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Das Pfennig-Magazin/Heft 3

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Autor: diverse
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Titel: Heft 3 vom 18. Mai 1833
Untertitel:
aus: Das Pfennig-Magazin
Herausgeber: Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse
Auflage: 100 000
Entstehungsdatum: 1833
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Bossange Vater
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Aus Maois Privatbibliothek digitalisiert durch ngiyaw-eBooks und Commons
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[17]

Das Pfennig-Magazin
der
Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse



No. 3 Erscheint jeden Sonnabend 18. Mai 1833


Der Mond.

Der Mond erleuchtet freundlich unsere finstern Nächte, gießt sein mildes Licht über die schweigenden Fluren aus und ist das nächste Gestirn unserer Erde, welche er auf ihrer jährlichen, mehr als hundert und zwanzig Millionen Meilen langen Reise begleitet. Er läuft gleich der Sonne und den andern Gestirnen täglich einmal, aber nur scheinbar, von Osten nach Westen um die Erde, jedoch wird dieser scheinbare Lauf bloß durch die Umwälzung der Erde um ihre Axe bewirkt. Die zweite Art seiner Bewegung ist nicht scheinbar, sondern wirklich; sie ist so bedeutend, daß er den ganzen Umfang des Himmels oder den Thierkreis in ungefähr 4 Wochen zu durchlaufen scheint. Er geht daher fast täglich eine Stunde später auf und braucht also zu seinem scheinbaren täglichen Laufe um die Erde ungefähr 25 Stunden. Beobachtet man den Mond zu einer Zeit, wo er sehr nahe bei einem besonders hellen und kenntlichen Fixsterne steht, so kann man sein östliches Fortrücken von diesem Sterne schon nach Verlaufe einiger Stunden wahrnehmen. Bei dieser östlichen Fortbewegung durch den Thierkreis bemerkt man übrigens nie, wie bei den Planeten, einen Stillstand in seiner Bahn oder einen Rücklauf, sondern er ist beständig rechtläufig. Während seines vierwöchentlichen Laufes durch den Thierkreis nimmt man an ihm noch eine andere Verschiedenheit in seiner Bewegung wahr: er ändert zu verschiedenen Zeiten seine Höhe am Himmel und steht bald hoch, bald niedrig.

Der Mond weicht auf seiner Bahn von dem Äquator mehr ab, als die Sonne, und ist für die Bewohner der beiden Halbkugeln der Erde äußerst wohlthätig; denn gerade in den langen traurigen Winternächten, sowohl in der nördlichen als in der südlichen Erdhälfte, erreicht er zur Zeit seines Volllichtes seine größte Höhe, und bleibt die ganze Nacht hindurch über dem Horizonte. An den Polen selbst geht er im Winter zu gewissen Zeiten gar nicht unter, und die Polarländer haben ihn also zur Zeit ihrer langen Nacht alle vier [18] Wochen wenigstens zehn bis zwölf Tage lang über dem Horizonte, und zwar gerade, wenn er am hellsten scheint, vom ersten bis zum letzten Viertel. Bloß vom letzten bis zum ersten Viertel, wo er wenig Licht giebt, ist er dort unsichtbar.

Der Mond ist gleich der Erde eine dunkle Kugel, welche ihr Licht von der Sonne empfängt, und die verschiedenen Stellungen und Abwechslungen des Mondlichts lassen sich bloß dadurch erklären, daß man annimmt, der Mond bewege sich in ungefähr 4 Wochen einmal rund um die Erde. Allein wenn man die Sache genauer erwägt, so muß der Mond etwas mehr, als einen Umlauf um die Erde machen, ehe er wieder Neumond wird; denn während seines Laufes um die Erde ist diese selbst beinahe um den zwölften Theil ihrer Bahn um die Sonne fortgerückt und hat daher ihre Stellung gegen diese geändert. Der Mond muß also dieses Stück (im Durchschnitte ungefähr 27 Grade) noch einbringen; es verfließen deshalb von einem Neumonde zum andern ungefähr 29½ Tage (genau genommen 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten und 3 Sekunden), während die Umlaufszeit durch seine Bahn nur ungefähr 27⅓ Tage (genau 27 Tage, 7 Stunden, 43 Minuten und 5 Sekunden) beträgt.

Die größte Entfernung des Mondes von der Erde beläuft sich auf ungefähr 54,681, und die kleinste auf 48,020 Meilen. Sein wahrer Durchmesser beträgt 465, und sein Umfang etwa 1460 Meilen.

Der Mond zeigt uns beständig dieselben dunkeln Flecke, und kehrt uns also immer dieselbe Seite zu. Er macht daher während seines Umlaufs um die Erde eine einmalige Umdrehung um seine eigene Axe; wir bekommen also auf der Erde die von uns abgewandte Seite des Mondes niemals zu Gesichte, indessen lassen uns die Schwankungen des Mondes doch etwas an den Rändern von der von uns abgewandten Seite sehen.

Durch die trefflichen Beobachtungen des Oberamtmanns Dr. Schröter zu Lilienthal im Hannöverschen haben wir von der Mondoberfläche besonders eine genauere Kenntniß bekommen, woraus sich ergiebt, sie gleiche darin der Erdoberfläche, daß sich daraus eben die Abwechslungen von Ebenen, Bergen, Bergketten, Thälern, uranfänglichen und angesetzen Bergen befinden, wie auf der Erde, jedoch nicht ohne beträchtliche Unterschiede. In den hellern Theilen des Mondes zeigt sich die Grenzlinie der Beleuchtung allezeit höckerig und auf verschiedene Art gebogen, woraus sich die Unebenheiten durch Berge und Thäler eben so deutlich als aus andern Umständen ergeben. Die großen dunklen Flächen stellen sich, wenn sie von der Grenzlinie der Beachtung durchschnitten werden, allemal glatt und ohne hervorragende Theile dar. Man ist daher geneigt, sie für Ebenen anzusehen, deren Materie das Sonnenlicht nicht so stark zurück wirft, sondern mehr in sich zieht. Hevel und Riccioli sahen sie aus diesem Grunde für Meere an und legten ihnen Namen derselben bei, allein dieß ist nicht richtig. Huygens nahm in vielen dunklen Flecken des Mondes mit großen Fernrohren Einsenkungen wahr, die Schröter mit seinem Teleskope noch genauer beobachtet hat. In mehrern derselben bemerkte er deutliche Spuren von mehrern horizontal über einander befindlichen Lagen oder Schichten, welche um die Einsenkungen einen gebirgigten Wall bilden. So viel ist gewiß, daß in den Einsenkungen und ihren Wällen wiederum Anhöhen, Thäler, Klüfte und Schichten vorhanden sind, welche aber durch das beste Fernrohr nicht erreicht werden können.

