Zum Inhalt springen

BLKÖ:Holtei, Karl von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Hollý, Johann
Nächster>>>
Holtei, Luise von
Band: 9 (1863), ab Seite: 233. (Quelle)
Karl von Holtei bei Wikisource
Karl von Holtei in der Wikipedia
Karl von Holtei in Wikidata
GND-Eintrag: 118706640, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Holtei, Karl von|9|233|}}

Holtei, Karl von (Dichter und Schriftsteller, geb. zu Breslau 24. Jänner 1797). Sein Vater Karl von Holtei war Rittmeister in der kaiserlich-österreichischen Armee und starb (23. März 1845), 78 Jahre alt, zu Saaz in Böhmen, wo er in Pension lebte. Seine Mutter Wilhelmine, eine geborne von Keßel, einem alten, schlesischen Adelsgeschlechte entstammend, starb bald nach der Geburt des Knaben, der nun zu einer Schwester seiner Großmutter von väterlicher Seite kam und dort, wie er selbst schreibt, verzogen wurde. Er kam dann in eine Pension, aus der man ihn aber bald wieder nahm, bis endlich beschlossen wurde, ihn für die Landwirthschaft auszubilden, weßhalb er nach Obernigk in Schlesien kam, um dort unter den Augen eines alten Onkels seine landwirthschaftlichen Studien zu machen. Mittlerweile war aber auch die Sehnsucht zum Theater in ihm rege geworden, geweckt durch die Leistungen Ludwig Devrient’s, die sich dem Jünglinge fest eingeprägt hatten. Bevor er jedoch diesem Wunsche nachzukommen im Stande war, nahm sein Schicksal durch Napoleon’s Flucht von Elba eine unerwartete Wendung. Preußen rief alle waffenfähige Mannschaft in’s Feld und auch Holtei ging unter die Freiwilligen (1815). Der Pariser Frieden machte seiner Soldatenlaufbahn bald ein Ende und H. wurde nun Student und besuchte die Collegien in Breslau, wo er mit dem originellen Karl Schall bekannt wurde, der nicht geringen Einfluß auf den damals noch schmiegsamen Jüngling übte. Obwohl die Liebe zum Theater immer noch lebendig bei allen Anlässen hindurchschlug, gelang es doch den Vorstellungen vernünftiger Freunde, die sich in dem Ausspruche: „Erst studiren, dann Comödie spielen“, concentrirten, H. vor einem voreiligen Aufgeben der Studien zu bewahren. Aber schon in diese Studentenzeit fällt die Episode seines ersten theatralischen Auftretens, u. z. zu Grafenort in Schlesien, einem Schlosse des Grafen Johann Hieronymus Herberstein [Bd. VIII, S. 337, Nr. 41], an den Holtei von Seydelmann empfohlen war und wo er seine künftige erste Frau, die Schauspielerin Louise Rogée [siehe die Folgende] kennen lernte. Der Graf unterhielt den Sommer über ein Haustheater, welches sich mit beginnendem Herbste auflöste, worauf H. zu den Studien zurückkehrte. Auch huldigte H. um diese Zeit schon der Poesie, schrieb kleine Lustspiele, während eines längeren Aufenthaltes in Obernigk, zu dem seine Großtante und Pflegemutter zu bereden es ihm gelungen war. Lyrisches, aus welchem sich später seine bekannten „Stimmen des Waldes“ entwickelten und in welcher Zeit auf einer Herbstfußreise in die schlesischen Gebirge der Text zu der von Gläser componirten Oper „Adlers Horst“ entstand. Dieses ländliche Stillleben hätte wohl längere Zeit gedauert, wenn Holtei nicht Grafenorter Werbern in die Hände gefallen wäre, die eben wieder für das Sommertheater des Grafen Herberstein Schauspieler suchten. Holtei ging nun nach Grafenort, wo er dichtete und schauspielte, worauf er wieder nach Breslau zurückkehrte und einen längst gehegten Gedanken nun endlich ausführte und Schauspieler wurde. Am 5. November 1819 betrat er die Bühne zum ersten Male als Mortimer in „Maria Stuart“ und wurde bald darauf engagirt. Waren es die Gegner, die ihn nicht aufkommen ließen, war es, daß H. sein eigentliches Feld nicht erkannt hatte, genug die Freude [234] am Spielen war bald dahin, er verließ Breslau, um als Declamator aufzutreten, und in Begleitung eines Freundes, der eine schöne Stimme besaß und hübsche Lieder zur Guitarre sang, unternahm er eine Kunstreise. Auf dieser gelangten sie nach Dresden, wo Ludwig Tieck H. wohlwollend aufnahm und ihn von der Fortsetzung eines so zwecklosen Herumwanderns, wie es H. im Sinne hatte, abbrachte. H. fand nun Unterkunft bei der Dresdener Hofbühne, wo