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BLKÖ:Kauz, Constantin Franz Florian Anton von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kautz
Band: 11 (1864), ab Seite: 90. (Quelle)
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Kauz (auch Cauz, Kautz, Khauz), Constantin Franz Florian Anton von (Geschichtsforscher, geb. zu Wien 21. Mai 1735, gest. ebenda 28. Jänner 1797). Entstammt einer österreichischen Adelsfamilie, deren Vorfahren in Niederösterreich, Mähren und Ungarn ansässig waren. Mehrere derselben standen in Diensten der fürstlich Liechtenstein’schen Familie, und de Luca in seinem „Gelehrten Oesterreich“ gibt nähere Auskunft über einige derselben. Des obigen Eltern waren Johann Peter, Verwalter des fürstlichen Freigrunds Lichtenthal in Wien, und Maria Anna, geborne Scheyb, Schwester des Alterthumsforschers Franz Christoph Scheyb. Constantin besuchte die Schulen zu Ungarisch-Hradisch, dann bei den Jesuiten in Brünn, und als die Eltern nach Wien kamen, im Jesuitengymnasium daselbst. Die classischen Sprachen hatten für ihn ein besonderes Interesse und sein Onkel Scheyb, der den talentvollen Knaben lieb gewann, förderte denselben in seinem Wissensdrange. Damals schon, K. zählte erst 18 Jahre und begann eben das Studium der Philosophie, traf er eine Auswahl in den Reihen seiner gelehrten Landsleute aus früheren Jahrhunderten, um sie in einer Folge biographischer Umrisse wissenschaftlich darzustellen. So entstanden die Lebensbeschreibungen von zwölf österreichischen Poeten, welche er später herausgab. Indessen setzte er die Studien fort, hörte Physiologie unter van Swieten, Botanik und Chemie unter Langier, das Griechische unter Kollar, Physik unter dem Jesuiten Franz [Bd. IV, S. 342] und gab sein nunmehr vollendetes erstes Werk unter dem Titel: „Versuch einer Geschichte der österreichischen Gelehrten“ (Frankfurt und Leipzig 1755, Joseph Friedrich Jahn, [91] 8°., mit 1 K.). öffentlich heraus. Dasselbe enthält die Biographien von Johann Ennenkel (aus dem 13. Jahrhunderte), von Ottocar von Horneck[WS 1] (aus dem 14. Jahrhunderte), von Johann von Gmunden[WS 2] (aus dem 15. Jahrhunderte)[1], von Georg von Peurbach[WS 3], Thomas Ebendorfer[WS 4] (beide aus dem 15. Jahrhunderte), von Kaiser Maximilian, Wolfgang Lazius[WS 5], Erasmus Oswald Schreckenfuchs[WS 6], Julius Alexandrinus von Neustain[WS 7] und Richard Strein (alle aus dem 16. Jahrhunderte) und von Johann Strobelberger[WS 8] und Christoph Forstner[WS 9] (beide aus dem 17. Jahrhunderte). Die k. k. Akademie von Roveredo ehrte den jugendlichen Verfasser, 1755, durch die Wahl zum Mitgliede. Anfänglich für das medicinische Studium bestimmt, gab er nach dem Tode seiner Eltern diesen Gedanken auf und studirte die Rechte unter Männern wie Banniza [Bd. I, S. 146], Martini und Riegger. Ueber des letzteren Anregung schrieb er die Abhandlung: „De scriptura sacra tamquam prima juris ecclesiastici fonte“ (Wien 1756), welche dem Erzbischof und Cardinal Trautson zugeeignet und am 26. Juni 1756 von K. öffentlich vertheidigt worden war. Mehrere literarische Arbeiten, welche weiter unten aufgezählt werden und deren Bedeutung für ihre Zeit nicht verkannt werden darf, lenkten die Blicke auf den jungen Gelehrten, der durch mehrere Jahre hindurch Privatvorlesungen über alle Theile der Rechtsgelehrsamkeit hielt, und im Jahre 1772 zum k. k. Rath und Beisitzer der Bücherhofcommission ernannt worden war. Als solcher starb er im Alter von 62 Jahren. Seine im Drucke erschienenen Schriften sind, außer den zwei bereits genannten, noch folgende: „Epistola de ritu ignis in natali S. Joannis Baptistae accensi“ (Wien 1759, 8°.), eine interessante culturgeschichtliche Abhandlung, gleichfalls über Riegger’s Anregung geschrieben und als Brief an ihn selbst gerichtet; – „Gedächtnisrede auf die höchst beglückte Vermählung Kaisers Joseph des II. mit der Infantin von Parma“ (ebd. 1760), welche K. in der Versammlung einiger Gelehrten vorlas; dieser letztere Umstand veranlaßte Rieggern in Wien einen gelehrten Verein zu begründen, zu dessen Mitgliedern Kauz, Sonnenfels, Spielmann u. A. zählten; – „Beobachtung