BLKÖ:Dietrich, Joseph Freiherr
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 3 (1858), ab Seite: 292. (Quelle) | |||
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Maria Theresia in Belohnung seiner besondern Anhänglichkeit und eifrigen Beförderung des höchsten Dienstes den Adelstand mit dem Prädicate von Dietrichsberg und den Titel eines k. k. Artillerie-Wagenmeisters erhalten. Seit jener Zeit blieben größtentheils die ärarischen Transportgeschäfte bei diesem Hause. Nach dem Tode Peter Dietrichs wurden sie durch dessen Witwe Elisabeth und den ältesten Sohn Conrad fortgeführt. Letzterer zeichnete sich im ersten französischen Revolutionskriege, besonders bei den Belagerungen von Valenciennes und Mannheim aus, wo er mit Gefahr seines Lebens die Einführung des Geschützes in die Trancheen mittelst der hierzu beigestellten eigenen Züge leitete. Er wurde dafür mit der goldenen Civil-Ehrenmedaille ausgezeichnet. Der zweite Sohn Peters und Bruder des vorbenannten Conrad ist Joseph, der nachmalige Freiherr von Dietrich, welcher sich nach Vollendung der philosophischen Studien, beinahe noch als Jüngling, den Geschäften seiner Mutter und seines Bruders widmete, dieselben als Chef des später unter der Firma Gebrüder Dietrich bekannten Speditionshauses erweiterte und besonders zur Zeit der Continentalsperre nicht nur die Straßen des angränzenden Auslandes mit einheimischen Fuhrwerken belebte, sondern die Bahn directer Fahrten selbst nach den entferntesten Handelsplätzen in Europa eröffnete und durch diesen Verkehr die damals in Oesterreich herrschende große Noth an Silbergeld, das vom Auslande nach Oesterreich floß, heben half. Im Kampfe mit Frankreich bewirkte er nicht nur die Rettung mancher ärarischen Güter bei den Invasionen 1805 und 1809, sondern besorgte auch in den Kriegen 1813 und 1815 den Transport der enormsten Gewichtslasten an Munition und Rüstungssorten, diese mit der im Kriege erforderlichen Raschheit den siegreichen Armeen von den entlegensten Puncten der Monarchie bis nach Frankreich und Italien überliefernd. Gleich Verdienstliches leistete Dietrich mit seinen zahlreichen und trefflich organisirten stabilen Belagerungs- und Depotsbespannungen, deren Mannschaft eigens uniformirt war, und sammt den Pferden gleich dem wirklichen Militärfuhrwesen verpflegt und behandelt wurde. Als im Jahre [293] 1810 in Folge der unglücklichen Kriegsereignisse die inländischen Gewehrfabriken von der Staatsverwaltung keine Beschäftigung mehr erhielten und mehrere Tausende von Arbeitern brodlos gemacht wurden, übernahm D. auf eigene Rechnung das Waffengeschäft und wendete so vielen brodlos gewordenen Arbeitern wieder Verdienst zu. Die in dieser Periode erzeugten Waffenmassen dienten aber in der Folge zur schnellen Armirung im Befreiungskriege und wurden größtentheils an Preußen, Würtemberg und andere später mit Oesterreich verbundene Mächte verkauft. Im J. 1816 forderte ihn die königlich würtembergische Regierung auf, der auch in diesem Königreiche entstandenen Getreidenoth mittelst Lieferungen aus den österr. Provinzen zu steuern. D. unterlegte aber bei dem Umstande, daß die österr. Staaten selbst kaum mit dem eigenen Bedarfe gedeckt waren, in genauer Kenntniß der Fruchtpreise auf sämmtlichen Handels- und Seeplätzen, einen motivirten Vorschlag, nach welchem durch den königl. Finanzminister von Weckherlin das erforderliche Getreidequantum aus den nördlichen Staaten auf das schnellste und mit den geringsten Kosten zugeführt wurde. In Rücksicht dessen erhielt D. 1817 das Ritterkreuz des kön. Civil-Verdienst-Ordens. Als seit eingetretenem Frieden die industriellen Verhältnisse eine veränderte Gestaltung erhielten, unternahm