis zum Tschobe, selbst auf der Ebene noch Frost vor. Im Innern des Kaplands treten ebenfalls oft heftiger Frost und Schnee ein, ewigen Schnee aber kennt man nur auf den Hochgipfeln des Kenia und Kilima Ndscharo.
Die Flora Afrikas läßt sich in fünf Reiche einteilen: 1) die Flora der Mittelmeerländer (Atlasländer, Barka, Unterägypten); 2) jene des Wüstengebiets der Sahara; 3) die des Sudân, bis 20° südl. Br.; 4) die Flora der Kalahari und 5) jene der Südspitze Afrikas oder die Kapflora. Die Flora der Mittelmeerländer bietet in Bezug auf ihre Pflanzendecke die größte Ähnlichkeit mit der Pyrenäischen Halbinsel. Namentlich bemerkt man eine auffällige Ähnlichkeit zwischen der Flora Algeriens und Andalusiens, jener der Regionen des Atlas mit denen der Sierra Nevada. In Unterägypten ist durch Anbau fast die ganze einheimische Flora verdrängt. Soweit der Winterregen, der mit trocknem Sommer wechselt, herrscht, finden wir diese Flora mit ihren duftenden Lippengewächsen (Lavendel, Majoran, Rosmarin etc.), ihren Nelken, borretschartigen Pflanzen, den schön blühenden Zistrosen etc. Zahlreiche Zwiebelgewächse, vor allen aber der alle Brachäcker überwuchernde und auch über den nördlichen Teil der tropischen Zone weitverbreitete Affodill charakterisieren vorzüglich diese Flora. Von Palmen überwuchert die Zwergpalme als lästiges Unkraut das Land, während die Dattelpalme an der Küste wie in den tiefern Thälern des Innern als Fruchtbaum gepflanzt wird. Immergrüne Holzgewächse bilden vorherrschend Wald und Busch; die mit Blattfall im Winter treten zurück. Der Lorbeer, die Myrte, der Buchsbaum, der Erdbeerbaum, die Terebinthe, worunter die treffliches Holz liefernde Pistacia atlantica, der Kreuzdorn (Rhamneen), hohe Heiden- und Ginsterarten, Sumach, im feuchten Sande Tamarisken bilden mit den vorherrschenden strauch- und baumartigen immergrünen Eichen (Kermes-, Stein-, Korkeichen) den Strauch- und selbst den Hochwald (Korkeiche), der freilich, durch Waldbrand vielfach verwüstet, in großen Landstrichen vernichtet ist. Von Nadelhölzern treten die Aleppofichte, die Pinie, auf den höhern Lagen des Atlas selbst die Weißtanne und in ganzen Waldungen die edle Zeder auf. Weitverbreitet sind der Wacholderstrauch und der Weihrauchbaum, der im Hohen Atlas ganze Bestände bildet. Eine Europa ganz fremde Erscheinung ist aber der vielverbreitete Sandarachstrauch. An den Bächen blüht der Oleander. Dazu gesellen sich Bäume unsrer gemäßigten Zone: die Walnuß, die Esche, der Weißdorn, auf den höchsten Gipfeln echte Alpenpflanzen. Barka, Westtunis, das gebirgige Algerien, der Rif, der Hohe Atlas besitzen noch Wälder. Im südlichsten Atlas führt der ölreiche Arganbaum (Elaeodendron Argan) zu den Formen der Tropenzone über. Dazu gesellen sich zahlreiche angepflanzte Bäume, insbesondere Fruchtbäume: die Platane, der Ölbaum, der Mandel-, der Feigen- und der Pfirsichbaum, in Ägypten die große schattige Sykomore, verschiedene Südfrüchte, selbst unser Kernobst und vor allem auch der Weinstock; in Ägypten noch tropische Fruchtbäume. A. war die Getreidekammer Roms; Weizen und Gerste sind auch gegenwärtig die wichtigsten Getreidearten, die fast ohne Pflege gedeihen. Mais und Durra werden als Sommergetreide gebaut, seltener Reis. Von großer Ausdehnung ist der Bau der Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen, Erbsen) und der Zwiebeln. Baumwolle liefert Ägypten zur Ausfuhr. Unter den Farbepflanzen benutzt der Eingeborne die Henna (Lawsonia inermis); Safflor, Krapp und Safran (Tripolis) werden ausgeführt; den Indigo zieht man nur an der Südgrenze der Sahara und in Ägypten, ebenda von Ölpflanzen den Sesam und um des Opiums willen den Mohn. Tripolis und Algerien liefern viel Alfa (Stipa tenacissima), das, ursprünglich wild wachsend, jetzt auch kultiviert wird. Der Anbau beschränkt sich aber bei der Trockenheit der Sommer des Westens auf die bewässerten oder vom Winterregen überschwemmten Stellen. Am Strand und auf Salzboden im Innern herrschen zahlreiche Sodapflanzen.
Die Wüstenflora ist der Mittelmeerflora gegenüber ärmlich und bietet vornehmlich Pflanzen mit starker Behaarung (Dornsträucher). Fast alle Pflanzen der Sahara suchen sich in die Thäler zu flüchten; die Hauptbestandteile der Vegetation bilden große Büsche von Zizyphus und Ginster, eine kriechende Capparis und Gräser in einzelnen Büscheln. Auf den öden Hamadas kann man oft tagelang reisen, ohne einen Baum, zur Sommerszeit, ohne überhaupt eine frische Pflanze zu finden außer der spärlichen Vegetation, die sich in den Einsenkungen erhält und dem Kamel ein dürftiges Futter liefert. Die Alfa, der Kameldorn oder Mannaklee sind die Hauptfutterpflanzen; außerdem Ginster, Astragaleen, [160] Kreuzdorn, Kapernsträucher, Rautengewächse. In der südlichen Sahara sind ganze Striche von Klettengras (Pennisetum distichum) bedeckt, welches auch in den Steppen der nächsten Zone verbreitet ist. Außerdem charakterisieren im S. Sennapflanzen, durch das ganze Gebiet aber stachlige, gummitragende Mimosen die Wüstenflora. Wo der Boden salzig ist, gibt es Salzpflanzen. Wo Bewässerung möglich ist, in den Oasen, da lohnt der Boden reichlich den Fleiß des Menschen. Die Oasen sind die eigentliche Heimat der fruchtreichen Dattelpalme (Phoenix dactylifera). Durch diese wird in den Oasen, durch die Gummiakazien in den öden Wadis vor allem diese Wüstenzone charakterisiert, in welche sich von S. herein auch baumartige Euphorbien und die riesige, über 6 m hohe Aschur (Asclepias gigantea), letztere bis Mursuk und Nubien, verbreiten. Ebenso ist die Dumpalme ein Eindringling aus dem S., der bis in die Thebaïs hinaufreicht. Überraschend ist es für den europäischen Forscher, wenn er mitten zwischen diesen Fremdlingen im W. die blaue Kornblume und das Gänseblümchen und im Tibbuland das blaue Gauchheil (Anagallis) neben den Gummi-Mimosen findet.
Sehr verschieden von der kontinentalen Flora gestaltet sich die Vegetation auf den mit der nördlichen Sahara unter gleicher geographischer Breite liegenden Kanarischen Inseln; sie haben für den Botaniker ein hohes Interesse, vor allem durch die bedeutende Erhebung über dem Meer und die scharfe Abmarkung verschiedener übereinander liegender Pflanzengürtel (sogen. Regionen), die uns aus einem subtropischen Klima bis hinauf zur Grenze des ewigen Schnees führen. Die Klippen am Meer liefern hier wie im übrigen nördlichen A. die Orseilleflechte zur Ausfuhr. Für den Pflanzengeographen ist die Insel Teneriffa eine der interessantesten Erdstellen, die ihn lehrt, wie auf einer einzelnen Insel mit der größern Einförmigkeit der äußern Lebensbedingungen auch der Grund der Vermannigfaltigung der Arten eines Geschlechts abnimmt, umgekehrt aber durch die Isolierung die Ursache zu eigentümlicher Entwickelung gegeben ist. Die 377 einheimischen Pflanzen, die L. v. Buch und Smith sammelten (nicht weniger als 158 sind sicher importiert), verteilen sich auf 259 Geschlechter, während die 1416 Arten, welche Desfontaines in Algerien sammelte, 336 Geschlechtern angehörten. Madeira zeigt eine ähnliche Erscheinung in Bezug auf die Menge eingeführter Pflanzen (betreffs der Eigentümlichkeit aber geringere Anzahl der Arten) und auf die Verteilung der Pflanzen.
Der Vegetationsgürtel des Sudân oder, wie er auch heißt, der Gürtel tropischer Vegetation reicht so weit wie der regelmäßige Sommerregen; am Nil beginnt derselbe mit den letzten Nilkatarakten oberhalb Schendy, im Innern mit den Bergen von Kordofan und Anahef, im W. mit der Grenze Senegambiens. Im S. reicht die Grenze vom Kap Negro im Innern bis zum Ngamisee, am weitesten nach S. aber an der Ostküste, wo ganz Natal noch tropische Vegetation besitzt. Die reiche Entwickelung der Gramineenform, dann dichter Waldwuchs, Reichtum an Schlingpflanzen, namentlich Winden, unechte Schmarotzergewächse auf den Bäumen, neue, zum Teil schön blühende Formen von Laubbäumen, neue Palmen und andre Fruchtbäume und Kulturgewächse bezeichnen sie. Unter den Bäumen treten die echten und unechten schmetterlingsblütigen Gewächse (Cassia, Bauhinia, Tamarindus, Acacia, Mimosa, Dalbergia etc.) in auffallendem Artenreichtum auf. Charakteristisch für A. ist die große Zahl der Rubiaceen (an der äquatorialen Westküste 10 Proz.), zu denen auch der von Südabessinien über einen großen Teil des tropischen A. verbreitete, auf der untern Stufe der Berge Angolas zum Waldbaum gewordene Kaffeebaum gehört. Ähnlich sind Orangen und Zitronen verwildert. Außerdem sind vor allem Gräser (8 Proz.), unter ihnen die baumartigen Bambusrohre, und Cypergräser (4 Proz.), darunter die Papyruspflanze, Euphorbien mit den merkwürdigen baumartigen Formen (3,8 Proz.) und akanthusartige Pflanzen reich vertreten. Die kätzchentragenden Bäume fehlen dagegen bis auf die Weide gänzlich, und auch die zapfentragenden treten auf den Gebirgen im S. in neuen, dem Norden fremden Formen (Podocarpus), nur in Abessinien mit Wacholdern auf. Zwiebelgewächse und Palmen finden sich in schönen Formen. Viele der tropischen Pflanzen haben eine weite Verbreitung, reichen von der Ost- bis zur Westküste, andre von der Nord- bis zur Südgrenze, eine Folge des Mangels trennender hoher Meridiangebirge. Zu den Charakterpflanzen des tropischen A. gehört vor allen der dickstämmige, gigantische, in der trocknen Jahreszeit kahle Baobab oder Affenbrotbaum (Adansonia digitata), der von den Ufern der beiden Nile südlich von Chartum und von Kordofan im O. bis Senegambien im W. und zum Ngamisee im S. reicht und nur in den heißen äquatorialen Küstenniederungen fehlt, dann die Form der schon erwähnten gabelästigen Dumpalmen (Crucifera thebaica), die nützliche und schöne Delebpalme (Borassus Aethiopum), Palmyrapalme sowie eine eigentümliche Art wilder Dattelpalme; die echte Dattelpalme gedeiht hier nur kümmerlich. Die Ölpalme (Elaeis guineensis) scheint der Westküste ebenso eigen wie die Kokospalme der östlichen; dort kommen in Menge auch Weinpalmen und Bananen (Musa paradisiaca) wild und angepflanzt vor. Breitblätterige Feigen, darunter Bananen, und Kautschukbäume, der mächtige Seidenbaumwollenbaum (Eriodendron guianense), der Butterbaum (Bassia Parkii), der die Schibutter liefert, die Sterculia acuminata, von Oberguinea bis Angola als Waldbaum auftretend, von dem die für die Eingebornen unentbehrliche Guronuß stammt, die schattige Tamarinde (Tamarindus indica) sind einige der wichtigsten Waldbäume Afrikas, durch weite Verbreitung, meist auch durch Größe und Nutzen für den Menschen ausgezeichnet. Zahlreiche eigentümliche Fruchtbäume, wie Anonen, kommen noch dazu; auch ist die Zahl der Nutzhölzer, trefflicher Zimmer-, Schreiner- und Farbhölzer sehr bedeutend. Unter den Sträuchern findet sich die Baumwollenstaude in einem großen Teil Afrikas. Yamswurzel (Dioscorea alata), Maniok (Jatropha Manihot), Bataten, Reis, Mais, Durra (Sorghum) und Duchn (Pennisetum typhoideum), Hülsenfrüchte, Erdnüsse (Arachis hypogaea), Ananas, Kürbisse, Gurken und Melonen, im N. besonders Zwiebeln nebst andern Gemüsen sind die angebauten, meist einheimischen Nahrungspflanzen. Als Ölpflanzen dienen Erdnuß, Sesam, Rizinus. Bananen und Palmen sind unter den Fruchtbäumen in vielen Gegenden die wichtigsten. Zu den einheimischen sind übrigens viele Arten aus Amerika und Indien eingeführt, wie der jetzt weitverbreitete Melonenbaum (Carica Papaya), die Anakardien (Elefantenlausbaum), die Pompelmus [161] und in höhern Lagen die Orangen der nördlichern Zone. Die eigentümliche Flora Madagaskars wie die der Ostküste des Festlandes nähern sich der indischen und australischen.
Aber der Reichtum der tropischen Flora ist nicht gleich verteilt; es finden sich alle Zwischenformen zwischen dem feuchten, dichten Urwald, in den kein Sonnenstrahl eindringt, den Savannen, in welchen das hohe Gras über den Reiter hinausreicht, und der vollständig sterilen Salzwüste, wo die Vegetation auf wenige kümmerliche Salzpflanzen beschränkt ist. Die ganze Küste und die Strommündungen, soweit Süß- und Salzwasser sich mischen, vom Senegal bis Benguela, von der Delagoabai bis um das Kap Gardafui herum, finden sich von den wunderlichen, aus Rhizophoren und Avicennia gebildeten Mangrovewäldern (Rhizophora Mangle) umsäumt, und hier ist der Sitz jener selbst für den Afrikaner verderblichen Fieber. Wo die Ströme langsamen Lauf haben, prangen die schönsten Seerosen (Nymphaea Lotus, N. coerulea) und andre schön blühende Wasserpflanzen. Vom Gariep bis zum Ngamisee und von der Ostseite der Kalahari bis zum Atlantischen Ozean erstrecken sich zumeist wasserlose Landschaften, welche das Vegetationsgebiet der Kalahari bilden. Diese ist ein eigentümliches Mittelglied zwischen Wüsten, Savannen und Gesträuchsteppen ohne Oasen. Ein großer Teil ihres Areals ist mit Holzgewächsen bedeckt, stellenweise finden sich auch Savannen mit reichem Graswuchs. Die Charakterpflanze des Westrandes der Kalahari ist die Gnetacee Welwitschia mirabilis. Im Innern finden sich Akazien (Giraffenakazie) und andre Dorngesträucher. Was die kapische Flora anlangt, so besitzt dieselbe, obwohl sie, den klimatischen Verhältnissen nach der Mittelflora entsprechend, subtropisch ist, doch einen wesentlich eigentümlichen Charakter. An Artenreichtum steht sie einzig da (man schätzt die Zahl der bis jetzt von da in die europäischen Herbarien eingeführten Arten auf 12–14,000), nicht weniger auch an Individualisierung. Jede Schlucht birgt fast ihre eigentümlichen Formen, deren Verbreitungsbezirk oft so beschränkt ist, daß von manchen Eriken und Pelargonien in den Gewächshäusern Europas mehr Individuen vorhanden sind als in ihrer Heimat. So erklärt es sich, wie hier über 500 Arten von Heiden (Erica), über 400 von Pelargonium, über 350 von Mesembryanthemum vorkommen können. Charakteristisch vor allem ist der Reichtum an Saftpflanzen, an Aloearten, an Krassulaceen, Aaspflanzen (Stapelia), wozu auch einige baumförmige Euphorbien kommen; ihr Hauptstandort sind die sandigen, felsigen Küsten, sie fehlen aber auch den höhern Lagen nicht. Auf den trocknen Hochebenen herrschen Heiden, Schwertlilien und Zwiebelgewächse, darunter Amaryllis toxicaria (womit die Buschmänner die Tränkplätze des Wildes zu vergiften pflegen), im O. Strelitzien vor. Gräser bedecken die Höhen, die zur trocknen Zeit einem reifen Roggenfeld gleichen (das holländische Roggeveld). An die Lage des Landes innerhalb der gemäßigten Zone erinnert vornehmlich der Reichtum an solchen Pflanzengattungen und Arten, welche der Familie der Kompositen angehören. Busch-, sehr selten Hochwald findet sich auch in den Schluchten und an den Flußufern. Als einzige Palme kommt am Kap die zierliche Phoenix reclinata vor. Stachlige Mimosen (Acacia detinens), Eisenholz (Bauhinia), australische Proteaceen, worunter der Silberbaum (Leucadendron), und von Nadelhölzern Podocarpus mit Heiden, Diosmeen, dem kapischen Ölbaum, einer Art immergrüner Eiche (außer der Weide dem einzigen kätzchentragenden Baum der eigentlich afrikanischen Flora) bilden dichte und ungangbare Gehölze, denen alle Baumparasiten und fast alle Schlingpflanzen fehlen. Von Kulturgewächsen vereinigen die Gegenden nördlich vom Kap der Guten Hoffnung die Erzeugnisse fast aller Zonen, mit Ausnahme der nordischen und rein äquinoktialen.
Eine eigne Stellung in den Vegetationsgebieten Afrikas nimmt Abessinien ein. Es reicht aus der tropischen Region der fieberschwangern, waldreichen, unbewohnten Kola und den tiefen Stromthälern hinauf bis in die alpine Region seiner Hochgipfel. Bis 1600 m reicht ein Gürtel tropischer Vegetation, von da bis 2600 m der subtropische, von da bis 3300 m der gemäßigte, von da bis 4500 m der subalpine und alpine. Die unterste Region, wie das heiße Thalgehänge des Takazzé, ist mit Wäldern von Mimosen, Tamarinden, Ebenholz, Adansonien, Feigen, Balsambäumen (Amyris papyrifera), im S. des Landes vom Kaffeebaum bedeckt, die Flußufer sind mit Bambusrohr und Tamarisken eingefaßt. Hier wächst Indigo wild, gedeiht das Zuckerrohr, wird die Dagussa (Eleusine Dagussa), eine eigentümliche Ölpflanze, der Nukh (Guizotia oleifera) gezogen; den Rand der tiefen Thäler bedecken Dorngebüsche von Mimosen und Kreuzdorn und der Kolkwal, die dem Säulenkaktus gleichende abessinische Wolfsmilch. Nadelholzähnliche tropische Pflanzen (Conocephalus), die Koniferenformen des Mittelmeers (eigentümliche Wacholder) verbinden sich in dieser Region mit den kapischen Podokarpen. Auf den Plateaus und höher ist aller Wald vernichtet, teils durch die wilde Art der Kriegführung, teils durch das Abbrennen der Felder; dagegen wird ein ausgedehnter Getreidebau getrieben von Tef (Poa abyssinica), höher von Weizen und Gerste. Im Hochland von Semién reicht von 2600 bis 3300 m die Region der baumartigen Heiden (Erica acrophylla) und blüten-, insbesondere kleereicher Wiesen; vereinzelt in den letztern steht der heilkräftige Kossobaum (Brayera anthelminthica), in dem die Natur dem Abessinier das beste Heilmittel gegen den hier allgemein verbreiteten Bandwurm gegeben hat. Auf 2900–3000 m Höhe liegen die Orte Semiéns. Von 3200 m an wird dann die Gegend durchschnittlich öde, kahl, völlig holzlos und ist, wo nicht nackter Fels, mit Gräsern und Seggen bedeckt, zwischen denen die merkwürdige palmenähnliche Gibara (Rhynchopetalum montanum), eine Lobeliacee, sich erhebt. Von da bis 4500 m liegen alle Höhen in einem ewigen Nebel, der nur im Dezember und Januar sich lichtet, und hier beginnen die europäischen Formen. Von 3900 m an fällt Schnee, und wo dieser in Vertiefungen einige Tage liegen bleibt, da blühen zwar wenige, aber interessante Alpenpflanzen. Noch höher hinauf, bis 4500 m (also Montblanchöhe), ist die Flora des fast unter dem Äquator gelegenen Schneebergs Kilima Ndscharo erforscht worden. Baron v. d. Decken fand dort noch ein Wäldchen mit buschartigen Farnen und immergrünen, ellenlangen Bartflechten, Hochwiesen mit Glockenblumen und papyrusähnlichen Riedgräsern sowie eigentümlichen krautartigen, mannshohen Stauden, die durch ihre Gruppierung und Gestalt die Vorstellung tanzender Kobolde erzeugten. Die höchste Region hat wenig A. Eigentümliches geboten.
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Die Tierwelt Afrikas gehört nach Wallace der sogen. paläarktischen und der äthiopischen Region an. Erstere zerfällt in zwei Subregionen und umfaßt ganz Nordafrika und die Mittelmeerländer, während die äthiopische vier Subregionen umfaßt: 1) die von Ost- und Mittelafrika, 2) die von Westafrika, 3) die von Südafrika und 4) die Subregion von Madagaskar. Das paläarktische Reich weist eine Übereinstimmung der Tierformen auf, welche die Annahme von Hauptabschnitten ausschließt und selbst die Feststellung sekundärer Grenzen in hohem Grad erschwert. Man muß sich bei Aufzählung der wichtigsten Tiergruppen wohl vor Augen halten, daß solche Gruppen nicht immer ausschließlich der einen oder andern Region zukommen, sondern hier und da über die Grenzen greifen und einzelne Arten auch eine Verbreitung in einem Nachbarreich oder in mehreren haben. Die nordafrikanische Fauna zeigt in ihren wesentlichen Zügen eine große Übereinstimmung mit den Typen der südeuropäischen. Die charakteristischen Säugetiergruppen derselben sind die Maulwürfe, Kamele, Schafe, Ziegen, Antilopen, Hirsche, Hamster, Sandmäuse, Wühlmäuse, Pfeifhasen, Wölfe, Füchse, Bären. Größere Raubtiere, wie der Löwe, die gestreifte Hyäne, waren einst auch in Europa heimisch und sind dort erst in der historischen Zeit ausgerottet worden. Unter den Vögeln sind neben den charakteristischen Typen der paläarktischen Zone überhaupt (den Sängern [Sylviidae], Rohrsängern, Meisen, Elstern, Finken, Waldhühnern, Fasanen) vorzüglich Geierarten in Nordafrika heimisch sowie ferner eine große Anzahl von Sumpfvögeln (Flamingo, Ibis, Pelikan, Reiher). Die Anzahl der Reptilien und Süßwasserfische ist eine geringe, hingegen jene der Insekten eine bedeutende. Die Sahara ist außerordentlich arm an Repräsentanten der Tierwelt. Nager, Antilopen, Schakale, wilde Katzen, Hyänen, Strauße, Wüstenhühner (Pterocles), Skinke, Erdagamen, Sandeidechsen, Pimelien, Schattenkäfer, Skorpione u. a. sind ihre Bewohner. Die Subregion von Ost- und Mittelafrika umschließt die Sahara, den Sudân, Ostafrika bis Mosambik und reicht quer durch den Kontinent an die Westküste mit einem schmalen Streifen bis zur Walfischbai. Die wichtigsten Charaktertiere dieser Subregion sind Paviane, Nilpferde, Giraffen, Antilopen, Katzen, Hyänen, Reiher (am Nil). Die Subregion von Westafrika reicht an der Küste vom Gambia bis zum Congo und im Binnenland bis an den Uëlle. Ihre Charaktertiere sind: Gorilla, Schimpanse, Potamogale, Flußschwein, Zibetkatzen, Perlhühner, Turakos. Viele der Formen erinnern an die malaiische und indische Tierwelt. Die Subregion von Südafrika ist die eigentümlichste. Ihre Grenze verläuft von der Walfischbai auf Mosambik. Charaktertiere derselben sind: große Raubtiere, Zibetkatzen, Dickhäuter, Giraffen und Antilopen, der Hyänenhund, der langohrige Fuchs, Erdwolf (Proteles), Viverrenarten, Nagetiere, Zebras, besondere Arten von Eidechsen und Insekten. Die Subregion von Madagaskar steht ganz isoliert da.
Das äthiopische Reich umfaßt A. vom Wendekreis des Krebses bis zum Kap und Madagaskar und ist im Verhältnis zum paläarktischen zwar klein, dagegen ist es infolge des gleichförmigen Klimas und der tropischen Üppigkeit eines großen Teils seines Areals von einer größern Menge der verschiedenartigsten großen Tiere bevölkert als irgend eine andre Fläche von gleichem Umfang. Viele der besondern Eigentümlichkeiten diesem Reichs kommen auf Rechnung der reichen, aber isolierten Fauna Madagaskars, die mehr jener Indiens gleicht. Madagaskar hat einstmals mit Südafrika zusammengehangen, und die Lostrennung hat noch vor der Einwanderung der großen A. eigentümlichen Tierarten stattgefunden. Die Fauna des äthiopischen Reichs können wir so recht als die charakteristische des ganzen afrikanischen Kontinents betrachten, weil sich die meisten A. eigentümlichen Tiergeschlechter von der Nordgrenze des tropischen Regens, von Senegambien im W. bis Kordofan und Senaar im O. und südlich bis zum Kap verbreiten. Mehrere der afrikanischen Tiere übertreffen die verwandten Arten andrer Kontinente meist an Wildheit und Kraft. Von zoologischen Eigentümlichkeiten des äquatorialen und südlichen A. stechen viele besondere Säugetierarten in das Auge: der Goldmaulwurf, der Rohrrüßler, das Nilpferd, die Giraffe, der Erdwolf (Proteles), der Lykaon, das Erdschwein, die Paviane, andre Affen und Halbaffen, Meerkatzen, die Viverren, Nagetiere, Antilopen. Besonders unterscheidet sich das äthiopische Reich dadurch von allen übrigen, daß nicht bloß viele auffallende Formen daselbst auftreten, sondern eine große Anzahl von Säugetierfamilien daselbst fehlt, welche sonst ganz allgemein und in großer Anzahl über die Erde verbreitet sind. Hierher gehören die Bären, welche durch die ganze Erdhälfte hindurch und südwärts bis nach Sumatra in der Alten und bis Chile in der Neuen Welt reichen, im tropischen und südlichen A. aber gar nicht vorkommen; ferner fehlen die Hirsche, die Ziegen, die Schafe, die echten Ochsen und die eigentlichen Schweine gleichfalls. Dieses Fehlen solcher kosmopolitischen Familien ist in hohem Grad beachtenswert. Minder charakteristisch sind die Vögel, aber auch unter ihnen finden sich eigentümliche Formen, z. B. die Pisangfresser, die Erdnashörner, die Colis u. a. m. Zu den charakteristischen Formen zählen noch mancherlei Fliegenfänger, Würger, Raben, Honigsauger, Weber, Stare, Lerchen und Perlhühner. So auffällige Lücken wie bei den Säugetieren Afrikas kommen bei den Vögeln nicht vor, immerhin fehlen aber z. B. Zaunkönige, Baumläufer, Spechtmeisen, echte Fasanen und Dschangelhühner. Unter den Reptilien und andern Wirbeltieren gibt es drei eigentümliche Familien von Schlangen, eine von Eidechsen, eine von Kröten und drei von Süßwasserfischen.
