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ADB:Bernhard (Herzog von Sachsen-Weimar)

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Artikel „Bernhard, Herzog zu Sachsen-Weimar“ von Karl Menzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 439–450, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bernhard_(Herzog_von_Sachsen-Weimar)&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:35 Uhr UTC)
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Bernhard, Herzog zu Sachsen-Weimar, wurde am 6. Aug. (a. St.) 1604 zu Weimar geboren, † 8. Juli 1639. Er war der elfte Sohn des Herzogs Johann und der Prinzessin Dorothea Maria von Anhalt. Nach dem frühen Tode des Vaters (1605) kam er unter die Vormundschaft der Kurfürsten Christian und Johann Georg von Sachsen. Wie alle seine Brüder erhielt er eine gute Erziehung, die unter dem Einflusse der Mutter und Friedrich Hortleder’s besonders auf Erfassung und Befestigung der kirchlichen und politischen Grundsätze der Reformation gerichtet war. Freilich, ernste Studien zu treiben, zeigte B. keine Lust; nach wenigen Monaten, die er auf der Universität zu Jena zubrachte, eilte er nach Koburg zu den ritterlichen Uebungen am Hofe des Herzogs Johann Kasimir. Die ernste Zeit bot ihm aber bald ein ernstes Feld der Thätigkeit. Der große deutsche Krieg rief ihn noch in jungen Jahren auf die Stätten des Kampfes und der Gefahr. Mit glühender Kampfbegierde erschien er in dem Lager der Heerführer, die sich über den unglücklichen Pfalzgrafen Friedrich und die schöne Königstochter Elisabeth erhoben. Unter Mansfeld kämpfte er bei Wiesloch, unter dem Markgrafen Georg Friedrich von Baden bei Wimpfen gegen Tilly (1622). Im folgenden Jahre war er Begleiter seines Bruders Wilhelm, der einen neuen Bund wider die Katholiken plante, und erlitt mit ihm die Niederlage bei Stadtloo (27. Juli 1623). Die häufigen Unglücksfälle schwächten Bernhards Eifer für die protestantische Sache keineswegs. Im Vaterlande, wie auf Reisen im Auslande, in England, in Holland, ist sein Sinn ungebeugt auf Kampf wider die Feinde seines Hauses gerichtet. Sobald König Christian von Dänemark auf dem Kampfplatze erscheint, ist B. bei ihm und übernimmt die Führung eines Reiterregiments (April 1625). Aber weder Christian noch B. kämpften mit Glück. Die Schicksale des Dänenkönigs sind bekannt. B. erlitt in Holstein eine schwere Niederlage (14. Sept. 1627). Nun scheint er, durch die allgemeinen Verhältnisse genöthigt, eine Zeit lang den Entschluß gefaßt zu haben, mit dem Kaiser in Frieden zu leben. Er trat aus dem dänischen Kriegsdienste (27. Oct.) und ließ sich von Wallenstein des Kaisers Gnade und Verzeihung verschreiben. Jedoch nicht zu friedlicher Beschäftigung kehrte er nach Hause zurück, sondern suchte die holländischen Lager auf und betheiligte sich an der Belagerung von Herzogenbusch. Eine wichtigere Rolle spielt B. seit dem Erscheinen Gustav Adolfs in Deutschland. Anfangs freilich scheint er das allgemeine Mißtrauen der deutschen Fürsten, besonders der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, wider den fremden Fürsten getheilt zu haben; er wohnte den Berathungen bei, die zu einer Union wider denselben führen sollten. Aber es war eine irrige Meinung, daß sich damals die Protestanten aus eigener Kraft der Angriffe der Katholiken erwehren könnten. B. sah bald ein, daß nur ein Anschluß an den Schwedenkönig noch Rettung bringe. Er knüpfte gemeinschaftlich mit dem wackern Landgrafen Wilhelm von Hessen Unterhandlungen mit Gustav Adolf an und erschien persönlich bei ihm im Lager zu Werben. Sogleich zeichnete er sich hier in den Kämpfen mit Tilly so aus, daß ihn der König zum Obersten seines Leibregiments zu Pferde ernannte. Aber er blieb noch nicht dauernd im schwedischen Heere. Er zog nach Hessen, kämpfte bei des Landgrafen Wilhelm Truppen und nahm Fritzlar, Hersfeld, Fulda. Erst als Gustav Adolf nach dem Siege bei Breitenfeld durch Thüringen nach Erfurt zog und von hier aus nach den Maingegenden vorrückte, ist B. an seiner Seite. Ueber Ilmenau, Königshofen und Schweinfurt geht der Siegeszug nach Würzburg [440] und Frankfurt, von da den Main hinab zum Angriff auf Mainz, zur „Conjunction von Main und Rhein“. Von hier aus unternahm B. einen glücklichen Streifzug durch den mainzischen Rheingau. Die Burg Ehrenfels und der Mäusethurm sahen schwedische Gäste. Nach dem Falle von Oppenheim streifte er rheinaufwärts gegen die untere Pfalz und nahm Frankenthal, Speier und Germersheim, und auf dem rechten Ufer die Feste Mannheim. Darnach eroberte er gemeinschaftlich mit dem Rheingrafen die Feste Stahleck bei Bacharach (8. Jan. 1632). Als Gustav Adolf seinen ursprünglichen Plan, den Rhein aufwärts zu ziehen und durch die Pfalz und Würtemberg vorzudringen, aufgab und seinem Feldmarschall Horn, der in Franken von Tilly schwer bedrängt wurde, zu Hülfe eilte, übertrug er dem Kanzler Axel Oxenstjerna die Aufsicht und Regierung in den Städten am Rhein und Main und dem Pfalzgrafen Christian von Birkenfeld und dem Herzog B. den Befehl über die zurückbleibenden Truppen. Ihre Aufgabe sollte darin bestehen, die Bewegungen der Spanier, welche an der Mosel standen, zu beobachten und ihren Einbruch in die Rheinlande zu verhindern. Aber B. blieb hier nicht lange; es brachen Zwistigkeiten zwischen ihm und dem Pfalzgrafen aus, welche dem Vorschreiten der Feinde förderlich waren. Speier ging wieder verloren, ohne daß B. es hindern konnte. Da berief Gustav Adolf diesen zu sich und setzte Horn an seine Stelle (5. Mai 1632). B. erhielt ein Commando bei der königlichen Armee in Baiern und Schwaben und fand gleich Gelegenheit sich auszuzeichnen; er unternahm einen glücklichen Zug an den Bodensee, drang dann nach der Erstürmung von Füßen (17. Juli) in Tirol ein, und drohte bis Innsbruck vorzurücken. Aber wieder rief ihn der König auf einen andern Schauplatz. Gustav Adolf war durch Wallenstein, der den Befehl über das kaiserliche Heer wieder übernommen und sich mit den Baiern vereinigt hatte, arg gefährdet und rief von allen Seiten, vom Rhein, von Thüringen, von Oberdeutschland, die Truppen herbei, die verfügbar waren. Ungern folgte B. diesem Befehle, er liebte mehr selbständige Thätigkeit als eine Stellung zweiten Ranges; er vereinigte sich mit Oxenstjerna, der vom Rhein heranzog und nahm rühmlichen Antheil an den Kämpfen, die Gustav Adolf bei Nürnberg mit Wallenstein bestand (24.