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ADB:Prutz, Robert

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Artikel „Prutz, Robert“ von Jacob Achilles Mähly in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 678–682, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Prutz,_Robert&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:53 Uhr UTC)
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Prutz: Robert P. ist in der deutschen Litteratur ein Name, viel genannt und mit Ruhm genannt, als sein Träger noch lebte, aber auch jetzt noch unvergessen, weniger zwar deßwegen, weil dieser auf dem Gipfel des Parnasses gesessen, oder die Litteratur in neue Bahnen gelenkt hätte, sondern hauptsächlich darum, weil seine Muse gewappnet einhergeht und männlichen Ernstes und Muthes mitstreitet in den Kämpfen der Zeit, wo sie zwar Wunden und Niederlagen erleben muß, aber gleichwohl ihre Würde und Hoheit bewahrt und weder an sich noch an der Welt verzweifelt. P. ist Zeit seines Lebens ein Kämpfer gewesen für Schönheit, Wahrheit und Recht, und hat die Herrschaft dieser Trias trotz der schmerzlichsten Enttäuschungen und der bittersten Erlebnisse zu sieghafter Anerkennung zu bringen gesucht. Da, wo der Kampf seine Kraft nicht stählt, hat P. keine besonders markirte, originelle Physiognomie, immerhin weiß er die Saiten seiner Leyer, sogar im gereiften Mannesalter, mit jugendlicher Kraft anzuschlagen und ihnen wiederum Töne des süßesten Wohlklangs, der innigsten Empfindung und des zartesten Schmelzes zu entlocken, wie sie sonst nur jugendlich fühlenden und glühenden Herzen eigen sind. Eine allseitig angelegte Natur, hoch [679] gebildet, mit empfänglicher Seele und reichem Geist ausgestattet, nahm er an allem, was die bewegte Zeit brachte, den regsten Antheil, und blieb keinem geistigen Gebiet, welches allgemein-menschliches Interesse erregen konnte, verschlossen; seine Gewandtheit in den verschiedensten Formen der Darstellung befähigte ihn, die verschiedenartigsten Materien geistig gleichsam zu erobern und zu beherrschen. Gleichwohl zersplitterte er seine Kräfte nicht, sondern wußte mit glücklichem Takte das Wichtige, seiner individuellen Anlage besonders Zusagende herauszugreifen und, soweit möglich, künstlerisch zu gestalten. Seit dem Jahre 1840 (Thronbesteigung Friedrich Wilhelm’s IV.) bis 1866 finden wir im Leben des deutschen Volkes keinen entscheidenden Moment, an dem nicht auch P. seine Stimme als Journalist oder als Schriftsteller oder als Redner erhoben hätte.

Robert Eduard P. wurde am 30. Mai 1816 zu Stettin geboren, als Kind eines Kaufmanns, der sich aus eigener Kraft zu Wohlstand emporgerungen hatte und, da er sein Vermögen durch die napoleonischen Kriege verloren, nun bemüht war, durch verdoppelte Anstrengung den Verlust wieder einzubringen. Aber das Glück wollte sich nicht mehr einstellen, und der strenge heftige Mann endete vor der Zeit in Schwermuth. Die schwächere Mutter scheint auf den Knaben nicht bleibend eingewirkt zu haben, um so mehr seine älteste Schwester.

