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ADB:Albert II. (Graf von Hohenberg und Haigerloch)

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Artikel „Hohenberg, Graf Albert von“ von Ludwig Schmid in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 659–669, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Albert_II._(Graf_von_Hohenberg_und_Haigerloch)&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:54 Uhr UTC)
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Band 12 (1880), S. 659–669 (Quelle).
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Hohenberg: Graf Albert von H. (Haigerloch), vom Stamme der Zollern, gest. am 17. April 1298. Im J. 1061 werden die ältesten Ahnen der Grafen von Zollern in der beglaubigten Geschichte aufgeführt. Dieselben erbauten auf dem Zollern, einem der höchsten Vorberge der Schwabenalb, ein Schloß, welches die gemeinsame, namengebende Stammburg des ganzen Geschlechts geworden, von der Mitte des 14. Jahrhunderts an aber meist unter dem Namen Hohenzollern vorkommt, welchen seit langem auch ihre königlichen und fürstlichen Nachkommen führen. Die höchst ansehnliche älteste Grafschaft des Hauses bestand aus fünf großen zusammenhängenden Territorien, welche sich um die Hauptburgen Hohenberg (bei Spaichingen), Schalksburg (bei Balingen), Zollern, Haigerloch und Rotenburg (am oberen Neckar) gruppirten. Am Ende des 12. Jahrhunderts aber schied sich unter dem Grafen Friedrich III. und Burkard III. der Zollerstamm zunächst in zwei Linien, welche sich in die angestammte Grafschaft so theilten, daß ersterer die alte Stammburg Zollern mit dem umliegenden Landstrich, die Schalksburg nebst der dazu gehörigen Herrschaft (zumeist das heutige königlich-württembergische Oberamt Balingen) endlich Burg und Stadt Mühlheim an der Donau u. a., letzterer die Burgen Hohenberg, Haigerloch und Rotenburg nebst Zugehör erhielt. Friedrich III. erwarb um dieselbe Zeit durch eine Heirath und kaiserliche Belehnung die Burggrafschaft Nürnberg (s. Bd. VII, S. 569), vererbte diese auf seinen Sohn Konrad, die alten Stammlande mit der Zollerburg, der gemeinsamen Wiege des Geschlechtes, dagegen auf seinen andern Sohn Friedrich und wurde so der gemeinsame Stammvater der königlichen Hohenzollern auf dem Throne von Preußen und nunmehrigen deutschen Kaiserthrone und der fürstlichen Hohenzollern in der alten Heimat des Hauses. Burkard III. aber ist der Stammvater der fortan nach den Burgen Hohenberg, Haigerloch und Rotenburg genannten Grafen, welchen unser Graf A., ein Urenkel des genannten Burkard, angehört.

Albert (seltener Albrecht), als Graf von H. der zweite dieses Namens, geboren um 1235 als der älteste Sohn des Grafen Burkard III. von H. und dessen Gemahlin Mechtilde, einer gebornen Pfalzgräfin von Tübingen, tritt [660] nach dem im J. 1253 erfolgten Tode seines Vaters 1258 zuerst in der urkundlichen Geschichte seines Hauses auf und hatte seinen Sitz meist auf dem Schlosse Rotenburg in der Nähe der darnach benannten K. W. O. A. Stadt a. N., sonst hie und und da auch auf den obgenannten Burgen Hohenberg und Haigerloch. Nach allen diesen drei Burgsitzen wird er in Urkunden und sonstigen zuverlässigen gleichzeitigen Aufzeichnungen genannt. Als Graf von Haigerloch führen ihn besonders österreichische Geschichtsquellen auf; so auch die in Paris befindliche manessische deutsche Liederhandschrift. Bald nach seinem ersten Auftreten führte er den Titel „von Gottes Gnaden Graf von Hohenberg“, welcher ihm auch in von Lehensmannen seines Hauses ausgestellten Urkunden beigelegt wird. Es spiegelt sich hierin die Stellung ab, welche nicht blos die Herzoge sondern auch die Grafen damals bereits gegenüber dem Reiche und dessen Oberhaupt, welchem fast nichts mehr als die herkömmliche Belehnung übrig geblieben, eingenommen haben. So erscheint auch unser Graf A. als Regent eines mittelalterlichen Kleinstaates, in welchem er zugleich der reichste Grundbesitzer war. Darin stand ihm als Landesherrn über die ganze Bevölkerung – Edel- und Gemeinfreie, Hörige und Leibeigene – die hohe Gerichtsbarkeit zu, und auch die in seiner Grafschaft seßhaften Leute anderer Herrschaften, geistlicher wie weltlicher, hatten in ihm ihren obersten Schutzherrn, landesherrlichen Vogt zu erkennen und dafür gewisse Abgaben in Geld oder Naturalien zu entrichten. Die Vasallen und Dienstmannen, welche Burgen, Dörfer, Höfe, Vogteien u. a. m., beziehungsweise Einkünfte von solchen von ihm zu Lehen hatten, bildeten seine bewaffnete Macht, welche vor allem zu seinem und seines Landes Schutz verpflichtet waren, nach Umständen auch mit ihm in’s Feld ziehen mußten. So tritt uns A. aus einer großen Anzahl Urkunden entgegen in seinem Walten als Grund-, Landes- und Lehensherr, wobei er bald auf dieser bald jener seiner Burgen seinen Sitz nahm und von seinen Hofbeamten, Vasallen oder Dienstmannen als unständigen Räthen umgeben war und sein Notar die nöthigen schriftlichen Ausfertigungen machte. Wenn sein Regiment so meist ein persönliches war, geschah doch auch manches in seinem Namen durch seine Vögte, Ammane, Schultheißen, Maier und Keller (Verwaltungsbeamte). Und aus den ersten zwei Jahrzehnten seines Auftretens als Graf ist uns außer diesem seinem Wirken im engeren Kreis seiner Grafschaft fast nichts von ihm überliefert. Sonst wird in der ganzen Zeit bis 1273 A. nur einmal genannt, nämlich 1262, da