über das Wort Oesterreich entgegengesetzt einer Beobachtung des Professors Gottsched’s“ (1760, 2. Aufl. Wien 1771, 4°.), welche Schrift zuerst anonym erschien; – „De cultibus magicis eorumque perpetuo ad ecclesiam et rempublicam habitu libri duo“ (Wien 1767, 2. Aufl. 1771, 4°.), mit diesem Werke bekämpfte K. mit Erfolg die abergläubischen, noch zu seiner Zeit blühenden Ansichten über Hexen- und Zauberwesen, Vampyre und dergleichen Ausgeburten des Wahns oder verschmitzter Verdummungssucht, die aus dem Aberglauben des Volkes Nutzen zu ziehen suchten. Das Werk machte Aufsehen, aber der Verfasser entging auch nicht den Verfolgungen jener Partei, gegen deren Umtriebe er zu Felde zog. Der Erfolg blieb jedoch nicht aus, die Hexenprocesse und alle jene aus dem Glauben an dergleichen Unsinn entsprungenen Vorurtheile und haarsträubende Proceduren nahmen ein Ende; – „Ueber den österreichischen erzherzoglichen Wappenschild, eine historisch-kritische Abhandlung“ (Wien 1778, 4°.); – „Zweite Abhandlung“ (ebenda 1781, 4°.); beide Abhandlungen [92] erschienen noch im nämlichen Jahre unter dem gemeinschaftlichen Titel: „Vollständige Aufklärung der Geschichte des österreichischen erzherzoglichen Wappenschildes u. s. w.“ (ebd., 4°.); – „Ueber die wahre Epoche der eingeführten Buchdruckerkunst zu Wien, nebst einem neuen Anhange über das Wort Oesterreich“ (ebd. 1784, 4°.); – „Pragmatische Geschichte des Markgrafenthums Oesterreich vom Anfange des Landes bis zum angehenden Herzogthume; zur Aufheiterung der deutschen Reichsgeschichte“. 2 Theile (ebd.[WS 10] 1788–1792, 8°.). Zu der von ihm veranstalteten neuen Ausgabe der Schrift seines Bruders Thaddäus: „De Germanorum veterum aviditate bibendi“ (Leipzig 1771, 8°.), fügte K. erläuternde Noten hinzu; auch begleitete er das Werk des Grafen Johann von Bethlen „Commentaria de rebus Transilvanicis“, 2 Theile (Wien 1779–1780), mit Anmerkungen und lieferte Beiträge zu Joh. Nic. de Vogel „Specimen bibliothecae germanicae austriacae“ (ebd. 1783 u. f., 8°.). In Handschrift hinterließ er aber u. a. reiche Collectaneen zur Verbesserung, Ergänzung und Fortsetzung seiner Geschichte österreichischer Gelehrten; neue Beiträge zu seinem Werke: de cultibus magicis; eine Abhandlung über die Einwanderung der hunnischen und ungarischen Völker in Europa; eine Abhandlung über die Vögel im österreichischen Landeswappen, ob sie für Lerchen oder Adler zu halten sind; Erläuterungen zur Geschichte Karl’s V. und Ferdinand’s I. und chronologische Anmerkungen über die ganze Genealogie der österreichischen Fürsten, meistens um die Geburt- und Sterbejahre zu bestimmen. K. ist ein österreichischer Gelehrter, welcher die Leuchte der Aufklärung aufsteckte, als es in Deutschland überhaupt zu dämmern begann, welcher durch seinen Freimuth und sein gründliches Wissen der Menschheit wesentliche Dienste geleistet und dessen Wirksamkeit auf Grundlage ernstlicher Forschung darzustellen, und so sein Andenken verdientermaßen aufzufrischen, eben jetzt an der Zeit wäre.

Kauz erscheint auf verschiedene Weise geschrieben, und zwar als Kautz, Khauz, hie und da auch Cauz geschrieben, auf letztere Art schrieb er sich auf lateinischen Werken, in zu ängstlicher Weise das K. als im Latein nicht üblich, auch im eigenen Namen mit C vertauschend. – Allgemeine (Jenaische) Literatur-Zeitung 1797, S. 513. – Meusel (Johann Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1806, Gerh. Fleischer, 8°.) Bd. VI, S. 442. – Kunitsch (Michael), Biographien merkwürdiger Männer der österreichischen Monarchie (Gratz 1805, Tanzer, kl. 8°.) Bändchen IV, S. 73. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Ghelen’sche Schriften. 8°.) I. Bds. 1. Stück, S. 228–246. – Oesterreichische Biedermanns-Chronik. Ein Gegenstück zum Fantasten- und Prediger-Almanach (Freiheitsburg [Akademie in Linz] 1785, 8°.) S. 113. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikannn (Wien 1833, 8°.) Bd. III, S. 166. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., Didot, 8°.) Tome XXVII, p. 490. –

  1. Der jedoch neueren Forschungen zu Folge nicht Oesterreich angehört.

Anmerkungen (Wikisource)