Die größte Förderung erhielt der mit Vorliebe der Litteratur zugewandte Jüngling durch anregende Lehrer, wie Ludwig Giesebrecht, Hasselbach, K. E. A. Schmidt u. a., die damals am Marienstiftgymnasium wirkten. Mit glänzenden Zeugnissen verließ der Abiturient Stettin und widmete sich auf den Universitäten Berlin, Breslau und Halle (1834–1838) dem Studium der Philologie, das allerdings, an den erstgenannten durch Zerstreuungen und studentische Ungebundenheit aller Art gefährdet, erst in Halle zu ordentlicher, erfolgreicher Arbeit gedieh. Im J. 1838 erschien als erste wissenschaftliche Arbeit von P. seine Doctordissertation über die Quellen der Annalen des Tacitus und anderer römischer Historiker („De fontibus quos in conscribendis reb. inde a Tiber. usq. ad mort. Neron. gestis auctt. vett. secuti videantur“). Litterarisch-belletristisches von seiner Hand war schon früher – z. B. in Chamisso’s Musenalmanach – an die Oeffentlichkeit getreten, und auch jetzt noch ging die poetische Beschäftigung friedlich neben streng philologischer Arbeit und gelehrten Plänen (Geschichte des Horaztextes, Abhandlung über die Partikel ἂν) einher; bei diesen hatte P. nicht sowol eine pädagogische, als eine akademische Laufbahn im Auge. Er gedachte sich in seiner Vaterstadt Stettin darauf vorzubereiten, fand hier übrigens, besonders im regen Verkehr mit dem geistvollen Oberlehrer Wellmann, dessen Haus der eigentliche Mittelpunkt des dortigen geistigen Lebens war, auch für seine poetischen Bestrebungen Verständniß und Förderung. In Halle sodann, seiner zweiten Heimat, wohin er 1839 schon zurückkehrte, schloß er sich an die jüngeren Docenten und Doctoren, besonders erfolgreich aber wurde seine Verbindung mit Arnold Ruge und Echtermeyer, den Herausgebern der „Halle’schen Jahrbücher“. P. wurde sofort Mitarbeiter dieser epochemachenden, freiheitlichen Zeitschrift, und diese verdankt einen großen Theil ihres wohlverdienten Ansehens der Thätigkeit ihres neu gewonnenen Mitarbeiters. Diese war um so ersprießlicher, als sie, in wohlthuendem Gegensatz zu dem etwas steifen und abstracten Doctrinarismus Ruge’s, durchaus eine praktische Richtung nahm und realisirbare Zwecke verfolgte, indem sie die Litteratur mit dem nationalen Interesse zu verschmelzen bestrebt war. Der jugendliche Journalist gewann dadurch zugleich erwünschte Fühlung mit den Koryphäen der damaligen geistigen Bewegung. Sein im J. 1840 erschienenes „Rheinlied“ – eine Vertiefung des N. Becker’schen Gedichtes – war nicht blos ein würdiger Vorläufer seiner im folgenden Jahre [680] in die Oeffentlichkeit tretenden „Gedichte“, sondern konnte gleichsam als Programm seiner dichterischen Ziele gelten, einer Bereicherung nämlich des poetischen Haushaltes durch nationale und patriotische Stoffe und durch die treibenden Mächte der Zeitinteressen. Die „Gedichte“ selber, wie auch die zweite, 1843 erschienene Sammlung machen zwar nicht den Eindruck einer groß angelegten, ursprünglichen und aus dem Vollen schöpfenden Dichterkraft, und auch ihre Formvollendung kann uns nicht über die Farbenpracht einer blendenden Rhetorik hinwegtäuschen, es fehlt ihnen vielfach der Reiz des Einfachen, Naiven, das sich beim Lesen sofort in Töne umsetzt, aber gleichwohl sind sie hoch entrückt über das Mittelmaß und wandeln, gegenüber der herkömmlichen verbrauchten Wein- und Liebeslyrik, doch in neueren Geleisen. Das Jahr 1841 – für das Leben des Dichters besonders wichtig durch seine eheliche Verbindung mit der Tochter eines sächsischen Beamten – brachte auch die erste größere Arbeit von P., die mustergültige Monographie über den „Göttinger Dichterbund“. In der Hoffnung, sich durch dieses glänzende Beweisstück für seine wissenschaftliche Befähigung eine akademische Stellung erringen zu können, gründete P. seinen jungen Hausstand in Jena und verlebte dort glückliche Tage im Verkehr mit Gelehrten wie Göttling, Danz, Luden, K. Hase, aber nicht nur erreichte er sein Ziel nicht, sondern er erlebte das Schlimmste. Sein ungescheutes politisches Auftreten, die freundschaftliche Verbindung mit Herwegh, sogar mit Dahlmann (!) machten ihn den sächsischen Regierungen verdächtig, und als nun vollends ein gedrucktes Tischlied auf Dahlmann der in verwegener Weise hintergangenen Censur in die Hände gerieth, so fand sich der willkommene Anlaß, sich des Autors R. P. durch förmliche Ausweisung zu entledigen (1843).