Als Repräsentanten der echten afrikanischen Fauna können folgende Tiere genannt werden: der afrikanische Elefant, der gegenwärtig ungezähmt ist, aber im Altertum von den Karthagern gezähmt worden war, das Rhinozeros in mehreren Arten, der Hippopotamus, ein bis in Unterägypten verbreitetes Warzenschwein, von Antilopen der Kudu und der Klippspringer, Hartebeeste, der kafferische Büffel, die Giraffe, das Erdschwein, Stachelmäuse, Paviane, Springmäuse, Schuppentiere, Meerkatzen, der Gorilla (Troglodytes Gorilla), Schimpanse, Mandrill, Ranja, früchtefressende Vampire, von den Raubtieren der Löwe, von dem es in Südafrika mehrere, selbst schwarze Spielarten gibt, der aber den Wüstengürtel meidet, Leoparden, Hyänenhunde, Schakale, der Karakal, Zibet- und Genettkatzen; von den äußerst zahlreich am Nil, Senegal und am Kap vorkommenden Vögeln der Strauß, dessen
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[163] künstliche Zucht gepflegt wird (sogar schon in Malta), der Anhinga, der Scherenschnabel, Flamingos, der Läufer, die schwarze Gans, der Ibis, Regenpfeifer, zahlreiche Störche und Reiher, Kropfgänse (Pelikane), Frankolinhühner, Turteltauben, der Helmkuckuck, Papageien, Nashornvögel, Webervögel, der Sekretär, Adler-, Falken- und Geierarten; von Amphibien das Krokodil, welches südlich bis zum Cunene reicht, aber auch am Nordrand der Wüste in Algerien anzutreffen ist (wo es Aucapitaine fand), Schildkröten, Warneidechsen, Chamäleons, Brillenschlangen; von den Fischen eigentümliche Welse, der Mugil; ferner Skorpione, Schaben, Wanderheuschrecken, Moskitos, die dem Rindvieh so verderbliche Tsetsefliege (Glossina morsitans), Bienen, Ameisen, Termiten, namentlich am Senegal, aber auch im Damaland, der Guineawurm u. v. a. Nur einige wenige dieser angeführten Tierarten erreichen das Kap nicht; einige fehlen in Senegambien, z. B. das Nashorn, die Giraffe etc., manche greifen bis in das südliche Europa vor, wie z. B. die Genettkatze und das Chamäleon. In einzelnen Teilen des gewaltigen äthiopischen Reichs prävalieren gewisse Tiergattungen ganz entschieden, z. B. in Guinea und im Hochsudân die Affen, die Termiten, in Südafrika die Wiederkäuer und Dickhäuter. Mit Rücksicht auf Arten- und Individuenreichtum wie auf die Größe der Entwickelung ragen in A. besonders die pflanzenfressenden Tiere hervor, an denen A. alle Teile der Erde übertrifft. Es ist daher wohl auch das reichste Jagdrevier, namentlich die mit Gebüsch bewachsenen Steppen der Kalahari, Damerghu südlich von Asben, Kordofan, Senaar, am Setif, Rahat und Dinder, im Baggaraland, am Luba und Sambesi etc. Die Tiere, wie Giraffen, Antilopen, leben teils in kleinen Rudeln, teils in Herden von vielen Tausenden, und wo man das Feuergewehr noch nicht kennt, sind sie sehr zahm. Livingstone erzählt, daß er sich im Barotsethal durch Schreien und Stoßen seinen Weg durch die zahlreichen Herden, welche die Savannen bedeckten, bahnen mußte. Auch an den Tränkplätzen ist großer Wildreichtum vorhanden. Hier finden sich Herden von Elefanten, Büffeln, Rhinozerossen, an den Seen und Strömen Flußpferde, Scharen von Schwimmvögeln. Die Wälder bewohnen Herden von Affen und Vögeln, die Felsen Massen von Pavianen und Klippdachsen. Die Steppen des Südens ernähren zahlreiche Antilopen, die Elenantilope, das Hartebeest, das Gnu, den Springbock. Bis in das Nilgebiet geht alljährlich der Zug unsrer Wandervögel; von S. her wandern gegen N. solche Vögel, welche der Regenzeit ausweichen.
Die Erhebung über den Meeresspiegel hat auf die Fauna einen wesentlichen Einfluß. In Abessinien z. B. steigen, wie erwähnt, die tropischen Floraformen hoch hinauf, und ihnen folgen die Tiere, z. B. die Hyäne, die bis zu einer Höhe von 3200 m angetroffen wird, die Antilopen, welche Höhen bis über 3300 m erklimmen. Auch die Fauna der an A. grenzenden Meeresteile ist eine ziemlich reichhaltige. Wale und Haie sind fast ausgerottet, dagegen kommen zu beiden Seiten des Kontinents der Tropikvogel, im S. der Albatros, der Manati nur an der West-, der Dugong nur an der Ostküste vor. Fische und Konchylien haben gleichfalls ihre eignen Provinzen und liefern den Küstenbewohnern reichliche Ausbeute. Im Roten Meer sind zahlreiche Korallenbänke, welche der Westküste fehlen, im O. die Kauris (Cypraea moneta), deren Schalen in einem großen Teil von A. als Scheidemünze gelten. Von Haustieren steht das Rind an Wichtigkeit obenan. Der gesamte Reichtum mancher afrikanischen Stämme besteht nur in den Rinderherden, so z. B. am obern Nil, bei den Kaffern etc. Ebenso allgemein verbreitet sind die Schafe und Ziegen, namentlich von erstern Fettschwanzschafe. Im N. ist vor allen das Dromedar ein unentbehrliches Haustier, welches über ganz Nordafrika bis zu den feuchten Regionen des Sudân verbreitet ist, ferner das Pferd von der edlen Berberrasse Tuats bis zu den unansehnlichen Exemplaren der Sonrhai im W. und der Abessinier im O., der Esel und das Maultier, beide wertvolle Lasttiere. Im S. dient das Rind als Last- und Reittier, Pferde und Esel halten nur die weißen Ansiedler. Namentlich im W. eignet sich der Ochs zum Last- und Reittier wegen seines ausdauernden Ganges ganz vorzüglich. Auch die Zibetkatze wird hier und da gehalten. Die Fauna von Madagaskar weist eine gleiche Beziehung zu A. auf wie die Antillen zum tropischen Amerika oder wie Neuseeland zu Australien; wir sehen dort Halbaffen (Lemuridae), Janrek oder Borstenigel (Cetentida) und Viverriden, aber weder große Raubtiere noch Dickhäuter oder echte Affen. Haustiere fehlen gleichfalls. Dagegen hat die Insel einen großen Reichtum an Wasservögeln. Was die Reptilien betrifft, so finden sich wenig afrikanische Gruppen, während eine beträchtliche Anzahl von östlichen und selbst von amerikanischen Formen vorkommt. Die Maskarenen beherbergen meist große, plumpe Vögel, wie den Dronte, den Aphanapteryx, welche schon fast ganz ausgerottet sind.
(Hierzu Tafel „Afrikanische Völker“.)
A. hat von jeher für den Ethnographen eine besondere Anziehungskraft gehabt. Schon Karl Ritter, der den Zusammenhang zwischen der Ländergestalt und der Entwickelung der menschlichen Gesittung zu ergründen suchte, wies darauf hin, daß die niedrige geistige Stufe des Negers durch die niedrige Stufe der Gliederung Afrikas gerechtfertigt werde, ein Weg, auf dem ihm dann namentlich Peschel gefolgt ist. Unwegsamkeit ist ein Grundzug des afrikanischen Weltteils. Wie seine ozeanischen Umrisse schon ungünstig sind, so fehlt es ihm auch an aufschließenden Strömen. Der Nil hat als Verkehrsmittel einen niedrigen Rang; der Niger durchströmt wohlbevölkerte Gebiete, und dennoch belebt ihn keine nennenswerte Schiffahrt. Die Schiffbarkeit des Congo wird nach verhältnismäßig kurzer Strecke von der Küste her durch gewaltige Felsstufen unterbrochen. In Bezug auf nautische Leistungen stehen die Bewohner keines Erdteils so niedrig wie jene Afrikas. Nur der Kru-Neger von der Guineaküste verdingt sich als Matrose; der hochkultivierte alte Ägypter schwang sich kaum über die Gondelschiffahrt empor. Die Flüsse waren dem Afrikaner fast mehr Hindernisse als Bindungsmittel, und auffallend ist die geringe Zahl afrikanischer Stämme, die sich von Fischfang nähren. Zu der nautischen Verschlossenheit gesellt sich noch als Verschärfung die Unwegsamkeit großer Binnenräume. Der Wüstengürtel, der sich quer durch den Weltteil verbreitet, scheidet den Kontinent für die Gesittungsgeschichte in zwei streng gesonderte Hälften; denn während der nördliche Saum für alle Segnungen des mediterranen Bildungsgangs empfänglich war, blieb die südliche Hälfte mehr auf sich angewiesen. Die Schwierigkeiten der [164] Überschreitung der Sahara wurden erst verringert, seit das Kamel eingeführt wurde. Fühlbar wird die Gewalt der Wüste namentlich in der Ausbreitung der Menschenrassen, denn, geringe Ausnahmen, wie die Tibbu, abgerechnet, beginnt erst jenseit der Wüste das Land der Schwarzen, der Sudân. Dieser Schwierigkeit und diesen Schranken begegnete auch die Gesittung. Aber der Nord- und Nordostrand standen durch die Annäherung an Asien und Europa der günstigen Einwirkung fremder Zivilisation offen, und dieser Einwirkung darf z. B. die Kenntnis des Ausschmelzens des Eisens durch ganz A., bis zum Süden hinab, zugeschrieben werden. Abgesehen von einer der ältesten Kulturstätten, der ägyptischen im fruchtbaren Thal des Nils, verdunkeln sich die Gesittungszustände Afrikas, je weiter wir uns von dieser entfernen, bis wir an der Südspitze in den Buschmännern ein Volk auf der niedrigsten Stufe des menschlichen Geschlechts finden. Überhaupt gilt in A. im allgemeinen, wenn auch nicht streng, als Regel, daß die Gesittung abnimmt in der Richtung von N. nach S., von O. nach W. Nord- und Ostrand empfingen die meisten fremden Einflüsse, ja fremde Völker, wie denn selbst Malaien auf Madagaskar sich niederließen. Die Bewegung von O. nach W. hat aber schon vor der Ausbreitung nachweisbar asiatischer Einwanderer geherrscht.
Kein Weltteil zeigt eine so regelrechte Schichtung der Arten oder Spielarten unsers Geschlechts nach Erdgürteln, und es ist daher verzeihlich, wenn alte Geographen in den Fehler verfielen, mit dem Vorrücken nach S. hin auf den Einfluß der Sonne auf die dunklere Färbung der Haut zu schließen.
Den sichersten Weg zur Klassifizierung der Völker Afrikas bietet uns immer noch die Sprache (s. Afrikanische Sprachen u. die „Sprachenkarte“). Friedrich Müller und Lepsius legten bei ihrer Klassifizierung der afrikanischen Völker auf dieses Moment mit Recht das Schwergewicht, während R. Hartmann vorzüglich den physischen Körperhabitus berücksichtigt. Nach Friedr. Müller beherbergt A. gegenwärtig sechs verschiedene Rassen, nämlich die hottentotische im äußersten Süden und Südwesten, die Kaffer- (richtiger Kafir-) Rasse von der Hottentotenrasse nordwärts bis an und über den Äquator, die Negerrasse im Sudân, die Fullarasse, eingekeilt zwischen der Negerrasse und von O. nach W. in einer Linie sich hinziehend, endlich die mittelländische Rasse im N. und NO. bis zum Äquator herab sowie die malaiische Rasse in Madagaskar und auf den dasselbe umgebenden Inseln. Von diesen sechs Rassen können nur die vier ersten als autochthon gelten, während die beiden letzten erwiesenermaßen aus Asien eingewandert sind.
Die Hottentoten waren ehemals die Aboriginer ganz Afrikas südlich vom Cunene und Sambesi, sie wurden aber von den Kaffervölkern verdrängt und bewohnen jetzt den westlichen Teil der Südspitze Afrikas bis 19° südl. Br. Sie zerfallen in die eigentlichen mittelgroßen Hottentoten (Fig. 21 u. 22 der Tafel), welche sich selbst Khoi-Khoin, d. h. Menschen, nennen und aus den Nomadenvölkern der Nama und Korana bestehen, und das Jägervolk der weit kleinern Buschmänner (Fig. 25 u. 26). Die Farbe der Haut, welche sich früh und stark runzelt, ist ledergelb, die Frauen zeichnen sich durch Steatopygie aus, die Sprache ist merkwürdig durch Schnalzlaute. Als Verwandte erscheinen die unter dem Äquator von Schweinfurth, Du Chaillu, Lenz, Stanley aufgefundenen Zwergvölker, von denen die licht kaffeebraunen Akka (Fig. 24) höchstens 1,5 m Größe haben. Die Kaffern oder Bantu, nordöstlich von den vorigen, bilden einen Völkerkomplex, welcher alle an der Ostküste Afrikas vom Kap bis an den Äquator und den 55.° nördl. Br. wohnenden Stämme umfaßt. Sie sind in ihre jetzigen Wohnsitze nach und nach von O. eingewandert. Zu den Kaffern zählt man: die durch ihre kriegerischen Eigenschaften bekannt gewordenen Zulu (Fig. 14), welche nebst andern nahe wohnenden Stämmen den treuesten Typus der Rasse darstellen; im Innern des Kontinents, nördlich bis zum Ngami und südöstlich bis zur Kathlambakette reichend, die durch ihre gewerbliche Geschicklichkeit berühmten Betschuanen (Fig. 23); zu beiden Seiten des mittlern Sambesi die Marutse und Mambunda, die beiden herrschenden der 18 zu diesem großen Reich verbundenen Stämme; die schon mit Semitenblut vermischte Gruppe der Suaheli (Fig. 28), welche bis zum Kenia und Tanafluß reicht; von der Westküste bis zum Äquator hinauf die Congovölker (Fig. 13), darunter das hellbraune Kannibalenvolk der Bakumu, am Gabun der stattliche, sangeslustige Stamm der Mpongwe (Fig. 1 u. 2) und die von O. eingedrungenen, insgeheim dem Kannibalismus ergebenen Fan (Fig. 9); im äußersten Nordwesten die Dualla am Camerun und die ganz nackten Adija der Insel Fernando Po. Der physische Typus der Bantu zeigt manche Ähnlichkeit mit dem der Neger, weicht aber in vielen Punkten wesentlich von ihm ab. Die Farbe der Haut ist ursprünglich gelbbraun mit einem Stich bald ins Lichtere, bald ins Dunklere; man begegnet aber im W. und NO. auch einem tiefen Schwarz, was wohl auf Mischung mit Negern hindeutet. Der Wohnsitz der Neger, denen man früher den ganzen Erdteil einräumte, beschränkt sich nach dem gegenwärtigen Standpunkt der Forschung auf den Teil des westlichen und mittlern A., welcher vom Senegal bis gegen Timbuktu und von da bis an die nördlichen Ufer des Tsadsees reicht, von dort aus gegen N. in die Sahara bis gegen Fezzan sich zieht, wo im N. mittelländische, im O. Nubastämme ansässig sind. Hier erstreckt sich das Gebiet der Neger über Dar Fur den Nil hinauf bis zu den nördlichen Ufern des Ukerewe, von wo eine zum Meerbusen von Biafra gezogene Linie die Grenze bildet. Am reinsten hat sich der Negertypus erhalten bei den Wolof (den „Schwarzen“ im Gegensatz zu den Fulah, den Gelben) zwischen Senegal und Niger, zur echten Negerrasse gehören ferner die Kru an der Pfefferküste, welche an der ganzen Westküste sich als Schiffer verdingen, die Mandingo, vor den Eroberungen der mohammedanischen Fulah das mächtigste Volk Westafrikas, die Sonrhay, welche im westlichen Zentralafrika dieselbe wichtige Rolle spielten, die Haussa, deren Sprache als Handelssprache weit verbreitet ist, am Niger und Binuë die Koto (Fig. 8), in Bornu der Stamm der Kanori, dann die ihnen nahe verwandten Tibbu. Die Sprache der Bagirmi (Fig. 15) hat man als eine isolierte zu betrachten, in Wadaï gilt das Maba als allgemeine Verkehrssprache, östlich davon hat Dar Fur (Fig. 11) eine mit Nuba und Arabern stark gemischte Bevölkerung. Am Bahr el Abiad wohnen die tiefschwarzen Dinka und Schilluk, von denen sich das ackerbauende Volk der Bongo durch intensives Kupferrot scharf unterscheidet. Zwischen den Negern und am Rande des Negergebiets sitzt eine Reihe von Völkern, in der Mitte stehend zwischen Negern und mittelländischen Hamiten und so den Übergang zwischen beiden bildend. Dies sind die Nuba-Fulah-Völker, welche sprachlich in eine westliche Abteilung, die Fulah, und eine östliche, die Nuba, zerfallen. Die [165] Züge, durch welche sich diese Rasse hauptsächlich von den Negern unterscheidet, sind die rotbraune Hautfarbe, das große, schöne Auge, die etwas gebogene Nase, das nicht wollige, lange, schlichte Haar. Die Fulah (Fellani, Fellata) wohnen am Senegal im W. bis Dar Fur im O. und von Timbuktu im N. bis Joruba und Adamáua im S., überall als erobernde Eindringlinge zerstreut, an vielen Orten das herrschende Volk und Gründer mächtiger Staaten. Sie sind sämtlich Mohammedaner, stellen sich mit den Weißen auf eine Linie und sehen stolz auf den Neger herab. Das Gebiet der Nuba reicht von den Sitzen der Fulah in Dar Fur bis zu den hamitischen Bedscha im O. und von Assuân im N. bis zum 5.° nördl. Br. im S. Zu ihnen gehören insbesondere die echten Nubier (Fig. 12), welche das Nilthal von Assuân bis Wadi Halfa bewohnen, nebst den Bewohnern von Dongola, ferner das erobernde Volk der Fundsch zwischen dem Weißen und Blauen Nil, die Schangalla am Takazzé und Atbara und wahrscheinlich auch die kaffeebraunen Monbuttu (Fig. 16) im S. des Uëlle nebst den nördlich davon wohnenden Niam-Niam, deren üppiger Haarwuchs zu langherabhängenden Flechten Anlaß gibt, während die Monbuttu mit Hilfe von Rohrgestellen große Chignons aufbauen. Beide sind als arge Kannibalen verrufen, während das Jägervolk der Schuli (Fig. 18) nordöstlich vom Mwutan durch Zutraulichkeit und Anstelligkeit sich vorteilhaft auszeichnet. Von der mittelländischen Rasse ist in A. der hamito-semitische Stamm vertreten durch die ägyptische, die libysche und die äthiopische Familie (Hamiten) und die Araber nebst den Bewohnern von Amhara und Tigré (Semiten). Zur ägyptischen Familie gehören die städtebewohnenden christlichen Kopten (Fig. 6 u. 7) im untern Nilthal, die allerdings vielfach mit fremdem Blut vermischten Reste der alten Ägypter, deren Sprache aber heute vollkommen ausgestorben ist, sowie die Bauernbevölkerung der mohammedanischen Fellahs (Fig. 5), bei der sich der altägyptische Typus viel weniger rein erhalten hat. Von den ostafrikanischen Hamiten nähern sich den Altägyptern am meisten die südlicher wohnenden bronzefarbigen Berâbra. Auch der libysche Stamm, der vor dem Eindringen fremder Völker in die nordafrikanischen Regionen das ganze weite Gebiet zwischen dem Mittelmeer, Ägypten, der Sahara und dem Atlantischen Ozean innehatte, ist von Vermischung mit fremdem Blut nicht frei geblieben. Wir bezeichnen diese weit ausgebreitete nomadisierende Nation als Berber (Fig. 10) und rechnen zu ihnen, abgesehen von den ausgestorbenen Guantschen der Kanarischen Inseln, die Masig in Marokko, die Kabylen in Algerien und Tunis, die räuberischen Tuareg oder, wie sie sich selbst nennen, Imoscharh im weiten Mittelgebiet der Sahara. Sämtliche Oasen zwischen den Negerländern und den arabischen Staaten Nordafrikas sind von berberischen Stämmen besetzt. Über diese Berber hat sich erobernd durch ganz Nordafrika, diesem sein Gepräge und seine Sprache aufdrückend, der semitische Stamm der Araber (Fig. 3 u. 4) ergossen und überall den Islam an die Stelle des Christentums gesetzt. Zwischen ihnen sitzen am ganzen Nordrand die ebenfalls semitischen Juden, welche, wiewohl von jedem der nacheinander herrschenden Völker geknechtet, dennoch ihr Blut vollkommen rein erhalten haben. Als dritte schließt sich die äthiopische Familie an die vorigen mit einer Reihe von Stämmen an, deren Stellung im ethnologischen System zum Teil noch nicht ganz sicher ist, die man indes ihrer entfernten Sprachverwandtschaft wegen noch zu den Mittelländern rechnet. Dahin gehören im N. von Abessinien die Bedscha oder Bischari (nach Quatremère die Nachkommen der alten Blemmyer), die Bogos im Gebirgsland, nordwestlich von Massaua, und die südwestlich davon wohnenden Saho oder Schoho, die Agau im Quellgebiet des Takazzé, die auch abessinische Juden genannten Falasche, die Danakil an der Südwestküste des Roten Meers, endlich die Galla und Somal. Die Galla, welche sich selber Orma, d. h. starke, tapfere Männer, nennen, sind in der That das, als was sie sich bezeichnen, ein sittenstrenges, edles Volk. Von den nördlichen Galla haben einige das Christentum oder den Islam angenommen, sonst haben sie ihre eigne Religion. Mit den Negern haben sie nur die Farbe gemein, ihre Gesichtszüge sind eher europäisch als semitisch. Sie bewohnen das Gebiet zwischen Abessinien, den mittelafrikanischen Seen, den Suaheli und den Somal, ihren Todfeinden, von denen sie gegen W. und S. gedrängt wurden. Die braunen Somal (Fig. 29 u. 30), die im Singular Somali heißen, nehmen das ganze Osthorn Afrikas beinahe von Bab el Mandeb bis zum Dschub ein. Es ist ein reichlich mit semitischem Blute durchsetztes Mischvolk von hohem Wuchs, bartlos, mit stechenden Augen und dichter Wollperücke, das teils in Städten ansässig ist und Ackerbau treibt, teils nach Beduinenart umherschweift und wegen seiner Mordlust und Raubgier berüchtigt ist. Das dritte semitische Volk, welches, räumlich von den oben genannten (Arabern, Juden) getrennt, A. bewohnt, sind die Abessinier (Fig. 19 u. 20), eine alte Kolonie der Himjariten, welche einige Jahrhunderte vor unsrer Zeitrechnung von Jemen und Hadramaut über die Meerenge hinübersetzten und in A. ein Reich schufen, in dem das Christentum, freilich in völlig verwahrloster Gestalt, herrscht. Die malaiische Rasse endlich wird auf Madagaskar durch das herrschende Volk der Howa vertreten, zu ihr rechnet Mullens auch die ebenfalls dort wohnenden Sakalaven (Fig. 27), die Peschel und Müller den Bantuvölkern zuzählen. Die Howa sind schon in vorhistorischer Zeit von O. her eingewandert, noch zeigt uns außer der Sprache mancher Zug die malaiische Herkunft. Die Indogermanen endlich, welche in kleinern Kolonien und vereinzelt an allen bedeutenden Küstenpunkten sitzen, haben im N. durch die französische Eroberung Algeriens festen Boden gefaßt, sind im äußersten Süden aber schon zu größerer Entfaltung gelangt, im Kapland durch Holländer und Engländer, in den beiden Bauernrepubliken durch die erstern allein. Hier haben sie auch noch eine größere Zukunft.
Die Zahl sämtlicher Bewohner Afrikas läßt sich natürlich nur annähernd bestimmen. Für den bei weitem größten Teil sind wir auf Mutmaßungen angewiesen. Auch ist die Verteilung der Bevölkerung eine ungemein verschiedene. Um den Busen von Guinea, vom Senegal bis zum Cunene, zieht sich ein sehr dicht bewohnter Gürtel hin. Dieser Gürtel nimmt in seinem nordwestlichen Teil den Raum zwischen der Sahara und der Küste von Oberguinea ein, schwillt dann in der Mitte bedeutend an, indem er sich fast über die ganze Breite des Kontinents bis nach dem ägyptischen Sudân und den Gallaländern erstreckt, wird gegen S. wieder bedeutend schmäler und endet mit Benguela am Cunene. Fast alles Land außerhalb dieses Gürtels ist schwach bevölkert. Im N. dehnt sich durch fast die ganze Breite des Kontinents die Sahara aus mit ungeheuern, völlig menschenleeren Räumen; nur die Oasen und der Rand zeigen dort Bevölkerung. Der Nordrand, längs der Mittelmeerküste, ist dann wieder dichter [166] bewohnt. Auch Nubien, Kordofan, Taka und Abessinien sind spärlich bevölkert; erst die Gallaländer und die Negerländer am Weißen Nil zeigen dichtere Menschengürtel. Sehr spärlich ist die ganze Südspitze vom 10.° südl. Br. an bevölkert. Auf 1 qkm kommen in Nordafrika 1,6, in Nordostafrika 7, im mittlern Sudân 18,5, im westlichen Sudân 22 und in Südafrika 4 Menschen, endlich in ganz A., dessen Bevölkerung auf rund 210½ Mill. berechnet wird (s. unten), durchschnittlich 7 Menschen (vgl. auch die Karte „Bevölkerungsstatistik“).
So verschieden die Völker Afrikas auch sind, gewisse gemeinsame Grundzüge lassen sich bei den meisten erkennen, wenn auch diese vielfach variiert sind, so die Verzierungen des Körpers (Tättowierung), das Ausbrechen oder Spitzfeilen der Zähne, die Beschneidung, das Verzieren der Lippen und Ohren, die kindische Freude am Putz durch Schnüre von Glas- und Eisenperlen, Arm- und Beinringe, der Haupthaarputz u. a. Nur das kältere Gebirgsklima nötigt den Afrikaner zum Anlegen von Kleidern. Der Waffenluxus ist besonders im Sudân zu Hause, doch steuert ihm die allmähliche Verbreitung des Feuergewehrs. Der Hausbau ist nur im Sudân höher entwickelt. Gemeinhin bestehen die Häuser aus einfachen Lehmhütten (Tokuls).
Wo der Charakter der Neger in seiner Ursprünglichkeit sich erhalten findet, da ist er schnell leidenschaftlich zu erregen, aber ebenso rasch wieder zu besänftigen, kindlich, ja kindisch, ausgelassen fröhlich, bei großer Bedürfnislosigkeit meist träge, wenigstens nirgends den Wert der Zeit kennend. Ein andrer wird er durch die Not und den Druck, vor allem aber ist er durch den Sklavenhandel verderbt; dieser macht ihn nicht nur habsüchtig (der Vater verkauft wohl Mutter und Kind, um ein buntes Lendentuch oder eine Schnur Perlen einzutauschen), sondern auch grausam und tückisch. Überall bleibt ihm aber, die gedrücktesten Stämme vielleicht ausgenommen, seine ausgelassene Fröhlichkeit; mit Tanz, Gesang und Musik verbringt der Neger die Nächte, unbesorgt um den andern Tag, an dem er sich mit stumpfsinniger Gleichgültigkeit hinschlachten oder in die Sklaverei führen läßt. Was die Familienverhältnisse anlangt, so herrscht fast durch ganz A. Polygamie; meist zeugt die Zahl der Frauen für den Reichtum des Mannes, denn die Frau wird gekauft und ist meist Sklavin und Lasttier des Mannes, wenn es auch bei einigen Bantuvölkern Ausnahmen gibt, wo die Frauen eine bevorzugte Stellung einnehmen. Unter den Negervölkern gilt als verbreitetes Erbfolgegesetz, daß nach dem Tod eines Häuptlings nicht sein Sohn nachfolgt, sondern der Bruder oder der Schwestersohn des Verstorbenen. Die Sklaverei ist eine uralte Institution; die meisten Sklaven sind aber Kriegsgefangene, oder sie sind gestohlen, selten wegen Verbrechen verkauft. Diese große Unsicherheit der Existenz hat unter den Negern zur Blutbrüderschaft geführt, welche fast noch engere Bande zieht als die Familie.
Religion. Den wesentlichen Anteil an der blutgierigen Grausamkeit vieler Negervölker haben ihre religiösen, mit dem wunderlichsten Aberglauben vermischten Vorstellungen. Wo nicht der Islam und an einigen Punkten das Christentum Eingang gefunden haben, herrscht fast überall roher Fetischdienst mit Glauben an Zauberkünste und Hexerei. Einigen Völkern scheint jede religiöse Vorstellung, jede Ahnung von einer Fortdauer des Daseins zu fehlen, so den Buschmännern; dagegen schlachten die Kaffern den Geistern ihrer Vorfahren (Amahlozi), die sie unter der Gestalt unschuldiger Hausschlangen zu sehen glauben, Opfer. Diese Verehrung Verstorbener finden wir als einen hervorragenden gemeinsamen Zug des religiösen Lebens durch alle entwickelten Negervölker durchgehen, er spricht sich in der allgemein verbreiteten Sorge um die Leichname der Verstorbenen und deren Gräber aus. Verbunden mit dem Glauben an eine Fortdauer nach dem Tod, finden wir darin eine Erklärung vieler Züge der Grausamkeit, des Hinschlachtens von Sklaven, selbst der Frauen, des Mitgebens von Speise und Trank etc., damit der Gestorbene gleich nach dem Tod wieder königlich bedient werde. Tausende folgen so freiwillig und unfreiwillig dem gestorbenen König von Dahomé in den Tod. Zum Glauben an Einen Gott hat sich kein Negervolk aus sich erhoben, wohl aber die Galla; wo religiöser Glaube herrscht, da sind dessen Gegenstände gute und böse Geister, die unter der Gestalt von Tieren und Götzenbildern aller Art verehrt werden. Der Balonda verehrt die Kuh; Fetisch ist in Whydah die giftige Abgottsschlange (Vipera Idolum), in Abomê der Tiger (Leopard), bei den Aschanti das Krokodil. Man bringt mannigfache Opfer, selbst Menschenopfer. Die Verehrung geschieht bei den Marghi in heiligen Hainen, bei den Congonegern unter großen Bäumen, an der Sklavenküste selbst in Tempeln. Religiöse Feste werden bei vielen zur Zeit des Neumonds veranstaltet und mit Tanz und Musik begangen. Bei dem Schlangentempel von Whydah gibt es Priester und Priesterinnen zum Dienste des Fetisches. Die Priester sind zugleich Ärzte, Wahrsager und Zauberer, wenigstens Regenmacher. Kaffern und Hottentoten haben zwar keine eigentlichen Priester, aber sogen. Regenmacher, zu denen sie zur Zeit der Regenlosigkeit ihre Zuflucht nehmen. Jede Krankheit, jeder Todesfall wird der Hexerei übelwollender Feinde zugeschrieben und der Priester zu Rate gezogen, um den Zauber zu lösen oder den Thäter zu entdecken. Der Angeklagte muß sich dem Gottesurteil unterwerfen, indem er einen Gifttrank genießt; ist er reich, so gibt ihm der bestochene Priester einen unschädlichen, ist er arm, so ist er meist dem Tod verfallen. Diesem wilden, grausamen Heidentum gegenüber bewirkt der Islam einen mächtigen Fortschritt in der Gesittung und Bildung der Neger. Er mildert die Sitten und bringt mannigfache Elemente einer höhern Kultur unter die Schwarzen; von Tag zu Tag wächst sein Einfluß, nimmt die Zahl seiner Verehrer zu. Doch hat sich mitten im Sudân, wo schon lange der Mohammedanismus herrschend ist, noch mannigfacher Aberglaube erhalten; der Glaube an Talismane, an Erflehen von Regen ist allgemein verbreitet. Der Islam ist über den ganzen Norden des Kontinents, dann im Sudân und in Ostafrika verbreitet. Innerafrika ist noch im Heidentum versunken. Christen sind die Kopten in Ägypten und die Abessinier (Monophysiten). In Südafrika hat das Christentum noch nirgends durchgegriffen. Tiefer eingedrungen ist es in Madagaskar. Statistische Angaben s. bei der Karte „Bevölkerungsstatistik“.
