BLKÖ:Bessel, Gottfried von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 1 (1856), ab Seite: 349. (Quelle) | |||
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Lothar Franz aus dem Hause Schönborn, bediente sich B.’s zu Gesandtschaften nach Rom, Wien und Wolfenbüttel. Als Herzog Anton Ulrich in Wolfenbüttel in einem Alter von mehr als 70 Jahren zur katholischen Kirche übertrat, soll B. wesentlichen Antheil an diesem Religionswechsel gehabt haben. Vorher schon erschien von B. ohne Namen das Schriftchen: „Quinquaginta romano-catholicam fidem omnibus aliis praeferendi motiva“ (Moguntiae 1708), auch deutsch: „Fünfzig Motiven ....“ (Ebendas. 1708). 1714 ernannte ihn Kaiser Karl VI. zum Abte von Göttweih, zwei Jahre später zum kaiserlichen Theologen, und schickte ihn 1720 zur Beilegung der in Kempten entstandenen Irrungen. B. war zweimal Rector der Wiener Hochschule, sein Jubiläum als Professor und Doctor, welches er 1746 feierte, verherrlichte Kaiser Franz I. durch seine Gegenwart. B. hat sich ebenso um die Wissenschaft, wie um seine Abtei erhebliche Verdienste erworben. Letztere ließ er 1718 nach einem Brande prachtvoll aufbauen, errichtete darin eine an seltenen Handschriften, Drucken und andern kostbaren Werken reiche Bibliothek mit einem Museum. Bedeutend sind aber B.’s Verdienste um die Geschichte. Er unternahm die Herausgabe des Werkes: „Chronicon Gottvicense sive Annales monasterii Gottvicensis ord. S. Benedicti, faciem Austriae antiquae et mediae exhibens, ex codd. antiq. membranis et instrumentis tum domesticis tum extraneis depromptum etc. Tom I sive prodromus“ (Typis monasterii Tegernseensis 1732) 2 Bde. mit 2 Kupf. vor dem Titel, 3 Karten und 38 K. K.). [Vergleiche darüber Act. Erud. Lips. vom J. 1734, S. 97–112, welche Anzeige auch besonders gedruckt worden und Ebert (Frid. Ad.) Bibl. Lex. Nr. 4156]. Dieser Prodromus, welcher eine Anleitung zur alten Geographie und Kenntniß der ehemaligen deutschen Gaue, eine kritische Graphik und diplomatische Topographie enthält, ausgezeichnet durch seine Gediegenheit, [350] bildete die Grundlage aller spätern Arbeiten auf diesem Gebiete. Mehrere Diplome der Kaiser und Könige von Konrad I. bis Friedrich II. sind nach den Originalien in Kupfer gestochen. Als Gehilfen bei seiner Arbeit nennt Bessel S. 32 der Vorrede den nachmaligen Weihbischof von Würzburg, den gelehrten Franz Joseph von Hahn[WS 1]. Von dieser Chronik ist nur der Prodromus erschienen, die Chronik selbst ist noch ungedruckt, obwohl sie nach des berühmten Fürstabtes Gerbert Reise durch Deutschland (lateinische Ausgabe S. 426) in Handschrift vollendet, und zum Drucke vorbereitet gewesen. Gerken[WS 2] (in seinen Reisen, 4. Bd. S. 389) will denselben im Kloster Tegernsee unter der Presse, und zwar im Quartformat gesehen haben. Von welcher Bedeutung diese Fortsetzung für Deutschlands Geschichte überhaupt sein müßte, läßt sich aus Gerberts an obbenannter Stelle befindlichen Worten entnehmen, welche lauten: „Rem diplomaticam Germaniae prosequitur, alteram chartarum speciem minus principalem, chartarum nimirum privatarum quae a Marculpho in formulis nuncupantur pagenses, quarum extrinsecam faciem et stylum intrinsecum liber quartus considerat. Liber V tractat de ducibus et comitibus Germaniae mediae aetatis per quinque majores ejus provincias“. Einer mündlichen vertrauten Mittheilung Gerberts zu Folge verlangte man vom Herausgeber die Unterdrückung oder Abänderung einiger darin enthaltenen Urkunden, worauf B. es vorzog, die Fortsetzung lieber aufzugeben, als auf Kosten der Wahrheit auszuführen. Auch die weitere von dem Abte Magnus Klein aus Wasserhof in Kärnten unter dem Titel: „Notitia Austriae antiquae et mediae“ verfaßte Fortsetzung dieses Werkes ist nicht öffentlich erschienen. Außerdem gab noch Bessel heraus: „S. Augustini epistola ad optatum Milevit. et de poenis parvulorum, qui sine baptismate decederunt, nunc primum editae“ (Viennae 1733, Fol.). In Beyschlag’s Collect. epistol. de epocha linguae germ. befinden sich einige Briefe seiner Hand.
Bessel, Gottfried von (Geschichtforscher und Benedictinerabt, geb. zu Buchheim im Mainzischen 5. Sept. 1672, gest. 20. Jän. 1749). Sein Vater lebte als Hauptmann der Landmiliz in Buchheim. Gottfried studirte zu Aschaffenburg, Bamberg, Würzburg Philosophie, und Theologie zu Salzburg, und trat 1692 in den Benedictinerorden zu Göttweih in Niederösterreich. In Wien erhielt er die theologische Doctorswürde, und lehrte dann im Mainzer Kloster Seligenstadt Philosophie und Theologie. Der damalige Churfürst von Mainz,- Ziegelbauer, Hist. lit. ord. S. Benedicti Tom. I.– Neue Beiträge von alten und neuen theol. Sachen. 1751. S 667. – Fabricii, Biblioteca med. et inf. lat. tom. III. S. 230. – Wachler, Geschichte der historischen Forschungen. II. Bd. 1. Abth. S. 353. – Allg. Encyklopädie der Wissensch. u. Künste ... herausgeg. von J. S. Ersch u. J. G. Gruber (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Sect. 9. Thl. S. 300. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835) I. Bd. S. 282. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Welt (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) IV. Bd. 4. Abth. S. 723. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) V. Bd. Sp. 810. – Eine Münze mit seinem Bilde im Museum Mazzuchellian. tom II. tab. 46 ad pag. 227.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vergleiche dazu Hahn, Franz Joseph von (ADB).
- ↑ Gercken, Philipp Wilhelm (ADB).