es aber auch nicht recht vorwärts wollte. Er gab also seine Stellung auf und kehrte nach mannigfachen Hin- und Herfahrten nach Schlesien und zuletzt nach Obernigk zurück. In diese Zeit fällt seine Verheirathung mit Luise Rogée, mit der er schon ein Jahr früher verlobt und, nachdem sie eine Todeskrankheit überstanden, am 4. Februar 1821 zu Obernigk getraut wurde. Nachdem H. mit seiner Frau noch einige Zeit auf dem Lande gelebt, kehrten sie beide nach Breslau zurück und Luise betrat wieder die Bühne, für die man sie schon verloren glaubte. Luisen’s Triumph war vollständig. Sie wurde bald die Zierde der Breslauer Bühne, zählte – was eine Folge ihrer Anmuth war – in der Frauenwelt keine Gegnerin und in der Männerwelt nur unbedingte Verehrer. Holtei selbst, der als Theaterdichter und Secretär an der Breslauer Bühne bedienstet war, begann die Herausgabe einer Local-Wochenschrift, betitelt: „Der Obernigker Bote“, die er in Bälde wieder aufgab und ein größeres Journal: „Deutsche Blätter für Poesie, Literatur, Kunst und Theater“ begründete, an welchem namhafte Gelehrte und Dichter mitarbeiteten. Diese ehrenvolle Wirksamkeit des jungen Ehepaares wurde durch einen Seiltänzerscandal unterbrochen. Holtei als Theatersecretär hatte mit einem zur Tourniair’schen Truppe gehörigen Luftspringer einen Contract abgeschlossen, welchem zufolge dieser Pantomimenvorstellungen am Breslauer Theater leiten sollte, an denen aber auch Mitglieder des Theaters mitzuwirken hatten. Letztere weigerten sich mit Seiltänzern auf der Bühne zu erscheinen, es kam zu Controversen, welche mit Holtei’s Entlassung von seiner Theatersecretärsstelle endeten. Aber auch Frau von Holtei betrachtete ihre Verbindlichkeit für gelöst. Herr und Frau von Holtei begannen sofort eine Kunstreise, u. z. vorerst nach Prag, dann nach Wien, Brünn, Berlin, Hamburg, bis Luise ein Engagement an der königlichen Bühne in Berlin fand. Holtei, der sich von den Brettern fern hielt, warf sich nun auf die dramatische Poesie und schuf mit seinen „Wienern in Berlin“ und „Berlinern in Wien“ die für Deutschland damals fast neue Gattung des komischen Liederspiels. Auch sonst schrieb H. in jener Zeit viel Literarisches, Kritisches, selbst Publicistisches, als ihn ein schweres Ereigniß traf, der Tod seiner Frau, die am 28. Jänner 1825 nach fast zweimonatlichem Krankenlager in der Blüthe ihres Lebens der Kunst und ihrem Gatten entrissen wurde. Holtei feierte das Andenken seiner Gattin als Dichter in rührender Weise. Noch blieb er einige Zeit in Berlin, dann aber verlebte er die Jahre 1825–1828 in wechselvoller Thätigkeit: er trat beim Königstädter Theater als Directionssecretär, Bühnendichter und Regisseur ein; vermittelte das Engagement der Sängerin Sontag, über zahlreiche Mitbewerber den Sieg davon tragend; schrieb mehrere Stücke, darunter die Posse „Der Kalkbrenner“, in welcher Beckmann zum ersten Male als Hauptfigur die Bühne betrat, „Der alte Feldherr“ u. dgl. m. [235] Ein Wechsel in der Direction des Theaters hatte die Folge, daß H. seine Stelle aufgab. Als Vorleser Shakespeare’scher Dramen hatte er schon früher eine reiche Ernte gemacht. Dem Alleinstehenden war es um die Zukunft nicht bange. Vorerst wollte er nur sich leben, er besuchte also seine Kinder, die bei Verwandten in Schlesien untergebracht waren, dichtete Lieder in schlesischer Mundart, die bald sangbare Melodien gefunden hatten und in den Volksmund übergegangen waren und wanderte in Obernigk, Trachenberg, Grafenort, Landeck und anderen Orten, wo er gekannt und beliebt war, umher, so daß es bald hieß: „der Obernigker Bote geht wieder um“. Da sein Mäcen aus Grafenort, Graf Herberstein, eben eine Reise nach Paris vorhatte und einen Begleiter wünschte, nahm H. den Antrag an und kam nach Paris, wo er eine Reihe der interessantesten Persönlichkeiten, unter vielen Anderen Cherubini, Päer, Auber, Scribe, Boieldieu, Delavigne, Lafayette, Fould, Sidney Smith, Gall, Rossini, Benjamin Constant kennen lernte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland besuchte er Düsseldorf und Weimar, wo er bei Goethe huldreiche Aufnahme fand und die Gunst der