ADB:Postel, Christian Henrich
C. F. Weichmann (Einl. zum „Wittekind“) nennt, dem wir nächst dem Juristen und Archivarius Nikolaus Wilckens die einzigen authentischen Nachrichten über das Leben des Mannes verdanken, wurde am 11. October 1658 in dem Flecken Freyburg a. d. Elbe, unweit Stade, als der Sohn des Predigers Lorenz P. und der Dorothea Isentrut geboren. Ein zweiter begabter Sohn starb als Magister der Theologie in der Blüthe der Jugend, und eine Tochter, Anne Marie, heirathete den hochangesehenen Hamburger Heinrich v. Beseler. Der Vater war ein geschätzter Seelsorger und tüchtiger Theologe, der sich seinen Zeitgenossen auch litterarisch durch Predigten und das „Trauer-Freuden-Spiel Almadero und Liarta“ (1652) bekannt gemacht hat. Nach 21jähriger Thätigkeit in Freyburg wurde er 1675 an die heilige Geist-Kirche nach Hamburg berufen, wo er 1696 (3. November) in dem Bewußtsein starb, seinen Sohn als berühmten Mann zurückzulassen. Christian Henrich hat eine gediegene Erziehung und Ausbildung erhalten, zunächst im väterlichen Hause und auf der Hamburger St. Johannisschule durch den Rector Heinrich Dassov, einen trefflichen Philologen und Gottesgelehrten; dann als Schüler des Theologen Joach. Mormann, des Juristen Dan. Büttner und des berühmten Vinc. Placcius, dem er auch für seine Reisen Empfehlungen an viele große Gelehrte des Auslandes verdankte. Verhältnißmäßig spät, 22 Jahre alt, bezog er die Universität, zunächst Leipzig, und, nachdem er von hier durch die Pest vertrieben war, Rostock. Am 10. Mai 1683 wurde er mit der Disputation „De eo quod iustum est circa defensionem ex l. III. de iust. et iure“ zum Licentiaten beider Rechte befördert und hätte nun, nach Hamburg zurückgekehrt, seinem juristischen Berufe nachgehen können, wenn ihn nicht zu weltmännischer Vervollkommnung der Vater auf die Wanderung geschickt. Während einer umfassenden, wolvorbereiteten Reise durch Holland, Flandern, England und Frankreich, erweiterte er seinen Blick, stärkte er sein gelehrtes Wissen, vermehrte er seine sprachlichen und litterarischen Kenntnisse. Regen Eifers legte er die Eindrücke, welche die großen Städte und Universitäten, der Verkehr mit bedeutenden Menschen in ihm zurückgelassen, in Reisebüchern nieder, die den oben genannten Biographen noch vorgelegen haben. Da Wilckens dieselben reichlicher benützt als Weichmann, und außerdem seine Aufzeichnungen aus dem frischen Verkehr mit P. stammen, so hat sein biographischer Abriß, der lange vor der Wittekind-Einleitung entstanden ist, aber erst 1770 in dem nach Wilckens’ Manuscript herausgegebenen „Hamburgischen Ehrentempel“ Chr. Ziegra’s (S. 693 bis 709) veröffentlicht wurde, höhere Bedeutung. Nach Hause zurückgekehrt, errichtet P. eine Advocatur und sieht sich bald als gesuchten Rechtsbeistand: „Wie er denn der vielen Sachen wegen darin er das patrocinium geführet, sich einen guten Credit erworben“. Der rechtsgelehrte Wilckens vergleicht ihn an anderer Stelle mit Friedr. Lindenbrog, dem großen Juristen. Um 1688 beginnt seine litterarische Wirksamkeit, und es ist nun komisch mitanzuschauen, wie der strebsame Mann die „belustigenden Beschäftigungen“ mit der Poesie, nach seiner Auffassung nur „Gewürtz in den Speisen“ des Lebensberufes gegen die übelwollende Meinung Einzelner vertheidigt, er könne darüber das Interesse der Clienten vergessen. „Wer da frägt“, heißt es in der Einleitung zur „Juno“, „wo ich dann die Zeit hernähme? Dem dienet zum Bericht, daß meines Bedünckens, einer der nicht spielen könne und nicht saufen möge, noch allemahl Zeit übrig habe.“ Bei dieser [466] breiten Bethätigung in der Oeffentlichkeit wächst sein Ansehen und Einfluß; er gilt als das Haupt der hamburgischen Litteraten und hat die ersten Beamten und Gelehrten der „Republik“ zu Freunden, allen voran den großen Philologen Johann Albert Fabricius (seit 1696 in Hamburg), „mit welchem er sich bey Leben „in solida eruditione“ sich mannigmahl besprochen“. Seitens der Zeitgenossen wurde P. reicheres Lob zu theil, als irgend einem seiner Mitstrebenden – man blicke nur auf die Anzeige der „Juno“ in den „Nova Litteraria Mar. Balt.“ vom Februar 1700; aber gerade die laute und allgemeine Anerkennung trieb ihn immer tiefer in jene verderbliche Kunstrichtung hinein, welche durch die Namen Hofmannswaldau und Lohenstein gekennzeichnet ist. Den Fehdhandschuh[WS 1], den Christian Wernicke, ein ebenso klarer wie scharfer Kopf, den hamburgischen Nachahmern der Schlesier hinwirft, nimmt P. beherzt auf: auf den Nadelstich, welchen er dem Gegner zufügt, antwortet dieser mit einem Keulenschlage. Die Einzelheiten dieses litterarischen Haders, der durch ein Spottsonett Postel’s gegen das Ende des Jahres 1701 veranlaßt wurde, wird man in dem Artikel über Wernicke erzählt finden; hier sollen nur die beiden ersten Strophen des verloren geglaubten Sonetts wiedergegeben werden, so wie wir sie aus der Einleitung zur ersten Ausgabe des „Hans Sachs“ zusammengestellt haben, wo Wernicke das Gedicht kritisch zersetzt:
Postel: Christian Henrich P., „aller Nieder-Sächsischen Poeten Groß-Vater“, wie ihn sein übertreibender Lobredner„Schau edles Schlesien, der Schwanen Vaterland,
Wie jetzt dein Lohenstein, das Wunder aller Erden,
Der Teutschland Sonne muß mit Recht genennet werden,
So frech gelästert wird durch Stolz und Unverstand.
