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BLKÖ:Pletz, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 22 (1870), ab Seite: 432. (Quelle)
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Pletz, Joseph (k. k. Hof- und Burgpfarrer, gelehrter Theolog, geb. zu Wien 3. Jänner 1788, gest. ebenda 30. März 1840). Sein Vater Andreas war Buchhalter eines Handlungshauses in Wien; die Eltern schickten den Knaben in die Normalschule zu St. Anna, wo die beiden Katecheten Anton Hye [Bd. IX, S. 457] und Augustin Gruber [Bd. V, S. 377], der nachmalige Fürsterzbischof von Salzburg, sein religiöses Gefühl weckten und auf seine künftige Laufbahn den ersten Einfluß nahmen. So zeigte P. schon als Knabe Lust zum geistlichen Stande, die Eltern aber, denen die Mittel fehlten, ihn für die wissenschaftliche Laufbahn fortbilden zu lassen, hatten die Absicht, ihn dem Handelsstande zu widmen. Die Bitten des Knaben jedoch bewirkten es, daß er in’s Gymnasium zu St. Anna geschickt wurde. Er befand sich bereits in den Humanitätsclassen, als der Tod seines Vaters (7. December 1805) ihm, seiner Mutter und Schwester die letzte Stütze raubte. P. war nun genöthigt, während er selbst den Studien noch oblag, zugleich Anderen den Unterricht zu ertheilen und so sein Schärflein zum Lebensunterhalte für sich, seine Mutter und Schwester beizutragen. Als P. im Jahre 1806 die philosophischen Studien hörte, gewann ihn Professor Frint, der die Religion vortrug, sehr lieb, zog ihn näher zu sich und mochte wohl den entscheidensten Einfluß auf P.’s Wahl für das Studium der Theologie gehabt haben. Er trat im Jahre 1808 in das fürsterzbischöfliche Alumnat in Wien und beendete in demselben mit Auszeichnung die theologischen Studien. Nachdem er die Priesterweihe empfangen, ernannte ihn der Fürsterzbischof Sigismund Graf Hohenwart zum ersten Studienpräfecten im Alumnate, mit welcher Stelle zugleich die eines Adjuncten der theologischen Studien an der Wiener Hochschule verbunden ist; auch wählte ihn der Prälat im Jahre 1813 zum Ceremoniär und ernannte ihn noch im September desselben Jahres zum Director des Seminars, wodurch dem erst 25jährigen Priester die Leitung der ganzen bedeutenden Anstalt übertragen wurde. Am 6. September 1816 wurde P. zum k. k. wirklichen Hofcaplan ernannt. Man wollte nämlich diese seltene jugendliche Kraft für das Augustineum, eine höhere Bildungsanstalt in Wien für Weltpriester, gewinnen, um aber dahin zu gelangen, mußte P. vorher nothwendig Mitglied der Hofcapelle sein, weil nur an ein solches eine Stelle im Augustineum verliehen wurde. P. wirkte daselbst als Studiendirector, indem er überdieß das Bibelstudium mit den orientalischen Sprachen und die Dogmatik vortrug, bis zum Jahre 1822 in ausgezeichneter Weise. Am 10. März 1823 wurde er zum Professor der Dogmatik an der Wiener Hochschule ernannt und erhielt in dieser Eigenschaft am 15. Februar 1827 eine kaiserliche Domherrnstelle an der Metropolitankirche zu St. Stephan. Im folgenden Jahre begründete er die „Neue theologische Zeitschrift“, deren Tendenz eine reine wissenschaftliche, vorzüglich die Dogmatik, war. Im September 1829 wurde ihm provisorisch das Directorat der philosophischen Studien übertragen, zugleich führte er interimistisch das Referat in philosophischen Studienangelegenheiten beider k. k. Studien-Hofcommission. Am 27. Juni 1830 ernannte ihn Kaiser Franz zum Domdechant des Metropolitancapitels zu St. Stephan. Im folgenden Jahre, am 17. November, wurde ihm provisorisch das Referat der theologischen [433] Studien übertragen, worauf er am 6. August 1832 zum Director der theologischen Studien und Referenten für dieselben bei