Zum Inhalt springen

Die Pfennigsparcassen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Pfennigsparcassen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 46, S. 764
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[764] Die Pfennigsparcassen. Schon einmal haben wir in der „Gartenlaube“ (Jahrgang 1879, Nr. 2, S. 40) hervorgehoben, wie nothwendig es ist, auch den unbemittelten Volksclassen das Sparen zu erleichtern; wir wiesen damals auf die Zweckdienlichkeit der Postsparcassen und der englischen Pennybanken empfehlend hin. Die gewöhnlichen in Deutschland sehr verbreiteten Sparcassen haben nämlich, wie bekannt, als Minimalsatz eine Einlage von 1 Mark festgesetzt; der Arbeiter kann aber bei seinen geringen Einnahmen das Sparen nicht mit Mark, sondern muß es mit Pfennigen anfangen, und da ist es eine öffentliche Pflicht, durch Einrichtung von Sparcassen für kleinste Beiträge den ersten Entschluß zum Sparen zu erleichtern.

Dieser Grundsatz ist in England bereits seit vielen Jahren in den Pennybanken praktisch durchgeführt worden. Dort werden kleine Geldbeträge von einem Penny (1 Penny = 8,5 Pfennig) ab in Empfang genommen, und die ersparte Summe, wenn sie fünf Pfund Sterling (hundert Mark) erreicht hat, wird an die eigentlichen Sparcassen abgeliefert. Nun erfahren wir mit aufrichtiger Freude, daß vor Kurzem eine ähnliche Einrichtung auch in Deutschland unter dem Namen „Pfennigsparcassen“ eingeführt wurde, und zwar in Darmstadt. Wir knüpfen an diese Nachricht die Hoffnung, daß dem Beispiele Darmstadts bald auch andere deutsche Städte folgen werden.

Die neugegründeten Pfennigsparcassen nehmen Einlagen in beliebigen von fünf zu fünf Pfennig aufsteigenden Beträgen bis zu fünfundneunzig Pfennigen an, ertheilen darüber unentgeltlich Quittungsbüchlein und schreiben die Einlagen in ein Tagebuch. Sobald die Einlage eines Pfennigsparbüchleins eine Mark erreicht, wird sie in der städtischen Sparcasse auf den Namen des Einlegers eingetragen und verzinst, worauf das Sparcassenbuch durch Vermittelung der Pfennigsparcasse dem Einleger behändigt wird. Die Rückzahlungen werden alsdann nur von der städtischen Sparcasse geleistet.

Vorläufig sind in Darmstadt an verschiedenen Punkten der Stadt elf „Pfennigsparcassen-Stationen“ errichtet worden, in welchen an jedem Sonnabend in den Abendstunden Erwachsene und Kinder ihre geringfügigsten Ersparnisse niederlegen können. Die Beamten der Pfennigsparcassen sind unbesoldet – sie bekleiden eben Ehrenämter.

Wie sehr diese Anstalt den wirklichen Bedürfnissen unserer Bevölkerung entspricht, ist auch daraus zu ersehen, daß allein an ihrem Eröffnungstage in den elf Stationen von zusammen 573 Einlegern 221 Mark 80 Pfennig eingezahlt wurden. Große Summe werden dabei freilich nicht zusammengebracht, aber schon die wenigen ersparten Groschen reichen bei plötzlich eintretender Noth gewöhnlich hin, um Arbeiterfamilien vor der Veräußerung ihrer unentbehrlichsten Habseligkeiten zu bewahren. – So möge denn zum Segen der arbeitenden Classen diese Anstalt gedeihen, die durch das Pfennigsparbüchlein an den alten Spruch erinnert:

Wer den Pfennig nicht will achten,
Wird umsonst nach Thalern trachten.