Daß er der Götter Sprach in Reimen angewandt,
Den Geist der Trauer-Spiel entfernt von Wald und Heerden,
Ja daß ihn Phöbus selbst geführt mit seinen Pferden,
Wird einem Tadel gern nach ungereimt genannt.“
Den zwei Halbversen der Terzette: „daß Hasen sich nur wagen den Löwen anzugehn“ darf man in Ergänzung des Sinnes hinzufügen: nachdem er gestorben ist. Die Fehde selbst hat damals in Deutschland weder breit noch tief gewirkt, sondern erst Werth und Wirkung erlangt, als eine ernste und gereifte Kritik die unfertigen Strebungen Wernicke’s in geläutertem Sinne aufnahm. Uebrigens war P. eine durchaus anständige Natur, die auch moralisch weit über dem litterarischen Gelichter stand, das neben und nach ihm wirkte – den Menantes, Feustking, Hinsch – und hat als Mensch die bitteren Angriffe Wernicke’s nicht verdient. Daß er „vor Scham“ aus der Stadt geflohen und wiederum auf Reisen gegangen sei, wie man in den Litteraturgeschichten lesen kann, ist schon aus dem Grunde unrichtig, weil besagte zweite Reise nach der Schweiz und Italien bereits im J. 1700 (17. Januar bis 15. September) stattgefunden hat. Von der Poesie hat sich P. erst 1702 abgewandt, nachdem der Tod seines Freundes Gerhard Schott, der beginnende Verfall des hamburger Opernwesens und eine zunehmende Krankheit ihm die Lust an litterarischer Arbeit verdorben. Er starb 1705 (22. März) an einer febris hectica, die in seiner schwindsüchtigen Natur ihren Ursprung hatte. Fabricius beklagt den Heimgang des Freundes mit einem lateinischen Gedichte, welches den hamburger Poeten einen „Musis gratiisque dilectum“ nennt, Barthold Feind, der dem Todten im Leben gleichfalls nahe gestanden, bedauert tief „den Verlust, den der berühmte Schauplatz“ Hamburgs „an diesem braven Manne gelitten“, und die einheimischen „Nova Literaria Germaniae“ bringen (Juli 1705) einen eingehenden Nekrolog. – In Postel’s einziger Person, urtheilt Wilckens, hätten sich die großen Eigenschaften des Juristen und Kritikers Fr. Lindenbrog, des Hellenisten und Antiquars Lukas Holsten und des Historikers und „Litterators“ Peter Lambeck wiedergefunden. [467] Doch war es wohl zunächst die Poesie, und zwar die Operndichtung, durch welche P. unter den Zeitgenossen seinen Ruhm begründete. Er durchdrang und überlud aber diese leichte Gattung der Poesie mit seinen reichen gelehrten Kenntnissen derart, daß man nicht mehr unterscheiden kann, wo bei ihm der Gelehrte aufhört und der Poet anfängt. Denn gerade dadurch hat der hamburger Opernunfug erst vor der Religion und einer schwächlichen Sittlichkeit seine Sanction erhalten, daß bedeutende Menschen ihr Wissen und ihre litterarischen Kräfte in den Dienst dieser Aftermuse stellten. Was in P. etwa an natürlicher Begabung für die Poesie steckte, wurde nicht zum wenigsten durch die Polyhistorie verschüttet und unbrauchbar gemacht. In erster Linie war es freilich der poetische Betrug Lohenstein’s und Hofmannswaldau’s, der seine Einbildungkraft krank machte, seinen Geschmack verdarb und ihn von jeder künstlerischen Begrenzung seiner Kräfte abzog. Wer einmal gründlich erkennen will, welche Verheerungen Lohenstein und die galante Dichtung in ursprünglich gesunden Köpfen anrichteten, der mag die Opernquartanten der hamburger Stadtbibliothek durchgehen. Bei P. schwindet jeder brauchbare Gedanke unter der Seltsamkeit des Ausdrucks und der Last einer übel angebrachten Gelehrsamkeit. Und doch – wie rein und einfach glaubt er zu schreiben, weil er Fremdwörter verschmäht; für wie sittlich und litterarisch gesund hält er sich, weil er Liebedienerei und Mäcenatenthum haßt! Dabei fehlte es dem fleißigen Poeten weder an Geschicklichkeit in der Wahl seiner Stoffe, noch an gutem Willen und Begeisterung für die Sache. Die Freundschaft zu dem Rathsherrn Gerhard Schott, dem Mitbegründer und späteren Leiter der hamburgischen