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ADB:Lazius, Wolfgang

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Artikel „Lazius, Wolfgang“ von Adalbert Horawitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 89–93, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lazius,_Wolfgang&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:57 Uhr UTC)
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Lazius: Wolfgang L., Mediciner und Historiker, wurde zu Wien am 31. October 1514 geboren. Er stammte aus einem schwäbischen Geschlechte, sein Vater Simon (aus Stuttgart), Doctor der Medicin und Philosophie, hatte mit Beatus Rhenanus als dessen intimer Freund unter Crato in Schlettstadt studirt und war auch mit Reuchlin im besten Einvernehmen (Geiger, Reuchlin’s Briefwechsel S. 167). 1511 zog er nach Wien, wo er als Professor der Medicin wirkte und natürlich mit allen Humanisten im Verkehre stand. Die Mutter Ottilie, eine geborene Schallautzer, aus einem angesehenen Wiener Bürgerhause, überlebte den Sohn lange, sie wird noch 1571 erwähnt. Der frühreife Knabe studirte unter Georg Ritheymer zu Wien, wie sein Handexemplar der Briefe des Filelfo zeigt, das er mit reichlichen Marginalien bedeckte. Sie sind auch für den Lehrvorgang des Gräcisten Ritheymer lehrreich. Mit 16 Jahren erwarb er das philosophische Magisterium, studirte dann zu Wien und zu Ingolstadt, dem er später noch gerne gefällig ward (vgl. Prantl, Geschichte d. Universität L.-I., München I, 279), reiste als Begleiter eines jungen Barons von Starhemberg durch Niederdeutschland, Belgien, Frankreich und erlangte endlich in Ingolstadt den medicinischen Doctorgrad. In Wiener Neustadt begann er 1530 seine ärztliche Praxis, 1536 wurde er Lector humanistischer Fächer in Wien, wandte sich aber bald darauf ganz und gar zur Medicin. Doch ging er wol finanzieller Gründe halber als Militärarzt nach Ungarn, bis ihn dringende Bitten seiner sehr besorgten Gattin (cf. Cod. Pal. Vindob. 9472) bewogen, 1541 wieder nach Wien zu kommen. Jahre war er nun an dieser Hochschule thätig, er bekleidete die Professur der Theorie, der Practica und außerdem der Anatomie und Chirurgie. Als Professor intercalaris (d. i. als Lehrer der letzteren Fächer) hatte er auch die Verpflichtung anatomischer Demonstrationen, versprach ein Collegium über Dioscorides zu lesen, womit er die Rolle eines Magister sanitatis und die in Pestzeiten gefährliche Thätigkeit eines Spitalarztes verband. Die Facultät ehrte den überaus emsigen und sehr angesehenen Mann durch achtmalige Wahl zum Decan; zweimal wurde er Rector der Universität (1546 und 1561). Es fehlte aber auch nicht an ärgerlichen Zwistigkeiten; besonders durch die confessionellen Gegensätze erhitzten sich die Gemüther. L. stand stets auf Seiten seines Landesfürsten. Hatte ihn dieser ja doch in den Adelstand erhoben, ihn zu seinem Leibarzt und zum sehr gut gezahlten Hofhistoriographen und geheimen Rath gemacht! 