ADB:Heinrich II. (Kaiser)
Heinrichs I., Enkel Herzog Heinrichs I. von Baiern, ältester Sohn Herzog Heinrichs II. (des Zänkers) und der Gisela, Tochter König Konrads von Burgund; mit ihm erlangt nach dem Erlöschen der älteren, ottonischen nun auch die jüngere Linie des sächsischen Hauses kurz vor ihrem eigenen Aussterben die Krone, nach der sie in zwei Generationen vergebens getrachtet. Eben der unruhige Ehrgeiz des Vaters gab der Kindheit Heinrichs ihren eigenthümlichen Verlauf. Aufstand gegen den kaiserlichen Vetter Otto II., langwierige Verbannung, endlich der Versuch, an Stelle des unmündigen Otto III. selbst den Thron zu besteigen, hielten Heinrich den Zänker ein Jahrzehnt über (974–85) von der Verwaltung Baierns fern; in Bedrängniß und Sturz wurden die Seinen mit hineingezogen. Der Sohn H. fand eine Zeit lang Zuflucht bei Bischof Abraham von Freising; dann ward auch er fernhin verschlagen, ins Stammland Sachsen, wo er in Hildesheim die erste Erziehung und Bildung erhielt, und zwar die eines künftigen Stiftsgeistlichen, wozu ihn – vermuthlich auf Geheiß Ottos II. – die Eltern bestimmten. Dort wird der Knabe zu den gelehrten, vornehmlich theologischen Kenntnissen, die man später an ihm bemerkte, den Grund gelegt haben; wie auch die Strenge der klösterlichen Zucht von Hildesheim ihm auf die Dauer einen tiefen Eindruck hinterließ. Nachdem er in die Heimath zurückgekehrt, wo dem Vater noch zehn Jahre friedlichen Regiments beschieden waren, ward Heinrichs Erziehung durch Bischof Wolfgang von Regensburg vollendet; war nun der Gedanke an eine eigene geistliche Laufbahn natürlich aufgegeben, so blieb doch auch dies neue Beispiel energischer Frömmigkeit, wie überhaupt das ernste Streben nach Reform, welches damals Kirchen und Klöster Baierns ergriff, nicht ohne nachhaltigen Einfluß auf den Fürstensohn. Im August 995 starb Heinrich der Zänker auf der Reise, nachdem er reuig dem Sohne beständige Treue gegen seinen König anempfohlen; die Nachfolge im Herzogthum, worin er schon 994 als Mitregent genannt wird, gewann H. ohne Mühe mit Bewilligung des Landes wie des Königs, nur Kärnten trennte dieser abermals und nun für immer von Baiern. Immerhin war es noch die mächtigste unter den fürstlichen Stellungen im Reich, in die H. so berufen ward und die er sieben Jahre hindurch achtbar auszufüllen verstand. Innerhalb seines Amtsgebietes mit Ernst und Milde waltend, nahm er alsbald in besondere Obhut die kirchlichen Angelegenheiten und zeigte darin schon damals bei eifriger Theilnahme an den Tendenzen mönchischer Reform den durchgreifenden Willen des Herrschers. Im übrigen bewahrte er als zuverlässiger Reichsfürst ein völlig ungetrübtes Verhältniß zu Otto III.; zwei Mal folgte er ihm über die Alpen und half ihm (1001) aus der Gefahr der Belagerung auf dem Aventin. Die Ehe, die er in jenen Jahren eingegangen, mit Kunigunde, Tochter des Grafen Siegfried von Luxemburg, verband ihn mit einem vom Kaiser begünstigten, an sich jedoch minder hervorragenden Geschlechte. So deutete nichts in den Schicksalen Heinrichs auf höheren Flug, bis der unerwartet frühe Tod des unvermählten Otto (23. Januar 1002) plötzlich mit der Aussicht auch die Absicht auf die Krone in ihm wachrief; daß er mannichfachen Schwierigkeiten zutrotz [377] rührig, gewandt und beharrlich diese Absicht durchgesetzt, ist seine erste für die Nation bedeutende Handlung.