geistreichen Johanna Schopenhauer erwarb, die ihm bis zum letzten Hauche ihres Lebens Freundin blieb. Alsdann kehrte H. nach Berlin zurück, wo er, kürzere Unterbrechungen abgerechnet, mehrere Jahre verlebte. In dieser Zeit begründete er wieder eine kritische Theater-Zeitschrift: „Monatliche Beiträge zur Geschichte dramatischer Kunst und Literatur“, von der 6 Bände erschienen sind; trat neuerdings als öffentlicher Vorleser auf, dichtete das wirksame[WS 1] Stück „Lenore“ nach Bürger’s gleichnamiger Ballade, schrieb die Posse „Staberl als Robinson“, hielt in der Zwischenzeit (Jänner 1828) dramatische Vorlesungen in Weimar, wo er sich Goethe’s besonderer Gunst erfreute und ihm dessen Sohn August näher trat; bearbeitete nach seiner Rückkehr nach Berlin mit Bewilligung des Dichters den „Faust“ für die Bühne, ohne jedoch dessen Aufführung durchzusetzen; schrieb sofort einen eigenen „Faust“, der als „wunderthätiger Magus des Nordens“ am 10. Jänner 1829 zur Aufführung kam; verliebte sich in seine nachmalige zweite Frau Julie Holzbecher, die gleichfalls eine beliebte Schauspielerin war und mit der ihn Schleiermacher am 23. März 1829 traute. Seinem Aufenthalte in Berlin machte die Berufung an das Darmstädter Hoftheater, für ihn als Regisseur und Theaterdichter, für sie als darstellendes Mitglied ein Ende und H. übersiedelte nach Darmstadt, wohin er auch seine Kinder aus Schlesien mitnahm. Aber auch da zeigten sich die Dinge in der Nähe viel anders als sie aus der Ferne erschienen waren. Unter zwei Intendanten, die sich gegenseitig befehdeten, litt die Anstalt und ging ihrer Auflösung entgegen. H. litt es nicht lange in solchen Verhältnissen, er verlangte entschieden seine Entlassung und ging als er sie erhielt wieder nach Berlin, wo aber die Verhältnisse eben auch nicht die erquicklichsten waren. H. vollendete in dieser Zeit sein Schauspiel: „Der dumme Peter“, des berühmten Ludwig Devrient letzte Rolle; „Das Trauerspiel in Berlin“, worin er die weltberühmte Figur des Eckenstehers „Nante“ schuf, die in Beckmann ihren unerreichten Darsteller fand (Nestroy behandelte dann später für Wien denselben Stoff in seiner „Verhängnißvollen Faschingsnacht“); [236] versuchte es wieder (Anfangs 1833) als Schauspieler und griff nach mehreren Rollen in eigenen Stücken mit der des Heinrich in dem um jene Zeit gedichteten Schauspiele „Lorbeerbaum und Bettelstab“ entschieden durch. Da aber die Versuche, an einem Berliner Theater angestellt zu werden, mißglückten, ging er zuerst allein auf Gastrollen nach Hamburg, Leipzig, München, holte dann im Herbste seine Frau ab und spielte in Breslau, darauf in Wien im Josephstädter Theater, schrieb während des letzteren Gastspieles die beiden Stücke: „Die Wiener in Paris“ und „Shakespeare in der Heimat“, trug sich mit dem Gedanken herum, eine reisende Theatertruppe in Schlesien zu organisiren, welche aber in Folge des unerwartet eingetretenen Todes seines 15jährigen Sohnes wieder aufgegeben wurde, ging nach Dresden, wo er auch auftrat, dann wieder nach Berlin, wo seine Hoffnungen, ein eigenes kleines Theater zu begründen, an allerlei Mißverständnissen scheiterten und begann, 40 Jahre alt geworden, am 24. Jänner 1837 den ersten Band seiner unter dem Titel „Vierzig Jahre“ viel bekannt gewordenen eben so lehrreichen als wirklich interessanten Memoiren, in welcher Arbeit er nur durch den Antrag, die Directorstelle des Theaters in Riga zu übernehmen, unterbrochen wurde. Diesen Antrag nahm H. auch an, traf alle Anstalten zur Reise, übersiedelte glücklich nach Riga, fand ein wohlwollendes Publikum, neue Freunde, begann sich einen häuslichen Herd zu schaffen, als nach noch nicht abgelaufenem zweiten Jahre seine zweite kaum 30jährige Frau an den Folgen ihrer Entbindung (20. December 1838) starb. Nun litt es ihn auch in Riga nicht länger und H., aus schönen Verhältnissen zu seinem Schaden gewaltsam sich losreißend, begann im Februar 1839 von Neuem seine Wanderung, als Vorleser auftretend. Nach einigen Kreuz- und Querfahrten erreichte ihn in Küstrin das Schreiben seines alten Mäcen, des Grafen Herberstein, der dem ehemaligen Volontair des Grafenorter