Die Menge der Mondflecken, die sich auf der uns zugekehrten Fläche befinden, ist nicht gering. Schon Riccioli erkannte und benannte 244; durch Schröter aber sind gegen 6000 größere und kleinere bekannt worden.

Einen Ocean oder ein so großes zusammenhängendes Meer, wie die Erde, besitzt der Mond nicht, dagegen aber eine Atmosphäre, die wenigstens 28 Mal feiner ist, als die der Erde, und die die Höhe der großen Mondsgebirge nicht merklich übersteigt. Die geringe Morgen- und Abenddämmerung, welche durch diese Atmosphäre erzeugt wird, kann man an den Hörnerspitzen des Mondes, bald vor oder nach dem Neumonde, am besten sehen. Bei dieser feinen Atmosphäre werden die Bewohner des Mondes den Himmel stets in einer Reinheit und Klarheit sehen, von der wir, von der dichten Erdenluft umgeben, uns kaum einen Begriff machen können.

Die Abbildung, welche wir hier von dem Monde liefern, ist so, wie er sich durch ein Fernrohr zeigt welches die Gegenstände umgekehrt darstellt. Der obere Rand ist gegen Süden, der untere gegen Norden; jener rechts gegen Osten, und der links gegen Westen gerichtet. Man glaubt oft, eine Art von Mann im Monde zu erblicken, allein untersucht man ihn genauer, so bemerkt man keine bestimmte Gestalt.

Der berühmte Cassini hat die Abbildung, die wir hier geben, im Jahre 1692 nach seinen eigenen Beobachtungen stechen lassen. Einige Sternkundige haben den Mondflecken Namen aus der alten Erdkunde gegeben, allein Ricciolo hat sie unter den Namen bezeichnet, welche wir hier mittheilen.[WS 1]

1. Grimaldus.
2. Galileus.
3. Aristarchus.
4. Keplerus.
5. Gassendus.
6. Schikardus.
7. Harpalus.
8. Heraklides.
9. Lansbergius.
10. Reinoldus.
11. Kopernikus.
12. Helikon.
13. Kapuanus.
14. Bullialdus.
15. Eratosthenes.
16. Timocharis.
17. Plato.
18. Archimedes.
19. Insula sinus medii.
20. Pilatus.
21. Tycho.
22. Eudorus.
23. Aristoteles.
24. Manilius.
25. Menelaus.
26. Hermes.
27. Posidonius.
28. Dionysius.
29. Plinius.
30. Teophilus.
31. Frakastorius.
32. Censorinus.
33. Messala.
34. Promontorium Somnii.
35. Proklus.
36. Kleomedes.
37. Snellius, Turnerius.
38. Patavius.
39. Langrenus.
40. Taruntius.
A. Mare Humorum.
B. Mare Nubium.
C. Mare Imbrium.
D. Mare Nectaris.
E. Mare Tranquillitatis.
F. Mare Serenitatis.
G. Mare Foccunditatis.
H. Mare Crisium.

Man sieht also, daß hier die wichtigsten Mondflecken angegeben sind.

Auf dem Monde giebt es nicht Wasser in verhältnißmäßiger Menge. Alle Niederungen (sogenannte Meere) Gruben, Einsenkungen und Rillen zeigen sich trocken. Eben so wenig sieht man Wolken oder wolkenähnliche Gebilde und Nebel. Die Mondsgebirge sind im Fortgange der Zeiten großen Veränderungen unterworfen. Überall sieht man bei den großen Niederungen, Einsenkungen, Gruben, und bei den verschiedenen Ringgebirgen eine bestimmte Kreisform vorherrschen; Gebirgsketten schließen sich an die Kreisbogen der Niederungen und selbst Bergkegel stehen in Rundungen geordnet da.

[19] Betrachtet man die Mondfläche, so ergiebt sich, daß sie große Veränderungen erlitten hat; neuere Gebirge sind entstanden, und ältere mehr und mehr der Zerstörung entgegen gegangen.

Wegen seiner Erdnähe hat man dem Monde einen besondern Einfluß auf die Erde zugeschrieben, und es ist nicht zu leugnen, daß es Erscheinungen giebt, an welchen er einen entschiedenen Antheil hat, z. B. Ebbe und Fluth auf dem Meere. Allein man hat ihm auch Vieles beigelegt, womit er entweder gar nichts zu thun hat, oder wobei sein Einfluß zweifelhaft ist. Von dieser Art sind die Wetterveränderungen, welche mit dem Neu- oder Vollmonde (eigentl. 3 bis 4 Tage darauf) eintreten sollen. Bisweilen mag dieß wohl der Fall seyn, aber so viel ist gewiß, daß sie noch weit öfter zu anderer Zeit erfolgen; daher läßt sich nicht gewiß behaupten, daß es im ersten Falle der Mond sey, der die Veränderung bewirkt. Manche Leute nehmen beim Säen und Pflanzen auf den Mond Rücksicht, aber Viele sind der Meinung, daß dieß ohne Erfolg sey. Daß er auf den menschlichen Körper im gesunden und kranken Zustande keinen Einfluß habe, behaupten mehrere Ärzte und Philosophen, und man hat ihn noch nicht genug beobachtet, um ein Endurtheil darüber zu fällen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Wegen der schlechten Bildqualität der Vorlage konnten nicht mehr allen Namen die entsprechenden Zahlen in der Abbildung Der Mond zugeordnet werden.




Wohlthätigkeitsgesellschaften stiften in der niederländischen Provinz Drenthe Armenkolonien und neben ihnen Bettlerversorgungsanstalten mit Arbeit und Beschäftigung.