mehrere schwäbische Grafen, darunter auch er, Konradin, dem letzten legitimen männlichen Sprossen des hohenstaufischen Hauses, ihre Huldigung darbrachten, als derselbe unter der Aegide seiner Vormünder, des Herzogs Ludwig von Baiern, des Strengen, seines mütterlichen Oheims, und des Bischofs Eberhard von Constanz vom Geschlechte der Truchsesse von Waldburg, in seinem zehnten Lebensjahre in sein angestammtes Herzogthum Schwaben eingeführt wurde und im Sommer des obengenannten Jahres längere Zeit zu Constanz am Bodensee Hof hielt. Mit den Königen des sogenannten Zwischenreiches, Wilhelm von Holland († 1256) und Richard von Cornwallis († 1272), kam unser Graf in gar keine Berührung, wenigstens ist uns nichts davon überliefert, während andere schwäbische Grafen, insbesondere die von Wirtemberg, sich das Bestreben der obgenannten Könige, einen Anhang zu gewinnen, in der Weise zu Nutzen machen, daß sie sich von denselben Reichslehen und Pfandschaften zu verschaffen suchen. Graf Albert’s ausgedehnter Wirkungskreis und hervorragende politische Rolle beginnen erst mit dem J. 1273, da Rudolf von Habsburg den deutschen Thron bestieg und unseren Grafen vor allen anderen Schwabens auszeichnete und mit seinem besonderen Vertrauen beehrte. Der nächste Anlaß hiezu ist allerdings in der nahen verwandtschaftlichen Verbindung zu suchen, welche Rudolf schon als Graf mit Alberts Hause angeknüpft hatte. [661] Derselbe vermählte sich nämlich um das J. 1250 mit unseres Grafen Schwester Gertrud, welche aber bald nach ihrer und ihres Gemahls Krönung am 24. Oct. 1273 den Namen Anna angenommen hat. Dieselbe ist die Mutter aller Kinder Rudolfs, also insbesondere auch Albrechts des Erstgeborenen und der „sechs lieblichen Töchter“ desselben, welche Schiller in seinem „Grafen von Habsburg“ besungen, somit die hohe Ahnfrau des Kaiserhauses Oesterreich. Und da Mechtilde, die älteste, der hohenbergischen Großmutter nachbenannte Tochter von Rudolf und Gertrud, just an den Krönungstagen mit Herzog Ludwig von Baiern, dem Strengen, vermählt worden und diesem u. a. einen Sohn Ludwig, den nachmaligen Kaiser, geboren hat, so rollt in den Adern des baierischen Königshauses auch hohenbergisches Blut. Man darf indeß nicht glauben, Rudolf habe unseren Grafen aus dem einfachen Grunde und vornehmlich deshalb begünstigt und gehoben, weil er sein Schwager war. Weiß man doch nichts von einer besonderen Bevorzugung von Alberts Bruder Burkard Seitens des Königs. Rudolf, welcher, als er die Regierung des deutschen Reichs angetreten, bereits an der Schwelle des Greisenalters stand und unzweifelhaft ein Mann von hoher, geistiger Begabung, großer Klugheit und reicher praktischer Lebenserfahrung gewesen, hat auch in der Wahl anderer Männer seines besonderen Vertrauens gezeigt, daß er die geeigneten Persönlichkeiten herauszufinden wußte. Und wenn er solche, wie neben unserem Grafen den Burggrafen Friedrich III. von Nürnberg (Bd. 7, S. 570 ff.) vom Grafenstamme Zollern und den Grafen Heinrich von Fürstenberg (Bd. 8, S. 220 ff.), seine leiblichen Vettern, unter seinen Verwandten gefunden, so mußte ihn dies in seiner Wahl nur bestärken. In der That schildern zeitgenössische wie spätere und neueste Geschichtsschreiber von allgemein anerkannter Autorität unsern Grafen als einen Mann „wie in Schwaben keiner mehr werde geboren werden“, als „vir mirificus et famosus“, als „eine in jeder Beziehung ausgezeichnete Persönlichkeit“ (so Stälin); geben ihm das Prädicat „comes excellentissimus“ und vergleichen ihn mit den vielbesungenen zwölf Recken der alten Heldensage. Dabei leuchtete er inmitten des allgemeinen sittlichen Zerfalls der damaligen höheren und höchsten Kreise noch durch schöne Tugenden eines Privatmannes: hohe Moralität bei großer Verehrung der Frauen, Gerechtigkeitsliebe, Menschenfreundlichkeit u. a. hervor; glänzte als edler Sänger in zwiefachem Sinne und wird in Dichtungen anderer verherrlicht. Und wenn König Rudolf, welcher sich in früheren, sehr kritischen Lagen seines Lebens als entschlossener, thatkräftiger Charakter, als ein ebenso tapferer als kluger und erfahrener Kriegsmann bewährt, beim Ausbruch des zweiten Kriegs mit König Ottokar von Böhmen im Anfang des Sommeres 1278 vor Allen unseren Grafen, seinen Schwager, auf’s dringendste, ja flehentlich aufgefordert hat, ihm schleunigst zu Hilfe zu kommen, so liegt darin das vollgiltigste Zeugniß, wie Großes er auf ihn gehalten. – Bei den besonderen Beziehungen, in welche unser Graf durch seinen königlichen Schwager zu Schwaben gesetzt worden, müssen wir einiges über dieses Reichsland vorausschicken. Schwaben, früher eines der ansehnlichsten Herzogthümer des Reichs, hatte, nachdem Konradin 1268 sein junges Leben unter dem Beile des Henkers geendet, auch nicht einmal dem Namen nach einen Herzog. Zur Zeit, da König Rudolf den deutschen Thron bestieg, bestand es aus einer namhaften Anzahl von Grafschaften, deren Inhaber sich nahezu als souveräne Herren betrachteten. Manches Reichsgut und Recht darin war von König Konrad IV., den Königen des Zwischenreichs und Konradins Vormundschaft an Grafen des Landes, insbesondere die vom Stamme der Wirtemberger hingegeben worden, um dieselben zu gewinnen. Unter dem zahlreichen höheren und insbesondere niederen (ritterschaftlichen,) Adel des Landes war Beraubung von Klöstern, Gewaltthat gegen Schwache, Selbsthilfe, das Faustrecht