Gewerbe und Handel. Alle Arten der Lebensweise, von der des Jagdvolks aufwärts, sind in A. vertreten. Die Jagdvölker stehen am tiefsten, haben die ärmste Sprache und nur im Fang der Tiere, im Auffinden eßbarer Wurzeln eine der tierischen gleiche Scharfsichtigkeit, keinen staatlichen Verband. Hierher gehören die Buschmänner und viele Völker des zentralen Kerns. Die nomadischen [167] Hirtenvölker leben von Viehzucht, Jagd und teilweise auch von Krieg und Raub; zu ihnen gehören die räuberischen Kaffern, Masai, Somal, Galla, der Schrecken ihrer Nachbarn, die Tuareg der Wüste, aber auch die Dama und Namaqua und ein großer Teil der Fulbe. Ihr Hauptreichtum sind Rinderherden und Herden von Kleinvieh, im N. Kamele und Pferde. Die Halbnomaden, wie die Schua (Araber) im Sudân, ziehen in der trocknen Zeit mit ihren Herden umher und bebauen zur Regenzeit das Feld, wenigstens durch Weiber und Kinder. Dies sind die Bewohner der Wüsten und Steppen. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt aber von Ackerbau, der oft mit Viehzucht verbunden wird. Es sind meist friedfertige Völker, die mit den Nachbarn im Frieden, aber freilich unter sich oft im Streit über Mein und Dein leben. Wo Ruhe und passende Weide, finden wir auch hier das Rind und Kleinvieh, darunter Schweine und Geflügel. Bei einigen Völkern bilden nur Hühner und Hunde den Haustierstand. Die verschiedenen Hirsearten, Durra, Dochn, Mais und Maniok sind mit der Erdnuß die wichtigsten und verbreitetsten Pflanzen des tropischen A. Nur im S. und N. findet auch Anbau des europäischen Getreides statt. Von Industriezweigen finden wir fast überall die Töpferei; nicht so allgemein verbreitet ist die Kunst, Häute zu gerben und zu verarbeiten, wohl aber die, Matten zu flechten. Der Kordofaner wie der Batoka, der Ovampo und der Bewohner des Sudân wissen aus Erzen auf die einfachste Weise treffliches Eisen und Stahl zu gewinnen und zu verarbeiten, ebenso der Ovampo u. a. das Kupfer, der Bewohner der Goldküste das Gold. Der kunstreiche Schmied steht überall in hoher Achtung. Dagegen ist die Weberei und Färberei nur auf einzelne Gegenden beschränkt; berühmt ist Kano im Sudân durch Weberei, Färberei, feine Lederwaren, geschätzt die Goldschmiedearbeit der Aschanti, und vielfach wird die einheimische Baumwolle verarbeitet. Schweinfurth unterscheidet mit Rücksicht auf die Gewerbthätigkeit der afrikanischen Eingebornen drei Kulturzweige auf dem Kontinent. Der erste, das Gebiet der Feuerwaffen, umfaßt die Küstenlandschaften und reicht namentlich im N. ziemlich tief ins Binnenland hinein. Seine Bewohner stehen in mehr oder weniger regem Verkehr mit Europäern und erhalten von diesen ihre Bedürfnisse. Tiefer im Innern ist die zweite Region, die der europäische Markt durch Vermittelung des Eingebornenhandels nur noch mit Baumwollzeugen zur Kleidung der Einwohner zu versorgen vermag. Hier regt sich die Industriethätigkeit. Im innersten Zentralkern des Kontinents breitet sich das dritte, von jeder mittelbaren oder unmittelbaren Berührung mit der europäischen Welt intakt gebliebene Gebiet aus, dessen Bewohner Kleidung aus Rindenzeugen und Fellen gebrauchen. Je größer die Fortschritte, meint Schweinfurth, gewesen, welche hin und wieder ein afrikanisches Volk auf der Bahn der äußern Gesittung gemacht, um so geringfügiger habe sich dessen eigne Produktionskraft gestaltet; durch die europäische Industrie sei jede Regung des angebornen Nachahmungstriebs bei den Afrikanern erstickt. Der Handel folgt im Innern bestimmten Wegen und wird durch Karawanen betrieben; so fördert der Tibbu, der Kelowi, der Kaufmann von Ghadames, der Mosabite die Waren Europas ins Innere des Sudân, dessen Erzeugnisse er dagegen nach N. führt. In Oberguinea vermittelt der Mandinka den Verkehr mit dem Innern. Von Congo aus gehen die Karawanen der einheimischen Pombeiro ins Innere, von Sansibar aus die der Araber und der einheimischen Wanjamuesi. An den Küsten finden wir Kaufleute aller europäischen Nationen zerstreut, an der Ostküste selbst indische Banjanen. Im nördlichen und mittlern A. ist Salz, das in großen Mengen in der Sahara gewonnen und auch aus Europa eingeführt wird, ein wichtiger Handelsartikel; für die Ausfuhr nach Europa kommen namentlich in Betracht das zur Seifenbereitung benutzte Öl von der Ölpalme und Palmenkerne, vorzugsweise an der Küste von Kap Palmas bis zum Nigerdelta gewonnen, weiter südwärts Kopalharz, aus dem Innern Elfenbein, endlich Straußenfedern, Diamanten (vom Kapland), Gold, Kaffee, Farb- und Schmuckhölzer u. a. Das Kapland, Ägypten und Algerien, wo Europäer seit langem herrschend geworden, führen die verschiedensten Kolonialprodukte aus, vor allen Wolle, Baumwolle und Getreide, die Maskarenen Zucker. Am umfangreichsten wird aber der Sklavenhandel durch ganz A. getrieben. Manche der heidnischen Negerfürsten verkaufen Unterthanen oder machen jährlich ihre Sklavenjagden in die Nachbargegenden, und das thun selbst die mohammedanischen Bewohner des Sudân wie die von Bornu und Bagirmi, für welche Sklavenfang der Haupterwerb ist, und die Ägypter in den obern Nilländern. Reich angebaute und bevölkerte Gegenden veröden durch diese Razzias, und es wird dadurch der Sklavenhandel zu einem Haupthindernis einer fortschreitenden Entwickelung der Neger. Außer den Kriegsgefangenen werden aber auch viele gestohlen, ältere Leute wie Kinder; manche werden von den Angehörigen verkauft. Der Kleinhandel findet sich überall entwickelt, bei jedem Negerdorf gibt es einen Markt, auf dem die Bedürfnisse des Lebens verkauft werden. Mannigfach sind die Münzen des Landes, in vielen Gegenden Salztafeln (Südsudân, Abessinien), Muscheln oder Kauris, Baumwollzeugstreifen, Glasperlen, an der Goldküste selbst Goldstaub; Geld in den Mittelmeerländern, den Kolonien und Abessinien, wo die Mariatheresienthaler gelten. Der Handel bildet die Hauptquelle der Einnahme der Häuptlinge; überall wird Zoll erhoben, sei es in Waren oder in Sklaven, und an den östlichen Küsten auch in Geld; ja, selbst Brückenzoll mußte Livingstone tief im Innern entrichten.
Die Wege der Karawanen, die unter dem Schutz, oft unter dem Geleit der Fürsten stehen, sind durch Wasser- und Weidevorkommen von der Natur vorgezeichnet. Von Ägypten, Tripolis, Südalgerien, Marokko führen sie nach S., wo Kano und Timbuktu Hauptemporien des Handels sind, nach denen auch von der Küste Oberguineas Straßenzüge gehen. Von Ägypten aus führt eine Straße durch die westlichen Oasen nach Dar Fur und von da westwärts über Wadaï nach Bornu; eine zweite Straße führt über Borgu ebendahin. Am wichtigsten sind gegenwärtig die von Tripolis ausgehenden Straßenzüge, südwärts die zwei Straßen nach Mursuk, südwestlich nach Ghadames. In Südalgerien gehen die Routen von Tuggurt und Ghardina im Lande der Beni Mzab (Mosabiten) über Tuat nach Timbuktu; ebendahin führen die Straßen von Tafilet in Südmarokko und die von Agadîr über Arauan. Andre Straßen führen von W. nach O., auf denen die Pilger nach Mekka wallfahrten, so von Senegambien über Timbuktu, durch die Wüste, Bornu, Wadaï, Dar Fur nach Suakin; die Moslems des Nordens ziehen über Siwah nach Suez.
[168]
QKilom. | Bewohner | Auf 1 QKil. | |
Ägypten (türkischer Schutzstaat) | 2 900 800 | 16 570 000 | 5,6 |
Tripolis und Barka (Türkei) | 1 033 000 | 1 000 000 | 1,0 |
Marokko | 812 000 | 10 000 000 | 12,3 |
Sahara | 6 180 000 | 2 500 000 | 0,4 |
Sudân und Oberguinea | 3 426 000 | 75 000 000 | 22,0 |
Abessinien | 333 200 | 3 000 000 | 9,0 |
Galla- und Somalländer | 1 897 000 | 15 500 000 | 8,0 |
Äquatorialgebiete | 3 972 000 | 47 000 000 | 12,0 |
Republiken der Boers | 399 329 | 962 578 | 2,4 |
Andre Staaten in Südafrika | 4 700 000 | 24 400 000 | 4,8 |
Madagaskar | 591 900 | 3 500 000 | 6,0 |
Zusammen: | 26 245 229 | 199 432 578 | 7,6 |
Erworben | Areal QKilom. | Bevölkerung | ||
Großbritannien. | Jahr | |||
Kapkolonie | 1808–1880 | 628 658 | 1 249 824 | 1881 |
Natal | 1843 | 48 560 | 418 731 | 1883 |
Walfischbai | 1878 | ? | ? | – |
Sierra Leone | 1787 | 2 600 | 60 546 | 1881 |
Gambia | 1588 | 179 | 14 150 | 1881 |
Goldküste | 1872 | 38 850 | 651 000 | 1883 |
Lagos | 1861 | 189 | 87 165 | 1883 |
St. Helena | 1673 | 123 | 5 085 | 1883 |
Ascension | 1815 | 88 | 400 | – |
Tristan de Cunha | 1815 | 116 | 105 | 1881 |
Mauritius | 1810 | 1 914 | 391 094 | 1883 |
Neu-Amsterdam und St. Paul | – | 73 | – | – |
Seschellen, Amiranten u. a. | 1794 | 742 | 13 391 | 1871 |
Sokotora | 1876 | 3 579 | 10 000 | 1881 |
Zusammen: | – | 725 671 | 2 871 491 | – |
Frankreich. | ||||
Algerien | 1830 | 667 065 | 3 310 412 | 1881 |
Senegal | 1637 | 250 000 | 191 608 | 1881 |
Goldküste und Gabun | 1843 | 2 800 | 3 000 | – |
Réunion | 1649 | 2 511,6 | 170 458 | 1882 |
Mayotte | 1635–1843 | 366 | 9 907 | 1882 |
Nossi Bé | 293 | 9 009 | 1881 | |
Ste.-Marie de Madagascar | 7 287 | 1882 | ||
Obok | 1881 | 495 | ? | – |
Tunis (Schutzstaat) | 1881 | 116 348 | 1 500 000 | – |
Zusammen: | – | 1 039 878,6 | 5 201 681 | – |
Portugal. | ||||
Madeira | 1419 | 815 | 133 955 | 1882 |
Kapverdische Inseln | 1456 | 3 851 | 99 317 | 1879 |
Guinea (Senegambien u. Bissagos, Cacheu, Boloma etc.) | 1447 | 39 | 9 282 | 1873 |
São Thomé, Principe, Ajuda | 1485 | 1 116 | 25 537 | 1873–79 |
Angola, Benguela, Mossamedes | 1486 | 809 400 | 2 000 000 | – |
Mosambik, Sofala | 1506 | 991 150 | 350 000 | – |
Zusammen: | – | 1 806 401 | 2 618 091 | – |
Spanien. | ||||
Presidios in Marokko | 1580 | 378 | 12 170 | 1883 |
Kanarische Inseln | 1344 | 7 272 | 300 874 | 1883 |
Guineainseln etc. | 1778 | 2 203 | 31 071 | 1882 |
Zusammen: | – | 9 853 | 344 115 | – |
Italien. | ||||
Assabbai | 1880 | 632 | 1 303 | 1884 |
Kolonien: | – | 3 582 435 | 11 036 681 | – |
Über die Kolonien Deutschlands s. Seite 169.
Von dem Gesamtareal Afrikas befindet sich noch weitaus der größte Teil (über 26 Mill. qkm) im Besitz barbarischer oder halbbarbarischer Völker, nur ein verhältnismäßig kleiner Teil (3,6 Mill. qkm) ist in den Besitz europäischer Kulturstaaten übergegangen. Zu dem erstern rechnen wir auch das der Hohen Pforte zu Konstantinopel tributäre Ägypten mit seinen ihm heute kaum noch angehörenden Provinzen des Südens: Kordofan, Dar Fur, den Äquatorialprovinzen u. a., sowie die türkischen Wilajets Tripolis und Barka nebst Fezzan; der einzige selbständige Staat Nordafrikas ist jetzt nur noch Marokko, nachdem Algerien und Tunis in französischen Besitz übergegangen sind. In der Sahara wohnen nomadisierende Stämme, die es zu einer Staatenbildung nicht bringen konnten. In dem dicht bevölkerten Sudân finden wir aber eine Reihe durch Berber, Neger oder Fulbe gegründeter Despotien von ansehnlichem Umfang; solche sind, von O. nach W. gezählt: Wadaï, Bagirmi, Bornu mit Kanem, Sokoto und Adamáua, Gando, Massina. An sie schließen sich westlich die Reiche Tombo und Mossi, südlich die Negerreiche Aschanti und Dahomé. An der Westküste ist in Liberia ein Staat freier Neger durch Nordamerika gegründet worden; im O. bildet Abessinien mit Schoa den einzigen christlichen Staat unter den vielen mohammedanischen und heidnischen Reichen. Im Congogebiet sind die Völker auf beiden Ufern des Stroms in zahlreiche kleine Staaten zersplittert; die Beschlüsse der Congokonferenz zu Berlin (Dezember 1884 bis Januar 1885) haben hier den Congostaat mit einem ungeheuern Gebiet geschaffen. Südlich davon nehmen wieder eine Zahl einheimischer Staaten das Innere ein: das Reich des Muata Jamvo und des von diesem abhängigen Cazembe, Kasongos Reich, das Marutse-Mambundareich, das Matabelereich u. a. An der Ostküste und den davorgelegenen Inseln haben die Imame von Maskat das Sultanat Sansibar gestiftet. Die Regierung wird in allen diesen Staaten in mehr oder weniger despotischer Weise geführt, so daß in einigen derselben der Herrscher absoluter Herr über Leben und Eigentum seiner Unterthanen ist und diese Herrschaft zuweilen in rücksichtslosester und grausamster Weise geltend macht. Eine Beschränkung erfährt dieser Despotismus freilich durch gewisse Gewohnheitsrechte, die selbst der eigenwilligste Tyrann nicht zu mißachten wagt. Wie in Nordafrika, so sind auch in dem zentralen Teil und bis hinunter zum Süden die meisten Reiche durch Eroberung entstanden; daher hat sich häufig infolge des Gegensatzes der Eroberer zu den Unterworfenen ein bevorzugter Stand und damit ein Feudalsystem ausgebildet, das sich jedoch nicht immer gleichmäßig über alle Teile eines Landes erstreckt, indem einige durch freiwillige Unterwerfung ihre ursprünglichen Rechte sich erhielten oder auch durch Vertrag einem Mächtigern sich anschlossen. Bisweilen besteht die Abhängigkeit nur in einer Verpflichtung zur Heeresfolge, welche allen Freien des Staats obliegt. Sehr weitverbreitet finden wir das wahrscheinlich ursprüngliche, patriarchalische Regiment erblicher Häuptlinge, nicht nur in Stämmen, sogar in Dorfgemeinden, so daß ganze Landstriche am Nil, im Sudân, in Zentralafrika und weiter nach S. ohne größern staatlichen Verband leben. Doch hat zuweilen, wie bei den Hottentoten und den Lundavölkern, äußere Gefahr zu größern Bundesgenossenschaften geführt. Bei den Hottentoten fand man meist Clanverfassung mit Gerichtsversammlungen der Freien, welche auch bei allen wichtigern Angelegenheiten neben dem Häuptling ein entscheidendes Wort zu sprechen haben. So ist A. zum sehr
[Ξ]
DIE WICHTIGSTEN FORSCHUNGSREISEN IN AFRIKA bis Mitte 1888.[WS 2] Maßstab 1 : 40 000 000. |
[Nebenkarte:] DEUTSCHES REICH im Maßstab der Hauptkarte. |
[169] großen Teil in zahlreiche kleine Reiche und Gebiete zersplittert, wodurch seine Besetzung durch Europäer ungemein erleichtert wird. Daher konnte englische, französische, in allerjüngster Zeit auch deutsche Herrschaft sich ohne große Schwierigkeiten an den Küsten ausbreiten und im Innern aus vielen kleinen Bruchteilen ein großer Staat geschaffen werden. Von den afrikanischen Inseln bildet allein Madagaskar ein unabhängiges Reich, das in vollkommen despotischer, in neuerer Zeit durch europäische Einflüsse modifizierter Weise regiert wird.
Alle übrigen besitzenswerten großen Inseln sind europäische Kolonien der Portugiesen (Azoren, Madeira, Kapverdische Inseln), der Spanier (Kanarische Inseln, Fernando Po), der Engländer (St. Helena, Ascension, Seschellen, Mauritius, Sokotora) und der Franzosen (Mayotte, Nossi Bé, Réunion). Es läßt sich nicht voraussagen, wie weit sich von S. und N. aus europäische Bevölkerung, wenigstens europäischer Einfluß im Lauf der Zeit über A. ausdehnen wird; das läßt sich aber mit Sicherheit voraussehen: die afrikanischen Völker werden nicht alle dem Schicksal der Indianer Nordamerikas anheimfallen, ein großer Teil des Kontinents wird ihnen als von der Natur angewiesene und unbestrittene Heimat bleiben, von der das Klima den Europäer für immer verbannt.
Noch beschränkt sich der europäische Besitz auf dem Kontinent, mit Ausnahme französischer Eroberungen am Mittelmeer und der britischen Kolonien in Südafrika (Kapkolonie, Natal), wo auch die aus jenen Kolonien ausgewanderten holländischen Boers die Republiken Transvaal und Oranjefreistaat gegründet haben, fast durchweg auf den Küstenrand, seine Ausdehnung nach dem Innern zu ist außerordentlich unbestimmt. Selbst der Besitz der Küsten ist nicht endgültig festgestellt; England, Frankreich, namentlich aber Portugal erheben Ansprüche auf Strecken, die sie bisher in ihrem Besitzstand offiziell gar nicht aufführten. Die Küstenlänge, welche die verschiedenen Staaten faktisch besitzen, beträgt für England 3220 km, für Frankreich (ohne Algerien und Tunis) 750, für Portugal 3360, für Spanien 70 und endlich für Deutschland, das erst 1884 hier Besitzungen erwarb, 1260 km (1050 km Damaland und Angra Pequena, 170 km Camerun, 40 km Sklavenküste). Für diese deutschen Besitzungen lassen sich Areal und Bevölkerung ziffermäßig noch nicht geben. Der Umfang des Kolonialbesitzes andrer Staaten wird aus der oben gegebenen Tabelle (S. 168) ersichtlich.
Schon die Könige der alten Ägypter haben Züge nach den Negerländern Innerafrikas und nach dem Osthorn des Kontinents unternommen. Einer derselben, Necho, beauftragte 600 v. Chr. phönikische Schiffer, A. vom Roten Meer aus zu umsegeln, was ihnen auch gelang. Phöniker hatten übrigens schon in der Zeit von 1100 bis 950 an der Westküste Marokkos von Elmehassen bis zum Draa 300 Kolonien begründet, welche später von eingebornen afrikanischen Stämmen zerstört wurden, so zwar, daß ihre Positionen nicht mehr auffindbar sind. Von Karthago aus unternahm es um 470 der ältere Hanno, mit einer Flotte die Westküste Afrikas zu beschiffen, und mag wohl bis über Sierra Leone hinaus vorgedrungen sein. Bei den Griechen finden sich autoptische Nachrichten über den Kontinent bei Herodot, der Ägypten bereiste, bei Eratosthenes, Hipparch, vor allen aber bei dem gelehrten alexandrinischen Bibliothekar Klaudios Ptolemäos, welcher weitgereiste Kaufleute ausforschte und das genaueste Bild von A. entwarf, welches das Altertum überhaupt besaß. Er stellte die Lehre von dem „Mondgebirge“ auf und ließ von diesem den Nil herabrinnen, dessen Quellen sich zu den „Nilsümpfen“ vereinigten, denen dann der wahre Nil entströmte. Der Kontinent bog nach Ptolemäos’ Ansicht an den Küsten nahe dem Äquator sowohl gegen W. als gegen O. ab, nach letzterer Richtung am Vorgebirge Prason. Ptolemäos’ Lehre blieb bis in die jüngste Zeit bestehen, ja Oskar Peschel durfte sagen, die Geographie der Nilquellen habe man bis 1863 nur aus den Ptolemäischen Karten studieren können. Römische Heerführer zogen auf Karawanenpfaden durch die Sahara (Älius Gallus, Suetonius Paullinus, Septimius Flaccus, Cornelius Balbus, Julius Maternus), und Kaiser Nero entsandte einige Offiziere, die den Nil aufwärts bis in das Gebiet der Dinka- und Nuërneger vorgedrungen sein mögen. Das Wissen der Alten von A. wurde ein Erbe der Araber, deren große Geographen es ansehnlich erweiterten, so Massûdî in seinem Werk „Die goldenen Wiesen“ (947), Ibn Haukal (976), Obeid el Bekri, der 1067 die erste Geographie der Negerländer schrieb, Idrisi, der das arabische Wissen über A. auch kartographisch niederlegte, Ibn Chaldun, Ibn al Wardî, Abulfedâ (1273–1332), welcher auf astronomische Positionsbestimmungen besondern Wert legte, Bakui, der die Kaffern beschrieb, Leo Africanus (1492–1526), der große Reisen an die innerafrikanischen Höfe von Timbuktu und Bornu machte, Ibn Batûtâ, welcher nicht nur den Sudân, sondern auch die Küste von Sansibar persönlich bereiste, u. a. m. Einem See (Kuro) sollten nach arabischer Vorstellung mehrere Ströme entspringen, die sämtlich den Namen „Nil“ erhielten. Als Grenzland im Innern Afrikas wird eine Gegend Lamlam genannt. Den Kirchenvätern und Gelehrten des frühen Mittelalters galt Innerafrika als Wüstenei (terra inhabitabilis propter calorem) voller Untiere und menschlicher Mißgestalten (gignens dracones, homines sine auribus, monoculos). Sehr viel trugen zur Erkenntnis der wahren Verhältnisse Afrikas italienische Kaufleute im 13. und 14. Jahrh. bei, welche unter dem Schutz der Fürsten der Barbareskenstaaten ganz Nordafrika durchzogen, sogar bis Timbuktu vordrangen, das Nilthal und Abessinien bereisten und den heimatlichen Kartographen (Marino Sanuto, Giovanni Leardo, Fra Mauro u. a.) unschätzbares autoptisches Material lieferten. Das Verdienst, die wahre Küstengestalt Afrikas festgestellt zu haben, gebührt den Portugiesen, deren Vorläufer in der Beschiffung atlantischer Räume italienische und normännische Seefahrer gewesen sind. Bereits im 14. Jahrh. hatten die Genuesen Madeira und die den Alten schon bekannten Kanarischen Inseln wieder aufgefunden; im 15. traten dann die Portugiesen ihre große Entdeckerlaufbahn an, angeregt von ihrem Infanten Heinrich dem Seefahrer (1416–60), der rastlos bemüht war, die Schiffahrt seines Landes zu heben, und dadurch der Schöpfer von Portugals Größe wurde. Ihre Expeditionen schritten zuerst schüchtern, dann immer beherzter am Westrand Afrikas nach S. vor. 1434 wurde Kap Bojador von ihnen glücklich umsegelt; 1442 sah Lissabon [170] die ersten Neger aus dem goldreichen Guinea; 1456 umfuhr Ludwig Cadamosto das Kap Verde und gelangte bis zum Gambia. Die Bank Arguin wurde der erste feste Punkt, den die Portugiesen an den dortigen Küsten anlegten, und von dem aus sie tief in die Sahara eindrangen.
Dem Infanten schwebte zunächst die Erreichung des fabelhaften Reichs des Priesters Johannes (Prete Joam, Preste Gianni) in Abessinien vor Augen, von welchem Marco Polo Kunde nach Europa gebracht. Der Infant Heinrich erlebte noch die Umschiffung des Kap Mesurado; als er 1460 starb, waren an 4000 km Küstenlänge von Portugiesen befahren worden. 1472 wurden die Inseln im Guineabusen, St. Thomas, Annobon und die Prinzeninsel, erreicht. Im J. 1484 drangen die Portugiesen unter Diego Coão (in des deutschen Ritters Behaim Begleitung) bis zum Congo und bis über 2000 km jenseit des Äquators vor. Diese Reisen widerlegten das Vorurteil, daß A. gegen S. immer breiter werde, wie man auf das Ansehen des alten Ptolemäos hin geglaubt hatte, und die Hoffnung, einen Seeweg nach Indien zu finden, gewann neue Nahrung. Barthol. Diaz entdeckte 1486 glücklich die afrikanische Südspitze und nannte sie „das stürmische Vorgebirge“, eine Bezeichnung, die König Johann II. in hoffnungsvoller Voraussicht in „Kap der Guten Hoffnung“ umwandelte. Schon 1498 wurde dasselbe von Vasco de Gama umschifft, die Ostküste Afrikas befahren und von Melinde aus mit Hilfe des Monsuns das ersehnte Ziel, Indien, erreicht. Im J. 1503 langte Saldanha am Kap Gardafui an; 1520 erreichte man Abessinien, dessen verwahrloste Verhältnisse sehr enttäuschten; 1541 kam Esteban de Gama bis Suez. Auch ins Innere hinein erstreckten sich die Entdeckungen der Portugiesen, namentlich vom Congo aus und den Sambesi entlang. Engländer, vor allen aber Holländer, später auch Dänen folgten den Portugiesen an den Küsten Oberguineas, gründeten Handelsplätze und rissen den Handel vollständig an sich. Im J. 1682 legte Brandenburg mehrere Faktoreien an der Goldküste an, die aber 1720 an Holland verkauft wurden. Im J. 1697 ließen sich endlich auch die Franzosen unter Ambrosius Brun am Senegal nieder und gründeten die Kolonien, welche noch gegenwärtig in ihrem Besitz sind.
Die Verarbeitung des Wissens über A. im 16., 17. und 18. Jahrh. war eine sehr rege. Die wichtigsten Werke aus dieser Zeit sind die von Pigafetta (1591), Marmol del Carvajal (1573–79), Alvarez (1533), Cauche (1651), Flacourt (1658), Zuchelli (1712), Dapper (1668), Ludolf (1681), Poncet (1712), Lobo (1728) u. a. Eine kritische Bearbeitung der Karten von A. nahmen die französischen Geographen de l’Isle, vor allen aber Bourguignon d’Anville in Angriff.