Heinrich II., römischer Kaiser; geb. in Baiern am 6. Mai 973, † am 13. Juli 1024 auf der Pfalz Grona bei Göttingen. – H. ist Urenkel KönigMit Herzog Otto von Kärnten, dem Tochtersohn Ottos d. Gr., rasch verständigt, zeigte sich H. entschlossen, keinem anderen Bewerber zu weichen. Dem fürstlichen Gefolge der Kaiserleiche, die er im März 1002 auf baierischem Boden empfing und bis zur Donau geleitete, nahm er die Reichsinsignien ab, ohne jedoch die Herren selbst für sich gewinnen zu können. Es offenbarte sich sofort, daß ein unbedingtes Thronrecht der Dynastie, von dem H. ausging, der allgemeinen Anschauung fern lag, daß es mindestens der Ergänzung durch eine die Person des Ansprechers gutheißende Wahl bedurfte. Eben persönliche Einwände aber hielt man diesem entgegen; bei der Bestattung Ottos III. zu Aachen im April erklärte die Mehrzahl der versammelten Fürsten H. aus mancherlei Gründen – hauptsächlich wol seiner Kränklichkeit wegen – für untauglich zum Regiment. Und wie man sich hier im deutschen Westen und Süden vielmehr dem reichen Herzog Hermann II. von Schwaben zuneigte, so trat im Nordosten der streitbare Markgraf Eckard von Meißen im Vertrauen auf einen starken Anhang unter den Großen Sachsens, die für sich über die gewichtige Frage zu Rathe gingen, mit dem Verlangen nach der Krone hervor. Dieses thatkräftigeren Nebenbuhlers zwar sah sich H., während er noch sorglich von ferne mit den Stammesgenossen Eckards Beziehungen anspann, alsbald unverhofft durch Mord entledigt; auf dem anderen Schauplatz aber näherten ihn alle Unterhandlungen nur langsam seinem Ziele. Erst Anfang Juni erschien er daher mit seinen Baiern am Rhein und eilte, den Schaaren Hermanns ausweichend, nach Mainz, wo er, vornehmlich mit Hülfe des Erzbischofs Willigis, am 7. Juni durch die Stimmen der baierischen und fränkischen Fürsten zum König erhoben ward. Der unvollständigen Wahl folgte noch überraschender die auf der Stelle durch Willigis vollzogene Krönung. Die so keck vorweggenommene Entscheidung hat dann freilich eine desto mühsamere Befestigung erfordert. Nachdem er einen verheerenden, aber erfolglosen Einfall in Schwaben gemacht, zog H. nach Thüringen, dem er zum Dank für die Huldigung einen uralten lästigen Zins erließ; den Sachsen, die im Selbstgefühl des bisher vorherrschenden Stammes die erfahrene Zurücksetzung am schwersten empfanden, mußte der König sogar vor der feierlichen Anerkennung in Merseburg am 25. Juli ausdrücklich ihre Wahlbefugniß bestätigen und den Schutz ihrer Landesrechte geloben. Als dann im Spätsommer zu Aachen auch die Huldigung Niederlothringens eingeholt worden, unterwarf sich endlich Hermann von Schwaben, und H., der sich Anfang 1003 noch den Oberlothringern ebenfalls persönlich zeigte, durfte nun mit Recht auf einer seiner Bleibullen von der Herstellung des Frankenstaates reden. Ein Augenblick bedenklicher Spaltung und Verwirrung war ohne wesentlichen Schaden überstanden, einer Zerreißung des Reichs, zu der wenigstens Hermann die Hand geboten, glücklich vorgebeugt, die Einheit des alle deutschen Stämme umfassenden Königthums, das Werk Heinrichs I., für Gegenwart und Zukunft gewahrt.
Nach der conservativen Leistung, wie sie diesmal in der bloßen Erwerbung der Herrschaft gelegen, sah sich H. sofort weiteren schwierigen Aufgaben thätiger Erhaltung gegenüber. In Italien hatte sich unmittelbar nach Ottos III. Tode noch einmal ein einheimischer König in Person Markgraf Arduins von Ivrea erhoben; daß er einen ersten deutschen Angriff glänzend abschlug, verlieh ihm wachsendes Ansehen. Stand hier die seit einem halben Jahrhundert errungene Machtstellung der deutschen Krone im alten Europa mit ihrem höchsten Ausdruck, dem Kaiserthum, auf dem Spiele, so that sich in dem Polenreiche Boleslav Chrobrys, dessen Unabhängigkeit Otto III. kurzsichtig gefördert, eine ernste Gefahr für die künftige Geltung des deutschen Namens auf. Was Boleslav im [378] Interregnum an sich gerissen, die Marken in den Lausitzen und vor allem sein Hauptziel Meißen, sprach ihm zwar H. sogleich bei jener Merseburger Huldigung wieder ab; doch gelang es dem Polen dafür, im Frühjahr 1003 sich zum Herrn des zerklüfteten Böhmen zu machen, und sogar die Belehnung mit dem wichtigen Lande, die ihm H. als Bedingung stellte, schlug er stolz aus. Denn schon regte sich, im Einverständniß mit