an der Tagesordnung. Unter diesen Umständen hielt König Rudolf [662] als kluger, umsichtiger Herrscher die Schwierigkeiten wol erwägend, nicht für rathsam, das Herzogthum Schwaben wieder aufzurichten, wenn auch je und je die Versuchung an ihn herangetreten sein mochte, solches zu Gunsten einer seiner Söhne oder seines Schwagers Albert auszuführen. Dagegen schuf er bald nach seiner Krönung daraus drei Landvogteien: Niederschwaben, Oberschwaben und den Bezirk von Augsburg, von denen er erstere, die bedeutendste, seinem Schwager A. übertrug, und diesen noch besonders mit der Schirmvogtei einer Anzahl Klöster betraute. Da war es nun zunächst Albert’s Aufgabe, die in seinem Bezirk dem Reiche zustehenden Rechte zu wahren, den so manigfach gestörten Landfrieden wieder herzustellen und zu handhaben, Klöster und Kirchen, deren Güter und Leute sowie andere Schwache und Wehrlose vor Gewaltthat zu schützen, der Selbsthilfe der Herren und Ritter untereinander ein Ende zu machen. indem er sie aufforderte, vor seinem Richterstuhl zu erscheinen und ihre Händel nach Minne oder Recht schlichten zu lassen, den Widerspenstigen aber mit Waffengewalt zwang dem gefällten Spruch nachzukommen. Dazu sollte er insbesondere die Abschiede der Reichstage in Nürnberg vom November 1274 und August 1281 in seiner Landvogtei zum Vollzug bringen. Denselben zu Folge war Kaiser Friedrich II. der letzte rechtmäßige Vorgänger König Rudolfs gewesen, und letzterer sollte alle Güter und Rechte des Reichs, welche jener bevor (1245) der Papst Bann und Entsetzung über ihn ausgesprochen, im Besitz gehabt, auch was sonst inzwischen dem Reiche heimgefallen, gewaltsam vorenthalten oder ohne Zustimmung der Kurfürsten veräußert worden, wieder zu seinen Handen nehmen. In Schwaben aber hatten u. a. vornehmlich Markgraf Rudolf von Baden, die Grafen Ulrich von Wirtemberg und Hartmann von Grüningen-Landau theils widerrechtlich, theils in Folge von Belehnungen Seitens der Könige des Zwischenreichs Rechte und Güter des Reichs, so namentlich die Reichsburg Achalm, die Reichstadt und Burg (Mark-)Gröningen an sich gebracht. Da gab König Rudolf, nachdem er gegen das Ende des J. 1276 den Böhmenkönig Ottokar zur Herausgabe der Herzogthümer Oesterreich, Steier etc. gezwungen hatte, unserem Grafen A. von Wien aus gemessenen Befehl, alles was in den Grenzen seiner Landvogtei während des Zwischenreiches auf obige Weise dem Reiche entfremdet worden, wenn nöthig unter Anwendung von Waffengewalt, zurückzufordern und wieder zu gewinnen. Das verwickelte diesen mit dem bereits genannten Grafen Hartmann von Grüningen (unweit der Donau), welcher nach dem schon im J. 1265 erfolgten Tode seines Vetters Ulrich als Vormund von dessen minderjährigen Söhnen deren Sache vertrat, und einen ebenso tapferen als hartnäckigen Widerstand leistete, in einen blutigen, mehrere Jahre andauernden Kampf, bis Hartmann im J. 1280 endlich in Albert’s Gewalt gerieth und sein vielbewegtes Leben auf der Burg Asperg in ritterlicher Haft schloß. Darauf übergab Rudolf Burg und Stadt (Mark-)Gröningen, wo Hartmann seinen Sitz genommen hatte, sowie die Reichsburg Achalm seinem Schwager zur Obhut und Nutznießung. Als aber Eberhard (s. Bd. 5, S. 554 ff..), der zweite Sohn des obgenannten Grafen Ulrich von Wirtemberg, nach dem frühen Tode seines älteren Bruders kaum das Mannesalter erlangt und die Grafschaft seines Hauses angetreten hatte, da nahm er, ein überaus fehdelustiger Herr, den Kampf gegen den Reicheslandvogt und die zu diesem haltende königliche Partei wieder auf und man fügte sich in den Jahren 1285 und 1286 nach damaliger Kriegsführungsweise durch Raub, Verwüstung und Brand gegenseitig großen Schaden zu. Neben dem Kampf zwischen Graf A. als Reichslandvogt und dem Grafen Eberhard von Wirtemberg liefen andere Fehden her, bei welchen die meisten Grafen des Landes betheiligt waren, und dieses sich in zwei Lager theilte, in denen da A. und das Reich, dort Wirtemberg und Schwaben die Losung war. Endlich schritt König Rudolf selbst, nachdem er wiederholt aber ohne nachhaltigen Erfolg [663] zwischen den Führern der beiden Parteien und deren Genossen vermittelt hatte, in den Jahren 1286 und 1287 mit Waffengewalt gegen den jungen Grafen von Wirtemberg ein, über welchen nicht nur von andern Seiten Klagen erhoben worden, sondern der sich schließlich der Unbotmäßigkeit gegen das Reichsoberhaupt schuldig gemacht hatte. In beiden Kriegen sieht man unsern Grafen an der Seite seines königlichen Schwagers, welchem indeß erst im October 1287 eine nachhaltige Unterwerfung Eberhards gelang. In der That ruhten, so lange König Rudolf lebte, nun die Feindseligkeiten zwischen Wirtemberg und Hohenberg. Bald nachdem der Habsburger am 15. Juli 1291 aber das Zeitliche gesegnet, fiel Eberhard, Albert’s Landesabwesenheit benützend, unterstützt von anderen schwäbischen Grafen, mit ansehnlicher Streitmacht in das hohenbergische Gebiet ein, gewann aber keine der festen Burgen, sondern mußte sich mit Verwüstung und Brandschatzung des platten Landes begnügen, dagegen brach Graf A., eiligst in die Heimat zurückgekehrt, in das Herz des wirtemberger Landes ein, eroberte und zerstörte darin drei Burgen. Da fand der von Wirtemberg für gut, eine ehliche Verbindung zwischen seinem Hause und dem Albert’s einzuleiten. die auch Ende des J. 1291 geschlossen wurde und den Frieden auf viele Jahre hin sicherte.

