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ADB:Eberhard III. (Herzog von Württemberg-Teck)

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Artikel „Eberhard III., Herzog von Würtemberg“ von Paul Friedrich von Stälin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 559–561, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eberhard_III._(Herzog_von_W%C3%BCrttemberg-Teck)&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:14 Uhr UTC)
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Eberhard III., Herzog von Würtemberg, geb. 16. Dec. 1614, † 2. Juli 1674. Er folgte seinem Vater, dem Herzog Johann Friedrich († 18. Juli 1628), zunächst unter der Vormundschaft zweier Oheime, des erfahrenen und tüchtigen Ludwig Friedrich von Würtemberg-Mömpelgard und nach dessen Tode am 26. Jan. 1631 des weniger beliebten Julius Friedrich von Würtemberg-Weiltingen, in der schweren Zeit des 30jährigen Kriegs, als das Land (seit 1627) von den Wallensteinischen Truppen besetzt und durch Contributionen stark heimgesucht war, während zudem Wallenstein darauf lauerte, auch dieses Herzogthum an sich reißen zu können. Bald vermehrte die Noth des Landes das kaiserliche Restitutionsedict vom 6. März 1629, dem zufolge alle geistlichen Güter, welche von den Evangelischen seit dem J. 1552 eingezogen worden, dem Katholicismus [560] wieder zurückgegeben werden sollten, denn jetzt wurden die sämmtlichen würtembergischen Klöster von den Katholischen wieder besetzt und erhielten insbesondere die Jesuiten ihren Theil an der Beute. Zwar betheiligte sich namentlich nach der Leipziger Schlacht, an welche sich bald die Räumung des Landes von den feindlichen Truppen und den katholischen Klostersinhabern anschloß, Herzog Julius Friedrich auf Schwedens Seite übergetreten mit einigem Erfolg am Kriege, allein es wurde ihm Eigennützigkeit vorgeworfen und er wurde von den Geheimeräthen und Landständen von der Vormundschaft verdrängt, worauf E. im März 1633 unter dem Beistand des sehr tüchtigen Kanzlers Löffler die Regierung selbst ergriff. Er trat zunächst dem durch Oxenstierna begründeten Heilbronner Bunde vom 13. April d. J. zwischen Schweden und den vier oberen Kreisen bei und sandte dem Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar Mannschaft zu, allein die für die Sache des deutschen Protestantismus überhaupt so unglückliche Nördlinger Schlacht vom 27. August (6. September) 1634 hatte die allerschlimmsten Folgen für das Herzogthum, über das sich jetzt die Sieger wie eine verheerende Wasserfluth ergossen, das ihre zügellosen Schaaren zum Schauplatze grenzenlosen Jammers machten, und in dem auch in den folgenden Jahren feindliche und befreundete Truppen mit Mord, Raub und Brand wütheten. Nachdem E. selbst alsbald an aller Rettung verzweifelnd mit dem ganzen herzoglichen Hause übereilt nach Straßburg geflohen war und das Land in der größten Verwirrung gelassen hatte, nahm es der Kaiser allmählich ganz in Besitz und behielt den größten Theil desselben für sich, während er einzelne Theil an Andere übergab; nur die Festung Hohentwiel wurde für die volle Dauer des Krieges trotz wiederholter Belagerung und herzoglicher, auf ihre Herausgabe gerichteter Befehle von ihrem Commandanten, v. Wiederhold, dem Herzoge treulich bewahrt. Auch das Bestreben, Würtemberg wieder zu dem katholischen Glauben zurückzubringen, war von manchem Erfolg begleitet. E. selbst übernahm, freilich nur für kurz, vom französischen Könige für Herzog Bernhard die