1563 wurde er Universitätssuperintendent. – Vielleicht eben diese Parteinahme Lazius’ für des Kaisers intimste Wünsche und der Nutzen, der ihm daraus erfloß, brachten ihn mit seinen Collegen in Collisionen, vornehmlich aber mit den reformatorisch Gesinnten. Im fünften Decanate (1550) wurde ihm seine Stellung so verleidet, daß er abdankte, hauptsächlich wol, weil er sich mit seinem speciellen Amtsgenossen, dem Italiener Giuseppe Salandi so gar nicht vertragen konnte. – Neben den zahlreichen Bemühungen, die den Gelehrten in Athem hielten, entwickelte L. als Frucht seiner Lieblingsbeschäftigung, der historischen Forschung eine unglaubliche Rührigkeit als Schriftsteller. Diesen antiquarischen Neigungen zu Liebe unternahm er viele Reisen durch die jetzt deutsch-österreichischen Lande, die Schweiz, Elsaß, Breisgau und Schwaben, um die Klöster zu besuchen, die Urkunden und Inschriften zu besehen und abzuschreiben und – was auch eine seiner Passionen bildete, – Münzen, Wappen und Alterthümer zu sammeln oder wenigstens abzuzeichnen. Es versteht sich von selbst, daß er auch eine große Bibliothek anlegte, die nach seinem Tode mit der kaiserlichen vereinigt wurde. [90] L. (dessen Porträt u. A. vor der Ausgabe seiner Rerum Graecarum II. angebracht ist) war stets von schwächlicher Gesundheit, die er gar nicht schonte, das Uebermaß der Berufspflichten und litterarischen Arbeiten brach endlich seine Kraft, er starb zu Wien am 19. Juli 1565 im 51. Lebensjahre. Zu St. Peter wurde er begraben, wo ihm auch ein Grabmonument errichtet wurde. Die Vermögensumstände des Hofhistoriographen waren sehr günstig geworden, der Lazzenhof in Wien, in dem er gern seine Freunde zu gelehrten Symposien vereinigte, war sein Eigenthum. L. war am meisten auf dem Gebiete der alten und der österreichischen Geschichte thätig, Geographie, Numismatik, Epigraphik zogen ihn an, nicht minder beschäftigte ihn auch die Chronologie des habsburgischen Hauses und die Geschichte des Mittelalters. Wenn er auch an Johann Jordanus, dem kaiserlichen Rathe und Franz Igelshofer, zwei sehr eifrige Collaboratoren hatte, so wird man doch nicht zweifeln, die letzte Redaction etwaiger Collectionen stets ihm zuzuschreiben. Im allgemeinen wird man dem Urtheile Aschbach’s beipflichten können, der vielfach ein gemeinsames Arbeitsfeld mit L. bebaute, wenn er schreibt: Allerdings läßt sich manches an der Methode und den Leistungen des L. aussetzen. Seine Eilfertigkeit und ungeduldige Ueberstürzung bei der Behandlung und Herausgabe von Stoffen, die eine ruhige und gründliche Untersuchung erheischt hätten, führten ihn zu manchen unrichtigen Urtheilen und Schlüssen, zu falschen Behauptungen und Zusammenstellungen. Seine Conjecturen und Verbesserungen sind häufig willkürlich und entbehren der gehörigen Begründung, man vermißt nicht selten tieferes Studium und eine gesunde Kritik. Scaliger beurtheilte ihn scharf mit den Worten: C’estoit un grand ratisseur: il faisoit tout imprimer sans jugement, comme Gruter. Es ist aber doch nicht zu leugnen, daß er für die Behandlung mancher Zweige der historischen Wissenschaft höchst vortheilhafte erste Anregungen gab und zuerst auf Manches hingewiesen, was früher zur Erklärung unbekannter oder schwieriger Dinge nicht beachtet worden war. Sein erstes und bekanntestes Werk erschien unter dem Titel „Vienna Austriae Rerum Viennensium Commentarii in quatuor libros distincti, in quibus celeberrimae illius Austriae civitatis exordia, vetustas, nobilitas, magistratus Familiaeque ad plenum (quod ajunt) explicantur“, Basil. 1546. 