BLKÖ:Zingerle, Pius
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 60 (1891), ab Seite: 151. (Quelle) | |||
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Joseph Thomas [siehe diesen S. 150], machte er seine ersten Studien daselbst und zu Innsbruck, worauf er 1818, 17 Jahre alt, in das in der Nähe von Meran gelegene Benedictinerstift Marienberg eintrat. In demselben beendete er die theologischen Studien und erlangte 1834 die Priesterweihe. Zunächst wirkte er in der Seelsorge als Cooperator zu Platt im Passeyerthal. Aber schon damals versenkte er sich neben dem Studium der classischen Sprachen auch in jenes der orientalischen, und zwar des Syrischen, Persischen und Arabischen. Aus der Seelsorge wurde er an das von Benedictinern besetzte Meraner Gymnasium berufen, an welchem er bis 1837 thätig war, worauf er wieder in die Seelsorge als Vicar nach St. Martin im Passeyerthale abging. Von dort nach zwei Jahren als Humanitätsprofessor nach Meran berufen, befreundete er sich daselbst mit Beda Weber und Adalbert Jäger. In dieser Stellung hatte er ein Vierteljahrhundert gewirkt, als er 1862 einem Rufe des Papstes Pius IX. als Professor der orientalischen Sprachen an der Sapienza in Rom folgte. Später wurde er daselbst Consultor für orientalische Angelegenheiten und Scriptor der vaticanischen Bibliothek. In derselben entdeckte er viele wichtige syrische Handschriften und Codices, welche in der gelehrten Welt längst für verloren galten, und über welche er 1863 im XVII. und XVIII. Bande der von der deutsch-morgenländischen Gesellschaft herausgegebenen Zeitschrift berichtete, später folgte seine Ausgabe der „Monumenta Syriaca“ und einer größtentheils bisherige Inedita aus römischen Handschriften enthaltenden „Chrestomathia Syriaca“. [Eine Uebersicht seiner sämmtlichen gedruckten Werke und Abhandlungen folgt S. 152 u. f.,] Das römische Klima aber sagte unserem Gelehrten ganz und gar nicht zu, das Fieber wollte nicht weichen, kaum schien er davon genesen, als es ihn wieder befiel so [152] mußte denn der Papst ihm die Rückkehr in die Heimat 1865 gestatten. Einen ihm zunächst gewährten Urlaub benutzte er zur Verwerthung seiner in Rom gemachten wissenschaftlichen Ausbeute, dann wurde er wieder in seinen alten Wirkungskreis, zuletzt als Prior seines Stiftes, berufen. Man denke aber nicht, daß die pecuniäre Entlohnung eine dem Schaffen und Wirken des gelehrten Mannes einigermaßen entsprechende gewesen wäre. Von dem Gehalt, das ihm zugewiesen wurde, war er nicht im Stande, die 180 Francs zu erübrigen, welche ihn zur Anschaffung des syrischen Lexikons, das so viel kostete, nöthig waren, so legte er denn, um sich zu helfen, so gut er konnte, den freilich viel Zeit raubenden handschriftlichen Sprachschatz an, der ihm dann den Vorzug gab, die Sprache so meisterlich durchgearbeitet zu haben, daß er für einen der ersten, wenn nicht gar für den ersten Syriologen seiner Zeit galt. So war er denn nach verschiedener Richtung vor Allem als Sprachforscher, dann aber auch als Geschichtsforscher, Biograph und Poet thätig. Vor Antritt der ihm von Papst Pius verliehenen Stelle hatte er nur selten seine Heimat verlassen; erst 1856 gelang es ihm, Köln zu besuchen, um sich am Anblick des herrlichen Domes zu begeistern, und dann auf dem Rückweg in Bonn und München einige Tage zu verweilen, an ersterem Orte Karl Simrock begrüßend, an letzterem sich mit dem berühmten Münchener Prälaten Hanneberg