–25. Aug.). Von Nürnberg wollte Gustav Adolf an den Bodensee ziehen, um die oberschwäbischen und rheinischen Gegenden von dem Feinde zu säubern; den Herzog B. ließ er zur Beobachtung des Feindes in Franken zurück. Sobald er aber wahrnahm, daß Wallenstein nach Sachsen ziehe, um den Kurfürsten zu bedrängen, änderte er rasch seine Richtung und eilte in Eilmärschen, unterwegs B. und andere Heerführer an sich ziehend, dem kaiserlichen General nach. Mit B., der bereits eine Bewegung gegen die Flanke des Feindes gewagt hatte, traf er zu Arnstadt zusammen (23. Oct.), die Begegnung scheint keine freundliche gewesen zu sein. Denn B. fühlte sich in seiner abhängigen Stellung nicht behaglich und äußerte sich, daß er nicht mehr im Dienste des Königs stehen, sondern als dessen Bundesgenosse betrachtet werden wollte. Dennoch zog er mit dem Könige weiter nach Lützen. Hier kam es am 6. November zu der verhängnißvollen Schlacht, in der Gustav Adolf den heldenmüthigen Soldatentod gefunden hat. B., der bis dahin den linken Flügel geführt, übernahm jetzt den Befehl über das ganze Heer und drängte am Abend die Kaiserlichen mit Verlust zurück. Es war ein Sieg, aber ein Sieg, der durch den Tod des Königs aufs tiefste getrübt wurde. – Es ist bekannt, daß jetzt der Reichskanzler A. Oxenstjerna die Leitung der schwedischen Politik übernahm. Aber hatten die protestantischen Kurfürsten schon dem thatkräftigen Könige nicht rückhaltlose Bundesgenossenschaft gehalten, so waren sie jetzt um so weniger geneigt, sich der schwedischen Leitung zu fügen. Auch B. glaubte nun seine sonderbare Auffassung, daß er nicht General, sondern als freier Fürst ein Bundesgenosse [441] Schwedens sei, mehr als früher zur Geltung bringen zu können. Anfangs war er zwar geneigt, sich seinem Bruder Wilhelm, dem als schwedischem Generallieutenant die oberste Führung zukam, unterzuordnen. Bei dem Feldzuge, den er nach Sachsen unternahm, handelte und äußerte er sich als Stellvertreter Wilhelms. Aber an der Spitze des Heeres wuchs seine Neigung zu selbständiger Führung und nicht selten zum Nachtheil der gemeinschaftlichen Sache. Bald haderte er mit seinem Bruder um den Oberbefehl, bald um andere Bedingungen, die man an Schweden zu stellen habe. Oxenstjerna, der von dem kriegserfahrenen B. Größeres erwartete, war ihm zu Willen und gab ihm nicht allein den Oberbefehl in Franken, sondern stellte ihm auch das Herzogthum Würzburg als eigenen Besitz in Aussicht. So war in Franken der nächste Schauplatz von Bernhards Thätigkeit; er durchzog es siegreich und jagte aus vielen Städten die kaiserlichen Besatzungen. Mit Umgehung von Forchheim, das tapfer vertheidigt wurde, wandte er sich dann, unterwegs den Johann von Werth bei Ohrnbau schlagend, nach der Donau, vereinigte sich mit Gustav Horn und drang mit ihm tief in Baiern ein, das General Altringer vertheidigte. Die Stadt Landsberg wurde am 10. April 1633 erstürmt. Jedoch weiteren Erfolgen machte die Nachricht, daß Wallenstein von Böhmen her anrücke ein Ende. Die vereinigten Heere kehrten an die Donau zurück. Aber nicht blos die Eifersucht der Feldherrn war störend bei diesen Bewegungen, auch die Unzufriedenheit der Officiere und Soldaten, denen frühere Versprechungen nicht gehalten und wegen Mangel an Geld die Aufwände und Löhnungen nicht bezahlt wurden, kam zum offenen Ausbruch. In Neuburg verweigerten die Unzufriedenen den Dienst, wenn sie nicht sofort bezahlt würden. Horn eilte nach Heilbronn, wo Oxenstjerna gerade mit dem Abschlusse des Heilbronner Bundes beschäftigt war, um die mißliche Lage zu schildern und Mittel zur Abhülfe zu verlangen. In seiner Abwesenheit verstand es B., die Empörer durch Versprechungen zu beruhigen und zu neuen Eroberungen zu führen. Als Horn zurückkam und durch die Geldsummen und Versprechungen, die er mitbrachte, die Aufregung ebenfalls beschwichtigte, eilte auch B. nach Frankfurt, später nach Heidelberg, um bei dem Reichskanzler nicht nur das Interesse des Heeres, sondern auch das eigene zu vertreten. Es war keine freundschaftliche Begegnung, die zwischen dem Director des neuen evangelischen Bundes und dem selbstbewußten und aufstrebenden jungen Feldherrn stattfand. Es gab mancherlei zu reden, zu erklären, zu fordern. Oxenstjerna sprach – wie es scheint, ein Versprechen Gustav Adolfs erfüllend – die Schenkung des Herzogthums Franken und der Bisthümer Würzburg und Bamberg, welche freilich durch frühere Verleihungen bereits sehr geschmälert aber auch theilweise noch in Feindeshand waren, an B. aus (10. Juni); aber das andere Verlangen, das dem Herzog nicht weniger am Herzen lag, nämlich den Oberbefehl über das Heer zu erhalten, wurde nicht erfüllt. Oxenstjerna nannte nicht Horn, seinen Schwiegersohn, sondern Bernhards Bruder, den Herzog Wilhelm, den man durch die Uebertragung des Oberbefehls an B. beleidigen würde. Aber jene Schenkung eines eigenen Fürstenthums stimmte B. gleichwol versöhnlich. Er verpflichtete sich dagegen, der Krone Schweden als Vasall jederzeit getreu und gewärtig zu sein und an diesem Verhältniß nichts