dem slavischen Feinde, in Deutschland selbst der Aufruhr eigensüchtiger Fürsten; an ihrer Spitze Heinrich, Markgraf im Nordgau, dem der König das zum Lohn für seinen Beistand bei der Kronwerbung verheißene Herzogthum Baiern vorenthielt; ja nach alter böser Haussitte schloß sich auch Brun, der eigene jüngere Bruder des Königs, der Empörung an. Inmitten dieser Verwickelung hat H. Muth und Besonnenheit nicht verloren. Im Sommer 1003 warf er im Nordgau Burgen und Heer der Aufständischen nachdrücklich nieder. Nach einem vergeblichen Vorstoß in die inzwischen von Boleslav wieder eingenommene Oberlausitz entschloß er sich dann zunächst zu einem Zuge nach Italien und erschien, die von Arduin besetzten Etschklausen östlich umgehend, im April 1004 an der Brenta. In den bischöflichen Städten freudig begrüßt, sah er den Gegner aus dem Felde weichen und ließ sich darauf in Pavia eigens wählen und krönen; auch das eine nicht herkömmliche, jedoch nach dem Auftreten eines lombardischen Gegenkönigs kaum vermeidliche Ergänzung der deutschen Thronbesteigung. Noch am Abend des Krönungstages (15. Mai) gerieth H. in die höchste Gefahr, als über zufälligen Anlaß die schon vorhandene nationale Abneigung der Italiener in wilden Tumult ausbrach, den die Deutschen nur durch Verbrennung der Hauptstadt zu ersticken vermochten. Das gräßliche Ereigniß, langehin in bitterem Andenken, bewirkte doch vorerst durch heilsamen Schrecken die freiwillige Unterwerfung manches Säumigen in der Lombardei und Tuscien, sodaß H., mit dem Erreichten vorläufig sich begnügend, schon im Juni über die Alpen heimzog. Desto energischer betrieb er nun den Kampf gegen Boleslav Chrobry; im August fiel er übers Erzgebirg in Böhmen ein und stellte unter eifriger Theilnahme der Einwohner das angestammte Fürstenhaus und die deutsche Oberhoheit wieder her. Von Prag wandte er sich darauf zur Belagerung von Bautzen, das sich noch im Herbst ergab. Im folgenden Hochsommer unternahm sodann H., nachdem er im Mai die Friesen in Holland wegen einer früheren Gewaltthat gezüchtigt, den ersten größeren Feldzug gegen das eigentliche Polen. Durch die Sümpfe der Niederlausitz, über die Oder hinweg, drang er bis hart vor Posen, wo Boleslav, der keine offene Schlacht gewagt hatte, Frieden erbat und erhielt.
So schien in mehr als dreijähriger Anstrengung die zweite Reihe von Pflichten erfüllt, welche dem neuen Herrscher als direkte Folgen des Thronwechsels auferlegt worden: wie er den Trotz aufsässiger Großer gebrochen, die Krone Italiens wieder herbeigebracht, so hatte H. nun auch die bedrohlich vorgedrungene polnische Macht in ihre Schranken zurückverwiesen. Wol hätte man jetzt von dem bei aller Gebrechlichkeit tapferen, aber durchaus nicht kriegslustigen, im Herzen vorzugsweise mit den Idealen kirchlicher Stiftung und Waltung umgehenden Fürsten ein ruhig geordnetes, ausgesprochen friedfertiges Regiment erwarten mögen. Statt dessen sehen wir H. noch geraume Zeit lang, ja bis nah an sein Ende, fast jahraus jahrein unter den Waffen gegen alte und neue, äußere und innere Feinde, zwischen denen er sich so unermüdlich hin und her bewegt, wie vordem in den Jahren seines Emporkommens. Den Grund für diese auffallende Erscheinung darf man nicht lediglich in dem verhängnißvollen Zusammentreffen unabwendbarer Ereignisse suchen; mindestens ebensoviel hat Heinrichs eigenes Verhalten dazu mitgewirkt, die Mehrzahl seiner Kämpfe so mühselig und langwierig zu gestalten, ihren Erfolg entweder zu verkümmern oder doch zu verzögern. [379] Nicht sowol an Thatkraft gebrach es ihm, als an der Kunst, mit seiner Thatkraft richtig hauszuhalten, sie zur entscheidenden Stunde auf den entscheidenden Punkt durchschlagend zu concentriren. Bald greift er ein Unternehmen zu früh, bald zu spät an; oft mit halber Arbeit zufrieden, schafft er sich doppelte Last; zäh im ganzen, ist er im einzelnen unstet. So wird er bei all seiner unverdrossenen kriegerischen Geschäftigkeit eine gewisse schwebende Schuld von unerledigten Streitfragen niemals los, deren völlige Tilgung am Ende seinem größeren Nachfolger zugefallen ist. Bei solcher Sachlage leuchtet ein, daß wir hier nicht erzählen dürfen, wie H. sich Jahr für Jahr mit der Summe seiner Aufgaben abgefunden; unumgänglich ist es dagegen, hervorzuheben, was er nach dieser oder jener Seite erstrebt und erreicht hat.