Die unbevölkertste der niederländischen Provinzen ist Drenthe. Daher konnten diese Gesellschaften dort am wohlfeilsten unangebautes Land ankaufen, dessen schnelle und gelungene Urbarmachung mit mäßigen Kosten eine Lieblingsidee von dem Bruder des Prinzen von Oranien war; und wird dieselbe in Folge der Revolution in Belgien nicht mehr gepflegt,[1] so erleichtert doch dieses System die kostbare Armenunterhaltung der großen niederländischen Seestädte, deren Wohlhabenheit durch Napoleon’s Reduktion der Nationalschuld auf ein verzinsliches Drittel und durch die Abnahme der Frachtschifffahrt und Magazinirung der Lebensbedürfnisse civilisirter Völker u. s. w. gelitten hat.

Jede Landstelle einer solchen Moor- und Haide-Kolonie hat 1700 Quadratruthen, wovon höchstens bis 200 den Haus- und Hofplatz mit dem Garten einnehmen, 600 Q.Ruthen zu Kartoffeln, 600 andere zum Futter und der Rest zum Fioringras dienen. Der ehrwürdige General von Bosch leitet das ganze Kolonialwesen persönlich, und hat von dem hohen Werthe eines üppigen Graswuchses nahe beim Hause des Anbauers vor allen übrigen Pflanzen in Hinsicht des frühen Futters des Stall- und Milchviehes eben die Überzeugung, als die deutschen Agronomen.

Eine andere richtige Idee der Direktion ist die, daß man sich, je kleiner die Landstelle ist, desto mehr Dünger verschaffen muß, wozu man sich am wohlfeilsten des Kompostes bedient, indem sie mit dem Düngerhofe des Haupthofes jeder besondern Kolonie anfangs die Kolonisten unterstützt.

Dreihundert Quadrat-Ruthen werden abgeplagget und die Plaggen in mehrere Haufen gesetzt. Mit den Plaggen werden gemischt 10 Fuder Straßenkoth, 6 Fuder Pferdemist, 10 Scheffel ungelöschter Kalk, 1000 Pfund gemahlne Knochen oder Stockfischabfall, endlich 500 Pfund Ruß. Man sieht also, daß die Direktion von der richtigen Idee ausgeht, den Anfang der in der gährenden Fäulniß sich zersetzenden Gastheile nicht weiter gehen zu lassen, damit die die Fruchtbarkeit mehr fördernden Auflösungen der Düngungen nicht in die Atmosphäre, sondern in den Boden für die Gräser und Kulturpflanzen übergehen. Die Haufen werden oft umgestochen, und bei jedem Umstechen empfängt der Haufe eine neue Beigabe von Kalk. Von der übrigen Haide wird der 4te Theil abgeplagget und nachher verbrannt. Hat der Boden keinen Torf, so nimmt man auch noch Asche zu Hülfe auf dem Felde, welche die verbrannte Haide düngt, und mischt, wenn er nahe zu haben ist, Ton bei, vermeidet aber sehr, bis man viel Dünger gewonnen hat, viel Ortstein aus dem Untergrunde an die Oberfläche zu bringen.

Jede Arbeit wird dem Kolonisten bezahlt oder gutgeschrieben und jede Lieferung berechnet, bis er zum eigenthümlichen Besitze gelangt ist, nach Erstattung der Vorschüsse.

Jede Kolonie besitzt ihr eignes Haus und, dem Befinden des Kolonisten und der Direktion gemäß, die Versorgung von Waisen oder andern Personen mit Nahrung, Kleidung und Arbeit. Ferner hat jede Kolonie eine gute Schule, und eine Zahl Kolonistengemeinden zusammen eine Kirche. Alles Land ist sorgfältig eingefriedigt und die alten Gemeinden haben schon sehr viel Vieh. Für Alles ist gesorgt, nur noch nicht für hinreichende Baumpflanzung zur Fütterung der Thiere mit Laub, zum Brennstoffe und zur Verbesserung der Luft. Letzteres ist um so nöthiger, da wegen mangelnder Bäume und zu vieler Stockung stillstehenden Wassers seit 1826 das gröninger Marschfieber eine jährliche Plage aller niederländischen Provinzen und Nordwestdeutschlands bis Flensburg im Norden und Peina bei Hildesheim im Süden und Osten geworden ist.

Man rechnet, daß die Regierung an den an Deutschland gränzenden Provinzen auf dem noch als Haide, Moor und Gemeinheit liegenden Lande 60,000 bis 100,000 solcher Familienstellen stiften kann, auch daß alsdann die nördlichen Niederlande so viel Getraide, Hanf und Flachs bauen werden, als sie bedürfen, was bisher nicht der Fall war.


  1. Diese Armenkolonien sind nach den neuesten Nachrichten fast ganz wieder eingegangen.




Der Papiernautilus (nautilus argo oder papyraceus).

Dieser Nautilus führt seinen Namen mit Recht; denn seine Schaale ist fast so dünn, wie ein Blatt halbdurchsichtigen Papiers. Er gehört zu dem Geschlechte der Schiffsboote, deren man nur vier Arten kennt. Ihre Gehäuse sind sehr dünn, flach gewunden, und haben bloß eine Kammer. Der Rücken der Schaale heißt der Kiel und ihr Bewohner ist ein sogenannter Dintenwurm, der, soviel man weiß, mit keinem Theile seines Körpers an seiner Wohnung angewachsen ist. Er hat einen dicken Kopf, acht mit einer zarten Haut umgebene Theile, die man für Füße ansehen kann, zwei Augen und einen schwarzen, in dem weichen Fleische verborgen liegenden Schnabel. In ihrer Lebensart haben diese Thiere das mit den Nautilen gemein, daß sie sich, wie diese, oft auf die Oberfläche erheben, indem sie das eingenommene Wasser auspumpen, dadurch ihr Haus [20] erleichtern, und auf dem Meere, wie ein Fahrzeug, umher segeln. Vermittelst der fußähnlichen Theile kriechen sie, wenn sie sich mit umgewandter Schaale unten auf dem Grunde des Meeres befinden, umher. Dieß merkwürdige Geschöpf ist also zugleich der Erbauer und Leiter seiner kleinen Barke, welche in der That ein Meisterstück ist, und vielleicht den Menschen die erste Idee zum Schiffbaue gegeben hat.

