Zum Inhalt springen

ADB:Becker, Jacob (Maler)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Becker, Jakob“ von Heinrich Weizsäcker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 317–321, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Becker,_Jacob_(Maler)&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 08:37 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 46 (1902), S. 317–321 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Jakob Becker (Maler) in der Wikipedia
Jakob Becker in Wikidata
GND-Nummer 119032082
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|46|317|321|Becker, Jakob|Heinrich Weizsäcker|ADB:Becker, Jacob (Maler)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119032082}}    

Becker: Jakob B., Genremaler, anfänglich Lithograph, in späteren Jahren Professor der Malerei am Städel’schen Kunstinstitut, mit seinem Künstlernamen auch „Becker von Worms“ geheißen. Geboren in Dittelsheim bei Worms am 15. März 1810, † in Frankfurt a. M. am 22. December 1872. Jakob B. ist aus der Düsseldorfer Schule hervorgegangen, sie war es auch, die ihn dauernd für den eigentlichen Künstlerberuf gewann, nachdem er bereits Jahre vorher in Frankfurt als Zeichner und Lithograph gearbeitet hatte. Im Alter von 16 Jahren, 1827, war er nach Frankfurt gelangt, hatte hier Beschäftigung in der Vogel’schen lithographischen Anstalt gefunden und hatte in dieser Proben seines Talents nach verschiedenen Richtungen abgelegt: zwei von ihm gezeichnete, von anderer Hand auf Stein übertragene Blätter, das eine Begebenheiten aus Luther’s, das andere Scenen aus Friedrich’s des Großen Leben enthaltend, waren unter seinen graphischen Arbeiten in dieser Zeit die bemerkenswerthesten neben einem von ihm und J. F. Dielmann gemeinsam aufgenommenen Rheinpanorama, das in Form eines Albums in Vogel’s Verlag erschien („F. C. Vogels Panorama des Rheines etc. von Mainz bis Coblenz“, Frankfurt a. M., o. J.); hier ist das gesammte linke Rheinufer von B. nach der Natur und auf Stein gezeichnet; die Originalzeichnungen sind heute im Besitz von Frau Marie Meister in Frankfurt.