Schloßtheaters einen Posten als Gesellschafter anbietet, welchen H. annahm und sich sofort nach Eggenberg begab. Zwei Menschen aber wie der Graf Herberstein und der Dichter Holtei konnten nur in wechselseitiger Unabhängigkeit nebeneinander gehen und Holtei gab auch bald seine Stelle auf und wurde aus einem besoldeten Gesellschafter wieder ein unabhängiger Gast. Als den Grafen nach einiger Zeit seine Geschäfte nach Berlin riefen (October 1840), begab sich Holtei nach Wien, wo er bei Director Carl [Bd. I, S. 327, Artikel Bernbrunn] eine Anstellung in den Theatern an der Wien und in der Leopoldstadt fand und zugleich durch Vorlesung Shakespeare’scher Dramen die Aufmerksamkeit der gebildeten Welt auf sich zog. Einige Ausflüge nach Preßburg, Pesth, Berlin, an welch’ letzterem Orte sich Hoffnungen, Vorleser des Königs zu werden, nicht verwirklichten, ein Intermezzo in Grafenort, wo er neuerdings für den Grafen eine kleine Truppe organisirte, füllten die Jahre bis 1844, in dessen Sommer er eine Kunstreise als Vorleser antrat, die nun nach einem förmlichen Plane ausgeführt werden sollte, da er bis dahin nur dort las, wo er zufällig hinkam. Der Ruf eines todtkranken Freundes, des Barons Vaerst, der das Breslauer Actientheater gepachtet, die Leitung dieser Bühne zu unternehmen, unterbrach aber diese projectirte Kunstreise und H. war wieder Theaterdirector, bis ihm am [237] 15. März 1845 die Erlösungsstunde schlug und er vorerst im Bade Charlottenburg Kräftigung für seine von Aerger angegriffene Gesundheit suchte, dann aber einer Einladung des Grafen Herberstein nach Trachenberg folgte, wo er den fünften und sechsten Band seiner „Vierzig Jahre“ vollendete. Nun erst wurde die schon 1844 vorgehabte Kunstreise in’s Werk gesetzt und Dresden, Magdeburg, Halberstadt, Quedlinburg, Bernburg, Braunschweig, Wolfenbüttel, Hannover, Bremen, Oldenburg, Celle u. a. O, besucht, wo ihm, dem Dollmetsch des größten Dichters aller Zeiten und Völker, die Besten und Edelsten der deutschen Nation Hand und Herz entgegenbrachten. 1847 war H. in Hamburg und begab sich alsdann nach Gratz, welche Stadt für ihn schon seit einigen Jahren die meiste Anziehung besitzt, da dort seine Tochter bereits seit 1842 in glücklicher Ehe mit einem Advocaten lebt. In Gratz erreichte ihn auch der Ruf seines unwandelbaren Mäcens, des Grafen Herberstein, der ihm die Bibliothekarstelle bei der gräflichen Bibliothek in Trachenberg anbot. Holtei nahm diesen Antrag an; da brachen die Februartage über Paris und die Märztage über Deutschland herein, die Zeiten schienen für Büchereinkauf u. dgl. wenig geeignet und ein Bibliothekar ohne Bibliothek wollte Holtei eben so wenig sein, wie er als ein Mann, der sein ganzes Leben hindurch lieber gab als nahm, auch von der bloßen Gnade nicht leben wollte. Er gab also seine Entlassung ein und sie wurde angenommen. Nun begann das alte unstäte Wandern von Neuem nach Hamburg, Schwerin, Rostock, Lübeck, Bremen, die „Komödie der Irrungen“ von Shakespeare wurde für die Bühne zurechtgesetzt und machte in dieser Bearbeitung entschiedenes Glück, derselben folgte die Bearbeitung der zweiten „Viel Lärmen um Nichts“; immer wieder aber kehrte er nach dem geliebten Gratz zurück, von dort gleichsam nach verschiedenen Seiten ausgreifend, nach Ludwigslust (Februar 1850), wo er den siebenten Band seiner „Vierzig Jahre“ beendete, dann nach Wien (1851), nach Prag (1855) und jüngst 1861 zu einer längeren Fahrt durch sein Stammland Schlesien, wo er überall Vorlesungen hielt und die nach der Art seines Empfanges wohl mehr einem kleinen Triumphzuge glich und also im schönsten und richtigsten Sinne des Wortes eine Künstlerfahrt war. Nahezu ein Jahr hatte die schlesische Rundreise gedauert. Seit seiner Reise in Schlesien, von der er am 15. October 1861 nach Gratz zurückkehrte, lebt H. in schriftstellerischer Muße in der reizenden Murstadt, wo er nach den neuesten Nachrichten (Juni 1862) mit einem großen Romane: „Der letzte Comödiant“ beschäftigt ist, von dem einzelne Bruchstücke bereits in der Gratzer Zeitung: „Hoch vom Dachstein“ abgedruckt waren. Holtei den Menschen hat er selbst in seinen „Vierzig Jahren“ ohne Schminke aufzulegen, geschildert. Ueber Holtei den Schriftsteller, den lyrischen und dramatischen Dichter, den Schauspieler und den Vorleser Shakespeare’s geben die Quellen in welchen die Urtheile dazu berechtigter Personen in Kürze aufgeführt werden, ausführliche Nachweife. Auf ein vollständiges Verzeichniß seiner Schriften müssen wir verzichten; ist es denn doch zweifelhaft, ob er es selbst zusammenzustellen im Stande wäre. Aber das Wichtigste soll hier seine entsprechende Stelle finden. Enslin’s von Wilhelm [238] Engelmann neu herausgegebene „Bibliothek der schönen Wissenschaften“ erster und zweiter Band (Leipzig 1837 u. 1846) und Kayser’s „Bücher-Lexikon“ enthalten die selbstständig gedruckten Schriften. Seine dramatischen Schriften erschienen gesammelt unter dem Titel: „Theater von Carl von Holtei. An einem Bande“ (Breslau 1845, August Schulz, Lex. 8°.), worin 45 Stücke enthalten sind, aber alle nach 1845 vorgenommenen Bearbeitungen und Originaldichtungen, darunter das reizende Märchen: „Die beschuhte Katze“, fehlen. Seine lyrischen Dichtungen erschienen in mehreren Sammlungen unter verschiedenen Titeln, als: „Gedichte“ (Berlin 1827, Haude und Spener, 8°., neue Ausgabe 1844, 8°.); – „Schlesische Gedichte“ (Berlin 1830, 2. Auflage 1850, Trewendt u. Granier, 3. Aufl. 1857, mit einem Glossar von Weinhold, 5. Aufl. 1859, gr. 8°.), es sind Dialectdichtungen, in der ersten Ausgabe, mit beigedruckten Melodien und schon in erster Auflage Goethe’n mit dessen Genehmigung gewidmet; – „Heil dem Könige. Zwölf preussische Lieder“ (Berlin 1831, 16°.), auch in einer Prachtausgabe (in 4°.); – „Deutsche Lieder“ (Schleusingen 1834, in 2. Aufl. 1836); – „Stimmen des Waldes“ (Breslau 1848, 2. Aufl. ebd. 1854, 8°.); – „Geistiges und Gemüthliches aus Jean Paul’s Werken. In Reime gebracht“ (Breslau 1858, Trewendt). Von seinen prosaischen Schriften sind außer den mehrerwähnten Memoiren „Vierzig Jahre“ (2. Aufl. in 6 Bänden, Breslau 1859, 16°.), welches immerhin H.’s Hauptwerk bleibt und in vielen Hinsichten höchst instructiv ist, anzuführen die Romane und erzählenden Schriften: „Erinnerungen. Eine Sammlung von Erzählungen“ (Breslau 1822, 8°.); – „Brieftasche des Obernigker Boten“ (Breslau 1826); – „Grafenorter Briefe“ (1840), worin er seiner zweiten Frau Julie in schmucklosen Worten ein rührendes Monument setzt; – „Der Obernigker Bote. Gesammelte Aufsätze und Erzählungen“, 3 Bde. (Breslau 1855, 8°.); – „Die Vagabunden. Roman“, 4 Bde. (Breslau 1852, Trewendt u. Granier, 8°., 3. Aufl. 1860); – „Drei Geschichten von Menschen und Thieren“, 2 Bde. (Leipzig 1856, Hübner, 16°.); – „Bilder aus dem häuslichen Leben“, 2 Bde. (Berlin 1858); – „Christian Lammfell“, 5 Bde. (Breslau 1853, 2. Aufl. ebd. 1858); – „Ein Schneider. Roman“, 3 Bde. (Breslau 1853, 2. Aufl. ebd. 1858); – „Die Eselsfresser“, 3 Bde. (Breslau 1860); – „Ein vornehmer Herr“; – „Noblesse obblige“, 3 Bde.; – „Schwarzwaldau“, 2 Bde.; – „Ein Mord in Riga“; – „Die Tochter des Freischulzen“, 1 Bd. Die letzteren fünf in J. L. Kober’s „Album. Bibliothek deutscher Originalromane“. Der von ihm redigirten kritischen und ästhetischen Zeitschriften, wie der wichtigsten Stücke ist in der Lebensskizze gedacht worden. Außerdem schrieb er viele ästhetische, publicistische und andere prosaische Aufsätze, wie Gedichte in verschiedenen deutschen, vornehmlich Berliner Journalen. Holtei, obgleich Schlesier von Geburt, hat doch als Sohn eines kaiserlich-österreichischen Officiers; durch seinen wiederholten und zwar längeren Aufenthalt in Wien, wo er sogar auf Befehl des Staatskanzlers Metternich, 1835, die österreichische Volkshymne schrieb, welche Episode in seinen „Vierzig Jahren“ eine der interessantesten ist; durch seinen fast 14jährigen, nur durch Kunstausflüge unterbrochenen bleibenden Aufenthalt in der reizenden Murstadt und durch seinen jahrelangen innigeren Verkehr mit einem geistvollen österreichischen Cavalier – viele andere mitunter innige [239] Beziehungen zu seinen zahlreichen Freunden und Verehrern in den bedeutenderen Städten der Monarchie ungerechnet – Anspruch auf einen Platz in diesem Werke.