4°. L. entschuldigt sich in dem mit Prolog-Gedichten eingeleiteten Werke wegen der Druckfehler und läßt den Brief des Oporinus beidrucken, der als Grund derselben seine Krankheit angiebt. Das Buch ist dem Gemeinderath von Wien gewidmet. In der Praefatio nennt er Beatus Rhenanus seinen Lehrer. Wenn man bedenkt, mit welchem Unsinn er aufzuräumen hatte, so wird man nachsichtiger gegen seine Irrthümer werden, die er übrigens selbst einsah und durch spätere Auflagen, zu denen er nie kam, zu verbessern trachtete. Der Schwabe Heinrich Abermann, Rector der Bürgerschule zu St. Stephan in Wien gab Lazius’ „Vienna“ in deutscher Uebersetzung mit eingehenden Anmerkungen 1614 heraus (auch in einer Ausgabe von 1692 zu Frankfurt a. M.). Uebrigens sind viele Mittheilungen ganz werthvoll, so z. B. die über die Wiener Magistrate und Geschlechter. L. gab aber auch alte Handschriften kirchlichen Inhalts heraus, so 1547 das „Fragmentum Vaticinii cujusdam Methodii Episcopi“, 1522 „Encomium Virginitatis“ des Avitus von Vienne, 1560 zu Antwerpen „Fragmenta quaedam Caroli M. aliorumque incerti nominis in veteris ecclesiae ritibus et caerimoniis a Wolfgango Lazio eruta a tineis etc.“, das dem Wiener Bischof Anton von Müglitz gewidmet ist u. v. A. (vgl. darüber J. v. Aschbach, Geschichte der Wiener Universität III. B.). Weitaus wichtiger sind seine Bemühungen auf dem Gebiete der römischen und griechischen Alterthumskunde. Sein Hauptwerk hat den Titel: „Reipublicae Romanae in exteris provinciis bello constitutae commentariorum libri XII etc.“, Basileae 1551. Fol. Zweite nach einem Manuscripte des L. verbesserte und vermehrte Auflage Frankfurt 1593. [91] Fol. In der Dedication des Buches an König Ferdinand I. klagt L., daß des Aventinus, Stabius und Manlius Forschungen über diesen Stoff entweder verloren oder so verborgen seien, daß sie mit Motten und Schaben ums Dasein kämpfen; was aber Beatus Rhenanus zu seiner Zeit in Angriff genommen, sei durch des trefflichen Mannes unzeitigen Tod unterbrochen worden. Schwierig sei ihm dann dies Werk geworden, den Erwerb habe er dieser Arbeit nachgesetzt und dadurch Schaden gelitten, nicht zuletzt an seiner Gesundheit. Wie gewöhnlich kommt er auch hier auf sonstige Arbeiten seiner Feder zu sprechen, begründet in der weitschweifigsten, ihm überhaupt eigenen Weise, die Wahl der Dedication, preist den Alciat und fällt dabei in sehr vorsichtiger Art (doctos semper excipio) gegen die Bartolisten aus. Er unterläßt es nicht, seiner Verdienste und Verbesserungen auf dem Gebiete der Inscriptionen wie des Rechtes zu gedenken, und in deutlichen Anspielungen an die Liberalität Ferdinands zu appelliren. Daß er Citate gebe, begründet er damit, daß dadurch Alles besser bewiesen werde und daß die ersten Männer in seinem Fache, Alciat und Beatus Rhenanus es so gehalten hätten. Wie in allen Werken ist auch in diesem die Diction des Gelehrten ungemein schwerfällig und breit, man kann nicht sagen, daß seine Darstellung anziehend oder lebendig wäre. Dennoch hat er in gelehrter Materialiensammlung sich wesentliche Verdienste erworben und sich u. a. ähnlich wie in unseren Tagen Mommsen bemüht, die römischen Ausdrücke durch Verdeutschung deutlicher zu machen <(tt>cf. 180. 184. 186. 