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ADB:Wiederhold, Konrad

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Artikel „Wiederhold, Konrad“ von Eugen Schneider in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 386–388, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wiederhold,_Konrad&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:42 Uhr UTC)
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Wiederhold: Konrad W., der vielgerühmte Vertheidiger des Hohentwiels, ist nach der Ueberlieferung am 20. April 1598 zu Ziegenhain im ehemaligen Kurfürstenthum Hessen geboren. Der Vater soll Rathsherr und ein wohlhabender Bürger gewesen sein, was dadurch glaublich wird, daß es dem Sohn nie an Geld gefehlt zu haben scheint. Um die Officierslaufbahn einzuschlagen, trat W. mit 17 Jahren in hanseatische Dienste und betheiligte sich an der Entsetzung der von Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig belagerten Stadt Braunschweig. Als es hier nichts mehr zu thun gab, ließ er sich (1616) als Musketier von Bremen anwerben und rückte zum Gefreiten vor. Damit waren seine Lehrjahre beendigt. Er vermählte sich am 10. Juni 1617 mit Anna Armgard Burkhart, Tochter des Kommandanten von Helgoland, trat aber nach wenigen Wochen die Wanderschaft an und nahm Dienste bei Venedig. Hier befand sich auch Herzog Magnus von Württemberg, Bruder des regierenden Herzogs; derselbe wußte, als die Nachrichten aus der Heimath immer kriegerischer lauteten, einige erprobte Soldaten zu bestimmen, daß sie ihn nach Hause begleiteten. So wurde W. württembergischer Drillmeister (1619). Nach drei Jahren erhielt er die Stellung eines Lieutenants, 1627 die eines Majors. Als solchem wurde ihm bald ein Regiment der Landesauswahl unterstellt. Die Wogen des großen Krieges näherten sich Württemberg. Gleich bei dem Versuch eines Widerstandes gegen die Besetzung der Klöster durch kaiserliche Commissare that sich W. in einer Weise hervor, daß sich sein Herzog zu der Entschuldigung bequemen mußte, derselbe verstehe sich mehr auf das Kriegswesen als auf den Anstand. Bei allen kriegerischen Ereignissen der nächsten Jahre treffen wir W.: 1631 bei dem Rückzug der Württemberger vor dem Grafen von Fürstenberg, 1632 bei dem Zuzug, den sie den Schweden nach Augsburg leisteten, 1633 bei der unglücklichen Belagerung Villingens und der Eroberung Schrambergs, die [387] hauptsächlich seine That war. Zum Lohne wurde er zum Befehlshaber von Hornberg ernannt, hielt aber hier nicht stille, sondern zog mit dem Schweden Horn vor Ueberlingen, dann wieder vor Villingen. Noch ehe die Nördlinger Schlacht die Aufhebung dieser Belagerung erwirkte, wurde W. dem Commandanten der wichtigen Festung Hohentwiel beigegeben, nach der Schlacht, am 13. September 1634, zum Commandanten daselbst ernannt.