Oper, hat ihn der Operndichtung zugeführt. Vierzehn Jahre widmete er sich dem Unternehmen des Freundes mit Glück und Erfolg; er hat den Entwickelungsgang der Oper vom Naiven zum Raffinirten, ihren Aufschwung und ihre höchste Blüthezeit mit durchgemacht, ihren Verfall aber und kläglichen Niedergang glücklicherweise nicht mehr erlebt. Und immer hat P. sein Publicum zu nehmen verstanden: Die unzüchtige Deutlichkeit, womit er die geschlechtlichen Verhältnisse behandelt, die Versetzung großer geschichtlicher Persönlichkeiten in die niedrige Sphäre des Possenhaften, die reichliche Verwendung dessen, was für jene Zeiten „volksmäßig“ war, d. h. des rohen, zuchtlos-derben Witzes, die bunte Mannigfaltigkeit der äußerlichen Bühneneffecte, für die keine Summe Geldes zu hoch gewesen, dienten ihm als Mittel, auf die große Menge zu wirken. Ferner hatte P. das unschätzbare Glück, daß ihm ein frischer, fruchtbarer Geist wie Reinhard Keiser als Componist zur Seite stand; dieser Gunst hat er sich freilich wieder dadurch würdig gemacht, daß er dem Musiker singbare Weisen schrieb: Der Reichthum und die Mannigfaltigkeit der Arienformen, sowie ihre Anpassung an die Gesetze der Musik sind in der That das Einzige, was in Postel’s Opern an Kunst erinnert. Sodann werden uns die Namen einiger Sängerinnen und Sänger überliefert, die zumal in Postel’schen Partien beim Publicum sehr beliebt waren: Der Conradi, Rischmüller, Schober und des Tenoristen Mattheson. Dichter und Componist fragten sich nur: wie producire ich am schnellsten und wie locke ich die große Masse am sichersten? Denn darum bekümmerte sich Niemand, daß in Postel’s Opern der Bau zerfahren, die Charaktere unnatürlich, das Gefühl gemacht, die Leidenschaft künstlich waren, daß alle Conflicte ausschließlich auf läppische Liebesspielereien hinausliefen. Gleichsam um sein litterarisches Gewissen zu beruhigen, pflegte er den Texten lange wissenschaftliche Vorreden beizufügen; einmal sagt er, er schriebe sie, damit „nicht allein das Auge durch schöne Vorstellung und das Ohr durch eine angenehme Musik möge eingenommen“, sondern auch „der Verstand möge ergetzt werden“, – und an anderer Stelle schreibt er: die Singspiele verfasse er zu des Publicums, die Vorreden jedoch zu seinem [468] eignen Vergnügen. In den Jahren 1688–1702 hat P. das Opernhaus mit 28 Stücken versorgt. 1688: 1) „Die heilige Eugenia, Oder die Bekehrung der Stadt Alexandria zum Christenthum“ (erst 1695 gedruckt). 1689: 2) „Kain und Abel, Oder der verzweiflende Bruder-Mörder“. 3) „Die betrübte und erfreute Cimbria“, zu Ehren des Herzogs Christ. Albrecht v. Holstein. 4) „Xerxes in Abydos“. 1690: 5) „Die Groß-Mächtige Thalestris, Oder Letzte Königin der Amazonen“. 6) „Ancile Romanum, d. i. des Römischen Reiches Glücks-Schild“, zur Krönung Kaiser Josephs. 7) „Bajazeth und Tamerlan“. Die bisher aufgeführten Opern sind sämmtlich vom Arzte J. Ph. Förtsch componirt, wie die nun folgenden von Conradi. 1691: 8) „Die schöne und getreue Ariadne“. 9) „Diogenes Cynicus“. 1692: 10) „Die Verstöhrung Jerusalems“, Theil I (Eroberung des Tempels). 11) Dasselbe, Theil II (Eroberung der Burg). 12.) „Der tapfere Kayser Carolus Magnus, und dessen erste Gemahlin Hermingardis“. 13) „Die unglückliche Liebe des Achilles und der Polixena“. 1693: 14) „Der Große König der Afrikanischen Wenden Gensericus. 15) „Der Königliche Printz aus Pohlen Sigismundus“. 1694: 16) „Der Wunderbar-vergnügte Pygmalion“. 17) „Der Groß-Mühtige Scipio Africanus“. 1695: 18) „Medea“. 19) „Die Glücklich-wiedererlangte Hermione“. Die Musik zu den Opern Nr. 18 und 19 ist von Gianettini, während die folgenden Nummern Keiser componirt hat. 1697: 20) „Der Geliebte Adonis. 1698: 21) „Die durch Wilhelm den Großen in Britannien wieder eingeführte Irene“. 22) „Der bey dem allgemeinen Welt-Friede von dem Großen Augustus geschlossene Tempel des Janus“. 