ADB:Dieterich, Johann Friedrich
Heideloff und Seele, welche ihn zumeist mit Theatermalerei beschäftigten. Von höherem Streben erfüllt, ging er im J. 1811 nach München und später nach Italien. Aus Rom brachte er im J. 1816 ein Oelbild nach Stuttgart zurück „Christus mit den Jüngern in Emaus“ (jetzt in der Stuttg. Staats-Gallerie), welches mit Recht eine hohe Meinung von seinem Talente erweckte. Im J. 1818 ging er mit Staatsunterstützung wieder nach Italien und schloß sich in Rom an den bekannten Kreis von Cornelius, Overbeck, Veith u. A. an, von denen besonders der erstgenannte zeitlebens mit größter Achtung von Dieterich’s Begabung sprach. Ein in die Heimath gesendetes großes Oelgemälde „Abrahams Einzug in das gelobte Land“ überraschte durch seinen Reichthum an lebendigen Motiven, durch seelenvolle Charakteristik und eine für jene Zeit ungewöhnliche Kraft und Harmonie des [157] Colorits so sehr, daß man in Stuttgart einen Ersatz für G. Schick gefunden zu haben glaubte. Im J. 1822 nach Deutschland zurückgekehrt, erhielt D. von König Wilhelm von Würtemberg den für einen Maler freilich seltsamen, aber von ihm nicht ungeschickt gelösten Auftrag, Entwürfe zu Reliefs für die Giebelfelder des Landhauses Rosenstein auf Leinwand zu malen, welche dann von dem Bildhauer Diestelbarth[WS 1] in Stein ausgeführt wurden, Helios auf der einen, Selene auf der andern, je[1] entsprechenden Nebenfiguren. Von 1826–1828 schmückte D. die Decke des Speisesaales in demselben Landhause mit Fresken aus der Bacchusmythe und schuf dabei namentlich hübsch erfundene und trefflich gezeichnete Kinderscenen, fühlte sich aber sichtlich doch bei diesen mehr decorativen Aufgaben mit seiner ernst und streng angelegten Künstlernatur nicht im rechten Elemente. Er erhielt auch von Seiten des Hofes, dessen Geschmack in anderer Richtung lag als Dieterich’s Talent, keine Aufträge mehr, wol aber im J. 1829 eine, seit 1833 mit dem Professorstitel verbundene Anstellung als Hauptlehrer an der damals neu gegründeten Kunstschule. Er wandte sich von da an ganz der kirchlichen Kunst und dem Bildnißfache zu, worin er schon in jungen Jahren Tüchtiges geleistet hatte. Das profane Geschichts- und das edlere Genre-Bild, wofür er wol am meisten angelegt war, mußte er so gut wir ungepflegt lassen. Die bekannteren unter seinen religiösen Bildern sind: „Der Traum des heiligen Martinus von Tours“, Altarblatt in der Kirche zu Schemmerberg bei Biberach (1834); ein Cyklus von Fresco-Bildern, Darstellungen aus dem Neuen Testament in der Kirche zu Bulach bei Karlsruhe (1838–1839); „Die Auferstehung Christi“ (Altarbild in der katholischen Kirche zu Stuttgart (1840); zwei Altarbilder mit Flügeln in der Liebfrauenkirche zu Ravensburg, das eine die „Geburt Christi mit der Verkündigung und der Erscheinung des Engels bei den Hirten“, das andere „Christus am Oelberg mit Jesaias und Moses zu den Seiten“ vorstellend (1843 und 1845). In keinem dieser Werke verläugnet D. sein tief religiöses Gemüth und eine freilich oft bis zur Derbheit[2] eigenartige, zugleich an der älteren und der vorrafaelischen[3] italienischen Schule gebildete Kunstauffassung, es läßt sich jedoch nicht verhehlen, daß sich bald nach seiner Niederlassung in Stuttgart bei ihm, wie bei andern schwäbischen Künstlern jener Zeit, ein merklicher Rückgang zeigte, wie solchen eine isolirte Stellung in der kleinen und kunstarmen Stadt fast nothwendig herbeiführen mußte.
Dieterich: Johann Friedrich D., Maler, geb. 21. Sept. 1787 zu Biberach, † 17. Jan. 1846 zu Stuttgart als Professor an der kgl. Kunstschule. Sohn eines armen Sackträgers verrieth D. sein Kunsttalent zuerst durch geschickte Bemalung von Fruchtsäcken und kam nach einigen verlorenen Lehrjahren in Scheer und Ehingen zu den Stuttgarter Hofmalern- Zum Andenken an J. F. Dieterich. Stuttg. 1846. Nekrolog von Eser im 3. Bericht des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben. 1845. Förster, Gesch. d. d. Kunst. Bd. 5.
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 157. Z. 7. v. o. l.: auf der andern Seite je. [Bd. 5, S. 796]
- ↑ Z. 25. v. u. l.: Herbheit (st. Derbheit). [Bd. 5, S. 796]
- ↑ Z. 24. v. u. l.: der älteren deutschen und der vorrafaelischen. [Bd. 5, S. 796]