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BLKÖ:Meynert, Hermann Günther

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Meynert
Band: 18 (1868), ab Seite: 187. (Quelle)
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Meynert, Hermann Günther (Schriftsteller, geb. zu Dresden 20. December 1808). Sein Vater lebte als Advocat zu Dresden. Seine Mutter war eine Tochter des im Jahre 1812 verstorbenen Modelmeisters Jüchtzer, dessen zarte, in classischem Style gehaltene Arbeiten in der Meißener Porzellanmanufactur noch jetzt Anerkennung ernten. Zu seinen Schulfreunden in der Kindheit zählte der seiner erbaulichen lyrisch-didaktischen Dichtungen: „Schau um dich und schau in dich“, „Zu allen guten Stunden“, „Leben und Heimat in Gott“ u. A., [188] wegen hervorragende, im Jahre 1862 aus dem Leben geschiedene Dichter Julius Hammer; das Gymnasium (die Kreuzschule) zu Dresden besuchte er gleichzeitig mit dem um einige Jahre älteren Wilhelm v. Chezy [Bd. II, S. 338; Bd. XIV, S. 414], dem er über vierzig Jahre später (16. März 1865) eine Hand voll Erde in das Grab nachstreute. Noch während seiner Studien verlegte er sich vorzugsweise auf italienische Literatur und brachte einen Theil der „Hölle“ Dante’s in deutsche Verse. Diesem folgten bald eigene Gedichte, von denen die ersten, 1827, in der damals von Ferdinand Philippi zu Dresden herausgegebenen, im nördlichen Deutschland ziemlich stark gelesenen Zeitschrift „Mercur“ erschienen. Bald darauf brachte dasselbe Journal auch M.’s erste Novellen und Phantasiestücke, und als der vor länger als einem Vierteljahrhundert in Wien verstorbene Friedrich Wähner, der Verfasser des Anhanges zu Jeitteles [Bd. X, S. 122] „Aesthetischem Lexikon“, der durch längere Zeit in Dresden sich aufhielt und die dramaturgischen Artikel für den „Mercur“ schrieb, sich mit Philippi entzweite, mußte der 19jährige M. die Abfassung des dramaturgischen Theiles übernehmen, und zog sich, mit dem Werke noch wenig vertraut, doch so gut aus dieser Schwierigkeit, daß das Publicum seine Artikel für aus der früheren Feder herrührend hielt. Seit dem Jahre 1829 versah er die von dem Buchhändler Hartmann in Leipzig verlegten Zeitschriften: „Komet“ (später „Planet“), „Hebe“ und Sachsenzeitung mit Novellen, Theaterberichten, kritischen und satyrischen Artikeln, wurde dadurch auch in die Streitigkeiten hineingezogen, die sich zwischen Herloßsohn [Bd. VIII, S. 370], als dem Redacteur des „Kometen“, und dem Verleger entspannen, und wobei sich in Leipzig zwei streng geschiedene journalistische Gruppen bildeten, und lieferte nebstbei auch für Spindler’s „Damenzeitung“, für die Braunschweiger „Mitternachtzeitung“, die Dresdener „Abendzeitung“ u. s. w. Beiträge. Im Spätjahr 1830 besuchte er zum ersten Male Wien, von welchem er sich gleich anfangs lebhaft angezogen fühlte. Seine „Herbstblüthen aus Wien“ (Leipzig 1832) wurden viel gelesen. Kurz darauf erschien auch eine Sammlung seiner novellistischen Erstlinge, unter dem Titel: „Korallenzweige, Erzählungen, Novellen und Phantasiestücke“ (Leipzig 1833, 8°.). Leipziger und Wiener Almanache: „Taschenbuch zum geselligen Vergnügen“, „Hebe“, „Huldigung den Frauen“, „Fortuna“ u. s. w., brachten ebenfalls Erzählungen aus M.’s Feder. Die Erinnerungen der Kindheit und die Schönheit der Umgebungen erfüllten ihn mit der größten Anhänglichkeit an seine Vaterstadt Dresden; aber eine gewisse Nüchternheit und Steifheit in dem damaligen geselligen Leben von Elbeflorenz und ein literarischer Cliquengeist, der sich dort herausgebildet hatte, veranlaßten ihn zu Anspielungen und polemischen Artikeln, die man dem jungen Manne übel nahm. Zuletzt machte er seinem Aerger Luft in einer satyrischen Ortsschilderung: „Charaktergemälde von Dresden, grau in grau, von Janus“ (Pösnek 1833, 