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ADB:Echtermeyer, Theodor

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Artikel „Echtermeyer, Theodor“ von Jürgen Lübbert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 254–255, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Echtermeyer,_Theodor&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:57 Uhr UTC)
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Echtermeyer: Theodor E., Aesthetiker und Philosoph der junghegelschen Schule, wurde 1805 zu Liebenwerda geboren, besuchte die Landesschule Pforta, wo namentlich der Rector Ilgen und der Germanist Koberstein bestimmend auf ihn einwirkten, studirte in Halle und dann in Berlin dem Wunsche seines Vaters gehorchend zunächst die Rechte, wandte sich aber in Berlin ganz der deutschen Litteratur und namentlich, unter Hegel’s Einfluß, der Philosophie zu. Schon damals trat er mit verschiedenen kleinen Gedichten und Aufsätzen an die Oeffentlichkeit und verband sich mit Ludwig Henschel und Karl Simrock zur Herausgabe der „Bibliothek der Novellen, Märchen und Sagen“, eines großangelegten Werkes, von dem aber nur drei Bändchen (1831) aus Simrock’s Feder erschienen sind. Nachdem E. mit einer Arbeit über den mythischen Virgil die Doctorwürde erlangt hatte, unterrichtete er zunächst am Gymnasium in Zeitz und fand Ostern 1831 eine Anstellung am königl. Pädagogium der Franckeschen Stiftungen zu Halle a. S. An dieser kleinen, aber hoch angesehenen Schule fand sich in dem Jahrzehnt eine ganze Reihe tüchtiger junger Leute von regstem wissenschaftlichen Streben zusammen. Unter ihnen war der vortreffliche Lateiner Moritz Seyffert, mit dem zusammen E. 1833 „Carmina aliquot Goethii et Schilleri latine reddita“ erscheinen ließ und den er zu seiner „Palaestra Musarum“ (Halle 1834 f.) anregte und bei ihrer Abfassung mit seinen reichen Kenntnissen unterstützte. Noch enger und für die Folge wichtiger war die Verbindung mit Arnold Ruge (A. D. B. XXIX, 594 ff.), der nach sechsjähriger Festungshaft ebenfalls 1831 in das Collegium eintrat. Zunächst war Ruge mehr der Empfangende und wurde namentlich von E. in die Hegel’sche Philosophie eingeführt, bald aber erlangte er mit seiner energischen Persönlichkeit auf den ruhigeren und langsameren E. starken Einfluß, allerdings gelang es ihm nie ganz oder wenigstens nicht dauernd, den mehr conservativen und religiösen Mann für seine politisch und religiös gleich radicalen Ansichten zu gewinnen. In Ruge fand E. den gewünschten Mitarbeiter zur Ausführung eines Planes, der ihn schon jahrelang beschäftigte, der Herausgabe einer kritischen Zeitschrift. Von 1838 an erschienen von ihnen herausgegeben die „Hallischen Jahrbücher“. E. eröffnete sie mit einem Aufsatz über die Universität Halle und lieferte mehrere wichtige Beiträge, nahm auch eifrig theil [255] an dem Streite, in den die Jahrbücher bald verwickelt wurden (A. D. B. XXIX, 595 f.)[WS 1] und lieferte namentlich den Stoff zu dem vielleicht bedeutendsten Aufsatz dieser Zeitschrift, dem „Manifest“: „Der Protestantismus und die Romantik. Zur Verständigung über die Zeit und ihre Gegensätze von Ruge und Echtermeyer“. Dennoch erlahmte er nach einiger Zeit in seiner Mitarbeit. Der Grund hierfür lag zum Theil in seinem körperlichen Befinden. Schon während der Vorarbeiten für die Jahrbücher wurde der bisher so kräftige Mann von einer furchtbaren Krankheit, dem Markschwamm, befallen, die 1838 die Amputation des linken Armes, dann längere Erholungereisen und Ende 1838 die Niederlegung seines Amtes am Pädagogium zur Folge hatte. Ostern 1841 siedelte er von Halle nach Dresden über, wohin Ruge ihm bald folgte. Nachdem er im Herbst 1841 von der Redaction der Jahrbücher förmlich zurückgetreten war und der „Deutsche Musenalmanach“, den er 1840 und 1841 zusammen mit Ruge redigirte, eingegangen war, beschäftigten ihn in Dresden neue Pläne. 1843 hielt er hier noch Vorlesungen über deutsche Litteraturgeschichte. Aber in demselben Jahre brach das alte Leiden wieder aus, und am 6. Mai 1844 starb E. in Dresden.

E. „hatte die Gewohnheit, mit großem Eifer Pläne vorzubereiten und die Ausführung ins Werk richten zu helfen, dann aber bei der Arbeit zu ermüden und auf etwas Neues zu denken, bevor das Alte erledigt war“ (Ruge). Darum suchte er immer Anlehnung an andere und hat durch seinen Einfluß auf andere auch nach verschiedenen Richtungen hin Bedeutung erlangt, allein aber nicht viel geschaffen. Nur ein Werk trägt allein seinen Namen und erhält als ein Zeugniß seiner Belesenheit und seines Geschmackes sein Andenken in weiten Kreisen lebendig, die „Auswahl Deutscher Gedichte für höhere Schulen“, die, 1836 zum ersten Male erschienen, im Lauf der Jahre vielfach erweitert und verändert, aber doch in Echtermeyer’s Geiste fortgeführt ist und, jetzt herausgegeben von Ferd. Becher, schon 33 Auflagen erlebt hat.

Adolf Stahr, kleine Schriften zur Litteratur und Kunst. Bd. I (Berlin 1871), S. 395–422. – Arnold Ruge, sämmtliche Werke, Bd. 6 (Mannheim 1848), S. 137–159.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: D. D. B. …