befreundend, der Zingerle neidlos für den größten Kenner der syrischen Literatur erklärte. Der Werth des selbstlosen Priesters und bedeutenden Philologen wurde in Fachkreisen vollends erkannt. Schon 1846, als sich in Leipzig die deutsch-orientalische-Gesellschaft constituirte, ward Zingerle gleichzeitig mit Friedrich Rückert zum Ehrenmitglied erwählt. Seine Majestät der Kaiser schickte dem Gelehrten nach Rom das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens. Die Universität Freyburg ernannte ihn zum Ehrendoctor. Als er seinen 70. Geburtstag erlebte, wurde ihm von Zeitgenossen und Freunden eine Fülle von Ehrungen, ebenso aus Anlaß des fünfzigjährigen Jubiläums seiner Ordensprofessur und als er seine goldene Secundiz beging. Sein Tod im Alter von 80 Jahren war ein stilles schmerzloses Hinüberschlafen. Zingerle wurde in der Gruft seines Klosters beigesetzt, und als die Kunde von seinem Hinscheiden sich verbreitete, lautete einstimmig das Urtheil: mit ihm ist eine anima candida im strengsten Sinne des Wortes, ein wahrer Priester und Diener des Herrn, ein ausgezeichneter Gelehrter, ein lieblicher Poet und ein Mann voll ungekünstelter Bescheidenheit von hinnen gegangen. Die Welt kannte er nicht, wie er auch wenig von sogenannter Weltläufigkeit an sich hatte. Bald nach seinem Tode hieß es: ein Mitbruder des Verstorbenen, P. Cölestin Stampfer, werde dessen Biographie schreiben, und ein Neffe werde die Zeit der Kindheit und Jugend, das Leben im Vaterhause bis zum Abschied aus demselben darstellen und Mittheilungen aus Zingerle’s Briefwechsel seit 1842–1880 herausgeben.
Zingerle, Pius (gelehrter Theolog und Orientalist, geb. zu Meran in Südtirol am 17. März 1801, gest. zu Marienberg bei Meran am 10. Jänner 1881). Sein Taufname ist Jacob, den er beim Eintritt ins Kloster mit dem Namen Pius vertauschte. Der Sohn des Kaufmanns und Rathsherrn zu Meran- Verzeichniß der Schriften des Dr. Pius Zingerle. 1827: in den „Alpenblumen aus Tirol. I.“: „Die Nacht“ 53. – „Hymne auf Gott den Schöpfer. Aus dem Arabischen“ 108. – „Die Bürgschaft. Aus dem Arabischen“ 113. – „Das Wiedersehen“ 181. – „Beim Austritte aus dem Salzbergwerke in Hall“ 200. 1828: „Zwei Briefe des Clemens Rom. an die Jungfrauen. Aus dem Syrischen übersetzt“ [153] (Wien, Schmid; Leipzig, Kummer). – „Der Name“ in den „Alpenblumen aus Tirol“ II, 268. 1829: „Das Sterbeglöcklein“ in den „Alpenblumen aus Tirol“ III, 152. 1830: „Bekenntnisse und Reden des h. Kirchenvaters Ephräm über die vier letzten Dinge“ (Innsbruck, Wagner). 1831: „Ephräm, sechsundsiebenzig Ermahnungen zur Buße“ (Innsbruck, Wagner). – „Die Tugendschule, eine Sammlung ascet. Schriften des h. Kirchenvaters Ephräm“ (Innsbruck, Wagner). 1833: „Die heilige Muse der Syrer. Gesänge des h. Kirchenvaters Ephräm“ (Innsbruck, Wagner). 1834: „Gesänge gegen die Grübler über die Geheimnisse Gottes. Aus den Schriften des h. Ephräm gewählt und metrisch aus dem Syrischen übersetzt“ (Innsbruck, Wagner). 1836: „Echte Acten h. Märtyrer des Morgenlandes, aus dem Syrischen übersetzt“ (Innsbruck, Wagner). 1837: „Reden über die Buße und Zerknirschung sammt mehreren anderen verschiedenen Inhaltes vom h. Kirchenvater Ephräm, aus dem Syrischen übersetzt“ (Innsbruck, Wagner). – „Lansperg. Zusprüche an jede gläubige Seele. Aus dem Lateinischen“ (Innsbruck, Fel. Rauch). 1838: „Mazzinelli Alex. Heilige Charwoche, wie sie in der katholischen Kirche gefeiert wird, sammt der Erklärung der von ihr angeordneten Ceremonien und verschiedenen Andachtsübungen“ (3. Aufl. 1845; 4. Aufl. 1852). 