8°.), die zwar mit Begierde gelesen wurde, aber noch mehr böses Blut machte und schließlich in Sachsen einem Verbote unterlag. Diese üble Erfahrung, verbunden mit dem friedlicheren Sinne, den seine Verheirathung mit einer Wienerin, der früheren Sängerin Marie Emmering, mit sich brachte, veranlaßten ihn, sich eine Zeit lang von dem belletristischen [189] Felde zurückzuziehen. Schon seit einiger Zeit hatte er sich vorgenommen, eine populäre Geschichte seines Vaterlandes zu verfassen, und diese Idee verwirklichte er nun in der „Geschichte des sächsischen Volkes von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten“ (Dresden und Leipzig 1835), die in Sachsen eine große Verbreitung gewann. Gleichzeitig schrieb er, durch wiederholten Aufenthalt in Wien angeregt, das Charakterbild: „Franz I., Kaiser von Oesterreich, und sein Zeitalter“ (Leipzig 1834); neue mit einem „Nachworte über den Tod des hochsel. Kaiser“, vermehrte Ausgabe (ebd. 1835, 8°.), das besonders in stylistischer Beziehung gerühmt wurde, und aus welchem der ehrwürdige Emanuel Veith in seiner Trauerrede auf den Tod jenes Monarchen eine Stelle anführte. Noch verfaßte er die biographische Skizze: „Anton, König von Sachsen, sein Leben und sein Sterben“ (Dresden und Leipzig 1836) und begann die Herausgabe einer „Sächsischen Nationalencyklopädie“, 1. Band (Dresden und Leipzig 1837), die er jedoch nur bis zu dem Buchstaben D fortführte, da der Herausgeber der „Wiener Theater-Zeitung“, Adolph Bäuerle [Bd. I, S. 118; Bd. XI, S. 364], ihn nach Saphir’s Austritt als Hauptmitarbeiter für dieses Blatt engagirte und M. daher im October 1836 nach Wien übersiedelte. Seine dramaturgischen Berichte über die Leistungen des Hofburg-Theaters, denen man Gründlichkeit und Unparteilichkeit nachrühmte, fanden die günstigste Aufnahme. Familienverhältnisse bewogen ihn, im Sommer 1840 nach Dresden zurückzukehren, und er gründete daselbst die Zeitungen: „Dresdener Omnibus“ und „Landmannszeitung“. Aber schon nach einem Jahre ging er auf Bäuerle’s Wunsch wieder nach Wien und trat hier in seine frühere Stellung ein. Nebst dramaturgischen und anderen kritischen Aufsätzen schrieb er von 1837 bis 1847 für die „Theater-Zeitung“ zahlreiche kleine Erzählungen, die freilich auf der einen Seite dem Geschmacke des Tagespublicums, auf der anderen der Aengstlichkeit der Censur Rechnung tragen mußten, dennoch aber nicht bloß in Oesterreich, sondern auch im Auslande mit Interesse gelesen wurden. Die meisten dieser Erzählungen erschienen dann gesammelt, als: „Nordlichter“, 6 Bände (Pesth 1843), und „Rautenblätter“, 2 Bände (ebd. 1845), letztere der Königin Maria von Sachsen zugeeignet. Nebst der Zeitung Bäuerle’s, in dessen Familienkreise M. die herzlichste Aufnahme fand und viele angenehme Stunden zubrachte, nahmen die Unternehmungen des Buchhändlers Hartleben [Bd. VII, S. 406; Bd. XI, S. 424] seine Thätigkeit vielfach in Anspruch. Die 9., 10. und 11. Auflage von Galletti’s „Weltkunde“ wurden von ihm nicht bloß in den geschichtlichen und genealogischen, sondern theilweise auch in den geographischen und statistischen Partien umgearbeitet; der Aufsatz über die österreichische Monarchie in der 11. Auflage stammt ganz aus M.’s Feder. Ebenso wurde, mit Ausnahme weniger, von Feuchtersleben u. A. verfaßten Biographien, die erste Auflage des „Neuen Plutarch“, 5 Bände (Pesth 1842–1853) von ihm allein geschrieben. In seinem größeren Werke: „Geschichte Oesterreichs, seiner Völker und Länder, und der Entwickelung seines Staatenvereines“, 6 Bände (Pesth 1843–1847, gr. 8°.), setzte er sich vornehmlich eine lebendige Darstellung und blühende Sprache zur Aufgabe, und benützte, besonders für die Zeit des 30jährigen Krieges, auch handschriftliche Quellen. Dieses Geschichtswerk [190] fand in höheren und