Ein geschäftlicher Auftrag führte B. 1833 nach Düsseldorf, hier aber hielten ihn der Eindruck des regen künstlerischen Lebens, das ihn alsbald aufnahm, wie auch die Anerkennung, die er selbst mit seinen Leistungen fand, fest. Er wurde Schüler F. W. Schadow’s an der von diesem geleiteten Kunstakademie und so schnell sah er sich durch dessen Unterricht gefördert, daß er nach Verlauf weniger Jahre zu den anerkannten jugendlichen Größen der Düsseldorfer Schule gehörte. Eine schon in Frankfurt gehegte Liebhaberei führte ihn anfänglich der Behandlung romantischer Gegenstände zu, „Der Ritter und sein Liebchen“ und „Ritter Brömser“, eine Rheinsage, gehörten zu seinen ersten Bildern. Bald aber traf der Künstler eine andere Wahl, indem er sich von der romantischen der Dorfpoesie zuwandte, und zwar ergriff er das gerade damals unter wesentlicher Betheiligung der Düsseldorfer aufs neue in Aufnahme gelangte Specialfach der ländlichen Genremalerei, zu dessen namhaftesten Vertretern er späterhin gehören sollte. Rudolf Jordan und Adolf Schrödter mögen auf diese Entscheidung nicht ohne Einfluß gewesen sein, noch mehr aber wirkte in derselben Richtung sein Frankfurter Studiengenosse Jakob Fürchtegott Dielmann auf ihn ein, der inzwischen auch nach Düsseldorf gelangt war und der damals bereits mit Erfolg begonnen hatte, das Rheinthal zum Gegenstande seiner sittenbildlichen Studien zu machen. Nach einigen kleineren Versuchen trat B. 1836 mit der ersten [318] größeren Leistung in dem neugewählten Genre auf; es war dies das Bild der „wallfahrenden Bauernfamilie“, das lebhaften Beifall fand. Für den Eindruck, den es hervorrief, war eine Episode bezeichnend, die an seine Ausstellung in Magdeburg anknüpfte. Dort führte die Erregung einzelner Gemüther über die vermeintliche religiöse Tendenz der Darstellung geradezu einen Conflict in den einheimischen kirchlichen Kreisen herbei, ein Vorfall, an welchem freilich der Künstler selbst, frei von aller tendenziösen Schwäche, wie er immer war, die geringste Schuld hatte. Das Gemälde befindet sich jetzt auf der Besitzung von Dr. Eugen Lucius in Schönstadt (Hessen). In Düsseldorf entstanden in den zunächst folgenden Jahren: „Der Abend am Brunnen“ (1837); „Der heimkehrende Krieger“, der auf dem Friedhof die Gräber der Seinen aufsucht (1838); „Der verwundete Wildschütz“ (1839); „Die vom Gewitter überraschten Landleute“, die in der Ferne ihr Dorf brennen sehen (1840). Seine Vorwürfe entnahm der Künstler den Rhein- und Lahngebieten, die er gemeinsam mit Dielmann durchwanderte. Das zuletzt genannte Bild ist gleich einer Menge anderer, unter denen wir den „vom Blitz erschlagenen Schäfer“ weiter unten zu nennen haben werden, in Willingshausen entstanden, einer im Hessischen, in dem an Trachten wie an altüberlieferter Volkssitte reichen Schwälmer Grund gelegenen Ortschaft, die als Studienplatz für B. neben dem Westerwald eine besondere Anziehungskraft besaß. Er hat hier mit Dielmann zusammen oft geweilt und nach ihm haben zahlreiche Frankfurter und Düsseldorfer Künstler, unter denen sich vorübergehend auch Knaus befand, dort gearbeitet. Das Bild der vom Gewitter ereilten Feldarbeiter kam an den Kunstverein für Rheinland und Westfalen und später in die Sammlung des kunstsinnigen Fürsten von Solms-Braunfels, den mit B. zugleich persönliche Freundschaft verband; aus dessen Besitz ist es vor nicht allzulanger Zeit an die kgl. Nationalgalerie in Berlin übergegangen. Eine Farbenskizze davon ist im Wiesbadener Museum, eine kleinere Wiederholung besitzt die Münchener Pinakothek und noch eine Replik Frau Meister in Frankfurt, wie denn überhaupt verschiedene Becker’sche Bilder in mehreren, meist zwei bis drei unter sich nur wenig variirenden, jedoch im Format differirenden Ausführungen vorhanden sind. Noch mehr als seine früheren Werke trug das zuletzt genannte Bild dazu bei, den Ruf des Künstlers zu verbreiten. Von besonderer Bedeutung, auch für seinen äußeren Lebensgang, war die Anerkennung, die er damit in Frankfurt fand; es geschah wesentlich unter ihrem Eindruck, daß dort im J. 1841 die Administration des Städel’schen Instituts bei der Besetzung einer vacanten Lehrstelle an ihrer Kunstschule Jakob B. vor anderen Bewerbern den Vorzug gab.

Der Künstler übernahm hier zunächst den Zeichenunterricht in der Elementarclasse und sodann 1842 als Professor auch den Lehrauftrag in der Genre- und Landschaftsmalerei. Seine Anstellung fiel in eine der erregtesten Zeiten, welche die Geschichte der Städel’schen Stiftung zu verzeichnen hat. Mit der Vertretung der gesammten künstlerischen Interessen des Instituts war damals Philipp Veit betraut, der als eines der Häupter der „neudeutschen“ romantischen Schule zehn Jahre zuvor nach Frankfurt gezogen worden war, ohne hier jedoch für seine besondere Richtung einen auf die Dauer günstigen Boden zu finden. Die Düsseldorfer Coloristenschule hat in Frankfurt den „Nazarenern“ im Beginn der vierziger Jahre das Feld abgewonnen. Neben Jakob B. ließen sich hier in der Zeit von etwa 1835 bis 1845 noch eine ganze Anzahl anderer Düsseldorfer Maler nieder, so Achenbach, Schrödter, Pose, Funk und Dielmann. Die offene Aufnahme, die sie fanden, bedeutete eine ebenso unverhohlene Zurücksetzung für Veit und seine Schule, oder wenigstens wurde sie auf dessen Seite so aufgefaßt. Als dann bei einem besonderen dienstlichen Anlaß –- es handelte sich um den [319] Ankauf eines Lessing’schen Bildes –- auch die Administration der Städel’schen Stiftung in höchst unzweideutiger Form auf die Seite der Düsseldorfer trat, sah sich Veit bewogen, sein Amt niederzulegen. Das war im J. 1843. Sein Directorposten ist seitdem nicht wieder besetzt worden. Als sich später, 1850, in Eduard v. Steinle ein Ersatz für ihn als Lehrer der Historienmalerei gefunden hatte, wurde zwischen diesem und B. der Unterricht in der Weise getheilt, daß die Malerzöglinge nach Absolvirung der elementaren Vorstufen des Unterrichts nach freier Wahl bei einem von beiden als Specialschüler eintraten. Einen 1846 an ihn ergangenen Ruf an die Münchener Kunstakademie lehnte B. ab. Er hat im ganzen über dreißig Jahre lang seine hervorragende Lehrgabe in den Dienst der Frankfurter Schule gestellt, bis er, durch Krankheit genöthigt, seine Entlassung nahm.

