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ADB:Gottfried I. (Herzog von Niederlothringen)

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Artikel „Gottfried II., Herzog von Niederlothringen“ von Harry Breßlau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 463–464, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gottfried_I._(Herzog_von_Niederlothringen)&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:24 Uhr UTC)
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Gottfried II., Herzog von Niederlothringen, † 1023, aus dem Hause der sogenannten Ardennergrafen, war ein Sohn jenes Grafen Gottfried des Gefangenen, der sich in Otto’s III. Zeit bei der Vertheidigung Verduns hervorthat und bei dieser Gelegenheit in die Gefangenschaft des französischen Königs Lothar gerieth, die er lange erdulden mußte; seine Mutter war Mathilde, die Tochter des Sachsenherzogs Hermann Billung, welche in erster Ehe mit Balduin dem Jüngeren von Flandern vermählt war. Das Haus vereinigte mit der Grafschaft Verdun bedeutende allodiale Besitzungen in Brabant und Flandern, deren Mittelpunkt die Burg Eenham gewesen zu sein scheint, und welche unter die fünf Söhne Gottfrieds des Gefangenen getheilt sein werden. Unser G. begegnet zuerst bei der Leichenfeier Otto’s III. zu Aachen (April 1002), bei der sich die meisten anwesenden Großen für die Nachfolge Hermanns von Schwaben erklärten, muß sich aber bald an Heinrich II. angeschlossen haben, den er in seinen lothringischen Kämpfen kräftig unterstützte. Wahrscheinlich im J. 1012 wurde er nach dem Tode des Herzogs Otto von Niederlothringen, wie es heißt, auf den Rath des Bischofs Gerard von Cambrai (s. d.) zu dessen Nachfolger ernannt, hatte aber mit der Eifersucht und dem Neide der mächtigsten Dynastengeschlechter des Landes, der Grafen von Löwen-Hennegau und Namur, dann mit den Verwandten der Kaiserin Kunigunde, den Luxemburgern, und den Grafen Gerhard von Elsaß und Dietrich von Holland lange zu kämpfen, ehe er seiner Stellung allseitige Anerkennung erwarb. Nachdem eine 1012 oder 1013 unter seiner Leitung unternommene Belagerung von Löwen erfolglos geblieben war, errang er am 12. Septbr. 1015 bei Fleurus oder Florennes einen Sieg über die Grafen Reginar von Hennegau und dessen Oheim Lantbert von Löwen, der in der Schlacht fiel. Lantberts Sohn, Heinrich und Reginar setzten indeß den Kampf fort, und auch der Graf Gerhard von Elsaß beharrte im Widerstande gegen Herzog und Kaiser. Aber in einer Schlacht vom 27. August 1017 (der Ort ist unbekannt), die nach dem Bericht Thietmars wie eine Art von Gottesurtheil über die lange Fehde entscheiden sollte, behauptete G. die Oberhand; seine Feinde, auf deren Seite auch der nachmalige Kaiser Konrad II. kämpfte, mußten unter großen Verlusten das Feld räumen. Darauf erschien der Kaiser im Frühjahr 1018 in Niederlothringen und versöhnte auf einem großen Friedenstage zu Nimwegen die Gegner, von denen Reginar von Hennegau eine Nichte Herzog Gottfrieds heirathete. Den so wiederhergestellten Landfrieden störte aber schon im nächsten Jahre Graf Dietrich von Holland, der sich utrechtischen Gebietes bemächtigte [464] und das Bisthum in jeder Weise schädigte. Gegen ihn zog unter Gottfrieds Führung ein großes lothringisches Heer, zu dem die Bischöfe von Köln, Lüttich, Cambrai, Utrecht und nun auch der Graf von Hennegau ihre Mannen gestellt hatten, das aber – eher in dem Winkel zwischen Merwe und alter Maas, als bei dem heutigen Vlaerdingen – am 29. Juli 1018 von den friesischen Bauern eine furchtbare Niederlage erlitt. G. selbst wurde schwer verwundet und gefangen, aber schon nach einigen Tagen von Dietrich wieder freigelassen, nachdem er dem Gegner volle Straflosigkeit versprochen hatte. Im August 1023 war G. bei der Zusammenkunft zu Ivois zwischen Heinrich II. und König Robert von Frankreich zugegen; noch in demselben Jahre aber starb er – der Todestag steht nicht fest – in hohem Alter, kinderlos, aber mit Hinterlassung eines ansehnlichen Schatzes. In dem Kloster des heil. Vitonus zu Verdun, das seinem Hause sehr nahe stand, und dem er selbst reiche Schenkungen zugewendet hatte, wurde er bestattet. Sein Nachfolger im Herzogthum wurde sein jüngerer Bruder Gozelo, bis dahin Markgraf von Antwerpen.

Hirsch, Jahrb. des deutschen Reichs unter Heinrich II, I–III. Giesebrecht, Gesch. der deutschen Kaiserzeit II.