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ADB:Bernus, Franz Freiherr von

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Artikel „Bernus, Freiherr Franz Alfred Jacob von“ von Otto Heuer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 436–437, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bernus,_Franz_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 09:21 Uhr UTC)
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Bernus: Freiherr Franz Alfred Jacob v. B., 1808–1884, Senator der freien Stadt Frankfurt a. M. B. ist einer der letzten Vertreter jener interessanten Classe von Männern, wie sie in den kleinen deutschen Stadtrepubliken erwachsen, die als Chefs großer Handelshäuser, als Politiker und Kunstfreunde eine vielseitige Thätigkeit entfalteten. Einen großen Theil seiner Jugend hatte B. im Auslande, besonders in England und Italien, später auch in Rußland zugebracht und frühzeitig mit den Verhältnissen der großen Welt sich vertraut gemacht. Italien, wohin er oft und gern wieder zurückkehrte, verdankte er ein feines Verständniß für Kunst und Litteratur, England den weiten Blick für wirthschaftliche Fragen, wie er damals in Deutschland noch nicht häufig war. Diese seine Fähigkeiten stellte er, 1853 in den Senat gewählt, in den Dienst seiner Vaterstadt. Ihre Entwicklung zur Großstadt voraussehend, war er besonders auf die rechtzeitige Schaffung günstiger Verkehrswege bedacht. Frankfurt verdankt ihm die noch heute den Osten und Westen der Stadt verbindende Mainuferbahn. Für ausreichende Brückenanlagen, damals war die alte Mainbrücke noch die einzige Verbindung der beiden Ufer, war er unermüdlich thätig. Durch Entwürfe und Skizzen, die den jetzt durchgeführten großartigen Brückenbauten vielfach vorarbeiteten, suchte er die so nöthigen Fortschritte auf diesem Gebiete zu fördern, wie er überhaupt jede Frankfurt betreffende Bahn- und Verkehrsfrage ebenso wie die Münzangelegenheiten mit sachkundigem Interesse verfolgte. Die erweiterte Wasserversorgung durch die Erschließung der Quellen des Vogelsberges hatte in ihm den eifrigsten Beförderer. Die energische Thätigkeit im realen Leben beeinträchtigte aber nicht den idealen Sinn, der ihn erfüllte. Sein gastliches Haus war der Sammelpunkt der Frankfurter Kunstwelt.

In treuer Freundschaft waren ihm Männer wie Philipp Veit, Eduard v. Steinle, Moriz v. Schwind verbunden, denen sich besonders Felix Mendelssohn-Bartholdy zugesellte.

Die vaterstädtischen Kunstbestrebungen fanden in Senator B. stets den bereitwilligsten Förderer. Von seiner Antheilnahme an der Goethefeier 1849 zeugen noch die beiden von ihm gestifteten, nach Steinle’s Entwürfen ausgeführten Fahnengemälde, die das Stiegenhaus der Frankfurter Stadtbibliothek zieren. Bei der Errichtung des Schillerdenkmals stand er an der Spitze des Comités. Die ideale Auffassungsweise der Dinge, wie sie sich in mancherlei wohlgelungenen, nur für den engeren Freundeskreis bestimmten, dichterischen und schriftstellerischen Versuchen kundgibt, übertrug er auch auf die Politik. Sie war ihm mehr eine Sache des Herzens, des Gemüthes, als des kalt rechnenden Verstandes.

Begeistert für die Einheit und Freiheit aller deutschen Stämme, hatte er schon in den Tagen des Parlaments 1848/49 in freundschaftlichem Verkehr mit den hervorragendsten Männern der Paulskirche gestanden. Dem österreichischen Kaiserhause in treuer Anhänglichkeit ergeben war er als Mitbegründer des Reformvereines ein thätiges Mitglied der großdeutschen Partei. Der Frankfurter Fürstentag des Jahres 1863, bei dem B. die glänzenden Empfangsfeierlichkeiten [437] der Stadt leitete, brachte ihm zwar die Erhebung in den erblichen österreichischen Freiherrnstand, aber nicht die Erfüllung seiner politischen Wünsche. Die Ereignisses des Jahres 1866 bedeuteten das Ende seiner öffentlichen Thätigkeit.

Obwol nicht blind gegen die Fehler seiner Partei, hielt er doch unbeirrt an ihr fest. Am Tage der Suspension der Verfassung der freien Stadt wurde er nebst seinem Collegen Speltz in kurze Haft genommen und nach Köln abgeführt. Von dort erließen beide ihren Protest gegen die Einverleibung und legten alle ihre Aemter nieder, da sie durch ihren der freien Stadt geleisteten Eid sich dazu verbunden fühlten. Von nun ab lebte B. auf seinem Landsitze, Stift Neuburg bei Heidelberg, seinen künstlerischen und wissenschaftlichen Neigungen und seinen reichen Sammlungen, die er auf seinen vielfachen Reisen eifrig zu vermehren bemüht war.