Der Papiernautilus

Die weiße Schaale des Papiernautilus, die bisweilen mit einigen feinen schwärzlichen Linien bezeichnet ist, ist leicht und zerbrechlich und bis einen Fuß lang. Ein französischer Naturforscher hatte auf einer Fahrt auf dem mittelländischen Meere Gelegenheit, mehrere Hundert Papiernautilen zu beobachten, welche um sein Schiff herum manoeuvrirten, aber er konnte keinen Einzigen fangen, so aufmerksam sind sie auf Alles, was um sie herum vorgeht und so schnell entwischen sie der Hand, die sie fangen will. Die Naturgeschichte dieses Thieres ist jedoch noch nicht genug bekannt; man hat es immer nur beobachtet, wenn es vollkommen entwickelt und alle seine Fähigkeiten zu gebrauchen im Stande war. Die Individuen, die man beschrieben hat, waren beinahe insgesammt von einerlei Größe. Es ist also noch nöthig, in die Geheimnisse der Erzeugung dieser Thiere und ihres allmäligen Wachsthums einzudringen.




Der Zebra. (Equus Zebra).

Der Zebra hält sich in vielen Gegenden von Südafrika und in dem Innern dieses Festlandes auf und bewohnt das Vorgebirge der guten Hoffnung, Congo, Angola und von da bis nach Habesch hin. Er gehört zum Pferdegeschlechte, und hat ganz das Ansehen und die Bildung eines Pferdes, ist aber kleiner, und ungefähr so groß wie das Maulthier. Sein Kopf hat mehr Ähnlichkeit mit dem Kopfe des Esels, als des Pferdes; das Maul ist etwas dick, die Ohren sind lang; der Schwanz ist nur am Ende mit einem Büschel langer Haare versehen.

Der Zebra ist unstreitig Eines der schönsten Säugethiere. Die regelmäßigen, am Kopfe und Leibe herabwärtslaufenden braunen Streifen auf blaßgelblichweißem Grunde geben ihm ein ungemein zierliches Ansehen. Die Beine und Schenkel sind kreuzweise auf die nämliche Art gezeichnet, wie der übrige Körper gestreift ist. Er ist sehr menschenscheu und hält sich am Liebsten in unbewohnten Wüsten auf. Sobald er einen Menschen nur in der Ferne erblickt, entflieht er in die Wälder.

Die Zebra’s leben in Heerden beisammen und weiden wie die Pferde, welche mit ihnen gleiche Nahrung haben. Sie sind so wild und unbändig, daß man sie nur mit großer Mühe zähmen kann. Vormals glaubte man, sie ließen sich weder zum Ziehen noch zum Reiten brauchen, allein neuere Versuche haben das Gegentheil gelehrt, nur muß man Geduld haben. Der bekannte Reisende Levaillant setzte sich auf einen eben erst gefangenen Zebra; anfänglich geberdete er sich wie ein wildes Pferd, aber nach und nach ging er gut. Ihre Zähmung wird großen Vortheil für die Afrikaner gewähren; sie laufen ungemein schnell, nehmen mit schlechterm Futter vorlieb, als die Pferde und wiehern wie diese. Sie einzufangen, kostet jedoch viele Mühe, gewöhnlich ertappt man die Jungen, die noch unerfahren sind, am Ersten und diese bequemen sich auch eher zur Gefangenschaft.

Der englische Reisende Barrow sah bei dem Landdrosten von Swellendam auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung einen weiblichen und männlichen Zebra, welche beide, so lange sie jung gewesen und gewartet worden, sanft und gelehrig gewesen seyn sollen, allein durch Vernachlässigung, und wahrscheinlich auch, weil man sie quälte, sehr falsch geworden waren. Ein englischer Dragoner bestand durchaus darauf, auf dem Weibchen reiten zu wollen. Er setzte sich daher auf dasselbe, allein es schlug hinten aus, stürzte nieder und blieb liegen. Dieß half ihm nichts; der Dragoner blieb sitzen. Endlich wurde es wild, sprang vom hohen Flußufer hinunter und warf ihn ins Wasser; allein da er sich am Zügel fest hielt, so hatte es ihn nicht sobald wieder ans Ufer gezogen, als es ruhig zu ihm hinging, den Kopf nach seinem Gesichte streckte und ihm ein Ohr abbiß.

In Afrika ißt man das Zebrafleisch, und die Felle der Zebra’s heißen in Europa bei den Kürschnern Seepferdfelle.

Der Zebra.




Die Hauptkirche zu Rouen in Frankreich.

Rouen ist die Hauptstadt des Departements der Niederseine mit 90,000 Einwohnern, welche einen sehr beträchtlichen Handel treiben, weil die Fluth der Seine bis zur Stadt hinauf steigt, und daher die Schiffe aus dem Meere bis an dieselbe gelangen können. Unter ihren Gebäuden zeichnet sich vorzüglich die sehr alte Hauptkirche aus, von der wir hier eine Abbildung liefern. Gänzlich vollendet wurde dieselbe erst zu Anfange des 13. Jahrhunderts. Seit dieser [21] Zeit haben Ausbesserungen und Veränderungen, welche man im Innern und Äußern derselben vorgenommen hat, einen großen Einfluß auf ihre Bauart gehabt, welche zur gemischten, und unter die verschiedenen gothischen Systeme des 13., 14., 15. und 16. Jahrhunderts gehört.

Der St. Romanusthurm, dessen Grundlage in sehr entfernte Zeiten zurückzugehen scheint, ist 230 Fuß hoch. Ihm gegenüber steht ein anderer, ebenfalls hoher Thurm, welcher der Butterthurm (Tour de Beurre) heißt, weil er von dem Gelde erbauet seyn soll, das die Einwohner für die Erlaubniß bezahlen mußten, in den Fasten Butter zu essen. In diesem Thurme befand sich die berühmte Glocke, Georg von Amboise (Georges d’Amboise) genannt, welche nach der Behauptung des Astronomen Lalande 35,000 Pfund wog. Ihr Durchmesser betrug nach dem Pater Mersenne 8 Fuß 3 Zoll und ihr Klöppel wog 1838 Pfund. Sie wurde im Jahre 1501 gegossen. Während der Revolution hat man diese Glocke zerschlagen, eingeschmolzen und in Münze verwandelt.