zu ändern, bis es nach Beendigung des Krieges dauernd geregelt würde. Auch versprach er, dem Directorium des Reichskanzlers Gehorsam zu leisten. Am 17. Juli kam B. in Würzburg an und nahm Besitz von seinem Fürstenthum. Da er aber die Regierung des Landes nicht sogleich selbst übernehmen konnte, ernannte er seinen Bruder Ernst zum Generalstatthalter und kehrte, verstärkt durch die Regimenter seines Bruders Wilhelm, die diesem auf gewaltsame Weise entführt worden waren, zum Heere an der Donau zurück. Die Geldsummen und [442] Güter, welche jetzt an die Officiere vertheilt wurden, hoben die Unzufriedenheit und gewannen dem Vermittler aufs neue alle Herzen. B. operirte nun theils allein, theils in Verbindung mit Horn in Schwaben; aber bei der fortwährenden Eifersucht der beiden Feldherren gelang dem Feinde mancher wichtige Streich. Vor allem glückte die Vereinigung Altringer’s und des aus Italien mit spanischen Truppen heranrückenden Feria und als Folge davon die Entsetzung Breisachs. Gerne verließ B. die schwäbischen Gegenden, wo er in der Nähe Horn’s keine Gelegenheit zu selbständigem Handeln fand. Er eilte wieder an die Donau, wie er sagte, um dem Kurfürsten von Sachsen, der von Wallenstein bedrängt werde, Luft zu machen, in der That aber, um den Krieg frisch nach seinem Sinne zu führen. Von Neuburg aus zog er nicht nach Norden, sondern auf beiden Ufern der Donau abwärts zur Belagerung von Regensburg. Nach einer furchtbaren Beschießung ergab sich die Reichsstadt am 4. November. Am 5. November hielt der Sieger seinen Einzug unter dem Jubel der protestantischen Bevölkerung und feierte Tags darauf in der evangelischen Kirche ein Dankfest. Denn überall, in guten und schlimmen Tagen, zeigte sich B. als frommer und kirchlich gesinnter Fürst. Die Protestanten brachten dem Befreier reiche Geschenke dar, die Katholiken, besonders die Geistlichen, empfanden schwer das Kriegsrecht des Siegers. Nach wenigen Tagen erschien B. wieder im Feld; er nahm Straubing und Deggendorf; es war sein Plan, einen früheren Gedanken Gustav Adolfs auszuführen: in das österreichische Land ob der Ens einzudringen und die protestantischen Bauern von dem katholischen Drucke zu befreien. In mehreren Schreiben setzte er dem Reichskanzler seine Absichten auseinander und bat dringend um Zustimmung. Aber Oxenstjerna war der Meinung, daß dies Unternehmen zu gewagt, zu umfassend sei und den Herzog zu weit von dem bisherigen Kriegsschauplatze entferne. Zu dem brach jetzt Gallas, von Wallenstein geschickt, aus Böhmen gegen die Donau vor und Wallenstein selbst erschien in der Oberpfalz. Darum mahnte Oxenstjerna zur Umkehr. Nur ungern verzichtete B. auf die Ausführung seines Planes, von dem er großen Gewinn für die protestantische Sache erwartete. Er kehrte nach Regensburg zurück, nicht ohne Verlust, den er unterwegs durch den allzeit nahen Johann von Werth erlitt (29. Nov.).

Auf die Tage der Siege folgte eine unerquickliche Zeit. Während die beiden Generale, B. und Horn, wegen des Oberbefehls und des Feldzugsplanes haderten, gewannen die Kaiserlichen täglich mehr die Oberhand im südlichen Deutschland. B. verlangte die Unterstützung Horn’s zum Einfall in die kaiserlichen Erblande, Horn aber, durch des Schwiegervaters Beifall bestärkt, wollte aus dem Bereiche der vier obern Kreise nicht weichen. Indeß Horn nach Oberschwaben zog, um die verlorenen Plätze wieder zu gewinnen, wurde B. durch seltsame Nachrichten nach der Oberpfalz gerufen. Wallenstein, „mehr in verwegenen Gedanken als mit entschlossenem Herzen“, gab an, sich mit den Feinden des Kaisers verbünden zu wollen. B. blieb bis zum letzten Augenblicke mißtrauisch gegen die Anerbietungen des Räthselhaften. Er gab zu, daß der Feldherr Grund zur Unzufriedenheit mit dem Kaiser habe, jedoch an einen gänzlichen Abfall wollte er nicht glauben. Er warnte nach allen Seiten, daß man sich durch die Worte Friedlands nicht täuschen lasse und Schaden leide. Er sammelte sein Heer an der böhmischen Grenze und wollte, nachdem er das Ende Wallenstein’s erfahren, die Verwirrung im kaiserlichen Heere benutzend, in Böhmen vordringen. Als er aber vernahm, daß das Heer dem Kaiser treu bleibe, kehrte er in die Oberpfalz, dann nach Franken zurück. Jedoch in jenen Gegenden, wo seine Truppen fortwährend bittern Mangel empfanden, war seines Bleibens nicht lange. Er zog plötzlich nach Süden und besetzte die reichen Quartiere zwischen [443] Donau und Tauber, welche zum Unterhalte des Horn’schen Heeres bestimmt waren. Eine Begegnung mit Horn verschärfte den Gegensatz der Feldherren, indeß die Kaiserlichen immer größere Fortschritte an der Donau machten und Bernhards stolze Eroberung, Regensburg, bedrohten. B. eilte herbei, allein er war zu schwach, um den Angriff des jungen Königs von Ungarn, der Wallenstein’s Heer führte, mit Erfolg zurückzuweisen. Er verstärkte die Besatzung Regensburgs um zwei Regimenter und zog mit dem Versprechen, binnen acht Tagen zum Entsatz heranzurücken, die Donau aufwärts und dann nach Franken, wo er die Belagerung Forchheims abermals vergeblich betrieb. Der Verlust Kehlheims und die steigende Gefahr Regensburgs führte endlich die hadernden protestantischen Feldherren wieder zusammen. Bei Augsburg vereinigten sie ihre Heere (2. Juli 1634). Da alle Donauplätze bis Regensburg im Besitz der Kaiserlichen waren, mußten sie auf einem großen Umwege über Aichach, Freising, Landshut, die mit Gewalt genommen wurden, nach Regensburg heranrücken. Aber es war zu spät, die Stadt zu retten. Sie ging am 16. Juli verloren, ein Verlust, den der französische Bevollmächtigte beim Heilbronner Bunde, Feuquières, die Quelle aller folgenden Uebel nannte. B. und Horn zogen sich auf die Nachricht auf demselben Wege, den sie