l. Biographien und Biographisches. Vierzig Jahre. Von Karl von Holtei. 2. Aufl. in 6 Bdn. (Breslau 1859, 16°.) [ist H.’s Selbstbiographie, so genannt, weil er sie nach zurückgelegtem 40. Lebensjahre am 24. Jänner 1837 zu schreiben begonnen hatte]. – Karl von Holtei. Eine Biographie (Prag und Leipzig 1856, Expedition des Albums [Kober], Taschenformat). – Karl von Holtei wider das Theater in Breslau (Breslau 1823, 8°.) – BrockhausConversations-Lexikon (10. Aufl.) Bd. VIII, S. 39. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur (Leipzig 1833, F. A. Brockhaus, 8°.) Bd. II, S. 488 [sagt zu Ende der Lebensskizze: „Unstätt im Leben, liebenswürdig im Umgange, war er stets sanguinischer Parteimann, in unzählige Streitigkeiten verwickelt und eifrig als Freund wie als Feind, hat er an allen Orten sich eben so viele Feinde als Freunde gemacht“]. – Ergänzungsblätter, herausgegeben von Fr. Steger (Meißen, Lex. 8°.)Bd. X, S. 41. – Gesellschafter, herausgegeben von Gubitz (Berlin, 4°.) 1823, Nr. 107 u. f. S. 511: „Zeitung der Ereignisse und Ansichten“, Breslau. Von Andreas Batchelor. – Iris (Moden- und Musterblatt in Gratz), II. Jahrg. (1850),8. December: „Carl von Holtei“. – Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig 1860, Carl B. Lorck, 4°.) Erste Serie. S. 384 [bemerkt über Holtei: „Holtei’s mannigfaltiges schriftstellerisches Wirken ist ein Abbild seines wechselvollen Lebens. In der Leichtigkeit, mit der er producirt und das Verschiedenartigste dichterisch zu schildern weiß, liegt sein Vorzug und seine Schwäche“]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, 8°.) Bd. XV, S. 1107 [nennt (S. 1108) seine erste Gemalin irrig Louise, geb. Rogén, statt Rogée]. – Nouvelle Biographie générale … publiée par MM. Firmin Didot frères sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1858, 8°.) Tome XXV, p. 10.Oesterreichische illustrirte Zeitung, herausgegeben von Reyhongs (Wien, 4°.) 1853, Nr. 131: „Karl von Holtei“ [mit seinem nicht getroffenen Porträt in Holzschnitt]. – Wiener Theater-Zeitung, herausgegeben von Adolph Bäuerle, 1856, Nr. 63, 113, 115, 118–120: „Aus Karl von Holtei’s Leben. Biographische Skizze von Karl G.“; – Dieselbe 1858, Nr. 21: „Eine Reclamation Karl v. Holtei’s“ [anläßlich eines Mißverständnisses, welches durch das Vorwort zu seinem Buche: „Bilder aus dem häuslichen Leben“, entsprang – auch in mehreren anderen Blättern gleichzeitig abgedruckt].
II. Porträte. 1) Mit dem Facsimile der Unterschrift und folgender Devise:

Viel hab’ ich im Leben erlebt und geseh’n.
Viel Gutes, viel Uebles ist mir gescheh’n,
Meine redlichsten Freunde: Kummer und Schmerz,
Meine bittersten Feinde: ich und mein Herz.

Lithogr. von Kriehuber 1856, gedruckt von Höfelich’s Witwe, Fol., Prämie zu Kober’s Album 1856. [Die Zeichnung des Bildes ist von C. Riedl. Es existiren verschiedene Abdrücke dieses Bildes mit derselben Devise zwar, aber auf einigen Blättern ist diese feiner, auch ist auf einzelnen Blättern G. Riedl als Maler genannt, auf anderen nicht.] – 2) Mit dem Facsimile der Unterschrift Cl. v. Holtei, v. Saar pinx.., Fr. Stöber sc. Beilage zur Wiener Zeitschrift Nr. 3, 4. Jänner 1845. – 3) G. von Seidlitz pinx., Schein lithogr. (Berlin, Lüderitz’ Kunstverl., 4°.). – 4) Mit Facsimile nach Keil, lithogr. von Fischer (Breslau, Ed. Trewendt, Fol.) [von diesem Bilde gibt es auch colorirte Exemplare]. – 5) Als armer Heinrich (in Lorbeerbaum und Bettelstab) (Berlin. Lüderitz’ Kunstverlag 4°.).
III. Holtei’s Handschrift. Adolph Henze in seiner Schrift: Die Handschriften der deutschen Dichter und Dichterinnen mit 305 Facsimiles (Leipzig 1855, Bernhard Schlicke, Taschenf.), charakterisirt das Facsimile von H.’s Unterschrift treffend mit den Worten:

„Ich hab’ meine Sach’ auf Nichts gestellt! Juchhe!“

IV. Holtei, literarisch beurtheilt als Dialect-, lyrischer, dramatischer, Romandichter und Vorleser. Gottschall (Rud.), Die deutsche National-Literatur in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts (Breslau 1855, Trewendt und Granier, 8°.) Bd. II, S. 115, [H. als schlesischer Provinzialdichter; Gottschall stellt H. neben Klesheim, für diese Ehre mag sich H. bedanken; nur völlige Unkenntniß der ganz unösterreichischen Klesheim’schen Nichtigkeiten kann einen solchen literarischen Mißgriff begehen]; S. 283 u. f. [H. als [240] lyrischer Poet]; S. 501 [H. als dramatischer Poet]; S. 641–643 [H. als Romandichter]. – Laube (Heinrich), Geschichte der deutschen Literatur (Stuttgart 1840, Hallberger, gr. 8°.) Bd. III, S. 424; Bd. IV, S. 98. – Mundt (Theodor Dr.). Geschichte der Literatur der Gegenwart (Leipzig 1853, Simion, 8°.) 