Von seinen auswärtigen Beziehungen die wichtigste ist und bleibt sein Verhältniß zu Polen. In Boleslav, dem Helden des Zeitalters, erblickte H. wol nicht blos den hochmüthigen, übermächtigen Vasallen, den kühnen und listigen Feind, dessen Ränke das benachbarte Sachsen unterwühlten, ja bis nach Rom den Weg fanden; man möchte dem Könige zugleich ein vorschauendes Verständniß beimessen für die nationale Tragweite der Entwürfe seines Widersachers. So erklärt sich wenigstens am einfachsten die merkwürdige Bundesgenossenschaft, in der H. schon jenen ersten großen Krieg ausgefochten. Bereits Ostern 1003 nämlich schloß der fromme König einen Vertrag mit den heidnischen Liutizen, um ihre von Götzen geleiteten Haufen – den Zeitgenossen ein Greuel – wider den christlichen Polenherzog ins Feld zu führen. Sein Lebelang hat H., den feurigen Abmahnungen eines Brun von Querfurt zutrotz, diese unerhörte Gemeinschaft rücksichtsvoll gepflegt; folgerichtig ließ er nicht nur die Mission verfallen, sondern auch ungestraft seine verwegenen Freunde 1018 auch bei den schon bekehrten Abodriten und Wagriern die kirchlichen Gründungen wieder ausrotten, wodurch dann selbst politisch das deutsche Ansehen nördlich der Niederelbe dänischem Einfluß gegenüber sank. Es war ein jäher Bruch mit der Tradition des Kaiserthums, das so lange im Namen des Kreuzes das Schwert gegen die Wenden gezückt hatte; vollzog ihn H. bewußt in dem sozusagen modern politischen Bestreben, die Ausdehnung eines westslavischen Einheitsstaates, wie über Prag und Meißen, so über Brandenburg und Schwerin um jeden Preis zu verhüten, so darf die Nachwelt rühmen, was die Mitwelt verdammte; für die nächsten Gegenstände jedoch seines eigenen Streites mit Boleslav hat sich dem Könige der Bund mit den Liutizen kaum vortheilhaft erwiesen. Denn ihrem Anreiz vornehmlich nachgebend erklärte er sehr zur Unzeit im Frühling 1007 dem Polen abermals den Krieg, in welchem Boleslav sich sofort, während H. fern in Flandern zu Felde lag, beider Lausitzen aufs neue bemächtigte. Erst 1010 fand H., der so lange in Lothringen zu schaffen gehabt, Gelegenheit, persönlich rechts der Elbe zu erscheinen, aber Krankheit zwang ihn schnell zur Umkehr; und da in seiner Abwesenheit der sächsische Heerbann nur weiteren Nachtheil davontrug, so nahm H., seinen Römerzug im Auge, Anfang 1013 gern den von Boleslav dargebotenen Frieden an; zu Pfingsten trug dieser in Merseburg als Marschall dem Könige das Schwert vor, doch die Lausitzen wurden ihm belassen. Um sie wiederzugewinnen, griff H., überdies durch neue Umtriebe Boleslavs aufgebracht, zwei Jahre darauf zum dritten Mal zum Schwerte; und wirklich zeigen die Feldzüge von 1015 und 1017 – denn 1016 hatte der Kaiser leider wieder in Burgund zu thun – in ihrer Anlage großartigen Stil. In breitem Aufmarsch rückt H. beide Male, auf dem linken Flügel Liutizen und Nordsachsen, rechts südlich Baiern und Böhmen, im Centrum er selbst mit den Südsachsen und Thüringern, 1015 an die mittlere Oder, 1017 ins Herz von Schlesien vor; es hat wieder etwas eigenthümlich Modernes, wenn er sich bei [380] dem letzteren Unternehmen auf eine Allianz mit dem russischen Großfürsten, auf das Eingreifen der Ungarn stützt, wenn er dann, nachdem die Belagerung von Nimptsch dennoch mißlungen, durch die 1015 auf dem nördlichen Heimweg erlittenen Verluste gewarnt, diesmal den Rückzug übers Gebirge durch Böhmen nimmt. Allein das alles konnte nichts fruchten; die urwüchsige Genialität des Gegners, die defensive Stärke des Ostlandes, die Abneigung besonders der sächsischen Fürsten gegen diese Kriege gaben den Ausschlag: im Frieden zu Bautzen (30. Januar 1018) erhielt Boleslav, der nun erst recht hoch dastand, noch ein Mal den Erwerb der Lausitzen bestätigt, die jedoch bald nach seinem Tode durch Heinrichs Nachfolger dem deutschen Reiche zurückerobert wurden.
