Die Irrlichter (Hebel, 1803)
Siehe auch: Die Irrlichter (Werkausgabe 1834) |
Siehe auch: Die Irrlichter (Badisches Sagen-Buch) |
Es wandlen in der stille dunkle Nacht
wohl Engel um, mit Sterneblume gchrönt,
uf grüne Matte, bis der Tag verwacht,
und do und dört e Betzit-Glocke tönt.
sie machen öbbis mitenander us;
’s sin gheimi Sache; niemes rothet, was?
Druf göhn sie wieder furt, und richte’s us.
Und wenns so finster wird, wie in’re Chue,
was gschieht? se mü’en die füürige Manne zu,
und mü’en den Engle zünde, wo sie göhn.
Und jedem hangt e Bederthalben a,
und wenns em öd wird, lengt er ebe dri,
und trinkt e Schlückli Treber-Brentewi.
Druf puzt er d’ Schnören amme Tschäubli ab;
Hui, flackerets in liechte Flammen uf,
und, hui, gohts wieder d’ Matten uf und ab,
’s isch chummliger so, wenn eim vorem Fuß
und vor den Auge d’ Togge selber rennt,
aß wemme sie mit Hände trage muß,
und öbbe gar no d’ Finger dra verbrennt.
und sieht vo witem scho die Kerli goh,
und betet lisli: „Das walt Gott der Her“ –
„Ach bleib bey uns“ – im Wetter sin sie do.
Worum? So bald der Engel bete hört,
Der füürig Marcher blieb jo lieber dört,
und wenn er chunnt, se hebt er d’ Ohre zu.
Und schritet öbsch e trunk’ne Ma dur d’ Nacht,
er fluecht und sappermentet: „Chrütz und Stern,“
sell hörti wohl der füürig Marcher gern.
Doch wirds em nit so gut; der Engel seit:
„Furt, weidli furt! Do magi nüt dervo!“
Im Wetterleich, sen isch der wiit und breit
doch goht me still si Gang in Gottis G’leit,
und denkt: „Der chönnet bliben oder cho,
ne jede weiß si Weg, und’s Thal isch breit,“
sel isch ’s vernünftigst, und sie lön ein go.
me lauft im Uhverstand den Engle no,
sel isch ene wie Gift und Poperment;
im Augeblick se lön sie alles stoh.
Z’erst sage sie: „Denkwol es isch si Weg,
So sage sie, und wandle still us weg,
und sieder nimmt der füürig Ma ne Schluck.
Doch folgt me witers über Steg und Bort,
wo nummen au der Engel goht und stoht,
du Lappi, wo di Weg nit dure goht!“
Der Marcher muß vora; mit stillem Tritt
der Engel hinterher, und lauft me no,
se sinkt men in e Gülle, ’s fehlt si nit.
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Nei, wart e wenig, ’s chunnt e guti Lehr!
Vergiß mers nit, schribs lieber in e Buch!
Zum Erste sagi: Das walt Gott der Her,
isch alliwil no besser, aß e Fluch.
e christli Gmüeth und ’s Bette zieht sie a;
und wemme meint, me seh ne Marcher cho,
’s isch numme so d’ Laterne vorne dra.
Zum Anderen, und wenn en Ehre-Ma
se loß en mache! Was gohts di denn a?
und los nit, wemme mittem Nochber redt!
Und goht me der us Weg, se lauf nit no!
Gang diner Wege furt in Gottis Gleit!
und ’s git en Unehr; sag i heig ders gseit!