Im Innern beträgt die Länge der Kirche von der großen Hauptthüre an bis in den Hintergrund der Kapelle der Jungfrau Mariä 408 Fuß; diese Kapelle ist 88, der Chor 110 und das Schiff 210 Fuß lang. Die Breite des Schiffs beträgt ohne die Nebenseiten 27, und die Höhe 84 Fuß. Die Nebenseiten haben nebst den Kapellen jede 28 Fuß Breite, und 42 Fuß Höhe. Der Kreuzstock von dem Portal der Buchhändler bis zu jenem der Calande ist 164 Fuß lang. In der Mitte befindet sich unter dem Schlußsteine die 160 Fuß hohe durchbrochene Haube, auf 4 großen Pfeilern ruhend, wovon jeder 38 Fuß im Umfange hat und, aus 30 Säulen bestehend, die bündelartig zusammengestellt sind. Noch giebt es vier und dreißig Hauptpfeiler, nämlich: zehn auf jeder Seite des Schiffs, neun Fuß zehn Zoll von einander entfernt, und vierzehn für den Chor. Diese haben eine runde Gestalt und keinen so großen Durchmesser als die andern, so daß der Chor ungefähr vier Fuß größer als das Schiff ist. Der ganze inwendige Raum der Kirche wird von 131 Fenstern erleuchtet.

Die Hauptkirche zu Rouen in Frankreich.

Im Jahre 1822 schlug der Blitz in die Kirche, und steckte die Thurmspitze und das Dach in Brand. Dieß geschah am 14. Septbr. um 5 Uhr Morgens, wo der Blitz die Spitze der Pyramide Robert Becquet traf, mit seinem gewöhnlichen Ungestüm schneckenförmig um sie herumlief, und sich im untern Teile der Säulenreihen zu verlieren schien.

Der Brand zeigte sich anfänglich an der Grundlage der Turmspitze, und sein scheinbarer Heerd brachte äußerlich kaum die Wirkung einer kleinen Laterne hervor. Wenige Augenblicke nach dem Donnerschlage kam eine zahllose Menge von Nachtvögeln und Dohlen aus dem Turme in großen Säulen unter einem gewaltigen Geschrei durch alle Öffnungen heraus. Die Menge der Vögel, welche in dem steinernen Turme ihren Aufenthalt hatten, war so groß, daß die steinerne Treppe, welche nach der Turmspitze ging, an ihrem dunkelsten Teile ganz mit ihren Knochen und mit den Gebeinen derer bedeckt war, welche die Sperber und andere Raubvögel zu ihrer Beute gemacht hatten. Das Holzwerk war an mehrern Stellen voller Vogelnester, und allenthalben lagen Strohhalme, Wolle, Baumwolle und andere brennbare Stoffe herum, welche augenblicklich durch den Blitz in Brand gesetzt werden mußten.

Von allen Seiten eilte man zum Löschen herbei, allein die große Höhe und das Sprühen der Funken, so wie die Rauchwirbel machten dieß unmöglich; die Herbeigeeilten mußten müßige Zuschauer bleiben. Um 7 Uhr neigte sich die ganze 108 Fuß hohe Turmspitze auf die Seite und stürzte endlich auf ein Haus herab, das sie gänzlich zertrümmerte.

Das Feuer gewährte nunmehr das fürchterlichste Schauspiel; es breitete sich jetzt mit der größten Wuth aus, und zwischen acht und neun Uhr blieb oberhalb des steinernen Turmes nichts weiter übrig, als ein großer Scheiterhaufen, in dessen Mitte Metallströme kochten, welche die steinernen Dachrinnen in glühendheißen Stürzen von sich warfen.

[22] Die Feuersbrunst breitete sich immer weiter aus, und verzehrte das Holzwerk des Dachs mit solcher Schnelligkeit, daß gegen 9 Uhr das ganze Dach des Chors und die Dächer des Kreuzstocks nebst dem dritten Teile des Dachs des Schiffs zusammenstürzten. Erst nach mehrern Tagen wurde man völlig Meister des Feuers, und man konnte die Erhaltung des verstümmelten Hauptgebäudes, Eines der schönsten Denkmäler der gothischen Baukunst, sichern.

Seit diesem Brande war die Stadt Rouen gewissermaßen entstellt, weil sie Eine ihrer schönsten Zierden verloren hatte; allein jetzt sucht man dieses Denkmal der Vorzeit wieder aufzubauen, und man ist mit dieser Arbeit schon weit vorgerückt. Der Baumeister, der dasselbe wiederherstellt, heißt Alavoine.




St. Kilda.

Hat man von Eldorado gehört? von der glücklichen Felseninsel? Gewiß, und mit Unmuth Beide als Mährchen kennen gelernt. Immerhin! Eldorado ward von Abentheuern aller Nationen gesucht, weil sie das Glück in den Besitz vielen Geldes setzten. Da würden sie sich getäuscht haben, wenn sie es auch gefunden hätten. Aber es giebt ein anderes Eldorado. Wenigstens existirte es noch vor etwa 40 Jahren; es giebt eine Insel, wo Genügsamkeit, Zufriedenheit, Gesundheit und alles, was zum Leben schlechterdings nothwendig ist, im reichsten Maaße angetroffen wird und wo man daher das Leben verwirklicht sieht, das so viele Dichter nur in ihrer Phantasie zu finden wußten. Das glückliche Eiland ist

St. Kilda,

Eine der Hebrideninseln, in der Nähe von Schottland. Auf ihr, die nicht größer als fünf englische Meilen, ohne Bäume, ohne Gesträuche, sogar von Basaltfelsen umgeben ist, die, 150–200 Klaftern hoch, eben so viel Bollwerke gegen die Wogen des brüllenden, schäumenden Weltmeeres sind, wohnten vor 40 Jahren, vielleicht noch jetzt, in glücklicher Einfalt 180 Menschen (jetzt soll sie nur 80 haben), denen der Ocean die Gränze der Welt war, von denen nur selten Einer nach einer benachbarten Insel und fast nie hinüber nach Schottland kam. In niedrigen, aus Steinen erbaueten, mit Schilfe gedeckten Hütten, auf Stroh gebettet, in Schaafpelze gehüllt, oder in lederne Jacken gekleidet, leben sie von Vögeln, deren Menge oft die Luft verfinstert, die sie zu Tausenden tödten; von Eiern, die sie zu Hunderttausenden finden, von frischen Kräutern, Gersten- und Haferbrod. Rind- und Schaaffleisch ist ein Leckerbissen; Salz und Gewürze sind ganz unbekannt. Haferbier vertritt die Stelle von Wein und Cyder, Branntwein und allen andern geistigen Getränken; doch das reinste Felsenquellwasser ist das gewöhnlichste, alltägliche Getränk.