Nach dem Ende der Religionskriege treten neue Interessen in den Kreis der Triebfedern, welche zu weitern Entdeckungen führten. Diese waren: das wissenschaftliche Interesse an der Naturgeschichte der Tropenwelt sowie an der neuaufgelebten Altertumswissenschaft, sodann das rein geographische und endlich das humane Interesse an den besonders durch den Negerhandel verkommenen Negervölkern. Unter den Naturforschern, welchen wir die ersten genauern Nachrichten über die Naturerzeugnisse Afrikas verdanken, sind zunächst Shaw (Marokko), dann Peter Kolbe, der das Kap, und vor allen der Franzose Adanson (Senegambien), Linnés Schüler Forskål (Ägypten), de la Caile (Kap), Snelgrave (Westafrika), Stibs (Gambia), Bruce (Abessinien), Norris (Dahomé), Des Marchais (Guinea), Isert (Guinea), Lamiral (Senegal), Höst (Marokko), Descouvière und Joli (Guinea), La Jaille (Senegal), Labarthe (Westafrika), Pococke (Ägypten), Patterson (Südafrika), Sparrmann und Thunberg (Kap) u. v. a. zu nennen. Seit 1788, wo zu London die African Association von J. Banks begründet wurde, ward die Erforschung des Kontinents systematisch in Angriff genommen und bald von allen Weltrichtungen aus der Marsch nach dem Herzen Afrikas angetreten. Viele Anregung und manches wertvolle Resultat ergab die Expedition Napoleon Bonapartes nach Ägypten (1799), das ganz besonders Archäologen und Naturforscher aufsuchten. Auch Glaubensboten gaben sich alle Mühe, die Eingebornen Afrikas dem Christentum zu gewinnen, freilich nicht immer mit dem wünschenswerten Erfolg. 1873 wurden durch die Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung Äquatorialafrikas die Kräfte und Mittel des deutschen Volks, 1877 durch Konstitution der Brüsseler Internationalen Afrikanischen Association, zu welcher König Leopold II. von Belgien den Impuls gegeben, die Kräfte und Mittel der ganzen zivilisierten Welt zur Vornahme gemeinsamer Forschungen in A., zur Bekämpfung des Sklavenhandels und zur Zivilisation des afrikanischen Festlandes konzentriert. Am besten läßt sich die Forschungsgeschichte Afrikas verfolgen, wenn man nacheinander die Reisen ins Auge faßt, die von der Nord-, von der West-, Süd- und Ostküste des Kontinents nach dem Innern unternommen wurden. In den einzelnen Epochen traten nacheinander verschiedene Probleme in den Vordergrund, so z. B. zu Ende des vorigen Jahrhunderts das des Niger, dann jenes des Nils und in unsern Tagen das des Congo.
Von der Nordküste führten zwei Wege nach dem Innern von A.; der eine war durch den Lauf des Nils von der Natur gleichsam selbst vorgezeichnet, den andern hat sich der Mensch durch mühsame Karawanenverbindung vom N. nach dem Tsadsee selbst gebildet. Den Nil aufwärts sollte 1788 Ledyard im Auftrag der African Association dringen; er starb in der Libyschen Wüste. Glücklicher war 1792 W. G. Browne, welcher Dâr Fûr erreichte. Die französische Okkupation von Ägypten veranlasse die Reisen v. Waldecks, Hamiltons, Denons, Girards im obern Nilthal. Ein Araber, Mohammed ibn Omar el Tunsy, drang 1805–11 über Dar Fur, Wadaï nach Tripolis vor, während Badia y Lablich 1803–1807 von Marokko bis nach Ägypten gelangte. Vorwiegend archäologische Zwecke verfolgten in Nordafrika Sonnini, Belzoni, Champollion, Cailliaud, Minutoli u. a. Unter der Regierung Mehemed Alis, der selbst vier Expeditionen zur Erforschung des obern Nils ausschickte, bereiste der Deutsche Burckhardt im Auftrag der Afrikanischen Gesellschaft in London die Wüsten am mittlern Nil (1814–17), Linant das Gebiet des obern Nils (1827), Russegger und Kotschy (1836–38) Fazogl, die Länder der Nubaneger und Kordofan, der Preuße Werne den obern Nil bis zum Lande der Bari, Prokesch v. Osten das mittlere Nilthal, Prudhoe (1829), Hoskins (1832 f.), Bourchier (1834), Combes und Tamisier (1834), Fürst [171] Pückler-Muskau (1837–39), Trémeaux (1847 bis 1848) u. v. a. Ägypten, Nubien, Kordofan und Senaar. Das Terrain am Weißen Fluß, vom See No aufwärts bis über Gondokoro und westlich von dieser Linie, von der Meschra er Rek aus, wurde in den 40er und 50er Jahren von einer Reihe Reisender und Kaufleute, namentlich von Sklavenjägern und Elfenbeinhändlern, in vielen Richtungen durchstreift. Bemerkenswerte Reisen unternahmen hier Ignaz Knoblecher (gest. 1858) seit 1849 und F. Morlang seit 1859, welche als Missionäre am Weißen Fluß arbeiteten; ferner Brun Rollet 1848–51, Cuny, der 1857 nach Dar Fur vordrang; J. Petherick (eine Zeitlang britischer Konsul in Chartum) 1848–63, die Gebrüder Poncet 1860 ff., Giovanni Miani aus Venedig, der 1860 bis 2°30′ nördl. Br. kam und 1871–72 eine große Reise bis in das Gebiet der Monbuttu ausführte; Andrea de Bono 1861, der Marchese Antinori (Ornitholog) 1860–61, Alfred Peney 1860–61, Guillaume Lejean seit 1861, Frau Tinné mit ihrer Tochter Alexine 1862–63, van Pruyssenaere aus Brügge 1863 u. a. Die mit bedeutenden Mitteln ausgerüstete Expedition Theodor v. Heuglins, an welcher Steudner, Theodor Kinzelbach, M. Hansal und der Gärtner Hermann Schubert teilnahmen, und welcher sich in Keren Werner Munzinger anschloß, ging 1861 über Alexandria und Massaua bis an die Nordgrenze Abessiniens, wo sie sich trennte; Heuglin durchreiste mit Steudner und Schubert Abessinien und kam erst im Juli 1862 nach Chartum, von wo die auf geradem Weg vorausgegangenen Munzinger und Kinzelbach bereits vergebliche Versuche gemacht hatten, gegen Wadaï vorzudringen. Da ein direktes Vordringen nach diesem Land unmöglich war, wendeten sich die erstgenannten zugleich mit der Tinnéschen Expedition nilaufwärts über die Station am Rek gegen W. hinaus. Nachdem das mörderische Klima hier Steudner, Schubert, Frau Tinné und mehrere ihrer Begleiterinnen hinweggerafft, kehrten die übrigen Ende 1863 nach Europa zurück. War der eigentliche Zweck der Expedition unerreicht geblieben, so haben doch die zu dieser Expedition vereinigten Kräfte eine reiche Ausbeute an wissenschaftlichem Material über die durchforschten Länder vom Roten Meer bis zum Dschur geliefert. Adalbert v. Barnim (Sohn des Prinzen Adalbert von Preußen) reiste von 1859 an in Nordostafrika und starb 12. Juli 1860 zu Rosères am Bahr el Azrak; die Früchte dieser Reise sind in mehreren trefflichen Werken seines Begleiters Robert Hartmann bearbeitet. Am Blauen Nil weit aufwärts drang 1869 und 1870 der Wiener Ernst Marno vor. Von Fazogl aus wandte er sich auf vor ihm von keinem Weißen betretenen Pfaden nach S., durchzog zuerst das Dar Bertat und kam bis Fadasi (9° nördl. Br.). Später erforschte er den Bahr es Seraf, einen der Nebenarme des Weißen Nils. Wilhelm v. Harnier aus Eckezell in Hessen drang bis Gondokoro vor und kam 23. Nov. 1861 auf der Büffeljagd ums Leben. Seine „Reise am obern Nil“ (Darmst. 1866), nach den hinterlassenen Tagebüchern, ist in Bezug auf Illustrationen das wertvollste Werk über die mittlern Nilländer. Besondern Erfolg hatte der englische Reisende Sam. White Baker, der schon 1861 die Zuflüsse des Atbara in Abessinien erforscht hatte und 1862 von Chartum aus bis Gondokoro reiste, wo er mit Speke, dem Entdecker des Ukerewesees (s. unten), zusammentraf. Durch diesen von dem Vorhandensein eines zweiten großen Nilsees unterrichtet, brach er zu dessen Auffindung alsbald auf und entdeckte im März 1864 den gesuchten See, Mwutan (Albert Nyanza), wodurch die alten traditionellen Angaben des Ptolemäos in überraschender Weise bestätigt wurden. Von großen Hoffnungen geleitet, brach 1866 der Bretone Le Saint nach den Nilseen auf, erlag aber schon 27. Jan. 1867 zu Abukuka am Weißen Nil dem Fieber. Mittlerweile war ein italienischer Handwerker, Carlo Piaggia, im SW. des Weißen Nils weiter als jeder andre Europäer abenteuernd vorgedrungen und brachte 1868 die Nachricht zurück, daß westlich von Bakers Mwutan noch ein dritter großer Nilsee liegen solle. Pruyssenaere bereiste Teile des Gebiets zwischen dem Weißen und Blauen Nil, Klunzinger begann seine Forschungen am Roten Meer, Bisson und Wlassich reisten am Atbara. Georg Schweinfurth, ein kühner und unternehmender, wissenschaftlich hochgebildeter Botaniker, hatte, in Kotschys Fußstapfen tretend, die Erforschung der Nilflora sich zur Lebensaufgabe gestellt. Bereits 1864 hatte er die Landschaften am Roten Meer besucht; 1868 brach er zum zweitenmal nach A. auf, schloß sich Elfenbeinhändlern an und erforschte, wie vor ihm kein andrer, die Landschaften der Dschur, Dor, der menschenfressenden Niam-Niam und Monbuttu. Er drang bis 3°35′ nördl. Br. vor und fand den Uëlle. Auch in ethnographischer wie zoologischer Beziehung war seine Reise epochemachend; er entdeckte das Zwergvolk der Akka sowie einen neuen anthropoiden Affen und kehrte unter großen Gefahren 1871 durch das vor ihm von keinem Europäer betretene Dar Fertit zurück.
Die Bestrebungen der Kirche, durch Missionen im Nilgebiet zu wirken, haben zu wesentlichen Erfolgen nicht geführt, so förderlich sie auch der geographischen Wissenschaft geworden sind. Im J. 1846 beschloß Papst Gregor XVI. eine Mission am obern Nil zur Bekehrung der Neger, zur Verhinderung des Sklavenhandels und zur Seelsorge für die dort zerstreut wohnenden Katholiken. Die Hauptstationen Chartum (1848), Heiligenkreuz (1855), Gondokoro (1851) wurden errichtet; aber Hungersnot im Bariland und Sterblichkeit zwangen zur Verlegung der Mission nach Schellal in Oberägypten. Pater Morlang in Heiligenkreuz hielt indessen wacker aus, bis 1861 die Dominikaner die Mission übernahmen, von welchen sie später an die Franziskaner übergeben wurde, die namentlich in Kordofan ersprießlich wirkten. Aber als von den 30 in Hellet Kaka stationierten Leuten in kurzer Zeit 14 starben, flüchteten die übrigen aus dieser und andern Stationen nach Chartum; 1862 waren in Gondokoro noch 3 oder 4 Geistliche, 1863 wurde Heiligenkreuz, bald auch Gondokoro aufgegeben. Namentlich waren es die Sklavenhändler, welche in jeder möglichen Weise den Bestrebungen der Missionäre Hindernisse in den Weg legten. Seitdem haben evangelische Missionsgesellschaften von England und Schweden aus Stationen in Alexandria, Kairo, Chartum, Matamma eingerichtet. Auch in den nördlichen Grenzländern Abessiniens, bei den Barea und Kunama, haben im Frühjahr 1867 schwedische Missionäre sich niedergelassen. Indessen erscheint das ganze christliche Missionswerk in den Nillandschaften als ein höchst mißliches, während der Mohammedanismus reißend unter den heidnischen Völkerschaften zunimmt. Auch gefährdeten die politischen Intrigen, in welche die Glaubensboten sich häufig einließen, das Werk der [172] Verbreitung des Christentums. Mehr Erfolg hatten die militärischen Operationen des Chedive im Sudân. Dar Fur wurde erobert, aufgenommen und erforscht (Pfund, Purdy, Colston, Gordon, Prout) und die ägyptischen Grenzen im S. bis nahe an die Äquatorialseen erweitert. Das Rinnsal des Nils hinauf dehnten seit 1874 die ägyptischen Generalstabsoffiziere ihre Aufnahmen aus (Long, Chippendall, Watson, Linant de Bellefonds, Gessi). R. Gessi und Mason befuhren den Mwutan und stellten sein wahres Flächenverhältnis richtig. Den erstern begleitete Piaggia. In die Fußstapfen der Ägypter traten seit 1877 zwei ausgezeichnete deutsche Forscher, Schnitzler (Emin Bei) und Junker. Während der erstere die westlich vom obern Nil sich ausdehnenden Landschaften, welche südlich von den durch Schweinfurth explorierten gelegen sind, erforschte und auch am Ostufer des Nils die Territorien der Bari-, Latuka-, Schuli- und Madistämme durchzog, drang der letztere 1880–81 in die Niam-Niamländer und in jene der Monbuttu oder Mangbattu bis an den Uëlle und Bomokandi vor und stellte wie Schweinfurth die Behauptung auf, der Uëlle bilde den Oberlauf des Schari. Bohndorff kehrte von einer Reise im Dar Fertit glücklich zurück. Casati forschte 1882 in den Niam-Niamländern und wollte von da zum Congo vordringen, während der Holländer J. M. Schuver (1882) über Fadasi in das Gebiet des Jabus vorgedrungen ist. Die Kriegswirren, welche der „falsche Prophet“ (Mahdi) am mittlern Nil und in Kordofan erregt, behindern zum Teil den Gang der Forschung. Die Oasengruppe im W. des untern Nils wurde vorwiegend zu archäologischen Zwecken besucht, desgleichen Kyrenaïka und die Oase Siwah. Durch die Erforschung dieses Gebiets zeichneten sich aus: Boutin, Cailliaud, Letorzec, Drovetti, Pananti, Della Cella, Pacifico (1817), Pacheco (1824), Minutoli (1820), Hoskins, Hamilton (1852) und Rohlfs (1869). Die Oasen am Nil erforschte Gerhard Rohlfs (1872–73) an der Spitze einer vom Chedive Ismail Pascha ausgerüsteten Expedition und in Begleitung von Zittel, Jordan und Ascherson. Schweinfurth erforschte Chargeh, Rohlfs und Stecker (1879) das vom O. her früher nicht erreichte Kufra; doch wurde ein Vordringen von Kufra nach Wadaï verhindert. Camperio durchzog 1881 Kyrenaïka im Auftrag der Mailänder Kommerziellen Gesellschaft.
Das von der Forschung arg vernachlässigte Gebiet von Tripolis wurde das Ausgangsland für Expeditionen, die den Karawanenweg nach dem Innern des Kontinents einschlugen. Tripolis selbst hat der Freiherr v. Maltzan durchzogen und beschrieben. Der Deutsche Hornemann war schon 1798 von Kairo über Siwah und Audschila nach Mursuk und dem Sudân gezogen, wo er verschollen ist. Nach ihm zogen 1817 Ritchie, Lyon, Depon und Belfort gegen Fezzan, wo die Expedition nach dem Tod Ritchies sich auflöste. Glücklicher waren 1822 die Engländer Oudney, Denham, Clapperton, welche nach Bornu und in die Haussastaaten vordrangen und viele Daten über den Sudân gesammelt haben. Major Laing gelangte 1825 von Tripolis über Insalah nach Timbuktu, wurde aber auf der Rückreise ermordet. 1849 rüstete die englische Regierung eine Expedition nach dem Sudân aus, bestehend aus den Forschern Richardson, Overweg und Barth, welche durch Barths Forschungen so hochbedeutend geworden ist. Man schlug den Weg von Tripolis über Fezzan nach Bornu ein. Richardson, dann Overweg (1853) starben in der Nähe von Kuka, nur Barth kehrte nach 5½ Jahren über Aïr oder Asben glücklich nach Tripolis und von da in die Heimat zurück. Barths Reisen haben weite Länderstrecken, neue Reiche und Völker der Welt erschlossen, und sein Reisewerk (Gotha 1856–58) ist unstreitig eine der größten Erweiterungen, welche die Geographie Afrikas durch einen einzelnen Forscher erhalten hat. Weniger glücklich war Vogel aus Leipzig, der 1853 als Naturforscher nachgesendet wurde und nach Barths Heimreise seine Forschungen weiter fortsetzte. Er fiel zu Wara in Wadaï 8. Febr. 1856, ein Opfer des Fanatismus. Die Aufgabe, seinen lange bezweifelten Tod festzustellen, veranlaßte außer der Heuglinschen Expedition auch die Unternehmengen v. Beurmanns und Gerhard Rohlfs’. Moritz v. Beurmann, schon früher durch Reisen in Ägypten, Nubien und im nördlichen Abessinien (1860–1861) bekannt, entschloß sich freiwillig zur Reise nach Wadaï. Er landete in Bengasi (1862), aber weder von Audschila noch von Mursuk und Wau aus gelang es ihm, die direkte Route nach Wadaï sich zu öffnen. Er ging demnach über Bilma nach Kuka, besuchte Jakoba und wurde bei seinem Eintritt in das Reich Wadaï in Mao, nordöstlich vom Tsadsee, im Februar 1863 ermordet. An Kühnheit und Ausdauer ihm gleich, hat Gerhard Rohlfs aus Vegesack, früher Mediziner, dann in französischen Kriegsdiensten und in Algerien mit arabischer Sprache und den Sitten des Islam bekannt geworden, 1861 zuerst von Tanger aus das westliche Marokko und die südlichsten Teile dieses Reichs (Wadi Draa, Oase Tafilet) besucht. Ein Versuch, von Algerien nach Timbuktu vorzudringen, scheiterte (1863); dagegen gelangte er 1864 vom nördlichen Marokko aus, als der erste Europäer, in arabischer Verkleidung über die Schneegebirge des Hohen Atlas bis nach Tafilet und Tuat. Da ihm hier ein im Nigergebiet ausgebrochener Krieg die Weiterreise nach Timbuktu unmöglich machte, wendete er sich über Ghadames nach Tripolis (29. Dez. 1864), kehrte von hier auf kurze Zeit nach Deutschland zurück, war aber bereits im Mai 1865 wieder in Ghadames und ging von da über Mursuk auf Wadaï zu. Allein auch ihm wurde der Weg in dieses Land nicht gestattet, er wendete sich nach Kuka und von da südwestlich über den Niger nach Lagos zur Küste; im Juli 1867 kehrte er nach Europa zurück. Rohlfs hatte somit den Kontinent seiner Breite nach durchmessen. Dem Italiener Matteucci glückte es 1880–81, von Suakin über Dar Fur, Wadaï, Bornu und Kano zur Nigermündung zu gelangen; doch erlag er den Folgen des Fiebers 1881 zu London. Buonfanti durchmaß den Kontinent 1881–83, indem er von Tripolis über Kuka, Kano, Timbuktu nach Lagos reiste. Der Franzose Duveyrier hat seit 1859 die algerische Sahara, Ghadames, Ghat und das Land der Tuareg untersucht, viele Positionen bestimmt und treffliche Detailkarten entworfen. Um den Sultan Omar von Bornu, der die deutschen Reisenden, welche in Kuka weilten, stets freundlich aufgenommen hatte, zu belohnen, beschloß der König von Preußen, eine Gesandtschaft mit Geschenken an ihn abzusenden. Betraut mit dieser Mission wurde 1869 Rohlfs, der indessen die Geschenke in Tripolis an Gustav Nachtigal übergab, während er selbst eine Reise durch [173] die Kyrenaïka und Jupiter Ammons-Oase antrat. Zugleich mit Nachtigal brach Fräul. Alexine Tinné, eine mutige Reisende, nach S. auf, wurde aber schon unfern Mursuk von räuberischen Tuareg ermordet (Juni 1869). Nachtigal aber unternahm unter großen Gefahren eine Reise zu dem Reschadestamm der Tibbu, deren Land (Tu oder Tibesti) er als der erste Europäer erforschte. Halb verschmachtet und beraubt, langte er noch glücklich im Januar 1871 in Kuka an, wo er seine Geschenke dem Sultan übergab. Ein würdiger Nachfolger Barths, verwandte er die beiden folgenden Jahre zur Erforschung der Landschaften Borgu und Bodele nordöstlich vom Tsadsee und wies nach, daß der Gazellenfluß ein temporärer nordöstlicher Abfluß des Tsad sei. Von Kuka aus erforschte Nachtigal Bagirmi, drang nach Wadaï, das er gleichfalls erforschte, und vollendete nach Durchquerung Dar Furs 1874 die großartige Tour durch den mittlern Sudân bis an den Nil, die vor ihm noch kein Europäer zurückgelegt. Durch das musterhafte Werk, welches Nachtigal über seine Reise veröffentlichte, wurde unsre Kenntnis von A. ungemein erweitert. Dournaux-Dupéré und Joubert wollten von Algerien nach Timbuktu vordringen, doch ihr Plan misslang. Der Deutsche v. Bary verlor sein Leben in Aïr auf dem Weg nach den Nigerländern (1877), und Krause war es auch nicht gegönnt, tiefer in das Innere des Ahaggar- oder Hogarlands zu gelangen.
Tunis und Algerien sind das Revier französischer Forscher. Große Verdienste um die Kenntnis dieser Länder erwarben sich Bory de Saint-Vincent, der 1840–44 die Exploration scientifique de l’Algérie leitete, französische Heerführer (Cavaignac, Pélissier, Durrieu, Duboc, Chevarrier, Dubosquet), Berbrugger, Cosson (Botaniker), Marès, Bonnemain, Desor, Escher von der Linth, Wimpffen, Tiraut, Rebatel, de Colomb, dann Colonieu und Bouvin, welche nach Gurara vordrangen, Bu Derba, der unermüdliche Henri Duveyrier, welcher die algerische Sahara so gründlich erforschte (1860), Rohlfs, M. Wagner, Soleillet, der 1874 Insalah besuchte, Largeau (1875), Aucapitaine, Flatters u. v. a. Die Idee, die Region der algerischen Schotts unter Wasser zu setzen und so eine Art Binnenmeer in Algerien zu schaffen, ist vielfach ventiliert worden (Roudaire, Stache) und dürfte durch Ferd. v. Lesseps endlich verwirklicht werden. Der Bau einer Saharabahn von Algier oder Tripolis aus liegt noch in weiter Ferne.
In Marokko forschten Lemprière (1789), Olaf Agrel, Ali Bei el Abassi (1803–1805), Röntgen, der Engländer Gray Jackson (1804), Graberg v. Hemsö (1815–23), Cosson, Didier, Keating. Eine große Anzahl von europäischen Gesandtschaften an den Hof des Sultans lieferte gleichfalls Material. Vidal, Botteler, Schott (1835), Barth, Berbrugger, Lambert, de Murga (1863), Richardson, Rohlfs, Gattel (1865), Balansa, Beaumier ließen sich die Erforschung Marokkos ernstlich angelegen sein. In neuester Zeit haben Hooker, Maw und Ball (1870), Noll, Grenacher, v. Fritsch, J. Rein und Koch das Land naturwissenschaftlich erforscht und auch Des Portes, François, Parisot (1877), ferner v. Conring, Décugis, Duro, Leared Materialien im Land gesammelt. Wichtige neue Daten hat uns Lenz geliefert, der 1880 von Marokko über Timbuktu glücklich zum Senegal gelangte; 1883 ist Foucauld quer durch Marokko von SW. nach NO. gereist.
Von Westen aus wurde zunächst die Lösung des Problems des Niger in Angriff genommen. Houghton, Watt und Winterbottom waren nur wenige Meilen tief in das Binnenland Westafrikas gedrungen. Der Schotte Mungo Park erreichte vom Gambia aus 1795 den Niger in Bambarra und rettete sich, wenn auch krank und ein Bettler, zu den Mandinka zurück, von wo ihn ein Sklavenhändler 1797 zum Gambia geleitete. Noch einmal drang er von da, aufs reichlichste ausgerüstet, durch unwegsames Gebirgsland zum Niger vor; aber von 43 Begleitern brachte er nur 8 krank und entkräftet an den Strom. Auf einem Boot, welches er selbst gebaut, trat er die verhängnisvolle Stromfahrt 19. Aug. 1805 an. Nach vergeblichen Versuchen, sich mit den Anwohnern friedlich zu verständigen, begannen die Angriffe der Tuareg von Kabara unterhalb Timbuktu. Zuletzt allein im heldenmütigen Widerstand, fuhr Mungo Park den Strom hinab, um nahe am Ziel bei Bussa ein ruhmvolles, doch nutzloses Ende zu finden. Peddie, Campbell und Cowdrey (1815) erlagen am Senegal dem Klima, de Gray und Dochard kamen (1816–21) bis Galam. Der Franzose Mollien hatte 1818 von Senegambien aus den Versuch gemacht, ins Innere einzudringen; mußte er auch von Timbo aus wieder zurückkehren, so verdankt man ihm doch die Kenntnis der Quellen des Senegal, Gambia und Rio Grande. Clapperton drang noch einmal 1826 von S. her von Benin bis Sokoto vor, wo er 1827 starb; nur der treue Diener des Reisenden, Richard Lander, kehrte mit dessen Tagebüchern glücklich nach England zurück. Was keinem von diesen Männern gelungen war, Kunde von Timbuktu, dem letzten Ziel aller dieser Reisen, zurückzubringen, das sollte einem Franzosen, Rene Caillié, gelingen, welcher als ein schutzloser Abenteurer im Bettlergewand 1824–28 ganz Nordwestafrika durchzog, unbemerkt in seiner Verhüllung Timbuktu besuchte und glücklich über Marokko heimkehrte. Er wurde von den Engländern als Aufschneider und Lügner verschrieen, bis die Folgezeit seine Glaubwürdigkeit unwidersprechlich erwies. Das von Mungo Park vergeblich erstrebte Ziel erreichte Clappertons Diener, der genannte Richard Lander. In Begleitung seines Bruders John drang derselbe von Badagry an der Sklavenküste aus zum Niger nach Bussa vor und verfolgte glücklich den Strom bis zu seiner Mündung; 1832 fuhr er zum zweitenmal im Dampfboot unter Laird den Niger stromaufwärts. Unter Oldfield wurden bis 1834 diese Fahrten zur Erforschung des untern Niger fortgesetzt. 1841–42 wurde eine neue Expedition unter Kapitän Allens Führung ausgesendet; sie sollte am untern Niger eine Ansiedelung freier Neger gründen, aber Sumpffieber wurden Ursache, daß das menschenfreundliche Unternehmen mißlang. Unter seinen Opfern war R. Lander, und neben ihm ruht, auf Fernando Po, Vogel aus Berlin, der als Naturforscher die Expedition begleitete. Sehr viel thaten auch in der Folgezeit für die Erforschung des Nigerlaufs und der angrenzenden Länder Crowther, Beecroft, Gambier, Adlam, Knowles, Bourchie, Girard, Mollinieux u. a. m. Durch die Ergebnisse der Barthschen Reise angeregt, erfolgte später (1854) noch eine englische Expedition unter Baikie nach dem sogen. Tschadda (Binuë), auf welcher [174] Jola, der südliche Endpunkt der Barthschen Reise in Adamáua, nahezu erreicht wurde. Der Deutsche Flegel unternahm vom Niger aus eine Reise nach Sokoto, drang dreimal nach Adamáua vor, entdeckte hier bei Ngaundere die Quelle des Binuë und beabsichtigt, vom Binuë direkt den Congo zu erreichen. Von den Besitzungen am Senegal aus versuchte man wiederholt, zu den durch Rassenkriege zerrütteten Landschaften am obern Niger vorzudringen, so 1841 unter Thomson nach Timbo und 1843 und 1846–1847 unter Raffenel. Leopold Panet hat 1852 von St.-Louis über Adrar nach Mogador und Ibn Moghdad (1861 auf demselben Weg) die westliche Sahara durchschritten. Von Senegambien aus, wo die Franzosen von Jahr zu Jahr ihr Gebiet, ihre Handelsverbindungen und die Landeskultur erweitern, haben Hecquard 1853 Futa Dschallon, Pascal 1859 Bambuk und A. Lambert 1860 das Land Futa Dschallon, Braouézec 1858–59 Futa, Mavidal Senegambien, Aliun Sal und Bourel 1860 Walata, H. Vincent 1860 Adrar, Schiffsleutnant Mage und Marinearzt Quintin 1863–66 das Nigergebiet von Sansanding bis Segu erforscht, ohne indessen Timbuktu, wie sie wünschten, erreichen zu können. In neuester Zeit gaben sich die Franzosen alle Mühe, ihre Herrschaft vom Senegal aus bis an den Niger auszudehnen. Die Expeditionen Gallieni (1880) und Desbordes (1881–82) verliefen nicht glücklich; doch gelangen die Führung eines Telegraphen bis Kita und die Abschließung eines Vertrags mit dem Herrscher von Segu. Alle diese Bemühungen gelten der Anlegung einer Eisenbahn bis zum Niger. Bayol erforschte 1881–82 Futa Dschallon, wo er es übrigens schon mit britischer Konkurrenz zu thun hatte (Gouldburys Expedition 1881). Dieselbe Landschaft besuchten 1879–1880 auch die Franzosen Aimé Olivier und Gaboriaud, die eine Eisenbahn von der Sierra Leone-Küste bis Timbo zur Ausführung bringen wollen.