Mehr als je war nun P. auf die Arbeit seiner Feder angewiesen, denn er hatte zugleich für Weib und Kind zu sorgen. Zunächst gründete er das „Litterarische Taschenbuch“ (1843–48 jährlich erschienen), das vortreffliche Studien des Herausgebers selber enthält, dann (1847) erschienen die in jenen Jahren entstandenen Dramen „Karl von Bourbon“, „Moritz von Sachsen“ und „Erich XIV., der Bauernkönig“ (Prutz, dramat. Werke 1847–1849, 4 Bde.), denen die unbedeutende romantische Comödie in Platen’s Stil „Nach Leiden Lust“ vorangegangen war; „sie wurzeln trotz ihrer historischen Stoffe und ihrer poetischen Form ganz in den politischen Erregungen jener gährungsreichen Jahre“, ohne indessen diesen Charakter ungebührlich zur Schau zu tragen. Trotzdem sie heute verschollen sind, haben sie poetischen Gehalt und dramatisches Leben, und verdienen mehr als manches moderne Zugstück eine Wiederaufnahme. Gewaltiges Aufsehen erregte, nicht nur beim Publicum, sondern auch höheren Ortes, die nach Form und Inhalt aristophanische, d. h. Alles, was im Staat, in der Litteratur, der Philosophie u. s. w. den Ingrimm oder den Hohn des Dichters herausforderte, geißelnde Comödie: „Die politische Wochenstube“ (1845 in Zürich – aus guten Gründen! – gedruckt und verlegt) – in ihrer Art ein Meisterstück, heut zu Tage zwar nicht vergessen, aber wegen der vielen der Augenblickssituation geltenden Anspielungen nicht mehr völlig verstanden. An Vielseitigkeit und Schärfe, allerdings auch an Derbheit ist sie ihren Vorgängern (Platen’s Comödien, den „Mondzüglern“ H. Hoffmann’s, den „Winden“ Gruppe’s) überlegen. Für den Verfasser aber hatte sie neben dem litterarischen einen weniger erfreulichen Erfolg, nämlich sie trug ihm einen Proceß wegen Majestätsbeleidigung ein. König Friedrich Wilhelm IV. jedoch, an den sich der Verfolgte und Verfehmte in einer würdig gehaltenen Bittschrift gewandt hatte, schlug durch eine Cabinetsordre den Proceß nieder und gestattete dem Bittsteller sogar, in Berlin litterarische Vorlesungen zu halten; beides war durch die Intervention A. v. Humboldt’s mit veranlaßt worden. Die Vorlesungen hatten zwar einen [681] außergewöhnlichen Erfolg, aber sie konnten den Gefeierten doch nicht für die fehlgeschlagene Hoffnung auf eine dauernde akademische Lehrthätigkeit entschädigen. Ein Ruf nach Hamburg als Dramaturg (1847) schien eher Garantie für eine dauernde Stellung zu bieten, aber er schien es auch nur. Der Aufenthalt in Hamburg dauerte nur einige Monate, nicht viel länger der in Dresden, wo P. es wieder mit Vorlesungen versuchte. Die Früchte dieser Thätigkeit liegen in der leider Torso gebliebenen „Geschichte des deutschen Journalismus“ (1. Theil, Hannover 1845), den „Vorlesungen über die Geschichte des deutschen Theaters“ (Leipzig 1847) und den „Vorlesungen über die deutsche Litteratur der Gegenwart“ (Leipzig 1847) vor. Im Sturmjahre 1848 zog es ihn nach Berlin, und hier schien wenigstens einer seiner Träume, der seine persönliche Stellung betraf, inmitten schmerzlicher Enttäuschungen sich erfüllen zu sollen, obschon auch dieser nur unvollständig: das Jahr 1849 brachte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor der Litteraturgeschichte in Halle. Der Gehalt war sehr bescheiden, die collegialischen Verhältnisse großentheils unerquicklich, die Gesundheit schwankend. Während eines aus letzterem Grunde nöthig gewordenen Urlaubs gründete P. (1851) das „Deutsche Museum“, eine Zeitschrift, welche er (in Verbindung mit Wolfsohn) zum Range einer der geachtetsten Deutschlands erhob, und erst im Jahre 1866, wo er wegen Kränklichkeit ausschied, aus seiner Obhut entlassen mußte. Die um sich greifende Reaction, Chicanen und Aufspürereien, Zerwürfnisse mit den oppositionell gesinnten Collegen, denen P. nicht mit der gehörigen Vorsicht heimzahlen mochte, Denunciationen von unten und Maßregelungen von oben machten den Aufenthalt nach und nach zu einem unerträglichen; es war die höchste Zeit, daß P. – 1857 – Halle „auf Urlaub“ verließ, um nur noch für kurze Zeit zurückzukehren. Man suchte ihn jetzt zwar, merkwürdig genug, zu halten, umsonst, er nahm seinen Abschied. Es folgten nun, daheim in Stettin, zwei Jahre angestrengter, aber auch lohnender Arbeit; als vortragender Redner erlebte P. wahre Triumphe. Die schriftstellerische Thätigkeit war nie unterbrochen worden. Im J. 1847 waren die „Kleinen Schriften“ (Merseburg, 2 Bde.), 1850 die „Zehn Jahre Geschichte der neuesten Zeit“ (1. Bd., Leipzig, der 2. folgte 1856), 1857 die schöne Arbeit über den dänischen Dichter Holberg (mit einer Auswahl von Uebersetzungen und der Widmung an Dahlmann, 1 Bd., Stuttg. u. Leipzig), drei Jahre vorher die Sammlung „Neue Schriften zur deutschen Litteratur- und Culturgeschichte“ (Halle 1854) erschienen, worin P. der Poesie neue Ziele hinstellt und neue Pfade empfiehlt mit der dringenden Aufforderung: „Sie möge aufhören nur immer zu jubeln und zu drohen, zu jauchzen und zu klagen, sie lege mit Hand an zum Aufbau unseres Vaterlandes, nur dann werde sie aus einer Poesie der Jünglinge und Weiber eine Poesie der Männer werden.“ – Aber siehe, vier Jahre später sehen wir die verpönte Jünglingspoesie durch des Dichters P. eigenstes glänzendes Beispiel wieder aufleuchten und zwar in voller Pracht. In der That, durch keine seiner poetischen Kundgebungen hat er seine Dichternatur so voll beglaubigt, wie durch die Sammlung „Aus der Heimat“ (Leipzig 1858). Der erotische Gluthhauch, der uns aus diesen Liedern entgegenweht, die Dithyrambik der aus dem vollen Herzen hervorbrechenden, nicht erfundenen, sondern nach des Dichters eigenem Geständniß wirklich empfundenen Gefühle und Erlebnisse sind die eines liebeberauschten Jünglings, und die Frage, wie und ob diese „zweite Liebe“, deren Stern über das alternde Haupt des Dichters seine Funken wirft, sich mit den Lebensverhältnissen des Dichters vertrug, darf eine kurze Lebensskizze zu beantworten sich nicht erkühnen. Also trotz seinem Programme der Zukunftspoesie, trotz dem Schlußworte in der 1859 erschienenen Schrift „Die deutsche Litteratur der Gegenwart“, daß eine erneute Blüthe unserer [682] Litteratur nicht möglich sei ohne eine Erneuerung unseres gesammten volksthümlichen Daseins, erkennt P., wenigstens durch die Praxis, der individuellen Poesie, der Gemüthslyrik, denn doch