ADB:Handelmann, Gottfried Heinrich
Droysen), 1850–1851 in Berlin (Ranke und Hirsch), 1851–1853 in Göttingen (Waitz). Um Michaelis 1854 wurde er in Kiel auf Grund seiner Dissertation „De Hansa teutonica quomodo illam quam in rebus scandinavicis habuerit auctoritatem amiserit“ zum Doctor der Philosophie promovirt und habilitirte sich dort als Privatdocent für neuere, insbesondere auch Colonialgeschichte. Nachdem er 1861 in den Vorstand der Königl. Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Gesellschaft für Sammlung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer gewählt worden, wurde er am 10. November 1866 von der preußischen Regierung zum Conservator der vaterländischen Alterthümer in der Provinz Schleswig-Holstein ernannt, und am 12. December desselben Jahres zum Titularprofessor mit der Verpflichtung, über schleswig-holsteinische Geschichte zu lesen. Als dann das Flensburger Museum nordischer Alterthümer und die Sammlungen der schleswig-holsteinischen Alterthumsgesellschaft (nach deren Auflösung) in den Besitz der königlichen Universität zu Kiel übergegangen waren, und das aus ihnen gebildete, „mit der Universität verbundene antiquarische Museum“ in den Etat eingestellt war, wurde am 8. September 1873 H. zum Director desselben ernannt mit dem Gehalt eines ordentlichen Professors. Im Jahre 1887 übernahm er nach dem Tode des Professors Pansch den Vorsitz des 1877 gegen seinen Wunsch gegründeten Anthropologischen Vereins für Schleswig-Holstein, den er behielt, bis am 26. April 1891 eine kurze Krankheit sein thätiges Leben endigte.
Handelmann: Gottfried Heinrich H., geboren am 9. August 1827 in Altona, Sohn des Sattlermeisters Johann Konrad Heinrich Handelmann und der Catharine Louise Selle aus Hamburg, besuchte von 1841–1847 das Gymnasium in Altona, studirte 1847–1848 neuere Geschichte in Heidelberg, trat in dem Kriegsjahre 1848 als Freiwilliger ein in das 2. schleswig-holsteinische Jägercorps, setzte seine Studien fort in Kiel (H. war Historiker. In die neuere Methode der prähistorischen Forschung ist er nie eingedrungen. Seine litterarische Thätigkeit liegt deshalb hauptsächlich auf dem Gebiet der neueren Geschichte und der Volkskunde. Von seinen größeren Werken sind zu nennen: „Die letzten Zeiten Hansischer Uebermacht [749] im skandinavischen Norden.“ Kiel. Homann 1852. – „Geschichte der Vereinigten Staaten.“ Kiel. Homann 1856. – „Geschichte der Insel Haiti.“ Kiel 1856. – „Geschichte von Brasilien.“ Berlin. Springer 1859. – „Geschichte von Schleswig-Holstein mit Berücksichtigung der nordelbischen Kleinstaaten.“ Kiel 1873. – Mit Theodor Lehmann zusammen gab er heraus die „Jahrbücher für Landeskunde“ Bd. I–VI. Kiel. Akademische Buchhandlung 1858 1863. – Kleinere Aufsätze historischen, politischen und volkloristischen Inhaltes sind in Zeitschriften und Tagesblättern zerstreut. Von seinen Beiträgen zur Volkskunde sind am bekanntesten: „Volks- und Kinderspiele.“ – „Topographischer Volkshumor“, „Weihnachten in Schleswig-Holstein“ u. a. m., zum Theil abgedruckt in den Berichten der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Alterthumsgesellschaft, von welchen Bd. XVII–XXIII und XXXII–XXXIX von H. herausgegeben sind. Mit Dr. Klander (Ploen) gab er ein Verzeichniß der Münzsammlung des Kieler Museums heraus (4 Hefte). – An Schriften anthropologischen Inhaltes sind zu erwähnen: „Die amtlichen Ausgrabungen auf Sylt.“ Kiel 1882. – Handelmann und Pansch, Moorleichenfunde in Schleswig-Holstein, Kiel 1874. – Antiquarische Miscellen in verschiedenen Jahrgängen der Zeitschrift für schleswig-holstein-lauenburgische Geschichte; Vorgeschichtliche Befestigungen und Ueber das Danewerk in Bd. X und XIII derselben Zeitschrift. Ein ausführliches Verzeichniß sämmtlicher von H. verfaßten und herausgegebenen Schriften gibt das Lexikon der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen und Eutinischen Schriftsteller von Ed. Alberti. Kiel 1866–1882 und 1885.