Auch von der Nordguineaküste wurden zahlreiche Expeditionen nach dem Innern des Kontinents unternommen, denen die Erforschung von Dahomé und Aschanti zu danken ist. Ricket bereiste 1812–1813 und Bowdich 1817–18 Aschanti, Adam 1823 Dahomé, Freeman und Chapman 1838–1843 Dahomé und Aschanti; ebenso bereisten seit 1840 Forbes und Norris Dahomé, Cruickshank 1850 die Goldküste, Hornberger und Brutschin 1853 die Sklaven- und Goldküste, Borghero 1862 Dahomé, Bonnat 1866–68 Aschanti. Winwood Reade drang 1868–70 bis Farabana vor, Anderson gelangte 1868 bis Musardu, Ramseyer und Kühne wurden 1870 in Aschanti in Gefangenschaft gehalten. Blyden forschte 1872 in Sierra Leone; der englische Feldzug gegen Aschanti (1873) brachte der Wissenschaft auch manchen Gewinn. 1875–76 stellte Bonnat seine wertvollen Forschungen am Volta an, und 1879 gelang es Moustier und Zweifel, von der Guineaküste aus die Quellen des Niger zu entdecken. Der Niger, in dessen Delta französische Offiziere, wie Kapitän Brognard de Corbigny seit Ende 1862, Charles Girard 1866 und 1867 u. a., mit kartographischen Aufnahmen beschäftigt waren, und dessen Lauf landeinwärts durch den britischen Leutnant Glover aufgenommen wurde, erschließt sich dem Handel mehr und mehr, wogegen, schon der klimatischen Verhältnisse wegen, an eine Festsetzung der europäischen Kultur in diesen Gegenden vorderhand nicht zu denken ist. Der durch Erforschung des Tanganjika bekannte Kapitän Burton und der Botaniker Gustav Mann haben uns 1859–62 den mächtigen Gebirgsstock des Camerun im O. des Nigerdelta kennen gelehrt; der letztgenannte hat auch die Flora der Küsten sowie der Insel Fernando Po gründlich studiert. Weitere Forschungen im Camerungebiet stellten 1872–73 die deutschen Naturforscher Reichenow, Buchholz und Lühder an, von welchen der letztere dem Klima erlag. Auch Grenfell, Roß und Comber haben die Landschaften an der Camerunbai erforscht. Weiter südwärts hat Paul Belloni du Chaillu seit 1856 die Mündung des Gabun und südlich von derselben die Mündungen des Ogowe, der mit Wasserfällen vom Hochland herabkommt und an der Westküste unter dem Äquator mündet, erforscht und uns die ersten nähern Nachrichten über den Gorilla mitgeteilt. Auf einer zweiten Reise drang er 1864 bis in das Land Aschango vor, wo er in den Obongo ein merkwürdiges Zwergvolk fand. Andre Forschungsreisen im Gebiet des Ogowe unternahmen 1861 Griffon du Bellay und Serval, 1864 Genoyer und 1866 Walker, 1867 die Franzosen Aymes und Barbedor; um die Küstenaufnahmen machte sich dort de Langle verdient. Im J. 1873 explorierten wieder Walker und Schulze, dann de Compiègne und Marche den Ogowe, und Lenz begann an diesem Strom seine Thätigkeit. Am weitesten nach O. drang Savorgnan de Brazza vor (1877 ff.), welcher die Quellflüsse des Ogowe auffand und bis an den Congo gelangte. Brazza beabsichtigt, hier eine französische Kolonie zu gründen, nachdem er bereits Territorien für dieselbe gewonnen haben will und reiche Mittel zur Durchführung seiner Pläne von der Republik erhalten hat. Weiter südlich in Congo war der Expedition Tuckeys 1816 Robertson gefolgt, darauf Kommodore Owen. Joaq. Rodr. Graças Reise durch das Gebiet des Coanza tief in das obere Gebiet der Zuflüsse des Congo kam erst später zur Kenntnisnahme Europas. San Salvador, die verschollene, einst mächtige Hauptstadt Congos, wurde 1857 von Adolf Bastian besucht. Ladislaus Magyar, ein Ungar, der 1847 nach dem Congo kam, setzte sich durch die Heirat mit der Tochter eines Negerhäuptlings in Bihé in den Stand, begleitet von den bewaffneten Sklaven seiner Frau tief in das Innere einzudringen. Er durchforschte 1850–51 und 1852 das weite Gebiet des Coanza, des Kasai und obern Sambesi, wodurch Livingstones Forschungen (s. unten) wesentlich erweitert wurden. Von der ganzen Küste Südwestafrikas von 5° nördl. bis 5° südl. Br. ist nur der Saum von durchschnittlich 75 km Breite bekannt; alles Land, welches hinter den Küstengebirgen liegt, ist terra incognita. Hier bietet sich den Forschern ein besonders günstiges Feld. Die 1873 in Berlin gegründete Deutsche Afrikanische Gesellschaft hat unter Güßfeldt eine Expedition ausgerüstet, welche von Kabinda an der Loangoküste in das Innere vordringen sollte, aber von vielem Mißgeschick heimgesucht wurde. Etwas weiter südlich haben in demselben Jahr die Engländer unter Leutnant Grandy dieses Gebiet in Angriff genommen. Während die Hauptexpedition unter Güßfeldt nur wenige Meilen tief in das Binnenland einzudringen vermochte, haben die Sendboten der genannten Gesellschaft in der Folgezeit große Überlandtouren gemacht, und es ist einem von ihnen sogar gelungen, den Kontinent zu [175] durchqueren. Lux kam nur bis Kimbundu, Pogge dagegen 1876–77 bis Mussumba, der Residenz des Muata Jamvo, des Beherrschers des großen Lundareichs. Schütt (1879) war bemüht, die Residenz des Muata Jamvo, welcher Fürst die Reisenden nicht weiter gegen O. vordringen läßt, zu umgehen, und gelangte auf dem Rückweg aus dem Lundareich, nach NW. sich wendend, bis zum Mai (6°53′ südl. Br. und 22°10′ östl. L. v. Gr.). Leider sind Schütts Angaben nicht verläßlich. Buchner (1879) sollte beim Muata Jamvo eine Station einrichten, durfte zwar auch nicht weiter gegen O. ziehen, hat aber die Ethnographie Westafrikas sehr bereichert. Pogge brach 1880 mit Leutnant H. Wißmann von Angola aus gegen O. auf. Beide umgingen Muata Jamvos Residenz und gelangten, den Lubilasch und andre große dem Congo tributäre Ströme übersetzend, bis Nyangwe, von wo aus Wißmann die Durchquerung des Kontinents bis Sansibar vollendete, während Pogge vom Nyangwe aus nach dem Westen zurückkehrte, wo er (in Loanda) bald darauf starb. Seine Arbeit nahm 1884 eine neue Expedition auf, bestehend aus den Leutnants Schulze und Kunth, dem Dr. Wolff als Anthropologen und dem Botaniker Büttner. Major Mechow, ein andrer Sendling der Afrikanischen Gesellschaft, drang den Quango entlang gegen N. vor. Stanley, der Entdecker des Congolaufs (s. unten), bereicherte, indem er im Auftrag der Internationalen Afrikanischen Association Stationen am untern Congo anlegte, durch zahlreiche neue Daten unsre Kenntnis des Congobeckens. Er ist den Congo aufwärts bis zum Aruwimi vorgedrungen, welchen Strom er mit Schweinfurths Uëlle identifiziert. Brazza und Mizon bereisten noch das Gebiet zwischen Ogowe und Congo. Auch die Portugiesen, welche ihre Kolonien an der Westküste arg vernachlässigten, treten in der neuesten Zeit als Forscher auf. Eine große von der portugiesischen Regierung ausgerüstete Expedition trug reiche Früchte. Ein Teilnehmer derselben, Serpa Pinto, durchquerte 1878 f., von Bihé aus durch das Land der Gangella, Ambuella und Luina ziehend, längs des Sambesi bis Natal den Kontinent, während Capello und Ivens dem Thal des Quango entlang gegen N. zogen und auch reiches Material sammelten. Vom Cunene südöstlich vorzudringen, ist ihnen nicht gelungen. Von ältern portugiesischen Reisen in den westlichen Provinzen wären jene des Travassos Valdez und J. Monteiro (1858–73) zu erwähnen. Sonst bereisten diese Territorien noch Wawra, Welwitsch (1853–1865), Duparquet, John, Livingstone, Cameron u. a.
Wenden wir uns nun dem Süden Afrikas zu, wo in der neuern Zeit kaum minder wichtige Entdeckungsreisen als im NW. und in den Nilländern stattfanden. Die Kolonialpolitik Hollands macht es erklärlich, warum vom Kapland aus, welches bereits 1652 von den Holländern in dauernden Besitz genommen worden war, lange Zeit so wenig für die Entdeckung des Innern geschehen ist. Erst 1777 wurde durch Gordon der Oranjefluß entdeckt, 1778 durch Patterson dessen unterer Lauf. Mit der Besitznahme des Kaplandes durch die Engländer beginnt die Zeit der Entdeckungen auch für diesen Teil Afrikas. John Barrow und Lichtenstein drangen, jener zu den Kaffern, dieser zu den Betschuanen, ins Innere vor. Evangelische Missionäre waren schon 1737 von Herrnhut nach Guinea und zum Kap ausgesendet worden. Mit denen der Mährischen Brüder verbanden sich jetzt die Bemühungen der Wesleyaner, das Christentum unter der einheimischen Bevölkerung zu verbreiten; aber erst von 1807 an drangen die Missionäre tief ins Innere ein und ließen sich unter den freien Völkern nieder. Campbell durchzog das Oranjeflußgebiet und gründete Missionen unter den Betschuanen. Zu den englischen (Campbell, Moffat, Philip, Hamilton, Kay) gesellten sich später französische und deutsche Missionäre (Haug, Hahn, Rath), so daß nach und nach der Schleier, der bis dahin Südafrika bedeckt hatte, gelüftet wurde. Burchell, Thompson, Andrew Smith, Steedmann, Kapitän Alexander (Entdecker des Damalandes), Harris, später Andersson schlossen sich als Entdecker an. Mit der Zeit der Auswanderung der unzufriedenen holländischen Ansiedler (Boers), von 1835 an, beginnt auch für die bis dahin schwer zugänglichen Länder des Südostens die Zeit der Entdeckungen. Große Nimrode, wie Gordon Cumming und der unter den Fußtritten eines verwundeten Elefanten gebliebene Schwede Wahlberg, dann Gassiot (1851), Galton, Fr. Green (1852), Sandersson, Baldwing, Southerland drangen tief ein, keiner aber so weit als der Missionär David Livingstone. Eine Ära neuer Entdeckungen begann, als derselbe, der sich seit 1841 in Südafrika niedergelassen, 1849 den Ngamisee, den ersten der großen Süßwasserseen, die seitdem im Innern Südafrikas aufgefunden wurden, erreichte. Als der erste Nichtportugiese durchquerte er 1853–56 den ganzen südlichen Kontinent von Loanda bis Quillimane an der Ostküste, erforschte 1858–64 das Gebiet des Sambesi, entdeckte dabei die Seen Nyassa und Schirwa und trat 1866 seine letzte große Reise an: von Sansibar und den Rowuma aufwärts bis zum Nyassasee, von da nach dem Südende des Tanganjika und nordwestlich weiter bis zur Hauptstadt des Cazembe, wo er im Mai 1868 ankam und freundliche Aufnahme fand (Entdeckung des Lualaba sowie der Seen Moero und Bangweolo). Im folgenden Jahr sich nach Udschidschi am Tanganjikasee wendend, erforschte er von hier aus das Manjuemaland und kehrte dann nach Udschidschi zurück, wo ihn der zur Auffindung des in Europa Verschollenen ausgesandte Amerikaner Stanley 1871 antraf. Nachdem beide noch das Nordende des Tanganjika durchforscht, starb Livingstone 1873 zu Italo am Bangweolo. In seine Fußstapfen tretend, haben zahlreiche Forscher unsre Kenntnis Südafrikas weiter ausgebaut. Baines und Chapman (1858 ff.), Grout, Kretschmar, de Froberville, Döhne, Casalis, Hardeland, Josaphat und Theophil Hahn, Wangemann (1866 f.), Calderwood, Baldwing, Andersson durchzogen von der Walfischbai das Land bis an den Sambesi; der Zoolog Fritsch durchwanderte den Oranjefreistaat und das Betschuanenland drei Jahre lang (1864–66); Bleek erforschte die südafrikanischen Sprachen. Der Württemberger Karl Mauch hat von Potschefstroom aus auf wiederholten Reisen das Reich Mosilekatses erforscht und dabei Goldfelder am Tati entdeckt, die eine Zeitlang sanguinische, nicht bewährte Hoffnungen erregten. Im J. 1872 durchzog er ganz Südostafrika bis an den Sambesi, wobei er die Ruinenstätte Zimbabije entdeckte, welche man mit dem Salomonischen Ophir in Verbindung zu setzen versuchte. In demselben Gebiet forschten 1869 Eduard Mohr und A. Hübner, [176] dann Krönlein, Thomas, Griesbach, Button, Merensky, während Vincent Erskine den untern Lauf des Limpopo, namentlich dessen Mündung, auffand (1868–75). In neuester Zeit (1872 ff.) forschten in Südafrika Elton, Berthoud, Cohen, Kope, Oates, Ernst v. Weber, Lady Barker, Stevenson, Morton, Palgrave (1876), Depelchin (1879) und der österreichische Reisende Holub, der neuerdings in Südafrika thätig ist. Der englische Krieg gegen die Zulu und Boers rief eine förmliche Litteratur über Südafrika hervor.
Von der Ostseite des Kontinents war 1789 Lacerda nach der Residenz des Cazembe gezogen, desgleichen später (1831) Monteiro und Gamitto, während Guillain die Küsten erforschte. Mosambik erforschte Peters. Im J. 1843 bereiste Krapf und seit 1846 J. Rebmann die Suaheliküste, und beide Missionäre zogen Erkundigungen über die Schneeberge und Äquatorialseen ein, desgleichen Erhardt. Erst 1856 ff. entdeckten Burton und Speke den Tanganjika und 1860 f. Speke und Grant den Ukerewe, damit war auch das zwei Jahrtausende alte Rätsel des Nils zum Teil gelöst. Die philanthropischen Bestrebungen der Briten, welche in der Gründung der Universitätsmission am Nyassa Ausdruck fanden, waren von keinem Glück begleitet.
Im äquatorialen Osten, wo deutsche Missionäre durch die Entdeckung der Schneeberge vorgearbeitet hatten, wurde durch deutsche Forscher ein weites neues Gebiet der Wissenschaft erschlossen. Baron v. d. Decken drang 1861 und 1862 mit dem englischen Geologen Thornton bis an den Kilima Ndscharo vor, und auf einer zweiten Reise nach diesem Schneeberg gelang es ihm mit O. Kersten aus Altenburg, denselben bis zur Höhe von 4300 m zu ersteigen, nicht aber, das Land der feindseligen Massai zu durchreisen. Eine neue Expedition mit zwei eigens in Europa erbauten Dampfern im Juli 1865 führte v. d. Decken auf dem Dschubb stromaufwärts bis über Bardera; aber das Schiff scheiterte 26. Sept., und v. d. Decken wurde nebst Link ermordet. Seine Begleiter entkamen nur teilweise unter Brenners Leitung. Letzterer ward von der Familie beauftragt, Nachforschungen nach dem Schicksal der Ermordeten anzustellen; er konstatierte deren trauriges Ende und machte gleichzeitig höchst interessante Reisen im Lande der südlichen Galla, während der mit gleichem Auftrag ausgesandte Württemberger Theodor Kinzelbach zu Makdischu im Somalland 1868 dem klimatischen Fieber erlag. 1865–67 verbreiteten in den Gallaländern Krapf, Wakefield und News das Christentum.
Von O. aus trat, um Livingstone aufzusuchen, 1873 V. L. Cameron einen Marsch nach dem Innern des Kontinents an. In Udschidschi angelangt, umsegelte er den Tanganjika und schlug sich hierauf über Nyangwe an das rechte Ufer des Lualaba durch Urua, an den Kassali- oder Kilandschasee und von diesem quer durch den Kontinent bis nach Angola durch. Noch großartiger war die zweite Reise des oben genannten Henry Stanley. Im November 1874 trat er von Sansibar aus den Marsch nach dem Ukerewe an, den er umfuhr, zog von hier durch Uganda zum Mwutan (Albert Nyanza), entdeckte, gegen SW. sich wendend, den Akanyaru oder Alexandrasee und erreichte, noch weiter gegen S. ziehend, den Tanganjika, den er gleichfalls befuhr und erforschte. Nachdem er Udschidschi verlassen und durch Manjuema an den Lualaba gelangt war, machte er die epochemachende Fahrt diesen Strom abwärts, der sich als mit dem Congo identisch erwies, dessen Mittellauf und bis über den Äquator nach N. reichende bogenförmige Windung Stanley daher entdeckt hat.
Von besonderer Wichtigkeit waren in der Folgezeit die von der Ostküste Afrikas nach dem Innern unternommenen Reisen von Price, die Erforschung der Landschaften am nördlichen Nyassa durch Elton und Cotterill (1877), Youngs Beschiffung dieses Sees, die Thätigkeit der Missionäre in der Station Livingstonia am Nyassa, die aufopferungsvolle und an Leiden reiche, jedoch kurze Wirksamkeit der Glaubensboten in Uganda und am Ukerewe, Wilson, O’Neill, Clarke, Smith, Felkin, Hore (1879–1880), die Reise des Geologen J. Thomson an den Nyassa und Tanganjika und die Entdeckung des Hikwasees durch denselben (1878–80), die Thätigkeit Cravens, Hildebrandts, Raffrays, Denhardts und Fischers an der Ostküste, die Reise des unglücklichen Abbé Debaize (1878) und jene K. Johnstons, dessen Nachfolger eben J. Thomson wurde, Marnos kurze Rekognoszierungstour u. die Thätigkeit der Sendlinge der Internationalen Afrikanischen Association in Brüssel (Crespel, Cambier, Maes, Wautier, Dutrieux, Popelin, v. d. Heuvel, Carter u. a.), welche durch zahlreiche Todesfälle so häufig gestört wurde. Auch die von der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland begründete Station ward durch Elementarereignisse heimgesucht. Böhm und Reichardt reisten an den Bangweolosee, Kaiser starb.
Den Küstenrand des Somal- und Gallalandes nahm Kapitän Guillain sorgfältig auf (1846–48). Im J. 1853 zog Burton mit Stroyan, Speke und Herne bis Harar; Heuglin erforschte die Landschaft um Massaua, und der Pater Léon des Avanchers zog Erkundigungen über das Innere der Galla- und Somalländer ein (1858). Später (1871) erforschte Kapitän Milles die Gegend um das Kap Gardafui, und 1874 erlag Haggenmacher den Streichen wilder Galla, nachdem er einen Vorstoß bis zur Landschaft Habar, wo die Somalhochebene beginnt, vom N. her ausgeführt. Von besonderm Erfolg begleitet war in den Grenzländern am Roten Meer die Thätigkeit Munzingers, der im Dienste des Chedive stand und die Ausbreitung der ägyptischen Herrschaft am Westufer des Roten Meers beförderte. Nach der Eroberung von Harar durch die Ägypter (1875) wurde auch dieses Gebiet in den nähern Bereich der Forschung gezogen und wiederholt besucht, zuletzt (1882) von Baron John Müller und Sacconi; Giulietti war daselbst 1880 ermordet worden. Révoil forschte 1877–78 an mehreren Punkten der Nord- und Ostküste des Somallandes, ebenso 1875 Hildebrandt. Seitdem sich die Franzosen in Obok, die Italiener in der Assabbai festgesetzt, wird der Verkehr mit Schoa durch das Thal des Hawasch etwas lebhafter. Italienische Reisende (Antinori, Cecchi, Martini, Chiarini, Graf Antonelli 1880–82) ließen sich die Erforschung dieser Gegend angelegen sein, und in neuester Zeit hat die italienische Regierung eine eigne Expedition nach Schoa beordert, von wo aus kurz vorher (1882) der Franzose Soleillet nach den südlichen Grenzländern Abessiniens, Kaffa und Enarea, abgegangen war. Dieser Reisende trägt sich sogar mit dem Gedanken der Anlage einer Eisenbahn von der Tadschurrabai nach Schoa.
Abessinien ward ein von Reisenden gern und oft besuchtes Gebiet und zählt mit Recht zu den [177] bekanntesten Territorien Afrikas. 1805–10 bereiste es H. Salt, 1821–25 die Deutschen Hemprich und Ehrenberg, 1832–33 Ed. Rüppell, 1834–1843 Isenberg, Krapf und andre Missionäre; 1837 ließ sich im Lande der Naturforscher Schimper nieder, 1838–48 erforschten das Land die Brüder d’Abbadie, 1839, 1842–44 Rochet d’Héricourt, 1840–42 Ferret und Gallinier, van Beke, 1841 Harris, zu Beginn der 40er Jahre Parkyns, Trémeaux, 1851 Sapeto, 1852–53 Th. v. Heuglin, 1854–61 W. Munzinger, 1860 bis 1863 Heuglin, Steudner und Kinzelbach. 1861–62 bereiste S. Baker die Landschaften am Atbara. Der englische Feldzug gegen Kaiser Theodor (1867–68), an dem auch Rohlfs teilnahm, rief viele Publikationen über das Land ins Leben. In den 70er Jahren forschten in dieser afrikanischen Schweiz Antinori, Piaggia, Raffray, Mitchell, Reinisch, und in jüngster Zeit durchzogen das Land (1881) Rohlfs und Stecker.
Von den Inseln wurden besonders die westlichen viel und genau untersucht. Bory de Saint-Vincent, Dupetit-Thouars, Leopold v. Buch, Barker, Webb und Berthelot, Fritsch, Hartung, Löher, welche A. v. Humboldt folgten, verdanken wir eine Reihe namhafter Werke über die Kanarischen Inseln. Madeiras mildes Klima hat mehrere Monographien englischer und deutscher Ärzte, die ihre Kranken dahin senden, veranlaßt; dem deutschen Botaniker Schacht verdankt man eine Skizze der dortigen Naturverhältnisse, Mason, Eckersberg, Schacht, Hochstetter, Smyth u. a. eine weitere Reihe guter Publikationen. Auch Madagaskar, das sich lange europäischem Einfluß zu entziehen wußte, ist uns, namentlich seit bei dem herrschenden Volk der Howa das Christentum zur Geltung gelangte, neuerdings mehr und mehr bekannt geworden. Leguével de Lacombe, Charnay, Barbié du Bocage, unsre Landsmännin Ida Pfeiffer und vor allen der englische Missionär W. Ellis, neuerdings aber in großartiger Weise Alfred Grandidier haben viel für die Erforschung dieser „Perle des Indischen Ozeans“ gethan. Andre Forscher, die diese Insel bereisten, sind: Dupré, Lacaille, Sachot, M’Leod, Pollen, Lacaze, Sibree, Mullens, Laillet, Bordier, Hildebrandt, Audebert u. a. Die Maskarenen weisen gleichfalls eine ganze Litteratur auf; die neuern Werke über dieselben stammen von Flemyng, Roussin, Drasche, Pajot u. a. m. Die Kapverdischen Inseln erforschte in neuester Zeit geologisch Dölter. – Der vereinten Anstrengung der wissenschaftlichen Welt, welche namentlich in dem Bestreben der Brüsseler Internationalen Afrikanischen Association ihren Ausdruck findet, wird es wohl nach und nach gelingen, die ungeheuern entweder noch gar nicht oder doch nur sehr mangelhaft erforschten Territorien Afrikas zu erforschen und der Kultur zu gewinnen.
[Litteratur.] Für die Kenntnis Afrikas bilden selbstverständlich die Berichte der im vorhergehenden Abschnitt chronologisch aufgeführten Forschungsreisenden die Hauptquelle. Es ist deshalb im speziellen auf die betreffenden Einzelartikel (Barth, Livingstone, Stanley etc.) zu verweisen, und wir beschränken uns bei nachstehenden Angaben auf die brauchbarsten Werke allgemeinen Inhalts aus der spärlichen Litteratur über den gesamten Erdteil A.: Ritter, Afrika („Erdkunde“, 1. Bd., 2. Aufl., Berl. 1822); Gumprecht-Delitsch, Handbuch der Geographie von A. (2. Aufl., Leipz. 1866); Johnston, Africa (Lond. 1877); Chavanne, A. im Licht unsrer Tage. Bodengestalt und geologischer Bau (Wien 1881); Derselbe, Afrikas Ströme und Flüsse (das. 1883); Hartmann, Die Völker Afrikas (Leipz. 1879); Derselbe, Die Nigritier (Berl. 1876); Ratzel, Völkerkunde, Bd. 1 (Leipz. 1885); Robert, A. als Handelsgebiet (Wien 1883); „Der Weltteil A. in Einzeldarstellungen“ von R. Hartmann u. a. (Leipz. 1883 ff.).
Zur Entdeckungsgeschichte: Paulitschke, Die geographische Erforschung des afrikanischen Kontinents (2. Aufl., Wien 1880); Derselbe, Die Afrikalitteratur in der Zeit von 1500 bis 1750 (das. 1882); Jones, Africa. History of exploration from Herodotus to Livingstone (New York 1875); Adan, Itinéraire suivi des principaux voyageurs de l’Afrique (Brüss. 1880, mit Karte). Spezialwerke: Roscher, Ptolemäos und die Handelsstraßen in Zentralafrika (Gotha 1857); Vivien de Saint-Martin, Le nord d’Afrique dans l’antiquité (Par. 1863); Knötel, Der Niger der Alten (Glog. 1866); Knütgen, Die Ansichten der Alten über die Nilquellen (Neiße 1876); Cooley, Ptolemy and the Nile (Lond. 1854); Derselbe, The Negroland of the Arabs (das. 1860); Stüwe, Die Handelszüge der Araber unter den Abbassiden durch A., Asien und Osteuropa (Berl. 1836); Kunstmann, A. vor der Ankunft der Portugiesen (Münch. 1853); Wappäus, Untersuchungen über die geographischen Entdeckungen der Portugiesen unter Heinrich dem Seefahrer (Götting. 1842); Santarem, Recherches sur la priorité de la découverte des pays situés sur la côte occidentale d’Afrique (Par. 1842); Gravier, Recherches sur les navigations européennes faites au moyen-âge aux côtes occidentales d’Afrique (das. 1878); Paulitschke, Die geographische Erforschung der Adâlländer und Harars in Ostafrika (Leipz. 1884). – Über die Fortschritte der Afrikaforschung berichten die „Mitteilungen der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland“ (redigiert von Erman in Berlin) und „L’Afrique explorée et civilisée“ (redigiert von Moynier in Genf). – Karten von A. lieferten Ravenstein, de Lannoy, Hahn (Damaland), Petermann und Hassenstein, Andree und Scobel (Leipz. 1884, 4 Bl.); Wandkarten von Kiepert, Berghaus, Chavanne.
