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ADB:Hofbauer, Klemens Maria

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Artikel „Hoffbauer, Clemens Maria“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 565–567, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hofbauer,_Klemens_Maria&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:58 Uhr UTC)
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Hoffbauer: Clemens Maria H., der erste deutsche Redemtorist, geb. am 26. December 1751 zu Taßwitz in Mähren, † am 15. März 1820 zu Wien. [566] H. wünschte schon als Knabe Geistlicher zu werden. Da aber die Mittel der früh verwittweten Mutter ihm das Studium nicht erlaubten, erlernte er 1767 in Znaim das Bäckerhandwerk. Als Bäckergeselle kam er in das Prämonstratenserstift Bruck; der Abt ließ ihn, da er von seinem Wunsche, Geistlicher zu werden, Kenntniß erhielt, in der Klosterschule unterrichten. Im J. 1776 wollte er Einsiedler werden; er lebte beinahe zwei Jahre in einer von ihm selbst gezimmerten Holzhütte bei dem Wallfahrtsorte Mühlfrauen in der Nähe von Znaim. Da er von der Regierung nicht die Erlaubniß erhielt, sein Einsiedlerleben fortzusetzen, ging er nach Wien und arbeitete dort wieder als Bäcker. Mit einem anderen Bäckergesellen, Emmanuel Kunzmann, pilgerte er zweimal nach Rom. Das zweite Mal erhielten sie von dem Bischof von Tivoli, Cardinal Chiaramonti (der 1800 als Pius VII. Papst wurde), die Erlaubniß, in einem Walde bei Tivoli als Einsiedler zu leben. Nach einem halben Jahre kehrte aber H. nach Wien zurück und setzte, von einer frommen Wittwe unterstützt, seine Studien fort. Nach Beendigung der philosophischen Studien pilgerte er mit einem anderen armen Studenten aus Böhmen, Thaddäus Hübl, 1784 wieder nach Rom. Beide traten dort in die von dem damals noch lebenden Alphons Liguori gestiftete „Congregation des allerheiligsten Erlösers“ (Redemtoristen), legten 1785 die Gelübde ab und machten zu Frosinone die theologischen Studien. Nachdem sie 1787 die Priesterweihe empfangen, wurden sie nach Warschau gesandt, um von dem dortigen Nuntius Saluzzo als Missionare in Kurland verwendet zu werden (Kunzmann schloß sich ihnen in Wien als Laienbruder an). Der Nuntius behielt sie in Warschau, wo ihnen die Kirche des heiligen Benno angewiesen wurde, weshalb sie in Warschau gewöhnlich Bennoniten genannt wurden. Die Zahl der Mitglieder der Redemtoristen-Congregation nahm in Polen allmählich zu. 1792 wurde H. zum Generalvicar der Congregation jenseit der Alpen ernannt. In den Jahren 1803–6 gründete er Niederlassungen in Süddeutschland und der Schweiz, die indeß keinen Bestand hatten. Im Juni 1808 wurden unter der französisch-sächsischen Herrschaft die Redemtoristen aus Polen ausgewiesen. H. (Hübl war 1807 gestorben) kam nach Wien und blieb dort, wiederholte Reisen nach Rom abgerechnet, bis zu seinem Tode. Der Erzbischof Sigismund von Hohenwart ernannte ihn 1809 provisorisch zum Director der italienischen Kirche, 1813 zum Beichtvater der Ursulinerinnen und Director ihrer Klosterkirche. Es wurde auch für die Redemtoristen ein Haus angekauft, in welchem H. mit dem Convertiten F. A. v. Klinkowström eine Erziehungsanstalt eröffnete. Nach einigen Jahren wurde H. in Untersuchung gezogen, weil er nicht nur einer in Oesterreich nicht anerkannten Congregation angehöre, sondern auch deren Generalvicar sei; man stellte ihm die Alternative, aus der Congregation auszutreten oder Wien zu verlassen. Der Erzbischof verwendete sich aber für ihn bei dem Kaiser Franz, der ihm denn auch gestattete, in Wien zu bleiben. Sein im October 1819 eingereichtes Gesuch um förmliche Genehmigung der Gründung von Collegien der Redemtoristen in Oesterreich wurde erst unter dem 22. April 1820, kurz nach seinem Tode, bewilligt. – H. wirkte in Wien eifrig als Prediger und Beichtvater; er übte einen großen Einfluß auch auf eine Reihe von hervorragenden Männern, Clemens Brentano, Friedrich v. Schlegel, Adam Müller, Zacharias Werner (dieser dichtete 1820 „zwei Gesänge auf den ersten deutschen Redemtoristen“), Philipp Veit, F. A. v. Klinkowström, Karl Ernst Jarcke, Joh. Emmanuel Veith, Anton Günther, Joh. Friedr. Heinr. Schlosser, den er 1815 in die katholische Kirche aufnahm. Werner und Veith traten nach seinem Tode in die Congregation der Redemtoristen (Veith trat später wieder aus). – Friedrich Perthes, der H. im September 1816 besuchte, theilt von ihm die merkwürdige Aeußerung mit: „Seitdem ich in Polen die religiösen Zustände der Katholiken [567] und in Deutschland die der Protestanten habe vergleichen können, ist es mir gewiß geworden, daß der Abfall von der Kirche eingetreten ist, weil die Deutschen das Bedürfniß hatten und haben, fromm zu sein. Nicht durch Ketzer und Philosophen, sondern durch Menschen, die wirklich nach einer Religion für das Herz verlangten, ist die Reformation verbreitet und erhalten. Ich habe das in Rom dem Papste und den Cardinälen gesagt, aber sie haben mir nicht geglaubt und halten fest daran, daß Feindschaft gegen die Religion es war, was die Reformation bewirkt habe“ (Leben II. 124). Im J. 1864 wurde in Rom die Seligsprechung Hoffbauer’s beantragt und 1867 der Beatificationsproceß eingeleitet der noch nicht beendigt ist.

Wurzbach, Biogr. Lex., IX. 154. Fr. Pösl, Cl. M. Hoffbauer, der erste deutsche Redemtorist in seinem Leben u. Wirken, 1844. Seb. Brunner, Cl. M. H. u. seine Zeit, 1850. Katholik, 1876, II. 288.