23) „Allerunterthänigster Gehorsam welcher auf dem erfreulichsten Nahmenstage des Großen Kaysers Leopold vorgestellet ward“, ein Ballet. 24.) „Der aus Hyperboreen nach Cymbrien übergebrachte güldene Apfel“ (zu Ehren des Herzogs Friedrich und der Herzogin Hedwig Sophie v. Holstein). 1699: 25) „Die wunderbar-errettete Iphigenia“. 26) „Die An dem glücklichen Vermählungs Tage Ihr. Römisch. und Ungar. Majest. König Josephs Mit der Durchl. Printzessin Wilhelmina Amalia Vorgebildte Verbindung des großen Hercules Mit der schönen Hebe“. 1701: 27) „Die Wunder-schöne Psyche“, zum Geburtstage der Königin v. Preußen, Sophie Charlotte, gedichtet. 1702: 28) „Der Todt des Grossen Pans“, eine „Traur-Music“ zum Tode Gerhard Schotts. Ferner soll P. an Bressands „Porus“ (1694) und am „Sieg der fruchtbaren Pomona“ (1702) stark mitgearbeitet, sowie zu „Il Triumfo del Fato“ (1702) den letzten Auftritt geschrieben haben. Die Nummern 1, 4, 7, 8, 18, 19 sind Uebersetzungen italienischer Originale, Nr. 13 ist aus dem Französischen übertragen, Nr. 15 geht auf eine holländische Uebersetzung des Calderonschen „La vida es sueño“ zurück und Nr. 25 ist nach des Euripides „Iphigenie in Aulis“ gearbeitet. Sein Verfahren beim Uebersetzen schildert P. in der „Xerxes“-Vorrede so: „Es diene zur Nachricht, daß man sich nicht allemahl an die Worte, damit es nicht gezwungen herauskäme, sondern nur an die Erfindung gebunden, auch nach dem genio loci ein und andere honnettetés und plaisanterien hinzugefüget.“ Die Texte zur „Medea“ und dem „Achilles“ sind allerdings wörtlich nach dem Original wiedergegeben. Am meisten ist die „Iphigenie“ von den Zeitgenossen bewundert worden: Der Muth Postel’s, mit dem Euripides zu wetteifern, imponirte, und sein Bestreben. „die Schreib-Ahrt der Italiener mit der Römischen und Griechischen im Teutschen zu verknüpfen“, erschien als etwas ganz Neues. Fabricius hat nur Worte des Lobes für das Stück (Bibl. graec. II, 18, 614) und Weichmann druckt es in der „Poesie der Nieder-Sachsen“ (I, 326 ff.) wieder ab. Heute berührt es, zumal in den Postel’schen Zuthaten, wie der Liebesepisode zwischen Achill und Deidamia, wie eine Parodie auf des Euripides unsterbliches Werk. Die ernste Hoheit der griechischen Tragödie hat sich verflacht, [469] die Motivirung ist durch willkürliches Beschneiden oder Auslassen bedeutsamer Stellen unklar geworden und der lieblich-ernste Iphigeniencharakter schrumpfte unter Postel’s unkünstlerischer Hand zu einem kläglichen Schemen zusammen. – Die Gelegenheitsopern bestehen in gewöhnlichen, anmuthslosen Allegorien oder verstiegenen Personificationen und strotzen von breitem, lobrednerischem Pathos – rechte Erzeugnisse eines erfindungsarmen Dichters der Spätrenaissance! In seinen Originalopern hat P. jedes Stoffgebiet berührt, freilich nur an der Oberfläche. Er beginnt, dem Herkommen gemäß, mit biblischen oder halbbiblischen Stoffen: dem blassen Märtyrstück „Eugenia“ folgt die alttestamentarische Oper „Kain und Abel“ als selbstständige Arbeit – religiöse Intriguenspiele, von der Hölle und ihren Geistern inscenirt, ohne Innerlichkeit und Seele; im „Kain“ finden wir gar ein widerliches Liebesverhältniß zwischen Bruder und Schwester, welches der Verfasser in einer gelehrten Einleitung zu rechtfertigen sucht. Schon in der „Eugenia“ läßt P., aller vorgewandten Ernsthaftigkeit zum Trotz, die komische Figur (den Diener Festus) auftreten, die nun mit verschiedenem Namen fast durch alle seine Opern geht: „als ein Gewürtz, dessen Zusatz keine Speisen verdirbet, sondern vielmehr derselben eine gewisse Schärfe giebet“. – Halb religiös, halb historisch und politisch gibt sich die Doppeloper „Die Verstöhrung Jerusalems“, ein Werk von moralisirender Tendenz, voll aufdringlicher Lehr- und Strafreden. Griechenland, Rom und der Orient