gekommen, stets von den feindlichen Reitern umschwärmt, nach Augsburg zurück. Aber zugleich drohten neue Gefahren, ohne daß sie von den Feldherrn rechtzeitig erkannt wurden. Sie trennten sich, Horn wollte den Lech aufwärts ziehen, dem heranrückenden Cardinalinfanten Ferdinand entgegen; B. näherte sich der Donau und stieß bei Donauwörth auf die gesammte Macht des Ungarnkönigs, die er nach dem Falle Regensburgs wieder auf dem Rückzuge nach Böhmen wähnte. Auf die Nachricht davon kehrte Horn um und vereinigte sich bei Günzburg wieder mit B. Dringende Bitten um Verstärkungen gingen an Oxenstjerna. Aber der Director hatte nur geringe Streitkräfte zur Verfügung; nur badisches und würtembergisches Landvolk eilte sofort zur Ergänzung des stark gelichteten Heeres herbei; andere Truppen unter dem Rheingrafen und General Kratz waren im Anzuge. Als der König von Ungarn die Stadt Nördlingen stark bedrängte, rückten B. und Horn in die Nähe von Bopfingen, um zur Hülfe bereit zu sein. B. wollte sofort die Schlacht beginnen, allein der bedächtige Horn hielt zurück und wollte die Verstärkungen erwarten. Als nun Kratz mit etlichen Regimentern eintraf, setzte B. es durch, daß man wenigstens der bedrängten Stadt, vor der am 24. August auch noch der Cardinalinfant mit seinem Heere angekommen war, näher rücke. Ursprünglich war der Plan, nur bis zu einem gewissen Punkte vorzugehen. Aber ein glückliches Gefecht mit den Kaiserlichen und die Bodenverhältnisse, die es nothwendig machten, einen rings die Gegend beherrschenden Berg (Heselberg) zu nehmen, rissen den Herzog B. zu ernstlichem Kampfe fort und führten die beiden Heere so nahe zusammen, daß eine Schlacht am folgenden Tage (27. August) unvermeidlich war. Ein unseliger Tag für die Protestanten. Horn leitete auf dem rechten Flügel den Angriff, B. führte den linken Flügel. Jener konnte gegen den überlegenen Feind nichts ausrichten und mahnte zum Rückzug. Indeß auch B., der lange glücklich kämpfte, mußte weichen – der beabsichtigte Rückzug artete in Unordnung und Flucht aus. Ein furchtbares Blutbad entstand. Mehr als 10000 Schweden lagen todt und verwundet auf dem Schlachtfelde. Alles Geschütz, Gepäck und Fahnen gingen verloren. Horn gerieth mit zahlreichen hohen Officieren in Gefangenschaft, in der er seinen bekannten Bericht über die Schlacht an den Reichskanzler abfaßte. B. floh nach Würtemberg, von den zersprengten Trümmern des Heeres noch sammelnd, soviel er vermochte. Aus Göppingen und Canstadt schrieb er am 28. u. 29. Aug. an den Reichskanzler in wenigen Worten über das große Unglück, das geschehen, „das so arg, daß es nicht [444] ärger sein kann“. Einen ausführlichen Bericht, wie Horn, hat er nicht erstattet. Nachdem er sein Heer wieder auf etliche Tausend Mann gebracht, rückte er – nach kurzem Aufenthalt in Franken – bei Mainz über den Rhein, wo die durch die Niederlage und den allgemeinen Schrecken demoralisirten Truppen großes Entsetzen hervorriefen. Soldaten und Officiere schrien wieder nach Geld, das sie lange nicht erhalten, sie verlangten zu wissen, wer nun ihr Herr sein, an die schwedische Leitung hatten sie allen Glauben verloren. B. ließ die Tobenden lange gewähren und ihren Unterhalt nehmen, wo er zu finden war; durch solche Nachsicht hoffte er sie fest an seine Person zu knüpfen, denn nur der, meinte er, habe jetzt noch etwas zu sagen, der des Heeres mächtig sei. Er äußerte vernehmbar seine Geringschätzung gegen den Heilbronner Bund und den Kriegsrath und seine Abneigung, den Herren ferner zu gehorchen. In der allgemeinen Zerfahrenheit, die er wahrnahm, hoffte er mit Hülfe des Heeres, das er als sein eigenes betrachtete, die militärische und politische Leitung der allgemeinen Angelegenheiten zu gewinnen.

Aber Oxenstjerna, der dem Herzoge die Schuld der Nördlinger Niederlage zuschrieb, war nicht gesonnen, von der Leitung zurückzutreten, ja nicht einmal die militärische Führung wollte er dem Herzoge allein anvertrauen. Seine und der Heilbronner Hoffnung war jetzt vor allem darauf gesetzt, daß der König von Frankreich sich thatkräftig an dem Kriege betheiligen werde, die Unterhandlungen, die sie in diesem Sinne theils mit Feuquières, theils mit dem König selbst und seinen Ministern durch Abgesandte anknüpften, führten zu dem berüchtigten Pariser Vertrage vom 22. October 1634, durch welchen die Franzosen gegen wenig sagende Versprechungen eine Reihe wichtiger Zugeständnisse – darunter die Besetzung des Elsasses und Breisachs – freilich nur auf Kriegsdauer – erlangten. Die Heilbronner Bundesherrn waren bereit, diese Abmachungen zu genehmigen, obwol die Gesandten ihre Instructionen überschritten hatten, allein Oxenstjerna, in seinen Hoffnungen sehr getäuscht, weigerte sich anfangs ganz entschieden. Seine Hauptbedenken waren, daß sich Frankreich noch freie Hand bezüglich des wirklichen Eintrittes in den Krieg behielt, daß es künftig zwar 12000 Mann senden, allein kein Geld mehr bezahlen wollte, daß es endlich die Forderung stellte, daß die katholische Religion in allen Kirchen, in denen sie bis 1618 geübt worden, wieder hergestellt werden müsse. Das kam davon, daß man sich mit einer katholischen Macht zur Vertheidigung des protestantischen Glaubens verband! Die Weigerung Oxenstjerna’s drohte einen offenen Bruch mit den Ständen hervorzurufen, besonders da letztere damals den Argwohn hegten, daß Oxenstjerna sie preisgeben und sich ganz nach Norddeutschland zurückziehen wolle. Schon entwarfen sie den Plan, die Verfassung ihres Bundes ohne Schweden neu zu gestalten und boten dem Herzog B. den Heerbefehl an, um einen Feldherrn auf ihrer Seite zu haben. B. gab keine Antwort, sei es, daß ihm die Anerbietungen des Bundes nicht genügten, sei es, daß er gerade eine