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Der Sommerabend (Hebel, 1803)

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Siehe auch: Der Sommerabend (Werkausgabe 1834)
Textdaten
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Autor: Johann Peter Hebel
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Titel: Der Sommerabend
Untertitel:
aus: Allemannische Gedichte, S. 82–86
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1803
Verlag: Macklots Hofbuchhandlung
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Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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[82]
Der Sommerabend.

     O, lueg doch, wie isch d’ Sunn so müed,
lueg, wie sie d’ Heimeth abezieht!
O lueg, wie Stral um Stral verglimmt,
und wie sie ’s Fazenetli nimmt,

5
e Wülkli, blau mit roth vermüscht,

und wie sie an der Stirne wüscht.

     ’s isch wohr, sie het au übel Zit,
im Summer gar, der Weg isch wit,
und z’ schaffe findt sie überal

10
in Hus und Feld, in Berg und Thal;

’s will alles Liecht und Wärmi ha,
und spricht sie um e Segen a.

[83]

     Meng Blümli het sie usstaffirt,
und mit scharmante Farbe ziert,

15
und mengem Immli z’trinke ge,

und gfrogt: Hesch gnug und witt no meh?
und ’s Chäferli het hinte no
doch au si Tröpfli übercho.

     Meng Some-Chöpfli het sie gsprengt,

20
und ’s zitig Sömli use g’lengt.

Hen d’ Vögel nit bis z’ allerlezt
e Bettles gha, und d’ Schnäbel g’wezt?
Und kein goht hungerig ins Bett,
wo nit si Theil im Chröpfli het.

25
     Und wo am Baum e Chriesi lacht,

se het sie’m rothi Bäckli gmacht;
und wo im Feld en Aehri schwankt,
und wo am Pfohl e Rebe rankt,
se het sie eben abe glengt,

30
und het’s mit Laub und Bluest umhengt.
[84]

     Und uf der Bleichi het sie gschaft
hütie und je us aller Chraft;
der Bleicher het si selber gfreut,
doch hätt’ er nit: Vergelts Gott! gseit;

35
und het e Frau ne Wöschli gha,

se het sie trochnet druf und dra.

     ’s isch weger wohr, und überal
wo d’ Sägesen im ganze Thal
dur Gras und Halme gangen isch,

40
se het sie g’heuet froh und frisch.

Es isch e Sach, by miner Treu,
am Morge Gras und z’obe Heu!

     Drum isch sie jez so sölli müed,
und brucht zum Schlof kei Obe-Lied;

45
kei Wunder, wenn sie schnuft und schwizt,

lueg wie sie dört uf ’s Bergli sizt!
Jez lächlet sie zum lezte mol,
jez seit sie: Schlofet alli wohl!

[85]

     Und d’unten isch sie! B’hüt di Gott!

50
Der Guhl, wo uffem Chilch-Thurn stoht,

het no nit gnug, er bschaut sie no.
Du Wundervitz was gafsch denn so?
Was gilts, sie thut der bald derfür,
und zieht e rothen Umhang[WS 1] für!

55
     Sie duuret ein, die guti Frau,

sie het ihr redli Hus-Chrütz au.
Sie lebt gwiß mittem Ma nit gut,
und chunnt sie heim, nimmt er si Hut;
und was i sag, jez chunnt er bald,

60
dört sizt er scho im Fohre-Wald.


     Er macht so lang, was tribt er echt?
Me meint schier gar er trau nit recht.
Chumm numme, sie isch nümme do,
’s wird alles sy, se schloft sie scho!

65
Jez stoht er uf, er luegt ins Thal,

und ’s Möhnli grüeßt en überal.

[86]

     Denkwol, mer göhn jez au ins Bett,
und wer kei Dorn im Gwiße het,
der brucht zum Schlofen au kei Lied;

70
me wird vom Schaffe selber müed;

und öbbe hemmer Schöchli gmacht,
drum gebis Gott e guti Nacht!




Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Umhaug