1840: „Harfenklänge vom Libanon. Aus dem Syrischen“ (Innsbruck, Fel. Rauch). – „Lansperg. Handbüchlein zu einem frommen Leben und seligen Tode“ (Innsbruck, Fel. Rauch). 1841: „Ueber die Ablässe der Manichäer und ihre Vergleichung mit denen der katholischen Kirche“ in der „Tübinger Quartalschrift“ 574–600. 1843: „Gedichte“ (Innsbruck, Fel. Rauch). – „Aus den Schriften des h. Jacob von Nisibis aus dem Armenischen“ in den „Kath. Blättern“ I, 225, 593; II, 150, 540, 1109; III, 289; IV, 59, 130, 297, 786. 1844: „Ein Büchlein von der Sorge für das Seelenheil. Aus dem Französischen“ (Innsbruck, Fel. Rauch). – „Ueber einige syrische Gedichte des Gregorius Barhebräus“ in der „Zeitschrift[WS 1] für Kunde des Morgenlandes“ V, 49–56. 1845: „Kurze Darstellung der segensreichen Wirksamkeit des h. Simeon Stylites“ in den „Katholischen Blättern“ III, 985. 1846. „Festkränze aus Libanons Gärten“ (Villingen, F. Förderer). – „Kurze Betrachtungen über einzelne Bibeltexte“ in den „Katholischen Blättern“ V, 88, 181, 451, 532. 940, 993; VI, 83, 732; VII, 174, 296, 398, 593, 783, 1037, 1057, 1196, 1399, 1760; VIII, 174, 582, 701, 822, 1042, 1254, 2080; IX, 168; X, 320, 394, 1036; XI, 131, 277, 407, 652, 924, 1097; XII, 177, 484, 509, 823, 867, 1125; XIII, 8, 510, 558, 1016, 1081, 1216. – „Passionsblumen aus dem Werk: ‚Vita dell’anima‘ von Bartolomeo Saluzzo“ in den „Katholischen Blättern“ V, 1033; VI, 809. – „Ueber sechssilbige Verse bei Ephräm dem Syrer“ in der „Zeitschrift der deutsch-morgenländischen Gesellschaft“ II, 66–73. 1849: „Erinnerung an P. Basilius Raas, Benediktiner von Marienberg“ in den „Kathol. Blättern“ VII, 901. 1850: „Ueber das gemischte Metrum in syrischen Gedichten“ in der „Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes“ VII, 1–24, 186–196. 1851: „Die Reden des h. Ephräm gegen die Ketzer. Aus dem Syrischen“ (Kempten). – „Ueber die syrische Poesie“ im Innsbrucker „Phönix“ II. Jahrg. – 1852: „Jusuf und Suleika. Aus dem Persischen“. – „An den Kaffee. Aus dem Arabischen“. – „Lieder von der Rose“ im Innsbrucker „Phönix“ III. Jahrg. – „Ueber die Zulässigkeit von Behandlung der Geschichte der deutschen Nationalliteratur an den Gymnasien“ im „Programm des k. k. Gymnasiums in Meran“. 1853: „Marienrosen aus Damascus, Gesänge zur Ehre der seligsten Jungfrau. Aus dem Syrischen“ (Innsbruck, Wagner; 2. vermehrte Auflage 1855). – „Kleine Beiträge zur Mythologie aus dem Syrischen“ in der „Zeitschrift für deutsche Mythologie“ I, 319. – „Ueber einige Stellen in den syrischen Acten Simeons des Styliten“ in der „Zeitschrift der deutsch-morgenländischen Gesellschaft“ VII, 233 u. f. 1854: „Ueber eine syrische Uebersetzung des Pseudo-Kallisthenes“ in der „Zeitschrift der deutsch-morgenländischen Gesellschaft“ VIII, 835 u. f.; IX, 780 u. f. 1855: „Leben und Wirken des h. Simeon Stylites“ (Innsbruck, Rauch). – „Apologie der syrischen Poesie“ in der „Tübinger Quartalschrift“ 422–465. 1856: „Ueber den Reim in syrischen Gedichten“ in der „Zeitschrift der deutsch-morgenländischen Gesellschaft“ X, 110–116. 1857: „Ueber das gemischte Metrum in syrischen Gedichten“ in der „Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes“ X, 116 u. f. – „Aus dem Leben eines heiligmäßigen französischen Benedictiners der neuesten Zeit“ in den [154] „Kathol. Blättern“ XV, 965, 1051, 1083, 1110, 1133, 1197, 1219; XVI, 49, 176, 199, 222. 