Bewegung gegen den die Wetterau bedrohenden kaiserlichen General Mansfeld machte. Sein Schweigen legten die Stände als Einvernehmen mit dem Reichskanzler aus und bestimmten den Rheingrafen Otto, ein wachsames Auge auf Bernhards Pläne zu haben. Der allezeit hetzende Feuquières bot Geld, um seine Officiere zu bestechen. Auf so erbärmlichen Wegen bewegte sich die Politik des Heilbronner Bundes. Da stellten zwingende Verhältnisse wieder ein leidliches Einvernehmen her. Seit dem Nördlinger Siege hatten die katholischen Heere große Fortschritte gemacht, das westliche Franken und Schwaben, das Fürstenthum Bernhards, Würzburg, wieder genommen und selbst in den rheinischen Gegenden sich festgesetzt. Heidelberg gerieth in ihre Hände, wurde verloren und wieder belagert. Eben als der Herzog von Lothringen und Johann von Werth [445] davor lagen, konnten die in der Unterpfalz stehenden französischen Generale de la Force und Brézé der Versuchung nicht widerstehen, dem ersteren, dem verhaßten Gegner ihres Königs, einen Streich zu spielen. Sie setzten trotz der Warnungen Feuquières’ über den Rhein und überfielen die erstaunten Belagerer. Es war dies ein offener Gewaltact, auf dem Boden des Reiches verübt, der die Franzosen früher als sie wollten, als Mitkämpfer in den Krieg zog. In der Erwartung des neu beginnenden Kampfes, die sich an dies Ereigniß knüpfte, besserten sich die Stimmungen unter den Heilbronner Bündnern. Oxenstjerna, der einen Gesandten nach Paris geschickt, um günstigere Bedingungen als früher von Frankreich zu erzielen, ließ einstweilen die Genehmigung des Pariser Vertrages durch die Stände zu, Herzog B. verzichtete auf seine ehrgeizigen Absichten und begnügte sich mit dem Befehl über das Bundesheer. Aber der Feldzug, der nun begann, war kein glücklicher. Es zeigten sich die Uebelstände, die allen Bundeskriegen anhaften; trotz des Geldes und der Hülfe der Franzosen blieb die Verfassung des Heeres eine mangelhafte. Die Kaiserlichen blieben auf der ganzen Linie im Westen Deutschlands im Vorrücken und begannen selbst auf dem linken Rheinufer Platz zu greifen. Speier wurde von Johann von Werth genommen. Nur B. trug etliche Erfolge davon, besetzte Speier von neuem (12. Mai 1635). In dieser Lage faßte Richelieu, die Unzulänglichkeit der französischen Streitkräfte erkennend, wiederum den Entschluß, den Herzog B. enger an das französische Interesse zu knüpfen und durch seine militärische Tüchtigkeit vorwiegend Einfluß auf die Führung des Krieges zu gewinnen. Schon früher waren vergebliche Versuche in diesem Sinne gemacht worden. Auch jetzt stieß die Ausführung auf Schwierigkeiten. Denn die Absichten Bernhards und Frankreichs waren nicht leicht zu vereinigen. B. führte für die deutsche Libertät, worunter er stark seinen eigenen Nutzen verstand, und für das protestantische Bekenntniß Krieg wider den Kaiser. Dabei hatte er aber doch ein sehr ausgeprägtes Gefühl für die Selbständigkeit und Zusammengehörigkeit des Reiches nach Außen. Der König mußte, als er mit B. anknüpfte, ausdrücklich versichern, daß Frankreich keineswegs beabsichtigte, das deutsche Reich zu zerstückeln. Das waren freilich nur Worte, die im Widerspruch mit den Absichten und den Thaten standen. B. ließ sich auch keineswegs durch solche Versicherungen überzeugen. Am 23. März wurde unter Mitwirkung Feuquières’ der Entwurf eines Vertrages geschrieben, der die Beziehungen Frankreichs zu B. und dem Heilbronner Bunde auf neuen Grundlagen ordnen sollte. Der Herzog sollte sich dem Könige von Frankreich und den Verbündeten durch einen Eid verpflichten, die vereinigten Truppen nach den Befehlen des Directoriums und des Kriegsrathes, in dem Frankreich Sitz und Stimme hatte, zu führen; in seiner Abwesenheit aber sollte ein französischer General die Führung erhalten. Dafür verstattete ihm der König den Besitz der Landgrafschaft Elsaß und der Ballei Hagenau, so wie ihn seither das Haus Oesterreich innegehabt, doch sollte die Oberhoheit über das Land dem Könige zustehen und die festen Plätze in den Händen der Franzosen bleiben, und endlich die Privat- und Kirchengüter und die katholische Religion der Einwohner nicht angefochten werden. Aber B. wies trotz der Zureden Oxenstjerna’s diese Bedingungen zurück. Der Eid, den er leisten mußte, die Oberhoheit Frankreich, das Verbleiben der Franzosen in den Festungen des Landes, waren seine wichtigsten Bedenken. So blieben die Verhältnisse wie zuvor und die Niederlagen der verbündeten Waffen dauerten fort. Die Kaiserlichen machten auf dem linken Rheinufer rasche Fortschritte, Gallas stürmte Kaiserslautern (Juli) und bedrohte die Verbindung der Franzosen mit ihrem Lande. Noch einmal machte B. den Versuch, durch einen kräftigen Vorstoß auf dem rechten Ufer dem Vordringen Einhalt zu thun. Er ging mit Lavalette, dem französischen Feldherrn, über den [446] Rhein und griff die Kaiserlichen bei Frankfurt an, wurde aber nach kurzem Erfolge wieder zum Rückzuge genöthigt. Jetzt hielt B. einen allgemeinen Rückzug, um in sichern Quartieren das Heer wieder auf bessern Fuß setzten zu können, für unbedingt nothwendig. Nachdem er die Besatzung von Mainz durch etliche Regimenter verstärkt und einen besonderen Gesandten nach Paris geschickt hatte, um größere Hülfsmittel zur Wiedererwerbung des Verlorenen zu begehren, zog er gemeinschaftlich mit den Franzosen unter fortwährenden Kämpfen mit der nachfolgenden kaiserlichen Reiterei über Kreuznach, Meisenheim nach Metz, wo er am 20. September ankam. Auf diesem schwierigen Rückzuge legte er eine glänzende militärische Befähigung an den Tag, welche die Franzosen bewundernd anerkannten. Lavalette schrieb an Richelieu: nur mit B. sei man im Stande den Krieg noch fortzuführen; er rieth dringend, ihn durch Befriedigung seiner Wünsche bei gutem Willen zu erhalten. Und jetzt nach den traurigen Erfahrungen des letzten Feldzuges wurde man in Paris geneigter, auf des Herzogs Absichten einzugehen. Am 17.