Mit Schönheit ausgestattet, blühend roth und blendend weiß, stark, wie keiner der Nachbarn, kannten die Bewohner keine Krankheit. Arbeit hatten sie nicht, doch gruben sie ihr Feld; Fisch- und Vogelfang war ihnen Sache des Vergnügens, der Kunst, der Fertigkeit, der Geschicklichkeit, und keine saure Arbeit.

Steil und senkrecht sind die Felsen, wo die Vögel nisten, schauerlich stehen die Spalten jähe von einander gerissen, und tobend sausen die Wogen des brandenden Meeres umher. Immer mit dem Tode kämpfend, fahren die Einwohner kühn an diesen Wänden mit Hülfe von Säcken herunter, springen von einem Abgrunde zum andern und erklimmen diese, sich mit Händen und Füßen und Knieen und Ellenbogen anhaltend und stützend. Der Jüngling sucht sich wetteifernd vor den Andern auszuzeichnen, und wagt sich von einem Felsen zum andern, wo kaum die Zehe, geschweige der Fuß Platz finden kann.

Eine einzige Felsenschlucht bildet den Landungsplatz zu dieser Insel, welche daher der freieste Staat ist, den man sich Denken kann; denn welche Flotte sollte hier vor Anker legen, die den Brandungen Trotz bieten könnte? Altes Herkommen bestimmt, was der Herr der Insel, ein Lord Mac-Leod, fordern darf. Er sendet jährlich einmal einen Voigt dahin, um einen kleinen Tribut zu erheben und empfängt von Zeit zu Zeit einige Deputirte, die ihn für größer, als den ersten Monarchen halten und daheim von nichts zu erzählen wissen, als wie derselbe reiten könne, und wie er Glasfenster und Fernröhre und Bäume und Wälder habe; Dinge, die ihnen das Wunderbarste sind. Menschen von solcher Denkungsart, von so wenig Bedürfnissen, kennen wenig Gesetze, haben keinen zu fürchten. So sicher ist England vor auswärtigen Feinden nicht, als dieß kleine unbekannte Eiland hinter seinen himmelhohen Felsen.

Wie das Alles jetzt ist, wissen wir nicht. Wer reiset wohl nach dieser Insel, wo es nichts zu lernen giebt, als wie man glücklich sey in der Zufriedenheit, wo es nichts zu sehen giebt, als glückliche Menschen? Seit 1782 bis 1790 hat sie Niemand besucht oder wenigstens nichts darüber bekannt gemacht. Wer weiß, ob sich seitdem nicht auch hier die Unzufriedenheit einschlich. Aber es war hier doch ein glückliches Arkadien, das goldne Zeitalter, und nur Eines fehlte den Bewohnern der Insel, um sie zum glücklichsten Volke zu machen: das Bewußtsein ihres Glücks, der Gedanke, daß Gold und Silber nichts gegen Zufriedenheit, Genügsamkeit und Freiheit sind. Sie übten ihn praktisch, ohne ihn mit Worten abzusprechen. Die Gesegneten!




Die Kunst, reich zu werden.

So schwer auch diese Kunst ist, und so Wenige darin Meister sind, so haben doch der berühmte Franklin und einige Andere treffliche Lehren darüber gegeben, die man nicht genug beherzigen kann; allein andere Zeiten erfordern andere Regeln, und mit der Denkart ändert sich der Weg zum Reichthume. Sparsamkeit ist zu allen Zeiten nützlich; wer zweckmäßig spart, der beweiset Verstand und Einsicht, aber mit dem Sparen reicht man in Zeiten nicht aus, wo der Erwerb so mißlich und sauer ist als jetzt. Man muß mehr arbeiten, und dabei mehr Geschicklichkeit beweisen als sonst; wer nicht fleißig ist, und sein Geschäft gründlich versteht, der wird von Andern, die emsiger und geschickter sind, um Arbeit und Brod gebracht. Man muß seine Arbeiten wohlfeil liefern, und diese müssen eben so geschmackvoll als zweckmäßig seyn, wenn man Käufer anlocken will. Wohlfeilheit veranlaßt einen schnellen Umsatz und gute Waare zaubert Kunden herbei, die man nicht leicht verliert. Man vermeide daher alle unnöthigen Ausgaben, arbeite emsig, verständig und länger, und der erworbene Pfennig wird für den bald zum Groschen, der klug zu sparen versteht. Die Sparsamkeit ist eine Glück und Ansehen fördernde Tugend, und unterscheidet sich eben so sehr von der Knickerei, als von der Verschwendung. Ein Groschen, ein Taler, zweckdienlich angewandt, bringt Wohlstand und Segen ins Haus.

[23] Mit der Sparsamkeit, der Geschicklichkeit und dem Fleiße verbinde man Ordnungsliebe. Alles zur rechten Zeit und an der rechten Stelle gethan, fördert jede Arbeit, sichert ihr Gelingen, und macht Freunde. Ordnung verräth Verstand, und durch diesen führt man fast jedes reiflich durchdachte Unternehmen glücklich aus. Wer die Ordnung liebt, der gewinnt an Zeit, wie an Zufriedenheit. Sie verhütet viel Ungemach, in das sich der Unordentliche stürzt.

