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ADB:Taxis, Karl Anselm Fürst von

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Artikel „Taxis (Thurn und Taxis), Karl Anselm Fürst von“ von Josef Rübsam in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 504–507, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Taxis,_Karl_Anselm_F%C3%BCrst_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 07:05 Uhr UTC)
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Taxis (Thurn und Taxis): Karl Anselm, Fürst von Th. und T., geboren zu Frankfurt a. Main am 2. Juni 1733 als ältester Sohn des Fürsten Alexander Ferdinand (S. 477) und dessen erster Gemahlin, Christine Luise, Markgräfin von Brandenburg-Baireuth, unternahm als Erbprinz, von dem kurfürstlich bairischen Kämmerer und Obristen Baron v. Montgelas begleitet, eine zweijährige Reise durch die Schweiz, Italien und Frankreich mit längerem Aufenthalte in Paris, und wurde vom Grafen Kaunitz dem Könige Ludwig XV., dem Dauphin und der königlichen Familie vorgestellt. Das Amt eines kaiserlichen Principalcommissarius ging nach dem Tode seines Vaters durch Hofdecret vom 27. April 1773 auf K. Anselm über, nachdem er kurz zuvor von der Kaiserin Maria Theresia und Josef II. zum wirklichen geheimen Rathe ernannt worden war. Zu den Prärogativen des Principalcommissariates gehörte u. a. auch die Abnahme der Huldigung, welche den Kaisern bei ihrem Regierungsantritte von der Reichsstadt Regensburg erwiesen wurde. Eine der glanzvollsten Festlichkeiten dieser Art war die Huldigungsfeier, welche vor dem damaligen fürstlichen Palais, dem Freisinger Hof, am 31. März 1791 gelegentlich der Thronbesteigung Kaiser Leopold’s II. stattfand. In Rücksicht auf seine fortdauernden schwächlichen Gesundheitsumstände verzichtete K. Anselm auf das Principalcommissariat, welches Kaiser Franz II. am 10. März 1797 dessen ältesten Sohne, dem Erbprinzen Karl Alexander (S. 501), anvertraute, welcher dieses Amt unter überaus schwierigen Verhältnissen bis zur Auflösung des Reiches (1806) verwaltete.

Sein besonderes Augenmerk auf die Erwerbung fürstenmäßiger reichsunmittelbarer Lande richtend, kaufte K. Anselm am 22. October 1785 von dem Reichserbtruchsessen Gebhard Xaver Grafen zu Wolfeck-Waldsee und Ernst Eberhard Grafen zu Zeil-Wurzach die Reichsgrafschaft Friedberg und die Herrschaften Scheer, Dürmentingen und Bussen in Schwaben um 2 100 000 Gulden. Nachdem K. Anselm am 18. Mai 1787 auf Grund dieser Besitzungen zu Ulm in den Fürstenrath des schwäbischen Kreises introducirt worden war, erhob Kaiser Josef II. am 16. Juli 1787 dieses Territorium zu einer unmittelbaren reichsgefürsteten Grafschaft mit dem Namen Friedberg-Scheer und vermehrte das fürstliche Wappen mit „zwei besonderen Feldern“, welche den Fuß des nunmehr siebenfeldrigen Schildes bildend, eine Scheere im silbernen und einen rothen Löwen im goldenen Felde zeigen. Der von einigen sogen. altweltfürstlichen Häusern gegen die Aufnahme des fürstlichen Hauses in den Reichsfürstenrath zu Regensburg erhobene Widerspruch verstummte nun für immer.