–19. October 1635 wurde zu St. Germain ein Vertrag mit ihm abgeschlossen. Frankreich verpflichtete sich darin, jährlich eine Million Livres zu bezahlen, von denen der Herzog 6000 Reiter, 12000 Fußgänger und die entsprechende Artillerie stellen und unterhalten solle. In einem geheimen Vertrage versprach B. – von einem Eide, den er für unfürstlich hielt, ist keine Rede mehr – diese Truppen als General der Verbündeten unter der Autorität der königlichen Majestät zu führen, ohne Rücksicht auf irgend einen Befehl, der ihm von anderer Seite zukommen möge. Dagegen willigte der König ein, daß B. die Landgrafschaft Elsaß und die Ballei Hagenau mit allen Rechten des Hauses Oesterreich und mit dem Titel eines Landgrafen von Elsaß erhalte, von einer Oberhoheit Frankreichs und von französischen Besatzungen war keine Rede mehr. Nur die Schonung der Kirchengüter und die Erhaltung der katholischen Religion – ein Punkt, der in allen ähnlichen Verträgen wiederkehrt – wurde noch ausbedungen. Der König versprach endlich ausdrücklich, daß es sein Bestreben sein werde, dem Herzog sein Besitzthum auch beim künftigen Friedensschluß zu erhalten oder einen entsprechenden Ersatz dafür zu verschaffen. Wenn man den früheren Vertrag mit dem von St. Germain vergleicht, so ist leicht zu erkennen, was dem Herzog in jenem nicht gefiel. Der Fürst, der für die deutsche Libertät gegen den Kaiser focht, wollte keiner fremden Macht in dem Besitzthum, das er für sich erstrebte, unterthan sein. Der eigene und unabhängige Besitz des Elsaßes unter der wenig fühlbaren Hoheit des Kaisers und Reiches war sein Ziel. – Trotz des weiten Rückzuges nach Lothringen fand B. weder Rast noch Ruhe. Auch hier waren ihm die Gegner nahe. Bei Dieuze standen Bernhards Truppen und die vereinigten Heere des Gallas und des Herzogs von Lothringen sich einige Tage kampfbereit gegenüber. Aber es kam nicht zum Schlagen. Gallas zog sich in den Elsaß zurück, Karl von Lothringen marschirte nach Hochburgund. Nur kleinere Kämpfe und Eroberungen einzelner Plätze fanden statt, und Streitigkeiten wegen der Winterquartiere füllten die Zeit des Spätherbstes und Winters. Da Bernhards Truppen in den unwirthlichen Gegenden, die man ihnen eingeräumt hatte, und bei den unausgesetzten Gefechten mit dem Feinde sich nicht erholen konnten, begab er sich nach Paris, durch persönliche Vorstellungen bessere Winterquartiere und Geld und Verstärkungen zu erhalten (März 1636), jedoch er erreichte nichts. Die Franzosen hielten zähe an dem Wortlaut ihres Vertrages und behaupteten, zu geringeren Zahlungen berechtigt zu sein, so lange des Herzogs Heer nicht die vertragsgemäße Stärke habe. So begann B. den Feldzug mit Lavalette in wenig zufriedener Stimmung. Zunächst galt es den nördlichen Gegenden Lothringens und dem Elsaß, wo Pfalzburg, Saarburg und nach heftiger Beschießung Zabern genommen wurden [447] (4. Juli 1636). Dann folgten Kämpfe mit Gallas, der in Drusenheim ein festes Lager bezogen. Ein Befehl des Königs rief das Heer nach Lothringen zurück, um Frankreich gegen die von den Niederlanden und von Burgund heranrückenden Feinde zu schützen. In kurzer Zeit nahm B. eine Reihe von festen Plätzen, wie Blamont, Rambervillers etc. Inzwischen war Gallas von Drusenheim nach Burgund gezogen, hatte sich mit dem Herzog von Lothringen vereinigt und drohte gegen die Saône vorzudringen. Auf die Nachricht eilte B. nach Dijon, um ihm den Weg zu verlegen. Die Absicht gelang. Gallas mußte unter beständigen Kämpfen mit Bernhards Truppen den Rückzug antreten. Aber er wurde nicht lange behelligt; denn B. und Lavalette trennten wiederum ihre Truppen, jener zog nach Langres, diese nach Neufchateau an der Maas, und bald stritten die Feldherrn wegen der Winterquartiere wieder wie im vorigen Jahre. Aber diesmal half sich B. selbst. Er bezog, ohne zu fragen, in Lothringen die Gegenden von Chateauneuf bis Clermont und gestattete seinen Soldaten auch theilweise Ausbreitung auf französischem Gebiete. In den Wintermonaten unternahm er eine zweite Reise nach Paris, diesmal mit etwas besserm Erfolge. Die Geldzahlungen wurden geregelt, der mißfällige Lavalette durch General du Hallier ersetzt und etliche Verstärkungen, Mannschaft und Pferde, versprochen. Auch wurde ein neuer Feldzugsplan berathen und er Uebergang über den Rhein beschlossen, den die Schweden durch ihren Gesandten Grotius in Paris und durch Briefe an B. und die Minister eifrig befürworteten. Im Mai kehrte B. zu seinem Heere zurück und begann, sobald die Verstärkungen unter du Hallier eingetroffen waren, den geplanten Feldzug. Das Schloß Romagne und die Stadt Champlitte wurden erobert (Juni 1637). Bei Gray an der Saône stellte sich der Herzog von Lothringen entgegen, wurde aber mit großem Verluste zurückgeworfen. Gy, St. Loup, Beaume les Dames, Clerval und andere Plätze im Gebiete des Doubs fielen in Bernhards Hände, am 17. Juli Lure, ein wichtiger Verbindungspunkt zwischen der freien Grafschaft und dem Elsaß. Nach diesen Erfolgen stand der Marsch an den Rhein offen. B. zog über Thann, Mühlhausen, Ensisheim nach dem Dorfe Rheinau, wo Vorbereitungen bereits getroffen waren, und führte hier am 26. Juli sein Heer über den Strom. Sofort waren Kämpfe mit dem herbeieilenden Johann von Werth zu bestehen. Aber B. behauptete sich siegreich am rechten Ufer und nahm etliche Plätze, wie Ettenheim, Endingen, Mahlberg. Die Eroberung Kenzingens dagegen scheiterte an dem Widerstande Werth’s. Die Feinde erhielten zahlreiche Verstärkungen, während die Truppen Bernhards durch die