Wir erwähnen auch aus der Frankfurter Zeit Jakob Becker’s einige seiner größten oder bekanntesten Werke. Unsere Aufzählung erhebt nicht den Anspruch auf Vollzähligkeit; wir verweisen für weitere Angaben auf die untenverzeichnete Litteratur, deren Mittheilungen stellenweise übrigens durch das Folgende ergänzt werden. In Frankfurt entstanden neben einer Menge kleinerer Bilder in Oel und Aquarell und einer erheblichen Zahl von Porträts: „Der vom Blitz erschlagene Schäfer“ (1844), Eigenthum des Städel’schen Kunstinstituts, in kleinerer Wiederholung bei Dr. Eugen Lucius in Frankfurt a. M.; „Die kriegsflüchtigen Landleute“ (1848), beim Seetransport nach Amerika untergegangen, Entwürfe dazu bei Frau Meister und Dr. Lucius in Frankfurt; „Der Abschied des Rekruten“ (1855), Gegenstück zu dem älteren „Des Kriegers Heimkehr“; ein kleines „Hessenmädchen“ mit einem Lamm, auch „Hänsel und Grethel“ genannt, lebensgroße Figuren, bei Frau Meister; ebenda „Familienglück“; „Die heimkehrenden Schnitter“, an Consul Böker in New-York verkauft, Farbenskizze bei Dr. Lucius; ebenda der „Liebesantrag“; „Der Schulmeister mit seiner Jugend“, bei dem Staatsminister a. D. Dr. Robert v. Lucius in Ballhausen (Thür.); „Der Kirchgang“, erworben von Senator Freiherrn v. Bernus-du Fay auf Stift Neuburg bei Heidelberg; „Die Weinlese“, einst im Besitz von Senator Souchay in Frankfurt; „Das Stelldichein am Brunnen“, zwei Mal gemalt, eines der beiden Exemplare in der großherzogl. Kunsthalle in Karlsruhe; „Mädchen am Brunnen“, im Wiesbadener Museum; „Die Märchenerzählerin“; „Des Hauses und des Feldes Segen“ u. a. m. Becker’s letztes Bild war der nicht mehr ganz von seiner eigenen Hand vollendete „Erntekranz“. jetzt im Besitz von Dr. Lucius in Frankfurt. Unter den von B. gemalten Bildnissen dürften hauptsächlich die Porträts des Fürsten und der Fürstin Bismarck von allgemeinerem Interesse sein, Wiederholungen davon bei Frau Professor Becker in Frankfurt; großen Anklang fand seinerzeit auch das Bildniß der beiden ältesten Töchter des Künstlers, das ihm zusammen mit dem „vom Blitz erschlagenen Schäfer“ 1845 auf der Ausstellung in Brüssel die goldene Medaille eintrug. Von weiteren Auszeichnungen, die ihm im Laufe der Zeit zu Theil wurden, sei erwähnt, daß die kgl. Akademie der Künste in Berlin, die kgl. belgische Akademie der Wissenschaften und der Künste und die Akademie der bildenden Künste in Wien ihn nacheinander zu ihrem Mitgliede ernannt haben.

