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ADB:Erasmus Schenk von Limpurg

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Artikel „Erasmus von Limburg“ von Ludwig Spach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 159–160, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Erasmus_Schenk_von_Limpurg&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:38 Uhr UTC)
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Erasmus von Limburg (geb. im März 1517), Bischof von Straßburg von 1541–1568, aus der gräflichen Familie von Limburg (s. d.) stammend, folgte ungern in der unruhigen Reformationsepoche, dem gemäßigten Wilhelm v. Honstein (s. d.) auf dem bischöflichen Stuhle. Er hatte seine Studienjahre in Tübingen zugebracht und sich dort auch mit Jurisprudenz und mathematischen Wissenschaften befaßt. Es wäre nicht billig, ihn unter die damaligen fanatischen Vertreter der katholischen Kirche zu setzen, er zeigte sich nicht ungeneigt zur Vermittlung. In den Zwistigkeiten, welche den Beschluß des Interims hervorrief, mußte er wol auf der Einführung der gefaßten Beschlüsse bestehn, doch kam, 1549, unter dem Einflusse des eminenten Stettmeisters Jakob Sturm [160] v. Sturmeck (s. d) und des gelehrten Jakob Sturm v. Schleiden[WS 1] (s. d.) ein Vergleich zu Stande, kraft dessen die Lutheraner in Straßburg dem Bischof bedingslos den Münster, beide Kirchen zum alten und jungen St. Peter und das Oratorium Allerheiligen abtraten. Sie dagegen sollten St. Thomä, St. Nicolai, St. Wilhelm und St. Aurelien behalten. – Dabei hatte es indeß nicht sein Bewenden; die Vereinbarung befriedigte die Protestanten keineswegs, es kam in dem Münster während des katholischen Gottesdienstes zu unruhiger Störung; der erbitterte Bischof verlangte nun sämmtliche Kirchen zurück, ließ sich aber dennoch beschwichtigen. In dieser Bedrängniß ging Straßburg den König von Frankreich, Heinrich II., um Hülfe an (1552). Französische Truppen stiegen im Frühjahr 1552 über Einartshausen (das spätere Pfalzburg) und Zabern in den Elsaß herab. Allein in dem Heere fehlte jede Mannszucht; die mißhandelten Bauern flohen in die Wälder; Straßburg, erschreckt und für seine Unabhängigkeit besorgt, schloß seine Thore, verweigerte dem König den Durchzug für sein Heer. Heinrich II. fand es gerathen, nicht von dem Anerbieten, „ihn persönlich mit einem kleinen Gefolge zu empfangen“, Gebrauch zu machen. In Deutschland hatte sich indeß durch Moritz von Sachsen für die Protestanten alles zum Bessern gewendet. Der Vertrag von Passau (1552) rettete vorerst die Glaubensfreiheit; Straßburg konnte sich den gefürchteten Folgen des Interims entziehen. Nicht ohne Einfluß auf die Lage der Dinge in Straßburg blieb zweifelsohne die Verbindung – wir dürfen es nicht Freundschaft nennen – die früher in Tübingen und Paris zwischen dem Bischof Erasmus und Johannes Sturm (von Schleiden), dem Rector des Gymnasiums in Straßburg, bestanden. Auf Erasmus’ Empfehlung bei dem Stettmeister Sturm war der Pariser Professor nach Straßburg gezogen. Auch auf dem Concilium von Trient unter des Papstes Pius IV. Regierung fanden sich E. v. L. und Johann Sturm zusammen. Nichtsdestoweniger behauptete der Bischof als Kirchenfürst seine Stellung im Elsaß. Unter seinem Episcopat trug sich ein Ereigniß zu, welches die Ausdehnung der neuen Lehre auf dem Lande nicht wenig hemmte. Wir meinen den Rückkauf der Landvogtei von Hagenau durch den Kaiser aus den Händen des pfälzischen Kurfürsten Otto Heinrich (1558). Hagenau wurde dadurch zum Hort der katholischen Kirche im Unterelsaß, wie es schon Ensisheim, als Sitz der österreichischen erzherzoglichen Regierung, im Oberelsaß war. Straßburg dagegen blieb absonderlich für die französischen Hugenotten ein immer offener Zufluchtsort und E. v. L. bei seinem im J. 1568 (27. Nov.) erfolgten Tode konnte wol nicht ahnen und nicht hoffen, daß auch in diesen Mauern mit der Zeit ein gewaltiger Rückschlag zu Gunsten seiner Kirche folgen würde.

S. Guilliman, Episcop. Argentinensi p. 44 u. ff. Iselin, Histor.-geogr. Wörterbuch, ad vocem E. v. Limburg. Strobel, Vaterländische Geschichte des Elsasses. Bd. IV. 1751 ff. p. 85 ff. L. Spach, Histoire de la basse Alsace, p. 185 ff. Prescher, Geschichte und Beschreibung der Reichsgraffschaft Limpurg, Stuttgart 1790.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. vermutlich Schreibfehler, richtig: Johann Sturm