vielen Kämpfe stark gelichtet wurden. Vergeblich waren die Forderungen und Mahnungen, die er nach Paris richtete. So sah er sich endlich genöthigt, wieder auf das linke Ufer zurückzugehen (Anf. September). Indeß auch hier hielt er seine Stellung nicht für gefahrlos, besonders als der Herzog von Lothringen ihn im Rücken bedrohte. Er zog deshalb südwärts und schlug in dem Gebiete des Bisthums Basel zu Delsberg sein Hauptquartier auf, trotz des Widerspruchs der katholischen Eidgenossen, trotz der Mahnungen Schwedens, welches energischen Krieg in Deutschland verlangte. Ehe B. wieder vorrückte, wollte er die Verhandlungen, die er mit den Franzosen wegen Verstärkungen führte, zum Abschluß bringen. Als er endlich am 25. December 1637 von Feuquières bündige Zusagen erhielt, daß die Franzosen seinen Rücken gegen Lothringen decken würden, brach er zu neuen Thaten hervor. Er führte sein Heer bei Säckingen über den Rhein (19. Jan. 1638), nahm Laufenburg und Waldshut und schritt zur Belagerung von Rheinfelden (26. Januar). Diese raschen Erfolge riefen großen Schrecken unter den Kaiserlichen hervor. Sie sammelten eiligst Truppen, die im obern Deutschland standen, und rückten unter Savelli zum Entsatze Rheinfeldens heran. Nach einem heftigen [448] Kampfe (19. Februar) gab B. die Belagerung auf und zog sich nach Laufenburg zurück. Aber schon nach zwei Tagen rückte er abermals heran und brachte dem sorglosen und wegen seines letzten Sieges sich brüstenden Heerführer eine schwere Niederlage bei (21. Februar) Savelli, Johann von Werth und zwei andere Heerführer und viele hohe Officiere wurden gefangen, zahlreiche Fahnen erbeutet. Die Fahnen schickte B. an den König von Frankreich als Siegeszeichen; J. v. Werth kam als Gefangener nach Vincennes zur Augenweide der Franzosen. Jetzt begann B. die Belagerung von Rheinfelden von neuem und nöthigte es am 15. März zur Uebergabe. Dann ging der Siegeslauf rastlos weiter. Einzelne Heerführer Bernhards streiften weit hinein ins würtembergische Land. Taupadel besetzte Tübingen und Stuttgart. B. selbst nahm Neuenburg am Rhein und Freiburg (1. April) und traf Vorbereitungen zur Belagerung der Festung Breisach. Aber seine Streitkräfte reichten trotz einer Schaar Franzosen, welche Guébriant ihm zuführte, noch nicht aus für ein so großes Unternehmen. Er konnte nicht einmal hindern, daß der kaiserliche General Götz bedeutende Vorräthe und 200 Musketiere in die Festung warf. Ueberhaupt suchte Götz die Angriffe auf Breisach um jeden Preis zu hindern. Er drang in den Elsaß ein, wurde aber von Taupadel bei Benfeld geschlagen (29. Juni). Dann bedrohte er wieder auf dem rechten Ufer die Stellungen Bernhards, der nach dem vergeblichen Angriff auf Offenburg sich nach Freiburg zurückgezogen hatte. Auch nach anderen Seiten mußte B. auf der Wacht stehen, denn ringsum waren die Kaiserlichen rührig und thätig, um Breisach, ihr wichtigstes Bollwerk am Rhein, sich zu erhalten. Und nicht allein mit Waffengewalt suchte der Kaiser den Herzog zu bezwingen, er wählte auch den Weg vertraulicher Unterhandlung. Durch Savelli, der aus der Haft entflohen war, ließ er ihm Anerbietungen zum Frieden und zur Versöhnung machen, die B. ehrlichen und standhaften Sinnes entschieden zurückwies. Es war nicht die erste Versuchung, die an den jungen Fürsten herantrat, jedoch er bestand sie alle mannhaft. Es ist wahr, er suchte in dem Kriege, wie wir gesehen, seinen eigenen Nutzen, aber niemals zum Schaden der protestantischen Sache, für die er mit ganzer Seele litt und stritt. Als ihm Turenne französische Verstärkungen zuführte, konnte er auch im Felde den Feinden nachdrücklicher begegnen. Er griff Götz und Savelli bei Friesenheim und Tags darauf (30. Juli) bei Wittenweyer an und schlug sie mit bedeutendem Verlust zurück. Große Beute, darunter die Kanzlei der beiden Feldherren, fiel dem Sieger in die Hände. Abermals wurden die eroberten Fahnen nach Paris geschickt. Dieser Sieg verschaffte dem Herzog eine Zeit lang die nothwendige Ruhe, um die Belagerung Breisachs, seine berühmteste und schwierigste Waffenthat, beginnen zu können. Aber bald sammelten sich die Feinde von neuem, um den Ring von Schanzen und Bollwerken, der auf beiden Ufern des Rheines um Breisach gezogen war, in kühnem Andrang zu durchbrechen. Anfangs October rückte der Lothringer aus Hochburgund heran, B. zog ihm entgegen und schlug ihn bei Thann (5. October). Gleich darauf mußte sich B. gegen Götz und Lamboy wenden, die von Norden her die Belagerungswerke angriffen, und nöthigte sie nach heißen Kämpfen zum Rückzuge (12.–16. October). Auch ein Angriff auf Ensisheim, den Karl von Lothringen durch Mercy ausführen ließ, wurde von Oberst Rose vereitelt (22. October). Inzwischen hatte die Belagerung merkliche Fortschritte gemacht. Guébriant hatte am 9. October die Brückenschanze auf dem linken Ufer genommen und selbst während der Kämpfe mit Götz waren mehrere wichtige Schanzen der Festung gefallen. Am 19. October forderte B. den Commandanten Reinach zur Uebergabe auf. Eine entschiedene Zurückweisung war die Antwort, auch später, als die Aufforderung wiederholt wurde. Aber als ein Vorwerk um das andere fiel, als Savelli, [449] der sich mit dem Lothringer vereinigen wollte, von den Franzosen unter Longueville geschlagen wurde, als General Mansfeld, der an Götzens Stelle trat, sich nach Würtemberg zurückzog, als alle schlimmen Folgen einer langen Belagerung sich zeigten und die Noth der Stadt aufs höchste stieg, da konnte Reinach sich nicht länger der Einsicht verschließen, daß es unmöglich sei, die Festung zu halten. Er capitulirte am 7. December und erhielt sammt der Besatzung die Ehren eines freien Abzuges. Am 9. December hielt B. seinen feierlichen Einzug in