2. Aufl. S. 702, 723 [sagt von Holtei: „An Leichtbeweglichkeit des dramatischen Talents konnten nur wenige seiner zeitgenössischen Dichter mit ihm wetteifern“]. – Breslauer Zeitung 1861, Nr. 545: „Carl v. Holtei’s Schriften“. – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 1844, Nr. 319–321; 1845, Nr. 160–163: „Karl von Holtei und die deutsche Bühne“, von H. Marggraff [anknüpfend an Holtei’s „vierzig Jahre“, dessen Verhältniß zum deutschen Theater in anregender Weise darstellend]. – Deutsche Wochenschrift, von Karl Gödeke, 1854, II. Quartal, Heft 21. – Schlesische Zeitung 1861, Nr. 542, über Holtei’s Gedichte [und die verschiedenen Ausgaben derselben]. – Abendblatt der Pest-Ofner Zeitung 1856, Nr. 154. – „Karl von Holtei ein Romanschriftsteller“. – Die Gegenwart (Wiener polit. Parteiblatt) 1860, Nr. 125: „Holtei’s Vagabunden“ von A. W. [darin kommt H. schlecht genug weg, wird sich aber darüber leicht trösten]. – Wiener Zeitung 1860. Abendblatt Nr. 7, S. 23 – „Deutsche Erzähler. Karl von Holtei“, von H. L(orm). – Breslauer Zeitung 1861, Nr. 101: – „C. v. Holtei’s Vorlesung“, von R(udolph) G(ottschall). – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter 1842, S. 262, 274, 299, über H.’s Vorlesungen. – Schlesische Zeitung (Breslau, Fol.) 1861, Nr. 97 [erinnert an Holtei’s Verdienste als Vorleser Shakespeare’s, durch welche Shakespeare dem deutschen Publikum erst recht lieb und werth geworden, denn es gibt nicht zu viele Bühnen in Deutschland, auf denen Shakespeare gespielt weiden kann]; – Dieselbe Nr. 474: „Karl von Holtei’s Vorlesungen“.
V. Charakteristik Holtei’s. Lewald (Fanni), Meine Lebensgeschichte (Berlin 1862, Otto Janke, kl. 8°.) Zweite Abthlg.: Leidensjahre, Bd. II, S. 30–40 [eine sehr lebendige, geistvolle und treffende Schilderung Holtei’s des Vorlesers – den sie mit seinem Freunde Schall, der auch als Vorleser bedeutend war – parallelisirt]. – Sternberg (A. v.), Erinnerungsblätter (Leipzig 1855–1858, Brockhaus, 8°.), [Im III. Bande dieser Memoiren, in welchem er mehr pikant als wahr das Leben der Berliner Gesellschaft und in gewissen literarischen Kreisen schildert, führt er uns neben Laube unter Anderen auch Holtei vor, dessen Vorlesen, weil er zuweilen kleine selbst zusammengefügte Weisen sang, er ein Vorsingen (!) nennt. Ein Fragment daraus steht abgedruckt im Journal: „Neue Zeit“ (Olmützer polit. Blatt) 1857, Beilage zu Nr. 203.] – Einer seiner Biographen charakterisirt Holtei folgendermaßen: „Als lyrischer Dichter zeichnet er sich durch seine volksthümliche Richtung aus. Viele seiner Lieder klingen noch und leben fort. – Als Schauspieler hat er in einigen der eigens für ihn geschriebenen Rollen entschiedene Wirkungen erreicht, und vielleicht größere wie mancher ungleich bessere Schauspieler. Unbedenklich war er mehr Naturalist als Künstler. Er brachte etwas mit auf die Bühne, was gar Vielen um ihn her mangelte, was er sich als dramatischer Vorleser in Fülle gewonnen. That einerseits der Vorleser dem Schauspieler Schaden, so hatte sich doch auch andererseits Letzterer bei Ersterem gar sehr zu bedanken für die reine Artikulation, die von Geist und Gefühl durchdrungene Recitation, die alles „Declamiren“ verschmähte, und natürlich, einfach, wahr und klar vortrug. Als Vorleser hat von allen gelehrten und ungelehrten, berufenen und unberufenen deutschen Commentatoren des britischen Dichters keiner so viel zum Verständniß und zur Verbreitung desselben beigetragen, als Holtei durch seine lebendige, vielgestaltige unermüdliche und Jedermänniglich verständliche Art und Weise. Er auch ist es gewesen, der durch seine Lese-Abende manchen großen Werken gleichsam den Weg auf die Bühne bahnte … und der dieses seltene und zur höchsten Virtuosität bei ihm ausgebildete Talent immer und überall benützte, für die Armuth zu wirken[1]. Der Theaterdichter hat freilich mitunter arge Fehlgriffe gethan … will man auch gerne eingestehen, daß sogar in den geringsten dieser seiner Arbeiten stets eine mehr oder weniger eigenthümliche Grundidee lebt, die jedoch oft so tief versteckt sitzt, daß sehr guter Wille dazu gehört, sie herauszukitzeln. Im Fache des Liederspiels und der harmlosen Posse hat er hübsche Sachen geliefert: „Wiener in Berlin“, „Der Kalkbrenner“, „Ein Achtel vom