Man bleibe auf seiner Lebensbahn, mag man ein Geschäft betreiben, welches man will, nie still stehen, vermehre stets seine Einsichten, vervollkommene sie, und man liefert Arbeiten, die zugleich nähren, und ehren. Im Menschenleben bleibt nichts dasselbe, Alles schreitet vorwärts zum Besseren. Daher ist es Torheit, zu wahnen, man habe in seinem Fache den höchsten Gipfel der Vollkommenheit erreicht. Das Bessermachen sey Grundsatz, und wer das Beste liefert, der erhält den meisten Gewinn.

Wer reich werden will, der besuche nicht jeden Tag öffentliche Örter, wo Müßiggang, Prunk und Genuß schwere Ausgaben verursachen. Man darbe sich nicht das Nothwendige ab, aber man vermeide auch Üppigkeit und Verschwendung. Man bleibe zu Hause, und arbeite Morgens und Abends eine Stunde länger, als gewöhnlich, und reichlicher Lohn vergilt die aufgewandte Mühe. Luxus stürzt ins Verderben und blendet nur die Kurzsichtigen. Weise Sparsamkeit erwirbt sich die Achtung des Biedermanns und im Nothfalle reicht dieser dem fleißigen gern seine helfende Hand.

Kaufe, was du nicht nöthig hast und du wirst bald verkaufen müssen, was dir unentbehrlich ist. Viele haben sich durch nichts Anderes zu Grunde gerichtet, als durch ihr wohlfeiles Einkaufen. Die Eitelkeit ist eine Bettlerin, die eben so dringend als die Armuth, aber noch weit unverschämter ist.

Man gewöhne sich frühzeitig an den Gedanken, daß das Leben von der Wiege bis zum Grabe eine Erziehungs- und Prüfungsschule ist, und wer Gott fest vertrauet, der läßt in der Noth den Muth nicht sinken. Entschlossen beginnt er sein Werk, setzt es getrost fort und erfüllt gewissenhaft seine Pflicht. Der Mensch ist weder zum Glücke noch zum Unglücke geboren; er soll alle Kräfte seines Körpers und Geistes zweckmäßig ausbilden, verständig brauchen und tugendhaft leben. Wer dieses Ziel immer vor Augen behält, der erwartet nicht vom blinden Geschicke, was er sich durch Fleiß, Einsicht, Muth, Gottvertrauen selbst verschaffen kann.




Goldene Lehren.

Nebst Franklin und Montaigne liefert Niemand so treffliche Lehren für das Leben als Kant, der vorzüglich reich daran in seiner erst 1831 erschienenen Menschenkunde ist, aus der wir hier Einiges mittheilen wollen. Jemand fragte: ob die Bauern, wenn sie aufgeklärt würden, wohl zu regieren seyen. „O, ja! Leute, die Vernunft haben, sind besser zu regieren, als die Unwissenden und Rohen, und je klüger die Bauern sind, desto besser werden sie regiert werden können.“ Reiche Unterthanen sind leichter zu regieren, als Arme; denn die Armen wagen, weil sie nicht viel oder nichts haben, Alles; die Reichen aber leben lieber ruhig und gemächlich. Überhaupt macht die Aufklärung des Verstandes die Menschen gut gesinnt.

Der Betrüger scheint klüger zu sein, als der Betrogene, und man hält diesen gewöhnlich für dumm, aber dieß ist falsch; denn der Kluge wird oft vom Dummen betrogen. Der Kluge hat Zutrauen zu dem Dummen und dieser macht ihm Blendwerke vor, und da jener bloß aus Rechtschaffenheit in Andere kein Mißtrauen setzt, so kann der Klügste hintergangen werden.

Die Sorglosigkeit ist das Glück roher, ungebildeter Menschen, und sie mögen es wirklich besser haben als die, welche auf die Zukunft Vorbereitung treffen die noch ungewiß ist, und sich also das Leben sauer machen, weil sie künftige Plagen in den gegenwärtigen Genuß mischen. Daher ist es eine Hauptmaxime: man muß im Leben nichts Großes weder in Ansehung des Glücks noch des Unglücks erwarten. An beide gewöhnt sich der Mensch, so daß ihm mit der Zeit das Übel gewohnt und das Glück unschmackhaft wird.

Dem Menschengeschlecht ist nicht anders zu helfen, als daß es über Alles urtheilt, und so seine Ideen verbessert.

Der gesunde Menschenverstand ist sehr brauchbar und nützlich, aber man muß auch dafür sorgen, daß der gesunde Verstand immer gesund bleibt. Dieß geschieht durch gute Grundsätze. Der gesunde Verstand ist ohne sie sehr leicht zu verführen; man muß also wissen, ihn vor Verführung zu schützen.




Der Kampf des weißköpfigen Adlers und des Fischaars.

Am Rande des Wasserfalles des Niagara, auf dem Sande und in den Felsenritzen, spähen zahlreiche Raubvögel die Fische auf dem Strome, welche auf dessen Oberfläche spielen, oder die Schaaren von Eichhörnchen, Damhirschen und Bären aus, welche oberhalb des Wasserfalls durch den Fluß zu kommen versuchen, aber, von der Schnelligkeit des Stromes mit fortgerissen, in den Abgrund gezogen werden.

Hier finden alle Raubvögel ohne Mühe eine reichliche Nahrung, allein die geschicktesten und stärksten darunter haben oft einen gewandtern und stärkern Feind, dessen Blick alle ihre Bewegungen beobachtet, und sie in stetem Schrecken erhält. Dieser Feind ist der weißköpfige Adler.

Der weißköpfige Adler lebt unter allen Breitengraden, geht an allen Orten auf Beute aus, ob ihn schon sein Geschmack an Fischen öfters an den Meeresstrand lockt, und erträgt sowohl die strengste Kälte, als die größte Sonnenhitze. Man hat ihn mitten in Wolken schweben sehen, aus denen Blitze schossen. Aus den hohen, ewig kalten Regionen der Atmosphäre überschauet er mit einem Blicke die ungeheuere Ausdehnung der Wälder, der Seen, und des Ozeans, wählt für seinen Flug ein Ziel, und stürzt in einem Augenblicke nach Belieben an Einem der Enden der Erdkugel mitten im Sommer oder Winter herab.

