Der Käfer (Hebel, 1803)
Siehe auch: Der Käfer (Werkausgabe 1834) |
Der Chäfer fliegt der Jilge zu,
es sizt e schönen Engel dört;
er wirthet gwis mit Blumesaft,
und ’s chostet nit viel, hani ghört.
„Ne Schöpli Alte hätti gern!“
Der Engel seit: „Sel cha nit sy,
sie hen en alle trunke fern.“ –
„Se schenk e Schöpli Neuen i!“ –
Der Chäfer trinkt, und ’s schmekt em wohl;
er frogt: „Was isch mi Schuldigkeit?“
Der Engel seit: „He, ’s chostet nüt!
Doch richtsch mer gern e Gfallen us,
und tragmers gschwind ins Nochbers Hus!“
„Er het zwor selber, was er brucht,
Doch freuts en, und er schickt mer au,
mengmol e Hämpfeli Blumemehl,
Der Chäfer seit: „Jo frili, jo!
Vergelts Gott, wenn de z’friede bisch!“
Druf treit er ’s Mehl ins Nochbers Hus,
wo wieder so en Engel isch.
Gott grüeß di, und er schick der do
au Blumemehl!“ Der Engel seit:
„De hättsch nit chönne juster cho.“
Er ladet ab; der Engel schenkt
Er seit: „Chumm trink eis, wenn de magsch!“
Der Chäfer seit: „Sel cha scho sy!“
Druf fliegt er zu si’m Schätzli heim,
’s wohnt in der nöchste Haselhurst.
Er seit: „Was chani für mi Durst?“
Jez stoht er uf, er nimmts in Arm,
er chüßts, und isch bym Schätzli froh.
Druf leit er si ins Todtebett,
Gell Sepli, ’s dunkt di ordeli!
De hesch au so ne lustig Bluet.
Je, so ne Lebe, liebe Fründ,
es isch wohl für e Thierli gut!