Herzog Eberhard III. von Württemberg floh nach Straßburg; seine Festungen fielen eine um die andere, – auf dem Asperg verlor W. das dort verwahrte beträchtliche Vermögen –; nur der Hohentwiel blieb unbezwungen. Rasch zerstörte W. die benachbarten Festen, in denen der Feind sich hätte setzen können, verschaffte sich auf kühnen Streifzügen Lebensmittel und Kriegsmaterial und wies jede Aufforderung zur Uebergabe ruhig ab. Es ist zuzugeben, daß er manchmal übel hauste und harte Forderungen stellte. Aber er hielt schon damals das Schicksal Württembergs für in seine Hand gegeben und übte daher Vergeltung für all das Schlimme, das das Land erdulden mußte. Man suchte ihn durch Waffenstillstandsverhandlungen unschädlich zu machen. W. ließ sich endlich am 15. Februar 1636 zu einem Vergleich herbei, in dem ihm vorbehalten wurde, die Festung nur seinem Herzog zu öffnen. Der letztere sah sich genöthigt, um vom Kaiser begnadigt zu werden, in die Abtretung des Hohentwiels zu willigen, befahl aber W. unter der Hand, nur auf eigens gekennzeichneten Befehl hin zu weichen. Daraus mußte der Commandant erkennen, daß er bis zum Ende ausharren solle. Da er aber keinerlei Unterstützung zu erwarten hatte, that er den kühnen Schritt, sich förmlich vom Herzog von Württemberg loszusagen und sich unter Bernhard von Weimar zu stellen. Es ist nicht wahrscheinlich, daß Eberhard III. um die Sache wußte, bis sich W. öffentlich als der unirten Kronen und des evangelischen Bunds bestellten Obersten zu Fuß und Commandant der Festung Hohentwiel bezeichnete; es ist sogar zweifelhaft, ob der immer mehr bedrängte Herzog sein Vorgehen nicht im Ernste verurtheilte; jedenfalls hat W. durch seine staatsmännische That den Hohentwiel und in gewissem Sinne den Herzog gerettet. Die Jahre 1638–1644 sind ausgefüllt mit Belagerungen der Festung, Ansuchen des Herzogs um Nachgeben, kecken Ausfällen Wiederhold’s, Brandschatzung der nahen und fernen Umgegend. Der Tod Bernhard’s von Weimar (1639) schien eine Wendung herbeizuführen. Der Kaiser und der Herzog von Württemberg behaupteten, W. sei wieder frei und müsse sich jetzt fügen; er aber erklärte die Nachfolger Bernhard’s im Oberbefehl für Nachfolger in seinem Vertrage und trat in die Dienste Frankreichs. Nur als der bairische General Mercy ihm zugestand, daß der Hohentwiel ewig bei Württemberg verbleiben und der Kaiser dem Herzog Eberhard III. das Land wieder einräumen solle, handelte W. zu großem Aerger der Franzosen völlig selbständig und versprach Frieden (21. Mai 1644). Der Vertrag wurde vom Kaiser nicht bestätigt, der Kampf ging weiter, bis der westfälische Friede auch den Hohentwiel Württemberg zusprach.

Die Uebergabe der Festung an Eberhard III. verzögerte sich bis zum 10. Juli 1650; sie war besser ausgerüstet als vor dem Krieg, die mit Orgel und Glocken wohlversehene Kirche, eine neue Windmühle zeugten von Wiederhold’s Vorsorglichkeit. Gleich nach dem Frieden hatte ihm sein Herzog das Rittergut Neidlingen nebst Randeck und Ochsenwang als Mannlehen zugesagt, zugleich als Pfand für vorgeschossene Gelder. Am 15. Januar 1650 kam W. persönlich nach Stuttgart und nahm sein Lehen in Empfang; er kehrte nur kurz zur Uebergabe auf den Hohentwiel zurück. Er behielt den Titel eines Commandanten der Feste und Obersten und wurde bald zum Obervogt des benachbarten Kirchheim ernannt. Als milder und frommer Mensch, als Wohlthäter der [388] Armen hochgeehrt starb er hier am 13. Juni 1667 an Auszehrung. Zum Testamentsvollstrecker und zu seinem Haupterben hatte der kinderlose Mann den Herzog von Württemberg eingesetzt; den größten Theil seines ansehnlichen Vermögens hatte er zu Stiftungen bestimmt. Heute noch lebt sein Andenken durch eine solche für Studirende im Segen. Seine Gestalt leuchtet hervor unter allen, die während des dreißigjährigen Kriegs auf die württembergische Geschichte Einfluß hatten. - Nachkomme eines Bruders von W. ist Kuno Freiherr von W. (geboren am 31. August 1809, † am 14. December 1885), hochverdient als württembergischer Officier und Kriegsminister.

Archivalacten. – Außer der populären Litteratur Martens, Geschichte von Hohentwiel, S. 63 ff. (1857). – Pfaff, Württembergisches Gedenkbuch, S. 165 (2. Aufl. 1865). – E. Schneider, Württembergische Geschichte, S. 233 ff. (1896).