[505] Kurz vor dem Ausbruche der französischen Revolution erfreuten sich die Taxis’schen Posten einer hohen Blüthe. Von den Ufern der Schelde bis zu den Niederungen der Elbe, von der Nord- und Ostsee bis zu den Alpen, vom Rhein bis zum Thüringer- und Böhmerwald spannte sich ihr Netz aus. In den gesegnetsten und betriebsamsten Gegenden des deutschen Reiches und der österreichischen Niederlande, welche, im Herzen Europas gelegen, zugleich den Uebergangsverkehr von West und Ost, von Nord und Süd vermittelten, erfüllte die Taxis’sche Postanstalt in mustergiltiger Weise bereits seit drei Jahrhunderten ihre culturgeschichtliche Aufgabe. Ihr ehrwürdiges Alter läßt uns über manche ihrer Schwächen hinwegsehen, von welchen sich übrigens auch andere Postverwaltungen viel jüngeren Datums nicht freigehalten haben. „Die durchgreifende Schnelligkeit der Taxis’schen Posten, die Sicherheit des Siegels, das leidliche Porto“ wurden von Goethe ausdrücklich anerkannt, und auch neuerdings von competenter Seite (vergl. Quetsch, Verkehrswesen am Mittelrhein, S. 197) hervorgehoben, „daß früher keine andere Postverwaltung billigere, wohl aber theurere Taxen. hatte als die Taxis’sche“. So kostete z. B. noch kurz vor 1806 ein einfacher Brief auf der Taxis’schen Reichspost von Nürnberg nach Hamburg, also 70 Meilen weit, nur 12 Kreuzer, während ein einfacher Brief auf der nur 56 Meilen langen Strecke von Nürnberg nach Berlin auf Taxis’scher und brandenburgischer Post 27 Kreuzer kostete. Ward derselbe über Leipzig geleitet, so daß seine Beförderung drei verschiedenen Postherren (Taxis, Kursachsen und Kurbrandenburg) zufiel, so betrug das Porto 35 Kreuzer. Von Mannheim kostete ein einfacher Brief bis Hamburg und Trient nur 12 Kreuzer, ein doppelter 16 Kreuzer, ein einfacher bis Wetzlar und Marburg 6 Kreuzer, bis Kassel 10 Kreuzer, weil diese Briefe lediglich auf der Taxis’schen Post befördert wurden. Für einen Brief von Hamburg bis an den Bodensee (über 100 Meilen), welcher ausschließlich auf der Taxis’schen Post lief, wurden nur 16–18 Kreuzer Porto erhoben.

Die unter dem Schutze des kaiserlichen Adlers in dem überwiegend größten Theile des deutschen Reichs waltende Taxis’sche Post ist von jeher für den Zusammenhalt seiner von centrifugalen Bestrebungen erfüllten Glieder von tiefeingreifender Bedeutung gewesen und hat ihre Mission, die Annäherung der deutschen Stämme und Territorien in friedlicher Weise zu fördern, seit ihrem Entstehen nach Kräften erfüllt. Von den niederländischen Hauptpostämtern abgesehen, bestand im J. 1787 das deutsche Reichspostgeneralat aus folgenden 22 Taxis’schen Oberpostämtern: Augsburg, Bremen, Braunschweig, Köln, Koblenz, Duderstadt, Erfurt, Frankfurt am Main, Freiburg, Hamburg, Hildesheim, Lübeck, Mainz, Maaseyk (nördlich von Mastricht), Mannheim, München, Münster, Nürnberg, Paderborn, Regensburg, Ulm, Würzburg.

Das siegreiche Vordringen der republikanischen Armeen wurde auch für das fürstliche Haus und dessen Posten verhängnißvoll. Im J. 1794 beschlagnahmten die Franzosen die belgischen Besitzungen Braine-le-Château und Haut-Ittre. Die schwäbischen Besitzungen wurden durch den Krieg verwüstet. Im März 1799 befand sich das Hauptquartier Jourdan’s in Friedberg. Im J. 1800 mußte eine Contribution von 76 489 Franken aufgebracht werden. Die französischen Emigranten, deren sich eine große Anzahl in Regensburg eingefunden hatte, wurden immer lästiger, zumal auch die Besorgniß aufstieg, es möchte sich „ein gefährlicher Emissarius mit einschleichen und übles anstiften“. Der Luneviller Frieden (1801) besiegelte den Verlust der Taxis’schen Posten auf dem linken Rheinufer. (Vergl. über die niederländischen Posten den Artikel über den Fürsten Anselm Franz.) Zur Schadloshaltung für die Einkünfte der Reichsposten in den an Frankreich abgetretenen Ländern erhielt Fürst K. Anselm kraft Artikels 13 des Reichsdeputationshauptschlusses (1803): Das gefürstete Damenstift [506] Buchau nebst der Stadt, die Abteien Marchthal und Neresheim, das zu Salmannsweiler gehörige Amt Ostrach mit der Herrschaft Schemmerberg und den Weilern Tiefenthal, Frankenhofen und Stetten. Zudem wurde K. Anselm laut § 32 des Reichsdeputationshauptschlusses eine neue Virilstimme im Reichsfürstenrathe für Buchau zugesprochen. Entsprechend dem Zuwachse an Territorien erhielt auch der Titel und das Wappen des Fürsten eine Vermehrung.