Sonderbar sticht gegen die eifrige, aber ruhmlose Politik, die H. Polen gegenüber verfolgte, die lässige, doch am Ende glückliche Behandlung ab, die er den italienischen Dingen angedeihen ließ. Selbst gemüthlich, scheint es, hat er sich von Land und Leuten jenseits der Alpen abgestoßen gefühlt; kehrte er doch mit Vorliebe in den Burgen Südostsachsens ein, wo ihn der Reiz mitteldeutscher Landschaft geradezu paradiesisch anmuthete, wo der Argwohn, den er gegen so manchen Edlen aus den polnischen Irrungen geschöpft, ihm doch den Glauben an die Treue dieser harten Volksart nicht raubte. Von der widerwärtigen Wirklichkeit der staatlichen und socialen Zustände Italiens aber hatte sich sein nüchterner Blick wol schon ehedem an der Seite seines schwärmerischen Vorgängers überzeugt. Beigetragen hat dann jene Stimmung, diese Einsicht gewiß dazu, Heinrichs welsche Fahrten theils hinauszuschieben, theils abzukürzen; aber der Hauptgrund hierfür war doch immer, daß ihn die näherliegenden diesseitigen Händel zurückhielten oder -riefen. So mochte denn nach 1004 der persönlich unbesiegte Arduin noch Jahre lang die Lombardei seine Rache kosten lassen, das übrige Italien völlig selbständig dahinleben, bevor sich H. Ende 1013 zum anderen Mal gen Süden erhob, diesmal vorzüglich Rom zum Ziel erlesend, wohin ihn eine zwiespältige Papstwahl und der längst gehegte Wunsch nach der Kaiserkrone zog. Am 14. Februar 1014 empfing er diese aus der Hand Benedikts VIII., Ende Mai bereits sah man ihn über den Brenner heimkehren. Er hatte sich redlich bemüht, in Ober- und Mittelitalien Recht und Ordnung einzuschärfen, vor allem Kirchen und Klöster gegen die Uebergriffe der weltlichen Machthaber zu schützen; allein viel zu flüchtig war seine Einwirkung, als daß sie den heftigen Rückschlag neuer Wirren hätte abwehren können, welche selbst die freiwillige Abdankung und den Tod des auch diesmal von H. nur verscheuchten, nicht bezwungenen Gegenkönigs überdauerten. Der Kaiser hat darauf in seiner gescheuten Weise, aus der Noth eine Tugend zu machen, die Regierung Italiens gewissermaßen nach Deutschland zu verlegen versucht. Wie er die italienische Kanzlei deutschen Beamten anvertraute, denen er dann auch die Reichsgerichtsbarkeit jenseit der Alpen hauptsächlich übertrug, so beschied er 1019 seine Anhänger auf einen förmlichen italienischen Reichstag nach Straßburg, dessen gesetzgebende Beschlüsse seinen Namen in die lombardischen Rechtsbücher gebracht haben. Die politische Beruhigung des Landes jedoch erheischte noch eine dritte und letzte Heerfahrt, der H. sich um so weniger entziehen konnte, als Papst Benedikt 1020 persönlich – ein seit Jahrhunderten vermißtes Schauspiel – über die Berge ging, um ihm die Noth Unteritaliens vorzustellen, das den griechischen Waffen gänzlich zu erliegen drohte. Erst Ende 1021 war H. bereit, dann aber erschien er in stattlicher Rüstung und wußte in dreivierteljähriger Arbeit erfreulich Wandel zu schaffen. Zwar die Griechen aus Apulien zu vertreiben, hat ihm die aufreibende Sommergluth nicht vergönnt, doch nahm er ihre Grenzfeste Troja ein und drängte die langobardischen Kleinstaaten unter abendländische Hoheit zurück; ein Erfolg, der dann auch die endliche Befriedung der [381] nördlicheren Provinzen erleichterte. So ist es denn gerade in dem lange verabsäumten Italien H. noch zuguterletzt gelungen, die Autorität des Kaiserthums deutscher Nation genau in dem Umfange, wie sie Otto d. Gr. begründet, wieder aufzurichten.
Ueberhaupt, so unverkennbar bei H. im Gegensatz zu dem fremdsüchtigen Treiben seines jüngsten Vorgängers eine vaterländische Haltung zu Tage tritt, so war er doch natürlich weit entfernt, sich von der Idee der internationalen Herrschaft Deutschlands loszusagen, wie sie durch seinen Großoheim unserer Geschichte so tief eingepflanzt worden; deshalb hat er die Einladung zu neuem überwiegend außerdeutschen Gebietserwerb keinen Augenblick verschmäht. Schon 1006 ließ er sich von seinem Mutterbruder, dem kinderlosen König Rudolf III. die Nachfolge im burgundischen Reiche zusichern und zog sogleich das angrenzende Basel als Unterpfand an sich. Zehn Jahr später, als Rudolf sich entschloß, die Bürde der Regierung noch bei Lebzeiten auf H. abzuwälzen, versuchte dieser, den Polenkrieg unterbrechend, von dem Rhonestaate wirklich Besitz zu ergreifen; allein weder damals, noch bei wiederholtem Einfall 1018 ist er dem Widerstande des hohen Adels und dem Wankelmuth des schwachen Königs gegenüber des Landes Herr geworden. Immerhin ward so durch ihn die Bahn gewiesen, auf der fortschreitend Kaiser Konrad II. nach Rudolfs Tode die Annexion vollbrachte. An einer anderen Stelle deutsch-romanischer Berührung dagegen verfuhr H. mit schädlicher Inconsequenz. Nachdem er in zwei Feldzügen, 1006 und 1007 – das erste Mal im Verein mit König Robert von Frankreich, dem er allezeit wohlwollende Nachbarschaft hielt – dem Grafen Balduin IV. von Flandern das angemaßte Valenciennes wieder abgejagt, belehnte er denselben französischen Vasallen dennoch bald darauf mit diesem und anderem Reichsgebiet und legte durch solche Zwitterstellung Flanderns achtlos einen der historischen Keime für das an deutschem Boden zehrende Wachsthum niederländischer Selbständigkeit. Was H. zu jener Gunst bewog, die ihm nicht einmal die Mühe erspart hat, Balduin 1020 abermals mit Krieg zu überziehen, war die momentane Rücksicht auf seine Kämpfe in Lothringen, wie denn überhaupt durch die Reibungen, auf welche sein inneres Walten stieß, die Complication seiner äußeren Politik wesentlich vermehrt ward.