Commandantenstelle in Philippsburg, wogegen er den Oberbefehl über ein französisches Hülfsheer anzunehmen Bedenken trug, allein durch sein Schwanken nicht viel ausrichtete. Denn vom Prager Frieden, welchen der Kaiser am 30. Mai 1635 mit den meisten Protestanten abschloß, wurde er ausdrücklich ausgeschlossen und gerieth in die bitterste Noth, in die er, ein junger vergnügungssüchtiger, besonders jagdliebender Mann, sich nicht gut schicken konnte. Zudem verschlechterte er seine Lage dadurch, daß er im Februar 1637 zu Straßburg die Wild- und Rheingräfin Anna Katharina, Tochter des schwedischen Feldherrn Joh. Kasimir v. Salm, heirathete. So ließ er sich im Bestreben, doch wieder etwas zu bekommen, die härtesten Bedingungen gefallen, welchen gemäß im besondern die katholischen Geistlichen – allerdings bis auf weitere rechtliche Ausführung der gegenseitigen Ansprüche – im Besitz der von ihnen occupirten Klöster und Stifter gelassen, die in der Zwischenzeit vom Kaiser Beschenkten in dem ihrer Herrschaften und Aemter anerkannt und einige Festungen und Güter dem Kaiser und Hause Oesterreich abgetreten werden sollten. Nachdem E. im März 1638 persönlich seine Wiederherstellung in Wien betrieben hatte, kehrte er im October d. J. in das Land zurück. Allein auch in den nachfolgenden Jahren des Krieges hatte dasselbe durch vereinzelte Durchzüge der verschiedensten Truppen und durch fremde Besatzungen schwer zu leiden; der ganze Schaden, welchen es überhaupt vom J. 1628–1650 durch Durchmärsche, Quartiere, Schatzungen, Plünderung und Brand erlitten, wurde auf 118,692,864 fl. geschätzt, und noch im J. 1654 lagen 8 Städte, 45 Dörfer mit 65 Kirchen, 230 öffentlichen und 36086 Privatgebäuden in der Asche, 40195 Morgen Weingärten, 248613 Morgen Aecker und Gärten, 24503 Morgen Wiesen waren noch unangebaut und zu der Einwohnerzahl, wie sie vor 1634 [561] war, fehlten noch 57721 Haushaltungen, trotzdem daß manche Fremde ins Land gezogen waren. Eine noch schlimmere Folge des Krieges jedoch als diese Verwüstung war die allgemeine Zerrüttung der Verhältnisse und die vollständige Verwilderung und Entsittlichung des Volks. Durch die Verdienste seiner Gesandten beim westfälichen Friedensschluß, insbesondere des klugen und gewandten Johann Konrad v. Varnbüler, welchen der schwedische Kanzler Oxenstierna redlich unterstützte, erreichte übrigens E. schließlich, daß das Haus Würtemberg in diesem Frieden vollständig restituirt wurde. Nach demselben ließ es sich die herzogliche Regierung angelegen sein, die Ordnung und den Wohlstand des Landes neu zu begründen; hatte doch E. stets das Glück, auch in den schlimmsten Zeiten seiner langen drangvollen Regierung treue und tüchtige Räthe zu besitzen, durch welche das Beste des Herzogs und des Landes gefördert und deren Ansehen nach außen bewahrt wurde, während er freilich selbst zwar ein frommer und guter, wohlwollender und in späterer Zeit auch sparsamer Regent, dazu mit manchen Tugenden eines Privaten geziert, jedoch ohne besondere geistige Kraft seiner schweren Zeit nicht gewachsen war. – Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin († 1655) vermählte er sich im J. 1656 mit Maria Dorothea Sophia, Gräfin von Oettingen; seine erste Ehe war mit 14, seine zweite mit 11 Kindern gesegnet.

Vgl. Sattler, Geschichte des Herzogthums Würtemberg unter der Regierung der Herzogen, Thl. 7–10 (Tübingen 1774/79). – Pfaff, Geschichte des Fürstenhauses und Landes Würtemberg, 2. Ausg. (1850). Thl 3. S. 403 ff. Thl. 4. S. 11 ff.