Wiewol Graf A. durch die Regierung seiner ausgebreiteten Grafschaft, insbesondere seine Landvogtei in seiner schwäbischen Heimat viel und manigfaltig in Anspruch genommen war, so begegnet man ihm doch bei König Rudolfs Wanderungen durch das Reich und auf dessen Heerfahrten neben seinem Stammesvetter, dem hohenzollern’schen Burggrafen Friedrich von Nürnberg und seinem nachmaligen Schwiegervater, dem Grafen Heinrich von Fürstenberg, fast immer in dessen Umgebung. Da nahm er lebhaften, wichtigen Antheil an den Berathungen über mancherhand Angelegenheiten des Reichs und königlichen Hauses, den Verhandlungen über Krieg und Frieden, an den zur Sicherung des Landfriedens ergriffenen Maßregeln, den Erörterungen über staatsrechtliche Fragen, den Verfügungen des Königs über Reichsgut und Recht, der Schlichtung von Streitigkeiten der Reichsfürsten, der Erledigung von mancherlei Bitten und Klagen der Reichsangehörigen etc. So trifft man ihn schon bei Rudolfs Krönung zu Aachen (October 1273), darnach im December desselben Jahre zu Speier, vom Februar bis April 1274 auf den Hoftagen, welche der König an verschiedenen Orten hielt. So wohnte er denn auch der pompösen Zusammenkunft seines Schwagers mit dem Papste Gregor X. (October 1275,) bei. Lebhaften Antheil nahm A. an den Verhandlungen, welche auf den Reichstagen zu Augsburg (Mai und Juni 1275) und Ulm (Juli 1276) gegen den reichsrebellischen König Ottokar von Böhmen gepflogen wurden. Und als es noch in letzterem Jahre zwischen diesem und König Rudolf erstmal zum Kriege gekommen, machten A. und sein Bruder Burkard an der Spitze eines zahlreichen Aufgebots von Rittern und Knechten die erste Heerfahrt gegen den Böhmenkönig mit und waren noch im Anfang des nächsten Jahres bei Rudolf zu Wien. Um diese Zeit rief unsern Grafen sein Amt als Reichslandvogt in die Heimat, doch begegnet man ihm nach der Mitte des Juli 1277 abermals bei dem Könige zu Wien; im Januar des nächsten Jahres dagegen war er wiederum in Schwaben, wo er in seiner Stellung als Landvogt durch die höchst bedrohlichen Zustände bis Herbst 1278 zurückgehalten und trotz der dringendsten Aufforderung seines königlichen Schwagers zum Zuzug verhindert wurde, dessen zweite Heerfahrt gegen den abermals zum Rebellen gewordenen Böhmenkönig mitzumachen. Als aber Rudolfs glänzender Sieg auf dem Marchfelde (26. Aug. 1278) die Reichsfeinde in Schwaben eingeschüchtert hatte und bald darnach ein Krieg zwischen dem Könige und dem Markgrafen von Brandenburg drohte, rückte A. mit einer starken Streiterschaar nach Wien, wo man ihn noch im December [664] bei seinem Schwager trifft. Das J. 1279 brachte A. wieder in Schwaben zu. Als es aber im Spätsommer des nächsten Jahres allen Anschein gewann, der Krieg mit dem brandenburger Markgrafen werde wirklich zum Ausbruch kommen, rückten er und sein Bruder Burkard mit ihren Mannen nach Oesterreich, wo man beide im August und um die Mitte Octobers in des Königs Lager bei Deutschbrod trifft. Im J. 1281 wohnten A. und sein Bruder dem langen Reichstag zu Nürnberg (Anfangs Juli bis Ende August) bei, auf welchem die um den König versammelten Fürsten und Grafen des Reichs den oben erwähnten, von weittragenden Folgen begleiteten Rechtsspruch thaten, welcher insbesondere für Schwaben praktische Folgen hatte und, wie wir oben bereits gezeigt, unserem Grafen als Reichslandvogt eine schwere Verpflichtung auferlegte. In dem nächsten Jahre sieht man beide Brüder bei dem Könige an verschiedenen Orten, insbesondere zu Augsburg, als Rudolf seine beiden ältesten Söhne mit den dem Reiche heimgefallenen Herzogthümern Oesterreich, Steiermark etc. belehnte. Am 1. Juni 1283 treffen wir A. bei Rudolf in Rheinfelden, wo er und andere angesehene treue Anhänger desselben, die Grafen Heinrich von Fürstenberg und Ludwig von Oettingen sowie der Burggraf Friedrich von Nürnberg zu Pflegern („procuratores“) der jüngeren Söhne des Königs bestellt wurden, nachdem dieser seinem ältesten Sohne allein die genannten Herzogthümer übertragen hatte. Von Rheinfelden zog A. wenige Tage darnach mit dem Könige zur Belagerung von Peterlingen im Waadtlande, welches mit anderen Städten Graf Philipp von Savoyen sich weigerte, dem Reiche herauszugeben. Und noch am Ende des August vom angegebenen Jahr trifft man, als mit Savoyen Unterhandlungen angeknüpft worden, die aber zu keinem Frieden führten, ihn bei Rudolf zu Freiburg im Oechtlande, am 25. August 1284 mit seinem Bruder Burkard bei dem König zu Germersheim. Bald darauf (Mitte Septembers) zogen der König und A. mit anderen Grafen, darunter zwei von Zollern, Vater und Sohn, von der kleinen Reichsstadt Weil aus vor die Burg Waldeck im Nagoldthal, deren Inhaber seit geraumer Zeit mit unserem Grafen in Händeln gelegen waren und den Landfrieden gestört hatten. Aber erst um Martini fiel das sehr feste Bergschloß in des Königs Hände. Im Anfang des nächsten Jahres wohnte A. Rudolfs Hoftag zu Augsburg an, da der mächtige Graf Meinhard von Tirol, welcher mit dem königlichen Hause nahe verwandt und mit dessen Sohn (Albert) unseres Helden älteste Tochter verlobt (vermählt) war, mit dem Herzogthum Kärnthen belehnt, er aber auf’s Neue mit der Aufrechterhaltung des Landfriedens in Schwaben beauftragt wurde. In den Jahren 1286 und 1287 war A. theils in eigener Sache, theils in seiner Stellung als schwäbischer Reichslandvogt in heftige Fehden mit Graf Eberhard von Wirtemberg und dessen Anhang verwickelt, in Folge deren der König selbst zwei Mal gegen diesen einschritt (s. oben). Im Februar 1288 trifft man unsern Grafen bei dem Könige zu Mainz, wo er mit anderen einen Rechtsspruch zu Gunsten des Bischofs von Worms in Betreff dessen Ansprüche auf den Odenwald fällte. Im J. 1289 bei Rudolf auf der Burg Achalm, wo u. a. die durch Erbstreitigkeiten entzweiten Häuser Zollern und Hohenberg durch eine von Rudolf zwischen beiden eingeleitete Heirath ausgesöhnt wurden, und im April darauf zu Heilbronn, da der König durch einen Rechtsspruch dem Sohne Graf Hartmanns von Grüningen die „villa“ Cannstatt ab- und seinem Schwager A. zusprach. Auch auf dem Reichstag zu Erfurt, welcher fast das ganze Jahr 1290 ausfüllte, war A. zeitweise in des Königs Umgebung, sowie das Jahr darnach zu Hagenau, als über die reichsrebellische Stadt Valenciennes eine schwere Strafe verhängt wurde. Wenige Tage darauf zog der König nach Germersheim, von wo er, sich bedenklich krank fühlend, um die Mitte des Juli seinen Grabesritt nach Speier antrat. Auf dieser letzten schweren Fahrt gaben A. und [665] sein Bruder dem Könige das Geleite, waren ohne Zweifel auch Zeugen, als derselbe schon den Tag nach seiner Ankunft in Speier, am 15. Juli 1291, das Zeitliche segnete und den Tag darauf in der dortigen Kaisergruft feierlich beigesetzt wurde. – Aber erst 10 Monate später bekam das Reich in der Person des Grafen Adolf von Nassau wieder ein Oberhaupt. Es war in der langen Zeit, da der Thron unbesetzt gewesen, unter den Kurfürsten viel hin und her ge- und verhandelt worden und die Diplomaten der damaligen Zeit hatten vollauf zu thun. Unter diesen finden wir auch unsern Grafen thätig. Wiederholt trifft man ihn während dieser Zeit bei seinem Neffen, dem Herzog Albrecht von Oesterreich, welcher, wie alle Welt wußte, entschiedener Thron-Candidat war; so mit anderen warmen Anhängern des dahingegangenen Königs im März 1292 zu Friesach in Kärnthen, wo sicherlich über die Wahl verhandelt wurde. Insbesondere aber betraute ihn der Herzog mit der Mission, den König Wenzel von Böhmen für seine Wahl zum König zu gewinnen. Wol war derselbe Gemahl von Albrechts Schwester Gutta, also des letzteren Schwager. König Rudolf hatte aber bei seinem Abscheiden sehr wichtige Fragen zwischen seinem und dem böhmischen Königshause zunächst seinem ältesten Sohne, eben Albrecht, unerledigt zurückgelassen und von diesem war in Betreff derselben dazumal noch nichts geschehen. Dabei waren die Charaktere der beiden Fürsten so verschieden, daß das Bestehen guter persönlicher Beziehungen dadurch sehr erschwert wurde oder leicht wieder gestört werden konnte. Und mit dem stolzen, ebenso mißtrauischen und launigen als reizbaren Wenzel war schwer zu unterhandeln. So war der Auftrag, welchen A. in Prag ausführen sollte, an sich schon sehr schwierig, wurde dies aber um so mehr, als der Böhmenkönig für seine Stimme zu Gunsten seines Schwagers nichts Geringeres verlangte als den Wiederanfall der Herzogthümer Oesterreich, Steiermark und Kärnthen an sein Haus. Solche Forderung, durch deren Erfüllung Herzog Albrecht als Thronbewerber seine Hausmacht hätte zum Opfer bringen müssen, mußte unser Graf natürlich entschieden von der Hand weisen. Wir dürfen ihm, dessen Weisheit die Zeitgenossen so sehr rühmen, aber so viel diplomatischen Takt und Klugheit zutrauen, daß er auch Angesichts der Unmöglichkeit auf des Böhmenkönigs hochgespannte Forderungen eingehen zu können, gegen denselben sicherlich nicht die drohende Sprache geführt haben wird, welche ihm ein gleichzeitiger Berichterstatter in den Mund legt. – Am 5. Mai 1292 wurde unter dem überwiegenden Einflusse der Erzbischöfe von Köln und Mainz, sowie des Böhmenkönigs Wenzel Adolf von Nassau, ein minder mächtiger Graf zum deutschen („römischen“) König gewählt. Bis kurz vor der Wahl hatte Herzog Albrecht gehofft, er werde wenigstens die Stimmen von Baiern, Sachsen und Brandenburg erhalten. Darum war er, um noch in letzter Stunde achtunggebietend und für alle Fälle gerüstet auftreten zu können, an der Spitze einer für jene Zeiten sehr ansehnlichen Streitmacht durch Schwaben an den Rhein gerückt und hatte auf seinem Zuge im April 1292 unsern Grafen, seinen Oheim, zu Markgröningen besucht. Da aber schließlich selbst Herzog Ludwig von Baiern, Albrechts Schwager, für den Nassauer gestimmt hatte, die Wahl somit einstimmig ausgefallen war, so fügte sich der kluge Herzog in’s Unvermeidliche, unterwarf sich dem neuen Reichsoberhaupte und nahm von diesem seine Herzogthümer zu Lehen. Wiewol es nun eine der ersten Regierungshandlungen König Adolfs gewesen, daß er unserem Grafen A., dem nahen Anverwandten seines