Breisach und acht Tage darauf wurde in dem Dom ein feierliches Dankfest gehalten. Das Ereigniß machte in Deutschland und über seine Grenzen hinaus gewaltigen Eindruck, in den protestantischen Kreisen erweckte es Freude und weitgehende Hoffnungen, im katholischen Lager Schrecken und Besorgnisse. Von Nah und Fern erhielt der Sieger Glückwünsche und Aeußerungen der Bewunderung und Freude, auch Schwedens Königin Christine schrieb ihm einen liebenswürdigen Brief (vom 19. Januar 1639). Aber auch jetzt hatte B. nicht die Ruhe, die sein kranker und durch die gewaltigen Anstrengungen geschwächter Körper so sehr bedurfte. Mitten im Winter unternahm er einen Feldzug nach Hochburgund, um den Lothringer sich vom Elsaß ferne zu halten. Er ernannte am 20. December den General von Erlach zum Statthalter Breisachs, ließ drei deutsche Regimenter als Besatzung zurück und brach am folgenden Tage auf. Rasch wurden etliche Städte und Festungen von B. und seinen Officieren genommen. Pontarlier ergab sich am 24. Jan. 1639. Rosen schlug eine lothringische Abtheilung bei Beaume. So siegreich dieser Feldzug war, so viele Anstrengungen brachte er mit sich. Dazu kamen aufregende und unerquickliche Verhandlungen mit den Franzosen, welche mit des Herzogs Anordnungen in Breisach unzufrieden waren und die Festung für sich beanspruchten. B. aber war entschlossen, die Eroberung als sein Eigenthum festzuhalten; er sah in ihr die wichtigste Schutzwehr des Fürstenthums, das ihm vertragsmäßig zukam. Die Erregungen warfen den Herzog darnieder; er lag mehrere Wochen krank zu Joux. Sobald er genesen war, kehrte er nach Breisach zurück, die Führung des Krieges in Hochburgund dem wackern Ehm überlassend. Auch im Elsaß waren die weimarischen Waffen glücklich. Am 3. und 8. Mai nahm Rose Stadt und Schloß Thann, den letzten Punkt, der die Verbindung des Elsasses mit Hochburgund noch gestört hatte. Die Siege der letzten Zeit bestärkten den Herzog B. in seinem Entschluß, die Früchte derselben nur für sich und die protestantische Partei auszubeuten. Er entwickelte eine rastlose Thätigkeit, um seine Bündner und Parteigenossen zu nachhaltigen Leistungen anzuspornen. Bei den Schweden, mit denen er überhaupt in steter Verbindung blieb und die seinen Plänen freundlich gesinnt waren, bat er um Ueberlassung Thüringens als Werbeplatz für neue Truppen, er knüpfte mit England, mit Hessen (besonders mit Wilhelms Wittwe Amalie Elisabeth) Verhandlungen an, um sie zu neuen Bundesverträgen zu gewinnen. Die Anerbietungen dagegen, die ihm auch jetzt wieder von kaiserlicher Seite auf Kosten der Protestanten gemacht wurden, wies er, wie die früheren, entschieden zurück. Des Herzogs Plan stand unerschütterlich fest: er wollte sich ein eigenes ansehnliches Fürstenthum gründen und seine Macht gebrauchen, um den Kaiser zu einem der deutschen Libertät und dem protestantischen Bekenntniß günstigen Frieden zu nöthigen. Bei einer Unterredung mit Guébriant sprach er es rückhaltlos aus, daß er nicht allein den Elsaß, sondern auch Theile von Hochburgund behalten wolle. Aber dem tapfern Helden war es nicht gegönnt, die Frucht seiner Kämpfe und Siege zu ernten. Als er im Begriffe war, abermals nach der freien Grafschaft zu marschiren, befiel ihn zu Hüningen die Krankheit – ein typhöses Fieber (ein hitziges Fieber nennen sie die Officiere seines Heeres in dem Briefe an die Königin von Schweden vom 11. Juli 1639) – die nach wenigen Tagen zu [450] Neuenburg am Rhein, wohin er sich bringen ließ, seinem thatenreichen Leben ein Ende machte (8. Juli). Die Nachrichten, daß er eines gewaltsamen Todes, an Gift, das ihm die Franzosen gegeben hätten, gestorben sei, verdienen keinen Glauben. Trotz der Jugend des Herzogs ist sein Tod nach so gewaltigen Anstrengungen und nach den häufigen Krankheitsfällen, die er zu bestehen hatte, keine unerwartete Katastrophe. Mit seinem Körper sanken auch seine Pläne, seine Entwürfe ins Grab. Seine thatsächlichen Erben wurden die Franzosen. Breisach wurde ihnen von dem Statthalter Erlach, der durch Geld schon vorher bestochen war, in die Hände gegeben. Die Brüder Bernhards, die im Testament zu Erben seiner Eroberungen und seines Nachlasses ernannt waren, erhielten von den ersteren nichts, von dem letzteren nur einen Theil. Erst nach 16 Jahren wurde der Leichnam des Helden, der seither in Breisach geruht hatte, nach Weimar gebracht und am 12. December 1655 in der dortigen Pfarrkirche in der Gruft seiner Ahnen beigesetzt.

Nennenswerte Biographien sind: 1) Geschichte Bernhards des Großen, Herzogs zu Sachsen-Weimar von Joh. A. Chr. Hellfeld. Jena 1747. 2) Herzog Bernhard der Große von Sachsen-Weimar. Von Bernhard Röse. 2 Bände. Weimar 1828–29.[1] Monographien über die Nördlinger Schlacht sind: 1) Die Schlacht bei Nördlingen. Von J. Fuchs. Weimar 1868. 2) Die Nördlinger Schlacht. Von O. Fraas. Nördlingen 1869. (Letztere beruht auf genauer Kenntniß der Oertlichkeiten.) Ueber den Tod Bernhards vgl. die Schrift von Alexi, Der Tod des Herzogs Bernhard von Weimar. Kolmar 1873. Die Correspondenz Bernhards mit A. Oxenstjerna, viele ungedruckte Stücke enthaltend, findet sich theils in photographischer Abbildung, theils in Abschrift – nach den in Stockholm verwahrten Originalen – im Staatsarchiv zu Weimar. (Die Photographien auch in Berlin und Dresden.) Sonst hat man das wichtigste archivalische Material für die Geschichte Bernhards nicht in Weimar, sondern in Gotha (Staatsarchiv) zu suchen, wohin die Kanzlei Bernhards (aus den Jahren 1634–39) im Jahre 1642 aus Breisach und Benfeld gekommen ist.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 450. Z. 18 v. o. ist jetzt hinzuzufügen: 3) G. Droysen, Bernhard v. Weimar. 2 Bde. Leipzig, Duncker & Humblot 1885. [Bd. 22, S. 793]