geben dem fleißigen Opernschreiber historische und mythologische Ueberlieferungen oder Anecdoten als Stoffe her; auch die Amazonenromantik muß in der „Thalestris“ (nach La Calprenède’s Roman „Cassandre“, II gearbeitet) herhalten. Dem Mittelalter entnimmt er einen Karl den Großen und Genserich, und die Geschichte seiner eigenen Zeit feiert er durch ein Festspiel, welches der Verherrlichung des Ryswijker Friedens dient. In der Vorrede zum „Karl“ heißt es: „Der Kayser ist etwas galant vorgestellet, weiln allen Geschichtsverständigen bekannt, daß er auch die Galanterie auff seine Kinder geerbet, indem daß dieselbe seiner Tochter Emma den galatzten Eginhard gar auff die Schulter gesetzet“. Damit ist der Charakter der Oper, welche Postel’s plattestes, gemeinstes Werk ist, angegeben. Ehebruch, Schändung, Nothzucht, Verrath, Betrug, ordinäre Intriguen, unzüchtige Rivalität werden lediglich einer verlogenen Liebesleidenschaft wegen in Bewegung gesetzt. Der heldenhafte, wetterfeste Karl der Geschichte geberdet sich bald schmachtend wie ein liebegirrender Schäfer, bald roh wie ein lüsterner Bube. Im Ausdruck blüht der Marinismus, der Witz besteht aus Cynismen. Die „Sonnen-Glut der Augen“, der Mund „von blutigen Rubinen“, der „Rosen-reiche Schnee der Wangen“, der „blanke Alabast des Halses“, die Stirne „von Jaßminen“ und die „Perlen-reichen Brüste die nichtes sind als Amors Blut-Gerüste“ sind Metaphern, deren Herkunft unverkennbar. In der musikalischen Technik machte P. von Oper zu Oper Fortschritte, zumal was die mehrstimmigen Sätze betrifft, die sich schließlich in großer Ausdehnung bei ihm finden. – Die 7 Texte zu „R. Keisers Gemüths-Ergötzung, bestehend in einigen Singgedichten“, 1698, (der unvermuhtlich vergnügte Philenus, der vergnügte Amyntas, der unglückliche Fischer, die verliebte Diana, die geschilderte Hermione, die biß an den Todt geliebte Iris, die rasende Eyfersucht) sind Postel’s Werk, wie wir nunmehr feststellen können. Denn von den Zeugnissen B. Feinds (Einl. zu den „Deutschen Gedichten“ 1708, S. 47 f.) und Wilckens’ abgesehen, finden wir, daß sich neben der Idee auch die ganze Eifersuchtsarie der „geschilderten Hermione“ in der gleichnamigen Oper und die Arie der „Iris“: Tragt ihr Lüfte meinen Eyd u. s. w. wörtlich im „Karl“ (3. A., 14. Auftr.) wiederfinden. Die „Sing-Gedichte“ gehören zu den ersten deutschen, den weltlichen, Cantaten, welche, eine Nebenfrucht der Oper, aus Italien kamen. Arie, Arioso und jambische Recitative wechseln [470] ab; der Inhalt ist die Liebe, und zwar die schäfermäßige: Hoffnung, Sehnsucht, Entsagung, Eifersucht, Raserei, Trauer und Freude werden bunt und unmotivirt nebeneinandergestellt. – Den Uebergang zu dem vielberufenen Epos-Fragment „Wittekind“ bildet „Die listige Juno: Wie solche von dem Grossen Homer Im vierzehenden Buche der Ilias Abgebildet“, welche P. gleich nach der „Iphigenie“ als zweite Frucht seiner mit Ernst und Eifer betriebenen griechischen Studien im J. 1700 herausgab. Diese freie Uebertragung der „Διὸς ἀπάτη“ (Il. XIV, 153–363) darf man nicht unterschätzen. Es ist eine Arbeit, die dem Autor zu großer Ehre gereicht und in der Geschichte der frühen Versuche, Homer Deutsch zu machen, eine hervorragende Stellung einnimmt. Was er unternommen, dessen war sich P. recht gut bewußt: „Ich bin schon vergnügt“, schreibt er, „wann Sie zu einer Aufforderung dienen möge, daß andere und geschicktere dergleichen unternähmen, und mich überwinden, da mir denn noch gleichwol die Ehre bleiben soll, daß ich von den ersten gewesen, die dergleichen in Teutscher Sprache gewaget“. Der Enthusiasmus, womit er für den verkannten Homer eintritt, und sein Wunsch, ihn den Händen der Schulmeister entwunden und zum Herzenseigenthum des Volkes gemacht zu sehen, können uns in der That mit Postel’s großen Irrthümern einigermaßen