D. (1818) zur Beförderung der vaterländischen Industrie auf eigene Rechnung Waarensendungen nach Westindien und Amerika und scheute mit gewohnter Beharrlichkeit kein Opfer, eine unmittelbare Handelsverbindung mit jenen überseeischen Ländern anzuknüpfen und zu erhalten. In Würdigung dieser seiner Verdienste wurde um das J. 1835 in Triest von einem seiner Handelsfreunde ein österr. Schiff nach ihm „Baron Dietrich“ benannt. Auch Kaiser Franz würdigte die vielseitigen gemeinnützigen Bestrebungen D.’s, verlieh ihm 1819 das Indigenat des Königreiches Ungarn mit dem Kammergute Barakony und erhob ihn 1824 in den ungar. Freiherrnstand. Als er 1825 die von dem Könige und den Ständen Würtembergs zum Besten des Landes beabsichtigte Herabsetzung des Zinsenfußes der Würtembergischen Staatsschuld durch seine glücklich combinirten Operationen vollkommen durchführte, erhielt er dafür das Commandeurkreuz des Ordens der würtembergischen Krone. Baron Dietrich war überdies auch ein Freund der Wissenschaften und Künste. Die altritterliche Burg Feistritz in Niederösterreich V. U. W. W. verdankt ihm ihre Wiederherstellung und Erhaltung, er hat ihre Capelle, Gemächer und Säle nicht nur mit den seltensten gemalten Glasfenstern aus der ältesten Zeit, sondern auch mit sehenswürdigen Waffen, Rüstungen und alterthümlichen Geräthen ausgeschmückt. Er hat auch die früher unter dem Namen des Ritter von Schönfeld’schen Museums bekannte Antiquitäten-Sammlung, welche Kunstwerke aus allen Fächern, unter andern das Schönste aus dem ehemaligen berühmten Rudolphinum zu Prag enthält, käuflich an sich gebracht und nach und nach mit andern werthvollen Stücken vermehrt. Ausführlichere Nachricht darüber gab im J. 1856 F. W. Juranek, Vormund der Baron Dietrich’schen Verlassenschaft, in der „Oesterreichischen Zeitung“ (1856, Nr. 616). In seinem Wohnhaus nächst der Matzleinsdorfer Linie unterhielt Baron Dietrich auch ein Haustheater, welches durch die Schönheit seiner Ausstattung allgemein bekannt war. Den Armen der benachbarten Vorstädte war D. ein großer Wohlthäter und diese Eigenschaft mag jene Bizarrerien aufwiegen, welche über seine Persönlichkeit in die öffentlichen Blätter übergingen. [294] Seine einzige Tochter Anna Elisabeth Francisca Maria hatte sich am 2. Oct. 1845 mit Ludwig Fürsten von Sulkowski, Herzog von Bielitz, vermält. Am 13. Febr. 1853 starb die Fürstin und die einzige Frucht dieser Ehe ist der Prinz Joseph Maria Ludwig (geb. 2. Febr. 1848), welcher der Universalerbe des großen Vermögens (5–6 Millionen Gulden) seines Großvaters ist.
Dietrich, Joseph Freiherr (geb. zu Wien 1780, gest. um die Mitte Juli 1855). Die Familie Dietrich bildete seit Menschenaltern eine gewerbliche Specialität, namentlich in Beistellung des Armeefuhrwesens, eines nach dem Systeme Friedrichs II. eingerichteten Verfahrens, operirende Armeen am raschesten und zweckmäßigsten zu verpflegen. Peter Dietrich, Großoheim des hier in Rede stehenden Joseph Freiherr von Dietrich, hatte von der Kaiserin- Donau (Wiener Blatt, Fol.) 1855, Nr. 343: „Die Familie von Dietrich.“ – Wiener Conversations-Blatt (Bäuerle’s Theater-Zeitung, 4°.) 1855, S. 699 (D.’s Nekrolog). – Laibacher Zeitung 1855, Nr. 177. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 711. – Oestr. Zeitung (Wiener Blatt, Fol.) 1855, Nr. 269. – Dieselbe 1856, Nr. 616: „Das von Freiherrn von Dietrich hinterlassene Museum.“[BN 1]
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ E Dietrich, Joseph Freiherr [Bd. III, S. 292].
- Kaiser (Friedrich), Unter fünfzehn Theater-Directoren. Bunte Bilder aus der Wiener Bühnenwelt (Wien 1870, R. v. Waldheim, 8°.) S. 72, 90–94, 131, 134, 204 u. 205. [Band 24, S. 389]