[7] Afrika. Die Aufteilung der noch von keiner europäischen Macht in Besitz genommenen Länder hat in den letzten Jahren schnelle Fortschritte gemacht. Die Grenzen der französischen und englischen Besitzungen sind nach dem Innern zu immer weiter vorgeschoben worden, Italien hat seinen Besitzstand erweitert, Frankreich teils durch direkte Annexionen, teils durch Abschließung von Schutzverträgen mit den Herrschern von Segu, Futa Dschallon, Samory und Bambara seine Provinz Senegal, durch Abmachungen mit den seine Erwerbungen am Congo und Gabun begrenzenden Kolonialbesitzungen andrer Mächte seinen dortigen Besitzstand, ebenso sein Gebiet bei Obok durch Erweiterung seiner Interessensphäre wie durch Erwerbung der bis dahin England gehörenden Muschainseln, Heißung seiner Flagge bei Hela und Dunga reta an der Somalküste, durch Wiederbelebung seiner auf längst vergessenen Abmachungen fußenden Schutzherrschaft über Madagaskar sowie durch Annahme derselben seitens der Eingebornen der Komoreninseln sehr bedeutend vergrößert, so daß der französische Besitz in Afrika gegenwärtig weit über das Doppelte desjenigen vor vier Jahren beträgt. In gleicher Weise ist England vorgegangen. Das große Betschuanenland im N. der Kapkolonie wurde 1884 Kronkolonie und 1889 Matabeleland mit Maschonaland als britischem Einfluß unterworfen erklärt, wogegen freilich Portugal Protest einlegte; Zululand wurde der Kolonie Natal überwiesen und die Grenzen der britischen Besitzungen am Golf von Guinea [8] sehr bedeutend weiter vorgeschoben. Das Uferland des Niger zu beiden Seiten aufwärts bis Sa sowie das des Binuë bis Jola wurde 1885 als unter britischem Protektorat stehend erklärt. Dagegen zog Portugal sein Protektorat über Dahomé zurück, da die Abschaffung der Menschenopfer nicht erreicht werden konnte, und beschränkte sich an der Sklavenküste wie zuvor auf das Fort Ajuda. An der ostafrikanischen Küste hat England ein großes Gebiet als seiner Interessensphäre angehörig erklärt, das nach N. zu vom Tana, im S. von einer Linie begrenzt wird, die vom Umbafluß in nordwestlicher Richtung zum Ukerewe hinzieht. Die Vereinbarungen mit dem Sultan von Sansibar betreffs der Verwaltung der diesem Herrscher gehörigen Plätze an der Somalküste, der Insel Manda, der Häfen Kismaju, Barawa, Merka, Makduschu und Warschekh mit ihren Gebieten, bezeichnen den Angriff weiterer Erwerbungen im Somalland, auf welches die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft früher Ansprüche erhob. Gesichert ist hier für Deutschland außer dem kleinen Witugebiet seit dem 22. Okt. 1889 auch die Küste zwischen der Nordgrenze von Witu und der Südgrenze des dem Sultan von Sansibar gehörigen Kismaju. Indessen hat an der Somalküste auch Italien eine Besitzergreifung vollzogen, indem es den Hafenplatz Obbia mit dem dazu gehörigen Gebiet, später auch den anstoßenden Küstenstreifen bis zur deutschen Grenze unter sein Protektorat nahm. England besitzt aber auch weiter nördlich einige Küstenplätze, Berbera, Bulhar, Samawonak, Zeila und Suakin, während Italien die ganze Küste von der französischen Kolonie Obok bis nördlich von Massaua mit den vorliegenden Inseln und einigen vorgeschobenen Plätzen am Rande des abessinischen Hochlandes (Asmara, Keren) in Besitz genommen hat. Spanien hat die ihm bereits vor Jahrhunderten gesicherten Ansprüche auf den Hafen Ifni oder Santacruz de Mar Pequena zur Geltung gebracht und den langen Küstenstrich zwischen Kap Bojador im N. und Kap Blanco im S., ein durchaus wüstes Gebiet, das aber für die in dieser Meeresgegend schwunghaft betriebene Fischerei wichtig ist, in Beschlag genommen, so daß das Gebiet der einheimischen Völker immer mehr zusammenschrumpft. Als unter britischem Einfluß stehend muß ferner Ägypten bezeichnet werden, wo britische Beamte die Finanzverwaltung in Händen haben und ein britischer General über die englischen Streitkräfte wie über das ägyptische Militär verfügt, um das Land gegen die von S. her drohenden Angriffe der Mahdisten zu schützen, an welche Ägypten ganz Nubien und den Sudân verlor. Auch Emin Pascha wurde 1889 aus seiner Provinz von den Mahdisten vertrieben, nachdem er sich ohne alle Unterstützung von der ägyptischen Regierung lange gehalten hatte. Gegenwärtig repräsentiert der ziffermäßig nachweisbare Besitzstand der europäischen Mächte in A. ein Areal von 10,019,692 qkm (181,989,4 QM.), wozu noch sehr bedeutende Gebiete kommen, welche als in der Interessensphäre der einzelnen kolonisierenden Nationen liegend betrachtet werden. Dadurch schrumpft das Areal der unabhängigen Staaten immer mehr zusammen, wenngleich eine faktische Unabhängigkeit für die im Innern des Kontinents wohnenden Stämme noch immer besteht und wahrscheinlich auch noch auf lange Zeit bestehen bleiben wird. In diesem Sinn ist die nachfolgende Liste der einheimischen Staaten zu verstehen, welche ein weit größeres Areal repräsentieren würden, wollte man alle thatsächlich unabhängigen Staaten in dieselbe aufnehmen.
QKilom. | QMeil. | Bevölkerung | Auf 1 qkm | |
Ägypten | 1021354 | 18549 | 6809727 | 6,8 |
Nubien und Sudân | 1960000 | 35596 | 10000000 | 5 |
Tripolis und Barka | 1033000 | 18750 | 1000000 | 1 |
Marokko | 812300 | 14750 | 10000000 | 12,3 |
Sahara | 6180426 | 112243 | 2850000 | 0,4 |
Wadai | 444550 | 8074 | 2600000 | 6 |
Baghirmi | 183404 | 3331 | 1500000 | 8,2 |
Bornu | 148406 | 2695 | 5000000 | 33,8 |
Kanem | 56660 | 1029 | 100000 | 1,8 |
Sokoto | 224111 | 5886 | 12570000 | 34,8 |
Adamáua | 137365 | 2495 | ||
Gando | 203309 | 3692 | 5500000 | 27 |
Massina | 166879 | 3031 | 4500000 | 27,5 |
Liberia | 37200 | 6723 | 1068000 | 28,9 |
Abessinien | 333279 | 6053 | 3000000 | 9 |
Galla- und Somalländer | 1897000 | 34452 | 15500000 | 8,2 |
Uganda | 123000 | 2235 | 5000000 | 40,6 |
Lundareich | 345000 | 6265 | 2000000 | 7,7 |
Marutse-Mambundareich | 268000 | 2867 | 900000 | 3,3 |
Südafrikanische Republik | 315590 | 5681 | 470000 | 1,4 |
Oranjefluß-Republik | 107439 | 1951 | 133578 | 1,3 |
2) Der Kolonialbesitz europäischer Staaten. | ||||
Algerien | 667000 | 12113 | 3960400 | 6 |
Tunis | 116000 | 2107 | 1500000 | 13 |
Senegal | 358500 | 6511 | 1850000 | 5 |
Goldküste | 24000 | 436 | 528000 | 22 |
Gabun | 670000 | 12168 | 8000000 | 72 |
Obok | 6000 | 109 | 22370 | 37 |
Madagaskar | 591964 | 10751 | 3500000 | 6 |
Réunion | 2512 | 46 | 163881 | 65 |
Ste.-Marie de Madagascar | 165 | 3 | 7468 | 45 |
Nossi Bé | 293 | 5,7 | 8281 | 28 |
Diego Suarez | ? | ? | 4607 | ? |
Mayotta | 366 | 6,6 | 10551 | 29 |
Comoroinseln | 1606 | 29 | 53000 | 33 |
Frankreich: | 2438406 | 44285,3 | 19603951 | 8,9 |
Togogebiet | 1300 | 24 | 40000 | 31 |
Camerun | 30000 | 545 | 500000 | 16 |
Deutsch-Südwestafrika | 1000000 | 18161 | 236000 | 0,2 |
Deutsch-Ostafrika | 1100000 | 19997 | 800000 | 0,7 |
Witu und Somalküste | ? | ? | ? | – |
Deutschland: | 2131300 | 38727 | 1576000 | 0,8 |
Belgien: Congostaat | 2091000 | 37975 | 24000000 | 12 |
Madeira | 815 | 14,8 | 132223 | 162 |
Kapverdische Inseln | 3851 | 69,9 | 110926 | 28 |
Guinea | 69 | 1,2 | 6518 | 94 |
São Thomé, Principe, Ajuda | 1080,6 | 19,7 | 20888 | 137,4 |
Angola | 809400 | 14600 | 2000000 | 2,5 |
Mosambik | 991150 | 17990 | 2000000 | 2 |
Portugal: | 1806365 | 32805,6 | 4270555 | 2,3 |
Kapkolonie | 553295 | 10049 | 1252370 | 2,2 |
Walfischbai | 1243 | 23 | 800 | 0,7 |
Pondoland | 9324 | 169 | 150000 | 16,3 |
Basutoland | 26655 | 484 | 128176 | 5 |
Betschuanenland | 477835 | 8678 | 478000 | 1 |
Matabele- u. Maschonaland | 344083 | 2248,9 | 1200000 | 3,5 |
Natal | 48560 | 282 | 477100 | 9,8 |
Britisch-Zululand | 21290 | 387 | ? | – |
Britisch-Ostafrika | ? | ? | ? | – |
Sierra Leone | 2600 | 47 | 60546 | 23 |
Gambia | 179 | 3,2 | 14150 | 79 |
Goldküste | 48648 | 883 | 651000 | 13 |
Lagos | 2768 | 50 | 87165 | 31 |
Niger- und Binuëgebiet | ? | ? | ? | – |
St. Helena | 122 | 2,2 | 5200 | 43 |
Ascension | 88 | 1,6 | 300 | 3,4 |
Tristan da Cunha | 116 | 2,1 | 94 | 0,9 |
Mauritius | 2655 | 48 | 386346 | 145 |
Neuamsterdam u. St. Paul | 73 | 1,3 | – | – |
Sokotora | 3579 | 65 | 10000 | 3 |
Großbritannien: | 1543113 | 28023,9 | 4951247 | 3,2
[9] |
Presidios in Marokko | 35 | 0,6 | 12170 | 72 |
Territorium von Ifni | 40 | 0,7 | 1000 | 25 |
Territorium des Rio de Oro und von Adras | 700000 | 12713 | 100000 | 0,14 |
Kanarische Inseln | 7273 | 132 | 311030 | 38,6 |
Guineainseln etc. | 2105 | 38 | 45106 | 21 |
Spanien: | 709453 | 12884,3 | 446004 | 0,6 |
Italien besitzt an der Küste von Nordostafrika die Insel Massaua mit den Nachbarinseln, auf dem Festland die Küste von Ras Kasar (18°2′ nördl. Br.) bis zur Halbinsel Buri, die Dahlakinseln und Assab nebst einem 60 km langen Territorium von Ras Dermah im N. bis Ras Sinthiar im S. sowie im Protektoratsverhältnis stehend die Küste zwischen der Halbinsel Buri und der Nordgrenze von Assab, das Territorium von Rahaita südlich von Assab und das Territorium von Obbia von Warschekh bis Ras Awad und das nördlich folgende Gebiet von Garad und Wadi Nogal bis 8° nördl. Br. Die Ausdehnung dieser Gebiete nach dem Innern ist unbekannt. Weiteres s. in folgenden Artikeln: Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Italienisch-Ostafrika und Kolonien (Bd. 17).
In diesem Erdteil ist die Forschungsthätigkeit infolge der endlichen Verteilung desselben unter eine Anzahl europäischer Mächte eine außerordentlich rege gewesen; die deutsche Thätigkeit, vordem ohne nationale Ziele der Erforschung Afrikas ganz allgemein dienend, beschränkte sich nach eignem Erwerb afrikanischen Besitzes auf die Erschließung dieses engern Gebiets, überhaupt nahmen die Forschungen der letzten Jahre einen immer mehr ausgesprochen politischen Zwecken dienenden Charakter an, wenngleich auch einige der ausgerüsteten Expeditionen, wie mehrere der zum Entsatz Emin Paschas unternommenen, einen humanitären Charakter hatten oder, wie die zur Ersteigung des Massivs des Kilima Ndscharo, rein wissenschaftliche Zwecke verfolgten. Leider wurde das Forschungswerk dieser Periode gleich von vornherein im Nordosten durch den das ganze südliche ägyptische Reich ergreifenden Aufstand des Mahdi gehemmt, in neuester Zeit verschloß auch der Aufstand der Araber an der Ostküste längere Zeit ein großes Gebiet jedem Eindringen von Europäern.
Die Landschaften des ägyptischen Sudân waren unter der Herrschaft des Chedive ein vielbesuchtes und emsig gepflegtes Forschungsgebiet gewesen, und als der Aufstand der Mahdisten diese Provinzen ergriff, befanden sich mehrere Europäer in denselben, welche der Kenntnis dieser Gebiete wichtige Dienste geleistet hatten und sich noch mit dessen Durchforschung beschäftigten. Junker, Schnitzer, Casati, Lupton, Slatin wurden plötzlich von allem Verkehr mit der Außenwelt abgeschlossen und die beiden letzten sogar in Gefangenschaft gehalten. Indes konnte Bohndorff glücklich nach Ägypten zurückkehren, dagegen fand das im Gebiet des Blauen Nils von dem Holländer Schuver erfolgreich begonnene Forschungswerk durch den Tod dieses Reisenden einen vorzeitigen Abschluß.
An der atlantischen Küste von Marokko hatte eine englische Gesellschaft bereits 1878 ein Gebiet bei Kap Juby, Tarfaja genannt, von den dortigen maurischen Stämmen erworben und daselbst eine Faktorei angelegt, die aber auf Anstiften des Sultans von Marokko von jenen zerstört wurde. Erst 1882 vermochte die englische Regierung, nachdem inzwischen auf dem dem Hafen vorliegenden Riff ein Fort errichtet worden war, der Gesellschaft den Besitz und den freien Handelsverkehr nach dem Innern zu sichern. Von Algerien wanderte als Jude verkleidet ohne Gepäck, Lasttiere und Begleitung der französische Vicomte de Foucauld 1883–84 über den Atlas bis Südmarokko, und eine Kommission spanischer Generalstabsoffiziere nahm Vermessungen von Tetuan aus vor. Die Reise Foucaulds muß als bahnbrechend für die Erforschung Marokkos bezeichnet werden, das von ihm später veröffentlichte Werk ist umgestaltend und grundlegend für die Kenntnis des Landes. Premierleutnant Quedenfeld machte im Auftrag der Berliner Akademie 1881 und 1885 zoologische Forschungen in Marokko und 1886 zwischen der Hauptstadt Marokko und Casablanca. Duveyrier konnte 1885 die Höhe von Fes bestimmen, wurde aber von den Bewohnern der Landschaft Er Rif an der Durchforschung ihres Gebiets gehindert. Teisserenc de Bort ging vom Thal des Iharrar[WS 3] südlich von Tuggurt bis zur Oase Beressof und erreichte von da bei Gabes das Mittelmeer. Dem Fanatismus der Tuareg fiel im Oktober 1885 ein neues Opfer in dem Leutnant Palat, der auf seinem Weg von Algier nach Timbuktu in der Oase Tidikelt bei Ainsalah ermordet wurde. Doult, welcher von der Garnetbai zwischen Kap Bojador und Rio Oro an der Küste landete, durchstreifte als Gefangener der Uled Delim die westliche Sahara bis zum Dschuf, gelangte bis zum Wadi Draa und konnte endlich unter Lebensgefahr von seinen Begleitern loskommen. Jannasch, der auf einer handelsgeographischen Expedition 24. März 1886 bei Kap Nun mit sechs Begleitern an die Küste geworfen wurde, machte eine gefahrvolle Wanderung zum Wadi Draa, von wo er zum Wadi Nun gelangte und schließlich nach Überstehung mannigfacher Beschwerden die Rückreise antreten konnte. Soller bereiste 1887 größere Strecken von Marokko zum Teil im Anschluß an eine militärische Expedition des Sultans. In Algerien und Tunis machten zahlreiche Franzosen (Lanessan, Leroy, Rivière, Fallot, Baraban, Campon, Mayet etc.) nationalökonomische Forschungen und Beobachtungen; hier forschte auch der Deutsche Th. Fischer. Im O. führte der Italiener Robechi eine orientierende Reise in der Libyschen Wüste aus, indem er von Alexandria nach der Oase Siwah zog, Schweinfurth und Ascherson forschten auf dem ägyptisch-arabischen Wüstenplateau, in Mittelägypten und in der Gegend des Suezkanals; Schweinfurth machte auch eingehende Aufnahmen im Fayûm und dem angrenzenden Depressionsgebiet.
Foucaulds Fußstapfen folgend, hat Joseph Thompson im Sommer 1888 den Atlas im Teluetpaß überschritten und das Quellgebiet der Draatributäre erreicht, konnte aber wegen der feindseligen Haltung der Bewohner nicht weiter vordringen, wie er auch daran verhindert wurde, den Atlas zu überschreiten, bis er sich ganz westlich wandte, wo das Gebirge zu einem 1070–1370 m hohen Plateau sich verflacht.
Trotz der noch immer nicht erzielten Beruhigung der Eingebornenstämme Senegambiens hat die französische Regierung unentwegt ihre Bemühungen fortgesetzt, sich den Weg in den westlichen Sudân zu erschließen und das Übergewicht Frankreichs in diesem weiten Gebiet zu sichern. Ein Anfang 1884 nach Bamako geschafftes zerlegbares Dampfboot wurde dort wieder zusammengesetzt und der Niger 70 km stromaufwärts [10] bis Kulikoro befahren; 1887 erreichte der Marineleutnant Caron sogar Timbuktu. Ein Gesandter des Emirs von Timbuktu erschien darauf in St.-Louis, um einen Handelsvertrag abzuschließen, und begab sich sogar nach Paris. Nachdem bereits 1884 der Marinearzt Colin eine 15monatliche Reise beendet hatte, die ihn von Bakel nach Senudebu am Faleme führte und dann, da ihm die Tuculeur die Weiterreise im Gebiet der Mandinka untersagten, nach den Goldminen bei Dialafara zum Bafing, bis Kassama und von da zum Faleme, unternahm er 1888 eine neue Expedition, um im Auftrag des Ministeriums Sammlungen für die bevorstehende Pariser Weltausstellung zu machen. Das noch unbekannte Gebiet zwischen dem obern Casamanze und dem Gambia durchwanderte der französische Marinekapitän Lenoir. Nachdem 26. Dez. 1884 die spanische Regierung ihr Protektorat über die Küste der Sahara von Kap Bojador im N. bis Kap Blanco im S. ausgesprochen hatte, wurde eine Untersuchung der Küste hinsichtlich ihrer Zugänglichkeit für Schiffe vorgenommen, Faktoreien für Konservierung und Verpackung von Fischen wurden errichtet, und 1885 gingen im Auftrag der Handelsgeographischen Gesellschaft zu Madrid Cervera und Quiroga vom Rio de Oro an der Westküste der Sahara bis zur Oase Adrar. Die Kenntnis der französischen Besitzungen am Senegal wurde noch weiter gefördert durch die wiederholt sich notwendig machenden militärischen Operationen, erst des Obersten Frey 1885–86, dann seines Nachfolgers, des Obersten Gallieni, 1886–87 und 1887–88. Letzterer entsandte vom obern Niger Expeditionen nach dem Mellacorée und Casamanze an der Seeküste und förderte dadurch die geographische Forschung sehr bedeutend. Zu gleicher Zeit durchquerte Kapitän Binger das Mandingoland vom obern Niger bis zu den französischen Besitzungen an der Goldküste, von wo ihm, da man wegen seiner Sicherheit besorgt wurde, Treich-Laplène entgegengegangen war. Noch zu erwähnen ist die Thätigkeit der französischen Offiziere Oberdorf, Péroz, Quiquandon, Reichenberg, Tournier, Liotard und des Dr. Tousain, welche eine Reihe glücklicher Missionen zu den Häuptlingen von Bondu, Bambuk, Dingire und Wassulu und zu den Mauren am rechten Senegalufer ausführten. In Liberia machte Büttikofer 1886–87 neben zoologischen und ethnographischen Untersuchungen und Sammlungen wertvolle geographische Beobachtungen; die Grenzen dieser Republik gegen die englische Kolonie Sierra Leone bestimmte eine dazu eingesetzte Kommission.
Das Togogebiet und sein Hinterland sind das Ziel verschiedener Reisenden gewesen. Der Berichterstatter der „Kölnischen Zeitung“, Hugo Zöller, forschte hier 1884 und stellte fest, daß die so von Engländern benannte Avonlagune, deren Namen er in den der Togolagune umwandelte, viel zu groß bemessen war. Der katholische Missionär Pater Ménager drang 1885 bis Adangbe vor, 1886 gelangte Pater Baudin bis Atakpame. 1887 wurde eine genaue Grenzlinie zwischen Frankreich und Deutschland für ihre beiderseitigen sich hier berührenden Gebiete vereinbart. Henrici machte 1887 mit dem deutschen Reichsbeamten Grade eine Expedition in das Hinterland, und 1888 wurden Wolf und François von der deutschen Reichsregierung abgesandt, um weitere genauere Forschungen zu machen. François gelangte von Bagida über Kpandu, Salaga, Jendi, Gambaga über den Wolta bis Surma in das Gebiet von Mosi unter 11°28′ nördl. Br. und kehrte dann über Nantong, Salaga und Adeli nach Klein-Popo zurück. Ende 1888 trat er eine neue Reise über Kpandu und Krotji nach Salaga an und fand dabei, daß der von Henrici zu 3000 m bestimmte Adoklu nur 820 m hoch ist. Wolf ging von Klein-Popo durch den östlichen Teil des Togolandes in das 20 Tagemärsche von der Küste entfernte Adeliland, wo er auf dem Berg Adado das Fort Bismarckburg anlegte. Von hier aus machte er Vorstöße nach NO. in das Gebiet der mohammedanischen Timu und deren Hauptstadt Fasugu, dann durch Udjuti nach Salaga und unternahm Anfang 1889 einen kriegerischen Zug in das südliche, reichbewässerte Kebu, um den Karawanenverkehr mit der Küste zu sichern. Henrici machte Mitte 1888 eine Reise über das Akpossogebirge nach der Station Bismarckburg, kam bis Salaga und gründete für die Deutsche Togogesellschaft eine Station in Moatsche. Der kaiserliche Kommissar v. Puttkamer bereiste Anfang 1888 das französische Grenzgebiet und die Landschaft Agotime und bestätigte das Urteil seiner Vorgänger, wonach das Hinterland von Togo sowohl für den Anbau als den Handel gute Aussichten bietet. G. A. Krause war 1886 von Salaga bis nach Wagu Dugu oder Waghodogho, der Hauptstadt von Mosi, und 1887 sogar bis über Duensa hinaus nahe dem 26.° nördl. Br. vorgedrungen, in der Hoffnung, von hier aus Timbuktu zu erreichen, konnte aber sein Vorhaben nicht ausführen und kehrte von Wagu Dugu auf einem westlichern Weg über Sinsani Gasari und das schon 1884 von Kirby erreichte Kuntampo nach Salaga zurück. Wie die Deutschen, so suchten auch die Franzosen ihren Einfluß im Hinterland ihrer Besitzungen an der Sklavenküste auszudehnen. Auf dem das französische Schutzgebiet von Porto Novo durchströmtenden Wheme machte der Franzose Foa eine Fahrt bis 8°9′ nördl. Br. Die Engländer dehnten ihr Schutzgebiet an der Goldküste auch über die Landschaft Sahwi aus und trieben damit einen Keil zwischen das französische Assini und das Aschantireich, auch annektierten sie den Distrikt Berikor östlich vom Volta. Dagegen wollte Portugal den 1885 mit Dahomé abgeschlossenen Protektoratsvertrag nicht genehmigen, da sich die Ausführung aller Protektoratsbestimmungen, namentlich die Abschaffung der Menschenopfer, nicht erzwingen ließ. Die portugiesischen Besitzungen an der Sklavenküste beschränken sich somit wieder auf das kleine Fort Ajuda.
Durch die energische Agitation Flegels wurde die Aufmerksamkeit deutscher Kapitalisten auf das Niger-Binuëgebiet gelenkt, so daß Anfang Dezember 1884 in Hamburg eine Deutsche Binuëgesellschaft mit einem Kapital von 500,000 Mk. gegründet wurde. Zur Befahrung des Binuë durch einen kleinen zerlegbaren Dampfer steuerte E. Riebeck 50,000 Mk. bei. Auch die Erschließung des Gebiets zwischen Binuë und Camerun wurde in Aussicht genommen. Der frühzeitige Tod Riebecks vereitelte leider die Ausführung der von ihm geplanten Expedition, doch konnte G. A. Krause eine Aufnahme des Wasserwegs östlich von Lagos bis ins Nigergebiet machen. Flegel verließ mit einer vortrefflich ausgerüsteten Expedition, begleitet von vier Europäern und mit einer kleinen Dampfbarkasse zur Befahrung der Flüsse, 12. April 1885 Hamburg, mußte aber schon von der Nigermündung zwei seiner Begleiter nach Deutschland zurücksenden und starb nach einer aufreibenden Thätigkeit in wiederholtem Zurückfahren zur Nigermündung 11. April 1886. Er mußte es noch erleben, daß seine Anstrengungen, das große und reiche Niger-Binuëgebiet für Deutschland zu gewinnen, durch die englische [11] National African Co., welche beide Ufer des Niger und des Binuë vom Sultan von Sokoto gegen eine jährliche Subsidie erwarb, gänzlich vereitelt wurden. Der Oldcalabarfluß wurde seit 1842 zum erstenmal wieder Ende 1884 bis an die Grenze seiner Schiffbarkeit befahren, wobei die alten Beobachtungen Bestätigung fanden.
Das Camerungebiet erforschte 1883–84 der Pole Rogozinski mit dem Geologen Tomczek, der schon 20. Mai 1884 zu Mondoleh starb, war aber, ebenso wie der Schweizer Passavant, wenig vom Glück begünstigt. Zöller bestieg den Mongo-Ma Loba oder Götterberg, befuhr den Batanga und erweiterte die Kenntnis unsrer neuen Besitzung wesentlich. Der auf Kosten des Reichs ausgesandte Schwarz kehrte nach einem kurzen Marsch landeinwärts sogleich wieder nach Deutschland zurück. Johnston fuhr auf dem Wuri von Belltown bis oberhalb Ngale Nyamsi und entdeckte eine bedeutende Bergkette. Eine sehr dankenswerte Reise um das Camerungebirge führten die am Südabhang desselben ansässigen Schweden Valdau und Knutson 1885 aus, und im Oktober machte das deutsche Kriegsschiff Habicht eine Aufnahme des Rio del Rey. Längs des Congoflusses, welcher die Grenze zwischen dem deutschen und dem französischen Gebiet bildet, drang Osorio 260 km ins Innere. Im Camerungebiet selber forschten 1887 im Auftrag des Reichs die Reisenden Zintgraff und die Leutnants Kund und Tappenbeck. Die beiden letztern hatten die Aufgabe, im südlichen Teil des Camerungebiets eine Station für wissenschaftliche Beobachtungen anzulegen, doch wurden die Forscher von Sudânnegern angegriffen und schwer verwundet und mußten, ohne ihre Aufgabe erfüllt zu haben, zurückweichen. Ein zweiter, Ende 1888 gemachter Vorstoß war glücklicher; es konnte eine Station zwischen dem obern Njong und Sannaga gegründet werden, welche unter Leitung von Tappenbeck gestellt wurde, während Kund nach Europa zurückkehrte; doch starb Tappenbeck bald darauf. Zintgraff hatte 1886 das Bakossi- oder Wapakigebirge bereist und wurde dann von der Reichsregierung damit beauftragt, am Elefantensee mit Leutnant Zeuner eine wissenschaftliche Station zu errichten. Von hier machte er mehrere Vorstöße nach N., die ihn Mitte 1889 bis Ibi am Binuë führten.
In dem südlicher gelegenen französischen Gebiet untersuchte Guiral im Auftrag des französischen Unterrichtsministeriums den San Benito oder Eyo; eine sehr große und dauernde Forschungsthätigkeit entfaltete Brazzas Bruder in dem durch das Berliner Abkommen Frankreich zugesprochenen Terrain. Crampel erforschte das Hinterland von Gabun und Ogowe bis an die Grenze der deutschen Interessensphäre.
Im Gebiet des Congostaats begann nach seiner Abgrenzung durch die Berliner Konferenz eine rege Forschungsthätigkeit. Der Baptistenmissionär Grenfell erforschte 1884 den großen Bogenlauf des mittlern Congo und die Mündungen seiner zahlreichen Nebenflüsse; 1885 erforschte er mit Leutnant François die Congozuflüsse Lulongo, Lupuri, Uruki u. a. Den Kwango erforschte Leutnant Massari, so an Mechows Werk weiter arbeitend. Die hervorragendste Leistung auf diesem Gebiet war Wißmanns Befahrung des Kassai, welche derselbe im Auftrag des Königs der Belgier ausführte, indem er mit den Leutnants Gebrüder Müller sowie François und Wolf Ende 1883 nach Malandsche ging, wo er Pogges Träger übernahm. Darauf ging er zum Lulua, wo er die Station Luluaburg an der Südgrenze des Congostaats gründete, entsandte zu kürzern Rekognoszierungen Wolf und Müller und befuhr darauf in selbstgezimmerten Booten den Lulua abwärts bis zu seiner Mündung in den Kassai und gelangte auf diesem in den weit bedeutendern Sankuru und sodann in den Congo, somit eine der lange schwebenden geographischen Fragen lösend. Die Zugehörigkeit des Kassai zum Congogebiet war damit festgestellt. Zur weitern Erforschung des Congogebiets entsandte Anfang August 1884 die Afrikanische Gesellschaft in Deutschland eine Expedition unter Leutnant Schulze, die aber in Portugiesisch-Westafrika mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Als Schulze starb, teilte sich die Gesellschaft. Wolf machte einen dreimonatlichen Ausflug von San Salvador zum Kiamvo, von wo er aber, da keine Träger zu erlangen waren, nach San Salvador zurückkehrte, das Brückner inzwischen mit Loangoleuten verlassen hatte, um sich zum Kwango zu begeben, den er eine große Strecke nordwärts verfolgte, worauf er sich zum Stanley Pool wandte. Die Zugehörigkeit des Kwango zum Congo war somit erwiesen, wenn auch seine Mündung noch unbekannt blieb. Die beiden andern Mitglieder der Expedition, Leutnants Kund und Tappenbeck, begaben sich vom Stanley Pool über Land zum mittlern Kwango und überschritten diesen sowie, sich ostwärts wendend, eine Anzahl größerer Flüsse bis zum Lukatta, den sie eine Strecke aufwärts verfolgten, worauf sie in Booten zum Stanley Pool zurückkehrten, den sie 29. Jan. 1886 erreichten. Bedeutsam für die Erforschung des ungeheuern Terrains des Congostaats ist die 1887 ausgeführte Erforschung des Mobandschi durch die belgischen Offiziere Baert und van Gèle, welche zur Lösung der Uëllefrage führte. Grenfell forschte in der Umgebung des Leopoldsees und am untern Kwango, Schwerin und Hakanson am Stanley Pool und am Inkissi und Mussorongo, Bore und Fabrello setzten ihre Rekognoszierungsfahrten bis zu den Stanley Falls fort, und die amerikanische Sanford Exploring Expedition unter Taunt untersuchte die wirtschaftlichen Verhältnisse des Congostaats. Schon 1884 hatte der Portugiese Carvalho eine Reise zum Muata Jamvo gemacht, dessen ausgedehntes Reich dem portugiesischen Handel in Angola die Lebensbedingungen liefert. Massari, Chavanne, Zintgraff arbeiteten am untern Congo. Lenz war 30. Juni 1885 im Auftrag der Geographischen Gesellschaft zu Wien zum Congo gegangen, um, diesem folgend, zu den durch den Aufstand des Mahdi gefährdeten Reisenden Junker, Casati und Lupton zu gelangen und diese aus ihrer gefährlichen Lage zu befreien, konnte indes diese Aufgabe nicht lösen, ging über den Nyassa nach Quillimane und kehrte Anfang 1887 nach Europa zurück. Auch Wißmann durchquerte Afrika abermals, indem er vom Lubilasch und Sankurru über Nyangwe zum Tanganjika, dann zum Nyassa ging und über Mosambik Sansibar erreichte.