aussöhnen. Die Uebertragung selbst ist trotz des weitschweifigen, überladenen Alexandriners für jene Zeiten gewandt zu nennen. Fabricius wenigstens hebt gerade diese Seite der Arbeit hervor, wenn er urtheilt (Bibl. graec. II, 3, 301): Non mentiar, si dixerim, Homerum inter Germanos primum balbutire desiisse, postquam in lucem prodiit Διὸς ἀπάτη carmine vernaculo disertissimo expressa ab erudito poeta H. Chr. Postello, Hamburgensi. Die Wahl gerade dieser Episode ist sehr bezeichnend für den Geschmack des Uebersetzers: Juno ist ihm das galante Frauenzimmer, welches, durch die Kunst der Aphrodite verjüngt und durch eine reizende Toilette verschönt, den für Sinnenkitzel und Liebeslust empfänglichen Gatten bethört und einschläfert, damit er ihre Unternehmungen nicht durchkreuze. Was Homer zart und naiv andeutet, tritt P. mit wahrem Behagen zur Schlüpfrigkeit breit; ja er giebt sich Mühe, durch Zusätze den sinnlichen Reiz der Scene noch zu erhöhen. Die Rede Homers drückt er auf das Niveau der Sprache Hofmannswaldau’s herab: Er spricht von „Die Schooß“ (ϰόλπος), „Der Wunderstrick“ (ἱμὰς ποίϰιλος), „Lieb und Brunft“ (ϕιλότης), „Die Schlaff-geneigte Nacht“, „Die Schatten-holden Eulen“ (ὄρνις λιγυρή), „Schlaffes-Lieblichkeit“, übersetzt ἀμβρόσιος mit „Ambra-gleich“ und füllt des leidigen Reimes wegen die Verse mit Nichtigkeiten an. Seine Anmerkungen zeugen von einer unglaublichen Belesenheit in der lateinischen, griechischen, französischen, italienischen, englischen, spanischen und portugiesischen Litteratur, die er sämmtlich sprachlich beherrschte, und die Uebertragung der auf die Διὸς ἀπάτη bezüglichen Scholien des Eusthatius von Thessalonice beweist, daß P. sich auch um die Litteratur der Homerkritik bekümmert hat. – Nicht weniger als diese Homerübersetzung trägt Postel’s Heldengedicht „Der grosse Wittekind“, ein gewaltiges Bruchstück, das Weichmann, fast zwei Decennien nach dem Tode des Verfassers, 1724 in Brockes’ Auftrage herausgab, den Charakter eines Versuches. Mitten im 10. Buche und nach dem 9212. Verse bricht die Darstellung ab, eine Frucht fleißigen Studiums in den alten und neueren Epikern, Chroniken, Rittergeschichten, Wappenbüchern und Genealogien; das Stoffliche ist aus Ev. G. Happels Roman „Sächsischer Wittekind“ (Ulm 1693) geschöpft. Das Werk entstand in den Jahren 1698–1701, also zu einer Zeit, wo sich P. mit dem Epos der Alten eingehender beschäftigte. Was an Handlung in diesen 10 ersten Büchern des „Wittekind“, denen noch 14 weitere folgen sollten, steckt, ist sehr dürftig: Durch die Uebermacht der Franken besiegt, zieht sich Wittekind mit den Seinigen in heldenhaftem Kampfe an die Weser zurück und begibt sich von dort [471] aus nach Dänemark, um seinen Schwiegervater König Siegfried um Hilfe anzuflehen, während der siegreiche Karl die kriegsfreie Zeit mit Turnieren und Vernichtungszügen gegen die unbeschützten Heiligthümer der Sachsen ausfüllt. Wittekind empfängt vom Dänenkönig ein Heer unter der Anführung des schönen, heldenhaften Prinzen Siegfried und tritt seine „Odysseusfahrt“ an, um die frankenfeindlichen Völkerschaften Europas gegen den verhaßten Karl aufzureizen. Nach längerem Aufenthalte in Britannien, wo ihm zu Ehren glänzende Spiele (u. a. ein Hahnenkampf) stattfinden, und einem romantischen Seegefecht mit Piraten, wird er bei Gibraltar von einem furchtbaren Sturme überrascht; von seinen Gefährten getrennt, treibt ihn die Brandung ans Ufer, wo er einschläft und von Fatime, dem Töchterlein des Mohrenkönigs Bedis von Granada, gefunden wird. Bedis nimmt ihn gütig auf, verspricht ihm seine wie seiner Vasallen und Freunde Hilfe, und gibt dem tapferen Fremdling zu Ehren große Gastereien, bei denen sogar – Braunschweiger Mumme kredenzt wird. Inzwischen hat Wittekind’s Kampfgenosse Adelwig auf den „Inseln der Glücklichen“ im Feenschlosse der