Nebenbuhlers um den deutschen Thron, die Reichslandvogtei von Niederschwaben abgenommen und Heinrich von Isenburg, einem Vetter seiner Gemahlin, übertragen, so besaß A. doch so viel Klugheit, daß er, als das neue Reichsoberhaupt im J. 1293 in einigen schwäbischen Reichsstädten sowie in Speier Hoftage hielt, mit anderen Grafen des Landes sich auch auf denselben einstellte und den von dem Könige gebotenen Landfrieden beschwor. Andererseits fehlt es auch [666] nicht an Beweisen davon, daß König Adolf eben schon im ersten Jahre seiner Regierung unseren Grafen, den treuen Anhänger des habsburgischen Hauses und auch in weiteren Kreisen geachteten Herrn, durch Gunstbezeugungen für sich zu gewinnen suchte, und so vor der Hand wenigstens ein leidliches Verhältniß zwischen beiden geschaffen wurde. Dabei blieb aber A. nach wie vor treuer Berather und kräftiger Beistand seines Neffen, des Herzogs Albrecht von Oesterreich. So wandte sich denn letzterer, als im J. 1295 der österreichische Adel sich gegen ihn erhoben, mit der Bitte um Beistand vor allen an A., seinen Oheim, und dieser beschränkte sich nicht darauf, daß er für seine Person mit einer ansehnlichen Streiterzahl seinem Neffen zu Hilfe kam, sondern gewann auch noch mehrere andere schwäbische Grafen zum Zuzug. Bei diesem Aufstand, welcher übrigens im Ganzen und Großen in Kurzem unterdrückt worden, hatte allem Anschein nach König Adolf im Geheimen die Hand im Spiel gehabt, wohl um Gelegenheit zu bekommen, sich in die Angelegenheiten des Herzogs mischen zu können. Dadurch machte er sich aber Albrecht vollends zum entschiedensten Gegner, und sicherlich wurde über die aus dieser neuen Verwicklung sich ergebenden Eventualitäten damals zwischen Oheim und Neffen im Geheimen verhandelt. Um dieselbe Zeit hatte sich König Adolf bereits zwei andere mächtige Gegner, den Erzbischof Gerhard von Mainz und König Wenzel von Böhmen, auf den Hals geladen. Um die Stimmen dieser beiden zum König für sich zu gewinnen, hatte er wie zuvor dem Erzbischof von Köln auch denselben zu großem Nachtheil des Reichs und erheblicher Schädigung der Autorität von dessen Oberhaupt eine Reihe sehr weitgehender Versprechungen gemacht und deren Erfüllung beschworen, ja schließlich sämmtlichen Kurfürsten das unerhörte, schmähliche Zugeständniß verbrieft, er werde, wenn er den gegen sie eingegangenen Verpflichtungen nicht nachkommen würde, des durch ihre Wahl erlangten Rechtes auf die Krone verlustig und wolle keinen Widerspruch erheben, wenn sie an seiner Statt alsdann einen andern Fürsten auf den deutschen Thron setzen. Noch im J. 1296 hatte aber König Adolf die meisten seiner Zusagen nicht nur nicht erfüllt, sondern vielen davon und just den wichtigsten geradezu entgegengehandelt. Als so Böhmen und Mainz, von Köln nicht zu reden, welches zu Adolfs Wahl den Anstoß gegeben, aber bei dem ganzen Handel am schlechtesten weggekommen, allen Grund hatten, sich von dem Nassauer ganz abzuwenden, ersteres auch Sachsen und Brandenburg, die es seiner Zeit für denselben gewonnen, von ihm abgezogen, es inzwischen auch der Königin von Böhmen gelungen war, zwischen ihrem Gemahl und Bruder Albrecht von Oesterreich ein gutes Verhältniß herzustellen, kam es auf der gegen König Adolf offenbar ostensibler Weise in Scene gesetzten, überaus pompösen Krönung Wenzels durch den Mainzer zwischen diesen beiden und den anwesenden Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg im Juni 1297 in Prag zu einer förmlichen Coalition, welche sich die Aufgabe stellte den Nassauer abzusetzen und an dessen Stelle Albrecht von Oesterreich auf den deutschen Thron zu erheben. Dieser wohnte mit seinem Oheim, unserem hohenberger Grafen, dem großen Feste auch an und that sich durch Entfaltung außerordentlicher Pracht und glänzender Gastfreundschaft hervor. Bei dieser Zusammenkunft erhielt A. den Auftrag, die Reichsstädte und den Adel in Schwaben, Franken und am Rhein für seinen zur Krone ausersehenen Neffen Albrecht zu gewinnen, denn man mußte darauf gefaßt sein, König Adolf werde, seinem schmählichen Zugeständniß allerdings entgegen, sich mit Waffengewalt im Besitz der Krone zu behaupten suchen. Unser Graf übernahm auch die Mission, da sich nach seiner Ueberzeugung Adolf von Nassau des Thrones unwürdig gemacht und das Reich ein Oberhaupt nöthig hatte, welchem eine ansehnliche Hausmacht zu Gebote stand und das sich bereits als tüchtiger Regent erprobt. [667] Albert’s Ansehen und Unterhandlungskunst gelang es auch, gefördert von den reichen Gaben, welche er aus der Kasse seines mächtigen Neffen spenden, und den glänzenden Versprechungen, die er in dessen Namen machen konnte, demselben unter dem Adel jener Gegend des Reichs manchen Anhänger zu gewinnen. Hartnäckig aber weigerten sich ihm gegenüber die schwäbischen Reichsstädte, sich für den habsburgischen Throncandidaten zu erklären, und als er sie schließlich mit Waffengewalt dazu zwingen wollte, da unterlag er ihrer vereinten Kriegsmacht, welche ihm fünf Burgen zerstörte und ihn sogar aus seiner Grafschaft vertrieb.