mittleren Kreisen Eingang und gelangte zu großer Verbreitung. Stelzi in Mailand begann es in das Italienische zu übertragen („Storia dell’ Impero d’Austria del Dottore Ermanno Meynert, traduzione con note del Dott. Gaetano Stelzi“, Milano 1844); doch gerieth diese Uebersetzung schon mit den ersten Heften in’s Stocken; eine in Paris erschienene Anthologie führte M.’s Einleitung zu seiner Geschichte als ein Muster deutschen Styles auf. Mit Ende 1847 gab M. seine Stellung bei der „Theater-Zeitung“ auf, nachdem er die Concession zu einer „Wiener allgemeinen Damenzeitung“ erhalten hatte, die er auch mit 1. Jänner 1848 begann; aber die Märzereignisse bereiteten dem auf eine friedliche Zeit berechneten Unternehmen ein schnelles Ende. Da seine „Geschichte Oesterreichs“ auch in militärischen Kreisen Anklang und namhafte Verbreitung fand, beabsichtigte er, eine Geschichte des österreichischen Kriegswesens zu schreiben, und sammelte zu diesem Zwecke durch viele Jahre reichhaltiges Material. Die Stellung und die Thaten der k. k. Armee im Jahre 1848 bestärkten ihn in seinem Vorsatze, und er trat der Armee zunächst durch eine militärische Zeitschrift: „Oesterreichischer Soldatenfreund“, näher, die er im Juli 1848 in Verbindung mit J. Hirtenfeld gründete. Mit demselben gab er auch seit 1850 durch einige Jahre den „Oesterreichischen Militär-Kalender“ und seit 1851 das „Oesterreichische Militär-Conversations-Lexikon“ heraus, gab aber später seine Mitwirkung an letztgenanntem Werke auf, das dann nur bis zum Buchstaben K gedieh. Aus seinem größeren Geschichtswerke machte er einen zur Selbstbelehrung, wie zum Lehrvortrage bestimmten Auszug: „Kurzgefasste Geschichte Oesterreichs, seiner Völker und Länder“ (Wien 1849; 2. Aufl. ebd. 1851). Die neue Organisation, welche 1849 in Oesterreich angebahnt wurde, bewog M., eine „Neueste Geographie und Staatskunde des Kaiserthums Oesterreich, nach der gegenwärtigen Verfassung und nunmehrigen politisch-gerichtlichen Eintheilung“ (Wien 1851) zu verfassen, die im Buchhandel schnell vergriffen wurde, und von welcher er ebenfalls einen kurzen Auszug: „Oesterreichische Vaterlandskunde für Schule und Haus“ (Wien 1851; 2. Aufl. Pesth 1853) veranstaltete. Ueberhaupt faßte er seit der Umgestaltung des Unterrichtswesens die Schule in’s Auge, so in seinem „Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte, Leitfaden für den Selbstunterricht, wie für den Lehrvortrag“ (Pesth und Leipzig 1853). Mittlerweile gelangten auch seine langjährigen Sammlungen und Forschungen in Bezug auf das österreichische Heerwesen zur Verwendung. Im Jahre 1852 erschien der erste Band seiner „Geschichte der k. k. österreichischen Armee, ihrer Heranbildung und Organisation, von der frühesten bis auf die jetzige Zeit“, und 1854 wurde dieses Werk mit dem vierten Bande geschlossen. In diesen vier Bänden sieht der Leser das abenteuerliche Gewimmel des Heerbannes und der mittelalterlichen Aufgebote, die Eisenmänner des Ritterthumes, die rauflustigen, heimatlosen Söldnerbanden, das bunte, wunderliche und launenhafte Volk der Lanzknechte mit dem Trotz des Zunftstolzes, dann die ernsten, strengen, schon durch die Schule friedländischer Disciplin geschrittenen Gestalten des dreißigjährigen Krieges nach einander an seinem geistigen Auge vorüberziehen, und kann beobachten, wie diese wechselnden Erscheinungen eine aus der anderen hervorgegangen und sich auf den Werbeplätzen und Schlachtfeldern abgelöst, und wie [191] erst aus allen diesen Phasen sich endlich ein eigentliches Soldatenwesen in Oesterreich hervorgerungen. Diese vaterländische Heeresgeschichte, deren Widmung der Feldmarschall Graf Radetzky annahm, fand nicht bloß in der österreichischen Armee eine sehr beifällige Aufnahme, sondern wurde auch vom Auslande mit Auszeichnung