der k. k. Studien-Hofcommission mit dem Charakter eines k. k. Regierungsrathes ernannt wurde. Als der bisherige k. k. Hof- und Burgpfarrer Michael Johann Wagner zum Bischof von St. Pölten befördert worden, wurde P. mit Allerh. Cabinetsschreiben ddo. 20. Februar 1836 zum Hof- und Burgpfarrer ernannt, und zwar mit Beibehaltung des Directorates der theologischen Studien und des Referates bei der k. k. Studien-Hofcommission. Im Jahre 1837 erwählten ihn Kaiser Ferdinand und Erzherzog Franz Karl zum Beichtvater und letzterer überdieß zum Religionslehrer seiner Söhne. Im Jahre 1838 unternahm er noch eine Reise zur Krönung nach Mailand und schilderte die auf derselben empfangenen Eindrücke in seiner theologischen Zeitschrift. Nach seiner Rückkehr lag er mit gewohnter Emsigkeit seinem amtlichen Berufe in der Studien-Hofcommission ob, bis ihn am 28. März 1840 beim Nachhausegehen aus dem Amte auf der Straße der Blutschlag traf und sein Leben nach 36stündigem Todeskampfe endete. P. war auf dem Gebiete der Theologie auch als Schriftsteller thätig und hat außer vielen Abhandlungen dogmatischen, hermeneutischen und historischen Inhalts in der Frint’schen und in der von ihm selbst bis an seinen Tod redigirten Zeitschrift selbstständig Folgendes herausgegeben: „Von der Wohlthätigkeit des durch den heil. Geist geheiligten Christen. Eine Predigt ...“ (Wien 1817, 8°.); – „Christkatholischer Unterricht über das heil. Sacrament der Firmung. Ein Lesebuch ...“ (Wien 1819, Franz Wimmer, 8°.); – „Betrachtungen über einige Wahrheiten des Christenthums ...“, 2 Bände (Wien, 1. Bd. 1820, Ant. Doll, 2. Bd. Franz Wimmer, 8°.), zum Besten der Privat-Taubstummen-Lehranstalt in Linz; – „Erklärung aller in dem vorgeschriebenen Evangelienbuche vorkommenden Epistel“, 3 Bändchen (Wien 1822, k. k. Schulbücher-Verlag; 2. Aufl. 1828, 8°.); – „Zwei Altaranreden: bei dem Uebertritte[WS 1] eines gebildeten Protestanten zur katholischen Kirche ... und Trauungsrede an gebildete Brautleute“ (Wien und Triest 1822, Geistinger, 8°.); – „Die Angemessenheit der geistlichen Orden zum Geiste des Christenthums. Eine Predigt ...“ (ebd. 1822, 8°.); – „Echter Bürgersinn, die liebliche Frucht der Religion Jesu Christi. Eine Predigt ...“ (ebd. 1822, Frz. Wimmer, 8°.), der Ertrag war dem Bürgerspitalsfonde gewidmet; – „Die Ceremonie der Kirchenweihe. Eine Predigt ...“ (ebd. 1823, Mausberger, gr. 8°.); – „Der Einfluss der Frauen auf das Wohl und Wehe des menschlichen Geschlechtes. Eine Predigt ...“ (ebd. 1826, Frz. Wimmer, kl. 8°.); – „Der Weg zur wahren Glückseligkeit, nachgewiesen im Leben des heil. Stanislaus Kostka, in einer Predigt ...“ (ebd. 1826, Wimmer, kl. 8°.); – „Ueber Tempelscheu und Priesterverachtung. Eine Predigt ...“ (ebd. 1826. A. v. Schmid, 8°.); – „Der hohe Werth des Jubiläums-Ablasses und seine Bedingungen. Fünf Predigten ...“ (Wien 1826, Frz. Wimmer, 8°.); – „Zum Schlusse des heil. Jubeljahres. Drei Predigten ...“ (ebd. 1826, 8°.); – „Ueber das Glück, einer apostolischen Pfarre anzugehören. Eine Predigt ...“ (ebd. 1828, 8°.), der Ertrag für den Bau des Thurmes an der Filialkirche zu Schwechat und zur inneren Ausschmückung derselben bestimmt; – „Der Trost des Christen im unblutigen Opfer des neuen Bundes. Eine Predigt ...“ (ebd. 1828, Mechitaristen, 8°.); – „Ueber den pflichtmässigen Beitritt [434] katholischer Christen zu der im Kaiserthum Oesterreich für die Ausbreitung der Nordamerikanischen Mission errichteten Leopoldinen-Stiftung. Eine Rede ...