Auch von Seiten der obgenannten vier Kurfürsten und ihres Candidaten für den zu besetzenden Thron sowie von diesem selbst erfolgten nun entschiedene Schritte, um den neu beschlossenen Plan durchzuführen. Jene setzten den Papst in Kenntniß von dem beschlossenen Vorhaben und baten um dessen Zustimmung, Herzog Abrecht aber sandte seinen Oheim A. nach Rom. Da sollte er, unterstützt von namhaften Spenden in Gold und Silber, welche ihm sein reicher Neffe eingehändigt, den heiligen Vater und die Kardinäle für denselben günstig stimmen. Von seiner Mission im Februar 1298 nach Wien zurückgekehrt, half A. seinem Neffen die Vorbereitungen treffen zu der Heerfahrt gegen König Adolf, welcher die Absicht kundgegeben hatte, seinen Rivalen in Oesterreich anzugreifen. Da mußte nun vor allem Albrechts Heer der Weg durch die Lande der Herzoge Otto und Rudolf von Nieder- und Ober-Baiern geöffnet werden, denn beide standen auf König Adolfs Seite, wiewol ersterer Albrechts Schwager, letzterer aber durch seine Mutter Mechtilde dessen Neffe war. Auf inständige Bitte der letzteren gestattete Herzog Rudolf seinem Oheim den Durchzug durch sein Land. Und A. brachte bei einer Zusammenkunft der Herzoge Albrecht und Otto zu Passau Ende des Februar zwischen beiden einen Vertrag zu Stande, der seinem Neffen den Marsch seines Heeres durch Nieder-Baiern sicherte.

Um den 20. April 1298 standen König Adolf und Herzog Albrecht von Oesterreich bereits bei Kenzlingen im Breisgau einander gegenüber. Mittlerweile hatte sich Herzog Otto von Niederbaiern mit einer ansehnlichen Streitmacht aufgemacht, um zu dem Könige zu ziehen. Sein Marsch an den Rhein erfolgte auf der alten Straße, welche von Ulm zunächst im Donauthal, dann über die Alb nach Oberndorf am Neckar und von da nach Schiltach und durch das Kinzigthal in die Rheinebene führte. Auf dem Marsche von Oberndorf nach Schiltach kam der Baiernherzog in die Nähe von Albert’s Grafschaft und Besitzungen, zu welchen unter anderen Burg und Dorf Leinstetten im engen Glattthale gehörte, über welches in dieser Gegend die von Hochmössingen her führende Römerstraße Ifflingen zu führte. Er bezog höchst wahrscheinlich auf der Hochebene zwischen Oberndorf und Fluorn, in der Nähe der Straße nach Schiltach, ein Zeltlager und das Gerücht lief um, er und seine Ritter führten „reiche Habe“ mit sich. Als Graf A. die Kunde erhalten hatte, daß die Baiern den Neckar überschritten, beschloß er sie anzugreifen und ihnen den Marsch an den Rhein zu wehren. Eiligst bot er die Vasallen und Dienstmannen sowie gegen sechshundert mit Spießen u. dergl. bewaffnete Bauern seiner Grafschaft auf. Wie groß die Zahl seiner ritterlichen Streiter war, weiß man nicht. Nach unserem Dafürhalten können es weitaus nicht hundert gewesen sein. Da diese seine Streitmacht quantitativ und qualitativ weit geringer war als die des Herzogs von Baiern, so konnte er als erfahrener Kriegsmann sich nur von einem Ueberfall des baierischen Lagers einen Erfolg versprechen. Darum wurde allererst ein „Spähe“ (Spion) ausgesandt, um die Stärke der Baiern, insbesondere ihre Kampfbereitschaft auszukundschaften. Derselbe kehrte mit der Botschaft zurück, die Feinde stünden ganz sorglos in ihrem Lager. Darauf zog A., von manchen [668] seiner Ritter, welche an die reiche Habe der Feinde dachten, in seinem Vorhaben bestärkt, mit seinen Mannschaften Nachts gegen dieselben aus in der Meinung, er könne sie noch in ihren Zelten liegend überfallen. Als er aber mit Tagesgrauen dem feindlichen Lager näher gekommen war, sah er zu seiner größten Ueberraschung die Baiern kampffertig auf ihn und die Seinigen anrennen. Bald entspann sich von beiden Seiten ein beispiellos hitziger, hartnäckiger Kampf, der auch eine Zeit unentschieden blieb. Nicht lange aber hielt der tapfere Widerstand bei den meisten hohenbergischen Rittern an. Ein Theil derselben verließ sogar nach kurzem Kampf die Walstatt, um das baierische Lager zu plündern; andere jagten, als die Baiern immer ungestümer auf Albert’s kleine Ritterschaar eindrangen, in panischem Schrecken davon. Und solcher waren es nach den Angaben eines unparteiischen, zuverlässigen Berichterstatters, welcher selbst dem schwäbischen Adel angehörte, mehr als vierzig. So kam A. am Ende mit seinen wenigen Getreuen, wiewol sie wie Löwen kämpften, in die größte Noth. Als die Kunde hievon zu den hohenbergischen Bauern, welche sich bis dahin mit döm Fußvolk und den Reisigen des Baiernherzogs herumgeschlagen hatten, gedrungen war, jagte ein starker Haufen derselben zum Kampfplatze ihres gräflichen Herren, umringte den Knäuel der feindlichen Ritter und suchte deren Rosse niederzustechen, um ihrem Herrn zu Hilfe zu kommen. Da wandte sich ein Theil der feindlichen Ritter gegen die Bauern und es entspann sich zwischen beiden ein so heftiger Kampf, daß mehrere hundert der letzteren, welche tapfer Stand hielten, getödtet wurden.

