Die Marktweiber in der Stadt (Hebel, 1803)
Siehe auch: Die Marktweiber in der Stadt (Werkausgabe 1834) |
I chumm do us ’s Rothshere Hus,
’s isch wohr, ’s sieht proper us;
doch ischs mer, sie heigen o Müeih und Noth
und allerlei schweri Gidanke,
wies eben überal goht.
Jo weger, me meint in der Stadt
seig alles sufer und glatt;
die Here sehn eim so lustig us,
„Chromet jungi Hahne!“
mengmol im pröperste Hus.
Und wemme gchämpft muß ha,
gohts, meini, ehnder no a
do innen ischs zum Bitrüebe;
„Chromet geli Rüebe!“
Sie hen schier alliwil Nacht.
Früeih, wenn der Tag verwacht,
Der lieb Gott, meintme, well selber cho,
er seig scho an der Chrischone,[1]
„Chromet grüni Bohne!“
und chömm jez enanderno.
sie werde so busper und froh,
und singe: „Herr Gott dich loben wir“
und ’s glitzeret ebe z’send ane;
„Chromet jungi Hahne!“
Und faßt e frische Muth,
und denkt: Gott meints jo gut,
sust hätt der Himmel kei Morgeroth;
er willis nummen o üebe;
mer bruche ke Zuckerbrod.
Und innewendig am Thor
se hen sie d’ Umhäng no vor,
’s isch ebe no alles still und tod.
„Chromet schwarzi Chirsi!“
se sehn sie kei Morgeroth.
Drum merke sies selber schier,
und chömme zum Pläsir
im Adler und bym Schwane;
„Chromet jungi Hahne!“
üs stünd jo d’ Stadt wol gut!
Und doch meint so ne Her,
aß üsers gattigs und bschaut ein nit.
es dunkt mi aber, er ir si;
„Chromet süssi Chirsi!“
mer tuuschte wegerli nit.
’s Geld het nit Platz im Trog;
thut üser eim e Büeßli weh,
Verbause sie Dublone,
„Chromet grüni Bohne!“
Was chost en Immis nit?
’s heißt numme: Mul, was witt?
Pastetli, Strübli, Fleisch und Fisch,
und Törtli und Makrone;
der Platz fehlt uffem Tisch.
Und erst der Staat am Lib!
me cha’s nit seh vor Chib.
Jo wedelet numme, d’ Stroß isch breit,
„Chromet zarti Retich!“
i hätt schier gar näumis gseit.
Doch isch eim ’s Herz bitrübt,
se gib em, was em bliebt,
es goht eim wie de Chranke;
„Chromet süssen Anke!“
Was thut me denn dermit?
Und het me Chrütz und Harm,
me het nit viel, und brucht nit viel,
und isch doch sicher vor Diebe;
„Chromet geli Rüebe!“
z’lezt chuunt men o zum Ziel.
He jo, ’s bringt jedi Nacht
e Morgen, und me freut si druf.
Gott het im Himmel Chrone;
„Chromet grüni Bohne!“
Anmerkungen
- ↑ Alte Kirche auf einem Bergrücken.