Zum Inhalt springen

ADB:Dieterich, Konrad

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Dieterich, Konrad“ von Heinrich Heppe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 157–158, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dieterich,_Konrad&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 5 (1877), S. 157–158 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Konrad Dieterich in der Wikipedia
Konrad Dieterich in Wikidata
GND-Nummer 118891804
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|5|157|158|Dieterich, Konrad|Heinrich Heppe|ADB:Dieterich, Konrad}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118891804}}    

Dieterich: Konrad D., geb. 9. Jan. 1575 in dem oberhessischen Städtchen Gemünden an der Wohra, studirte in Marburg anfangs Philosophie und griechische Sprache, dann, nachdem er 1594 Magister geworden war, Theologie und wurde Major an der Stipendiatenanstalt. Schon jetzt hatte er sich innerlich für die Concordienformel (obschon sie in der hessischen Kirche keine Geltung hatte) entschieden. Von Reisen durch Franken, Baiern und die Pfalz zurückgekehrt, nahm er 1599 bei dem Grafen Philipp von Solms-Laubach die Stelle eines Feldpredigers, nach dessen Tode aber die eines Archidiaconus zu Marburg an, wo er nun mit den Häuptern des hessischen Lutherthums in den regsten Verkehr trat. Mit diesen mußte er daher, als Landgraf Moritz von Hessen-Kassel auch in Marburg seine das Lutherthum ausschließenden „Verbesserungspunkte“ einführte, Marburg verlassen. Dafür wurde er schon 1607 an der eben errichteten lutherischen Universität zu Gießen zum Professor der Philosophie und Director des Pädagogiums ernannt. Zum größten Leidwesen des Landgrafen Ludwig V. zu Darmstadt verließ er 1614 diese Stellung, indem er einem Rufe auf die [158] Stelle eines Superintendenten nach Ulm folgte, wo er 1620 zugleich zum Director des großen Theils auf sein Betreiben errichteten Gymnasiums ernannt wurde und am 22. März (oder Mai) 1639 starb. Die Zahl seiner hinterlassenen Schriften ist sehr groß. Darunter finden sich viele Predigten, Gelegenheitsreden, erbauliche Tractate, kleinere Abhandlungen und Disputationen vor, welche letzteren großentheils die Erläuterung und Vertheidigung des lutherischen Dogmas zum Zwecke haben. Unter den Predigten verdient besondere Erwähnung: „Das Buch der Weisheit Salomonis in unterschiedenen Predigten“, 1627, 2 Bde. fol.; 68 Predigten, welche 8 Auflagen erlebten und auch für den Sprachforscher beachtenswerth sind, weil sie eine reiche Ausbeute an seltenen Sprüchwörtern, sprüchwörtlichen Redensarten, Anspielungen und Vergleichungen bieten. Außerdem edirte er jedoch vier größere Werke, welche eigentlich seinen Ruhm begründeten, nämlich: „Institutiones dialecticae“ (Gießen 1609); „Institutiones catecheticae“ (Gießen 1613); „Institutiones rhetoricae“ (Gießen 1613) und „Institutiones oratoriae“ (Gießen 1613). Alle diese vier Werke erhielten in zahlreichen neuen Auflagen weite Verbreitung, die weiteste jedoch seine „Institutiones catecheticae“, ein Lehrbuch der lutherischen Dogmatik in katechetischer Form, welches bis ins 18. Jahrhundert gegen 20 Auflagen erlebte und auch neuerdings wieder aufgelegt ist. Zu bemerken ist, daß hierin noch die reformatorische Unterscheidung canonischer und apokryphischer Bücher des Neuen Testaments festgehalten und die Christologie des Martin Chemnitz im Gegensatz zur Tübinger Lehre sehr bestimmt vertreten wird.

Vgl. Strieder, Grundlage einer hessischen Gelehrtengeschichte, Bd. II, S. 29–38. Weyermann, Ulmische Gelehrten, S. 145–157.