behandelt. Die durch ihre wissenschaftliche Strenge bekannte preußische „Militär-Literatur-Zeitung“ rühmte das Werk in den wärmsten Worten und gab umfangreiche Auszüge aus demselben. In dieser Zeit erschien auch M.’s „Geschichte der Ereignisse in der österreichischen Monarchie während der Jahre 1848 und 1849, in ihren Ursachen und Folgen“ (Wien 1853). Bei dem Standpuncte, den der Verfasser einnahm, büßte freilich manche hübsche bunte Theorie der Zeit ihren Farbenschmuck ein. Dadurch aber, daß er am häufigsten solche Quellen benützte, die von der Opposition herrührten, daß er seine Beweise weniger aus officiellen Darstellungen, als aus den Schriften und Reden der Leiter der Bewegung schöpfte, wollte er nicht bloß seine Unparteilichkeit darthun, sondern auch zeigen, daß es dem unbefangenen Historiker meist gelingen wird, die Wahrheit auch dort herauszufinden, wo man sie zu verhüllen sucht. Von einzelnen Persönlichkeiten sah er dabei am liebsten ab, „einmal, weil sie, bei noch so speciellem Hervordrängen, in dem Exempel einer Zeitbewegung doch nur Ziffern bilden, die erst in ihrer wechselseitigen Beziehung ihre Geltung erhalten, und dann, weil so vielen noch lebenden Zeitgenossen gegenüber die Darstellung leicht einen denunciatorischen Charakter erhalten hätte“. Diese Rücksicht bewirkte, daß selbst die Gegner seiner Ansichten nicht seine persönlichen Gegner wurden; ein Leipziger Blatt nannte das Buch die bedeutsamste Erscheinung seit dem Eintritte der Restauration in Oesterreich. Für die von Berghaus bearbeitete 4. Auflage von „Balbi’s allgemeine Erdbeschreibung“ (Pesth 1857) fiel M. die Umarbeitung der Beschreibung der österreichischen Monarchie zu. Für den Schulgebrauch ließ er damals erscheinen einen in synchronistischer Form abgefaßten „Abriss der Geschichte des österreichischen Kaiserstaates“ (Wien 1856; 2. Auflage ebd. 1866) und „Lehrbuch der Weltgeschichte, in steter Verbindung mit der Geographie“ (ebd. 1856), beide für Gymnasien und Realschulen bestimmt. Seit 1854 machte M. durch mehrere Jahre reichhaltige Sammlungen im Archive des jetzigen Ministeriums des Innern, und schöpfte hier Stoff, sowohl zu größeren Schriften, als auch zu vielen kleineren Aufsätzen für die „Wiener Zeitung“, in welcher von ihm eine Reihe von Artikeln: „Zur Vergangenheit Wiens“, mancherlei culturgeschichtliche Aufsätze, namentlich auch ein „Geschichtsabriß des Gemeindewesens in Wien“ erschienen. Hier und im Archive des früheren Cultusministeriums, wie auch im Tullner Pfarrarchive fand er ferner das Material zu der Broschüre: „Das Herz König Rudolph’s I. und die Habsburgergruft des ehemaligen Klosters zum h. Kreuz in Tulln“ (Wien 1856), die ihn in eine literarische Fehde verwickelte. Auch der geschichtliche Aufsatz „über das Freiwilligenwesen in Oesterreich“, den er einer von ihm in ministeriellem Auftrage verfaßten Schrift: „Die Freiwilligen-Bataillone Oesterreichs im Jahre 1859“ (Wien 1860) als Einleitung vorausschickte, wurde von ihm großentheils dem Archive des obbenannten Ministeriums entnommen. Die Resolutionen und Handschreiben des Kaisers Joseph II., die er ebenfalls in [192] diesem Archive fand, veranlaßten ihn, diesen voluminösen Stoff in einer gedrängten Uebersicht: „Kaiser Joseph II., ein Beitrag zur Würdigung des Geistes seiner Regierung“ (Wien 1862), zusammenzufassen. M.’s Bestreben war dabei, die Erscheinung Joseph’s II. von den Schlacken traditioneller oder tendenziöser Entstellung zu reinigen, dem Leser das wirkliche und darum ein anderes Bild des großen Kaisers zu bieten, als man es bisher nach Schilderungen hinnehmen mußte, „die, ohne aus verläßlichen Quellen zu schöpfen, gewohnheitsträge einander nachbeteten, was Mißverstand oder Absicht als angeblich echt dargeboten“. Im Jahre 1860 trat M. in der Redaction der „Wiener Zeitung“ als Mitglied ein, und hat für dieses Blatt nebst kritischen, militärgeschichtlichen und anderen Aufsätzen, Nekrologen u. s. w. zwei Erzählungen: „Stranitzky und seine Gefährten, Episode aus dem einstigen Schauspielerleben“ (Abendblatt der „Wiener Zeitung“ 1861, Nr. 151–170) und „Ein Tag Schiller’s in Dresden“ („Wiener Abendpost“ 1864, Nr. 257–264), ferner den Aufsatz: „Zur Praterchronik“ („Wiener Abendpost“ 1865, Nr. 143 u. 144), geliefert. Mit Ende 1865 trat M. aus der Redaction der „Wiener Zeitung“, ist aber noch immer thätiger Mitarbeiter derselben, wie seine lebensfrischen Literatur- und Culturbilder: „Der Wiener Parnaß vor einem Vierteljahrhundert“, welche in den Jahrgängen 1866 und 1867 erschienen sind, einen Beweis dafür geben. Seine jüngste Schrift ist: „Das königliche Krönungsceremoniell in Ungarn“ (Wien 1867), welche bei Gelegenheit der Krönung des Kaisers Franz Joseph zum König von Ungarn erschien. Das Pariser Journal „l’Époque“ (Jahrgang 1867, Nr. 144) gab daraus einen Auszug unter der Aufschrift „Le Couronnement des Rois de Hongrie“, und zollte dabei der Thätigkeit des Verfassers als Geschichtschreiber eine besondere Anerkennung. Unter der Presse befindet sich die „Geschichte des Kriegswesens und der Heerverfassungen in Europa“, für welche M. seit nahezu zwanzig Jahren gesammelt und aus den Archiven Wiens vieles werthvolle, bisher unbenützte Material gezogen hat. Hauptsächlich wurde die an seltenen Werken und Handschriften reiche Bibliothek des Feldzeugmeisters Ritter von Hauslab [Bd. VIII, S. 90] von M. benützt, und zur Geschichte der Feuerwaffen dürfte er daher neue interessante Beiträge bringen. Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich hat die Widmung des Werkes noch vor dem Beginne des Druckes und ohne daß ein Verleger des Manuscripts erlangt wurde, anzunehmen geruht. Meynert lebt seit Jahren in Wien. – Sein Sohn Theodor[WS 1] (geb. zu Wien im Jahre 1833) beendete die Studien zu Wien, widmete sich der Arzneiwissenschaft, erlangte in Wien die medicinische Doctorwürde und begann anfänglich seine Praxis als Secundararzt im Rudolphspitale. Die streng wissenschaftliche Richtung aber, die er einschlug, zog ihn von der Praxis ab, und auf eindringliche Befürwortung Rokitansky’s wurde M. als Prosector an der k. k. Irrenanstalt in Wien angestellt, eine Stelle, die erst für ihn geschaffen wurde. Als Docent hält er Vorlesungen für Aerzte über das Leben des Gehirns, welche für das Studium der Phrenologie eine nicht gewöhnliche Bedeutung versprechen. Seine Präparate sind berühmt. In Herstellung derselben unterstützt ihn seine geistvolle Gattin Jeanette geborne Fleischer aus Klosterneuburg. Im Jahre 1867 begründete er in Gemeinschaft mit seinem [193] Collegen Leidesdorf[WS 2] die psychiatrische Vierteljahrschrift. In seiner Jugend war Theodor M. Lyriker und mancher österreichische Almanach enthält seine poetischen Spenden.

Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XXI, S. 551. – Scheyrer (Ludw.), Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur, aus der ältesten bis auf die neueste Zeit (Wien 1858, typ. liter. artist. Anstalt, 8°.) S. 538. – Oesterreichischer Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar (Frey-Sing, Athanasius u. Comp. [Hamburg, Hoffmann u. Campe], 8°.) S. 32 [bezeichnet seine Theaterkritiken als „sehr ehrlich und mit vielem Scharfsinn geschrieben“]. – Unser Planet, Blätter für Unterhaltung u. s. w. Literatur- und Kunstblatt, 1832, Nr. 77 u. 275. – Abendblatt von Theodor Hell in der Beilage „Literarisches Notizenblatt“ (Dresden, schm. 4°.) 1834, Nr. 79, u. 1835, Nr. 64. – Allgemeine Preußische Zeitung 1862, Nr. 59.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Theodor Meynert (Wikipedia).
  2. Maximilian Leidesdorf (Wikipedia).