Jakob Becker’s Werke haben eine ganz außergewöhnliche Popularität erlangt; durch Stich und Lithographie haben die meisten von ihnen weite Verbreitung gefunden. Die Popularität ist für sich allein keine ausreichende Probe auf den „inneren Gehalt eines Kunstwerkes, im gegebenen Falle aber ist sie ein Zeichen dafür, wie es einem Künstler von an sich bedeutenden Gaben gelungen ist, zugleich einen Ton zu treffen, der in unzähligen Gemüthern wiederzuklingen vermochte. Sieht man den engeren Kreis der sogenannten Kenner nicht als den [320] einzigen an, für den die Kunst einen Beruf in sich trägt, so gelangt man hier wie bei anderen Künstlern gleicher Zeit und Art, einem Rudolf Jordan, Georg Ferdinand Waldmüller u. A., auch jüngere wie Knaus nicht ausgeschlossen, immer wieder zu der Erkenntniß zurück, daß jenes „ideale Volksbild“, das sie pflegten, sich im Volke unendlich größeren Dank verdient hat, als zahlreiche andere, spätere Bestrebungen auf gleichem Gebiet. Namentlich die rein realistische Bauernmalerei, wie sie in unseren Tagen ein Leibl, Bastien-Lepage oder Liebermann ausgebildet haben, vermag sich in dieser Hinsicht mit jener älteren Concurrenz nicht zu messen, so wenig sie dieser auch sonst an künstlerischen Qualitäten nachsteht. Wir berühren diese Thatsache ohne kritische Nebengedanken, nur weil sie vorhanden ist. Der völligen Voraussetzungslosigkeit, mit der man heute, von ausschließlich subjectiven oder momentanen Eindrücken ausgehend, der Natur zu folgen sucht, tritt in der Auffassungsweise Jakob Becker’s und seiner Zeitgenossen eine bewußte Methode gegenüber, die wählt und ordnet und nicht nur die natürliche, sondern vor allem auch die gefällige Form betont. Damit verbindet sich eine eben so bewußt ausgeübte Kunst, zu componiren. Ein Bild, wie beispielsweise die „Heimkehr der Schnitter“, ein Zug von Feldarbeitern, der in fröhlichem Getümmel dem Feierabend entgegeneilt, wirkt wie der Schlußsatz einer großen Symphonie, in jubelnder, stürmischer Bewegung voranschreitend und doch gehalten vom festen Gefüge eines harmonisch und rhythmisch gegliederten Ganzen. Der Name Leopold Robert’s, dessen italienische Volksscenen durch Riedel’s Vermittlung ja etwa zu gleicher Zeit mit dem Düsseldorfer Genrebilde bei uns beliebt wurden, hat sich im Angesicht von solchen Schöpfungen unseres Künstlers schon Manchem ungesucht auf die Lippen gedrängt. In der That ist hier eine unverkennbare Verwandtschaft der künstlerischen Intention gegeben, wenn man es auch anstatt der Campagnolen mit Schwälmer oder Westerwälder Bauern zu thun hat. Das beiden Künstlern Gemeinsame liegt in dem Bedingtsein ihres Formgefühles durch ein classisches Ideal, das von der Zeit des römischen Neoclassicismus und von der Schule David’s her bei dem Franzosen wie bei dem Schüler Schadow’s fühlbare Nachwirkungen hinterlassen hat. Was aber im Unterschiede von fremden Analogien als Becker’s persönliche Eigenart gelten muß, das ist vor allem der reiche Gemüthsantheil, den er in die bald novellistisch, bald episch gefärbten Vorgänge seiner Schilderung hineinlegt, eine Eigenschaft, die seinen Schöpfungen zugleich in allen Fällen einen gesunden und realen Lebensinhalt verbürgt. Man hat B. falsch verstanden, wenn man, wie zu Zeiten geschah, in diesem für ihn allerdings sehr charakteristischen Zuge eine Art von Hyperästhesie erkennen wollte. Wenn es auch wahr ist, daß unter Umständen unsere Tugenden selbst sich in Schwächen verwandeln können, und wenn auch vielleicht in Becker’s Gefühlsrichtung wie überhaupt in der künstlerischen Praxis seiner Zeit, ein Ansatz zur Empfindsamkeit lag, so hat er doch nie zur Unnatur geneigt. Er hat zuviel in und mit dem Volke gelebt, als daß ihn sein ästhetisches Gefühl um den Wirklichkeitsgehalt, der unentbehrlich ist, je hätte betrügen können. Vielmehr, wie die Werke eines guten Dichters zeigen Becker’s Arbeiten eine sehr ausgebreitete Kenntniß der Natur und ihres Zusammenhanges, die wiederum auf einen ebenso fein beobachtenden als denkenden Geist zurückschließen läßt. Und, wie es sich im Genrebilde ziemlich von selbst ergibt, legt dafür in besonderem Maße die Charakteristik seiner Typen Zeugniß ab, wenngleich ihm, wie sein Schwager Wolfgang Müller in einem bald nach seinem Tode veröffentlichten Lebensabriß treffend bemerkt hat, auch in diesem Punkt sein ausgeprägter Schönheitssinn das erste und höchste Princip des künstlerischen Schaffens gewesen ist.