“ (ebd. 1829, 8°.) – „Rede bei Gelegenheit der feierlichen Grundsteinlegung in der neuerbauten Pfarrkirche zu Döbling den 30. August 1829“ (A. Strauß’ sel. Witwe, 8°.); – „Rede bei der hohen Consecration der Pfarrkirche zu Döbling gesprochen den 4. October 1839“ (ebd., 8°.); – „Einige Worte über Kleinkinder-Bewahranstalten“ (ebd., Frz. Wimmer, 8°.), der Ertrag zum Besten der Kleinkinder-Bewahranstalt in Hernals; – „Die Ehe nach dem Willen unseres Herrn und Heiland Jesu Christi. Ein Braut- und Gattengeschenk“ (ebd. 1832, kl. 8°.); – „Freiheit. Eine Predigt ...“ (ebd. 1833, Mechitaristen, 8°.). Reichhaltig ist sein handschriftlicher Nachlaß, welcher Arbeiten enthält, die bis in das Jahr 1813 zurückreichen, darunter sind anzuführen: „Eine Theorie zu einem gründlichen Vorbereitungsunterrichte zum Empfange der heil. Sacramente“; – „Doctrina de Inspiratione“, geschrieben im August 1825; – „Die Merkmale der wahren Kirche, acht Adventreden“; – „Ueber das heil. Meßopfer, zehn Predigten“; – „Theologia dogmatica generalis atque specialis“, 158 Schreibbogen; – „Sieben Predigten über das Fastengebot“; – „Von der Sünde und Erlösung, sieben Fastenreden.“ Außerdem noch einzelne Predigten, besonders Fest- und Primizpredigten, Trauungsreden, Firmungsreden und Anreden an Convertiten, über achtzig an der Zahl. Was P. als Regierungsrath und Director der Theologie, als Staatsmann und als Mann der Kirche geleistet aufzuzählen, entzieht sich dem Zwecke dieses Werkes. Sein Biograph nennt ihn „einen treuen Bürger des Staates, einen Oesterreicher im edelsten Sinne des Wortes, einen frommen Sohn der Kirche und einen treuen Anwalt derselben in des Tages Wirren, der, wenn er tausend Leben besessen, sie mit freudigem Herzen dem Leben der Kirche und des Staates, der Eintracht und dem Frieden geopfert hätte.“ Viel that er für die Kirchen Wiens, insbesondere für die ärmeren, welche er mit Antipendien, Meßkleidern, Kirchenwäsche u. s. w. aus eigenen Mitteln und stets in der Stille, so daß nichts weiter davon bekannt wurde, versorgte. Wesentlichen Antheil hatte er an der Gründung des Leopoldinen-Vereins, für den er nicht nur die Redaction seiner Berichte besorgte, sondern denselben auch durch reichliche eigene, sowie durch Sammlung fremder Beiträge bis an sein Lebensende förderte. Als Domdechant erwarb er sich namhafte Verdienste durch die bessere Verwaltung der Capitel-Temporalien, die Concentrirung der verschiedenen Oekonomiezweige und gab er, der Erste, den Impuls zu dem nothwendigen Umbaue der alten, bereits verfallenden kleinen Canonicatsgebäude, welche einen der schönsten Plätze Wiens verunstalteten und nur geringes Einkommen abwarfen, welcher Antrag freilich erst in späterer Zeit zur Ausführung gelangen sollte. Erzherzog Franz Karl, der das Schmerzenslager des Sterbenden zu wiederholten Malen besuchte, sprach, als die Aerzte jede Hoffnung für den Leidenden aufgaben, zu den Umstehenden die denkwürdigen Worte: „O, es ist doch schmerzlich, einen treuen Freund so schnell zu verlieren“.

Seback (Vincenz Dr.), Dr. Joseph Pletz. Eine biographische Skizze (Wien 1841, Frz. Wimmer, 4°.). – Passy (Anton), Am Grabe des hochw. hochgelehrten Herrn Joseph Pletz (Wien 1840, Mechitaristen). – Pertile (Dr.), Oratio funebris Illustrissimi ac Reverendissimi Domini Josephi Pletz (Viennae [435] 1840, C. Gerold). – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, B. F. Voigt, kl. 8°.) XVIII. Jahrgang (1840), Theil I, S. 370, Nr. 125 [nach Seback’s trefflicher Biographie]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 233; Bd. VI, Suppl, S. 370. – Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: Dr. Joseph Pletz, Abt, k. k. Regierungsrath, Hof- und Burgpfarrer. Kriehuber lith. 1841, gedruckt bei Joh. Höfelich (Wien, 4°.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Uebertrittte.