Baumann, der mit Lenz den Congo aufwärts gegangen war, aber erkrankt zurückbleiben mußte, machte eine Aufnahme des Congolaufs von Stanley Pool nach Stanley Falls. Delcommune unternahm 1888 Fahrten auf verschiedenen Tributären des Congo, Grenfell nahm den Unterlauf des Kwango auf, Arnot forschte in Garengaze und Lovale, westlich vom Oberlauf des Sambesi, der Holländer van der Kellen machte Untersuchungen im Gebiet des Cunene und Cubango. Mitte 1889 wurden die Vorarbeiten zur Ausführung einer Eisenbahn am linken Congoufer von Matadi bis Stanley Pool beendigt. Eine abermalige [12] Durchquerung Afrikas in seinem südlichern Teil vollendeten 1885 die Portugiesen Capello und Ivens, indem sie von Mossamedes auszogen und nach Durchwanderung der Quellgebiete des Congo, Sambesi, Lualaba und Luapula glücklich Mosambik erreichten. Dagegen hatte eine von der Geographischen Gesellschaft zu Amsterdam unter Veth ausgesandte Expedition, welche von Mossamedes aus die Kalahari bis zum Transvaal durchziehen sollte, leider einen unglücklichen Ausgang, indem Veth am Fieber starb und die Resultate unbedeutend blieben.
Im Auftrag des Bremer Handlungshauses Lüderitz schloß der Reisende Einwald 13. Nov. 1883 mit dem neuen König der Zulu einen Vertrag, durch welchen die Santa Lucia-Bai nebst einem Gebiet von 405 qkm angekauft wurde. Einem Ansuchen, dies Gebiet unter deutschen Reichsschutz zu stellen, konnte indes nicht Folge gegeben werden, da England ältere Ansprüche auf dasselbe geltend machte. Eine wichtige Reise führte Aurel Schulze aus, indem er längs des Tschobe oder Cuando nach W. bis zum Cubango vordrang, wo Feindseligkeiten ihn zur Umkehr zwangen. Die Einfahrt in den Limpopo wurde zum erstenmal 14. April 1884 durch einen Dampfer erzwungen. Holub, der mit einer großen Expedition in Begleitung seiner Frau von der Kapstadt nach N. aufgebrochen war, wurde 1887 im Gebiet der Maschukulumbe beraubt und mußte zurückkehren. Dennoch konnte er sehr reiche Sammlungen mitbringen. Schinz durchkreuzte 1885–87 das Gebiet der deutschen Interessensphäre von S. nach N. bis zum Cunene und von dort nach O. bis zum Ngamisee und zurück zur Walfischbai. Die Entdeckung von Erzlagern in dem deutschen Gebiet gab Anlaß zu genauern Untersuchungen des Landes (vgl. Deutsch-Südwestafrika, Bd. 17). Paiva d’Andrada, Browne und Donnel machten Reisen in das Gasaland, Selous eine solche in das Matabeleland, wurde aber bei dem Versuch, das Gebiet der Maschukulumbe zu durchkreuzen, um Garengaze zu erreichen, überfallen und ausgeplündert. Doch trat er im Mai 1889 eine neue Reise in das Maschonaland an, Lloyd bereiste den untern Cubango, Wookey die Kalahari und Clarke das Basutoland.
Im Auftrag der Londoner Geographischen Gesellschaft unternahm Joseph Thomson 1884 eine Reise zum Kilima Ndscharo, Kenia und Victoria Nyanza, entdeckte dabei zwischen dem ostafrikanischen Randgebirge Mau und dem nach N. verschobenen Kenia die 4300 m hohe Lord Aberdare-Kette, stellte fest, daß der Baringo nur ein unbedeutender Süßwassersee ist, und fand am Ostufer eine wilde Alpenlandschaft (Ligongi, 4300 m). Am 12. Dez. 1884 zogen die Engländer Gebrüder James mit drei andern Engländern und 60 Somalträgern von Berbera bis nach Bavi am Webi, mußten hier aber umkehren. Während Fischer und Thomson am Kilima Ndscharo ohne längern Aufenthalt vorbeizogen, verweilte H. H. Johnston fast ein halbes Jahr in 3350 m Höhe, konnte aber, da seine Leute ihm nicht folgen wollten, nur bis 4940 m Höhe gelangen. Dagegen gelangte Hans Meyer 1887 bis zu einer nur 40–50 m vom Gipfel entfernten Höhe, wo ihm eine Gletscherwand das weitere Vordringen verbot. Ein 1888 mit Baumann gemachter Versuch, zum Gebirge zu gelangen, scheiterte an dem in Ostafrika ausgebrochenen Aufstand, so daß die Reisenden nur mit Mühe dem Tode durch Bushiris Leute entgingen. Indes zog Meyer 1889 aufs neue aus, diesmal mit dem Alpinisten Purtscheller, um auf anderm Weg das Ziel zu erreichen. Die höchste Spitze des Kibo (6000 m) wurde erstiegen und Kaiser Wilhelm-Spitze getauft, ein großer Krater im Kibo und der erste Gletscher in Afrika entdeckt. Vor Meyer hatte Graf Teleki 1887 den Kilima Ndscharo bis ca. 5000 m, dann auch den Kenia bis zur Schneegrenze erstiegen und entdeckte darauf 1888 nördlich vom Baringosee den größern See Basso Narok und den kleinern bittern Basso Naébor. Eine gründliche Untersuchung des Kilwa- oder Schirwasees durch O’Neill ergab, daß dieser See gar keinen Abfluß hat und salzig ist. Den in den Äquatorialprovinzen abgeschnittenen Forscher Junker, zugleich auch, wenn möglich, Emin, Casati und Lupton zu befreien, gewann Junkers Bruder in Petersburg den Massaiforscher Fischer zur Ausführung einer Expedition von Sansibar nach Lado, Emins Sitz. Fischer brach 1. Aug. 1885 von Pangani auf, konnte aber nicht über den Victoria Nyanza vordringen und kehrte über den Naiwaschasee und Taita zur Küste zurück. Von Mosambik brach 10. März der Portugiese Serpa Pinto mit 350 Trägern auf, um das Gebiet im W. des Nyassa und im S. des Bangweolo bis zum Loangwe zu durchforschen, mußte aber erkrankt zurücktreten und die Führung an Cardozo übergeben. Die ganze Reise von Mosambik nach Ibo und von dort landeinwärts bis Blantyre und zurück an die Sambesimündung wurde durch Triangulation festgelegt. Eine neue Reiseroute verfolgte der zum Bischof von Ostafrika neu ernannte Hannington, welcher die Küste bei Mombasa verließ, um durch das Massailand die Ostküste des Victoria Nyanza bei Kawirondo zu erreichen und eine direktere Verbindung zwischen der Küste und Uganda zu eröffnen, wurde aber 31. Okt. 1885 mit seiner aus 50 Mann bestehenden Begleitung auf Befehl des Königs Mwanga hingerichtet. Als letztes der großen zentralafrikanischen Seenbecken erhielt 1885 auch der Tanganjika einen Dampfer, der bei Kisiki am Südufer vom Stapel gelassen wurde. Der Dampfer gehört der Londoner Missionsgesellschaft. Nicht unwesentliche Bereicherung erfuhr unsre Kenntnis von Ostafrika durch die Gründer und Beamten der Deutschen Ostafrikanischen Gesellschaft, welche mit einer großen Zahl einheimischer Häuptlinge Verträge abschlossen, wodurch diese ihr Land an die deutsche Gesellschaft abtraten (vgl. Deutsch-Ostafrika, Bd. 17). Einen höchst unglücklichen Ausgang hatte eine 26. Jan. 1886 unter Graf Porro von Italien ausgegangene Expedition, welche die Somal- und Gallaländer für Italien erschließen wollte. Porro brach mit acht Italienern in Begleitung einer indisch-britischen Bedeckung von Zeila auf, alle wurden aber schon bei Artu, kurz vor Dschaldessa, durch den erst 1885 von den Engländern eingesetzten Sultan von Harar überfallen und niedergemetzelt. Reichard, der 1880 unter Führung des Hauptmanns Schöler mit Kaiser und Böhm von Bagamoyo westwärts zum Tanganjika und dann mit Böhm, der auf dieser Reise starb, die Landschaften südwestlich dieses Sees unter großen Gefahren erforscht hatte, kehrte 1884 nach 5½jähriger Abwesenheit nach Deutschland zurück. Einen unermüdlichen Pionier für die Ausbreitung seines Handels in Afrika verlor Frankreich 10. Sept. 1886 in P. Soleillet, der Veranlassung zur Gründung der Kolonie Obok gegeben hatte und über Schoa bis Kassa vorgedrungen war. In den Monaten Juni bis September untersuchte der französische Ingenieur Angelvy die schon 1881 von J. Thomson im Auftrag des Sultans von Sansibar untersuchten Kohlenlager am Rovuma und Bujende und [13] erklärte dieselben im Gegensatz zu Thomson für vorzüglich, aber der Transportkosten wegen nicht abbauwürdig. Von den Gefangenen und Abgesperrten im Sudân vermochte Junker 10. Dez. 1886 nach Sansibar zu gelangen. Die übrigen zu befreien, brach Stanley, der in Aden und Sansibar Leute angeworben hatte, 18. März 1887 mit 9 Europäern, 61 Sudânesen und 620 Sansibariten, wozu der zum Gouverneur der Stanleyfälle ernannte arabische Händler Tippu Tip noch 40 Mann stellte, von der Congomündung auf, marschierte bis zum Stanley Pool und ging dann auf dem Wasserweg zur Aruwimimündung, die er 28. Mai erreichte. Nachdem er ein festes Lager bei den Jambujafällen des Aruwimi errichtet, ließ er dort den Major Barttelot mit 257 Mann und großen Vorräten zurück, marschierte den Fluß aufwärts und erreichte nach größten Beschwerden 14. Nov. den Albert Nyanza, wo er mit Emin Pascha und Casati zusammentraf. Es wurde verabredet, daß Emin Wadelai mit seinen Getreuen verlassen und am Nyanza Stanley erwarten solle, welcher nun den Rückmarsch antrat, um die unter Barttelot zurückgelassenen Mannschaften heranzuziehen. Der letztere war inzwischen nach langer, durch spätes Eintreffen der von Tippu Tip versprochenen Träger verschuldeter Verzögerung den Aruwimi aufwärts gerückt, aber nur bis Bonalya gelangt, wo er durch einen der Träger ermordet wurde, worauf der größte Teil der Mannschaften desertierte. Indessen gelang es Stanley, mit Hilfe Tippu Tips eine neue Expedition zu organisieren, mit welcher er abermals zu Emin Pascha zog. Dieser aber war inzwischen von seinen eignen Leuten abgesetzt und verhaftet worden, weil sich das Gerücht verbreitet hatte, Stanley und Emin hätten die Absicht, Emins Volk in englische Sklaverei zu führen. Nur Emins Beliebtheit rettete ihm das Leben. Als aber kurz darauf die Mahdisten in die Provinz einfielen und Emins schlimmste Feinde im Kampf gegen dieselben ihr Leben gelassen hatten, wurde Emin befreit, vermochte indessen nicht, seine alte Autorität wiederzuerlangen, und beschloß nun, sich Stanley auf dessen Rückmarsch anzuschließen. Am 18. Mai 1889 traten sie vereinigt den Marsch nach der Küste an und zwar in südöstlicher Richtung. Zuerst wurde der Semliki oder Kakibbi, welcher aus dem Muta Nzige in den Albert Nyanza abfließt, überschritten und damit die Zugehörigkeit des Muta Nzige, von Stanley Albert Edward-See genannt, zum Nilsystem erwiesen. Dann marschierte man dem Südufer des Victoria Nyanza zu, der, wie man fand, weit südlicher sich erstreckt, als früher angenommen wurde, und erreichte endlich nach harten Kämpfen mit den Bewohnern der durchzogenen Landschaften 10. Nov. Mwapwa, wo eine von Wißmann entgegengesandte Karawane mit Lebensmitteln u. a. die Wanderer empfing. In Stanleys und Emins Zug befanden sich noch weitere elf Europäer, unter ihnen der Italiener Casati, der in Emins Provinz eine Zufluchtsstätte gefunden hatte. Leider betraf Emin nach seiner Ankunft in Bagamoyo ein schwerer Unfall durch einen Sturz, der ihn, sein Leben in Frage stellend, auf das Krankenlager warf.
Ebenfalls zur Unterstützung Emins und zugleich auch, um dem etwa in Bedrängnis geratenen Stanley zu helfen, wurde Peters von Deutschland abgeschickt, nachdem der ebenfalls dazu bestimmte Wißmann von der deutschen Reichsregierung den Auftrag erhalten hatte, die im Gebiet der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft durch die Sklavenhändler hervorgerufenen Unruhen niederzuschlagen. Peters begann seinen Marsch ins Innere von dem deutschen Witugebiet aus, marschirte am linken Ufer des Tana aufwärts und erreichte, sich ostwärts wendend, glücklich den Kenia, während auf die Zersprengung einer englischen Gesellschaft durch Somal sich beziehende Meldungen bereits den Untergang seiner Expedition glaubhaft gemacht hatten. Die Erfolge König Meneliks von Schoa gaben den bei ihm weilenden Traversi und Graf Antonelli Gelegenheit, den Weg von Schoa nach Harar zu erschließen und den Ausfluß des Zuwajsees zu entdecken. Aubrys 1882 beendete geologische Reise nach den südlichen Gallaländern gab einen Überblick über die geologische Formation des Gebiets zwischen Hawasch, Abai und Omo.
Ein Versuch des Italieners Bianchi, eine direkte Route zwischen Abessinien und der Assabbai zu erschließen und dadurch zur Hebung der italienischen Kolonie beizutragen, wurde durch die Ermordung der ganzen Expedition zwei Tagereisen von der italienischen Grenze vereitelt. Infolgedessen wurde Assab von Italien militärisch besetzt (vgl. Italienisch-Ostafrika, Bd. 17). Glücklicher war der Italiener A. Franzoj, welcher von Schoa über Limmu, Gimma und Grena nach Ghera ging, um die Gebeine des hier 5. Okt. 1879 in der Gefangenschaft gestorbenen Chiarini nach Italien zu schaffen, wie dies Gagliardi mit den Überresten Bianchis gethan hatte. Ende Dezember 1884 gingen v. Hardegger und Paulitschke über Zeila nach Harar und durchforschten die benachbarten Galla- und Somalgebiete.
O. Baumann forschte 1886 in Fernando Po, in Madagaskar bereiste 1887 der Italiener Cortese das Stromgebiet des Betsiboka und seines Nebenflusses, des Ipoka, der Jesuitenpater Noblet führte eine Triangulation der Provinzen Imerina und Betsileo aus, der norwegische Missionär Nielsen-Lund durchkreuzte als erster Europäer das südliche Madagaskar und fand, daß dieser Teil nicht eine Ebene, vielmehr ein Gebirgsland mit ansehnlichen Gipfeln ist; 1888 führte Ransome eine genaue Aufnahme des Antanambalanaflusses im NO. der Insel aus; 1889 gingen Catat, Foucart und Le Maistre von Tananarivo aus, bestiegen den Tsiafajavona, den höchsten Gipfel der Insel, und setzten dann getrennt ihre Forschungen nach verschiedenen Richtungen fort.
[6] Afrika, Forschungsreisen, s. Geographische Forschungsreisen.
[5] Afrika (hierzu Karte). Die Aufteilung des Erdteils unter die europäischen Mächte hat in den letzten Jahren rasche Fortschritte gemacht, wenngleich die Besitzergreifung großer Gebiete in den meisten Fällen nur auf dem Papier steht und allein darauf gerichtet ist, die betreffenden Ländereien den interessierten Staaten gegen Unternehmungen von andrer Seite zu sichern. Von diesem Gesichtspunkt sind die Abmachungen zwischen England und Frankreich zur Abgrenzung der beiderseitigen Interessensphären im S. bis zum Tsadsee hin, so die zwischen Deutschland und England hinsichtlich der Grenzen in den beiderseitigen Besitzungen am Golf von Guinea und in Ostafrika, so endlich die Abmachungen zwischen Portugal und England nach langen Streitigkeiten über den Besitz dieser beiden Staaten in Südafrika zu betrachten. Was Deutschland anlangt, so trat es an der Ostküste Afrikas das Witugebiet nebst der daran nördlich anstoßenden Küste bis zur Südgrenze des dem Sultan von Sansibar gehörigen Kismaju sowie einen großen Teil des von ihm in seine Interessensphäre einbezogenen südwestafrikanischen Gebiets an England ab, erweiterte dagegen durch Forschungsreisen und Anlage von Stationen sein Hinterland von Kamerun und dem Togogebiet. Das Areal dieser beiden Kolonien läßt sich wegen Unbestimmtheit der Nord- und Ostgrenze noch nicht genau bestimmen, Deutsch-Ostafrika wird auf 964,000 qkm, Deutsch-Südwestafrika auf 810,000 qkm berechnet. Während Deutschland seine Ansprüche zu gunsten Englands sehr bedeutend beschränkte, erweiterte letzteres seine Interessensphäre um nahezu das Vierfache. Die Ost- und Westgrenze der Goldküstenkolonie wurden tief ins Land hinein verlängert, das Nigergebiet weit den Strom hinauf und bis zum Westufer des Tsadsee hin erweitert, im S. auf Kosten Portugals ausgedehnte Besitzergreifungen vorgenommen, von der ostafrikanischen Küste aus das ganze weite Gebiet an der Nordgrenze Deutsch-Ostafrikas bis zum Dschubbfluß und nach W. zu über den Victoria Nyanza und den Albertsee hinaus bis zur Ostgrenze des Kongostaats als britische Interessensphäre erklärt und, um eine Verbindung dieses großen Gebiets mit dem von England festgehaltenen Ägypten in der Zukunft zu ermöglichen, die Ostgrenze der italienischen Interessensphäre in Ostafrika so vereinbart, daß die italienische Grenzlinie jetzt den größten Teil der Gallaländer sowie Abessinien umschließt. Aber noch gewaltiger als England hat Frankreich seinen afrikanischen Kolonialbesitz vergrößert. Nicht nur durch erfolgreiche militärische Unternehmungen, auch durch Aussendung mehrerer Forschungsexpeditionen und infolge dessen geschehene Protektoratsabschlüsse gewann es die gesamten Hinterländer Liberias sowie die der englischen und portugiesischen Besitzungen in Nordwestafrika; es verband auch seinen Besitz am Niger mit dem an der Elfenbeinküste, dort einen bislang herrenlosen Küstenstreifen für sich reklamierend, und erweiterte seine Interessensphäre ostwärts über den Niger bis zum Tsadsee, ja es machte sogar den allerdings mißlungenen Versuch, seine Ansprüche auf die Ufer dieses Sees durch eine dorthin vom Kongo gezogene Linie zu verbinden und so eine Ausdehnung unsers Kamerungebiets über den 15.° östl. L. v. Gr. zu verhindern. Auch wies es die Ansprüche, welche Spanien auf die Küste zwischen Corisco und Kap Campo erhob, zurück, wiewohl Deutschland gerade auf Geltendmachung solcher Ansprüche seitens Spaniens von der Besitzergreifung dieses Küstenstrichs Abstand genommen hatte. Wie außerordentlich der europäische Kolonialbesitz in A. seit der internationalen Konferenz in Brüssel 1876 durch ausgedehnte Besitzergreifungen sich erweitert hat, zeigt folgende Aufstellung. Es besaßen oder beanspruchten:
1876 | 1890 | ||
Frankreich | 733479 | 5956914 | QKilom. |
Großbritannien | 761381 | 4170474 | „ |
Deutsches Reich | – | 2720000 | „ |
König der Belgier | – | 2491000 | „ |
Portugal | 1799364 | 2264945 | „ |
Türkei | 1000000 | 1000000 | „ |
Italien | – | 935000 | „ |
Spanien | 9480 | 519280 | „ |
Zusammen: | 4303704 | 20057613 | QKilom. |
Da nun die Größe Afrikas auf 29,826,922 qkm berechnet wird, so bleiben nur noch 9,769,309 qkm übrig, wovon der bei weitem größte Teil auf die über 6 Mill. qkm große Sahara entfällt. Weiteres s. in folgenden Artikeln: Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Kolonien und Mission. Den gegenwärtigen Stand unsrer Kenntnis von A. veranschaulicht beifolgende Karte.
Auf Grund seiner Januar bis März 1890 ausgeführten 2500 km umfassenden Reisen in der schwer zugänglichen Dünenregion El Erg oder Areg zwischen dem Wadi Mia im W. und dem Wadi Igharghar im O. bis zum Plateau von Tademait im S., welches von einer Höhe von fast 400 m schroff abfällt, hat Foureau eine Karte konstruiert, welche wegen der sorgfältigen Berücksichtigung der Terrainverhältnisse sowie der vorhandenen Brunnen und Wasseransammlungen von besonderm Wert für die Richtung der geplanten transsaharischen Eisenbahn ist. Der französische Archäolog Carton erforschte 1891 die alte Römerstraße von Karthago nach Theneste und fand bei Tibursuk sehr bedeutende Überreste von Tempeln, Theatern, Aquädukten, Skulpturen und zahlreichen Inschriften.
Um die Grenze zwischen der englischen Kolonie Gambia und den französischen Besitzungen auf Grund des Übereinkommens vom 10. Aug. 1889 genau festzulegen, trat 27. Nov. 1890 eine französisch-englische Kommission zusammen, welche 4. Juni 1891 ihre Arbeiten beendete, nachdem sie das ganze, bisher wenig bekannte Gebiet längs des Süd- wie auch des Nordufers aufnahm. Die auf dieser Aufnahme beruhende Abgrenzung der beiderseitigen Gebiete zerschneidet leider in willkürlichster Weise die einem Häuptling untergebenen Landschaften, in Zukunft vielleicht die Quelle mancher Konflikte. Wie am Gambia, so soll eine französisch-englische Kommission auch die Grenze zwischen der französischen Kolonie Rivières du Sud und der englischen Kolonie Sierra Leone bestimmen. Diese Kommission hat 15. Dez. 1891 ihre Arbeiten an der Mündung des Scarcies begonnen. Auch an der Goldküste soll die Grenzregelung stattfinden, wozu von französischer Seite Binger (s. d.) bestimmt ist. Die Arbeiten sollen in Rugua beginnen und dann zum Volta gehen. An die bereits im Jahressupplement 1890/91 (S. 334) genannten Expeditionen
[Ξ]
AFRIKA POLITISCHE ÜBERSICHT Maßstab 1 : 38.000000 |
[Inset 1:] DAS DEUTSCHE REICH Im Maßstab d. Hauptkarte [Inset 2:] DIE KAPVERDISCHEN INSELN. [Datumsangabe:] VIII 92 |
[6] schloß sich die von Kapitän Brosselard-Faidherbe an, welcher mit einer größern Abteilung das Quellgebiet des Niger und die südlichen Gebiete von Samorys Reich bis an die Grenzen von Sierra Leone und Liberia erforschen wollte, um die hier noch bestehende große Lücke auszufüllen. Da aber die Truppen Samorys, des Herrschers von Wassala, den Durchzug verwehrten, so sah sich Brosselard gezwungen, nach Benty an der Mündung des Mellacori zurückzukehren. Doch haben die gemachten Aufnahmen nachgewiesen, daß dem Bau einer Eisenbahn hier weit geringere Schwierigkeiten entgegenstehen als längs des Senegal. Um Samory für seinen Treubruch zu züchtigen, rückte Oberst Archinard sogleich mit Truppen gegen Wassala vor, eroberte die Hauptstadt Kankan und besetzte sie mit einer Truppenabteilung. Durch Archinard wurde bereits im Januar 1891 mit der Eroberung von Nioro dem ehedem so mächtigen Reich der Toucouleurs ein Ende gemacht, deren Sultan Ahmadu seinen Sitz hierher verlegt hatte, nachdem ihm schon 1890 der Hauptsitz seiner Macht, Segu-Sikoro, verloren gegangen war. Von hier brach Kapitän Monteil auf, um das Land innerhalb des großen Nigerbogens zu durchziehen und den Fluß bis Say zu verfolgen, dem Grenzpunkt zwischen der französischen und der englischen Interessensphäre nach dem unlängst getroffenen Abkommen. Die gestellte Aufgabe, das Nigerbecken von W. nach O. zu durchziehen, wurde in ihrem ersten Teil glücklich gelöst. Monteil erreichte von Segu aus Wagadugu, die Hauptstadt von Mossi, und zog dann Anfang Mai 1891 weiter nach Say. Mossi wurde schon vorher von dem Marinearzt Crozat von Bammako aus besucht. Einen unglücklichen Ausgang nahm die Expedition von Quiquerez und de Seponzac auf der wenig bekannten Strecke zwischen Groß-Bassam und Liberia, indem ersterer im Flusse San Pedro ertrank, worauf der zweite unter großen Entbehrungen die Küste erreichte. Die Reise des zu früh verstorbenen Wolf im Hinterland von Dahomé hat nach seinen jetzt veröffentlichten Tagebüchern eine weit größere Ausdehnung gehabt, als man vorher annahm. Er umging Dahomé in einem weiten Bogen in NW. und N. und gelangte in einem zweimonatigen Marsch nach Dabari oder Ndali in der Landschaft Barbar oder Baribal, so daß er nur noch zwei Tagemärsche von Nikki, einem mit dem untern Niger in Verbindung stehenden Handelsplatz, entfernt war. Durch die Aufnahme des Mono, eines nach der bisherigen Annahme im deutschen Togogebiet entspringenden, bei Grand Popo mündenden Flusses, wollte d’Albéra, Administrator der französischen Besitzungen am Golf von Benin, nachweisen, daß der ganze untere Lauf bis zur Grenze der Schiffbarkeit des Flusses auf französischem Gebiet liegt, während man Togodo bisher zu dem deutschen rechnete.