Wenn er auf dem Gipfel eines ungeheuer hohen Baumes verweilt, der fernhin die Erde und das Wasser beherrscht, so beobachtet er stolz und ruhig die verschiedenen Bewegungen der Raubvögel der zweiten Ordnung unten, z. B. der Möven, der Strandläufer, der Kraniche, der Raben; allein wenn er den Fischaar (Pandion Haliaetus Savigny) entdeckt, so belebt sich sein Auge, sein Hals verlängert, seine Federn sträuben, seine Flügel breiten sich halb aus, und zittern vor Erwartung.

Das Rauschen, das der Fischaar bei seinem Fluge macht, welcher mit der Schnelligkeit des Pfeils herab steigt, berührt sein Ohr; er sieht, wie er den Meeresschaum aufregt, bald wieder in die Höhe steigt und mit Freuden- und Siegesgeschrei einen Fisch trägt, der sich vergebens zwischen seinen Krallen sträubt. Dieses [24] Freudengeschrei ist die Losung, welche der weißköpfige Adler erwartet: er stürzt sich herab, verfolgt und berührt den Fischaar, der voller Schrecken seine Schnelligkeit verdoppelt. Beide steigen in den Lüften in die Höhe, durchkreuzen sie in tausend verschiedenen Wendungen, beschreiben zwischen Erde und Himmel Kreise, Knoten, zahllose Schlangenlinien, bis der ermüdete Fischaar seine Beute mit einem Schrei der Verzweiflung fahren läßt. Einen Augenblick bleibt der Adler unbeweglich, rafft dann alle seine Kräfte zusammen, schießt in gerader Linie vorwärts, und faßt den blutigen Fisch, ehe er noch die Oberfläche des Wassers berührt.

Der Kampf des weißköpfigen Adlers und des Fischaars.

Dieser Kampf des weißköpfigen Adlers und des Fischaars ist nicht bloß an den Ufern des Niagara’s ein gewöhnliches Schauspiel, sondern auch an allen steilen oder öden Küsten; er findet von Georgien bis Neuengland Statt. Die Schnelligkeit, die Stärke und die Geschicklichkeit der beiden Gegner erregen jederzeit das größte Interesse, und man fühlt zuletzt eine Art von Unwillen, wenn man den Adler den Sieg davon tragen sieht, der sich in der alten und neuen Welt aufhält.




Die Zeit, welche die Bezahlung der Abgaben in Großbritannien und Irland und in Frankreich durch Arbeit erfordert.

Die englischen Staatswirthschaftslehrer nehmen den Gesammtertrag von Großbritannien und Irland ohne die Kolonien zu 8 Milliarden Fr. (2 Milliarden Thlr.) an. Die Staatsabgaben betragen 1 Milliarde und 600 Millionen; die örtlichen Abgaben mit Einschluß der Armentaxe beläuft sich auf 400 Millionen; die Steuerpflichtigen müssen also jährlich 2 Milliarden zahlen. Nimmt man an, daß Jemand im Durchschnitte wegen Krankheiten und anderer Ursachen täglich nur 8 Stunden arbeiten kann, so braucht er von diesen 8 Stunden 2 Stunden, um die Abgaben zu entrichten; denn von seinem Einkommen muß er den vierten Theil an die Steuereinnehmer abgeben.

Frankreich, dessen Ertrag jährlich 9 Milliarden ausmacht, hat ein jährliches Budget von 1200 Millionen, was nebst 300 Mill. Gemeinde-Abgaben die Summe von 1500 Millionen beträgt. Nimmt man also an, daß ein Franzose täglich auch 8 Stunden arbeitet, so braucht er zur Bezahlung seiner Abgaben täglich nur 1 Stunde und 20 Minuten zu arbeiten; bloß der sechste Teil seiner Zeit ist hierzu erforderlich.




Fester Sinn in Vollziehung seiner Pläne.

Ein englischer Oberster, Chartres, war Einer der abgefeimtesten Schurken, hatte auf manchem unredlichen Wege Reichthum erworben, und pflegte zu sagen: die Tugend hat für mich keinen Werth; aber ich möchte viel darum geben, wenn ich einen so beharrlichen Charakter hätte, um mich durch nichts von dem, was ich einmal beschlossen habe, abwendig machen zu lassen. Wenn also selbst ein Bösewicht einen festen Charakter schätzt, so muß es noch mehr Pflicht der tugendhaften Menschen seyn, sich eine solche Beharrlichkeit in edlen Entschlüssen eigen zu machen zum Besten ihres Selbst, ihrer Mitbürger und der guten, geprüften Absichten.




Woche.

18. Mai 1745. Geheime Übereinkunft zu Leipzig zwischen der Kaiserin Maria Theresia, Königin von Ungarn und Böhmen, und zwischen Polen und Chursachsen über die eventuelle Teilung Schlesiens und andere Eroberungen von Preußen.

19. Mai 1792. Polen hatte sich im vorigen Jahre eine neue Verfassung gegeben, aber Rußland wollte dieß nicht gestatten; es drang auf Herstellung der vorigen Regierungsform und ließ an diesem Tage seine Truppen bei Mohilew über den Dniester gehen und in Polen einrücken.

20. Mai 1775. Die nordamerikanischen Staaten vereinigen sich zu einem Staatsbunde gegen Großbritannien.

21. Mai 1813. Den 20. Mai eroberten die Franzosen Bautzen und den 21. fiel die Schlacht bei Wurschen vor, wo um 3 Uhr Nachmittags die Preußen und Russen die Schlacht abbrachen, sich vom Schlachtfelde in geordneten Kolonnen zurückzogen, und den Franzosen den Sieg überließen.

22. Mai 1790. Die französische konstituirende Versammlung beschloß, daß das Recht über Krieg und Frieden der Nation zustehe, daß diese aber allen Eroberungen entsage; indessen veränderte sie den 24. Mai diesen Beschluß dahin, daß die Nation keinen Eroberungskrieg führen wolle.

23. Mai 1787. Die Kaiserin von Rußland Katharina II., kommt mit dem deutschen Kaiser Joseph II. zu Cherson in der Krimm zusammen.

24. Mai 1794. Der französische Nationalkonvent beschließt, daß den Engländern und Hannoveranern kein Pardon gegeben werden solle.




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