1858: „Proben syrischer Poesie aus Jacob von Sarug“ in der Zeitschrift der deutsch-morgenländischen Gesellschaft“ XII, 115–131; XIII, 44–58; XIV, 679–691; XV, 629–647. – „Die französische Benedictinercongregation der „Sacres coeurs de Jésus et de Marie“ in der „Tübinger Quartalschrift“ 640–660. – „Proben aus der syrischen Chronik des Gregorius Barhebräus oder Abulpharag“ im „Programm des k. k. Gymnasiums in Meran“. 1859: „Zur Geschichte der christlichen Kirche. Aus einem arabischen Chronisten“ im „Programm des k. k. Gymnasiums in Meran“. – „Ein Kleeblatt von Tiroler Benedictinern“ in den „Kathol. Blättern“ XVII, 439. – „Johannes von Avila“ in den „Katholischen Blättern“ XVII, 937, 961, 985. 1860: „Gedichte“ Trösteinsamkeit, Bd. XV (Mainz, Kirchheim). – „Communionbuch“ (Freiburg, Herder). – „Ueber die Lectüre der deutschen Classiker für die kath. studirende Jugend“ in den „Kathol. Blättern“ XVIII, 697. 1863. „Beiträge zur syrischen Literatur aus Rom“ in der „Zeitschrift der deutsch-morgenländischen Gesellschaft“ XVII, 687–690, 730 bis 735; XVIII, 751–760. 1866: „Nachträgliches zu den Proben syr. Poesie aus Jacob von Sarug“ in der „Zeitschrift der deutsch morgenländischen Gesellschaft“ XX, 511–526. 1867: „Sechs Homilien des h. Jacob von Sarug“ (Bonn, A. Henry). – „Aus dem handschriftlichen syrischen Werke des Johannes von Dora über das Priesterthum“ in der „Tübinger Quartalschrift“ 183–205 und 1868. 267–285. 1868: „S. Patris Ephraemi Syri sermones duo ex codicibus syriacis romanis editi“ (Brixen, Weger). 1869: „Monumenta syriaca“ Tom. I (Innsbruck, Wagner). 1870: „Aus Reden syrischer Väter über das Leiden Jesu“ in der „Tübinger Quartalschrift“ 92–114. 1871: „Reden des h. Ephräm des Syrers über Selbstverläugnung und einfache Lebensweise. Mit einem Briefe desselben an Einsiedler“ (Innsbruck, Wagner). – „Chrestomathia syriaca“, größtentheils Inedita aus römischen Handschriften enthaltend.
- Quellen. Kehrein (Joseph). Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhundert (Zürich, Stuttgart und Würzburg 1871, Woerl, gr. 8°.) Bd. II, S. 286. – Augsburger Postzeitung, 19. Jänner 1881, Beilage 5: „Nekrolog“; 21. Jänner 1881, Nr. 17 im Feuilleton in den Miscellen. – Staffler (Johann Jacob). Das deutsche Tirol und Vorarlberg topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen in zwei Bänden (Innsbruck 1847, Fel. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 175; Bd. II, S. 640. – Alte und neue Welt (Einsiedeln) 1871, S. 213. – Deutscher Hausschatz (Regensburg, Pustet, 4°.) VII. Jahrg., S. 394–397: „P. Pius Zingerle“. Von Bruder Norbert. – Katholische Blätter aus Tirol, 1862, Beilage, Nr. 4, S. 89. – (Amthor’s) Alpenfreund, Bd. III, S. 108. – Tiroler Stimmen, 1872, Nr. 246. – Bote für Tirol und Vorarlberg, 1881, Nr. 14 u. 15. – Scriptores ordinis S. T. Benedicti, qui 1750–1880 fuerunt in Imper. Austr.-Hungarico (Vindobonae 1881, Sumpt. Ord. Leo Woerl).
- Porträts. 1) In Oel um 1871 gemalt von dem Tiroler Künstler A. Fink und von dem Curvorsteher in Meran Dr. Joseph Pircher dem Innsbrucker Ferdinandeum zum Geschenk gemacht. – 2) Photographie von Jos. Mühlmann in Innsbruck (1862). – 3) Eine andere der Fratelli d’Alessandri in Rom (1863). – 4) Eine dritte von L. Breßlmeier in Meran (1871). – 5) Holzschnitt in der Zeitschrift „Alte und Neue Welt“ 1871. S. 213 (sehr gelungen).
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Zeischrift