großen[241] Lose“, „Margaretha“, „Der schottische Mantel“, „Dreiunddreißig Minuten“, „Die weiblichen Drillinge“ und Andere werden, munter gespielt, stets noch günstige Aufnahme finden. Von heroischen, sentimentalen, melodrammatisch gehaltenen Liederspielen zeichnen sich: „Der alte Feldherr“, „Erinnerung“, „Leonore“ aus. Auch „Wiener in Paris“ behaupten sich noch, obwohl ursprünglich ein Gelegenheitsstück, deren er viele recht sinnige geliefert. Zu seinen bedeutenderen Dramen gehören: „Ein Trauerspiel in Berlin“, „Lorberbaum und Bettelstab“, „Shakespeare in der Heimath“, „Hanns Jürge“, „Zum grünen Baum“ (letzteres nicht in der gedruckten Sammlung seiner dramatischen Werke). Die Arbeiten des Erzählers, Romandichters – als letzteres trat H. im 60. Jahre auf – haben ihre Widersacher gefunden, aber es hat ihnen nicht an Gönnern und freundlichen Lesern gefehlt. Dreierlei ist bei den meisten von Holtei’s Erzählungen hervorzuheben: der angenehme, ungezwungene, sauber ausgearbeitete Styl, die fast immer durchblickende, bisweilen geradezu ausgesprochene Tendenz: „Der Mensch lerne entbehren, sich resigniren, in sich zufrieden leben“, endlich aber der vaterländische, provinzielle Ton, die heimatliche Farbe aller seiner Bücher. „Wo Holtei weilt, da ist Schlesien“, sagt einer seiner Kritiker. Seine schlesischen Gedichte enthalten des wahrhaft Schlesischen, des längst in’s Volk durch Wort und Lied Uebergegangenen genug, um auch rückwirkend ethymologische Bedeutung erlangt zu haben. „Wer Schlesien und die Schlesier kennen lernen will, greife zu Holtei’s Gedichten“, sagt Karl Gödeke“. – Laube schreibt über Holtei: „Holtei’s Singspiele, von denen die „Leonore“ so wirksam war, kamen aus einem klangreichen, regen poetischen Leben, jedes hat einen klingenden Mittelpunkt. Man wirft ihm vor, daß er alten Melodien alle Wirkung verdanke, als ob es nicht ein Talent wäre, dem vergessenen Ton ein noch innewohnendes Leben abzusehen. Holtei hat neuerer Zeit am reichlichsten für Postreiter, Wandersleute, gesellige Sänger gesorgt und was das Volk in seine tägliche Theilnahme aufnimmt, ist niemals kernloser Art“. – Ueber Holtei den Vorleser spricht sich die geistvolle Fanni Lewald unter Anderem folgendermaßen aus: „Holtei zwang durch die ihm innewohnende dichterische Empfänglichkeit und plastische Kraft sein Publikum so lange es ihn hörte zu seiner Ansicht, und ich meine, nicht zu dessen Nachtheil … Eine Sprachgeläufigkeit wie die seine, die in der größten Uebertreibung von Tempo und Rhytmus doch stets vollkommen deutlich und stets völlig Herr des geistigen Gehaltes und Ausdruckes blieb, habe ich an keinem anderen Deutschen … wahrgenommen …“ Und treffend schildert diese geniale Frau den alten Holtei, den sie nach Jahren wiedersah: „Er kam mir wie eine Ruine vor, in deren altes Epheugerank sich Vögel vor dem Sturme geborgen, und trotz desselben erhalten haben“.
VI. Einzelheiten: Ein Stammbuchblatt. Gedichte an Holtei. Letzte Rundreise in Schlesien (1861). Die (Hamburger) Jahreszeiten (Modeblatt) 1855, S. 1203: „Der ganze Holtei in ein paar Versen“. In ein Album schrieb Holtei folgende Zeilen:

In Breslau geboren im Januar,
Siebzehnhundert neunzig und sieben;
Verlockt von bunter Träume Schaar,
Planlos durch’s Leben getrieben,
Ist nichts dem Sänger geblieben,
Als seine Lieder – graues Haar –
Die Armuth – im Busen treu und wahr
Ein Herz, seine Freunde zu lieben.

[Auch in dem von Rosenthal redigirten Wiener Modespiegel 1855, Nr. 39 nachgedruckt.] – Wiener Zeitschrift für Mode, Theater u. s. w., von Schikh 1834, S. 1149 – „An Carl von Holtei nach Aufführung seines Schauspieles: „Lorbeerbaum und Bettelstab“, Gedicht von Dr. G. Ritter von Franck“. – Theater-Zeitung von Adolph Bäuerle 1858, Nr. 19: „An Karl von Holtei“. Von Silas [Gedicht zum Geburtstage Holtei’s]. – Schlesische Zeitung (Breslau, Fol.) 1860, Nr. 529. – „An die Schlesier“, von K. v. Holtei; – Dieselbe 1861, Nr. 101: „Karl von Holtei in Breslau“ [Gedicht}; – Nr. 103. – „Derheeme. An Carl von Holtei“. Von Hugo Roesner [Gedicht in schlesischer Mundart]. – Abendblatt der Volksstimme (Gratz, schm. 4°.) 1861, Nr. 71: „Holtei’s Abschied von Breslau“. – Wiener Zeitung 1861, Abendblatt Nr. 236, S. 940: „K. v. Holtei’s Rückkehr nach Gratz“.

  1. Holtei hat, wie nachgerechnet worden, viele tausend Thaler für wohlthätige Zwecke abgeliefert.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: wirsamen (zitiert nach Heinrich Laube, siehe Seite 241).