auch ihre Berechtigung zu. Er hat diese Praxis auch noch später mehrmals geübt, in der Sammlung 1861 „Aus goldenen Tagen“, 1864 in den „Herbstrosen“ (5. Aufl. 1875) und im „Buch der Liebe“ (1869, 3. Aufl. 1874). In den Romanen, die mit Ausnahme von „Oberndorf“ (Leipzig 1862, 3 Bde.) vor diese Zeit fallen, hat sich P. dagegen redlich bemüht, Fragen der Zeit, Stoffe aus dem socialen Leben zu behandeln, und ähnlich wie später G. Freytag, das Volk bei der Arbeit aufzusuchen, so in „Das Engelchen“ (Leipzig 1851, 3 Bde.,), wo die Farben schon kräftig aufgetragen sind; greller noch treten sie uns entgegen im „Musikantenthurm“ (1855, 3 Bde.), mit Humor getränkt in „Felix“ (Leipzig 1851, 2 Bde.), während „Die Schwägerin“ (eine Novelle, Dessau 1851) und der Roman „Helene, ein Frauenleben“ (Leipzig 1856, 2 Bde.) sich mehr im häuslichen Geleise bewegen. – Ein Schlaganfall im Jahre 1860 und bald darauf ein Todesfall in seiner Familie drohten dem Leben des schwer Erschütterten Gefahr, um so mehr, da sich P. in Stettin nach und nach vergessen fühlte. Doch der gedrückte Geist erhob sich wieder in dem Maße, als die äußere Lage sich besserte (letzteres zumeist durch Aufnahme unter die lebenslänglichen Pensionäre der Schillerstiftung). So konnte 1862 seine Schrift „Menschen und Bücher. Vergleichende Beiträge zur deutschen Litteratur- und Sittengeschichte“ erscheinen und später, bei völlig wiedererlangter geistiger Frische, im Kriegsjahr 1866 die geharnischte Terzinenreihe „Mai 1866“ und die Palinodie „Juli 1866“, von denen die erstere ihm eine, freilich durch die bald darauf folgende Amnestie niedergeschlagene Verurtheilung zu dreimonatlichem Gefängniß zuzog.

Seine Laufbahn als politischer Dichter war mit diesen Kundgebungen geschlossen.

Der letzte Theil seines Lebens und Wirkens war, trotz der erschütterten Gesundheit, ein Wandern zwischen Stettin und Berlin, Bremen, Breslau, Hannover, Hamburg u. a. zum Zweck öffentlicher Vorträge, „in denen der ganze Glanz und die ganze Gewalt seiner freien Rede sich zu vollster Wirkung entfaltete“. Der schwache Körper versagte aber nach und nach; Badecuren in Karlsbad, ein längerer Aufenthalt in der Schweiz brachten keine Besserung, kaum eine vorübergehende Linderung. Als vollends auch eine Abnahme der geistigen Kräfte sich fühlbar machte, wünschte P. Erlösung durch den Tod. Sein Wunsch ging in Erfüllung. Am Abend des 20. Juni traf ihn ein neuer Schlaganfall, infolge dessen er in der Frühe des 21. Juni 1872 den Geist aufgab. – Ein arbeitsvolles Leben, reich an Kämpfen und Enttäuschungen, aber auch reich an Erfolgen war ihm zum Loose gefallen, er hat dessen größeren Theil eingesetzt für die geistige Wohlfahrt seines Vaterlandes, im Dienste des Rechtes und der Freiheit, sein Schaffen wurzelt in einem edlen Wollen und strebt nach hohen Zielen, nicht seine Schuld ist es, wenn er diese nicht alle erfüllt sah; zu der Saat, welche später aufging und noch ferner aufgehen wird, hat auch P. Samenkörner gestreut.

Vgl. Deutsche Warte, von Dr. Bruno Meyer, 2. Septemberheft, Leipzig 1872, einen Necrolog von H. P. enthaltend; anderes in den Werken des Schriftstellers selbst.