Es war nicht etwa ein origineller staatsmännischer Gedanke, irgend ein neues constitutives Prinzip, das er im Reich hätte durchführen wollen, wodurch sich H. diese inneren Conflikte bereitete; sein ganzes Thun und Lassen in der weltlichen Regierung Deutschlands ging vielmehr auf in dem laufenden Königsgeschäfte, Fried und Recht zu handhaben; bei der Gewaltthätigkeit und Unbotmäßigkeit der Großen, der allgemeinen Roheit und Unsicherheit, die in den Zeiten der jüngeren Ottonen wieder zugenommen, freilich an sich eine dornige Aufgabe. Mit ausdauernder Pflichttreue hat sich ihr H. unterzogen; jenem Ideal reisiger Allgegenwart unseres nirgend angesessenen Königthums ist er, der von Haus aus norddeutsche Abkunft mit süddeutscher Heimath verband, der dann die Krone selbst erst im Umritt wahrhaft erlangte, auch nachher in der Ausübung der Herrschaft ungewöhnlich nahe gekommen: fast alljährlich zeigt ihn sein buntes Aufenthaltsverzeichniß in sämmtlichen Stammesgebieten des Reichs. Da sah man ihn fleißig richten und noch emsiger schlichten; denn dem strengen Urtheil, das er doch, wenn es galt, zu fällen und meist auch zu vollstrecken wußte, zog er gern den wohlüberlegten Austrag schonend vor. Es entspricht ganz diesem behutsamen Sinne, wenn er noch in seinen letzten Tagen den Streitigkeiten zwischen kirchlichen Dienstleuten durch ausführliche lokale Verordnungen zu begegnen sucht, wenn er früh auf den Gedanken kam, zu besonderer Bekräftigung des allgemeinen königlichen Gebots die fehdelustigen Großen einzelner Gegenden [382] einander auf eine Reihe von Jahren eidlich Frieden geloben zu lassen; Maßregeln, welche manchen Grundzug der später üblichen Landfrieden vorbildlich einschließen. So oder so, durch Biegen oder Brechen, hat denn H. in der That allmählich mit Unfug und Ungehorsam wenigstens unter dem hohen Adel leidlich aufgeräumt; von direkt gegen ihn selbst gerichteten Auflehnungen hat übrigens nach dem Aufstande von 1003 nur eine einzige, theils durch ihre ungemeinen Dimensionen, theils durch die Kreuzung mit dem zweiten Polenkriege, historische Bedeutung erlangt: es ist die hartnäckige Rebellion der Luxemburger wider ihren königlichen Schwager. Kinderlos, wie er blieb, war H. dynastischer Politik an sich abhold: seinen Bruder Brun nöthigte er nach jenem Aufruhr in den geistlichen Stand und fand ihn mit dem Bisthum Augsburg ab; daß er im Angesicht des Todes an Bezeichnung eines Nachfolgers gedacht, ist nicht glaubhaft überliefert. Bei dem innigen Verhältniß indeß, das ihn mit seiner Gemahlin verknüpfte, meinte er wol anfangs in der Sippe Kunigundes eine brauchbare Stütze zu finden; so verlieh er Heinrich, dem ältesten seiner Schwäger, 1004 sein Hausherzogthum Baiern. Bald aber brach die schnöde Selbstsucht der Familie grell hervor; zwei jüngere Brüder usurpirten dreist die Bischofstühle von Metz und Trier. Vergebens suchte König H. 1008 wenigstens aus dem Erzstift den Eindringling zu vertreiben; nun gesellte sich vielmehr auch Heinrich von Baiern den Empörern zu, worauf der König das treugebliebene Land alsbald wieder in eigene Verwaltung nahm. Mit Metz aber kam er 1009 so wenig zu Rande, wie vorm Jahr mit Trier; man sah seine Liutizen dort an der Mosel ein Kloster plündern, Oberlothringen ward erbärmlich verwüstet; allein weder der Krieg, noch alle sonstigen rechtlichen, kirchlichen und diplomatischen Mittel wollten verfangen. H. blieb nichts übrig, als den Erfolg, den die zersplitterte Kraft nicht zu zeitigen vermochte, mit kluger Fassung abzuwarten. Indem er Baiern als Pfand bewahrte, erreichte er endlich 1015 den Verzicht Adalberos auf Trier, worauf er Dietrich in Metz Duldung gewährte und zuletzt 1017 ihrem Bruder das eingezogene Herzogthum zurückgab.
