ADB:Traun, Hanns von
Peter Suchenwirt bemerkt. Zu seinen frühesten Thaten zählt die Betheiligung am Gefechte des österreichischen Heerhaufens unter dem Habsburger Herzog Otto gegen die Böhmen vor Laa (Herbst 1332); dann machte er den Feldzug der österreichischen Herzoge im Bunde mit Kaiser Ludwig gegen Heinrich von Niederbaiern, Schwiegersohn und Verbündeten K. Johann’s von Luxemburg mit, der die Vereinigung der beiderseitigen [508] Heere vor Landau (1336, August) aber keine entscheidende Schlacht herbeiführte.
Traun: Hanns v. T., aus dem alten, oberösterr. Geschlechte der Herrn v. Traun und Abensberg, geboren zu Beginn des 14. Jahrhunderts, † nach 1370, einer der namhaftesten ritterlichen Kämpen seiner Zeit. Sohn Hartnit’s aus der Ehe mit Adelburg von Hortheim, seit 1320 urkundlich auftauchend, 1362–1363 als Landeshauptmann von der Enns bezeichnet, widmete sich Hanns v. T. dem ritterlichen Kriegshandwerk „bey dreißig Jahre nach einander“, wie sein Lobredner, der zeitgenössische SpruchdichterHier erwarb sich T. den „Rittersegen“, – den Ritterschlag. – Später verlockte der Kriegszug der Luxemburger gegen Polen unsern Hanns v. T. zum Eintritt ins böhmische Heer. Im Sommer 1345 kam es zur Belagerung von Krakau, wobei er sich feindlicher Uebermacht wacker erwehrte. Nach dem friedlichen Ausgleich zwischen den Luxemburgern und Piasten (1346), drängte es den österreichischen Landherrn und Ritter in die weite Fremde. Er nahm angesichts des großen Krieges zwischen England und Frankreich Dienste bei K. Eduard III. gegen Philipp VI. von Valois und stritt tapfer vor den Mauern von Calais, das sich den Engländern nach einjähriger harter Belagerung endlich ergeben mußte (Aug. 1347). An der Wiedereroberung einer andern Feste (Cadamum?) nahm H. v. T. hervorragenden Antheil. Vom englischen Könige, sodann an seinen Sohn, den schwarzen Prinzen, entsendet, macht Hanns v. T. den Feldzug der Engländer in das südwestliche Frankreich 1355 mit. Dann verließ er den französischen Kriegsschauplatz und wandte sich nach dem Nordosten des Festlandes in das Gebiet der Litthauer, Lieven und „Reussen“, und hilft die Eisenburg (Isborsk bei Pskow) belagern. Vor dem neuen Heereszuge der Engländer gegen K. Johann von Frankreich kehrt jedoch H. v. T. unter die ihm liebgewordene englische Fahne zurück, wird von K. Eduard III. huldreichst aufgenommen und an die Spitze von 80 Lanzen gestellt. So schifft man dann nach Frankreich hinüber und es kommt zur blutigen Schlacht bei Poitiers (1356, 19. Sept.) vor welcher Hanns v. T. die Nachhut der Franzosen ereilt und zerstreut. Am Tage der Schlacht verwundet Hanns v. T. den Bannerträger des Franzosenheeres und bringt als Fahnenführer Englands das Feldzeichen der Plantagenets zu Ehren. Er darf daher auch den Sitz zwischen dem gefangenen Franzosenkönig und dem Prinzen von Wales, dem Sieger einnehmen, wie Suchenwirt erzählt; der ihm auch eine Leibrente von 100 Mark zuerkennen läßt. Nach Kämpfen in der obern Bretagne übernimmt er als „Kriegshauptmann“ zehn Wochen hindurch die Obhut über Calais. – Wir müssen jedoch zwischen seine Kriegsthaten unter englischem Banner von 1347 und die von 1356 andere Unternehmungen einschalten, die auch der oben erwähnten „Reussenfahrt“ vorausgegangen waren. Es ist dies die Theilnahme an der Fehde des österreichischen Hauses Wallsee gegen die böhmischen Herren v. Neuhaus und die Gefolgschaft im Heere Herzog Albrecht II. von Oesterreich vor Zürch als Hauptmann des Passauer Fähnleins. Bei der Bestürmung Weissenhorns (in der Nähe des Bodensees auf Schweizer Seite) wurde Hanns v. T. schwer verwundet. Diese Ereignisse fallen vor das Jahr 1355. An den zweiten Feldzug in englischen Diensten reihen sich dagegen: die Kämpfe Salzburgs und Passaus mit Herzog Stephan von Niederbaiern, in denen Hanns v. T. das wichtige Mühldorf gegen die Baiern vertheidigte und Dornberg erobern half (1358); ferner die Heeresfolge im Friauler Kriege Herzog Rudolf’s IV. von Oesterreich mit dem Aglajer Patriarchen Ludovico della Torre, welcher 1361 mit der Niederlage des letztgenannten Kirchenfürsten und seiner zwangsweisen Reise nach Wien schloß. 1364 gab er dem oben erwähnten Habsburger Kriegsgeleite vor das bairische Ried am Inn – und half nach blutigen Fehden mit den böhmischen Grenzfeinden – dem Passauer Bischof 1367 seine unbotmäßigen Bürger zu paaren treiben. 1368 begleitete er über Wunsch Herzog Albrecht III. von Oesterreich dessen kaiserlichen Schwiegervater Karl IV. auf der zweiten Romfahrt. Dann half er Triest gegen die Venetianer vertheidigen 1368–1369 und wandte sich wieder dem ihm lieb gewordenen England zu, dessen Herrscher ihn zur Vertheidigung des von den Franzosen (1369) bedrängten Calais entbot. – Es glückte ihm, [509] dann auf der Rückfahrt von Calais nach England ein feindliches Schiff wegzunehmen und dem Könige Eduard III. als willkommene Beute zu verehren. Seine letzte Waffenthat knüpft sich an die „Preußenfahrt“ Herzog Leopold III. von Oesterreich, zur Zeit, als der deutsche Hochmeister in Samaiten (Samogitien) eindrang. Der laue Winter vereitelte bald den geplanten gemeinsamen Kriegszug (1370). Hiermit schloß die lange Kriegszeit Hannsens v. T., einer der typischen Erscheinungen des 14. Jahrhunderts, deren Kriegslust und ritterliche Abenteuersucht den verschiedensten Fahnen folgte und die entlegensten Pfade einschlug.
- Suchenwirt’s Werke; hrsg. u. erl. von Alois Primisser, Wien 1827. Einen Auszug aus Suchenwirt’s Dichtung, der auf eine andere Handschrift als die Primisser’s schließen läßt, benutzte Hoheneck in seinem Werke „Die löblichen Herrenstände des Erzh. Oesterreich o. d. E. 3 Bde. (1726–1747) II, 686 f. – Taschenbuch f. vaterl. Gesch. hrsg. v. Hormayr und Mednyansky J. 1828 S. 5 f. Oe. Reisende der Vorzeit. 1. Hanns v. Traun.