Leutnant Morgen brach im Oktober 1890 von der Jaundestation am obern Sannaga auf, wandte sich nach Tibati, das Flegel vergeblich zu erreichen versucht hatte, und von hier über Banjo nach Ibi am Binuë, wo er Anfang 1891 eintraf. Eine mit ihm zugleich aufgebrochene Handelskarawane kehrte im Gebiete des mächtigen Häuptlings Ngila um und nahm den Rückweg über den Sannaga bis zu den Idiafällen. Morgen selbst kehrte nach Anlage einer Forschungsstation im Gebiet Ngilas nach der Küste und von da nach Europa (Berlin) zurück. Die von Zintgraff mit Leutnant v. Spangenberg unternommene Expedition hatte 31. Jan. 1891 einen schweren Kampf gegen die Bafut zu bestehen, in welchem fast der dritte Teil von Zintgraffs Mannschaft, leider auch Spangenberg, fiel. Obschon die Bafut das Feld räumen mußten, konnte Zintgraff doch seinen Marsch nicht fortsetzen, sah sich vielmehr gezwungen, nach Kamerun zurückzukehren, um auf einen Ersatz für Spangenberg zu warten. Inzwischen suchte er durch Anlage von Straßen die Verbindung zwischen Barombi und Baliburg zu sichern. Preuß begab sich nach Bwea, einem großen Negerdorf im Kamerungebirge, um dort zoologische Sammlungen zu machen. Der Bauinspektor Schran veröffentlichte 1891 seine 1885–90 gemachten Aufnahmen des Kamerunbeckens und von dessen Zuflüssen Mungo, Abo, Wuri, Lungasi, Donga, Quaqua, Malimba, von denen leider der größte Teil durch einen Schiffsunfall verloren ging. Der schwedische Händler Georg Valdau entdeckte gelegentlich seiner 1890 gemachten Handelsreisen im Kamerungebiet (in 100 m Meereshöhe) westlich vom Elefantensee ein diesem wenig nachstehendes Seebecken, welches er Sodensee benannte. Ihm entströmt nach S. der Mokundu, der sich in den Meme ergießt. Aus den klimatologischen Beobachtungen Zenkers auf der Jaundestation geht hervor, daß dies Gebiet bereits ganz wesentlich verschiedene Regenzeiten von dem nahen Kamerun hat. In dem Übergangsgebiet zweier Regionen liegend, wird es von beiden beeinflußt. Fourneau durchwanderte das Gebiet zwischen Loge am mittlern Ogowe bis zum Gabun, indem er das Quellgebiet des Bokoue, eines der Quellflüsse des Gabun, untersuchte. Der von de Brazza entdeckte Sangafluß, ein rechtsseitiger Nebenfluß des Kongo, war von dem Franzosen Chalet weiter untersucht worden, wobei letzterer bis 4° nördl. Br. und 15°20′ östl. L. v. Gr. gelangte. Dadurch wurde Brazzas Vermutung von der Bedeutung und Ausdehnung dieses Flußlaufes bestätigt. Wahrscheinlich nimmt derselbe die meisten der von Flegel in Adamáua erkundeten Gewässer auf und entspringt in der Nähe der Binuëquelle. Um Chalets Arbeiten fortzusetzen, brach Fourneau mit einer Schaluppe nach dem Sanga auf. Seine Aufgabe war, möglichst nahe dem 15.° östl. L. v. Gr., welcher von französischen Kolonialpolitikern als die Ostgrenze unsrer Kolonie Kamerun angesehen wird, nach N. zu reisen, um quer durch Adamáua den Schari zu erreichen. Er verließ 7. März 1891 den französischen Militärposten Woso am Zusammenfluß des Ngoko und Masa, verfolgte anfangs den Lauf des erstern Flusses und ging dann in das Flußgebiet des Masa hinüber, das er am Flüßchen Madombe erreichte. Längs demselben gelangte er zum Masa, wo er 9. April den Kapitän Husson und den Chef Gaillard traf, welche im Dampfer Ballay stromaufwärts bis hierher gelangt waren. Mit ihnen wurde 15. April die Mündung des Kallé in den Masa erreicht und am 18. der Zusammenfluß des Masa aus dem westlichen Massieba oder Massipa und dem nördlichen Likelle, dessen weitern Verlauf der Dampfer aufnahm. Nun setzte Fourneau den Marsch nordwärts fort, doch wurde er 1. Mai nach Überschreitung des Sodi angegriffen und durch einen nächtlichen Überfall im Dorf Nzaureh nach einem Verlust von 15 Toten und 30 Verwundeten zu schleuniger Flucht gezwungen. Am 18. Mai langte er wieder in Woso an. Diese Forschungsreise hat immerhin den Nachweis erbracht, daß das Gebiet des Sanga bis 7° nach N. sich erstreckt.
Dasselbe Ziel, den Schari und Tsadsee, steckte sich Paul Crampel, welcher 1890 den ersten größern nordseitigen Nebenfluß des Ubangi, den [7] Kwango, eine kurze Strecke verfolgt hatte und darauf zu Lande den Ubangibogen wieder erreichte. Nach dieser Reise war durch Crampel in Frankreich das Comité de l’Afrique française ins Leben gerufen worden, welches den Zweck verfolgt, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln den Einfluß und Handel Frankreichs in West-, Mittel- und Nordafrika zu fördern. Zunächst sollte der Einfluß Frankreichs in der Gegend des Tsadsees begründet und gesichert werden. Von der nördlichen Krümmung des Ubangi, wo sich der letzte französische Posten befindet, beabsichtigte Crampel zum Tsadsee und von da nach Kuka so schnell wie möglich vorzudringen, um durch Abschlüsse von Verträgen mit den Negerfürsten jener Gegenden es zu verhindern, daß die Deutschen von Kamerun aus, die Engländer vom Binuë aus ihr Gebiet nach Zentralafrika hin ausdehnten. Von Kuka aus sollte dann der Versuch gemacht werden, durch die Sahara nach Algerien zu gelangen. Crampel, der am 16. Aug. 1891 von Brazzaville aufgebrochen war, erreichte 25. Sept. Banqui am Ubangi, den am weitesten nach N. vorgeschobenen Posten des französischen Gabungebiets. Von hier aus befuhr er den Ubangi aufwärts, die Stromschnellen glücklich überwindend, bis zur Einmündung des Kwango und dann diesen bis 5°11′10″ nördl. Br. Er fand, daß der Ubangi viel weiter nach N. reicht, als die Karten bisher angaben, und daß er den 5.° nördl. Br. zweimal schneidet, auch entdeckte er mehrere von N. kommende ansehnliche Zuflüsse. Zuerst von dicht herantretenden, 270–350 m hohen Höhenzügen begrenzt, fließt der Strom später durch grasreiche, von Elefanten, Antilopen etc. belebte Ebenen. Mit drei Häuptlingen wurden Schutzverträge abgeschlossen. Am untern Ubangi, in Dikua, wurde eine Station errichtet, welche als Stützpunkt für den Vormarsch dienen sollte. In einem Schreiben vom 30. Nov. sprach er die Hoffnung aus, in 3–4 Monaten Bagirmi zu erreichen. Die Expedition bestand außer ihrem Führer aus 3 Europäern, 120 bewaffneten Schwarzen und 128 Trägern. Crampel war glücklich durch einen ungeheuern Urwald gedrungen, Verträge mit den bedeutendsten Häuptlingen waren abgeschlossen, und trotz einer starken Lichtung der Karawane schien ein glücklicher Ausgang zu erhoffen, als Mitte Juli die Nachricht eintraf, daß 9. April die Expedition von den Eingebornen niedergemacht worden sei, nur die Nachhut konnte unter Kämpfen die Station Banqui erreichen, von wo sie durch ein Kanonenboot nach Brazzaville gebracht wurde.
Eine zweite Expedition unter Ochbowski, welche das Comité de l’Afrique française zur Unterstützung Crampels aussandte, wollte nun versuchen, die zerstreuten Elemente der Expedition zu sammeln, Crampels Aufzeichnungen und die bisherigen Errungenschaften zu retten. Brazza, gegen dessen Rat die Expedition Crampels unternommen worden war, erklärte sich nun sofort bereit, an der Spitze einer großen, sorgfältig vorbereiteten Expedition die Scharte auszuwetzen und die geplanten Vereinbarungen mit den Häuptlingen und Fürsten auf der Strecke zum Tsadsee zum Abschluß zu bringen.
Die Erforschung des Ubangigebiets wurde auch durch die Expedition des Kongostaats unter van Gèle in Angriff genommen. Auch dieser Forscher stellte eine Verschiebung der großen Krümmung des Ubangi oberhalb der Fälle bei Zongo um etwa einen halben Grad nach N. fest. Außer dem Kwango entdeckte er noch als wichtigsten rechten Zufluß des Ubangi den Kotto, welchen er mit dem Kwango für den Unterlauf des Foro und Engi hält, deren obern Lauf Lupton Bey vor Jahren unter 7° nördl. Br. passierte. Darauf erreichte van Gèle den Zusammenfluß des Uëlle mit dem Mbomu, verfolgte letztern bis Bangosso, der Hauptstadt der Nsákkara (4°48′ nördl. Br. und 23°7′ östl. L.), und bestätigte damit die von Junker eingezogenen Erkundigungen, befuhr den Makua bis zum Movungufall sowie den Mbili, des letztern Nebenfluß, in seinem untern Teil. Schließlich wurde auch die kleine noch bestehende Lücke zwischen den Monungoschnellen und der ehemaligen Station Ali-Kobbo befahren, so daß jetzt die ganze Strecke von der Mündung des Mbima bis zur Mündung in den Kongo vorliegt. Delcommune gelangte Ende Januar 1891 bis Benakemba, wo die Schiffbarkeit des Kongo aufhört, und marschierte dann nach Anwerbung der nötigen Träger weiter zur Station des Kongostaats Riba Riba am linken Kongoufer.
Sharpe durchwanderte März bis Juni 1890 das Land zwischen dem Nyassa und dem nördl. Sambesizufluß Loangwa und füllte damit eine große Lücke auf der Karte aus, nachdem er 1889 auf einer etwas südlichern Route dieses Ziel vergebens angestrebt hatte. Von der Leopardbai am Südende des Nyassa ausgehend, gelangte er nach vierwöchigem Marsch über 1050–1400 m hohes Land bei Muliro an den Loangwa oder Arrangoa, dessen Lauf er im Boot bis kurz vor der Mündung in den Sambesi bei Sumbo verfolgte. Er fand den Unterlauf des Flusses durch Raubzüge und Menschenjagden der Mischlingsbevölkerung von Sumbo vollständig entvölkert. Sharpes Leute besuchten inzwischen von Muliro aus den parallel mit dem Loangwa fließenden Lukusasi, welcher sich in den Lunsenfoa, einen noch wenig bekannten rechten Nebenfluß des Loangwa, ergießt. Im Herbst 1890 unternahm Sharpe eine Reise nach Garanganja, Msiris Reich, zwischen dem Lualaba und Luapula, den beiden Quellflüssen des Kongo, um sich von dem Metallreichtum von Katanga zu überzeugen. Er fand große Lager von Gold und Kupfer; die Reise förderte aber auch wichtige geographische Ergebnisse. Vom Nyassa ausgehend, durchschnitt er das Plateau zwischen diesem und dem Südende des Tanganjika und zog dann westlich und südwestlich, wobei er einen neuen Salzsee entdeckte. Am Ostufer des Moerosees hinziehend, gelangte er im Oktober zur Stadt Kasembe. Ein Versuch, nach S. vorzudringen, wurde durch Nahrungsmangel vereitelt. Sharpe kehrte daher zum Tanganjika zurück, wandte sich zum Nordende des Moero, überschritt den Luapula und erstieg den östlichen Abfall des hohen Tafellandes, das sich hier zum Moero herabsenkt, überschritt die Quellflüsse des Lufira und erreichte 8. Nov. die Hauptstadt Msiris. Zwischen dem Tanganjika und dem Moerosee entdeckte er einen Salzsee. Seinen Rückweg nahm er in ziemlich derselben Weise. Die bisher dunkle Lomamifrage wurde fast gleichzeitig durch die belgischen Agenten, Kapitän Le Marinel und Hodister, gelöst. Nach ihnen ist der 1874 von Cameron entdeckte Lomami identisch mit dem vom Missionar Grenfell 1884 zuerst befahrenen Lubilasch oder Boloko, welcher unterhalb der Stanleyfälle in den Kongo mündet. Dagegen ist der von Wolf 1886 befahrene Lomami, Nebenfluß des Sankuru, identisch mit dein Lubefu. Hodister befuhr den Lubilasch im August 1890 bis zur Grenze der Schiffbarkeit. Er verfolgte dann den Lauf des Lubilasch mehrere Tage weiter aufwärts bis in den Distrikt Chari, der etwa in der Breite von Nyangwe liegt. Diesen Ort erreichte er in einem fast genau östlichen Marsch, auf [8] dem er verschiedene Zuflüsse des obern Kongo oder Lualaba zu überschreiten hatte. Von Nyangwe dem Kongo abwärts folgend, gelangte er zur Station Riba Riba und von dieser in fast genau westlicher Richtung zur Station Bena Kamba, die nach seinen Berechnungen unter 2°50′ südl. Br. liegt und nicht, wie Delcommune meinte, unter 4° südl. Br. Le Marinel marschierte von dem befestigten Lager Lusambo am Sankuru nach Bena Kamba, indem er dem Lubilasch, den er unter 5° südl. Br. erreichte, bis zu dieser Station folgte. Der Fluß hat fast auf der ganzen Strecke Stromschnellen. Die kupferreiche Landschaft Katanga war das Ziel von vier Expeditionen, von denen drei vom Kongo ausgingen. Le Marinel marschierte 23. Dez. 1890 von Lusambo im Thal des Lubudi aufwärts, kreuzte den Lubilasch unter 7°20′ südl. Br., erreichte die Lomamiquelle unter 8°30′, überschritt den Lualaba unter 9°4′ und erreichte Bunkeia, die Hauptstadt von Msiris Reich, 18. April, schloß nur mit Msiri einen Vertrag und gründete östlich von Bunkeia, am Lofoï, einem Nebenfluß des Lufire, eine Station, worauf er nach Lusambo zurückkehrte. Delcommune brach 30. Jan. 1891 von Bena Kamba auf, erreichte die kleine arabische Niederlassung Ngongo-Lutita am rechten Lomamiufer und marschierte 13. Mai nach S. weiter. Ihm folgte Kapitän Bia, welcher Mitte Juni am Kongo eintraf. Eine vierte Expedition brach unter Stairs von Sansibar auf und marschierte über Tabora. Hodister wird einen kleinen, zur Überwältigung von Stromschnellen geeigneten Dampfer über die Stanleyfälle nach dem Oberlauf des Kongo schaffen, dann nach Katanga vordringen und dort Stationen gründen. Dagegen wurde J. Thomson, welcher eine neue Reise nach Katanga plante, auf diplomatischem Wege an der Ausführung gehindert und zurückberufen. Der französische Kapitän Trivier, welcher 1889 A. durchquerte, reiste 10. Nov. 1890 von Bordeaux ab, um auf Kosten von drei Handelskammern und des Stadtrats von Paris eine handelspolitische Forschungsreise an der West- und Ostküste von A. anzutreten. Obwohl die Reise in erster Linie kommerzielle Interessen zum Zweck hat, wird Trivier auch naturwissenschaftliche und geographische Forschungen anstellen. Kapitän Delporte erhielt den Auftrag, die zu einer richtigen Karte des Kongostaats notwendigen geographischen Ortsbestimmungen, Routenaufnahmen, Ermittelung der magnetischen Variation etc. zu beschaffen. Doch erkrankte er schon in Stanley Falls und starb 25. Mai 1891 auf dem Transport nach der Küste in Manyanga.
Die Besitzergreifung von Khamas Reich, Matabeles Reich und dem der Barotse oder Mambunda durch die Engländer und der in der Folge in Angriff genommene weitere Ausbau der von Kimberley durch Britisch-Betschuanenland nordwärts strebenden Eisenbahn- und Telegraphenlinien sowie die Bearbeitung der Goldfelder in Matabeleland haben unsre Kenntnis dieser Gebiete nicht wenig erweitert. Um den Schleier zu lüften, der noch immer über dem Ursprung der geheimnisvollen Ruinen von Simbabye ruht, die 1871 von Mauch entdeckt wurden und jetzt der britischen Interessensphäre angehören, hatte die Londoner Geographische Gesellschaft eine Expedition unter Führung des durch seine archäologischen Forschungen in Kilikien bekannten Bent ausgesandt. Dieser sollte sowohl eine archäologische Durchforschung der Ruinen als auch eine geographische Aufnahme des umliegenden Gebiets ausführen, fand zwar keine Inschriften, aus denen die Herkunft sich ermitteln ließ, wohl aber Skulpturen an einem Altar, einen Fries mit einer Jagdszene, blaue und grüne Thongefäße, eine mit Gold überzogene Kupferplatte und andre Arbeiten, anscheinend persischen Ursprungs, und auch ähnliche Bauten in andern Teilen des Maschonalandes. Im Auftrag des französischen Unterrichtsministeriums ging Dècle mit dem belgischen Grafen de Laloing zu ethnographischen und ethnologischen Studien nach Palapya, der neuen Hauptstadt des Bamangwatoreiches, um von dort über die Viktoriafälle des Sambesi nach Lialui, der Hauptstadt des Barotsereiches, vorzudringen. Doyle durchkreuzte Anfang 1891 von Manica aus das ganze Ghasaland, dessen nördlichen gebirgigen Teil er als für europäische Ansiedelung geeignet empfiehlt. Lord Randolph Churchill trat mit drei Begleitern 30. April 1891 eine Forschungsreise nach Südafrika an, um an der Spitze einer vollständig ausgerüsteten Untersuchungsabteilung Streifzüge ins neue Goldland der britischen Südafrikanischen Gesellschaft zu unternehmen. Das deutsche Gebiet in Südwestafrika soll abermals in Angriff genommen werden, zu welchem Zweck die deutsche Kolonialgesellschaft durch zwei Abgesandte geologische Untersuchungen anstellen und Hoachanas, Windhoek und Waterberg auf ihren landwirtschaftlichen Wert prüfen lassen will. Hauptmann v. François führte von Dezember 1890 bis April 1891 eine wichtige Reise von Damaraland nach dem Okavango (Kubango) aus, indem er den Lauf des Omuramba bis zur Mündung in jenen Fluß und dann das Südufer desselben bis zum Häuptling Andara verfolgte.
Seitens der deutschen Marine wurde die Vermessung der deutschen ostafrikanischen Küste in Angriff genommen. Zu diesem Zweck hat man das zu vermessende Gebiet in zwei Teile geteilt, einen nördlichen von der englischen Grenze bis Dar es Salam und einen südlichen von dort bis Kap Delgado. Als Ausgangspunkt der Triangulation ist das englische Konsulat in Sansibar unter 39°11′8″ östl. L. v. Gr. angenommen. Die topographische Aufnahme des Küstengebiets auf ungefähr 10 Seemeilen landeinwärts sowie eine genaue Auslotung der Küstengewässer werden die Grundlage bilden für die kartographische Darstellung des Gebiets, welche das Reichsmarineamt zu veröffentlichen beabsichtigt. Auch die übrigen deutschen Schutzgebiete sollen später in dieser Weise vermessen werden. Die Engländer haben ebenfalls Aufnahmen an der ostafrikanischen Küste mit Einschluß der vorliegenden Inseln gemacht und darüber bereits einige Kartenblätter veröffentlicht. Emin Pascha ist auf seinem Organisationszug im Hinterlande Deutsch-Ostafrikas unermüdlich thätig gewesen, die Wissenschaft zu bereichern. Außer großen, von ihm zur Küste gesandten Sammlungen brachte er im „Ausland“ neue Beobachtungen über das noch wenig bekannte Hirtenvolk der Wahuma, denen sich die Bemerkungen seines Begleiters Stuhlmann über die Wasadimu, die Ureinwohner von Sansibar, anschließen. Auch gab Emin eine Reihe von Siedepunktbestimmungen auf seinem Zug von Bagamoyo nach dem Victoriasee, dessen Seehöhe er aus 1190 m berechnet, wonach ein Sinken des Seespiegels um 10 m seit den frühern Beobachtungen konstatiert ward. Emin Pascha erreichte von Tabora aus den Victoriasee bei Ukombi und schiffte sich dort nach Makongo in der Landschaft Karagwe am Westufer ein, während sein Begleiter Stuhlmann den [9] Marsch auf dem Landweg antrat. Am Westufer des Victoria wurde die Station Karagwe angelegt, etwas südlich davon Karague, an der südlichen Einbuchtung des Sees Jordan Nulla die Station Moansa, eine vierte in Ruanda, einer Landschaft zwischen dem Südufer des Albert Edward-See und dem Nordufer des Tanganjika war in Aussicht genommen, ebenso Stationen am südöstlichen Ufer des Victoria durch Stokes. Auf dem Marsch durch Karagwe stellte Emin Beobachtungen an über die Schiffbarkeit des Kagera, entdeckte zwei neue Seen und bestimmte die Lage des Berges Mfumbiro, den Speke nach Erkundigungen zu weit nördlich verlegt hatte. Nach den letzten Nachrichten (Febr. 1892) sollen Emin und Stuhlmann die deutsche Interessensphäre verlassen haben und, nachdem sie über den Albert Edward-See gefahren, den Marsch nach dem Albertsee und der ehemaligen Provinz Emins angetreten haben. Zur geologischen Erforschung der Gegenden südlich und südöstlich des Victoria Nyanza wurde Mitte 1891 der Berliner Geolog Lieder entsandt. Längs des bei Tanga mündenden Mkulumuri, in einem in riesigen quadratischen Blöcken bis zu 60 m sich auftürmenden Kalksteingebirge fand Kärger im November 1890 zahlreiche und mannigfaltig gestaltete Tropfsteinhöhlen, welche stellenweise 30–40 m hoch sind, eine große Ausdehnung besitzen und von Stachelschweinen und zahllosen Fledermäusen und Insekten bewohnt sind. Sie enthalten große Guanolager, die einst sehr wertvoll werden dürften. Ihre Ausdehnung ist eine so große, daß Tausende von Menschen in ihnen Platz finden könnten. In Deutsch-Ostafrika sollte eine Reihe von Expeditionen ausgeführt werden, als der Untergang der Truppe Zelewski (s. Deutsch-Ostafrika) und die Erkrankung Wissmanns in Ägypten unerwartete Hindernisse in den Weg legte. Die erste Expedition sollte unter Wissmann mit dem großen, für ihn gebauten Dampfer zum Victoria Nyanza gehen, begleitet von dem auf Kosten der Königlich sächsischen Akademie der Wissenschaften und des Vereins für Erdkunde in Leipzig ausgesandten Geographen Gruner, welcher sich namentlich mit einer Auslotung des Sees beschäftigen sollte. Da man von einigen Seiten daran zweifelte, daß der Dampfer bei einem Tiefgang von 2 m zur Befahrung des Sees und namentlich zur Unterdrückung des Sklavenhandels geeignet sei, wollte die Kommission der Antisklavereilotterie eine zweite Expedition aussenden, um den See auf seine Tiefen zu untersuchen und vor Ankunft Wissmanns in Tabora dorthin zu berichten, damit im ungünstigen Fall der Dampfer nach dem Tanganjika geschafft werden könnte. Diese Expedition sollte unter dem Bauinspektor Hochstetter stehen; ihm hatte sich der österreichische Leutnant Baron v. Fischer Nagy-Szalatnya angeschlossen, um kartographische Arbeiten und naturhistorische Sammlungen zu machen. Eine dritte Expedition unter Borchert sollte eine Schiffswerft am Nordufer des Sees anlegen, endlich sollte Baumann vom Kilima Ndscharo aus das Ostufer des Sees zu erreichen suchen und damit die Erforschung der westlichen Massaigebiete, des südlichen Verlaufs der großen vulkanischen Spalte und der Wembärresteppe in Angriff nehmen.
Nach Abessinien entsandte 1891 die Russische geographische Gesellschaft in Petersburg eine Expedition unter Führung des Leutnants Maschkow. Neben dem Zweck, im Auftrag des Kaisers von Rußland dem Negus Geschenke zu überbringen, verfolgt diese Expedition, deren Dauer auf 3 Jahre bemessen ist, wissenschaftliche Aufgaben. Ein Mineralog, ein Geolog, ein Botaniker und ein Entomolog sind außer verschiedenen Offizieren und einem russischen Popen der Expedition beigegeben. Die Mailänder Gesellschaft für handelsgeographische Forschungen in A. hat eine Expedition unter Ferrandi abgeschickt mit der Aufgabe, den die südliche Grenze der italienischen Interessensphäre bildenden Dschubbfluß, dessen Erforschung bisher nur durch Baron v. d. Decken 1865 ernstlich unternommen wurde, zu untersuchen, namentlich ob der Fluß einen brauchbaren Verkehrsweg in die südlichen Tributärstaaten von Abessinien bildet. Die Expedition geht von Barawa über Bardera nach Harar. Dabei wird denn auch die vielumstrittene Frage gelöst werden, ob der Omo den Quellfluß des Dschubb bildet, oder ob er in den Rudolfsee sich ergießt. Schweinfurth machte 1891 eine botanische Forschungsreise von Massaua aus über Saati, Ginda, Asmara, Keren nach Geleb, dem Hauptort der Provinz Mensa, 1750 m ü. M. gelegen. Kapitän Bottego durchwanderte 2.–26. Mai 1891 das Danakilland von Massaua bis Assab, ein Unternehmen, das zum erstenmal von einem Europäer mit glücklichem Erfolg durchgeführt wurde. Kapitän Baudi de Vesme ging 25. Febr. 1891 von Berbera nach SW. über Harar-es-Saphir[WS 4], südlich von Bulhar, wo wenige Tage zuvor die englische Flagge geheißt worden war, westlich von der Route von James zum Tug-Faf und zum Webi in der so lange vergeblich erstrebten Landschaft Ogaden. Leider wurden ihm in Harar vom Râs Makonnen, dem Vertreter des Negus Menelik, sämtliche Aufzeichnungen und Sammlungen konfisziert. Ruspoli beabsichtigte, mit dem Züricher Zoologen Keller die Oase Faf aufzusuchen, dann westlich nach Ime und von hier durch noch unbekanntes Gebiet bis zum Rudolfsee vorzudringen und den Rückweg zur Küste längs des Dschubbflusses zu nehmen. Die Durchkreuzung der Nordhälfte der Somalhalbinsel gelang dem Ingenieur Robecchi-Bricchetti, der nach glücklich vollendeter Küstenwanderung von Obbia bis Alula von Obbia aus eine Reise zum Webi unternahm, den er aufwärts bis in die Nähe von Harar verfolgte, das er indes nicht betreten konnte; vielmehr mußte er sich nach Berbera wenden.
Professor Simony, welcher schon zweimal die Kanarischen Inseln bereist hatte, unternahm Juli bis November 1890 eine dritte Reise dorthin und zwar diesmal nach den östlichen Inseln. Er durchwanderte Gran Canaria, Lanzarote und Fuerteventura und machte auf einem kleinen Segelschiff Fahrten nach den kleinen Eilanden Lobes, Graziosa, Montana, Clara, Alegranza, Roque del Inferno und Roque del Este, welche meist wegen der heftigen Brandung unzugänglich sind und nur zeitweise von Fischern betreten werden. Auf der Insel Fernando Po entdeckte Rogozinski drei Seen sowie eine warme Quelle, welche an den Karlsbader Sprudel erinnert.
Die Franzosen Catat und Maistre, über deren Reisen in Madagaskar schon berichtet wurde (vgl. Bd. 18, S. 336), setzten ihre Erforschung des noch wenig bekannten Innern dieser Insel fort. Juni 1890 brachen sie von Isohi, dem am weitesten nach S. vorgeschobenen Posten der Howas, auf und nahmen zunächst ihren Weg nach Fort Dauphin. Hierbei entdeckten sie die Quellen des in die St. Augustinbai an der Westküste mündenden Onilahi sowie die [10] des nach SO. fließenden Mananara. Von Fort Dauphin folgten sie dann der Ostküste bis zur Mündung des Mananara, an dem sie bis Iwohibe aufwärts zogen, wo ein gleichnamiger, bisher noch unbekannter Fluß mündet, dessen Lauf sie genau aufnahmen. Die geographischen Ergebnisse dieser 3jährigen Reise sind sehr bedeutend. Die Ausdehnung des großen Zentralmassivs im Innern ist auf das richtige Maß beschränkt, die Flußgebiete im S. der Insel und deren Wasserscheiden sind festgestellt, zahlreiche astronomische Ortsbestimmungen, eingehende Studien der dortigen Bevölkerungen und reiche naturwissenschaftliche Sammlungen sind gemacht worden. Den zentralen Teil Madagaskars zu durchkreuzen, hatte der englische Missionar Mac Mahon zweimal vergeblich versucht, gelungen ist dies endlich den Franzosen d’Anthouard und Cadière. Sie reisten 24. Sept. 1890 von Antananarivo südwärts bis Ambositra, wandten sich darauf westlich und erreichten 13. Okt. die Westküste bei Andakabe unter 20°21′ südl. Br. Darauf steuerten sie im Boot nach N., landeten in Tsimanandrafozana an der Mündung des Tsiribihiny, durchwanderten die Landschaften Menabe und Betsiriry und kehrten Ende November wieder nach Antananarivo zurück. Der in der Mitte der Insel, im Gebiete des Betsileo gelegene, 1870 m hohe Berg Ambondrombo wurde 1891 von den beiden Franzosen Bresson und Pater Tulazac zum erstenmal erstiegen, wobei die Betsileo, obwohl ihnen der Berg für heilig gilt, als Führer und Träger bereitwillig Dienste leisteten. Nachdem Frankreich 1885 die Bai von Diego Suarez mit der umgebenden Landschaft sich abtreten ließ, da dieser Meereseinschnitt wegen seiner tiefen und engen, dabei leicht zu verteidigenden Einfahrt zur Anlage eines Kriegshafens sich vortrefflich eignet, ließ es eine genaue Vermessung vornehmen, deren Resultate kürzlich in 16 großen Blättern veröffentlicht wurden.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: nördl.
- ↑ Diese Karte ist offensichtlich nach dem Erscheinen des ersten Bandes der vierten Auflage von Meyers Konversations-Lexikon im Jahr 1885 entstanden. Außer am Titelzusatz „bis Mitte 1888“ ist das beispielsweise am Eintrag „Wolf 1886“ in Quadrat E5 erkennbar. Sie stammt daher möglicherweise aus einem späteren Abdruck oder einer Einzellieferung. Andere ermittelte Versionen der Karte in der vierten Auflage von Meyers Konversations-Lexikon lauten:
- „bis Ende 1884“ (erschienen 1885), das zugehörige Register undatiert Google
- „bis Ende 1884“ (ersch. 1885), das Register datiert „1. November 1885“ Google
- „bis Mitte 1889“ (Neuer Abdruck 1889), Register „1. August 1889“ Google
- „bis 1890“ (Neuer Abdruck 1890), Register „1. März 1890“ Biodiversity Heritage Library
- ↑ Wadi Igharghar
- ↑ Harar-es-Saghir (Hargeysa)