189 etc.). Dazu kommt noch die Aufmerksamkeit, welche er den Münzen und Inscriptionen zuwandte; seine Belesenheit in den Alten ist aber wirklich eine sehr bedeutende. Neben diesen benutzte er auch spätere, z. B. Claudian, Sidonius Apollinaris, die Byzantiner (u. A. Prokopios und Agathias), Jordanis, Cassiodor, selbst Zeitgenossen, wie er denn auch den Erasmus citirt. Uebrigens scheint er nach Zetteln gearbeitet und Materienregister gehabt zu haben, die er dann bei der Herausgabe benützte; die beigegebenen Abbildungen (z. B. 124) sollen erläutern. Dieses Werk gab aber auch Anlaß zu einer Mystification. L. citirt nämlich (S. 85) ein Fragment des Vellejus, das in der Wiener Hofbibliothek bewahrt wurde. Welch’ glücklicher Fund, nachdem die einzige Vellejus-Handschrift (des Klosters Murbach) nach der Edition des Beatus Rhenanus verschwunden war! M. Hertz aber (Haupt’s Zeitschrift für deutsches Alterthum X, 293 f.) wies nach, daß dieses Fragmentum eine „systematische nicht ohne eine gewisse Summe von Kenntnissen unternommene Fabrikation“ sei, die für die Geschichte der nachkarolingischen Zeit nicht ohne Interesse wäre. – In mancher Hinsicht noch werthvoller ist sein Werk: „Historicarum Commentationum rerum graecarum libri duo etc.“, Basel. Auch diese Schrift ist König Ferdinand gewidmet. Die Praefatio beginnt mit den üblichen Klagen über das den Musen abgewendete Zeitalter, Alles scharre Gold zusammen und setze die Studien hintan, hauptsächlich wol, weil man wisse, daß für die gelehrte Arbeit kein hinlänglicher Lohn zu erhalten sei. Er aber halte sich an den Satz des Themistokles: desidiam esse hominis vivi seputuram; der Durst nach Wissen habe ihn zur Erforschung des Alterthums getrieben und so komme er nunmehr zu jener Partie, die er eigentlich vor Rom und Deutschland hätte behandeln sollen. Die beigegebenen Kupfer und Karten entschuldigte er damit, der Kaiser möge Verzeihung gewähren meae arti, quam in sculpendo aere titubantibus meis manibus non satis feliciter consectus sum ob insignem vero penuriam eorum artificum in Austria subire nolens volens coactus sum. Mit großer Sorgfalt sucht er alle Quellen in den Bereich seiner Betrachtungen zu ziehen, selbst Ausgrabungen und Münzen in Siebenbürgen und Rumänien, auch Inscriptionen schreibt er ab. Häufig citirte er auch Dichter mitten unter den Historikern, wie denn überhaupt keine rechte Scheidung und Kritik besteht; Geschichte, Numismatik, Geographie und Mythologie laufen bunt [92] durcheinander. Das II. Buch ist Maximilian (II). gewidmet; in der Dedication spricht der Verfasser die Hoffnung aus, die Habsburger werden Griechenland der Türkei entreißen. Auch hier rühmt er sich wieder, viele Schwierigkeiten und Dunkles in den Poeten erklärt zu haben. Das zweite Buch ist eine Geschichte von Athen mit besonderer Berücksichtigung der Feste und Bräuche, der Colonien etc. vielfach natürlich nach Pausanias; Homer citirt er in der lateinischen Uebersetzung des Eoban Hesse. Wol mag man aber Wachler Recht geben, wenn dieser das Hauptverdienst des Buches in der Anwendung der Numismatik auf historische Untersuchungen sieht. „L. war der erste musterhafte Ausleger alter Münzen. Dies zeigte er besonders in dem Werke: „Commentariorum vetustorum numismatum maximi scilicet operis et quatuor sectionibus multarum rerum publicarum per Asiam, Aphricam et Europam antiquitatis historiam nodosque Gordianis difficiliores comprehendentis … , Viennae 1558. Fol. Epigraphischer Art ist das Werk: „Exempla aliquot S. Vetustatis Rom. in saxis quibusdam opera nobilis viri D. Hermetis Schallauczeri Caes. Maj. Consil. et architecturae praefecti hic Viennae erutis, una cum interpretatione Wolfgangi Lazii“, Viennae 1560. Fol. Die