Diese wüsten Wirren mußten den Kaiser desto empfindlicher treffen, je mehr sie zugleich dasjenige Gebiet seiner inneren Politik verletzten, auf dem er mit der freiesten Neigung und dem sichersten Talent zu schalten pflegte, das kirchliche. Jene ottonische Tendenz nämlich, das Reich auf dem Bisthum als einem ebenso lenksamen, wie regierungsfähigen geistlichen Fürstenthum aufzuerbauen, hat H. mit bewußter Energie zum vollendeten System erhoben. Ursprüngliche Anlage, Jugendbildung und praktische Vorübung in engerem Kreise, alles wirkte zusammen, ihn zu solchem Behuf unvergleichlich geschickt zu machen. Entbehrte seine Seele des hinreichenden Schwunges, um im Christenthum die geistige Weltmacht zu verehren, welche der Staat über sich selbst hinaus in die dunkle Fremde und damit in unermeßliche Zukunft zu tragen habe, so erschaute er desto klarer und bestimmter in der bestehenden Kirche die vornehmste und zugleich nützlichste Anstalt im Innern und zum Besten des gegenwärtigen Staates. Diese politisch geschäftsmäßige Auffassung und Behandlung der kirchlichen Dinge nun muß man völlig untrennbar in ihm verwachsen denken mit dem individuellen Triebe aufrichtiger Devotion, dem naiven Bedürfniß eines in der derben Tonart des Zeitalters religiös gestimmten Gemüths. Bei den zahllosen Schenkungen und Begnadungen also, die er namentlich den bischöflichen Hochstiftern darbrachte, war es ihm zweifelsohne vollkommen so ernstlich um seine Seligkeit zu thun, wie er mit echter Inbrunst etwa den heiligen Moritz zu Magdeburg um einen glücklichen Polenfeldzug anflehte; allein nicht minder deutlich diente andererseits diese stets geläufige Virtuosität des Spendens und Verleihens direkt einem irdisch berechenbaren öffentlichen Zwecke. Reichsgut und Amtsrechte glaubte H., indem [383] er sie vor dem täglich eigennütziger nur für sich sammelnden und sorgenden weltlichen Herrenthum in den Händen des hohen Klerus barg, ebenda für den Staat sicher und fruchtbar anzulegen. Denn diesen Klerus, dem er dann zum Entgelt umfassende Leistung in Rath und That zumuthete, erlas er ja zuvor selbst mit dem festen Griffe des Gebieters und doch auch mit dem feinen Takte des Kenners geistlicher Interessen; ohne Rücksicht auf die örtlich hergebrachten Wahlrechte hat er die Bischöfe regelmäßig frei ernannt und am liebsten immer die unter seinen Augen erzogenen und erprobten adligen Glieder seiner Kapelle dazu auserkoren. So stattete er das Reich allmählich mit einem Stande von politisch gefügigen und anstelligen Bischöfen aus, unter deren Wartung doch auch das eigentlich kirchliche Leben frisch gedieh. Denn wie sehr ihm natürlich auch dies letztere an sich am Herzen lag, beweist sein merkwürdiges Verfahren gegen die Klöster: überall drang er unnachsichtig auf deren strenge Reform; da er jedoch in ihrem Reichthum hierfür nur ein Hinderniß sah, während ihnen im Staate kaum eine erhebliche Funktion oblag, so hat dieselbe königliche Hand, welche die Bisthümer mit Gaben überschüttete, die Abteien oft schonungslos ihrer ungesunden Güterfülle beraubt. So wachte H. persönlich als Leiter, wirthschaftlich als Director über dies ganze große geistlich-weltliche Staatsinstitut der grundbesitzenden Kirche; allerdings ohne Ahnung, daß die für die Gegenwart so ersprießlichen Operationen seiner Freigebigkeit sich schon in naher Zukunft als Verschwendung enthüllen würden, daß nach der Emancipation der Kirche, wie sie ein halbes Jahrhundert später Rom ins Werk setzte, als Hauptergebniß seiner Bemühungen, den beginnenden weltlichen Territorialismus für das Reich unschädlich zu machen, die Ausbildung geistlicher Territorien neben den weltlichen übrig bleiben sollte. Arglos nahm er deshalb in seinen letzten friedlichen Jahren, während ihm die nationalkirchlichen Tendenzen Aribos von Mainz kein Verständniß ablockten, an den universalen Reformplänen Papst Benedikts und Abt Odilos den freundlichen Antheil kaiserlicher Billigung; wie ja Größere auch nach ihm noch die mit diesen Ideen von Cluny und Rom heraufsteigende Gefahr verkannt haben.
