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ADB:Hopf, Carl

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Artikel „Hopf, Karl“ von Ludwig Streit in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 102–104, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hopf,_Carl&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 00:56 Uhr UTC)
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Hopf: Karl H., geb. am 19. Februar 1832 zu Hamm in Westfalen, älterer Sohn des durch Homerstudien und Herausgabe eines weitverbreiteten deutschen Lesebuchs bekannten Gymnasiallehrers Jakob H., zeigte schon als Gymnasiast bei einem ausgesprochenen Talent für fremde Sprachen und ungewöhnlicher Gedächtnißkraft das lebhafteste Interesse für die Wissenschaften, welchen er auf der Hochschule sich widmete, Mathematik und Naturwissenschaften, dann Geschichte und neuere Sprachen. Insbesondere arbeitete er frühzeitig unter [103] Heranziehung vieler Bücher, auch des Corpus scriptorum hist. Byzant., welches sein Vater besaß, genealogische Tabellen aus. Der Umstand, daß seine Lieblingswissenschaft, die Botanik, auf der Universität zu Bonn, welche er Ostern 1849 bezog, allzu trocken vorgetragen wurde, während ihn Dahlmann, Diez, Löbell, Welcker u. a. lebhaft anzogen, bestimmte ihn, dauernd sich dem Geschichtsstudium zu widmen, und in einem Kreise gleichstrebender Freunde wurde der Vorsatz reif, alles daran zu setzen, um als Universitätsdozent auftreten zu können. Mit seiner Erstlingsschrift betrat er das Feld, auf welchem er ein Forscher ersten Ranges werden sollte, die Geschichte Griechenlands unter der Frankenherrschaft. Bald nachdem er seine Habilitation bewirkt hatte, konnte er eine für ihn sehr fruchtbare Reise über Wien nach dem damals noch österreichischen Oberitalien antreten, wo er namentlich den Winter 1853/54 in Venedig verbrachte. Seine Gewandtheit im Gebrauche des Italienischen und seine leichten Umgangsformen verschafften ihm bald den Zutritt auch in die Familienarchive, welche ihm besonders wichtig erscheinen mußten, und die Freundschaft hervorragender Gelehrten, welche seine Studien fördern konnten, wie Graf Cicogna, Marchese Sardagna, Foucard, Valentinelli. Die Erfolge der Reise traten theilweise schon in den von 1853 bis 1856 veröffentlichten Monographien hervor. In seiner Lehrthätigkeit, welche sich auch auf Vorlesungen über Camoens, Machiavelli und Petrarka erstreckte, blieben die allgemeine Geschichte des M. A., die Geschichte der Kreuzzüge, Venedigs und Griechenlands seit 146 neben der Diplomatik im Vordergrunde, sowol nach seiner unter dem 22. Oktober 1858 erfolgten Ernennung zum außerordentlichen Professor in Greifswald, als auch nach seiner Berufung zum Oberbibliothekar und ordentlichen Professor in Königsberg in Preußen (26. Februar 1864), wo er Nachfolger von Joh. Voigt wurde. Von Greifswald aus hatte er, abermals mit Mitteln, welche das preußische Ministerium bot, eine große Reise nach Italien und Griechenland unternommen, welche er im Herbste 1861 nach seiner Vermählung mit Amalie Gerhard in Bonn antrat und erst im Frühjahr 1863 beendete. In Genua, Neapel, Palermo, Malta, Corfu, Zante, Syra und Naxos (vgl. Monatsber. der Berl. Akademie von 1862–64) erschloß er sich neue Quellen für die Hauptarbeit seines Lebens, welche freilich sein großartiges genealogisches Unternehmen, den auf 9 Bände berechneten Atlas, abzubrechen nöthigte. In Königsberg ließ er es sich besonders angelegen sein, die Schätze der seiner Leitung anvertrauten Bibliothek zu vermehren, wobei seine ausgebreiteten Beziehungen zu einflußreichen Personen Deutschlands und aller Nachbarländer von hohem Werthe waren, und für das interessierte Publikum nutzbar zu machen. Obgleich er bei manchem häuslichen Mißgeschick und körperlichen Leiden nicht mehr im Stande war, die massenhaft von ihm gemachten Funde in einer ihn auch der Form nach völlig befriedigenden Weise zu verarbeiten, so war es ihm doch vor seinem in Wiesbaden am 23. August 1873 erfolgten Tode vergönnt, außer der von seinem kolossalen Fleiße Zeugniß ablegenden Darstellung der Geschichte Griechenlands im MA. auch noch die schon 1863 geplante Sammlung der von ihm aufgefundenen oder kritisch neu bearbeiteten Chroniken zu veröffentlichen, welche das Leben der Abendländer auf dem griechischen Boden seit 1204 ins Licht stellen. Seine Hauptschriften sind: „De historiae ducatus Atheniensis fontibus“ 1852. – „Walther von Brienne, Herzog von Athen“ in Raumer’s hist. Taschenbuch 1854, S. 301 bis 400. – „Urkundliche Mittheilungen über die Geschichte von Karystos auf Euboä von 1205–1470“, Wien (SB. d. Ak. d. W.) 1853. – „Geschichte der Insel Andros und ihrer Beherrscher von MCCVII–MDLXVI.“ Ebenda 1855. Urkunden und Zusätze dazu 1856. – Artikel Ghisi, Giustiniani, Gozzadini u. a. in der Allgemeinen Encyklopädie d. W. von Ersch und Gruber. – „Histor. [104] genealogischer Atlas“, Gotha I. 1858. II. 1. 2. 1861. – „Venetobyzantinische Analekten“ 1859 (darin: der deutsche Orden in Griechenland; Venet. Dynastengeschl. im Archipel. Etwas über Ramon Muntanor). – „Geschichte Griechenlands vom Beginne des MA. bis auf die neuere Zeit“, in Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie 85, 67–465. 86, 1–190. – „Die Einwanderung der Zigeuner in Europa“ 1870. „Chroniques gréco-romanes inédites ou peu connues publ. avec notes et tables généalogiques“ 1873 (darin namentlich Rob. de Clary, la prise de Constantinople; Marino Sanudo Torsello, Istoria del regno di Romania; Annali Veneti di Stefano Magno; Breve memoria de li discendenti de nostra casa Musachi).