Zur Sicherung der Erbfolge und Feststellung des im fürstlichen Hause üblichen Herkommens erließ K. Anselm am 17. September 1776 zu Frankfurt am Main ein Hausgesetz, die sog. Primogenitur-Constitution, welche, von seinem Enkel dem Fürsten Maximilian Karl (S. 518) im J. 1831 mit Erläuterungen und Ergänzungen versehen, bis heute maßgebend geblieben ist. – K. Anselm stiftete eine Bibliothek, welche von jedermann benutzt werden konnte, und ließ „zum Nutzen und Vergnügen“ der Bewohner Regensburgs eine Allee anlegen, welche den größten Theil des Stadt umschloß. Zu Neresheim in Schwaben gründete K. Anselm 1804 das nach ihm benannte Lyceum Carolinum, welches indeß infolge der Mediatisirung des fürstlichen Hauses berits am 13. Septbr. 1806 wieder einging. Die fürstliche Hofhaltung brachte der Stadt Regensburg großen Gewinn. Nach einer zu Ende des Jahres 1805 aufgestellten tabellarischen Uebersicht belief sich das daselbst anwesende Hofpersonal, ganz abgesehen von der zahlreichen Dienerschaft auf Schloß Trugenhofen und den für die Verwaltung der fürstlichen Posten und Domänen angestellten Beamten, vom Hofmarschall herab bis zum niedrigsten Diener auf 238 Köpfe, welche zusammen ein jährliches Einkommen von 185 691 Gulden 35 Kreuzern hatten. Im Jahre 1807 wohnten in der Stadt Regensburg 155 fürstliche „Hofpensionisten“, wobei jedoch die pensionirten Beamten nicht eingerechnet sind. – K. Anselm starb am 13. November 1805 an einem Schlaganfalle zu Winzer bei Regensburg und wurde in der Wolfgangskrypta der St. Emmeramer Stiftskirche beerdigt. Seine Gemahlin, Augusta Elisabeth, Herzogin zu Württemberg, war ihm im Tode vorausgegangen († am 4. Juni 1787 zu Schloß Hornberg im Schwarzwalde).

Weinzierl, Trauerrede auf den Fürsten Karl Anselm. Regensb. 1805. – Memoiren eines deutschen Staatsmannes aus den Jahren 1788 bis 1816. Leipzig 1833. – Stramberg, Rheinischer Antiquarius, Abthlg. III, Bd. XIII, 772 ff. Coblenz 1867. – Steinhausen, Geschichte des deutschen Briefes, 2. Thl., S. 334. Berlin 1891. – Beleuchtung der Pütter’schen Abhandlung vom Reichspostwesen, 1792. – Klüber, Das Postwesen in Teutschland, wie es ist, war und seyn könnte, S. 28 ff. Erlangen 1811. – Hirsching, Beschreibung sehenswürdiger Bibliotheken Teutschlands III, 670 ff. Erlangen 1788. – Gumpelzheimer, Regensburgs Geschichte, 3. u. 4. Abthlg., passim. Regensburg 1838. – August Krämer, Carl Theodor, Reichsfreyherr von Dalberg, vormaliger Großherzog von Frankfurt, Fürstprimas und Erzbischof, S. 19. Zweite Auflage. Regensburg 1817. – Beschreibung der im allerhöchsten Namen Kaiser Leopold II. durch Seine hochfürstliche Durchlaucht Karl Anselm, Fürsten von Thurn und Taxis, von des H. R. R. Stadt Regensburg am 31. März 1791 eingenommenen Huldigung. – A. Ch. Kayser, Versuch einer kurzen Beschreibung der Kaiserlichen freyen Reichsstadt Regensburg, S. 87 f. Regensburg 1797. – Genealogisches Reichs- und Staats-Handbuch auf das Jahr 1803. Erster Theil, S. 218 f. Frankfurt a. M. 1803. – Eine Beschreibung bezw. Abbildung des fürstlich Th. u. T. Wappens findet sich u. a. bei v. Wölckern, Beschreibung aller Wappen der fürstlichen … im Königreich Bayern lebenden Familien I, 32 f. Nürnberg 1821. und K. Hopf, Historisch-genealogischer Atlas I, Beilage zu Tafel 687. Gotha [507] 1852. – Beschreibung der … Feuersbrunst, welche das hochfürstlich Thurn und Taxissche Palais in Regensburg den 6. Mai 1792 verheert hat. Regensburg 1792.