Erklärungen sind nach Aschbach’s Urtheil nicht als gelungen zu betrachten. Für die deutsche Geschichte ist das beinahe am meisten citirte Werk des L.: „De gentium aliquot migrationibus, sedibus, reliquiis linguarumque initiis et immutationibus ac dialectis libri XII“, Basileae per J. Oporinum 1557. Fol. das wichtigste. „Obwol nun Beatus Rhenanus den Fleiß des L. sehr rühmt, wären ihm die Migrationes wol kaum besonders werthvoll erschienen. Sie sind auch jetzt ganz veraltet. Jedenfalls viel dankenswerther sind seine Beschreibung des Türkenkrieges (1556 in Ungarn) unter dem Titel: „Rerum contra Turcas in Pannonia … gestarum narratio“, seine noch ungedruckte Geschichte des schmalkaldischen Krieges (Cod. Pal. Vindob. 7959 und 7688, cf. Chmel, Handschriften der Wiener Hofbibliothek I, 662 ff.), eine Reihe von historischen Darstellungen zur Geschichte Ungarns (cf. Aschbach, Geschichte der Wiener Universität III). Mit großer Vorliebe setzte er des Stabius und Cuspinian Arbeiten über das habsburgische Haus fort, diesem Studium entstammen: „Commentariorum in Genealogiam Austriacam libri duo etc. Basil. per J. Oporinum et Nic. Episcopium“, 1564 Fol. Das Werk war die Frucht großer Anstrengungen und mannigfacher Reisen, in fieberhafter Eile arbeitete er daran; man kann wol sagen, er schrieb es mit dem Aufwande seiner letzten Kraft, inmitten der Arbeit schloß er ab, den ursprünglich weiter führenden Plan aufgebend, weil er sich sagen mußte, es sei ihm nicht mehr so viel Lebensdauer gegönnt. Nebenher geht die Bemühung für die Geographie Oesterreichs und Ungarns, die Vorarbeit einer geplanten österreichischen Geschichte war, Materialiensammlungen dazu finden sich auf den Hofbibliotheken zu München (Halm, Deutsche Handschriften d. Münchner Hofbibl. Nr. 1184) und Wien (Cod. Pal. Vind. 7996, 7894, 7961, 8664). Ein sehr merkwürdiges Werk sind seine Typi chorographici, die mit Abbildungen der verschiedensten Volkstrachten und einem sehr genauen, bis ins Einzelnste gehenden, allerdings hie und da auch Fehlerhaftes bringenden Atlas versehen sind. Außer diesen massenhaften Schriften giebt es aber noch manches Handschriftliche von L., das in den Codices (der Wiener Hofbibliothek) Nr. 7866, 7864, 9472, 11 229 etc. enthalten ist, dazu kommen Reden, Gelegenheitsgedichte (Cod. 7960), Adversaria und dgl. (cf. darüber Aschbach a. a. O.). Mehrfach kam der rührige Mann in Controversen, so mit Caspar Bruschius, den er des Plagiates anklagt (cf. Horawitz, Caspar Bruschius, 134 ff., 168 ff.) und mit J. A. Brassicanus, mit dem er wegen Carnuntum in eine gelehrte Fehde gerieth, der er in einer sehr ausführlichen, an den von ihm hochverehrten B. Rhenanus gerichteten Apologie Ausdruck gab, [93] einer Schrift, die ich demnächst publiciren werde; Rhenanus bedauerte die letztere Fehde, schrieb aber: Utinam Germania multos tui similes haberet. Placet mihi et de Carnunto et de Illyrico sententia tua. Schließlich sei noch des Antheils des L. an der Entdeckung der Nibelungenlieder (cf. Dümmler, Piligrim von Passau S. 97) und des sog. Ottokar von Horneck gedacht.

Ueber L. vgl. außer den Angaben bei Khautz und Denis: Rosas, Geschichte der Wiener Universität II, S. 51 ff.; Camesina in den Berichten des Alterthums-Vereins (namentlich über Familie und Personalien), vor Allem Aschbach’s dritten nachgelassenen Band seiner Universitätsgeschichte.