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Der Ring (Uhland)

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Textdaten
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Autor: Ludwig Uhland
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Titel: Der Ring
Untertitel:
aus: Gedichte von Ludwig Uhland, Seite 258–259
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1815
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
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Originalherkunft:
Quelle: MDZ München = Commons.
Kurzbeschreibung:
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[258]
Der Ring.


Es ging an einem Morgen
Ein Ritter über die Au.
Er dacht’ in bangen Sorgen
An die allerschönste Frau.

5
„Mein werthes Ringlein golden!

Verkünde du mir frei,
Du Pfand von meiner Holden,
Wie steht es mit ihrer Treu?“

Wie er’s betrachten wollte,

10
Vom Finger es ihm sprang,

Das Ringlein hüpft’ und rollte
Den Wiesenrain entlang.

Er will mit schnellen Händen
Es haschen auf der Au,

15
Doch goldne Blumen ihn blenden

Und Gräser, betropft von Thau.

Ein Falk’ es gleich erlauschte,
Der auf der Linde saß,
Vom Wipfel er niederrauschte,

20
Er holt’ es aus dem Gras.
[259]

Mit mächtigem Gefieder
Er in die Luft sich schwang.
Da wollten seine Brüder
Ihm rauben den goldnen Fang.

25
Doch keiner gewann’s von allen,

Das Ringlein fiel aus der Höh’.
Der Ritter sah es fallen
In einen tiefen See.

Die Fischlein hüpften munter,

30
Zu haschen den goldnen Tand;

Das Ringlein sank hinunter,
Bis es den Blicken schwand.

„O Ringlein! auf den Triften,
Da äffen dich Gras und Blum’;

35
O Ringlein! in den Lüften,

Da tragen die Vögel dich um.

O Ringlein! in Wassers Grunde,
Da haschen die Fische dich frei.
Mein Ringlein! ist das die Kunde,

40
Die Kunde von Liebchens Treu?“