Galiana frivole Liebesabenteuer zu bestehen, deren Versuchungen er nur mit Mühe entrinnt. Erst nach der Einnahme von Saragossa stößt er wieder zu seinem Feldherrn Wittekind, der unterdessen von Bedis zum Führer des Maurenheeres ernannt worden ist, um gegen den siegreichen Roland den Krieg zu führen. Es gelingt der Tapferkeit und List des Sachsenkönigs, sowol die Veste Saragossa zu nehmen, als auch die Stadt Pampelona zu überrumpeln, wobei sich eine zweite „Dolonie“ abspielt. Ein Versuch, den Feind aus dem Gebirge zu verjagen, mißlingt und hat den Tod des jungen Siegfried zur Folge … Es ist schwer, aus dem Wust von Beschreibungen, Episoden, philosophisch-moralischen Betrachtungen und gelehrten Abhandlungen den epischen Kern herauszuschälen; in diesem durch und durch unkünstlerischen Werke erinnert P. am stärksten an Lohenstein und dessen weitschweifige Gelehrsamkeit. Erfunden hat der Autor so gut wie nichts: Er glaubt gemäß jener Theorie vom „Heldengedichte“, welche das 17. Jahrhundert lehrte, das Recht zu besitzen, Homer, Virgil, Tasso und Ariost für seine Zwecke ausgiebig plündern zu dürfen. So ist das ganze 7. Buch eine matte Nachahmung der Circe-Episode Homers, wie sie Ariost (Orl. fur., c. 6–7) und nach diesem Tasso (Gerus. lib., c. 15–16) behandelt haben; daß in Circe-Galiana nebenbei noch ein Stück von Calypso steckt, darf uns nicht wundern. Sogar das Entzauberungsmittel „Moly“ ist herübergenommen. Eine Traumerscheinung des Arminius (3. Buch) wird nach Virgil gearbeitet, und Hektors Abschied von Gattin und Knaben muß im 8. Buche zu einer rührenden Episode dienen. Das 8. Buch (v. 179–459) enthält außerdem eine Art von „Βοιωτία“ auf das Landheer übertragen, und das 4. Buch eine Aufreizung des Aeolus durch Beelzebub, seine Winde gegen die Schiffe Wittekind’s zu senden, sowie eine Hylotomie nach dem 13. Buche der Ilias. Der Gürtel der Aphrodite findet sich im 7., der Becher Nestors im 6. und der Bogen des Pandaros mit virgilischen Einzelheiten im 9. Buche wieder. Aus der unschuldsvollen, lieblichen Nausikaa ist die kokette Sultanstochter Fatime geworden (5. B.), aus dem „pius Aeneas“ des Virgil der „fromme Wittekind“, wiewol diese Bezeichnung einem heidnischen Manne kaum zukommt, und aus dem „πολύτροπος Ὀδυσσεύς“ ein „schlauer Wanderer“; Stentor der gewaltige Rufer, erscheint in der Gestalt des maurischen Kriegers Mutallah (9. Buch). Dazu gesellt sich eine krude Vermischung antiker und germanischer Mythologie mit christlichen Anschauungen – kurz, es herrscht in dieser „Dichtung“ eine Ideenverwirrung ohnegleichen. Trotz aller Unselbstständigkeit und Anlehnung an Fremdes wird Postel’s „Wittekind“ in der deutschen Litteraturgeschichte nun doch seinen Platz behaupten, denn er ist vor Klopstock’s „Messias“ thatsächlich der [472] einzige ernste Versuch eines Heldengedichtes, welcher die überlieferte Auffassung, als sei die heroische Poesie einzig auf Stoffe der Gegenwart und die schmeichlerische Verherrlichung der Großen und Mächtigen angewiesen, über den Haufen wirft und einem Stoffe der deutschen Vorzeit nationale Gewandung zu geben wußte. Wittekind, als bekehrungsfähiger Heide von Gott geliebt, ist dem Autor das Muster des germanischen Mannes: Alle echt deutschen Eigenschaften wie: Muth, Treue, glühende Vaterlandsliebe, Tapferkeit, Freiheitsdrang, Demuth, Stärke, Bescheidenheit im Siege, Genügsamkeit vereinigt P., wenngleich äußerlich, in der Gestalt des Wittekind. Das deutsche Volk ist ihm das edelste, stärkste, gemüthvollste – kurz: das Hoffnungsvolk der Erde, während die Franken als die natürlichen Feinde der Deutschen erscheinen und nicht einmal als Träger des Christenthums etwas gelten. Auf ihrer Seite stehen Hochmuth, Stolz, Grausamkeit, Ueppigkeit, Begehrlichkeit, Blutgier und Unduldsamkeit. Ein Ausruf wie: „O weh den Völkern, die der Franken Nachbarn sind“ (B. 3, V. 36), ist geradezu tendenziös. Der nüchterne Reimschmied wird ordentlich warm, wenn er von seinen Sachsen spricht: dann schlägt ein Funke Empfindung durch die kalte Darstellung, und der Ausdruck erhält natürlichere Farben. Während Weichmann und eine gleichzeitige öffentliche Stimme (Deutsche Acta Erudit. 