[321] Der ertragreichste Abschnitt von Becker’s künstlerischer Thätigkeit fällt in seine Düsseldorfer Periode und in die erste Frankfurter Zeit. Später wurde seine Production weniger ergiebig. Das Lehramt kostete Zeit und Stimmung, zumal da er die Correctur in der Malschule mit gleicher Gewissenhaftigkeit, wie seine eigene Arbeit versah; in beiden konnte er mitunter des Besserns kein Ende finden. Gesellschaftliche Verpflichtungen traten weiterhin an ihn heran, die seine angesehene sociale Stellung mit sich brachte und die seine gewinnende Persönlichkeit eher zu vermehren, als zu vermindern geeignet war. Noch während seines Düsseldorfer Aufenthaltes, 1838, hatte er sich mit einer Schwester des Dichters Wolfgang Müller von Königswinter vermählt. Ihre reiche musikalische Begabung vollendete das anregende künstlerische Gepräge des Becker’schen Hauses, das in Frankfurt zu den anziehendsten Sammelpunkten des geselligen Lebens zählte. Hier hat auch Bismarck in der Zeit, die er als Bundestagsgesandter in der Mainstadt verbrachte, oft und gerne verkehrt; die von Haus zu Haus gehende Freundschaft hat der Fürst und Kanzler auch später treu bewahrt.

In seinen Schülern hat Jakob B. der nachfolgenden Frankfurter Künstlergeneration sein Bestes vererbt. Es verdient in dieser Hinsicht besonders hervorgehoben zu werden, daß die Mehrzahl der Angehörigen jener originellen und höchst werthvollen Gruppe einheimischer Landschafts- und Genredarsteller, die man heute unter dem Namen der „Cronberger Malercolonie“ zusammenfaßt, aus Becker’s Schule hervorgegangen ist, so vor allem Anton Burger, Philipp Rumpf und Jakob Maurer. Von anderen seiner Schüler, die sich einen Namen gemacht haben, seien hier in Kürze die folgenden angeführt: Adolf Dreßler, Julius Hamel, Heinrich Hasselhorst, Adolf Hendschel, der bekannte Illustrator, der Münchener Wilhelm Lindenschmit d. Jüngere, Ernst Schalck, Adolf Schreyer, Heinrich Winter, Georg Philipp Winterwerb.

Unseren Ausführungen liegen, soweit sie biographischer Natur sind, außer den Acten des Städel’schen Kunstinstituts und persönlichen Notizen, die uns aus dem Kreise der Angehörigen des Künstlers, insbesondere von Frau Prof. W. Becker und von Hrn. Dr. E. Lucius gütigst mitgetheilt wurden, die folgenden litterarischen Aufzeichnungen zu Grunde: Wolfgang Müller von Königswinter, Jakob Becker von Worms, im Salon, Leipzig 1873, Heft IX, S. 1050 ff. – E. Döring, Jakob Becker, im Unterhaltungsblatte des Frankfurter Journals „Didaskalia“, 1889, Nr. 97–100 incl. – Jakob Becker, Separatabdruck aus der Deutschen Presse, 1873, anonym erschienen. – Franz Rittweger, Die Bestrebungen der Kunst in Frankfurt seit der Gründung des Städel’schen Kunstinstituts, in der Frankfurter Reform, 1864, Nr. 92. – Wilhelm Kaulen, Freud’ und Leid im Leben deutscher Künstler. Frankf. a. M. 1878, S. 15 ff. – Zu vergl. auch die periodischen Mittheilungen d. Administration des Städel’schen Kunstinstituts, hauptsächlich die Berichte von 1849, 1854 und 1879 passim.