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ADB:Ohlmüller, Joseph Daniel

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Artikel „Ohlmüller, Daniel Joseph“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 185–187, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ohlm%C3%BCller,_Joseph_Daniel&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:52 Uhr UTC)
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Ohlmüller: Daniel Joseph O., Baumeister, wurde als der Sohn eines Bäckermeisters 1791 zu Bamberg geboren. Der alterthümliche Charakter dieser [186] Stadt scheint frühzeitig einen besonderen Eindruck auf den aufgeweckten Knaben gemacht zu haben. Er besuchte 1809–1811 die Ingenieur- und Zeichnungsschule daselbst und hörte auf dem Lyceum die Vorträge über Mathematik, Chemie und Naturwissenschaft, bis er auf Joseph von Reider’s Zusprache den Entschluß faßte, sich allein und ausschließkich dem Bauwesen zu widmen. Demgemäß ging O. 1811 nach München, um sich an der Akademie unter Karl v. Fischer, dem Erbauer des königlichen Hoftheaters, weiter zu bilden. Aus dieser Zeit seiner akademischen Studien stammt ein großer Plan zu einer Militärakademie. Im J. 1815 trat O. eine längere Reise nach Italien an und sammelte in Florenz, Rom und Neapel einen Schatz von selbstgefertigten Ansichten. Grund- und Aufriß-, Durchschnitt- und Detailzeichnungen der ältesten Tempel und Kirchen, insbesondere zu Pozzuoli und Paestum; ebenso umfassende Studien widmete er den Kunstdenkmälern Siciliens in Syrakus und Girgenti, Palermo, Messina, Segeste, Selinunt und Taormina. Endlich rief ihn Leo v. Klenze zurück und übertrug ihm 1819 die Stelle eines Inspectors beim Bau der Glyptothek, welchen O. bis zu deren Vollendung im Jahre 1830 leitete. Unterdessen zum Civilbauinspector und Mitglied des Baukunstausschusses in München ernannt, fand er zugleich die vielfältigste und willkommenste Gelegenheit auf die Verbesserung des Landbauwesens, namentlich aber zur Verschönerung der Hauptstadt förderlich einzuwirken und durch mehrere, nach seinen Plänen im Lande ausgeführte Schulhäuser, Forst-, Oekonomie- und Zollgebäude, Pfarrhöfe und Dorfkirchen sich auch als ausübender Architekt in seiner Tüchtigkeit zu bewähren. Dabei bewies O. eine Vorliebe für Constructionen im Rundbogenstil, welchen er mit feinem, zierlichen Geschmack zur Durchführung brachte. Von ihm sind die Entwürfe zu dem Badehause in Steben bei Würzburg und das Salinenamtsgebäude zu Reichenhall, welches im Erdgeschoß und dem darüber sich erhebenden Stockwerk rundbogige, im oberen aber Fenster mit gedrückten und sogenannten Stichbögen zeigt. Auch veröffentlichte O. drei Hefte in Steindruck, „Grabdenkmäler im griechischen Stil“, wozu ähnliche für den Friedhof der jüdischen Gemeinde kamen. Unausgeführt blieb seine vielfach bearbeitete Idee, zu Ehren König Max I. ein Brunnendenkmal in Bamberg zu errichten, ebenso sein für Dresden gemachter höchst origineller Entwurf zu einem Panoptikon (zur Aufnahme öffentlicher Schaugegenstände aller Art). Inzwischen hatte sich O. namentlich durch das Vorbild seines Freundes Friedrich Hoffstadt, mit den Principien des Spitzbogenstiles vertraut gemacht und entwarf den Plan zu einer deutschen Ruhmeshalle, welche an Größe, Pracht und Schönheit Klenze’s Walhalla weit überboten hätte, aber bei einem Kostenvoranschlag von dritthalb Millionen Gulden doch den königlichen Maecen erschreckte. Dagegen wurde ihm von König Ludwig I. der Auftrag, in der Vorstadt Au eine Kirche im Spitzbogenstile zu errichten, wozu der Grundstein am 28. November 1831 gelegt wurde. O. löste seine ehrenvolle Aufgabe in genialster Weise und schuf mit systematischer Durchführung ein wahres Juwel, welches der Stadt München zur steten Zierde und Ohlmüller’s Namen zur bleibenden Ehre gereicht. Leider erlebte der Architekt nicht mehr die Freude, sein Werk völlig vollendet zu sehen, da derselbe schon am 22. April 1839 aus dem Leben scheiden mußte. Gleichfalls in sogenannter „altdeutscher Bauart“ errichtete O. das zu Ehren der Wittelsbacher Dynastie zu Oberwittelsbach 1835 gegründete Nationaldenkmal in der Form eines schlanken freiaufstrebenden Thurmes. Ferner das Schulhaus zu Oberwittelsbach, die Theresienkirche zu Hallbergmoos (im italienischen Stile) und im Spitzbogenstile die „Ottokapelle“ bei Kiefersfelden (nächst Kufstein). Desgleichen ward ihm nach Dominik Quaglio’s Ableben 1837 die Weiterführung und Vollendung der Burg Hohenschwangau für den Kronprinzen Maximilian übertragen. O. war, ganz wie ein [187] alter Meister, ein überaus schlichter Mann von biederer Gesinnung, seiner Kunst und seinen Genossen mit aufrichtiger Herzlichkeit zugethan, das Geräusch der Welt fliehend und in friedlicher, stiller Zurückgezogenheit nur seinen Studien und Berufsarbeiten lebend. Sein Grabmal (die Zeichnung dazu entwarf Matthias Berger, die Figuren modellirte Kreling und Sickinger, die Bronzetafel ist von Miller in Erz gegossen) befindet sich im Innern der von O. erbauten Mariahilfkirche (Au).

Vgl. Kunstvereinsbericht für 1839. S. 88. – Marggraff’s Nekr. im II. Jahresbericht des Hist. Vereins für Oberbaiern. 1840. S. 97 und dessen Jahrbücher für bildende Kunst 1840. III. Heft S. 290–305, woselbst auch die ausführliche Baugeschichte der Auerkirche. Eine Abbildung derselben in „Denkmäler der Kunst“ Atlas zu Kugler’s Kunstgeschichte. Taf. 102 und 109. – Raczynski II, 130. – Nagler, Lexikon 1841. X, 325 ff. – Rudhart im Histor. Taschenbuch für 1855 S. 325 ff.