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BLKÖ:Gruber, Augustin Johann Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Gruber, Franz Xaver
Band: 5 (1859), ab Seite: 377. (Quelle)
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Gruber, Augustin Johann Joseph (Fürsterzbischof von Salzburg, geb. zu Wien 23. Juni 1763, gest. zu Salzburg 28. Juni 1835). Sohn eines Wiener Kaufmannes, besuchte das Gymnasium bei den Jesuiten, die Philosophie als Cleriker „Adrianus a S. Anna“ bei den Augustiner-Mönchen in Wien, trat 1783 aus dem Orden und in das General-Seminar, wurde 1785 zum Priester geweiht u. Cooperator in Brunn am Gebirge, 1794 als solcher nach St. Leopold in Wien übersetzt, 1796 Katechet [378] bei St. Anna und im Civil-Mädchen-Pensionat, zugleich Lehrer der Katechetik für geistliche Präparanden, als welcher er praktisch und theoretisch sich wahrhaft zum katechetischen Classiker ausbildete. 1802 wurde er niederösterr. Regierungsrath für geistliche Schul- und Studiensachen, und Mitglied der Convicts-Herstellungs-Hofcommission, 1806 Hofrath und Referent für dasselbe Fach bei der vereinigten Hofkanzlei; als solcher bearbeitete er unter anderem das (erst 1817 erledigte) Organisations-Statut für das Erzbisthum Salzburg und bereiste als geistlicher Hofcommissär 1808 ganz Galizien; 1812 erhielt er die Titularabtei Ardagger und 1813 das Ehrendiplom eines Doctors der Theologie von der Wiener Universität. Am 8. Sept. 1816 zum Bischof von Laibach geweiht, lernte er noch im 53. Lebensjahre slovenisch mit solcher Ausdauer, daß er in dieser Sprache selbst predigen konnte; hier opferte er Zeit und Geld im Hungerwinter von 1816 auf 1817 der Bildung und Thätigkeit wohlthätiger Vereine, und begründete das Laibacher Armen-Institut. Stets mild und liebreich, dabei gelehrt und ausdauernd, selbst tiefgläubig und eben darum gemäßigt und gerecht gegen Andere, that er Wunder in der Besiegung des hartnäckigsten Indifferentismus, nämlich solcher, die obwohl ohne Glauben, übrigens sittlich tadellos leben und dadurch allein ethisch Schwächere zum Unglauben verleiten. Mehrmals supplirte er durch Visitation und Firmung in benachbarten Diöcesen die dort fehlenden Bischöfe. In seinem Hause beherbergte er oft die höchsten Personen der kaiserl. Familie und 1821 selbst den russischen Kaiser Alexander I., welcher seiner stets mit größter Ehrfurcht gedachte. In diesem Jahre erhielt G. die k. k. geh. Rathswürde. 1823 ernannte ihn auf kaiserl. Empfehlung Pius VII. zum Erzbischof von Salzburg, als welcher er im selben Jahre von Leo XII. präconisirt wurde. In seiner neuen Stellung wirkte er als eines der glänzendsten Glieder des Episcopates; nicht nur, daß bei dem 1826 eingetretenen allgemeinen und bei dem 1828 gefeierten Salzburger-Jubiläum, dann 1830 beim Herannahen der Cholera und 1832 bei der Feier der vierzigjährigen Regierung Sr. Majestät des Kaisers Franz I., G.’s herrliche Hirtenbriefe und Predigten an die Sprache der Apostel erinnerten und in allen Herzen zündeten, scheute er trotz des höheren Alters keine Mühe und Anstrengung, um auch die fernsten Diöcesanen aufzusuchen, zu belehren und zu unterstützen. Von dem glücklichsten Erfolge gekrönt ward die ebenso kluge als edle Weise, in welcher er auf Beseitigung der von den Manhartern seit 1809 gehegten Irrthümer hinwirkte, und ihren Häuptern die Bewilligung zur Reise nach Rom erwirkte. Auf diesen Visitationen zeigte er die größte Gewandtheit im Predigen; er fragte die Seelsorger um die eben passenden Themate und predigte sofort darüber; hier auch legte er durch