Unstern (Uhland)
Unstern, diesem guten Jungen,
Hat es seltsam sich geschickt,
Manches wär’ ihm fast gelungen,
Manches wär’ ihm schier geglückt.
Hätten weihend ihm gelacht,
Wenn die Mutter eine Stunde
Früher ihn zur Welt gebracht.
Waffenruhm und Heldenehre
War doch in dem ganzen Heere
Keiner so von Muth erglüht:
Nur als schon in wilden Wogen
Seine Schaar zum Sturme drang,
Der die Friedensfahne schwang.
Nah ist Unsterns Hochzeitfeier,
Hold und sittig glüht die Braut;
Sieh! da kömmt ein reichrer Freier,
Dennoch hätte die Geraubte
Ihn als Wittwe noch beglückt,
Wäre nicht der Todtgeglaubte
Plötzlich wieder angerückt.
Mit dem Gut der neuen Welt,
Hätte nicht ein Sturm aus Norden
Noch im Port das Schiff zerschellt.
Glücklich war er selbst entschwommen,
Hatte schon den Strand erklommen,
Glitt zurück noch und versank.
In den Himmel, sonder Zweifel,
Würd’ er gleich gekommen seyn,
Just ihm in den Weg hinein.
Teufel meint, es sey die Seele,
Die er eben holen soll,
Packt den Unstern an der Kehle,
Da erscheint ein lichter Engel
Rettend aus dem Nebelduft,
Donnert flugs den schwarzen Bengel
In die tiefste Höllenkluft,
Mit dem armen Unstern zu,
Über gut’ und böse Sterne
Führt er den zur ew’gen Ruh.