ADB:Schleich, Martin (Meistersinger)
Cyr. Spangenberg, der den Meistergesang zumeist in Straßburg kennen gelernt hatte, ihm in dem Buch „von der edlen und hochberümten Kunst der Musika“ einen Platz unter den namhaften Meistersängern einräumt. S. verfaßte in dem traditionell Frauenlob beigelegten späten Tone ein 15strophiges Lied von einer Königin, die neun Buhlen nach einander umbringt, bis der zehnte, der zauberkundige Albertus Magnus, ihr entkommt, durch Vögel ihre Schuld in der Welt bekannt macht, ein altes Märchenmotiv, und sie zur Buße zwingt. Die bei manchen technischen Rohheiten belebte und fließende Erzählung, deren im 15. und 16. Jahrh. beliebtes Thema auch durch Murner, Eyering und Joh. Secundus poetisch behandelt wurde, ist mehrfach gedruckt worden, zuerst um 1520 in Nürnberg bei Jobst Gutknecht, und wurde in theilweise sehr willkürlicher Umarbeitung auch in des Knaben Wunderhorn aufgenommen.
Schleich: Martin S., Meistersinger aus dem Anfang des 16., vielleicht dem Ende des 15. Jahrhunderts. Ueber seine Lebensverhältnisse ist mir nichts bekannt; doch weisen seine groben Reime ihn mit Sicherheit nach Schwaben oder dem Elsaß, und es stimmt dazu, daß nur- Schleich’s Gedicht ist am besten abgedruckt im „Ambraser Liederbuch“ (hsg. von Jos. Bergmann, Bibliothek des literar. Vereins in Stuttgart, Nr. XII) Nr. 226. Die alten Einzeldrucke verzeichnet Weller, Annalen der poet. Nationalliteratur der Deutschen I, 207. Vgl. ferner W. Wackernagel, Kleinere Schriften III, 249; Leyser in der Zeitschrift für deutsches Alterthum II, 368 fg.