1724, S. 326 ff.) dem „Wittekind“ übermäßiges Lob zollen, so zwar, daß jener gar versichert, es hätte „wenn das Werk völlig wäre ausgearbeitet worden, Teutschland weit größern Ruhm davon gehabt als Italien von seinem Tasso und Marino zugleich“ – hat Klopstock über der unvollkommenen Form und dem undeutschen, kraftlosen Ausdruck Postel’s gute Absicht übersehen. Sagt er doch in seiner berühmten Abiturientenrede: „Ingentia Vittekindi veneranda illius nominis facta hiulco carmine nec ad saucitas a natura semel leges composito Italorumque tumore, non magnificentia repleto Postelius decoravit“. Von den neueren Beurtheilern des „Wittekind“ äußert sich Lemcke (Von Opitz bis Gottsched S. 369 f.) sehr hart und oberflächlich, indessen Erich Schmidts (Zeitschr. f. d. A. 1882 Anz. S. 52 ff.) und Gervinus’ (III, 503 ff.) treffliche Auseinandersetzungen dem Werke philologisch und historisch gerecht werden. – Von Postel’s übrigen Arbeiten sind noch die Lob- und Begräbnißrede für den hamburger Stadtcommandanten H. v. Delwig (1696; vgl. auch Fabricius’ Memor. Hamb. I, 419–436) und ein überaus gelehrter Tractat „De linguae Hispanicae difficultate, elegantia et utilitate“ (Nov. Lit. Mar. Balt. 1704, April, S. 111 ff.) zu nennen, in welchem sich Ansätze zu einer vernünftigen, auf die Völkerschaften Spaniens angewandten historischen Sprachvergleichung zeigen. – P. ist das Schicksal widerfahren, daß er keine ruhige Beurtheilung fand; in dem Grade, wie seine Zeit ihn pries, verachteten ihn die folgenden Generationen. Feind hält ihn für einen Dichter, der „an Pracht, an Majestät, an Zierlichkeit, an Kunst und Schönheit“ den alten Schlesiern nichts nachgebe, und für einen durchaus selbstständigen Kopf dazu; Hunold nennt ihn „einen vortrefflichen Mann und vornehmen Poeten von hohem Geiste“ (Theatral. Ged. S. 17) und J. Chr. Wolf schreibt im „Manichaeismus ante Manichaeos“ (1707) von ihm: „Omnes poeseos Germaniae Veneres imbibit“. Doch wenige Jahre nach dem Erscheinen des „Wittekind“, ja schon 1721 in den „Discourse der Mahlern“ (II, 439) führen die Schweizer heftige Schläge gegen Postel’s Ansehen und Bedeutung. In der Schrift „Von dem Einfluß und Gebrauche der Einbildungskraft“ (1727, S. 33, 40, 43, 75 ff.) ziehen sie über seine nichtigen Beschreibungen, „entfernten Gleichnisse“, seine Weitläufigkeit unbarmherzig her und sehen selbst in den besseren Theilen des Wittekind mehr eine gute Uebersetzung als „das Wirken einer fruchtbaren Einbildungskraft, die durch sich selbst reich ist“. In der „Critischen Dichtkunst“ spricht Breitinger (I, 457 ff.) ausführlich von dem „gefährlichen [473] Wettstreit“, den P. mit Homer eingegangen, und Bodmer sagt im „Charakter der Teutschen Gedichte“ (1734, S. 14), dieser Wettstreit mit dem großen Griechen sei vergeblich gewesen, weil dem deutschen Poeten „Blei gefesselt den Verstand“. Auch Gottsched findet blos Worte des Hohnes für Iphigenie und Wittekind. So hat der wohlfeil erworbene Ruhm Postel nicht lange überdauert: Der einst geehrte Mann steht vor der Nachwelt nur mit dem Fluche der Lächerlichkeit beladen, den ein talentvoller Gegner ihm angehängt.
- Außer den oben genannten Biographen vgl. Moller II, 666 ff. – Jördens, IV, 210 ff. – Lex. d. hamb. Schriftst. VI, 99 ff. – Chrysander, G. F. Händel I, 79 – Geffcken, Die ältesten Hamburg. Opern in d. Zeitschr. d. Vereins f. hamb. Gesch. III. 34 ff. – Lessings Collectaneen, in der Ausg. v. Lachmann XI, 353 ff.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Fehdhandschhuh