So weithin H. über die Kirchen des Reichs seine Wohlthaten verbreitete, an einer Stelle ganz besonders hat er sich damit ein gesegnetes Andenken erkauft, das jedoch durch ein neckisches Geschick seinem geschichtlichen Ruf im allgemeinen zum Verderben ausschlug. Bereitwillig stellte er schon 1004 das früher unterdrückte Bisthum Merseburg wieder her; bald darauf aber verrieth er den Wunsch, noch anderswo ein neues Bisthum durchweg aus eigenem Vermögen zu errichten, nicht freilich gleich den ottonischen eins der christlichen Offensive, die er ja aufgab, nein auf altem Reichsboden, in den fertigen Diöcesanverband hinein; ein echter Epigonenschritt, der sich zur Noth mit dem angeblichen Bedürfniß der Main- und Rednitzwenden bemänteln ließ. Denn gerade Bamberg, seinen liebsten Eigensitz von jeher, dann seine Morgengabe an Kunigunde, welche die Königin jetzt zum Aerger der Ihrigen, sich selber zum heiligen Mitgedächtniß abtrat, erkor er zur Stätte, wo er nun in schwindender Aussicht auf Leibeserben Gott selbst zum Erben einzusetzen gedachte. Nicht ohne Hinterlist ward dem Bischof von Würzburg, dessen Sprengel am meisten dadurch einbüßte, Gebiet und Einwilligung von H. abgerungen; die übrigen Bischöfe zwang der König auf einer Synode zu Frankfurt am 1. November 1007 durch häufigen Fußfall zur Rührung und Genehmigung. Unter Gunst und Gnaden blühte dann die 1012 an Heinrichs Geburtstag geweihte, 1020 durch den Besuch des Papstes verherrlichte Stiftung rasch empor; die Schulwissenschaft der Zeit, der auch sonst Heinrichs Klosterreformen mittelbar zugute kamen, fand dort prunkende Pflege; doch in das große geschichtliche Leben der Nation hat die künstliche Schöpfung – [384] denn nur zufällig erhob sich vom Stuhl zu Bamberg der Apostel der Pommern – kaum anders eingegriffen, als durch den üppigen Ausbau einer lachenden Landschaft. Dem frommen Ehrgeiz des Stifters aber zog die glänzende Gründung nach unverhofftem Lohn unverdiente Strafe zu. Am Grabe Heinrichs, das er sich zu Bamberg ausersehen, erwuchs die Legende, die ihn mit einseitiger Uebertreibung, ja durch Hinzudichtung von vollkommen falschen Zügen zum unköniglichen Beter und unmännlichen Büßer, kurz zum Durchschnittsideal mittelalterlicher Mönchsphantasie entstellte; ein Zerrbild, auf dessen Grundlinien hin 1146 Papst Eugen III. den Kaiser als den ersten und auch nachmals neben Karl d. Gr. den einzigen unserer Herrscher heilig sprach, das aber, weiter ausgemalt, H. in der verwandelten Anschauung moderner Jahrhunderte eine gar traurige historische Figur spielen ließ, bis ihm die kritische Forschung unserer Tage zu später Genugthuung verhalf. Daß er in Wirklichkeit der tückischen Kolik zutrotz, die ihn oft auf Wochen, ja Monate niederwarf und im zweiundfunfzigsten Jahre dahinraffte, zu den Waffen, wie zur That überhaupt tüchtig war, davon hat er unter den Zeitgenossen selbst die Zweifler überführt. In Pracht und Behagen hat er sich gern als König und Kaiser gefühlt, auch das zwar vorzüglich im demüthigen Pomp seiner Kirchweihen und Gottesdienste. Wahr endlich mag sein, daß er im Umgang gerade mit seinem Klerus am glücklichsten sein eigenstes Wesen entfaltete: Scharfsinn und Feinheit, eindringliche und doch vorsichtige Beredsamkeit, der für Ja wie Nein ein treffendes Bibelwort, zuweilen auch wol ein ironischer Scherz zu Gebote stand, nicht zum letzten aber, was den Mangel an lebendig warmer Leidenschaft aufwiegen mußte, jenen Ernst der Hingabe an alles, was er als Pflicht seiner Stellung begriff. So war er stets ein fähiger und würdiger Herr, wenn auch niemals ein großer oder genialer Mann; Epoche macht seine Regierung nicht, aber sie ist als löblicher Abschluß des grundlegenden sächsischen Jahrhunderts, als vernünftige Vorbereitung der kräftigen nationalen Politik des ersten Saliers aus unserer Geschichte nicht hinwegzudenken. –
- Erste gediegen historische Behandlung durch W. v. Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. II; die Ueberschätzung ermäßigt R. Usinger, Zur Beurtheilung Heinrichs II., in Sybels historischer Zeitschrift, Bd. VIII; vollständige Sammlung, Sichtung und Zubereitung des Materials in den Jahrbüchern des Deutschen Reichs unter Heinrich II. von S. Hirsch, fortgesetzt von R. Usinger und H. Pabst, vollendet von H. Breßlau. Vgl. A. Cohn, Kaiser Heinrich II., Halle 1867; S. Riezler, Geschichte Baierns, Bd. I.