Inzwischen gewann A. in so weit Luft, daß er mit den wenigen, die bei ihm ausgehalten, sich durch die baierischen Ritter, welche ihn umzingelt hatten, durchschlug und aus der alten, an vielen Stellen noch erhaltenen, gepflasterten Straße, welche nordwärts zum Glattthal führte, seine Burg Leinstetten zu erreichen suchte. Wiewol von zahlreichen Feinden verfolgt, gelang es ihm auch nach manch hitzigem Scharmützel mit den Verfolgern doch das genannte tief eingeschnittene enge Thal zwischen Bettenhausen und Leinstetten zu erreichen. Da kam es nun im Angesicht der genannten Burg zum letzten Kampfe zwischen dem Grafen und seinen wenigen Getreuen einer- und den Verfolgern andererseits. Und nach verzweifelter Gegenwehr stürzte A. aus mehreren Wunden blutend, nachdem gegen Ritterbrauch auch sein Streitroß verwundet worden und einer der Gegner einen tödtlichen Streich gegen ihn geführt hatte, zu Boden. Mit ihm deckten noch viele andere, darunter von baierischer Seite ein Graf von Landau, die blutige Walstatt. Es war am 17. April 1298. Und noch jetzt weiß man die Stätte, auf welcher der Sänger und Held seinen starken Geist ausgehaucht. Sie war noch am Ende des 16. Jahrhunderts durch viele steinerne Kreuze bezeichnet, welche auf in dem Wiesengrund liegenden Steinen ruhten, und meist mit den Wappen und Namen der Gefallenen, darunter insbesondere auch Albert’s wie auch der Jahreszahl (1298) versehen waren. Davon heißen die dortigen Wiesen noch heute im Volksmunde und auf der Flurkarte von Leinstetten die „Kreuzwiesen“; von den daselbst ehedem gestandenen Steindenkmalen aber weiß man nichts mehr. Doch hat sich in dem genannten Dorfe die Sage erhalten, in uralten Zeiten sei in der Nähe eine Schlacht gewesen, in welcher die Rosse tief im Blute gestanden. Und noch ist Albert’s und seiner Gemahlin Margaretha († 1296) Grabstein im Chor der Kirche des vormaligen Klosters Kirchberg bei Haigerloch ziemlich gut erhalten. So ist denn Graf A. für seine Ueberzeugung, nur ein deutscher Fürst von ansehnlicher Hausmacht und erprobten Regenten-Tugenden sei fähig und würdig, die deutsche Krone zu tragen, beziehungsweise für die Sicherung der Nachfolge des habsburgischen Hauses auf dem deutschen Throne den Heldentod gestorben. Und innige Theilnahme [669] fand bei seinen Zeitgenossen in weiten Kreisen Albert’s tragisches Ende. Nicht minder bitter und strenge aber rügte die öffentliche Meinung seiner Zeit das Gebahren derjenigen hohenbergischen Ritter, welche aus Feigheit oder Beutegier ihren Herrn so schmählich im Stiche gelassen.

Graf A. war drei Mal vermählt, Tauf- und Geschlechtsname ist aber nur von seiner zweiten Gemahlin, mit welcher er sich im Jahre 1282 verband, urkundlich überliefert: es war dies Margaretha, die Tochter des berühmten Grafen Heinrich von Fürstenberg, des Ahnherrn von dem jetzigen fürstlichen Hause (s. oben).

A. ist aber nicht nur einer der wenigen Herren von Adel seiner Zeit, welche noch Gönner der Dichter und Sänger waren, sondern er glänzte selbst unter denselben. Und in „dem Herrn von Heinburc“ (ehedem hohenbergisches Schloß bei Haigerloch), welchem der schwäbische Dichter Marner nachrühmt, es seien ihm „rede, wort und rîme in sprüchen kunt“, kann man aus Gründen, die hier nicht weiter zu erörtern sind, füglich unseren Hohenberger erkennen. Leider ist nur ein Gedicht von ihm auf uns gekommen, welches aber von um so größerem Werth ist, weil er sich hierin als sittlich reinen Charakter kundgiebt in einer Zeit, da nach dem Sprichwort: „verboten wazer bezzer sint denn offen win“ zumal unter höheren Ständen Verletzung der ehlichen Treue an der Tagesordnung war. Darum mögen hier wenigstens einige Verse der ersten Strophe Platz finden, welche lauten:

„Ist ie man in der welte baz
denn einem der sîn staetez liep
mit armen hat alumb und umb beslozzen?
Treit sie im Triuwe an allen haz
dast bezzer, dan ein minnen diep“ etc.

Und daß an Albert’s Hofe Dichtung und Sang in Ehren stand und gepflegt worden, beweist auch der Umstand, daß einer seiner Hofbeamten, der Küchenmeister, bekannt unter dem Namen Heinzelin von Constanz, Dichter gewesen. Dabei war unser Graf ein Freund von Scherz und heiterer Geselligkeit, denn einer seiner Notare, genannt der Kappadozier, war ein lustiger und witziger Geselle, mit dem sich auch König Rudolf gerne unterhielt und der, wie es scheint, gewissermaßen die Rolle des Hofnarren spielte, während Heinzelin der Hofpoet war. Mit Albert’s Sohne und Nachfolger Rudolf I., welcher in dem Kronenstreit zwischen Ludwig dem Baier und Friedrich dem Schönen von Oesterreich eine hervorragende Rolle gespielt, endete die von dessen berühmtem Vater geschaffene Blüte des hohenbergischen Grafenhauses. Am Ende des 14. Jahrhunderts war der ganze, einst so ansehnliche Besitzstand desselben in fremden Händen, denen des Erzhauses Oesterreich und der Grafen von Wirtemberg, und im J. 1486 starb das Geschlecht im Mannsstamme aus.

L. Schmid’s Monumenta Hohenbergica und Geschichte der Grafen von Zollern-Hohenberg (Stuttgart, Gebrüder Scheitlin, 1862), worin sich an Ort und Stelle die Quellen und Hilfsmittel[WS 1] im Einzelnen verzeichnet finden. – Desselben Verfassers Schrift: Die Wahl des Grafen Adolf von Nassau zum römischen König 1292. Herausgegeben v. d. Verein für Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung, Wiesbaden 1870.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hilfsmitel