Vergessen seiner eigenen Bedürfnisse den Grund zu dem schmerzlichen Leiden, das ihm zwar mehrmals durch Gasteins Heilquellen gemildert wurde, endlich aber doch ihn überwältigte. Seine geistliche Regierung verewigte er untern Andern durch die Restitution des uralten S. Rupprecht’schen Collegial-Capitels von Seekirchen und die Einführung der Michelbairn’schen Benedictiner statt der ausgestorbenen Augustiner auf das Priorat Mülln; noch in die fernste Zukunft wirkte er aber und nicht blos für seine Diöcese durch den liebevollen Einfluß, den er auf den ihm mit inniger Treue anhängenden Fürsten Friedrich Schwarzenberg, derzeit Cardinal-Erzbischof von Prag, im täglichen stundenlangen Umgang und auf die Gesammtheit [379] seines Clerus durch seine wahrhaft Augustinischen Vorlesungen, endlich sogar auf das ganze Priesterthum durch jene seiner Werke übte die im Drucke erschienen. Diese sind nach den Titeln der letzten Ausgaben: „Katechetische Vorlesungen über des heil. Augustinus Buch: Von der Unterweisung der Unwissenden in der Religion“. I. Band: „Theorie der Katechetik für Katholiken“ (3. unv. Auflage Salzburg 1844, Mayr). II. u. III. Bd. unter dem Titel: „Praktisches Handbuch der Katechetik für Katholiken, oder Anweisung der Katechisationen im Geiste des heil. Augustin“. 1. Theil: „Elementar-Unterricht der Kleinen“ (Salzburg, Mayr, 1. Aufl. 1832, 6. Aufl. 1844). 2. Theil unter dem Titel: „Religionsunterricht für die Schüler der ersten Classe“ (Ebenda 1834, 2. Aufl. 1844, 8°.). Der 4. Theil wurde nicht mehr vollendet und blieb ungedruckt, sowie die meisten Predigten und übrigen Vorlesungen, von denen die durch 21/2 Jahre (1825–1828) über Sancti Gregori regnia pastoralis und die zahlreichen liturgischen[WS 1] Vorlesungen wenigstens bei seinen vielen Zuhörern wohl in nachgeschriebenen Heften vorhanden sein dürften; eine kundige Hand würde sich durch deren Bearbeitung und Veröffentlichung den Dank der katholischen Welt, welche auch die Verbreitung des im Nachlaß vorgefundenen werthvollen Manuscriptes: „Proposita facta in exercitiis spiritualibus ab a. 1780 ad a. 1783“ wünschen muß, verdienen. Die einzelnen im Drucke erschienenen Predigten G.’s sind: „Predigt am 2. Mai 1824 in der Domkirche zu Salzburg gehalten“ (Salzburg); – „Predigt am Schlusse des allgemeinen Jubiläums in der Erzdiöcese Salzburg am 16. October 1826“ (Ebenda 1826, Mayr); – „Predigt am Schlusse der zweiten Säcularfeier der Einweihung der heil. Metropolitankirche zu Salzburg am 28. Sept. 1828“ (Ebenda). Der Erzbischof Augustin, dessen ganze Erscheinung zugleich Ehrfurcht gebot und Vertrauen erweckte, der treueste Hirt, welcher das ganze Leben seiner Diöcesanen mit weichem Herzen mitlebte, ihnen die Kräfte seines Geistes und seines Körpers, sowie all sein Hab und Gut widmete, starb gottergeben und tief beweint im Alter von 72 Jahren, ohne von einem Einkommen, das er stets mit den Armen und Hilflosen getheilt hatte, den Verwandten, die er doch rührend geliebt, etwas Anderes hinterlassen zu können, als das Andenken eines wahren Apostels der Neuzeit, von dessen ganzem Leben das ihm schon 1815 von Erzbischof Sigmund Grafen von Hohenwart ertheilte Lob gilt: „Toto hoc tempore probi pii optimi Sacerdotis laudem publice promeritus est“. Der Erzbischof Augustin ist ein Onkel des Blumenmalers Franz Xaver Gruber (s. d. Folg.).

Schumann v. Manßegg (Ignaz), Geschichte des Lebens des weiland Herrn Aug. Gruber, Erzbischofs von Salzburg (Salzburg 1836). – Flir. Die Manharter (Innsbruck 1852)

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: lithurgischen.